31.12.2019 17:01 - bearbeitet 06.01.2022 18:23
Liebe Börsenfreunde!
@Karatevater und @Chrissel und vor längerer Zeit @haxo, aber auch einige andere bitten um Erläuterungen, wie man Discount-Zertifikate richtig auswählt, um beispielsweise vergünstigt in Aktien einzusteigen. Da die Erklärungen von allgemeinem Interesse sind, hier ein neuer Thread dazu.
Lasst mich vorausschicken, dass ich seit dem Jahr 1999 Discount-Zertifikate handle und schon knapp 1600 unterschiedliche davon gekauft habe. Alleine am heutigen Tag wurden mal wieder 25 solche Zertifikate in meinem Depot fällig. Ich weiß also genau, wovon ich spreche, habe sehr gute Erfahrungen mit Discount-Zertifikaten gemacht, und das Handling ist wesentlich einfacher als bei Bonus-Papieren. Wer sich für Bonuszertifikate interessiert, klickt bitte hier. Dort habe ich ausführliche Tips dazu gegeben.
Discount-Zertifikate sind wahre Alleskönner. Man kann sie einsetzen, um kostengünstig in Aktien einzusteigen. Wählt man eine niedrige Obergrenze (sogenannte Deep-Discount-Zertifikate), so eignen sich die Papiere als Festgeld-Ersatz. Man bekommt dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine vernünftige Rendite. Mehr dazu lest Ihr weiter unten.
Was ist ein Discount-Zertifikat? Für alle, die es noch nicht kennen, hier eine ganz kurze Erklärung der Funktionsweise. Ein Discount-Zertifikat ist ein eigenes Wertpapier mit einer WKN und einigen "Ausstattungsmerkmalen". Jedes Discount-Zertifikat hat folgende Merkmale, durch die es sich von anderen Zertifikaten unterscheidet:
- Basiswert (Underlying, z.B. eine Aktie oder der DAX)
- Obergrenze (Cap): Ihr profitiert von Gewinnen im Basiswert bis zu dieser Grenze
- Laufzeit (Datum der Fälligkeit)
- Emittent (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat)
- Ausübungsart (nur Barausgleich, oder ggf. auch physische Lieferung des Basiswertes)
- Bezugsverhältnis ("BZV", meistens 1:1 für Aktien und 100:1 für DAX)
Wenn Ihr kauft, gilt folgende Regel: Das Discount-Zertifikat wird am Fälligkeitstag zu einem Wert eingelöst, der dem Wert des Basiswertes an diesem Tag entspricht, jedoch maximal die Obergrenze. Dafür, dass Ihr die Obergrenze in Kauf nehmt, erhaltet Ihr das Discount-Zertifikat etwas billiger als der Basiswert. Diesen Unterschied nennt man "Discount", daher der Name.
Eine anderer, seltener Name lautet "BLOC-Zertifikat", das steht für "Buy Low Or Cash".
Zwei aktuelle Beispiele:
1. DAX-Discount-Zertifikat
WKN: PZ3V10
Underlying: DAX (WKN 846900)
Laufzeit: 21.05.2020
Obergrenze: 12000 Punkte im DAX
Bezugsverhältnis: 100:1
Emittent: BNP Paribas
Ausübung: nur Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 118,76
Dieses Zertifikat wird am 21.05.2020 eingelöst. Ihr bekommt an diesem Tag den Stand des DAX geteilt durch 100 (= Bezugsverhältnis), maximal jedoch 120 Euro. Falls also der DAX am 21.05.2020 bei 11.000 Punkte steht, wird das Zertifikat zu 110 Euro eingelöst, und Ihr macht einen Verlust von 8,76 Euro. Steht der DAX jedoch bei 12.000 oder höher, gibt es die maximale Auszahlung von 120 Euro, was einer Rendite von 2,65% p.a. entspricht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch, und die Rendite ist viel besser als bei Festgeld. Anmerkung Januar 2022: Das Zertifikat wurde im Mai 2020 wegen Corona "nur" zu 104,09 Euro eingelöst. Der DAX stand damals bei 10409 Punkten.
