31.12.2019 17:01 - bearbeitet 06.01.2022 18:23
Liebe Börsenfreunde!
@Karatevater und @Chrissel und vor längerer Zeit @haxo, aber auch einige andere bitten um Erläuterungen, wie man Discount-Zertifikate richtig auswählt, um beispielsweise vergünstigt in Aktien einzusteigen. Da die Erklärungen von allgemeinem Interesse sind, hier ein neuer Thread dazu.
Lasst mich vorausschicken, dass ich seit dem Jahr 1999 Discount-Zertifikate handle und schon knapp 1600 unterschiedliche davon gekauft habe. Alleine am heutigen Tag wurden mal wieder 25 solche Zertifikate in meinem Depot fällig. Ich weiß also genau, wovon ich spreche, habe sehr gute Erfahrungen mit Discount-Zertifikaten gemacht, und das Handling ist wesentlich einfacher als bei Bonus-Papieren. Wer sich für Bonuszertifikate interessiert, klickt bitte hier. Dort habe ich ausführliche Tips dazu gegeben.
Discount-Zertifikate sind wahre Alleskönner. Man kann sie einsetzen, um kostengünstig in Aktien einzusteigen. Wählt man eine niedrige Obergrenze (sogenannte Deep-Discount-Zertifikate), so eignen sich die Papiere als Festgeld-Ersatz. Man bekommt dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine vernünftige Rendite. Mehr dazu lest Ihr weiter unten.
Was ist ein Discount-Zertifikat? Für alle, die es noch nicht kennen, hier eine ganz kurze Erklärung der Funktionsweise. Ein Discount-Zertifikat ist ein eigenes Wertpapier mit einer WKN und einigen "Ausstattungsmerkmalen". Jedes Discount-Zertifikat hat folgende Merkmale, durch die es sich von anderen Zertifikaten unterscheidet:
- Basiswert (Underlying, z.B. eine Aktie oder der DAX)
- Obergrenze (Cap): Ihr profitiert von Gewinnen im Basiswert bis zu dieser Grenze
- Laufzeit (Datum der Fälligkeit)
- Emittent (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat)
- Ausübungsart (nur Barausgleich, oder ggf. auch physische Lieferung des Basiswertes)
- Bezugsverhältnis ("BZV", meistens 1:1 für Aktien und 100:1 für DAX)
Wenn Ihr kauft, gilt folgende Regel: Das Discount-Zertifikat wird am Fälligkeitstag zu einem Wert eingelöst, der dem Wert des Basiswertes an diesem Tag entspricht, jedoch maximal die Obergrenze. Dafür, dass Ihr die Obergrenze in Kauf nehmt, erhaltet Ihr das Discount-Zertifikat etwas billiger als der Basiswert. Diesen Unterschied nennt man "Discount", daher der Name.
Eine anderer, seltener Name lautet "BLOC-Zertifikat", das steht für "Buy Low Or Cash".
Zwei aktuelle Beispiele:
1. DAX-Discount-Zertifikat
WKN: PZ3V10
Underlying: DAX (WKN 846900)
Laufzeit: 21.05.2020
Obergrenze: 12000 Punkte im DAX
Bezugsverhältnis: 100:1
Emittent: BNP Paribas
Ausübung: nur Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 118,76
Dieses Zertifikat wird am 21.05.2020 eingelöst. Ihr bekommt an diesem Tag den Stand des DAX geteilt durch 100 (= Bezugsverhältnis), maximal jedoch 120 Euro. Falls also der DAX am 21.05.2020 bei 11.000 Punkte steht, wird das Zertifikat zu 110 Euro eingelöst, und Ihr macht einen Verlust von 8,76 Euro. Steht der DAX jedoch bei 12.000 oder höher, gibt es die maximale Auszahlung von 120 Euro, was einer Rendite von 2,65% p.a. entspricht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch, und die Rendite ist viel besser als bei Festgeld. Anmerkung Januar 2022: Das Zertifikat wurde im Mai 2020 wegen Corona "nur" zu 104,09 Euro eingelöst. Der DAX stand damals bei 10409 Punkten.
