am 19.09.2020 19:08
Hallo,
ich habe vor einigen Jahren meine Altersvorsorge in die eingenen Hände genommen und bespare seitdem fleißig ETFs.
Nun hatte ich vergangene Woche einen Beratungstermin bei einem Finanzberater, der mir nahegelegt hat, dass ich steuerlich da noch einiges optimieren könnte indem ich auf eine staatlich geförderten fondsgebundenen Basisrente umsteige (z.B. der Continentale BasisRente Invest).
Aus seiner Sicht würde das aus zwei Gesichtspunkten sinnvoll sein:
- keine Kosten / Verluste bei Umschichtungen (Rebalancing), was ja bis zu meiner Rente (>30 Jahre) durchaus noch ein paar Mal vorkommen dürfte
- steuerliche Absetzbarkeit (bin in Steuerklasse 4, 42% Grenzsteuersatz) und Wiederanlage der jährlichen steuerlichen Erstattung z.B. in mein ETF-Depot
Das klingt für mich erst einmal plausibel. Gibt es hier einen "Steuerexperten" der das beurteilen könnte bzw. einen Rat für mich hätte?
Danke vorab & Viele Grüße
Sven
Link zur genannten Basisrente:
https://www.continentale.de/basisrente-fondsgebunden
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 27.09.2020 18:33
Was willst du berechnen. Es ist einfacher zu rechnen als du denkst.
Beim MSCI World Netto Index sind bereits rund 25% Quellensteuern auf die Dividenden vom Idexanbieter abgezogen. Der volle Satz. Man zahlt aber als Deutscher nur den verminderten von rund 15% Quellensteuer. Die ETF Fondsgesellschaft nimmt rund 0,25% Gebühren sodass Gebühren plus verminderten Quellensteuersatz wieder rund 25% der Dividendenrendite ergeben.
Der ETF entwickelt sich also wie der Netto-Index. Und am Schluss zahlst du 18,45% Steuern auf den Gewinn (70% von 26,357% sind 18,45%).
am 27.09.2020 18:44
Zinsen gibt es beim MSCI World nicht und die Dividenden kannst du dir ausrechnen indem du die einzelnen MSCI World Indices miteinander subtrahierst ("gross" ist mit vollen Dividenden, "netto" ist mit Dividenden nach Steuern und "price" ist ohne Dividenden).
Findest du auf msci.com
Aber warum brauchst du das?
am 27.09.2020 18:52
@Towo Sorry finde ich nicht. Kannst du einen Link teilen?
Weil ich gerne den genannten Fondrechner verwenden möchte, da mir das als die beste Methode für mich erscheint hier ein belastbares Ergebnis herzuleiten.
By the way: In Szenario 2 wird mir diese höher zu erwartende Rendite (da ich ja deiner Meinung nach den falschen Rechner benutzt habe) auch zu Gute kommen, denn die Wiederanlage der Steuererstattungen wird somit ja auch mehr Rendite abwerfen. Somit wird das Gesamtbild das gleiche bleiben:
Szenario 2 wird unterm Strich mehr bringen.
am 27.09.2020 18:58
Kannst auch deinen Fondsrechner nehmen. Kommt bei mir auch knapp 570.000 Euro bei raus. Die Steuern musst du dir halt dann vom Gewinn ausrechnen, das zieht der Rechner nicht selbst ab.
am 27.09.2020 19:00
Doch das tut er, wenn man den Haken setzt. Sogar mit Berücksichtigung des Steuerfreibetrags. Genau deswegen will ich den u.a. ja auch verwenden.
Kannst du mir von deiner Berechnung bitte einfach kurz einen Screenshot anhängen?
am 27.09.2020 19:07
am 27.09.2020 19:10
Dann berechnet der Rechner jährliche Steuern. Das ergibt ein völlig anderes Ergebnis. Du zahlst die Steuern am Ende (außer die Quellensteuer im Ausland).
am 27.09.2020 19:11
Um den Freibetrag zu nutzen kannst du Fondsanteile verkaufen und sofort wieder zurück kaufen um Gewinne zu realisieren.
am 27.09.2020 19:27
Ok. Verstanden. Habe die Besteuerung mal nach deiner Methode (18,45% am Ende) in mein Excel aufgenommen. Ergebnis siehe Anhang.
Bleibt laut der Kalkulation bei Szenario 2. Auch wenn der Unterschied jetzt nicht riesig erscheint. Ich werde nochmal drüber schlafen.
@GetBetter @Rob1995Nord @ppjjll - Für euch zur Nachvollziehbarkeit:
- Verzinsung von 6% p.a. für Szenario 1 und Wiederanlage Steuererstattung angenommen
- Werte für Basisrente aus Beispielrechnung (Kosten schon enthalten, siehe oben im Diskussionsverlauf), Versteuerung des Rentenbetrags mit 30%
- Fondrechner verwendet (Eingabe: Sparrate Szenario 1: 500€ monatlich bzw. 1008€ jährlich für die Wiederanlage, Jährlicher Kurszuwachs 4,5%, Jährliche Erträge 1,5%, Laufzeit 34 Jahre, Ausgabeaufschlag 1,5%) -> Ergebnisse in Excel übertragen für Endkapital vor Steuer und Gewinn)
- Steuerabzüge nach Rückmeldung von @Towo mit 18.45% auf den Gewinn berechnet
am 28.09.2020 00:09
Ich habe den Verlauf jetzt nur überflogen ohne irgendwelche Zahlen nachzuvollziehen.
Respekt dür die Detailverliebtheit aber ich betrachte die Sache einfach von der pragmatischeren Seite:
Ich sehe keinen Grund warum die Versicherung am Kapitalmarkt langfristig erfolgreicher sein sollte als der Privatanleger.
Das Problem ist, dass die Faktoren in Punkt 1 reinwirtschaftlicher Natur und daher so sicher wie das Amen in der Kirche sind. Im Gegensatz dazu kann die Steuergesetzgebung aber in 5 Jahren auf den Kopf gestellt sein, so dass der Positiveffekt keineswegs sicher ist.
Ob da am Ende 50 € oder 100 € Unterschied stehen finde ich daher völlig unwichtig. Und auch wenn der Todesfall abgedeckt sein sollte (auf welche Art eigentlich? zeitlich befristet? Betragsdeckelung? Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Todesfalls? etc.) bleibt zusätzlich noch die Unflexibilität da man zwischenzeitlich nicht an das Geld kommt.
Langer Rede kurzer Sinn:
Ich sehe nichts was es mir schmackhaft machen könnte, mich 30 Jahre lang an eine Versicherung zu binden und bis dahin 20x geänderten AGBs zustimmen zu sollen wenn ich die Sache bei voller Flexibilität auch selber in die Hand nehmen kann.