2. Aktien-Discount-Zertifikat
WKN: CL152U
Underlying: Deutsche Pfandbriefbank ("PBB", WKN 801900), Kurs: 14,57 EUR
Laufzeit: 26.06.2020
Obergrenze: 15 Euro
Bezugsverhältnis: 1:1
Emittent: Commerzbank
Ausübung: physische Lieferung oder Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 13,70
Anmerkung Januar 2022: Wegen Corona hat auch das nicht richtig geklappt. Das Zertifikat wurde im Juni 2020 in PBB-Aktien umgetauscht, die im Corona-Crash auf damals ca. 7 Euro gefallen waren. Heute steht die PBB-Aktie bei knapp 11 Euro. Kein Beinbruch!
Das ist ein Zertifikat, das ich vor wenigen Tagen gekauft habe. Dieses Zertifikat wird am 26.06.2020 eingelöst. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Falls die PBB-Aktie an diesem Tag höher als 15 Euro steht, gibt es "nur" die Barauszahlung von 15 Euro. Ihr habt dann einen Gewinn von 1,30 EUR gemacht, das entspricht einer Rendite von 19,2% p.a. Stark! Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es so kommt, ist hoch, denn die PBB-Aktie notiert bereits bei 14,57 Euro. Anmerkung Januar 2022: Nein, leider kam im Februar 2020 Corona. Siehe oben.
Falls die Aktie nicht so weit steigt und bei Fälligkeit noch unter 15 Euro notiert, wird das Zertifikat gebührenfrei im Verhältnis 1:1 in die Aktie umgetauscht. Dann bin ich billiger in die Aktie eingestiegen, weil das Zertifikat aktuell fast 1 Euro weniger kostet als die PBB-Aktie. Anmerkung Januar 2022: Und genau das ist passiert.
Mir geht es in diesem Fall eher um die Maximalrendite als um die Aktienlieferung, denn ich besitze bereits PBB-Aktien. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Zertifikat mit eher etwas niedrigem Cap entschieden. Und das führt gleich zum nächsten Punkt:
Wie wähle ich mein Discountzertifikat aus?
Die Auswahl von Discountzertifikaten ist eigentlich ganz einfach. Ich habe auch hier schon einiges dazu geschrieben (bitte nachlesen). Bitte beachtet die neun Punkte der Checkliste im verlinkten Beitrag genau!
Zunächst: Die beiden Zertifikate CA42MG und CA42MH, die @Karatevater genannt hat, scheinen beide "ausverkauft" zu sein. Jedenfalls gibt es heute (Silvester) keine Briefkurse. Daher fällt es mir schwer, ihre Attraktivität zu beurteilen.
Ich gehe davon aus, dass @Karatevater in die BASF-Aktie einsteigen will, ohne die normale Provision zu bezahlen. Leider eignen sich die beiden genannten Zertifikate dazu nicht, weil ihr Cap zu niedrig ist. CA42MG hat einen Cap bei 67 Euro und CA42MH hat einen Cap bei 69 Euro. Die BASF-Aktie kostet aber jetzt bereits 67 Euro (Stand 30.12.2019). Bei den beiden Zertifikaten ist also die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass man bei Laufzeitende keine BASF-Aktien bekommt, sondern "nur" eine Barabfindung von 67 oder 69 Euro.
@Karatevater fühlt sich "erschlagen" von der Vielzahl der Zertifikate. Ich habe in meiner Datenbank viele Millionen Zertifikate, aktuell sind knapp 190.000 Discount-Zertifikate aktiv handelbar. Aber das sollte Euch nicht beunruhigen. Wer Discounter nutzen will, um günstig (= reduzierte Provision oder gebührenfrei, und evtl. mit einem kleinen Kurs-Discount) in eine Aktie einzusteigen, der geht einfach so vor wie in meinem oben verlinkten Beitrag empfohlen. Dort steht auch, wie man die Filter anwendet. Bitte nachlesen!