2. Aktien-Discount-Zertifikat
WKN: CL152U
Underlying: Deutsche Pfandbriefbank ("PBB", WKN 801900), Kurs: 14,57 EUR
Laufzeit: 26.06.2020
Obergrenze: 15 Euro
Bezugsverhältnis: 1:1
Emittent: Commerzbank
Ausübung: physische Lieferung oder Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 13,70
Anmerkung Januar 2022: Wegen Corona hat auch das nicht richtig geklappt. Das Zertifikat wurde im Juni 2020 in PBB-Aktien umgetauscht, die im Corona-Crash auf damals ca. 7 Euro gefallen waren. Heute steht die PBB-Aktie bei knapp 11 Euro. Kein Beinbruch!
Das ist ein Zertifikat, das ich vor wenigen Tagen gekauft habe. Dieses Zertifikat wird am 26.06.2020 eingelöst. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Falls die PBB-Aktie an diesem Tag höher als 15 Euro steht, gibt es "nur" die Barauszahlung von 15 Euro. Ihr habt dann einen Gewinn von 1,30 EUR gemacht, das entspricht einer Rendite von 19,2% p.a. Stark! Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es so kommt, ist hoch, denn die PBB-Aktie notiert bereits bei 14,57 Euro. Anmerkung Januar 2022: Nein, leider kam im Februar 2020 Corona. Siehe oben.
Falls die Aktie nicht so weit steigt und bei Fälligkeit noch unter 15 Euro notiert, wird das Zertifikat gebührenfrei im Verhältnis 1:1 in die Aktie umgetauscht. Dann bin ich billiger in die Aktie eingestiegen, weil das Zertifikat aktuell fast 1 Euro weniger kostet als die PBB-Aktie. Anmerkung Januar 2022: Und genau das ist passiert.
Mir geht es in diesem Fall eher um die Maximalrendite als um die Aktienlieferung, denn ich besitze bereits PBB-Aktien. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Zertifikat mit eher etwas niedrigem Cap entschieden. Und das führt gleich zum nächsten Punkt:
Wie wähle ich mein Discountzertifikat aus?
Die Auswahl von Discountzertifikaten ist eigentlich ganz einfach. Ich habe auch hier schon einiges dazu geschrieben (bitte nachlesen). Bitte beachtet die neun Punkte der Checkliste im verlinkten Beitrag genau!
Zunächst: Die beiden Zertifikate CA42MG und CA42MH, die @Karatevater genannt hat, scheinen beide "ausverkauft" zu sein. Jedenfalls gibt es heute (Silvester) keine Briefkurse. Daher fällt es mir schwer, ihre Attraktivität zu beurteilen.
Ich gehe davon aus, dass @Karatevater in die BASF-Aktie einsteigen will, ohne die normale Provision zu bezahlen. Leider eignen sich die beiden genannten Zertifikate dazu nicht, weil ihr Cap zu niedrig ist. CA42MG hat einen Cap bei 67 Euro und CA42MH hat einen Cap bei 69 Euro. Die BASF-Aktie kostet aber jetzt bereits 67 Euro (Stand 30.12.2019). Bei den beiden Zertifikaten ist also die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass man bei Laufzeitende keine BASF-Aktien bekommt, sondern "nur" eine Barabfindung von 67 oder 69 Euro.
@Karatevater fühlt sich "erschlagen" von der Vielzahl der Zertifikate. Ich habe in meiner Datenbank viele Millionen Zertifikate, aktuell sind knapp 190.000 Discount-Zertifikate aktiv handelbar. Aber das sollte Euch nicht beunruhigen. Wer Discounter nutzen will, um günstig (= reduzierte Provision oder gebührenfrei, und evtl. mit einem kleinen Kurs-Discount) in eine Aktie einzusteigen, der geht einfach so vor wie in meinem oben verlinkten Beitrag empfohlen. Dort steht auch, wie man die Filter anwendet. Bitte nachlesen!
Wichtig: Um zu prüfen, ob physisch geliefert oder nur in Bar abgegolten wird, verlasst Ihr Euch bitte nicht auf die Angaben auf Fremdwebsites wie z.B. ariva.de, sondern Ihr prüft dies bitte ausschließlich auf der Website der Emittenten, denn nur dort ist es juristisch verbindlich und korrekt. Meiner Erfahrung nach sind die Angaben auf Fremdwebsites nicht immer richtig.
