Hallo in die Runde,
in einem anderen Posting hier bin ich auf Mauerstraßenwetten bei reddit aufmerksam geworden. Ich sehe es mindestens als humoristische Ergänzung zu den hier ablaufenden Betrachtungen. Wenn ich es richtig überblicke, ist die Ziel-/Nutzergruppe dort in weiten Teilen verschieden von der hier anwesenden Personen. Sowohl aus diesem Grund (als auch mangelnder Eigenkompetenz) interessiert mich hier eine fundierte(re) Einschätzung zu dem aktuell ablaufenden Phänomen.
Gamestop ist - für diejenigen, die es nicht kennen - ein Unternehmen, dass am ehesten aus Einkaufspassagen bekannt ist. PC-Spieler haben vermutlich einen geringeren Bezug, da der An- und Verkauf von Spielen aufgrund digitaler Distributionsplattformen (Steam, Blizzard Launcher, Epic Games Launcher, GOG, etc.) für ebenjene quasi nicht mehr existiert. In jüngerer Zeit gab es anscheinend schlechtere Zahlen und Läden wurden geschlossen. Zeitgleich soll das Internetgeschäft ausgebaut werden. (Soweit meine oberfläche Information zu dem Themenkomplex.)
Nun scheint es so zu sein, dass eine Vielzahl Leerverkäufe im Umlauf sind. Wenn ich es richtig verstehe, sind Leerverkäufe "Wetten" auf den Kurs: "Ich verkaufe (heute) etwas, das ich nicht habe, zu einem Preis, und gehe davon aus, dass ich das von mir verkaufte später zu einem günstigeren Preis kaufen (und liefern kann). Die Differenz dazwischen ist meine Marge."
Nun scheint eine nicht näher definierte Masse zu sagen: "Lasst uns einfach GME-Aktien kaufen, weil die Shortseller bald bedienen müssen. Wenn wir den Preis treiben, müssen sie teuer kaufen. Sie haben sich verkalkuliert und müssen drauflegen. Wir machen den Gewinn."
Ich stehe jetzt am Rande des Geschehens und schaue ein wenig ungläubig. Mein vernunftorientierter Anteil sagt mir "Das klingt nach einer krassen Blase, die zerplatzt.", mein neugieriger Anteil sagt "Spannend und einfach mal einen Testballon mitsteigen lassen.". Substanziellere Ausführungen wie diese hier reduzieren das Risiko(empfinden), auf der anderen Seite habe ich höchstens eine Idee davon, was passiert und denke mir, dass die GME-Bande sich in irgendeinen Rausch katapultiert, bei dem am Ende einige ernüchtert auf dem Boden aufklatschen und mehr Geld "in der Rakete" verbrannt haben als sinnvoll gewesen wäre.
TLDR: Handelt es sich bei dem Phänomen um "Gruppenwahn" oder eher eine risikobehaftete, aber durchaus begründete und durchdachte... ist Marktmanipulation das richtige Wort? 
@maxul schrieb:Die Zahlen wie KUV und KGV sind darüber hinaus aktuell noch absolut im Rahmen.
Da Du die fundamentale Seite angesprochen hast: Der Umsatz von Gamestop ist in den letzten drei Jahren um etwa 60% eingebrochen. Dazu schreibt das Unternehmen seit dieser Zeit nur Verluste. Im vergangenen Jahr betrug der Verlust pro Aktie sogar mehr als der Kurswert selbst. Noch größere Kursverluste konnten wohl nur verhindert werden, weil das Unternehmen fast 40% der eigenen Aktien zurückgekauft hat. Über die letzten zehn Jahre ist die Eigenkapitalquote sogar von 63% auf 13% gefallen. Auf eine Dividende, die vor ein paar Jahren noch konstant über 3% pro Jahr lag, muss in so einer Lage natürlich verzichtet werden.
Unter diesen Voraussetzungen von einem KGV zu schreiben, das "noch absolut im Rahmen" sei, ist schon extrem weit hergeholt. (Wobei der Mathematiker vermutlich einwenden würde, ein KGV von -11 ist deutlich kleiner als ein KGV von +11. 
)
Auch erschließt sich mir Deine Anmerkung 1 nicht so richtig. Neue Aktien ausgeben kann prinzipiell jedes Unternehmen. Nach Deiner Argumentation dürfte somit kein börsennotiertes Unternehmen pleitegehen können, weil ja immer die Möglichkeit besteht, sich durch die Ausgabe neuer Aktien frisches Eigenkapital zu besorgen. Interessanter ist doch vielmehr, was die Anleger für die neuen Aktien bereit wären zu bezahlen.
Es gab schon mal eine Zeit, als Anleger fundamentale Daten aus dem Blick verloren haben oder aufgrund einer vermeintlichen Zeitenwende komplett umgedeutet haben. (Spoiler: Es ging nicht gut aus.) Bei 30% des Depots in so einer Hype-Aktie solltest Du den fundamentalen Daten meiner Ansicht nach deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken. Ein Shortsqueeze mag für Trader eine nette Gelegenheit sein, ein paar kurzfristige Gewinne mitzunehmen, mir ist aber kein Beispiel bekannt, bei dem dadurch eine Revolution des Geschäftsmodells eines Unternehmens eingeleutet wurde.
Viele Grüße
Weinlese
@Dan.l schrieb:Puh, was ein Ritt bisher, pre market und current NYSE, muss gestehen dass ich heute relativ nahe am Höchsstand, was für mich immerhin 210% waren, etwas Gewinn mitgenommen habe. Ich habe noch einiges drin, aber immerhin ist Einsatz plus ordentliche Rendite gesichert und so kann ich dass ganze jetzt etwas mehr genießen und weiter beobachten.
Ich war stellenweise bei +248%, habe beim Dip eben nochmal nachgekauft und werde einen Trailing Stop Loss ab 250€ setzen