Wichtig: Um zu prüfen, ob physisch geliefert oder nur in Bar abgegolten wird, verlasst Ihr Euch bitte nicht auf die Angaben auf Fremdwebsites wie z.B. ariva.de, sondern Ihr prüft dies bitte ausschließlich auf der Website der Emittenten, denn nur dort ist es juristisch verbindlich und korrekt. Meiner Erfahrung nach sind die Angaben auf Fremdwebsites nicht immer richtig.
Die besten Discount-Zertifikate gibt es von der Commerzbank und von BNP. Beide sind bei comdirect für die vergünstigte Provision von 3,90 Euro handelbar. Die Websites haben folgende Adressen:
https://www.zertifikate.commerzbank.de/
https://www.derivate.bnpparibas.com/startseite
Anmerkung Januar 2022: Commerzbank bietet keine Zertifikate mehr an. Das Geschäft hat am 30.03.2020 die Societe Generale übernommen. An der Qualität hat sich aber nichts geändert. Ich empfehle die SocGen ausdrücklich. Das ist die Website:
https://www.sg-zertifikate.de/
Anmerkung Januar 2022: Auch die Zertifikate der Citigroup oder von Morgan Stanley sind empfehlenswert, aber hier muss man genau darauf achten, ob es nur Barauszahlung oder auch physische Ausübung gibt.
Nun also konkret zur BASF-Aktie. Wir gehen folgendermaßen vor:
Bitte nutzt die Discount-Zertfikate-Suche im comdirect-Informer. Dort bitte als Zertifikate-Typ "Discount" wählen, und als Basiswert die WKN BASF11. Bitte aktiviert außerdem das Kästchen "3,90 Euro Aktion", damit Ihr in den Genuss einer vergünstigten Provision kommt. Bedeutsam sind dann vor allem zwei Parameter: Einmal die Obergrenze (Cap Basiswert) und dann die Laufzeit.
Als Laufzeit stelle ich immer ein "6 Monate bis endlos". Warum? Erfahrungssache. In diesem Bereich (6 bis 12 Monate) ist der Discount am attraktivsten. Man kann das auch mathematisch begründen, aber das führt hier zu weit.
Als Cap (Obergrenze) wählt Ihr einen Kurs, der etwas höher liegt als Euer Kursziel für den gewählten Zeitraum. Hier müsst Ihr also realistisch abschätzen, wo der BASF-Kurs in einem halben Jahr steht. Ich persönlich halte es für realistisch, dass BASF im Juni 2020 bei etwas weniger als 80 Euro steht. Also wähle ich eine Obergrenze (Cap) von Null bis 80 Euro.
Als Ergebnis werden mir jetzt noch etwas mehr als 200 Zertifikate angezeigt. Die lasse ich mir auflisten. Bitte nicht nach der Seitwärtsrendite sortieren (die ist nicht wichtig), sondern nach der Maximalrendite p.a.
Eines der obersten Papiere in der Liste hat die WKN CL1NV6 und die höchste Maximalrendite, nämlich über 30% p.a. Das würde ich zum Kauf empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht "nur" mit der Maximalrendite von 30% in Bar abgefunden wird, sondern tatsächlich BASF-Aktien erhält, ist sehr hoch. Und in diesem Fall hat man nicht nur die normale Provision für den Kauf reduziert (3,90 Euro statt 10 Euro, und an manchen Tagen sind Discount-Zertifikate sogar gebührenfrei erhältlich), sondern man erhält sogar noch einen feinen Discount von 4,9 Prozent.
Noch kurz zum Thema Deep-Discount-Zertifikate und Festgeld-Ersatz: Dazu eignen sich beispielsweise folgende Discount-Zertifikate auf den DAX:
WKN PP9KTL (Cap 11.000, Laufzeit 24.12.2020), Rendite: 1,9% p.a.
WKN PZ3V10 (Cap 12.000, Laufzeit 21.05.2020), Rendite: 2,7% p.a.
WKN CU3RXB (Cap 12.000, Laufzeit 24.07.2020), Rendite: 3,0% p.a.
WKN CJ7MU5 (Cap 13.000, Laufzeit 26.06.2020), Rendite 6,4% p.a.
