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Dividenden-Portfolio: So mache ich es

Marin
Mentor ★
1.483 Beiträge

Guten Abend liebe Community,

 

im Forum gibt es immer wieder Fragen und Diskussion zum Thema Dividende. Und bevor ich mir dazu jedes mal einen Wolf schreibe und das gleiche erzähle, mache ich es ganz egoistisch-pragmatisch: Ich stelle euch mein Dividenden-Portfolio vor (...und ihr dürft es gerne roasten).

 

Eines vorweg: Ich betreibe mehrere Portfolios:

  • Ein Casino-Porfolio, in dem mit wildem Zeug wie GameStop, BBBY oder Lithium gezockt wird. Kleine Einsätze, viel Spaß, z.T. wilde Gewinne.
  • Ein „Momentum-Portfolio“, in dem aktiv je nach Marktlage relativ rege ge- und verkauft wird. Hier landet auch die eine oder andere Sterneaktie. Das sehe ich als mein „Hauptdepot“ an.
  • Ein Dividenden-Portfolio, um das es hier gehen soll. Anlageziel: Aufbau einer passiven Einkommensquelle, die irgendwann groß genug sein soll, um in Schritt eins meine Arbeitszeit (Angestelltenverhältnis) zu reduzieren und in Schritt zwei vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Wann das sein wird, darauf lege ich mich nicht fest. Zu viele Variablen. Ein paar Jahre sind es bei mir sowieso noch. Unabhängig davon lautet das Ziel: Jährliche Steigerung der Dividendeneinnahmen um 10% im Vergleich zum Vorjahr. Erreicht wird diese Steigerung durch Erhöhung der Anlagesumme und durch organische Steigerungen der Dividenden.

 

Zum Vermögensaufbau ist dieses Portfolio nur bedingt geeignet. Wer sich einen reinen Kapitalstock ohne ausschüttenden Cashflow aufbauen möchte, ist mit anderen Strategien aus meiner Sicht besser beraten.

 

Aber zunächst der aktuelle Stand:

 

Dividendendepot.png

 

(da fällt einem wieder auf, wie hässlich alles im comdirect-Interface aussieht)

 

Folgende Prinzipien vertrete ich bei Dividendenwerten

  • Ich investiere nicht in Zykliker wie z.B. Autohersteller, Banken, Chemie- oder Ölwerte. Dort gibt es zwar hohe Dividenden, aber die Kursverläufe bewegen sich in der Regel in einem festen Tunnel auf und ab, sodass auf lange Sicht keine signifikanten Kursgewinne entstehen. Die Titel „günstig“ zu kaufen kann diesen Effekt kurz- bis mittelfristig ausgleichen, ändert aber nichts am oben Gesagten. Ich erwarte von Investments in Aktien unabhängig von der Strategie langfristig steigende Kurse. Ansonsten kann man ebenso gut in Anleihen oder sonstigen festverzinste Anlagen mit geringerer Risikoklasse investieren. Ich will in dem Depot auch nicht viel „traden“.
  • Gleiches gilt für alle möglichen REITs mit dauerhaften Kurs-Seitwärtsbewegungen.
  • Ebenso für Firmen mit Geschäftsmodellen, die aus meiner Sicht keine „Luft nach oben“ haben, wie z.B. Tabak.
  • Ich meide Aktien aus Ländern mit fetten Quellensteuern, denen man mit großem Aufwand selbst hinterherrennen muss, wie z.B. Frankreich, Dänemark, Italien. Teilweise wartet man über 8(!) Jahre auf die Steuererstattung und ärgert sich bis dahin über die miese Netto-Dividende. Achtet deshalb bitte nicht nur auf die Brutto-Dividendenrendite!
  • Die Firmen müssen eine vernünftige Dividendenpolitik vorweisen: stetige und ständige Steigerungen ohne Pause oder Unterbrechung; akzeptable Ausschüttungsquote; klares Bekenntnis zu einer aktionärs- und dividendenfreundlichen Firmenpolitik.
  • In der Dividendenhistorie zudem genau prüfen, ob die relative jährliche Steigerung auch angemessen hoch ist. Viele US-Firmen erhöhen ihre Dividende nur um 1 Cent pro Quartal, um ihren Status als Aristokrat oder dauerhafter Steigerer zu halten. Zum Beispiel Coca-Cola. Dieses Vorgehen verschleiert jedoch einen wichtigen Aspekt: Bei Coca-Cola wird die Dividende dieses Jahr insgesamt $1,76 betragen (4 x 44 Cent). Im nächsten Jahr mit ziemlicher Sicherheit $1,80 (4 x 45 Cent). Das ist eine jährliche Steigerung von gerade einmal 2,3%. Zu wenig, um von der mächtigen Stärke des Zinseszinses bei der Dividendendynamik zu profitieren. Hinzu kommt, dass solche „Steigerungen“ sogar in normalen Zeiten unter der Inflationsrate liegen können. Und dann komme ich meinem Ziel von jährlichen Dividendensteigerungen nur im Schneckentempo oder gar nicht näher. Sprich: Ich will eine vernünftige Wachstumsdynamik bei der Dividende sehen.

