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Erfahrungsbericht: Kontokündigung / Kontosperre durch comdirect

BankKunde
Autor ★
8 Beiträge

Hallo!

 

Dieser Thread hat eigentlich schonmal existiert, musste aber aus rechtlichen Gründen vorsichtshalber nochmal entfernt werden. Da sich die Thematik nun jetzt vorerst erledigt hat, möchte ich euch meine Erfahrungen mit der comdirect Bank zusammenfassen. Das hier ist keine Anleitung oder Aufruf, etwas nachzumachen. Es ist ein reiner Erfahrungsbericht und sollte als dieser verstanden werden.

 

Nochmal vorab: ich bin nicht auf der Suche nach "comdirect ist super, du bist selbst schuld"-Kommentaren. Ihr könnt natürlich eure Meinung frei äußern und die comdirect toll finden, aber für mich hat diese Erfahrung einen entsprechenden Eindruck hinterlassen, der bleibt.

 

Hinweis: Da es hier um zwei Konten geht, wechsle ich zwischen normaler und kursiver Schrift hin und her. Das sollte die Lesbarkeit entsprechend erhöhen. 

 

Meine Partnerin und ich sind beide mit unseren Hauptkonten bei der comdirect. Ich seit mehreren Jahren und meine Partnerin auch seit wenigen Jahren (auf Empfehlung durch mich). Bisher gab es keine Probleme, keine Konten im Minus. Mein Konto war zusätzlich mit einem (mäßig aktiven) Depot ausgestattet.

 

Ich erhielt Mitte Mai einen Brief mit der Bitte um Erklärung diverser Zahlungseingänge. Zu der Natur der Zahlungseingänge möchte ich mich nicht weiter äußern, aber ich möchte betonen, dass die Nachfrage hierzu zumindest berechtigt war. Ich hatte nur eine Woche Zeit, dieses Schreiben zu beantworten, was jedoch extrem kurz war. Also antwortete ich Ende Mai per ausführlicher Erklärung. Ich bat vorab um mehr Zeit, aber telefonisch war niemand aus der Fachabteilung zu sprechen. Mein Glück mit einem "bitte geben Sie mir mehr Zeit"-Schreiben wollte ich dann ehrlich auch nicht versuchen.

 

Jetzt wird es etwas kompliziert: kurz nach meiner Antwort an die comdirect Bank wies das Konto meiner Partnerin Seltsamkeiten auf. Alle Karten waren gesperrt und Verfügungen über das Guthaben nicht mehr möglich. Lastschriften gingen jedoch weiterhin durch. Auf telefonische Anfrage heiß es jedoch nur, dass die Bank sich hierzu nicht äußern kann und man bitte warten solle.

 

Anfang Juni bekam ich dann wieder Post zu meinem Konto. Kündigung ohne Angabe von Gründen mit zweimonatiger Frist. Sofortige Untersagung der Kredit- und Debitkartennutzung und Senkung der Limits beiden Karten auf 0, womit mein Konto entsprechend erstmal mit dem aktuellen Kreditkartenstand verrechnet wurde. Diesen glich ich sofort aus. Man stelle sich nur mal vor, man ist im Ausland, kann den Brief innerhalb einer Woche nicht beantworten oder bekommt dann trotzdem die Kündigung und kann nicht mal mehr seine Kreditkarte nutzen. Irgendwie gruselig.

 

Auf telefonische Anfrage erteilte mir ein sehr sachlicher, aber netter MA, die Auskunft, dass meine Antwort auf das Schreiben vermutlich nicht ausführlich genug war. Zumindest würde ihm als Bankmitarbeiter das nicht reichen. Mir wurde angeraten, mich erneut schriftlich vorzustellen. Mein Konto war jedoch nicht weiter eingeschränkt - ich konnte also über positive Guthaben verfügen (zum Glück).

 

Dies tat ich dann auch umgehend und reichte eine größere Menge von Belegen ein sowie stichhaltige Hinweise darauf, dass die beanstandeten Zahlungen nicht mehr wiederholt werden und somit der von mir selbst vermutete Kündigungsgrund zukünftig nicht mehr Bestand haben sollte. 

 

Das Konto meiner Partnerin war weiterhin gesperrt. Ein zwischenzeitlich eingereichter Überweisungsauftrag wurde nicht bearbeitet und eine einstellige Lastschrift von PayPal wurde inzwischen auch abgelehnt (trotz vorhandener Deckung versteht sich). An das Geld kamen wir weiterhin nicht.

 

Nun erreichte mich diese Woche dann ein erstes Schreiben zu meiner Kündigung. Scheinbar wurden meine Ausführungen entsprechend akzeptiert und für sinnvoll befunden: die Kündigung wurde per sofort zurückgenommen, meine Kartenlimits zeitnah wieder eingerichtet.

 

Nun waren wir jedoch total verwirrt. Mein Konto war nie gesperrt, die Kündigung zurückgenommen. Wir hatten bisher immer angenommen, dass die Sperrung meiner Partnerin dadurch verursacht wurde, dass man bei mir Rückfragen gestellt hat. Dem war wohl nicht so. Zumindest müsste in der logischen Kette jetzt auch bei ihr kein Grund mehr bestehen, das Konto weiterhin blockiert zu halten.