Anmerkung Januar 2022: Auch das war wider Erwarten ein Teufelsritt. Wegen Corona stand der DAX im Mai 2020 bei gut 10500 Punkten und im Juli 2020 bei etwa 13000 Punkten.
Ihr sehr also: je höher die Obergrenze, desto höher auch die maximal mögliche Rendite, desto höher aber auch das Risiko. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 11.000 bleibt ist viel höher als die Wahrscheinlichkeit, dass er über 13.000 klettert. Anmerkung Januar 2022: Denkste! Siehe Corona im Februar 2020.
Und bei der Gelegenheit kann man noch mit einigen Gerüchten aufräumen.
1. Bei Zertifikaten spekuliert Ihr nicht gegen den Emittenten!
Der Emittent gewinnt nicht, wenn Ihr verliert, und er verliert nicht, wenn Ihr gewinnt. Stattdessen sichert sich der Emittent an der Terminbörse Eurex ab, sobald Ihr Zertifikate kauft. Dort bildet er eine Gegenposition ab, die genau dem Zertifikat entspricht. Wenn Ihr beispielsweise ein Discount-Zertifikat kauf, dann sichert sich der Emittent ab, indem er die Aktie kauft und gleichzeitig an der Eurex einen Call auf die Aktie verkauft. Denn hinter einem Discount-Zertifikat steckt nichts anderes als ein gedeckter Short Call, so nennt man das. Die Prämie, die man für den Call erhält, entspricht dem Discount. Und falls das Papier so stark steigt, dass der Basispreis des Calls überschritten wird, müsst Ihr die Aktie abgeben. Auf diese Weise wird die Obergrenze realisiert.
Der Emittent verdient ausschließlich am Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis der Zertifikate) und daran, dass er die Einzelkomponenten des Zertifikates am Großmarkt (Eurex) etwas billiger bekommt als es dem Preis des Zertifikates entspricht.
Der Emittent hat sogar ein Interesse daran, daß Ihr mit Zertifikaten Gewinne macht. Denn nur zufriedene Anleger kaufen auch in Zukunft Zertifikate.
2. Ihr könnt Zertifikate jederzeit verkaufen.
Man kann zwar manche Zertifikate nicht mehr kaufen (siehe oben, sie sind "ausverkauft"), aber man kann sie immer an den Emittenten zurückverkaufen. Die Emittenten (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat) stellen während der Laufzeit der Zertifikate stets faire Geld- und Brief-Kurse -- und zwar im außerbörslichen Handel ("Livetrading") und auch an der Börse Stuttgart oder Frankfurt. Einerseits sind sie dazu verpflichtet (Emissionsprospekt). Andererseits würde es sich schnell rumsprechen, wenn ein Emittent keine fairen (!) Verkaufspreise ("Geldkurse") mehr stellt, und er könnte sein Zertifikategeschäft zusperren. Während der Laufzeit kann man also alle Zertifikate jederzeit verkaufen. Am Ende der Laufzeit werden Zertifikate vollautomatisch (bei comdirect gebührenfrei) eingelöst.
Mit anderen Worten: Der Handel an der Börse wird nicht dauerhaft "eingestellt". Es kommt zwar gelegentlich (selten) vor, dass man höchstens einige Stunden/Tage lang bestimmte Zertifikate nicht handeln kann; dafür gibt es unterschiedliche Gründe (die mit der jeweiligen Aktie zu tun haben). Aber eben nicht dauerhaft.
Aus juristischer Sicht habt Ihr übrigens als Inhaber eines Zertifikates einen Anspruch gegen den Emittenten, dass er Euch das Zertifikat zu einem fairen Preis abkauft -- ggf. mit einer Kündigungsfrist. Genaueres regelt der jeweilige Emissionsprospekt, der rechtlich verbindlich ist.
Risiko: Wenn der Emittent pleite geht (Lehman Brothers anno 2008), ist das im Zertifikat investierte Geld weg. Entscheidet selbst, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine große (!) Bank pleite geht, und was in so einem Fall an der Börse los wäre. Dann wäre Euer Zertifikat das geringste Problem. Trotzdem sollte man wegen dieses Risikos nicht sein ganzes Geld in Zertifikate investieren.