 

Das Depot lässt sich grob in diese Kategorien einteilen:

 

Die „Cashcows“

Unternehmen mit hoher Dividendenrendite (>5%), aber dafür geringerer Wachtumsdynamik bei Kursverlauf und Dividendensteigerungen. Diese Aktien sollen die durchschnittliche Dividendenrendite des Depot nach oben treiben:

Allianz

Iron Mountain

 

Die „Grower“

Diese Unternehmen haben eine relativ geringe Dividendenrendite (1,5-3%), aber dafür ein sehr dynamisches Wachstum der Dividenden. Bei Titeln wie American Tower, ASML oder UnitedHealth sogar im Bereich von ca. 20%/Jahr. Dazu bieten alle sehr solide langfristige Kursverläufe:

American Tower

ASML

Home Depot

Linde

NextEra Energy

PespsiCo

UnitedHealth

 

Die „Allrounder“

Manche Aktien sind so gut, die haben einfach alles: Hohe Dividende, hohes Dividendenwachstum, gute Kursentwicklung:

AbbVie

Broadcom

 

Die ETFs

Es gibt so viele tolle Dividendenaktien auf der Welt, leider kann und will ich sie nicht alle haben. Zudem kommt in einigen Jahren vielleicht der Punkt, an dem ich das Depot nicht mehr so aktiv managen möchte. Zudem ist die Teilfreistellung interessant. Daher baue ich mir langsam einen Grundstock an Dividenden-ETFs auf. Dort gelten die gleichen Maßstäbe wie oben genannt. Leider gibt es am Markt viel Schrott, der durch diese Kriterien durchrasselt, aber mit diesen dreien bin ich zufrieden. Weitere sind nicht geplant:

SPDR S&P US Dividend Aristocrats (A1JKS0)

Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield (A1T8FV)

VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders (A2JAHJ)

 

Performance

Ich pflege meine Kursdaten leider nicht so genau, sondern tracke überwiegend die Dividenden. Das Depot dürfte dieses Jahr Kurstechnisch allerdings im Plus liegen (im mittleren einstelligen Bereich), was im Vergleich „zum Markt“ sehr gut ist. Es war aber auch das Jahr vieler Value-Werte, die ich glücklicherweise im Depot habe: AbbVie, Linde, PepsiCo,UnitedHealth…

 

Die angepeilten 10% Dividendenwachstum sind eher konservativ kalkuliert und werden in der Regel jedes Jahr übererfüllt. So auch dieses.

 

Zukunftsaussichten

Folgende „Baustellen“ stehen für 2023 auf der Agenda:

  • Das Depot ist mir zu US-lastig. An einem US-Übergewicht führt bei Dividenden nichts vorbei, aber bei den Einzelwerten sind es ca. 80% US-Anteil.
    • Lösung: Ich plane zwei Positionen (halbe Positionsgröße) bei Vonovia und der Deutschen Post. Ich bin wirklich kein Fan von deutschen Aktien, aber der Einstiegszeitpunkt erscheint mir bei beiden gut. Die Dt. Post hat momentan ca. 4% Rendite, Vononia ca. 6,7%. Allerdings erwarte ich von beiden Unternehmen ein klares Bekenntnis zur Dividendenpolitik, auch in diesen schweren Zeiten. Zudem möchte ich positive Chartbilder sehen. So richtig traue ich beide Firmen noch nicht, daher die kleine Positionen. Wenn beide nicht gut laufen, fliegen sie wieder.
    • Eine meiner Lieblingsaktien ­– Itochu –, die ich hier ausführlich vorgestellt habe, ist vor einiger Zeit unglücklich rausgeflogen und das freie Kapital woanders gelandet. Diese Position werde ich neu aufbauen. Ich kaufe, sobald die Aktie unter die GD200 fällt und diese dann wieder von unten durchstößt.
  • Der Anteil der drei ETFs am Depot soll verhältnismäßig größer werden. Begründung: siehe Absatz dazu.
  • Mehr als 20 Positionen möchte ich nicht in diesem Depot haben.

