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Geldanlage zum Vererben

t.w.
Legende
5.119 Beiträge

Hallo zusammen,

 

ich habe in meinem familiären Umfeld kürzlich folgenden Bericht und Bitte um Mithilfe erhalten. 

 

Die Geschichte

Protagonistin ist eine Mitte 70 Jährige, abgezahltes Eigenheim und etwas Geld auf der hohen Kante. Bislang mit einem 5-stelligen Betrag einem gut verzinsten Sparbuch bei einem örtlichen Finanzinstitut wird unsere Protagonistin telefonisch gebeten, möglichst noch heute in besagtes Institut zu kommen, um eine tolle Möglichkeit wahrnehmen zu können, allerdings ist Eile geboten. Ziel der Geldanlage: 50% sollen in den kommenden Jahren verkonsumiert werden, 50% sollen quasi open end angelegt werden, auch das Vererben des Depots ist gern gesehen. 

 

Das Ergebnis der Beratung

Das komplette Sparbuch wurde aufgelöst und die gesamte freigewordene Summe wie folgt angelegt:

  • 25% DK0NRN DekaBank Express-Zertifikat Relax 01/2024 bezogen auf den EURO STOXX 50
  • 25% DK1A48 Deka-Nachhaltigkeit Renten 
  • 50% 980142  WestInvest InterSelect

Anschließend folgt die Verunsicherung der Kundin, allerdings kann das Investment laut Berater erst 2024 wieder verändert werden. 

 

Überlegungen und Fragen

  1. Was soll man für eine Langfristanlage mit einem Expresszertifikat? Wäre nicht ein ETF die viel bessere Lösung?
  2. Was ist von dem Rentenfonds zu halten? Mit Anleihen kenne ich mich bekanntermaßen überhaupt nicht aus. 
  3. Der einzige übrige größere Vermögensgegenstand ist ein abgezahltes Eigenheim -> Wieso dann 50% in einen Immobilienfonds?
  4. Gibt es tatsächlich einen Grund, alle Anlagen bis 2024 halten zu müssen? 

Detailfragen kann ich gern beantworten, die Verträge liegen mir allesamt vor.

 

Ich würde am liebsten raten: Die zu verkonsumierenden 50% auf's Tagesgeld, die restlichen 50% in einen Aktien-ETF und fertig. 

 

Ich bin gespannt auf eure Meinungen! 

 

Viele Grüße

34 ANTWORTEN

Necoro
Mentor ★
1.071 Beiträge

Humm... da wollte die Bank wohl das Sparbuch loswerden. Mein erstes Bauchgefühl wäre ja: Fehler im Beratungsprotokoll suchen und das ganze rückabwickeln. Schon aus Prinzip.

 

Zu dem "erst ab 2024 änderbar": Wurde da evtl was in einem Versicherungsmantel verkauft?

GetBetter
Legende
8.088 Beiträge

@t.w.  schrieb:

Ich würde am liebsten raten: Die zu verkonsumierenden 50% auf's Tagesgeld, die restlichen 50% in einen Aktien-ETF und fertig.  


Würde ich genau so sehen. Anstatt des tagesgeldes evtl. einfach auf einem Sparbuch lassen so es dort zumindest einen Hauch mehr Zinsen gibt.

 

Da ich selber auch keine große Ahnung von Anleihen habe halte ich mich zu den konkreten Produkten raus.

Da allerdings die Initiative zu dem Gespräch scheinbar vom Finanzinstitut ausging, kann man schon erahnen in wessen Interesse das Ergebnis jetzt ist. Und ohne die Vitalität der Dame zu kennen halte ich eine 5-jährige Festlegung bei einer Mittsiebzigerin für zweifelhaft.

t.w.
Legende
5.119 Beiträge

Hallo @Necoro,

 

vielen Dank für Deine Antwort. Ich bin bei Dir: Da sollte wohl das gut verzinste Sparbuch weichen - natürlich zum Vorteil des Kunden Smiley (zwinkernd)

 

Zu 2024 tippe ich auf die Laufzeit des Zertifikats. Kann man so ein Expresszertifikat nicht auch vor Fälligkeit verkaufen? Bei der comdirect kann ich es jedenfalls nicht handeln. Wie wird man so ein Zertifikat los? Sinnvoll ist es meiner Meinung nach jedenfalls nicht. Wenn ich das Konstrukt richtig verstanden habe, ist es eine Wette darauf, dass der EURO STOXX 50 bis 2024 seitwärts läuft und nicht mehr als 20% einbüßt. Darauf würde ich derzeit nicht wetten wollen. 

Necoro
Mentor ★
1.071 Beiträge

@Necoro  schrieb:

Zu dem "erst ab 2024 änderbar": Wurde da evtl was in einem Versicherungsmantel verkauft?


Ah, ich seh es: Beim Expresszertifikat "ist kein Börsenhandel vorgesehen". Soso.

t.w.
Legende
5.119 Beiträge

Und da haben wir schon das Problem Smiley (zwinkernd)

So wie ich es sehe, dürfte es nicht problematisch sein, Renten- und Immobilienfonds an der Börse zu verkaufen. Aber dieses Zertifikat bliebe dann tatsächlich bis 2024 quasi unveräußerlich im Depot? 