Und der Vollständigkeit halber: Wer Discount-Zertifikate kauft, verzichtet auf die Dividende, die die jeweilige Aktie während der Laufzeit der Zertifikate bezahlt. Diese Dividende ist jedoch bereits im Preis des Discounters eingerechnet, sie dient also dazu, das Zertifikat noch billiger zu machen. Mit anderen Worten: statt Dividende bekommt Ihr einen höheren Discount.
Die gelieferten Aktien sind aber "normale" Aktien mit vollem Dividendenanspruch. Ihr verzichtet also nur während der Laufzeit des Zertifikates, nicht danach.
Hier noch paar kurze Nachträge, die mir gerade einfallen:
1. Bei Aktien aus Frankreich, Italien und USA gibt es meistens keine physische Ausübung, sondern nur Barausgleich. Grund sind steuerliche Besonderheiten (Italien, Frankreich) und die Währungsumrechnung (USA).
2. Wenn bei uns in Deutschland die Finanztransaktionssteuer kommt, wird es aus eben diesem Grund vermutlich auch keine physische Ausübung mehr geben. Schade.
3. Die Fälligkeit der Discount-Zertifikate ist meistens konzentriert am 31.03., 30.06., 30.09. oder 31.12. Das hängt mit den großen Verfalltagen an der Eurex zusammen, an der sich die Emittenten - wie beschrieben - absichern. Zertifikate mit anderem Verfall als (ungefähr) diese Tage sind sehr selten. Weiter aber kein Problem.
4. Bei Discount-Zertifikaten auf ausländische (vor allem USA) Aktien gibt es eine Variante "Quanto" (steht für "quantity adjusted option" = abgesichert gegen Währungsschwankungen). Dieser Zusatz bedeutet also, dass sich das Zertifikat am Kurs der Originalaktie in Originalwährung (USD) orientiert, also nicht in Euro umgerechnet wird. Mit anderen Worten, "Quanto" bedeutet, es gibt weder die Chance auf Währungsgewinne noch das Risiko von Währungsverlusten. Wer mit einem schwachen US-Dollar rechnet, sollte also Quanto-Zertifikate kaufen.
5. Aufpassen bei der Obergrenze auf US-Aktien: Manchmal sind die in USD angegeben, manchmal in EUR. Achtung: Ich habe auch schon beobachtet, dass Fremdwebsites den Cap ohne Währungsangabe zeigen, oder fälschlicherweise sogar einen USD-Cap mit der Währung "Euro". Also immer die Original-Websites der Emittenten prüfen!!!
Für alle Anleger in Discount-Zertifikaten gilt: Bitte während der Laufzeit regelmäßig (z.B. jedes Wochenende) die restliche Maximalrendite prüfen. Falls die (ja nach Basiswert) kleiner als z.B. 4% p.a. geworden ist, hat das Discount-Papier sein Maximum bereits frühzeitig (vor Laufzeitende) erreicht. Dann bitte sofort verkaufen und ggf. in ein neues Discount-Papier umschichten (das nennt man "Rollen"). Ich benutze zu diesem Zweck Spezialsoftware, da ich eine hohe Anzahl Discount-Zertifikate (derzeit genau 91 verschiedene) halte.
Ich hoffe, damit einige drängende Fragen zu Discount-Zertifikaten beantwortet zu haben. Als großer Fan dieser Papiere würde ich mich freuen, Euch dafür erwärmt zu haben. Probiert es einfach mal aus -- viele Papiere sind günstig zu kaufen (Provision nur 3,90 Euro). Bitte beachtet: die günstige Provision gilt nur, falls Ihr für im Livetrading mindestens 1000 Euro kauft.
Anmerkung Januar 2022: Es bleibt trotz Corona-Crash bei meiner Empfehlung: Discountzertifikat sind und bleiben ein wunderbares Werkzeug für intelligente Anlegerinnen und Anleger.
