05.02.2019 18:02 - bearbeitet 05.02.2019 18:33
Liebe Zertifikatefreunde (m/w),
ich freue mich sehr über das positive Feedback auf meine Idee, mit Bonus-Zertifikaten anzulegen. Dennoch gibt es einige Fallstricke, vor denen ich Euch schützen möchte. Zur Erinnerung:
Ähnlich wie die bekannten Discount-Zertifikate ist ein Bonus-Zertifikat ein Wertpapier mit eigener WKN, das eine Aktie oder einen Index (z.B. DAX) als Ausgangsbasis hat, der sogennante "Basiswert". Es gibt also zum Beispiel von der Commerzbank, von der BNP oder von der Deutschen Bank jeweils Bonus-Zertifikate auf den DAX, auf die Siemens-Aktie oder auf andere Aktien. Die jeweilige Aktie oder der DAX ist der Basiswert oder auch "Underlying" genannt, und die Bank, die das Zertifikat herausgibt, ist der Emittent. Außerdem hat jedes Bonuszertifikat u.a. eine bestimmte Laufzeit (Fälligkeitstag), eine Barriere und einen Bonusbetrag, der dann garantiert ausgezahlt wird, wenn der Basiswert die Barriere niemals während der Laufzeit verletzt hat. Die Barriere sollte also unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegen. Die Art der Tilgung (bei Fälligkeit) hängt beim Zertifikat also davon ab, wie sich der Basiswert während der Laufzeit verhalten hat. Konkreter:
Es gibt zwei Typen, die leider neulich bei der Diskussion durcheinander geworfen wurden:
1. Bonus-Zertifikate ohne Obergrenze
Parameter: Basiswert, Barriere, Bonusbetrag, Fälligkeitstag
Es gilt: Wenn die Barriere während der gesamten Laufzeit des Zertifikates niemals berührt oder unterschritten wird, dann gibt es am Fälligkeitstag entweder den Bonusbetrag (in bar) oder den Wert der Aktie, je nachdem, was höher (für den Anleger besser) ist. Falls der Bonusbetrag zur Auszahlung kommt, hat man die sogenannte "Bonusrendite" kassiert.
Falls die Barriere touchiert wurde, entfällt der Bonusanspruch, es gibt also bei Laufzeitende (erst dann!) den Wert der Aktie -- ohne Limit nach oben oder unten.
"Wert der Aktie" bedeutet entweder Barausgleich (bei den meisten Emittenten) oder einen Umtausch in die Aktie (z.B. bei Commerbank-Zertifikaten, meistens im Verhältnis eins zu eins).
2. Bonus-Zertifikate mit Obergrenze ("capped bonus")
Parameter: Basiswert, Barriere, Bonusbetrag, Obergrenze, Fälligkeitstag
Es gilt: Wenn die Barriere während der gesamten Laufzeit des Zertifikates niemals berührt oder unterschritten wird, dann gibt es am Fälligkeitstag entweder den Bonusbetrag (in bar) oder den Wert der Aktie, je nachdem, was höher ist, jedoch maximal die Obergrenze.
Falls die Barriere touchiert wurde, entfällt der Bonusanspruch, es gibt also bei Laufzeitende (erst dann!) den Wert der Aktie, jedoch maximal die Obergrenze.
Die Obergrenze stimmt in aller Regel mit dem Bonusbetrag überein. In diesem häufigen Sonderfall gibt es nur zwei Szenarien bei Laufzeitende:
1. Die Barriere wurde irgendwann verletzt, dann gibt es den Wert der Aktie.
2. Die Barriere wurde nie verletzt, dann wird die Obergrenze in bar ausgezahlt, und man hat die maximal mögliche Rendite vereinnahmt, die in diesem Fall mit der Bonusrendite identisch ist.
"Wert der Aktie" bedeutet entweder Barausgleich (bei den meisten Emittenten) oder einen Umtausch in die Aktie (z.B. bei Commerbank-Zertifikaten).
Wovon hängt die Rendite ab?
Je länger die Restlaufzeit des Zertifikates, je höher die während der Restlaufzeit gezahlte Dividende des Basiswertes und je stärker der Basiswert schwankt, desto wahrscheinlicher ist ein Bruch der Barriere während der Restlaufzeit, und desto höher ist folglich die Bonus-Rendite des Zertifikates.
Welchen Haken haben Bonus-Zertifikate?