 

Abschließendes

Da Diskussionen über Investmentansätze hier oft zu moralischen Grundsatzstreitereien werden, bitte ich euch: Hier geht es um meine Dividendenstrategie, die zu meinem Lebensentwurf passt und – wichtig! – die mich gut schlafen lässt.

 

Mit diesem Disclaimer im Hinterkopf kann gerne über die Strategie selbst oder die enthaltenen Werte diskutiert werden. Ich hoffe, für einige waren einige hilfreiche Ansätze dabei.

 

Grüße aus einem nasskalten Flensburg

Marin

179 ANTWORTEN

Klimaaprima
Mentor ★★
1.930 Beiträge

 


@hvd  schrieb:

....Bei MCD habe ich eine andere Wahrnehmung als @Shane 1 und @Marin  . Ich kenne die Situation in den  USA nicht, aber in Deutschland und europäischen Ländern. Keine Marke ist so präsent wie MCD. in den Innenstädten in 1a Lagen und an Schnellstraßen und Autobahnen.

....

Soweit ich lese, sind neue Standorte mit dem Fokus an Autobahnen und Bahnhöfen in Deutschland geplant. Zusätzlich an Drive In Standorten Stromtankstellen für die E- Mobilität. 

Charttechnisch befindet sich McD in einem Turnaround nach der Korrektur seit Ende Januar. Seit März 2023 gab es ein Auf und Ab, welches an der 300 US$ Marke zunächst nach unten abprallte. Die Aktie könnte zeitnah den Widerstand von 300 US$ überwinden und damit einen neuen Anlauf starten. Dabei auch im Blick halten, Mcd ist mittlerweile auch ein Immobilienunternehmen. Immobilien im Wert von im 20 Mrd. US$ stehen in den Bilanzen. Eine Zinssenkung dürfte deshalb auch zusätzlich eine Unterstützung sein. Die Billigmahlzeiten für 5 US$ wurden verlängert.

hvd
Mentor ★★★
2.132 Beiträge

Nachgelegt: MCD ist ein Dividendenaristokrat. Das Unternehmen hat 48 Jahre die Dividende erhöht und wird bald in den Kreis der "Könige" aufgenommen. Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 2,3% . Fur den Langfristanleger sieht das anders aus. Nach meinem massiven Nachkauf ist der Einstandswert auf 131 gestiegen , beim aktuellen Kurs sind das 4,6%. Ich habe absolut keine Sorge, dass meine persönliche Rendite in den nächsten Jahren auf über 5% steigt.

Bei Msft sind das übrigens bei über 10%.

Also, nicht linke Tasche , rechte Tasche . Die Dividenden seit 2009 kommen bei MCD noch auf den Kurs oben drauf. 

@Klimaaprima Ja, MCD ist immer mehr Immobilienbesitzer geworden. Meist werden die neuen Läden im Franchise Verfahren betrieben. Das Risiko am operativen Geschäft übernehmen die Franchise Nehmer, die für den Erwerb tief in die Tasche greifen müssen. 

Aus dem Consumer Bereich Essen und Trinken sind meine Favoriten MCD und Pepsico. Pepsico und MCD (nach dem Nachkauf) gehören jetzt zu den TOP 10 in meinem Depot. 

Ich 💖 Mac und Dividenden, die Jahr für Jahr immer reichlicher fließen, egal wie der Kurs steht. 

 

Ich hatte mich damals auch für Starbucks interessiert. Ich war in mehreren Läden, ua. an der Kö in Düsseldorf. 

Ich hätte das Mobiliar sofort entsorgt. Der Kaffee kostete aber soviel wie in der berühmten Konditorei nebenan. Klar , wo wir unseren Kaffee und Kuchen gegessen haben. 

Für 1,50 trinke ich auch mal einen Kaffee bei MCD. 