 

Also gingen wir endlich in die Offensive. Per Schreiben baten wir nun die Bank, das Geld mit entsprechend kurzer Frist wieder freizugeben. Eine unbegründete Sperrung über Wochen hinweg ist nicht nur untragbar, sondern auch existenzbedrohend. Eine entsprechender Hinweis auf eine mögliche einstweilige Verfügung und Beschwerden bei der BaFin sowie dem Ombudsmann privater Banken sollten verdeutlichen, dass wir uns unserer rechtlichen Mittel bewusst sind.

 

Und genau einen Tag später gab es schon die Antwort. In der PostBox fand sich nun eine Kündigung (mit Frist) ohne Angaben von Gründen. Über das Geld kann jedoch wieder vollständig verfügt werden, die Sperre ist also aufgehoben. Über die Gründe der Sperre wird man vermutlich nie etwas erfahren. Die Sache ist damit zumindest hier abgeschlossen.

 

Das war er nun, der Bericht. Ich persönlich bin sehr enttäuscht von der Bank. Zwar hat man freundlicherweise meine Kündigung zurückgenommen, aber das Verhalten bei meiner Partnerin ist wirklich unverschämt. Ich gehe ehrlich davon aus, dass die Bank das Konto aufgrund eines Verdachts einfach gesperrt hat und dann auf eine Warteliste von Überprüfungen gesetzt hat. Erst das nachdrückliche Schreiben mit entsprechender Signalisierung über die Bekanntschaft der eigenen Rechte hat plötzlich über Nacht Bewegung in die Dinge gebracht. Vermutlich hat davor niemand erst aufs Konto geschaut.

 

Ich verstehe, dass die Bank rechtliche Regelungen umsetzen muss und ich verstehe, dass die Bank nicht immer das machen kann, was der Kunde sich wünscht. Aber ich bin auch der festen Überzeugung, dass manch andere Bank vielleicht nochmal zum Hörer (oder Briefpapier) gegriffen hätte, um die Sache auf dem schnellen Weg zu klären. Aber auch hier muss man sich selbst als Kunde immer eins vorführen: wer ein 0€-Konto will, darf die Bank auch nur 0€ kosten.

 

Danke fürs Lesen und hoffentlich hilft dieser Bericht manch einem, der wie wir einen verdammt schlechten und verängstigten Tag hatte und beruhigt etwas.

 

(CC an @Antonia@haxo@__dpk@Morgenmond@dg2210@Zilch - nochmals vielen Dank für die hilfreichen Antworten im alten Thread. Und sorry, falls ich jemanden übersehen habe!)

9 ANTWORTEN

ae
Mentor ★★★
2.943 Beiträge

Vielen Dank @BankKunde @für Deinen ausführlichen Bericht. 
Habe aufmerksam den Thread und die Reaktionen auf die Löschung dessen verfolgt auch wenn ich nicht darauf geantwortet habe. 
Sehr ehrenwert von Dir dass Du da noch mal darauf eingegangen bist und nicht wie schon so oft passiert, alles einfach im Raum stehen ließt. 

Somit dürfte etwas Unsicherheit diesbezüglich für die Leser rausgenommenen sein. 

Ich hoffe dass Du dennoch der Community erhalten bleibst

 

gruss ae

—————————
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden

Joerg78
Mentor ★★★
2.728 Beiträge

Danke für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht, @BankKunde !

Es bestätigt einerseits meinen Verdacht "Mitgehangen, Mitgefangen", d.h. wenn ein Familienmitglied Probleme mit dem Konto der Commerzbank/comdirect hat, dass andere Familienmitglieder mit ihren Konten auch entsprechende Probleme bekommen können (wurde hier auch schon gelegentlich thematisiert); auf der anderen Seite bin ich aber auch überrascht, dass zumindest in deinem Fall die Kündigung tatsächlich wieder zurückgenommen wurde, das hätte ich so nicht erwartet.

Nichtsdestotrotz verstehe ich deine Enttäuschung über die Bank - würde mir definitiv nicht anders ergehen.

 

Viele Grüße,

Jörg

dddd
Autor ★
3 Beiträge

unglaublich, genau das selbe passiert jetzt bei mir. 

Wie lange hat es gedauert bis das Geld entsperrt war?

Das ist äregerlich, wie soll man ohne sein Geld leben?

Ich warte schon 4 Tage, habe schon Bafin und Ombudsmann privater Banken geschrieben. Auch die Staatsanwaltschaft und mein Anwalt hat gesagt dass ich zur Polizei gehen soll.

Morgenmond
Mentor ★★
1.789 Beiträge

@BankKunde 

vielen Dank für deine nochmalige sachliche Schilderung der Abläufe.

 

Was mich hierbei besonders aufregt/entsetzt ist die "Sippenhaft" die von der Bank

verhängt wird. Prüfung und Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften ist das Eine (und auch absolut notwendig und sinnvoll !) aber Kontensperrung und dann auch noch gleich mit von Ehepartnern (und auch Kindern wie in einem anderen Beitrag mal zu lesen war) das geht gar nicht. Zumal es absolut keine Information seitens der Bank gibt über Grund und Dauer.