1. Die Dividende, falls während der Laufzeit eine gezahlt wird, geht verloren. Damit wird der Bonus-Effekt finanziert. Aus diesem Grund sind Bonus-Zertifikate auf dividendenstarke Aktien attraktiver.
2. Manche Bonuszertifikate kosten mehr als zur gleichen Zeit die Aktie. Man spricht vom "Aufgeld". Auch dadurch wird der Bonusanspruch finanziert. Achtung: Falls die Barriere verletzt wird, ist das Aufgeld für immer verloren.*
3. Falls es eine Obergrenze gibt, ist nicht mehr Rendite drin - ähnlich wie beim Discount-Zertifikat.
4. Falls der Emittent während der Laufzeit pleite geht, ist das Geld weg.
Und warum soll ich das tun?
Capped-Bonus-Zertifikate (also mit Obergrenze) mit tiefer Barriere eignen sich sehr gut für einen kurzen Zeitraum von einigen Monaten bis wenigen Jahren. Man bekommt mit sehr hoher Sicherheit (falls die Barriere tief genug ist) eine anständige Rendite (nämlich die maximal mögliche Rendite). Durch den Discount kann der Bonusmechanismus ebenso finanziert werden wie mit der Dividende. Aus diesem Grund gibt es bei Capped Bonus-Zertifikaten manchmal sogar ein Abgeld, das Zertifikat ist also billiger als die Aktie. Das wäre perfekt!
Und wenn man bei comdirect im Rahmen der 3,90-Euro-Aktion kauft, ist der Kauf einer Aktie über den Umweg eines Bonuszertifikates billiger als wenn man direkt kauft. Mehr dazu steht hier. Kleinvieh macht auch Mist!
Ich bevorzuge gecappte Bonus-Zertifikate (also mit Obergrenze), weil hier zwar die mögliche maximale Rendite, aber auch das Risiko geringer sind.
Wie wählt man Bonus-Zertifikate? Am besten auf zertifikate.finanztreff.de
Dort könnt Ihr die unterschiedlichen Typen ein- und ausschalten. Bitte schaltet gecappte Zertifikate und normale Bonuspapiere ein.
Bei der Auswahl von Bonussen auf finanztreff.de beachtet Ihr bitte folgendes:
1. Entscheidet Euch für einen Basiswert (z.B. DAX oder eine Aktie), dem Ihr weder extrem große Sprünge nach oben noch nach unten zutraut.
2. sehr wichtig: Achtet auf ein niedriges Aufgeld. Maximal 10% p.a., besser weniger als 5% p.a. Denn das Aufgeld ist ersatzlos futsch*, wenn die Barriere durchbrochen wird. Perfekt wäre natürlich ein Abgeld (also ein Aufgeld kleiner Null: Zertifikat ist billiger als die Aktie).
3. Wählt eine niedrige Barriere, von der Ihr glaubt, dass sie während der Laufzeit des Zertifikates nicht verletzt wird. Die Barriere sollte also je nach Schwankung der zugrunde liegenden Aktie möglichst mindestens 10, 15 oder besser sogar 20 Prozent vom aktuellen Kurs entfernt sein.
4. Wenn Ihr diese Kriterien richtig anwendet und die Ergebnisse nach maximaler Rendite sortiert, werden Euch ganz oben Zertifikate angezeigt, die typischerweise eine Restlaufzeit von einem bis zwei Jahren haben.
Warum finanztreff? Weil man da nach dem Aufgeld filtern kann, und weil dort das Aufgeld p.a. angezeigt wird. Beides geht bei comdirect im Informer nicht.
Hier ist eine Auswahl an Bonus-Zertifikaten, die ich in den letzten Wochen gekauft habe:
Zertifikat Basiswert Barriere Bonus Obergrenze Laufzeit
------------------------------------------------------------
CA2KEP Lufthansa 16.00 26.50 26.50 31.12.19
CA2KGV RWE 15.00 23.00 23.00 27.09.19
CJ3E2E Telefonica 6.80 8.90 8.90 27.09.19
PZ3Q3P Enel 4.00 6.00 keine 26.09.19
CA1AZW E.ON 7.60 10.90 10.90 27.09.19
CV58HR Allianz 165.00 251.00 251.00 31.12.19
CJ8CDE TUI 10.00 16.70 16.70 27.03.20
CJ8FUY Freenet 12.00 22.50 keine 26.06.20
CJ3CEW Talanx 28.00 37.50 37.50 27.09.19
CJ3BWA Evonik 20.00 28.00 28.00 27.09.19
------------------------------------------------------------
Maximale Rendite, Aufgeld und Abstand der Barriere bitte selbst ausrechnen. Oder bei Finanztreff eingeben.