CurtisNewton
Legende
4.884 Beiträge

Falls es jemanden interessiert,

Stoxx Europe 50 Werte sortiert nach Dividendenrendite 2024, Daten sind aus dem Consors Informer

 

Intesa Sanpaolo8,8
HSBC8,73
British American Tabacco8,33
BNP Paribas8,1
Mercedes Benz7,81
ING7,14
Rio Tinto6,76
Enel6,68
BP6,29
AXA6,29
Unicredit6,23
Total Energies6,21
Natonal Grid6
Zuerich Insurance5,31
BASF5,3
Allianz5,07
Iberdrola4,62
Vinci4,51
Banco Santander4,48
Shell4,47
GSK4,46
Nestle4,07
Sanofi4,05
Novartis3,89
Roche3,6
Münchner Rück3,33
Unliever3,21
Diageo3,15
Deutsche Telekom3,12
Glencore2,93
Siemens2,76
UBS2,61
Astrazeneca2,36
LVMH2,05
Air Liquide2,04
L Oreal2
Richemont1,99
Annheuser Busch1,98
ABB1,85
Novo Noridsk1,8
Relx1,73
EssilorLuxotice1,68
Schneider Electric1,56
Safran1,32
Airbus1,26
LSE1,1
ASML0,95
SAP0,93
Hermes0,74
Prosus0,26
--------------------
"I am a dwarf and I'm digging a hole. Diggy diggy hole, diggy diggy hole. I am a dwarf and I′m digging a hole. Diggy diggy hole, digging a hole" - Wind Rose

Findaus
Autor ★★
25 Beiträge

Das Problem bei vieler dieser Papiere ist die Abgeltungssteuer, die höher als in D ist und dann ggfs. aufwändig zurückgeholt werden muss.

Marin
Mentor ★
1.483 Beiträge

Danke für die Liste @CurtisNewton.

Auch wenn sich die Dividenden-Renditen zunächst gut lesen, bleiben europäische Aktien für Dividenden-Strategien maximal zweite Wahl. Ich sehe bei einem großen Teil der o.g. Aktien folgenden Probleme:

- Einige Bankenwerte, bei denen analog zu Zinssenkungen auch die Dividende sinken dürfte (z. B. Intesa Sanpaolo, HSBC, BNP, ING,...). Wenn die Zinsen hoch sind und es gut läuft, schütten die Banken extrem großzügig aus. Läuft es dagegen eher schlecht, wird die Dividende auch gerne mal komplett einkassiert. Warum nicht einfach mal eine stetige Entwicklung anstreben?

- "Old Economy"-Firmen, die mit ihrer Hochdividenden-Politik bald an die Grenzen stoßen sollten oder schon sind: BASF, Enel, Shell, BAT,...

- Starke Zykliker mit entsprechend volatiler Dividende: Mercedes, Rio Tinto, Glencore,...

- Gruselige Kursentwicklung trotz eines eigentlich gutem Geschäftsmodells: GSK, Vinci, Roche, Nestle,...

 

Es sind leider nur wenige Lichtblicke dabei wie z.B. Dt. Telekom, Allianz oder Munich Re. Insgesamt ist man mit US-Fokus aber auch bei Dividenden einfach am Besten aufgehoben. Unter anderem auch wegen der von @Findaus angesprochen Steuerproblematik, die viele Länder betrifft. Zudem setzt sich im Euoraum – und besonders in Deutschland – immer mehr das Narrativ durch, dass Dividenden ausschließlich ein Privilieg von gierigen Reichen sind ("die da oben"), was den Firmen bei ihrer Dividendenpolitik auch kein Gefallen ist.

 

Da dieser Thread nun wieder nach oben gerutscht ist, werde ich in einer ruhigen Minute ein Update über die Entwicklung meines Dividenden-Depots geben. Momentan fehlt mir dafür leider die Zeit. Wie ihr seht, langen die Dividenden leider doch noch nicht so ganz, um sich komplett zur Ruhe zu setzen...

 

Ausschüttende Grüße

Marin

Shane 1
Mentor ★★★
2.059 Beiträge

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Kapitalanlagen und beachte (allen Unkenrufen zum Trotz) als wichtigen Aspekt bei Aktienkäufen stets auch die Dividendenrendite.

Leider kann man auch bei Value-Aktien (Konzerne, welche ihre Aktionäre am Gewinn beteiligen) mit Dividenden etliche Fehler begehen.