Necoro
Mentor ★
1.071 Beiträge
Die seitens der Emittentin eingeschalteten Vertriebsstellen erhalten für die Vermittlung der Schuldverschreibungen bei Erwerb nach Beendigung der Zeichnungsfrist je Festgelegte Stückelung eine einmalige Provision in Höhe von bis zu 3,00 % des Erwerbspreises

Sowas aber auch...

 

Aber:

 

Nach dem Tag der Begebung können die Schuldverschreibungen in der Regel einmal bankarbeitstäglich bei Ordererteilung bis spätestens 16:00 Uhr außerbörslich über die Emittentin gekauft oder verkauft werden. Die Preisfestlegung erfolgt taggleich unverzüglich nach 17:35 Uhr. In außergewöhnlichen Marktsituationen oder bei technischen Störungen kann ein Kauf bzw. Verkauf der Schuldverschreibung vorübergehend erschwert oder nicht möglich sein. Eine Rückgabe ist grundsätzlich bankarbeitstäglich zum Rücknahmepreis möglich. Die Festlegung des Rücknahmepreises orientiert sich unter anderem am Kurs des Basiswerts, an internen Kalkulationsmodellen der Emittentin, an marktpreisbestimmenden Faktoren sowie an der jeweiligen Nachfrage. Der Rücknahmepreis kann unter dem rechnerischen Wert (d. h. dem Wert, der anhand eines objektiven Kalkulationsmodells errechnet würde) liegen.

Und auf der Deka-Webseite:

Neben „klassischen“ Zertifikaten mit Börsennotierung bietet die DekaBank auch Zertifikate ohne Börsennotierung an, um diese im DekaBank Depot verwahren zu können. Diese sind einmal täglich außerbörslich handelbar. Alle Orders, die bis 16:00 Uhr eingehen, werden taggleich zum entsprechenden Tageskurs (Geld/Brief) abgerechnet.

Ich würde daher behaupten: Sollte verkaufbar sein, auch wenn ich wohl die Gebühren gar nicht wissen will...

 

Nachtrag:

Keine Transaktionskosten im DekaBank Depot. Für den Kauf und Verkauf von DBD-Emissionen entstehen neben dem Ausgabeaufschlag beim Kauf keine zusätzlichen Transaktionskosten/Ordergebühren. 

Immerhin... (Dafür Jahresgebühren; also: wenn ein DekaDepot angelegt worden ist, dieses nicht vergessen zu kündigen)

baha
Mentor ★★★
2.834 Beiträge

Moin @t.w.

 

leider klingt das wirklich nach dem Ergebnis eines typischen Sparkassen-Beratungsgesprächs 😞

 

Die Fragen würde ich wie folgt beantworten.

 

1. Soweit ich das Zertifikat richtig verstanden habe, bringt es feste Zinszahlungen, solange der EuroStoxx nicht zu stark fällt (was ich als nicht besonders unwahrscheinlich ansehen würde für die nächsten fünf Jahre).  Weiter meine richtige Beobachtung vorausgesetzt liegen die Zinsen in etwa auf Niveau der Dividenden, die die entsprechenden Aktien gebracht hätten (und auf die ein Zertifikatskäufer keinen Anspruch hat). Also wäre ein ETF ziemlich wahrscheinlich billiger und brächte auch dann die Dividenden, wenn der Kurs stark fällt.

 

2. Ich halte davon gar nichts.

 

3. Ja, die Frage nach Diversifikation, die du hier stellst, ist eine gute Frage (dazu siehe auch unten) 😉 Wenn man sich den Chart des Fonds ansieht, scheint dieser jedoch sehr konservativ zu wirtschaften und bringt eine Rendite im Bereich leicht über Festgeld ohne größere Schwankungen. Davon abgezogen den Ausgabeaufschlag, und wir sind vermutlich wieder bei 0. Gewonnen hat auch hier die Bank.

 

4. Keine Ahnung! Du kennst doch die Verträge, was steht denn diesbezüglich drin?

 

5. Was du raten würdest, klingt genau richtig. Und hier kommt wieder die Diversifikationsfrage ins Spiel. Bei der ETF-Auswahl würde ich nämlich gleich einen besseren Index nehmen als den Eurostoxx 50. Der ist viel zu wenig diversifiziert.

 

Alternativ statt Tagesgeld mehrere Festgeld-Anlagen mit unterschiedlichen Laufzeiten, bei denen dann jährlich eine ausläuft und wo man dann immer individuell entscheiden kann, wie viel weiter angelegt werden soll und was konsumiert wird.

 

Wie hat sich die Sparkasse denn vorgestellt, wie das mit dem Konsum in den Jahren bis 2024 funktionieren soll??

 

Gruß

baha

dg2210
Legende
7.777 Beiträge

Erstens: Ein Mitte-70-Jähriger braucht überhaupt keine langfristigen Geldanlagen. In dieser Lebensphase können sich die (finanziellen) Bedürfnisse jederzeit schnell und dramatisch ändern, darum gilt: Cash is King.

 

Zweitens: Erbschaften führen grundsätzlich zu Spannungen unter den Erben. Die Lösung ist simpel: rechtzeitig(!) verschenken statt vererben.

 

 

Bettina Orlopp : „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“ (Focus online 24.06.2025)

huhuhu
Legende
8.776 Beiträge

Die erste absolut vernünftige Antwort !!

 

Was mich anhand der sich hier tummelnden *EXPERTEN wundert  Smiley (Zunge)

 

*Ausnahmen bestätigen die Regel  Smiley (fröhlich)