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Rosinenpicker-Tipps #32 - USA-Anteil in der globalen ETF-Anlage steuern mit dem MSCI World ex USA

digitus
Legende
9.094 Beiträge

Liebe Peergroup,

 

nach der erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten aber vielleicht auch unabhängig davon stellen sich viele Welt-ETF-Anleger (w/m/d) die Frage, ob ihnen im Sinne breiter Diversifikation der US-Anteil im MSCI World oder dem FTSE All-World nicht zu hoch ist.

 

In diesem Rosinenpicker-Artikel stelle ich diesmal nicht explizit einen ETF vor sondern ein Konzept, den USA-Anteil bei einer globalen ETF-Anlage mit wenig Aufwand zu steuern.

 

Schauen wir uns erst kurz die beiden Welt-Index-Klassiker an:

 

MSCI World Index

Der am 31.12.1969 gestartete MSCI World Index ist einer der am weitesten verbreiteten Indizes, der die Performance großer und mittlerer Unternehmen in 23 Industrieländern abbildet. Der Index umfasst rund 1500 Unternehmen und deckt eine breite Palette von Branchen und Sektoren ab. Damit stellt er einen häufig verwendeten Referenzwert für die Entwicklung der Weltwirtschaft dar. Hierbei muss man aber sehen, dass der MSCI World lediglich Industrieländer berücksichtigt und keine Unternehmen aus Schwellenländern enthält.

Die USA haben historisch einen großen Anteil im MSCI World Index. Dies liegt vor allem daran, dass die US-Wirtschaft im Vergleich zu anderen Industrienationen einen hohen Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung hat und zahlreiche der weltweit größten Unternehmen in den USA ansässig sind. In den letzten Jahren lag der Anteil der USA im MSCI World bei etwa 65–70 %, so dass ein großer Teil der Rendite des MSCI World von der Performance des US-Aktienmarktes abhängt. Unternehmen wie Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet haben große Gewichtung im Index und tragen maßgeblich zur Indexentwicklung bei.

 

FTSE All-World Index

Der FTSE All-World Index wurde im September 2000 ins Leben gerufen. Er unterscheidet sich vom MSCI World dadurch, dass er auch Aktien aus Schwellenländern berücksichtigt. Der Index umfasst mehr als 3.900 Unternehmen aus über 50 Ländern. Damit ist er breiter gefasst als der MSCI World und bietet eine umfassendere Darstellung der globalen Aktienmärkte.

Im FTSE All-World Index ist der US-Anteil aufgrund der Berücksichtigung der Schwellenländer und der daraus resultierenden weiteren Diversifizierung etwas geringer als im MSCI World. Er liegt typischerweise bei etwa 55–60 %.

 

Hier links die Länderverteilung des iShares Core MSCI World und rechts des Vanguard FTSE All-World:

 

Bildschirmfoto_2024-11-13_08-08-22.pngBildschirmfoto_2024-11-13_08-10-04.png

[via bzw. via]

 

Mögliche Ursachen für den hohen US-Anteil

Der hohe Anteil der USA in diesen Indizes hat mehrere Ursachen:

  1. Marktkapitalisierung: Beide Indizes sind marktkapitalisierungsgewichtet, d.h., Unternehmen mit einer höheren Börsenkapitalisierung haben auch ein höheres Gewicht. Da viele der weltweit größten Unternehmen, insbesondere im Technologiesektor, in den USA ansässig sind, ergibt sich ein hoher US-Anteil.

  2. Starke Performance der US-Aktienmärkte: In den letzten Jahrzehnten, insbesondere seit der Finanzkrise 2008, haben die US-Börsen im Vergleich zu anderen Märkten eine überdurchschnittlich starke Wertentwicklung gezeigt. Dies führt zu einem kontinuierlich steigenden US-Anteil im Index.

  3. Tech-Dominanz: Die Dominanz von Tech-Unternehmen wie Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet spielt eine bedeutende Rolle. Diese Unternehmen haben nicht nur hohe Marktkapitalisierungen, sondern auch eine weltweit führende Stellung und tragen so zur hohen Gewichtung der USA bei.

  4. Relativ geringe Diversifizierung in Europa und Japan: Während die USA eine breite Diversifizierung über viele Branchen hinweg bieten, sind andere Märkte oft stärker auf bestimmte Sektoren konzentriert (z.B. Finanzdienstleistungen und Automobilindustrie in Europa und Japan). Dies verstärkt die Konzentration auf die USA im globalen Index zusätzlich.

