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Portfolio-Planung: Was bedeutet das mit den Beimischungen?
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19.09.2022 21:10 - bearbeitet 19.09.2022 23:02
Liebe Peergroup,
[wieder ist ein Meilenstein in meiner persönlichen Community-Geschichte und -Aktivität erreicht und ich will den 6000er mit euch dadurch feiern, dass ich mal wieder einen Wissensartikel zu einem Thema schreibe, das im Forum immer wieder aufpoppt: die „Beimischungen“]
wenn Ihr als Anleger:innen eure Portfolios aufbaut und überwacht, begegnet euch neben dem Begriff des „Basisinvestments“ (siehe hier) auch der Begriff „Beimischung“. Was ist damit gemeint?
Man kann Beimischungen mit einer Abtönfarbe vergleichen: Basis ist das klassische Weiß, das man mit einer Abtönfarbe etwas aufpeppen kann. Man kann den Farbton auch als Volltonfarbe einsetzen - das kann aber auch ins Auge gehen und gefällt einem vielleicht nach einiger Zeit nicht mehr. Weiß ist klassisch und passt immer, Farbtöne unterliegen Moden ...
Jeder Vergleich hinkt, deswegen probiere ich es noch mit anderen Bildern:
Beimischungen sind Dekoration, schmückendes Beiwerk, die Sahne auf dem Kuchen.
Es geht auch ohne, aber mit ist es gefälliger, weniger langweilig und (durch die Sahne) nahrhafter.
Als Beimischungen werden im Investment-Zusammenhang Anlagevehikel bezeichnet, die für sich genommen zu wenig ausgewogen und ggf. zu riskant sind, die aber als „Salz in der Suppe“ eine höhere Rendite versprechen.
Das Konstrukt der Beimischungen lässt sich vermutlich auch auf ein reines Aktienportfolio anwenden, mit Einzelaktien kenne ich mich aber zu wenig aus; dafür gibt es in der Community berufenere Autoren.
Ich will mich hier weitgehend auf passive Anlagemöglichkeiten mit Fonds (durch den Emittenten aktiv gemanagt) und ETFs (in aller Regel „passiv“ einen Index nachbildend) beschränken.
Weitgehend deshalb, weil natürlich auch Kryptowährungen (als Coins im eigenen Wallet oder in Form von ETCs) als Beimischung betrachtet werden können.
Je nach Anlagehorizont, Risikobereitschaft und dem Zeitkontingent, das man für die ‚Verwaltung‘ des eigenen Portfolios zur Verfügung hat, sollten zwischen 60 und 80% in einem Basisinvestment liegen.
Die restlichen 20 bis 40% dürfen kreativ eingesetzt, müssen aber regelmäßiger Kontrolle unterzogen werden.
Beimischungen können sein:
- Branchen-Fonds
- Regionen- und Länder-Fonds
- Sparten- / Special-Interest- / Themen-Fonds
Zu jeden dieser Punkte ein paar Ausführungen.
Branchen-Fonds
Die Zuordnung zu einer Branche oder einem Wirtschaftszweig erfolgt für Unternehmen, die ähnliche Artikel produzieren, mit ähnlichen Waren (Sortimenten) handeln oder ähnliche Dienstleistungen erbringen. Sie kann auch über die Zusammenfassung von Betrieben erfolgen, die dasselbe Herstellungsverfahren (zum Beispiel Baugewerbe) oder die gleichen Ausgangsstoffe (Mineralölverarbeitung) verwenden.
Klassische Beispiele wären hier Automobil-, Gesundheitswesen-, Chemie- und Basis-Konsumgüter-ETFs.
Die Zuordnung von Aktien zu einer Branche erfolgt nach Kriterien, die in „Global Industry Classification Standard” (kurz GICS) und „Industry Classification Benchmark” (kurz ICB) festgelegt sind. Siehe Artikel auf justETF.
Regionen-Fonds
Was Regionen-Fonds sind, erschließt sich aus dem Namen: Hier werden Unternehmen aus bestimmten Ländern, Ländergruppen oder Kontinenten zusammengefasst. In aller Regel gibt es dazu Indizes der großen Index-Anbieter MSCI und FTSE. Auch Emerging-Markets-ETFs fallen unter die Ländergruppen-Fonds.
Beispiele sind Europa-, China-, Deutschland-, aber auch z.B. Rumänien-ETFs.
Sparten- / Special-Interest- / Themen-Fonds
Verwirrend und tatsächlich am ehesten Moden unterworfen sind die Themen- bzw. Special-Interest-Fonds. Es gibt praktisch kein Thema, für das es nicht einen ETF oder Fonds gibt. Für viele dieser ETFs werden eigene (proprietäre) Indizes geschaffen, die dann auch nur diesen einen Fonds bedienen. Hier verwischt die Grenze zwischen klassisch-passiven Index-Fonds und aktiv gemanagten Fonds. Für diese Klasse von ETFs wurde der Begriff "Smart-Beta" geschaffen.