Die besten Discount-Zertifikate gibt es von der Commerzbank und von BNP. Beide sind bei comdirect für die vergünstigte Provision von 3,90 Euro handelbar. Die Websites haben folgende Adressen:
https://www.zertifikate.commerzbank.de/
https://www.derivate.bnpparibas.com/startseite
Anmerkung Januar 2022: Commerzbank bietet keine Zertifikate mehr an. Das Geschäft hat am 30.03.2020 die Societe Generale übernommen. An der Qualität hat sich aber nichts geändert. Ich empfehle die SocGen ausdrücklich. Das ist die Website:
https://www.sg-zertifikate.de/
Anmerkung Januar 2022: Auch die Zertifikate der Citigroup oder von Morgan Stanley sind empfehlenswert, aber hier muss man genau darauf achten, ob es nur Barauszahlung oder auch physische Ausübung gibt.
Nun also konkret zur BASF-Aktie. Wir gehen folgendermaßen vor:
Bitte nutzt die Discount-Zertfikate-Suche im comdirect-Informer. Dort bitte als Zertifikate-Typ "Discount" wählen, und als Basiswert die WKN BASF11. Bitte aktiviert außerdem das Kästchen "3,90 Euro Aktion", damit Ihr in den Genuss einer vergünstigten Provision kommt. Bedeutsam sind dann vor allem zwei Parameter: Einmal die Obergrenze (Cap Basiswert) und dann die Laufzeit.
Als Laufzeit stelle ich immer ein "6 Monate bis endlos". Warum? Erfahrungssache. In diesem Bereich (6 bis 12 Monate) ist der Discount am attraktivsten. Man kann das auch mathematisch begründen, aber das führt hier zu weit.
Als Cap (Obergrenze) wählt Ihr einen Kurs, der etwas höher liegt als Euer Kursziel für den gewählten Zeitraum. Hier müsst Ihr also realistisch abschätzen, wo der BASF-Kurs in einem halben Jahr steht. Ich persönlich halte es für realistisch, dass BASF im Juni 2020 bei etwas weniger als 80 Euro steht. Also wähle ich eine Obergrenze (Cap) von Null bis 80 Euro.
Als Ergebnis werden mir jetzt noch etwas mehr als 200 Zertifikate angezeigt. Die lasse ich mir auflisten. Bitte nicht nach der Seitwärtsrendite sortieren (die ist nicht wichtig), sondern nach der Maximalrendite p.a.
Eines der obersten Papiere in der Liste hat die WKN CL1NV6 und die höchste Maximalrendite, nämlich über 30% p.a. Das würde ich zum Kauf empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht "nur" mit der Maximalrendite von 30% in Bar abgefunden wird, sondern tatsächlich BASF-Aktien erhält, ist sehr hoch. Und in diesem Fall hat man nicht nur die normale Provision für den Kauf reduziert (3,90 Euro statt 10 Euro, und an manchen Tagen sind Discount-Zertifikate sogar gebührenfrei erhältlich), sondern man erhält sogar noch einen feinen Discount von 4,9 Prozent.
Noch kurz zum Thema Deep-Discount-Zertifikate und Festgeld-Ersatz: Dazu eignen sich beispielsweise folgende Discount-Zertifikate auf den DAX:
WKN PP9KTL (Cap 11.000, Laufzeit 24.12.2020), Rendite: 1,9% p.a.
WKN PZ3V10 (Cap 12.000, Laufzeit 21.05.2020), Rendite: 2,7% p.a.
WKN CU3RXB (Cap 12.000, Laufzeit 24.07.2020), Rendite: 3,0% p.a.
WKN CJ7MU5 (Cap 13.000, Laufzeit 26.06.2020), Rendite 6,4% p.a.
Anmerkung Januar 2022: Auch das war wider Erwarten ein Teufelsritt. Wegen Corona stand der DAX im Mai 2020 bei gut 10500 Punkten und im Juli 2020 bei etwa 13000 Punkten.