Viele Grüße und einen guten Jahreswechsel aus München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
02.01.2020 11:36 - bearbeitet 02.01.2020 11:45
02.01.2020 11:36 - bearbeitet 02.01.2020 11:45
Nach Deinem freundlichen Lob hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich habe Deine Angaben mal überprüft. Tatsächlich: das PZ6D8N ist das attraktivste Discount-Zertifikat auf eon, aber der Discount scheint schlechter zu sein als die Dividende. Komisch.
Jedenfalls: für dividendenstarke Aktien wie Versorger sind normalerweise Bonuszertifikate das Mittel der Wahl. Mehr über die Funktionsweise von Bonuspapieren findest Du hier.
Wie wäre es also mit einem Bonuszertifikat auf eon?
WKN: PX592Z
Bon=CAP=11, Barriere=8,50, Bonusrendite=21% p.a., Laufzeit 24.09.20, Kurs 9,56 EUR
Diese Bonusrendite (d.h. Rückzahlung von 11 Euro, mehr ist aber wegen dem Cap auf keinen Fall drin) bekommst Du, falls eon bis Laufzeitende niemals unter 8,50 Euro fällt. Ansonsten wird das Zertifikat in eon-Aktien eingetauscht (jedoch höchstens 11 Euro). Das Zertifikat hat fast kein Aufgeld. Du tauscht also einfach nur die Dividende gegen den Deal, den ich eben erklärt habe. Finde ich attraktiv!
Oder wenn es etwas konservativer sein soll:
WKN: PX593G
Bon=CAP=12, Barriere=8, Laufzeit: 24.06.21, aktueller Kurs: 9,59 EUR
Du bekommst eine Rückzahlung von 12 Euro, also eine Bonusrendite von etwas mehr als 16% p.a., falls eon bis zum 24.06.21 niemals unter 8 Euro fällt. So tief stand die Aktie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Auch hier fast kein Aufgeld im Zertifikat. Nicht schlecht, oder?
Falls Du aber ohne Begrenzung an der Kursentwicklung von eon teilhaben möchtest, nimmst Du ein Bonuspapier ohne Cap, zum Beispiel das hier:
WKN: CL1VZK
Bonus = 10,80, Barriere = 8,40, Fälligkeit 25.09.20, Kurs: 9,69 Euro
Bei einem aktuellen Kaufkurs von 9,69 EUR kannst Du bis zur Fälligkeit des Zertifikates am 25.09.2020 mindestens eine Bonusrendite p.a. von 15,98% erzielen, wenn die Barriere von 8,40 EUR während der Laufzeit nicht berührt oder unterschritten wird. Auch hier gibt es fast kein Aufgeld.
Das Schöne dabei: Falls eon weiter steigt als bis 10,80 Euro, wird das Zertifikat in eon-Aktien umgetauscht.
Du tauscht also die Dividenden gegen die Garantie, dass Du bei unverletzter Barriere nicht schlechter abschneiden wirst als 16% p.a. Falls eon jedoch stärker steigt, bist Du voll dabei. Auch das ist doch ein guter Deal!
Diese drei Zertifikate sind bei comdirect für alle Kunden für 3,90 Euro Provision handelbar (falls im Livetrading und Kurswert mindestens 1000 Euro).
nmh
02.01.2020 13:11 - bearbeitet 02.01.2020 13:12
02.01.2020 13:11 - bearbeitet 02.01.2020 13:12
Danke @nmh ! Und schon wieder viel gelernt! Dass Bonus-Zertifikate vor allem bei dividendenstarken Titeln Sinn machen, hatte ich so nicht auf dem Schirm.
Variante 1 erscheint attraktiv. Die Grenze von 8,50 Euro ist kalkulierbar. Variante 2 läuft mir einfach zu lang. 1 1/2 Jahre sind an der Börse eine Ewigkeit. So lange will ich mich nicht mit einem Zertifikat fest binden. Variante 3 ist aus meiner Sicht am attraktivsten, da ich auch nach oben voll mitpartizipiere. Diese Papier kommt auf die Einkaufsliste für die nächsten Wochen.