Auswirkungen des hohen US-Anteils

Der hohe US-Anteil in diesen globalen Indizes hat Auswirkungen auf die Diversifikation und das Risiko der Investition:

  1. Klumpenrisiko: Durch die hohe Gewichtung der USA und insbesondere der Tech-Unternehmen ist der Index stark von der Performance dieser Märkte abhängig. Eine Schwäche im US-Aktienmarkt, speziell im Technologiesektor, könnte daher die Gesamtperformance des Index erheblich negativ beeinflussen.

  2. Abhängigkeit vom US-Dollar: Ein hoher Anteil US-amerikanischer Aktien kann auch eine starke Abhängigkeit von Bewegungen des US-Dollars bedeuten.

  3. Unterrepräsentanz anderer Regionen: Besonders Schwellenländer, die eine zunehmende Rolle in der Weltwirtschaft spielen, haben im FTSE All-World ein relativ geringes Gewicht und sind im MSCI World gar nicht enthalten.

Lösungsansätze

Anleger in den MSCI World oder den FTSE All-World Index sollten sich bewusst sein, dass sie mit diesen Indizes in hohem Maße in den US-Aktienmarkt investieren und somit stark von dessen Entwicklung abhängen. Diese Konzentration kann zwar von Vorteil sein, wenn (wie zuletzt) der US-Markt gut performt, birgt jedoch auch das Risiko einer zu starken Abhängigkeit von der US-Wirtschaft.

 

Um das zu vermeiden, könnten Anleger beispielsweise gezielt in Schwellenländer- oder europäische Indizes investieren, um die Gewichtung außerhalb der USA zu erhöhen.

 

Was mir persönlich aber weitaus besser gefällt ist die Möglichkeit, mit den erst kürzlich aufgelegten MSCI World ex USA-ETFs die US-Gewichtung zu steuern – ich nenne die beiden ETFs unten.

 

Der MSCI World ex USA ist ein Index, der den MSCI World abbildet, jedoch alle US-amerikanischen Unternehmen ausschließt. Er enthält lediglich Unternehmen aus den übrigen 22 Industrienationen und ist somit ein hilfreiches Instrument, um den US-Anteil in der globalen Geldanlage zu beeinflussen.

 

Hier sind einige Ansätze, wie man einen MSCI World ex USA ETF nutzen kann, um den US-Anteil im Portfolio zu regulieren:

 

US-Anteil bewusst reduzieren

Wer zusätzlich zum MSCI World einen Anteil im MSCI World ex USA hält, kann damit den US-Anteil gezielt senken. Da der MSCI World aktuell rund 65–70 % in den USA investiert ist, kann durch eine Kombination beider Indizes der US-Anteil so stark angepasst werden, wie es den individuellen Vorstellungen entspricht.

 

Beispielhafte Kombination:

  • 50% MSCI World: Breite Abdeckung inklusive der USA.

  • 50% MSCI World ex USA: Hierbei wird das Gewicht der übrigen Industrienationen erhöht.

Durch diese Kombination würde der US-Anteil im Gesamtportfolio von etwa 65–70 % auf ungefähr 35 % reduziert.

 

Natürlich ist hier auch eine Kombination des ex USA mit dem FTSE All-World möglich, dadurch fänden auch im 2-ETF-Modell die Schwellenländer Berücksichtigung – aber eben geringer und weniger flexibel als in der nun folgenden Variante.

 

Flexiblere Zuordnung je nach Vorlieben oder Marktbedingungen

Die Kombination des MSCI World ex USA mit einem US-spezifischen Index wie dem S&P 500 oder einem reinen US-ETF (z.B. MSCI USA Index) bietet noch mehr Flexibilität. So kann das Gewicht der USA unabhängig von den anderen Industrieländern reguliert und an individuelle Einschätzungen der Marktbedingungen angepasst werden.

 

Beispielhafte Gewichtung:

  • 30 % MSCI World ex USA: Fokus auf Nicht-US-Industrienationen.

  • 30 % Emerging Markets Index: Eine breitere Diversifikation durch Schwellenländer.

  • 40 % MSCI USA oder S&P 500: US-Anteil, der gezielt an Marktbedingungen angepasst werden kann.

Die Anteile kann jeder nach seinen Vorstellungen variieren.

 

Rebalancing und Anpassung über den Zeitverlauf

Bei der Abbildung des globalen Marktes über zwei bzw. drei ETFs – wie hier vorgeschlagen – ist es natürlich wichtig, die Verhältnisse der Märkte im Portfolio im Auge zu behalten und ggf. anzupassen.

 

Fazit

Der MSCI World ex USA bietet eine Möglichkeit, den US-Anteil im Portfolio gezielt und flexibel zu steuern und eine diversifizierte, weltweite Abdeckung zu erreichen. Durch eine Kombination mit einem US-spezifischen ETF und ggf. einem Emerging Markets Index kann die Gewichtung angepasst und die Abhängigkeit von der US-Wirtschaft nach Bedarf reguliert werden.