Ihr sehr also: je höher die Obergrenze, desto höher auch die maximal mögliche Rendite, desto höher aber auch das Risiko. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 11.000 bleibt ist viel höher als die Wahrscheinlichkeit, dass er über 13.000 klettert. Anmerkung Januar 2022: Denkste! Siehe Corona im Februar 2020.
Und bei der Gelegenheit kann man noch mit einigen Gerüchten aufräumen.
1. Bei Zertifikaten spekuliert Ihr nicht gegen den Emittenten!
Der Emittent gewinnt nicht, wenn Ihr verliert, und er verliert nicht, wenn Ihr gewinnt. Stattdessen sichert sich der Emittent an der Terminbörse Eurex ab, sobald Ihr Zertifikate kauft. Dort bildet er eine Gegenposition ab, die genau dem Zertifikat entspricht. Wenn Ihr beispielsweise ein Discount-Zertifikat kauf, dann sichert sich der Emittent ab, indem er die Aktie kauft und gleichzeitig an der Eurex einen Call auf die Aktie verkauft. Denn hinter einem Discount-Zertifikat steckt nichts anderes als ein gedeckter Short Call, so nennt man das. Die Prämie, die man für den Call erhält, entspricht dem Discount. Und falls das Papier so stark steigt, dass der Basispreis des Calls überschritten wird, müsst Ihr die Aktie abgeben. Auf diese Weise wird die Obergrenze realisiert.
Der Emittent verdient ausschließlich am Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis der Zertifikate) und daran, dass er die Einzelkomponenten des Zertifikates am Großmarkt (Eurex) etwas billiger bekommt als es dem Preis des Zertifikates entspricht.
Der Emittent hat sogar ein Interesse daran, daß Ihr mit Zertifikaten Gewinne macht. Denn nur zufriedene Anleger kaufen auch in Zukunft Zertifikate.
2. Ihr könnt Zertifikate jederzeit verkaufen.
Man kann zwar manche Zertifikate nicht mehr kaufen (siehe oben, sie sind "ausverkauft"), aber man kann sie immer an den Emittenten zurückverkaufen. Die Emittenten (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat) stellen während der Laufzeit der Zertifikate stets faire Geld- und Brief-Kurse -- und zwar im außerbörslichen Handel ("Livetrading") und auch an der Börse Stuttgart oder Frankfurt. Einerseits sind sie dazu verpflichtet (Emissionsprospekt). Andererseits würde es sich schnell rumsprechen, wenn ein Emittent keine fairen (!) Verkaufspreise ("Geldkurse") mehr stellt, und er könnte sein Zertifikategeschäft zusperren. Während der Laufzeit kann man also alle Zertifikate jederzeit verkaufen. Am Ende der Laufzeit werden Zertifikate vollautomatisch (bei comdirect gebührenfrei) eingelöst.
Mit anderen Worten: Der Handel an der Börse wird nicht dauerhaft "eingestellt". Es kommt zwar gelegentlich (selten) vor, dass man höchstens einige Stunden/Tage lang bestimmte Zertifikate nicht handeln kann; dafür gibt es unterschiedliche Gründe (die mit der jeweiligen Aktie zu tun haben). Aber eben nicht dauerhaft.
Aus juristischer Sicht habt Ihr übrigens als Inhaber eines Zertifikates einen Anspruch gegen den Emittenten, dass er Euch das Zertifikat zu einem fairen Preis abkauft -- ggf. mit einer Kündigungsfrist. Genaueres regelt der jeweilige Emissionsprospekt, der rechtlich verbindlich ist.
Risiko: Wenn der Emittent pleite geht (Lehman Brothers anno 2008), ist das im Zertifikat investierte Geld weg. Entscheidet selbst, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine große (!) Bank pleite geht, und was in so einem Fall an der Börse los wäre. Dann wäre Euer Zertifikat das geringste Problem. Trotzdem sollte man wegen dieses Risikos nicht sein ganzes Geld in Zertifikate investieren.
Und der Vollständigkeit halber: Wer Discount-Zertifikate kauft, verzichtet auf die Dividende, die die jeweilige Aktie während der Laufzeit der Zertifikate bezahlt. Diese Dividende ist jedoch bereits im Preis des Discounters eingerechnet, sie dient also dazu, das Zertifikat noch billiger zu machen. Mit anderen Worten: statt Dividende bekommt Ihr einen höheren Discount.