Gefühlsmäßig ist mir irgendwie die Aktie immer noch lieber. Da bin ich echter Anzeilseigner des Unternehmens, welches ich ausgewählt habe. Beim Zertifikat komme ich mir immer so vor, als hätte ich nur einen ordentlichen Tippschein erworben. Aber das ist nur ein Gefühl.
Vielen Dank nochmal!
am 02.01.2020 13:24
Dieses Gefühl haben ganz viele Anlager, die noch nicht so viel Erfahrung haben. "Zertifikate sind Wetten". Das ist aber nicht richtig. Mit einem Discount-Zertifikat beispielsweise besitzt Du die Aktie und hast außerdem eine Call-Option auf die Aktie verkauft. Du begnügst Dich mit einer bestimmten Maximalrendite und erhöhst dafür die Wahrscheinlichkeit, diese Rendite auch zu erhalten. Merke: Jedes Discount-Zertifikat ist weniger riskant als die zugrundeliegende Aktie - rein mathematisch! Wenn Du mal "covered call writing" (= Discount-Zertifikat) in Google eingibst, wirst Du feststellen, dass das eine bevorzugte Strategie vieler professioneller Vermögensverwalter ist.
Und ähnliches gilt für den Bonus. Du bist im Besitz der Aktie plus einer sogenannten Down-And-Out-Put-Option. Auch diese Kombination ist rein mathematisch weniger riskant als die zugrundeliegende Aktie.
Ich fahre seit über 20 Jahren sehr gut damit und empfehle Dir, es einfach mal auszuprobieren. Spätestens dann, wenn Du (nach dem ersten Jahr) die volle Provision auf Aktiengeschäfte bezahlen musst.
Viel Erfolg - und lass Dir von der Psychologie keinen Streich spielen! Das ist ganz generell wichtig an der Börse.
nmh
am 02.01.2020 15:32
Hammer @nmh , vielen Dank für diesen Artikel... äh Beitrag!
Spätestens in 5 Monaten, wenn meine 3,90€ Neukunden-Aktion nicht mehr gilt, werden für mich die Variante über Discount-Zertifikate am Gewinn von Aktien teilzuhaben interessant.
Was ich sehr schade finde, aber für mich damit auch die wichtigste Info, dass man bei Discount-Zertifikaten auf amerikanische Aktien keine physische Auslieferung bekommt. Ich hatte gehofft so günstig in gewisse Aktien einzusteigen und war dadurch der größte Anreiz für mich.
Ich denke das Gleiche gilt auch bei Bonus-Zertifikaten?
Bei den Festgeld-Ersatz-Zertifikaten auf z.B. den DAX fehlt mir noch die Erfahrung, ohne eine Einkaufsliste von dir, wie deine Einschätzungen dazu sind, ist mir das zu heikel. Aber es ist auch definitiv was für mich für die Zukunft.
Hmmmm jetzt müsste es nur noch Deutsche Aktien geben, die mich interessieren.
Vielleicht wäre das ja mal die Möglichkeit in Wirecard wieder einzusteigen, dort könnte ich mir einen Sicherheitspuffer in Form eines Discounts gut vorstellen. Ich glaube @Shane 1 du hast es so gemacht oder?
02.01.2020 15:43 - bearbeitet 02.01.2020 15:56
02.01.2020 15:43 - bearbeitet 02.01.2020 15:56
Was jetzt noch fehlt: eine Einkaufsliste mit allen Derivaten, die ich in den letzten Wochen gekauft habe. Achtung: Einige davon waren bereits am 31.12.2019 fällig (dann erscheint die Kennung "/F/" im Namen).
Dabei sind vor allem Discount-Zertifikate (auch Deep auf den DAX als Festgeld-Ersatz), aber auch Bonus und einige andere. Es gibt genügend, auch deutsche, Aktien, die kaufenswert sind!
nmh
am 02.01.2020 15:52
Ohne jetzt so schnell alle durchgearbeitet zu haben?