 

Das erscheint im ersten Moment nicht plausibel oder auch unverständlich, aber auch hier sollte man (vor allem bei diesen beliebten Tabellen über hohe Renditen) die Spreu vom Weizen trennen.

Hohe Renditen sind oft auch ein Warnhinweis (wenn sie nicht durch regelmäßige Steigerungen entstehen) schlicht und ergreifend gesagt, weil der Aktienkurs massiv gefallen ist. Und das hat immer einen guten Grund.  

Börsianer sollten also nicht allein auf die Höhe der Dividende schauen, sondern auch darauf, wie es bei dem Unternehmen läuft, und welche Dividendenpolitik verfolgt wird. Mit oberlehrerhaft anmutenden Ratschlägen könnte ich dazu ein Dutzend Seiten füllen, möchte mich aber nur auf einige Fakten festlegen.

 

Es gibt auch in Europa Konzerne mit lupenreiner Ausschüttungshistorie, aber gerade in den USA finden wir vorwiegend diese Unternehmen. Nicht umsonst wurde der Begriff Dividenden-Aristokrat (25 Jahre ununterbrochene Dividendenzahlungen) in den Staaten geprägt, denn er ist die Folge einer ausgeprägten Dividendenkultur, welche dort eine hohe Priorität besitzt (@Marin hat ja schon ausführlich von der Mentalität der Amerikaner hier im Bord berichtet). 

Dass die dortigen Konzerne eher einen etwas geringeren Teil der Gewinne an die Anleger ausschütten ist bekannt, hat aber den Vorteil, dass auch in schlechteren Jahren diese Dividenden stabil gehalten werden können, oder womöglich - was noch wichtiger ist - sogar weiter gesteigert werden.

 

Ein schöner Zusatzeffekt ist, bei Amerikanischen Dividenden muß man sich nicht zwangsläufig mit dem Thema Quellensteuer befassen. Zwar bezahlen Nichtamerikaner normalerweise 30 %, da wir aber in die Bankenregelung eingebunden sind, werden uns nur 15 % einbehalten und dafür haben wir keinen Erstattungsanspruch (um die 10 % welche uns in Deutschland abgenommen werden, kommen wir sowieso nicht herum).  Hier greift der gierige Staat uns (wie mit dem Solidaritätszuschlag) kräftig in die Taschen.       

 

Grüßle Shane

 

Übrigens: Als Dividendenkönige bezeichnet man Konzerne mit über 50-jähriger Dividendensteigerung. Davon gibt es zwar nicht so viele, aber .... es gibt sie tatsächlich!!

Fundgrube für meine obigen Behauptungen:

im STOXX600 beträgt die Div.-Rendite: 3,8 % mit einer höheren Ausschüttungsquote von  62 % des Gewinns.

im S + P 500   beträgt die Div.-Rendite : 2,0 % mit einer niedrigeren Ausschüttungsquote von 46 % des Gewinns.

Klimaaprima
Mentor ★★
1.930 Beiträge

Dividendenwertpapiere sind keine passiven Selbstläufer als Anlage (wird auch oft in Börsenmagazinen und Artikeln zur Anlage entsprechend einfältig aufbereitet) . Auch hier entscheiden n.m.E. langfristig Geschäftszahlen, Gewinn/Umsatzentwicklungen, Unternehmems- bzw. Branchenaussichten/ und deren zukünftige Marktrelevanz insgesamt. Genauso marktimmanente Kriterien wie Trendfolge, Trendwendepotenzial, oder wie von @Shane 1 erwähnt, zklische/antizyklische Vorgaben. Dividendewerte stabilisieren in Korrekturphase bzw. längeren Seitwärtsbewegung der Märkte die Rendite des Gesamtportfolio, die Volatilität wird etwas reduziert. Auch wird m.A.n. der Zinseszins, der mit Dividendenauszahlungen langfristig generiert werden kann, sofern diese fortlaufend angelegt werden, unterschätzt. Nachteil ist, dass Dividendenwerte nicht selten während einer Hausse unter der durchschnittlich Marktperformance bleiben, Dividendenwerte sind sogesehen auch sehr selten Outperformer.

Ein Dividendenportfolio wird m.E. aber spätestens in der Entnahmephase ein wichtiger Baustein, denn damit stehen allgemein zunächst stabilere und verlässlichere Renditen zur Verfügung. In meinem Fokus stehen dazu einige US-Substanzaktien, mit einem guten Verhältnis aus Kurszuwachs und Dividende,  DividendenETFs wie der VanEck Developed Markets Dividend und einige Versicherungs-/Telekommunikationsaktien. 