Die gelieferten Aktien sind aber "normale" Aktien mit vollem Dividendenanspruch. Ihr verzichtet also nur während der Laufzeit des Zertifikates, nicht danach.
Hier noch paar kurze Nachträge, die mir gerade einfallen:
1. Bei Aktien aus Frankreich, Italien und USA gibt es meistens keine physische Ausübung, sondern nur Barausgleich. Grund sind steuerliche Besonderheiten (Italien, Frankreich) und die Währungsumrechnung (USA).
2. Wenn bei uns in Deutschland die Finanztransaktionssteuer kommt, wird es aus eben diesem Grund vermutlich auch keine physische Ausübung mehr geben. Schade.
3. Die Fälligkeit der Discount-Zertifikate ist meistens konzentriert am 31.03., 30.06., 30.09. oder 31.12. Das hängt mit den großen Verfalltagen an der Eurex zusammen, an der sich die Emittenten - wie beschrieben - absichern. Zertifikate mit anderem Verfall als (ungefähr) diese Tage sind sehr selten. Weiter aber kein Problem.
4. Bei Discount-Zertifikaten auf ausländische (vor allem USA) Aktien gibt es eine Variante "Quanto" (steht für "quantity adjusted option" = abgesichert gegen Währungsschwankungen). Dieser Zusatz bedeutet also, dass sich das Zertifikat am Kurs der Originalaktie in Originalwährung (USD) orientiert, also nicht in Euro umgerechnet wird. Mit anderen Worten, "Quanto" bedeutet, es gibt weder die Chance auf Währungsgewinne noch das Risiko von Währungsverlusten. Wer mit einem schwachen US-Dollar rechnet, sollte also Quanto-Zertifikate kaufen.
5. Aufpassen bei der Obergrenze auf US-Aktien: Manchmal sind die in USD angegeben, manchmal in EUR. Achtung: Ich habe auch schon beobachtet, dass Fremdwebsites den Cap ohne Währungsangabe zeigen, oder fälschlicherweise sogar einen USD-Cap mit der Währung "Euro". Also immer die Original-Websites der Emittenten prüfen!!!
Für alle Anleger in Discount-Zertifikaten gilt: Bitte während der Laufzeit regelmäßig (z.B. jedes Wochenende) die restliche Maximalrendite prüfen. Falls die (ja nach Basiswert) kleiner als z.B. 4% p.a. geworden ist, hat das Discount-Papier sein Maximum bereits frühzeitig (vor Laufzeitende) erreicht. Dann bitte sofort verkaufen und ggf. in ein neues Discount-Papier umschichten (das nennt man "Rollen"). Ich benutze zu diesem Zweck Spezialsoftware, da ich eine hohe Anzahl Discount-Zertifikate (derzeit genau 91 verschiedene) halte.
Ich hoffe, damit einige drängende Fragen zu Discount-Zertifikaten beantwortet zu haben. Als großer Fan dieser Papiere würde ich mich freuen, Euch dafür erwärmt zu haben. Probiert es einfach mal aus -- viele Papiere sind günstig zu kaufen (Provision nur 3,90 Euro). Bitte beachtet: die günstige Provision gilt nur, falls Ihr für im Livetrading mindestens 1000 Euro kauft.
Anmerkung Januar 2022: Es bleibt trotz Corona-Crash bei meiner Empfehlung: Discountzertifikat sind und bleiben ein wunderbares Werkzeug für intelligente Anlegerinnen und Anleger.
Viele Grüße und einen guten Jahreswechsel aus München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 10.05.2020 15:13
@chrisnbr schrieb:- SAP, würde ich ohnehin gerne aufstocken, liegt aktuell bei knapp 108€, Zertifikat bei etwa 104€, Cap bei 120€
- Discount bei knapp 3,4%, max. Rendite p.a. etwa 48%
- Münchner Rück, hätte ich gerne neu, liegt aktuell bei etwa 191,5€, Zertifikat bei knapp 188€, Cap bei 220€
- Discount bei 2,0%, max. Rendite p.a. etwa 55,6%- Ich halte wieder beides für möglich, kann wieder mit beidem Leben.