 

Ich  hoffe, dass Betroffene sich diesbezüglich an diverse Instutitionen (Verbraucherzentrale, BAFIN etc.) wenden und dieses kundenschädigende Gebahren mal öffentlich wird.

 

Gruß Morgenmond

TutsichGut
Mentor ★★★
2.304 Beiträge

Danke @BankKunde  für die, für mich sachlich und chronologisch nachvollziehbare, Darstellung des Desasters. 

Viel Glück und ich wünsche Keinem, dass er sich einmal so hilflos fühlen muss.

Eigentlich eine Frechheit, per Brief ein Frist von einer Woche zu geben ohne die Sicherheit zu haben, dass der Brief schon einen Tag nach Erstellung zugestellt wurde.

Soweit mir bekannt ist, gibt man auch eine Telefonnummern in seinen Einstellungen an. Und wenn man als Bank diese nur benutzt, um Werbung für Produkte zu platzieren und nicht um einen langjährigen Kunden zu informieren, dann hat die KI gewonnen und wir Kunden haben verloren.

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

__dpk
Mentor
855 Beiträge

@BankKunde Danke für die ausführliche Beschreibung.

 

Kundenfreundlich sind diese Fristen und das Kündigungsverhalten nicht.


Zur Risikostreuung ist es wohl besser, wenn Ehepartner ihre Konten nicht bei der gleichen Bank haben. 

Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.
- Albert Einstein -

Dr. Strange
Autor ★★
27 Beiträge

Die Commerzbank stand/steht wegen Missachtung amerikanischer Embargovorschriften unter intensiver Beobachtung der US Behörden; lediglich ein Schuldeingeständnis mit weitreichenden Zugeständnissen hat sie vor dem Verlust der amerikanischen Lizenz und damit ggf. dem Ruin bewahrt.

 

Ich vermute, dass dieser Vorfall die Compliance Abteilung derart traumatisiert hat, dass nun jeder nach so geringe Verdachtsfall zum Anlass kompromisslosen Vorgehens wird.

Aus Sicht der Bank ist das auch vollkommen logisch: kein Kunde ist es Wert, der Bank bei einem Audit der Amerikaner existenzbedrohenden Ärger zu bereiten.

Das betrifft nicht nur die Kunden, sondern auch die Mitarbeiter der Bank, wie man in dieser sehenswerten Doku sehen kann:

https://www.youtube.com/watch?v=beAHn-d7hx0

 

Ich denke die damalige Erfahrung ist bis heute ein Grund für die überschießenden Reaktionen bei eher belanglosen Vorfällen, die die meisten anderen Banken mit einem Telefonat oder freundlicher Nachfrage beilegen würden.

Auch die im Vergleich zu anderen Banken eher strenge Auslegung von DSGVO und MiFID II Regularien ist auffallend.

 

Für mich stellt sich die Commerzbank als ein Partner mit schlotternden Knien dar, der beim geringsten Anlass zusammenzuckt.

Für die meisten von uns dürfte das kein Problem sein, aber wehe es trifft mal eine 6stellige Schenkung der Eltern auf dem Konto ein, man nimmt eine Bareinzahlung aus einem privaten Autoverkauf vor,  der iranische Kommilitone überweist seinen Anteil an der Pizza vom Wochenende oder ein entfernter Bekannter verwendet einen dümmlichen Verwendungszweck.

 

Dann ist ganz schnell das Konto futsch. Und sicherheitshalber das der Familienangehörigen gleich mit. Idealerweise dann, wenn man grade im Urlaub ist, und man außer den Karten der Commerzbank nichts anderes dabei hat.

 

Wie schon oben geschrieben sollte ein Paar niemals beide Konten hier unterhalten. Auch als Single ist ein Zweitkonto immer ratsam, und im Ausland nie allein auf Karten der Commerzbank verlassen. Dann passt das schon; die Chance dass man selbst betroffen sein wird, dürfte immer noch gering sein.

 

Darüber hinaus bin ich seit Jahrzehnten im Grunde ein zufriedener Kunde der comdirect und habe keinen Grund, das zu ändern 😊

__dpk
Mentor
855 Beiträge

@Dr. Strange 

Ich stimme Dir dabei voll zu, auch was den letzten Satz angeht.

 

Aber, wenn die Bank plötzlich zusammenzuckt, dann macht die Kundschaft das verständlicherweise auch.  
Es wäre schön, wenn diesbezüglich etwas Ruhe einkehren und die Bank sich auf die wirklichen Verdachtsfälle fokussieren würde. Wäre auf Dauer für alle Beteiligten besser.

Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.
- Albert Einstein -

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Oder hat die Ex-Frau bzw. Ex-Freundin bei der Commerzbank einen Job bekommen? 😁

 

Ich hatte so was ähnliches mal beim Zahnarzt. Da wusste ich noch nicht das die zornige Ex-Freundin dort nun arbeitet.