Shane 1
Mentor ★★★
2.059 Beiträge

@Klimaaprima 

Wie immer, ein sorgfältig ausgewogener Beitrag. Allerdings habe ich dazu ( Dividendenwerte sind sogesehen auch sehr selten Outperformer) eine Korrektur anzumerken, nicht um zu nörgeln, sondern einfach einfach einer sachlichen Diskussion zuliebe. Aber da habe ich bei dir sowieso keine Bedenken.

 

Zahlreiche Statitiken und Analysen zeigen, dass sich Aktien, welche Dividenden ausschütten einfach besser entwickeln, wie Konzerne, welche keine Dividenden ausschütten. Und das Schöne obendrauf, sie schwanken nachweislich auch weniger.

 

Natürlich können Dividenaktien in der Regel nicht mit Trend- oder Technikaktien mithalten. Klar, Ausschüttungsquoten bis zu teilweise 70 % des Gewinns, schränken natürlich die Möglichkeiten der Unternehmen gewaltig ein, so dass Investitionen gut durchdacht und gerechnet werden müssen.

 

Wenn jetzt richtige Dividendentorpedos wie beispielsweise Reits (Hamborner Reit beispielsweise ist in Deutschland etwas bekannter) 90 % ihres Gewinns ausschütten, liegt das einfach am Steuermodell, sie müssen diese Summe ausschütten, um nicht ihre Steuerfreiheit zu verlieren. Diese Firmen arbeiten mit hohen Hebeln und sind nicht meine Zielgruppe für Dividenden. Deshalb beschränke ich mich aus Fairniß auf reine Aktien als Gegenbegründung.

 

Dividendenaktien spielen ihre Stärke mit der Zeit aus, in der sie im Depot liegen, anfangs zwar langsamer, jedoch mit jährlich zunehmendem Tempo.

Das versuche ich nun kurz an ein paar Beispielen aufzuzeigen:

 

Wer z. B. eine bekannte Aktie wie Starbucks (die mit dem grünen Meerjungfrauenlogo auf dem Becher) seit 10 Jahren im Depot liegen hat, kommt inzwischen auf eine jährliche Rendite von ebenso 10 % auf seinen Einstiegskurs. Wer von Anfang an, oder seit 20 Jahren dabei ist, kassiert jährlich sogar 37 Prozent persönliche Dividendenrendite.

 

Oder die hier gern besprochene Allianz-Aktie. Diese habe ich selbst im Oktober 2008 erworben, und erhalte inzwischen eine Dividendenrendite auf meinen Kaufpreis von 17 % jährlich.

 

Aber auch Aktien, welche weniger großzügig zu ihren Aktionären sind, wie z.B. Samsung (derzeit allerdings schöne 3,2 %) erwirtschaften auf 10 Jahren eine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) von 5,7 % oder sogar 22 % auf 20 Jahren. Ich habe meine Samsung im Juli 1998 erworben, also sogar noch etwas länger, das Argument, wer hält schon Aktien 10 Jahre gilt so nicht uneingeschränkt (Dividendenjäger, welche Qualität ins Depot kaufen).

 

Oder rechnen wir eine Tech-Aktie hoch, ich nehme mal eine Trend oder Sternenaktie wie Trane, welche aktuell nur 0,9 % Dividendenrendite abwirft. Auch hier kommt der Aktienhalter auf eine Rendite nach 10 Jahren von 11,4 % zum damaligen Kaufpreis, und bei einer Betrachtung von 20 Jahren sogar auf auch 22 Prozent.

 

Dividendenaktien benötigen einfach Zeit um sich zu entfalten und den Turbo zu zünden, zumal, wenn die Dividende regelmäßig reinvestiert wird. Natürlich steht aber an erster Stelle immer jedoch zuerst der Kursverlauf einer Aktie. Wenn dieser konstant jährlich mehr abgibt, oder die Dividenden aus den Rücklagen bezahlt werden, muss natürlich irgendwann auch einmal die Reißleine gezogen werden.