- Wieder selbe Thematik mit den Bonus-Zertifikaten bei dividendenstarken Titeln.
Sobald SAP unter 104 EUR fallen würde, wäre der Discount quasi "verpufft". Alternativ könntest Du auch einfach eine limitierte Kauforder mit 104 EUR einstellen. Falls die in den nächsten Tagen ausgelöst würde, gäbe es dann auch noch Dividende im Gegensatz zum Zertifikat.
Ähnlich bei Münchner Rück: Halte es für eher unwahrscheinlich, dass der Kurs im anvisierten Zeitraum dauerhaft über dem Preis des Zertifikats bleibt...
10.05.2020 15:16 - bearbeitet 10.05.2020 15:37
Vielen Dank für Euer Feedback. Ich freue mich, dass meine Beiträge über Discount- und Bonuszertifikate für Euch hilfreich sind. Als Dankeschön für Euer Lob hier mal eine kurze Zusammenfassung, wie man Zertifikate professionell aussucht:
Discount:
- z.B. im Informer von comdirect suchen (hier der Link)
- als Typ "Discount" einstellen
- Basiswert wählen (z.B. Aktie oder DAX oder was auch immer)
- Laufzeit von mindestens 6 Monaten ("von 6 Monate bis endlos"), denn dann ist der Discount am attraktivsten
- als Obergrenze (Cap Basiswert) einstellen: mindestens Null, maximal das persönliche Kursziel für die Aktie (z.B. "von 0 Euro bis 120 Euro", wenn Euer Kursziel 120 Euro ist)
- Trefferliste (z.B. comdirect-Informer) sortieren nach maximaler p.a.-Rendite
- darauf achten, dass physische Ausübung (nicht nur Bareinlösung) vorgesehen ist*
Bonus:
- zur Suche verwendet man am besten den Finanztreff (Link anklicken)
- "alle Emittenten" (nicht nur die "Partner") aktivieren
- Basiswert wählen
- Zertifikate-Typ: Classic Bonus und Bonus mit Cap (die beiden "Pro"-Varianten kosten zu viel Rendite)
- Basiswert wählen (z.B. Aktie oder DAX oder was auch immer)
- wichtig: Aufgeld maximal 5% p.a. (ausnahmsweise 10%) als Kriterium einstellen
- je nach Schwankungsintensität der Aktie Bonuspuffer von z.B. 15% oder mehr wählen
- Trefferliste nach Bonusrendite p.a. sortieren
- gibt es ein Zertifikat mit einer attraktiven Bonusrendite p.a.?
- und wieder auf physische Ausübung achten (siehe oben)*
- Crosscheck: haltet Ihr es für wahrscheinlich, dass die Aktie während der Laufzeit ständig oberhalb der Barriere für das gewählte Zertifikat notiert?
Wenn Ihr diesen Katalog beachtet, werdet Ihr erfolgreich mit Discount- und Bonuszertifikaten anlegen. Meine Erfahrungen der letzten 15 bis 20 Jahre mit solchen Zertifikaten sind sehr gut. Viel Erfolg!
Viele Grüße aus einem bewölkten München
nmh
____________
*) Bei den Zertifikaten von BNP und von Société Générale (ehemals Commerzbank) ist das Kriterium in aller Regel erfüllt. Dort wird tatsächlich die Aktie geliefert und nicht nur ein Barbetrag.
10.05.2020 15:49 - bearbeitet 10.05.2020 15:52
10.05.2020 15:49 - bearbeitet 10.05.2020 15:52
@hmg
Vielen Dank, werde ich mir nochmal durchlesen.
Zeitgleich blöd, dass ich hier im Forum gelesen hatte, dass sich das Cap auf das Zertifikat bezieht und nicht auf den Basiswert. Aber ich lerne ja gerne dazu 🙂
@ChiRho
Auch dir vielen Dank für den Input.
Ich habe hier natürlich (rein zum Verständnis) meine Annahme zu Grunde gelegt, dass dem nicht so sein wird.