 

Welche MSCI World ex USA ETFs sind aktuell auf dem Markt:

Da gibt es zum einen den Xtrackers MSCI World ex USA (XTR.M.W.E.U.E. 1CDLA(DBX0VH)), zum anderen den Amundi MSCI World Ex USA (AM.MSCIWLDEXUSA DLA(ETF192)).

 

 

Vergleichen - fondsweb.png

[via]

 

Da es die beiden (natürlich parallel performenden) Ex-USA-ETFs erst seit diesem Jahr gibt, taugt die Vergleichsgrafik lediglich dafür, eine Idee zu bekommen, wie es mit der Kombi mit dem S&P 500 klappen kann.

 

Und wie immer gilt: Performance in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die Performance in der Zukunft zu, und meine ETF-Vorstellungen sind keine Anlageberatung, sondern sollen Anregungen für eigene Recherchen sein.

 

Viele Grüße,

Andreas

 

PS: Die anderen Rosinenpicker-Artikel sind hier zu finden.

8 ANTWORTEN

t.w.
Legende
5.119 Beiträge

Vielen Dank für diese Rosine @digitus 😍

 

Auch wenn ich persönlich ja versuche es sehr simpel zu halten, freue ich mich doch immer, wenn die Emittenten mal keinen total Bullsh**-ETF auf den Markt bringen, sondern etwas, das sich einige Anleger wirklich wünschen und das ein Portfolio wirklich bereichern könnte. 

 

Den Xtrackers Kandidaten habe ich sogar schon einmal in meinem Umfeld empfohlen. Dass Amundi jetzt auch mitspielt, habe ich noch gar nicht mitbekommen. 

Joerg78
Mentor ★★★
3.151 Beiträge

Interessanterweise gibt es in den USA einige "World Ex-US"-ETFs, hier sind sie ja rar gesät.

Derzeit hat USA im MSCI World einen Anteil von 72,7% - da kann man sich schon schwer tun, von "Diversifizierung" zu sprechen. Auch wenn dies gemäß Regeln (Marktkapitalisierung) nachvollziehbar und völlig in Ordnung ist, ist das etwas, was mir mittlerweile Bauchschmerzen bereitet. Ein niedrigerer US-Anteil im Depot wäre die letzten Jahre zwar performancetechnisch eher negativ gewesen (gegenüber der marktneutralen Asset Allocation), aus Risikogesichtspunkten ist ein derart hoher Anteil aber eher abzulehnen.

Von daher ist es wichtig, dass @digitus den Beitrag hier gepostet hat.

 

Übrigens: In den 80er Jahren war der Anteil von USA im Index noch geringer als der von Japan: Hier mal eine Übersicht der Entwicklung der Länderanteiligkeiten im ACWI von 1987 - 2012.

 

Viele Grüße,

Jörg

 

NordlichtSH
Mentor ★★
2.004 Beiträge

Danke für diese Vorstellung.

 

Das wäre ja auch eine Möglichkeit zur Diversifizierung für Depots, in denen US-Einzelaktien einen hohen Anteil haben.

digitus
Legende
9.094 Beiträge

@NordlichtSH  schrieb:

Das wäre ja auch eine Möglichkeit zur Diversifizierung für Depots, in denen US-Einzelaktien einen hohen Anteil haben.


Das ist eine raffinierte und stimmige Idee und somit auch ein Konzept für Leute, die eher in Aktien investieren ...

 

Grüße,

Andreas

CurtisNewton
Legende
4.845 Beiträge

@digitus  schrieb:

 

Beispielhafte Gewichtung:

  • 30 % MSCI World ex USA: Fokus auf Nicht-US-Industrienationen.

  • 30 % Emerging Markets Index: Eine breitere Diversifikation durch Schwellenländer.

  • 40 % MSCI USA oder S&P 500: US-Anteil, der gezielt an Marktbedingungen angepasst werden kann.

Die Anteile kann jeder nach seinen Vorstellungen variieren.

 


Damit kommt man der berühmten Wichtung nach BIP schon relativ nahe, zumindest was die großen Weltregionen angeht.

Langfristig, also gaaaaanz langfristig, 50 Jahre oder mehr, spielt es bzgl. absoluter Performance übrigens fast keine Rolle ob man World, All World, 70/30 oder BIP nimmt. Natürlich kommt da nicht überall das gleiche raus, aber die Unterschiede sind in der Regel p.a. nicht größer als die Unterschiede in den Kostenfaktoren (z.B. TER) der einzelnen ETF.