 

Noch eine kleine Info zum allerersten Konzern, welcher Dividenden bezahlt hat. Dieser kommt vermutlich aus Frankreich. Da schlossen sich im Jahr 1250 in Toulouse mehrere Mühlenbesitzer unter dem Namen Societe Moulin du Bazacle  zusammen und bezahlten Gewinne aus diesem Zusammenschluß.                                                                                                                                                                                                                                Der Konzern überstand interessanterweise Jahrhunderte lang alle Katastrophen, Brände, Seuchen, Kriege und Revolutionen ...... allerdings nicht die französische Regierung: die verstaatlichte das Unternehmen dann 1946 !!

Grüße - Shane 

 

Silver_Wolf
Legende
5.298 Beiträge

@Shane 1  schrieb:

 

Dividendenaktien spielen ihre Stärke mit der Zeit aus, in der sie im Depot liegen, anfangs zwar langsamer, jedoch mit jährlich zunehmendem Tempo.

Das versuche ich nun kurz an ein paar Beispielen aufzuzeigen:

 

Wer z. B. eine bekannte Aktie wie Starbucks (die mit dem grünen Meerjungfrauenlogo auf dem Becher) seit 10 Jahren im Depot liegen hat, kommt inzwischen auf eine jährliche Rendite von ebenso 10 % auf seinen Einstiegskurs. Wer von Anfang an, oder seit 20 Jahren dabei ist, kassiert jährlich sogar 37 Prozent persönliche Dividendenrendite.

 

Oder die hier gern besprochene Allianz-Aktie. Diese habe ich selbst im Oktober 2008 erworben, und erhalte inzwischen eine Dividendenrendite auf meinen Kaufpreis von 17 % jährlich.

 

 


Du addierst die Dividenden und beziehst das dann auf deinen Anschaffungswert?

Das ist aber eine seltsame Rechnung.  😞

 

40% auf 10 Jahre sind auch nur 3,4% p.a.

Und wenn sich der Kurs inzwischen verdoppelt hat sind es nur 1,7% auf das aktuelle Kapital.

 

Shane 1
Mentor ★★★
2.059 Beiträge

@Silver_Wolf 

Für deine ansonsten vernünftigen Beiträge, hast du hier wohl einen Freudschen Aussetzer eingestellt. Daß das so nicht stimmen kann, hast du ja selbst erkannt. Da wir zwei ja auf Grund deiner unhöflichen privaten Mails Probleme hatten, antworte ich dennoch, eventuell haben andere Leser hier auch Übermittlungsschwierigkeiten.  

 

Die Dividendenrendite errechnet sich normalerweise aus: Dividende pro Aktie : Kurs x 100. Da das bei täglich wechselnden Kursen natürlich nur eine Momentaufnahme darstellt, ist es sinnvoller die Yield on Cost (also die eigene/persönliche Dividendenrendite zu benutzen.

 

Für die Berechnung der persönlichen Dividendenrendite benutzt man folgende Formel:

Persönliche Dividendenrendite =  Aktuelle augeschüttete Dividende : persönlicher Kaufpreis x 100

 

Für Leser, welche nun gerne noch ein Beispiel dafür hätten, erkläre ich es an der bekannten Allianz-Aktie:

 

Kauf: Dezember 2008 zu 57,30 Euro , Dividende pro Aktie am 30.04.2009 : 3,50 Euro

3,50 : 57,30 = 0,06 x 100 = 6 Prozent (PDR für 2008)

 

Dividende / Aktie am 5.5.2024: 13,80 Euro

13,80 : 57,30 Kaufkurs = 0,24 x 100 = 24 % (PDR für 2023)

 

Diese 24 Prozent würde aber nur stimmen, wenn ich im Laufe der Jahre die Aktie inzwischen nicht mehrmals nachgekauft hätte, wodurch sich natürlich der durchschnittliche Einkaufspreis der einzelnen Aktie erhöht hat. Deshalb erhalte ich wie oben im Post beschrieben auf die Allianzaktie lediglich!! nur 17 Prozent Rendite jährlich.

 

Und da die Allianz auch fundamental attraktiv bewertet ist, bleibt für mich auch dieser Konzern weiterhin als Dividendenwert im Depot. Mit einer anfänglichen Dividenrendite von 5,5 %, einer Gewinnkonstanz von 82 % und einem moderaten Verlustratio von 2,16 entspricht dies einem mittleren Aktienrisiko.

 Genau nach dem Motto wie vom Threadersteller beabsichtigt: So mach ich es!  

Grüßle - Shane