Im Endeffekt willst du mir damit also sagen der Abstand zwischen Zertifikat und Basiswert ist zu knapp, ergo der Discount ist zu gering und der ggf. der Cap auch etwas zu hoch gewählt?
Was ggf. an @nmh anschließt zwecks Laufzeiten. Ich dachte Ende September sei noch i.O. Auch danke an dich für den erneuten Input, dann mache ich mich heute Abend oder ggf. morgen nochmal ran und versuche was passendes zu finden. Die Funktionsweise ist ja nicht allzu schwer aber dann wirklich ein gutes Produkt/Zertifikat zu finden das fällt mir hier als Zertifikate-Neuling noch schwerer.
LG
Chris
am 10.05.2020 16:03
@chrisnbr schrieb:
@ChiRho
Im Endeffekt willst du mir damit also sagen der Abstand zwischen Zertifikat und Basiswert ist zu knapp, ergo der Discount ist zu gering und der ggf. der Cap auch etwas zu hoch gewählt?
Ja, wäre mir persönlich zu gering, als dass das ich das Zertifikat deutlich im Vorteil gegenüber der regulären Aktie sehen würde. Aber da muss jeder seine eigene Strategie finden.
am 10.05.2020 16:06
@nmh schrieb:
Vielen Dank für Euer Feedback. Ich freue mich, dass meine Beiträge über Discount- und Bonuszertifikate für Euch hilfreich sind. Als Dankeschön für Euer Lob hier mal eine kurze Zusammenfassung, wie man Zertifikate professionell aussucht:
Discount:
- z.B. im Informer von comdirect suchen (hier der Link)
- als Typ "Discount" einstellen
- Basiswert wählen (z.B. Aktie oder DAX oder was auch immer)
- Laufzeit von mindestens 6 Monaten ("von 6 Monate bis endlos"), denn dann ist der Discount am attraktivsten
- als Obergrenze (Cap Basiswert) einstellen: mindestens Null, maximal das persönliche Kursziel für die Aktie (z.B. "von 0 Euro bis 120 Euro", wenn Euer Kursziel 120 Euro ist)
- Trefferliste (z.B. comdirect-Informer) sortieren nach maximaler p.a.-Rendite
- darauf achten, dass physische Ausübung (nicht nur Bareinlösung) vorgesehen
Das Kursziel zum Erwerb der Aktie über Discountzertifikate wähle ich leicht oberhalb des von mir geschätzten Aktienkurses zum Zeitpunkt der Fälligkeit.
Das Kursziel für Deep Discounter als Festgeldersatz wähle ich ja deutlich darunter. Gibt es dafür Faustregeln, oder orientierst Du Dich z.B. an markanten Böden des Chartbildes?
am 11.05.2020 12:05
So, ich habe mich nochmal an die Suche gemacht und für SAP ein paar Zertifikate rausgesucht. Die würde ich gegen Abend versuchen zu posten, vllt. liege ich diesmal ein wenig besser.
Was mir bei der Suche jedoch aufgefallen ist und ich gerne nochmal nachvollziehen würde:
Wie habe ich es denn zu interpretieren, wenn ich Discounter finde bei denen das Cap unterhalb des Basiswertes liegt? Mein Bauchgefühl hat mir eingangs gesagt, dass das nicht so sinnig ist aber mir war auch schnell klar, dass ich damit falsch liege, da u.a. @nmh eingangs ähnliche Discounter auf den DAX aufgelistet hatte.
Anbei mal willkürlich ausgesucht eines auf die Dt. Börse , um das ohne Beurteilung nachvollziehen zu können.
Liege ich mit folgender Annahme richtig? --> Der Discounter weist ein Cap von 130€ auf, die Dt. Börse liegt bekanntlich weit darüber und wird es zum Bewertungstag im September sehr wahrscheinlich immer noch. Das Zertifikat kostet ~125€. Bedeutet also, wenn dieser wahrscheinliche Fall eintritt, verbuche ich einen Gewinn i.H.v. 5€ pro Zertifikat. Korrekt? Es geht mir wie gesagt nicht darum zu beurteilen, ob das Zertifikat hierfür geeignet wäre, ob die Rendite i.O. wäre etc., sondern nur darum es zu verstehen.