Wie Ihr erkennt, sind das alles dividendenstarke Aktien. Warum Bonuspapiere dann attraktiv sind habe ich oben bereits begründet.
Ich hoffe, das hilft ein wenig bei der Auswahl passender Zertifikate.
nmh
_____________________
*) Bonuszertifikate mit hohem Aufgeld haben einen Hebel, falls der Kurs des Basiswertes auf die Barriere zuläuft, weil der Abbau des Aufgeldes schneller geht als der Kursverfall des Basiswertes. Beispiel: Ein Bonuszertifikat kostet 30 Euro, die Aktie kostet 20 Euro und die Barriere liegt bei 15 Euro. Wenn die Aktie von 20 auf 15 Euro fällt (minus 25 Prozent), dann ist die Barriere kaputt, und das Aufgeld ist für immer verloren. Das Bonuszertifikat wird dann in die Aktie umgetauscht und ist aus diesem Grund von 30 auf ebenfalls 15 Euro gefallen -- minus 50 Prozent, also doppelt so viel wie die Aktie! Aus diesem Grund sollte man ein niedriges Aufgeld wählen. Bonuszertifikate mit zu hohem Aufgeld sind ein typischer Anfängerfehler.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 14.08.2022 23:02
Da nmh schon im Bett ist, antworte ich stellvertretend für ihn. Das Zertifikat hat eine Barriere bei 24,50 Euro. Falls diese Barriere bis Juni 2023 nicht verletzt wird, gibt es eine Rendite von 44,67 Prozent p.a. Die Barriere liegt noch unter dem Tiefpunkt im Mai. Allerdings macht Delivery Hero Verluste. Aus diesem Grund ist die Aktie stark absturzgefährdet, falls die Börse (bald?) wieder in den Risk-Off-Modus geht. Beim Unterschreiten der Barriere drohen sehr herbe Verluste.
Der "Haken": Sollte die Börse hohe Verluste beim Geschäft von Delivery Hero akzeptieren, kann die Aktie bis Juni 2023 von derzeit 50 Euro ohne weiteres bis auf über 100 Euro steigen. Das wäre dann aber eine Rendite von 100 Prozent!
Das Zertifikat spielt seine Stärken aus, falls sich die Aktie weder stark nach oben noch stark nach unten bewegt. Das ist bei einer Aktie wie Delivery Hero aber unwahrscheinlich.
Fazit: eventuell wird das Zertifikat im Juni 2023 zu 68 Euro eingelöst werden. Also gerne mit kleinem Geld mitspielen, aber nicht ohne Stopkurs. Viel Erfolg.
Hochachtungsvoll
der Nachbar von nmh
am 09.10.2022 15:25
Ich habe mich dann doch gegen das Zertifikat auf Delivery Hero entschieden, war mir tatsächlich zu spekulativ.
Hier ein „soliderer“ Vorschlag:
Bonuszertifikat auf RWE (aktuell 39,09EUR), geringes Aufgeld (Zertifikat aktuell 39,67 EUR), Laufzeit 21.12.23, Cap 48 EUR, Sicherheitslevel 25 EUR. Macht 20% in 14 Monaten, wenn RWE nicht total abstürzt. Sonst gibts Aktien zum fast regulären Kurs.
Trotz aller Energie-Unwägbarkeiten würde ich das für ein solides Investment halten. Oder wie seht Ihr das?
am 10.10.2022 12:12
@hmg schrieb:...
Hier ein „soliderer“ Vorschlag:
...Trotz aller Energie-Unwägbarkeiten würde ich das für ein solides Investment halten. Oder wie seht Ihr das?
Hi @hmg
ich fühle mich mit "Ihr" auch mal angesprochen 😉
Sieht interessant aus. Zumal ich nicht glaube, dass RWE bis Jahresende über 33% einbricht und damit die Barriere durchbricht.
Auch die kurze Restlaufzeit kommt mir entgegen. Ich werde das Zertifikat mal beobachten und evtl. auch einsteigen.
Gruß Morgenmond
10.10.2022 12:35 - bearbeitet 10.10.2022 13:27
10.10.2022 12:35 - bearbeitet 10.10.2022 13:27
@hmg schrieb:...