Ein klassisches Beispiel sind die Videogaming-ETFs, die Unternehmen aus unterschiedlichen Wirtschaftszweigen vereinen sowie Spezialsparten wie Cloud-Technology oder Raumfahrt. Auch Themen wie Glücksspiel und Haustiere sind in dieser Schublade zu finden.
Hierunter zu fassen wären aber auch Klassiker wie der "Automation & Robotics" oder der "Global Clean Energy", die sich bestimmt in vielen Depots finden. Ebenso die Biotechnologie-ETFs, z.B. auf den Nasdaq Biotechnology Index, die mit über 300 Papieren breit aufgestellt sind.
Hier gilt: Je weniger Unternehmen der Fonds enthält oder je spezieller die Sparte ist, desto schwankungsanfälliger und risikoreicher ist das Investment. Deswegen darf man natürlich in eine Sparte oder in ein Thema investieren, von von der oder dem man überzeugt ist, man muss aber diese Fonds eng an der Leine führen, um ggf. schnell reagieren zu können wenn die Kurse in den Keller gehen.
Hier kann man deswegen auch durchaus an das Einrichten eines Stop-Loss denken.
Es ist wichtig, dass man sich nicht verkünstelt und zuviel Special-Interests-ETFs ins Körbchen holt.
Wer einen New-Energy-ETF im Portfolio hat, braucht vermutlich nicht auch noch einen Electric-Vehicles, einen Battery-Chain- oder gar einen Electric-Vehicle-Charging-Fonds.
Strategie
Grundsätzlich sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, wenn man sich regelmäßig Gedanken darüber macht, wie das Portfolio ausgerichtet sein soll und Staub oder Klumpenbildungen entfernt.
Ich persönlich lasse mich auch gerne von interessanten Konzepten begeistern und steige mit kleinen Sparplänen ein. Genauso rasch trenne ich mich aber dann auch wieder von den Fonds und schichte dann meist in nächst größere Klassiker um. So habe ich unlängst den Healthcare Innovation in einen klassischen Global Healthcare umgeschichtet.
Nochmal: Achtet auf die Klumpenbildung! Ein Portfolio, das neben dem klassischen Welt-ETF als Basisinvestment auch noch IT-, Healthcare- und Biotechnologie-Fonds enthält, wird ggf. sehr USA-lastig. Das muss nicht schlecht sein, aber man muss es im Hinterkopf haben.
Zum Abschluss noch die Frage, wie die Anteile der Beimischungen sein sollen. Das ist eine Geschmacksfrage und kann leidenschaftlich diskutiert werden. Bei mir im Portfolio achte ich darauf, dass die einzelnen Beimischungen nicht mehr als 5% ausmachen. Das heißt z.B. auch, dass wenn ich den Videogaming- und den Artificial-Intelligence-ETF im Körbchen habe, beide als IT-Fonds nicht mehr als 5% des Wertpapierportfolios ausmachen.
Wer sich einen Überblick über die Regionen-, Branchen- und Themen-ETFs verschaffen will, ist mit dieser Übersicht bei justETF gut bedient – die Vielfalt erschlägt einen aber eher und die Anlageentscheidung wird durch die Fülle nicht leichter.
Für einzelne Themen und Hilfe bei der Anlageentscheidung gibt es aber viele andere Threads in unserer comdirect-Community.
Ich freue mich auf die Diskussion zum Thema „Beimischungen“ und bin auf eure Kommentare gespannt.
Herzliche Grüße,
Andreas
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am 23.09.2022 21:44
@ae: Auch nach meiner Denke wären NASDAQ, New Energy und der Lyxor Disruptive Beimischungen - ich würde alle drei unter der Überschrift"Tech" laufen lassen (was man beim NASDAQ diskutieren kann, weil der ja eigentlich allenfalls Tech-lastig ist).
Gerade nachgesehen: Im PP habe ich den NASDAQ unter USA einsortiert.
Grüße,
Andreas
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am 06.10.2022 16:42
Hallo,
Wie oft haben wir darüber gesprochen, dass das Portfolio zur Mentalität des Anlegers passen sollte?
So halte ich für diejenigen, denen ein einfaches passiver Sparplan zu langweilig ist, eine Beimischung von aktiv verwalteten Anlagevehikeln zum Passiven "Basisinvestment" für sehr interessant.
Auch bevor man sich kopfüber in eine aktive Strategie hineintraut, kann man mit etwas Spielgeld aktiv neben dem passiven Investment üben und testen, ohne gleich das ganze Invetment einem höheren Risiko auszusetzen.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...

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