Gehe ich also zeitgleich mit der Annahme richtig, dass solche Discounter nur für "Festgeld"-Geschäfte brauchbar sind?
Wie immer bin ich dankbar über Aufklärung und Antworten 🙂
LG
Chris
11.05.2020 12:29 - bearbeitet 11.05.2020 12:30
11.05.2020 12:29 - bearbeitet 11.05.2020 12:30
Ja, richtig verstanden. Solche Zertifikate nennt man "Deep Discount". Die Aktie der Dt. Börse AG darf bis auf 130 Euro fallen, und Du profitierst trotzdem noch von der Maximalrendite. Vorteil: dieses Zertifikat ist recht konservativ. Der Haken: Die Maximalrendite ist (deutlich) niedriger als bei Zertifikaten mit höherem Cap. Faustregel: Je höher der Cap (Obergrenze), desto höher die maximale Rendite, aber desto höher auch das Risiko, weil die Wahrscheinlichkeit niedriger wird, diese Maximalrendite zu erhalten. Hoher Cap = niedriger Discount und umgekehrt.
Wichtig: Bitte Cap nicht zu hoch ansetzen (nicht zu gierig sein). Sonst geht allmählich der Discount gegen Null, und das Zertifikat ist gleichwertig mit der Aktie minus der erwarteten Dividende. Für SAP empfehle ich Dir eine Restlaufzeit bis Ende Dezember 2020 und eine Obergrenze (Cap) von etwa 120 bis 125 Euro. Ein gutes Zertifikat hat die WKN PZ8H0M* (Obergrenze 120 EUR, maximale Rendite 30,4% p.a., Discount 4,7%)
nmh
_________________
*) Merke: deutsche WKN enthalten niemals die Buchstaben I oder O, sondern nur die Ziffern 1 und 0.
am 11.05.2020 12:36
Besten Dank!
Dann lag ich mit meinen SAP-Discountern gar nicht mal so daneben.
Und danke für den Hinweis mit den WKN. Schadet nicht das mal wieder zu verinnerlichen.
LG
Chris
am 11.05.2020 15:56
So, dann mal neuer Versuch - Deutsche Börse und Adidas finde ich am interessantesten hiervon.
Munich Re:
SR9BM2
Deutsche Börse:
CL3E3Y
Allianz (fand ich am schwierigsten und geht am meisten Richtung "Tagesgeld"):
PZ6D0V
Adidas (im Zweifel hier eher das konservativere für den Erhalt der Aktien):
PZ84TB
oder
CL1DUJ
Bin gespannt, ob diese nun besser gewählt wären.
Bei Bedarf kann ich gerne meine Gedankengänge dazu noch ausführen.
LG
Chris
am 11.05.2020 18:07
@chrisnbr schrieb:So, dann mal neuer Versuch - Deutsche Börse und Adidas finde ich am interessantesten hiervon.
Munich Re:
SR9BM2
Allianz (fand ich am schwierigsten und geht am meisten Richtung "Tagesgeld"):
Bin gespannt, ob diese nun besser gewählt wären.
Bei Bedarf kann ich gerne meine Gedankengänge dazu noch ausführen.
Hallo @chrisnbr !
Ich beschränke mich in meiner Antwort mal auf Allianz und München Rück, die anderen beobachte ich nicht näher. Bin auch noch "Anfänger" was Discountzertifikate betrifft, bin deshalb gespannt, was @nmh noch dazu meint.
Die Frage ist derzeit vor allem, welche Kursziele man den Aktien bis zum Jahresende zutraut.
Ich befürchte eher noch einen 2. Einbruch, würde deshalb bei beiden Aktien weniger hoch mit dem Cap gehen. 180 Euro würde ich bei der Allianz vor allem nicht als "Tagesgeld" bezeichnen.
Wenn Du ziemlich sicher Aktien willst, kann man die beiden Zertifikate sicher nehmen. Ich persönlich habe bei beiden Aktien niedrigere Caps gewählt (200 Euro bei München Rück und 150 sowie 170 Euro bei Allianz, allerdings Laufzeiten auch nur bis September), freue mich voraussichtlich über gute Cash-Rendite oder habe günstig gekauft.