... Sonst gibts Aktien zum fast regulären Kurs.
...
Das Zertifikat wird cash abgewickelt. Eine Lieferung der Aktien findet bei keinem Scenario statt.
(Anm. : Ein "Schutzpuffer" von 35% klingt zwar recht komfortabel. Wen man allerdings mit Verlustbegrenzung arbeitet, verkauft man die Papiere bei einem Absturz ohnehin weit vor der Barriere. Die Lieferung unter 25€ beim Kauf zu 39€ will man nicht wirklich riskieren. Insofern wäre die Cash-Abwicklung bei diesem Zertifikat m.E. kein Ausschlusskriterium.)
am 10.10.2022 15:10
@Morgenmond schrieb:
@hmg schrieb:...
Hier ein „soliderer“ Vorschlag:
...Trotz aller Energie-Unwägbarkeiten würde ich das für ein solides Investment halten. Oder wie seht Ihr das?
Hi @hmg
ich fühle mich mit "Ihr" auch mal angesprochen 😉
Sieht interessant aus. Zumal ich nicht glaube, dass RWE bis Jahresende über 33% einbricht und damit die Barriere durchbricht.
Auch die kurze Restlaufzeit kommt mir entgegen. Ich werde das Zertifikat mal beobachten und evtl. auch einsteigen.
Gruß Morgenmond
Achtung @Morgenmond - die Restlaufzeit ist bis Ende 2023!
10.10.2022 15:15 - bearbeitet 10.10.2022 15:17
10.10.2022 15:15 - bearbeitet 10.10.2022 15:17
@ehemaliger Nutzer
Vielen Dank für die Korrektur! Ich hatte ursprünglich das hier im Auge: HB7YJF
und habe dann nach einem mit FlatFee gesucht - da ist mir die Einlösung durchgerutscht. Bei dem UniCredit Bonuszertifikat wird die Aktie geliefert. Die mögliche Rendite ist etwas höher, dafür ist das Aufgeld auch höher.
28.11.2022 18:34 - bearbeitet 28.11.2022 18:37
Noch mal RWE. Was haltet Ihr denn von PE5QP0 ?
Aktueller Bonus 23%, Luft nach unten 32 24%, Laufzeit Ende 23. Lediglich das Aufgeld ist bisschen happig.
am 29.11.2022 12:44
@CurtisNewton schrieb:Noch mal RWE. Was haltet Ihr denn von PE5QP0 ?
Aktueller Bonus 23%, Luft nach unten
3224%, Laufzeit Ende 23. Lediglich das Aufgeld ist bisschen happig.
der Bonus von 23% für knapp ein Jahr klingt schon verlockend.
Jetzt kommt das ABER 😉: Diesen Bonus gibt es nicht umsonst. Meiner Meinung nach ist das Risiko nicht
unerheblich dass im Laufe des nächsten Jahres der Kurs der RWE-Aktie auch mal (wenn auch nur kurzfristig)
unter die Barriere von 32,00 € sinken kann.
Ich persönlich würde mich da nicht so wohlfühlen darin zu investieren aber wer noch sog. "Spielgeld" übrig hat
kann da schon investieren.
Ich investiere lieber in kürzere Laufzeiten auch wenn der Bonus dann bei weitem nicht so hoch ist, ist aber für mich überschaubarer.
Würd mich freuen (falls du investierst) wenn du evtl. mal einen Zwischenstand gibst.
Gruß Morgenmond
am 29.11.2022 19:19
Hallo @Morgenmond ,
ja keine Rendite ohne Risiko 😉 Ich hatte mir vor einem halben Jahr fast das gleiche Zertifikat auf Iberdrola gekauft, 20% nach oben und unten, Laufzeit gut ein Jahr. Von den möglichen 20% waren letzte Woche 15% erreicht, mit Restlaufzeit Juni 23. Das hatte ich dann verkauft da mir das Risiko dass in 7 Monaten noch was passiert im Vergleich zu den restlichen 5% zu groß war. Die Idee war jetzt die 15% Gewinn in den risikoarmen Teil des Depots zu schieben und mit dem ursprünglichen Einsatz einfach das Gleiche nochmal zu probieren.
Gruß
Curtis
am 11.01.2023 13:49
Ich habe mir gerade das Capped Bonus Zertifikat mit der PD60C1 zugelegt.
Bis Ende des Jahres 30% Puffer, 30% Rendite. Basiswert ist BioNTech.
Abgeld fast 10%.