 


@digitus  schrieb:

 

 

Welche MSCI World ex USA ETFs sind aktuell auf dem Markt:

Da gibt es zum einen den Xtrackers MSCI World ex USA (XTR.M.W.E.U.E. 1CDLA(DBX0VH)), zum anderen den Amundi MSCI World Ex USA (AM.MSCIWLDEXUSA DLA(ETF192)).

Meb Faber gefällt das.

Faber hatte nämlich einst das IVY 5 Portofolio erdacht. Man nehme das Anlageuniversum und teile es in 5 Segmente,

Aktien USA, Aktien alles außer USA, Anleihen USA, Immobilien USA und Rohstoffe (an dieser Stelle bitte mal raten aus welchem Land Meb kommt). Dann teile man das zu investierende Kapital in 5 gleich große Teile. An dieser Stelle kann man schon raten was als nächstes kommt.

 

Man schaue am Ende jeden Monats ob das entsprechende Segment über oder unter der jeweiligen 200 Tageslinie liegt. Ist man drüber, investiert man seine 20%. Ist man drunter, verkauft man sie.

 

Hinweis: Funktioniert in Ländern in denen man bei jeden Verkauf 26,375% Steuern zahlen muss eher schlecht.

Man kann aber trotzdem mal auf der Homepage von Meb stöbern.

 

 

@Joerg78  schrieb:

 

Übrigens: In den 80er Jahren war der Anteil von USA im Index noch geringer als der von Japan: Hier mal eine Übersicht der Entwicklung der Länderanteiligkeiten im ACWI von 1987 - 2012.

 

Viele Grüße,

Jörg

 


Hier hat @Joerg78  meiner Meinung nach zu recht Bauchschmerzen. Das genannte Japan ist nämlich das Standardargument von Leuten wie Kommer, Beck oder Weber die sich gegen eine reine Wichtung nach Marktkapitalisierung aussprechen. Nach seinen Höchststand Ende 1989 gab es kleinen Dämpfer in Japan, von dem sich die japanische Börse erst 2024 (in Worten zweidausendvierundzwansich) wieder erholt hat.

Dementsprechend kann man auch recht einfach überlegen wie es mit BIP vs. Marktkapitalisierung ausschaut.

 

Legt man den zu betrachtenden Zeitraum so, das er deutlich vor 1989 beginnt, hätte man mit BIP besser abgeschnitten. Legt man in in die Mitte der 90, schneidet Marktkapitalisierung besser ab.

 

Was macht man jetzt mit dieser Info? Leider betreffen Prognosen die Zukunft. Mein Bauchgefühl, je weniger man sich um etwas kümmern will, desto mehr sollte man darauf achten keine allzu großen Klumpen zu haben.

 

 

 

 

 

 

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"I am a dwarf and I'm digging a hole. Diggy diggy hole, diggy diggy hole. I am a dwarf and I′m digging a hole. Diggy diggy hole, digging a hole" - Wind Rose

Joerg78
Mentor ★★★
3.151 Beiträge

Aufgrund der Aktualität dieses Themas 😉 habe ich mir die von @digitus aus JustETF entnommenen Daten nochmal angeschaut - bitte Vorsicht, diese weichen von den Daten des jeweiligen Emittenten ab (der All World hat lt. Vanguard zu Ende Oktober einen USA-Anteil von 63,42%, JustETF weist Stand 27.9. 58,85% aus - und das ist aus meiner Sicht auch nicht mit dem etwas älteren Datenstand zu erklären, da ExtraETF mit nur 3 Tage jüngeren Daten ca. 62,1% USA-Anteil ausweist). Wenn es also auf die genauen Prozente ankommen sollte, ist die jeweilige Homepage des ETF-Anbieters normalerweise immer die beste Wahl 🙂

 

Viele Grüße,

Jörg

 

CurtisNewton
Legende
4.845 Beiträge

Oder gleich im Fact Sheet des zugrunde liegenden Index nachschauen, das bekommt auf jeden Fall einmal im Monat ein Update.

 

Die Tracking Difference dürfte den Braten bei der Diskussion über Länderwichtungen nicht fett machen.

 

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digitus
Legende
9.094 Beiträge

Danke @Joerg78 , sehr wichtiger Hinweis!

 

Die Zusammensetzung ändert sich mit jedem Rebalancing und da hinken die Daten der "Drittanbieter" natürlich hinterher.

 

Das Factsheet des Emittenten ist das entscheidende Dokument, weil auch die Änderungen der Indexanbieter oft nur mit  Verzögerung in die Fonds übernommen werden.