Beispielweise:
KA0Q6R Discount auf SAP
Hier ist ja Discount fast schon zuviel gesagt, bei einem Discount von 0,27%
ich gehe davon aus, dass dies für dich einzig und allein ein Produkt ist um günstig am Gewinn der SAP-Aktie beteiligt zu sein du gehst aber zu 100% davon aus, dass die Aktie eben nicht fällt.
Sogesehen gibt es für dich "eigentlich" nur 2 Optionen:
Einmal die Aktie erreicht ihre Maximalrendite = Super
Die Aktie erreicht sie nicht, ist aber gestiegen, du hast die Aktie günstiger eingekauft, als beim direkt Einstieg = Super
Naja und die 3.Option, die Aktie fällt doch, aber du gehst davon aus, dass sie auf Kurz oder Lang eben doch steigt, ansonsten wäre der kaum wahrnehmbare Discount für mich nicht nachzuvollziehen.
Sehe ich das richtig?
lg und danke für deine Mühen.
02.01.2020 15:55 - bearbeitet 02.01.2020 15:58
02.01.2020 15:55 - bearbeitet 02.01.2020 15:58
Ich habe in der obigen Liste die Bezeichnungen länger gezogen, damit Ihr alle Details besser erkennen könnt. Das SAP-Papier habe ich bereits im Juni 2019 gekauft, damals war der Discount auf SAP noch besser. Ja, es ging mir im wesentlichen darum, zum Nulltarif in SAP einzusteigen. Viele der Zertifikate habe ich nicht bei comdirect gekauft, sondern bei Consors, wo sie noch bis Ende Januar 2020 völlig gebührenfrei gehandelt werden können. Ich habe auf diese Weise über 1000 Euro an Provisionen gespart.
nmh
02.01.2020 16:03 - bearbeitet 02.01.2020 16:06
02.01.2020 16:03 - bearbeitet 02.01.2020 16:06
In der obigen Kaufliste tauchen auch die beiden Zertifikate von @ehemaliger Nutzer und von @A_J_L auf. Mehr dazu steht hier und hier. Wenn die Entwicklung so gut weitergeht, werde ich beide regelmäßig nachkaufen.
Warum habe ich einen DAX-Put 12000 gekauft (WKN PR3S05)? Das war ein Unfall. Ich hatte ein Kauflimit von 0,001 Euro (für 1 Stück), solche Aufträge benötige ich aus technischen Gründen, u.a. um zu prüfen, wann das Papier delistet wird. Leider wurde dieser Kauf ausgeführt!!!!! Sowas passiert mir ca. zweimal pro Jahr. Das Papier wurde wenige Tage später wertlos ausgebucht. Der Unfall hat mich also 10 Euro Provision gekostet. Gibt schlimmeres.
Und das Papier DC8E20 ist ein TSI-Trendaktien-Papier von der Redaktion vom Schmierblatt vom Förtsch. Das Blatt ist zwar ein Schmierblatt, aber die TSI-Strategie funktioniert gut, und im Zertifikat sind einige Aktien enthalten, die ich selbst nicht habe.
nmh
am 02.01.2020 20:49
Hallo, ich kann ja eine gewisse Freude verstehen, wenn man unerwartet neue Perspektiven erkennt, welche einem zuvor nicht bekannt waren.
Dennoch erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass man sich Schritt für Schritt in diese Materie einarbeiten sollte, auch wenn diese Discounter objektiv gesehen, wirklich nicht zu verschmähen sind und auch ich immer wieder gerne darauf zurück greife.
Ja, ich hatte einen Discounter auf Wirecard mit einem Cap von 135 gekauft, habe das Papier nach Brauns starken Bekundungen jedoch abgestoßen und direkt in die Aktie investiert. Dass die Aktie heute so stark zugelegt hat, da war einfach ein wenig Glück mit dabei.
Ich tat das aber nicht, weil ich so gerne switche, oder ein paar Euro Gewinn einstreichen wollte, sondern in der Überzeugung, dass mit Wirecard zukünftig höhere Renditen zu erwarten sind und ich die Aktie deshalb auch länger halten werde und nicht wegen einigen hundert Euros Gewinn wieder hergeben will.
Deshalb empfehle ich jedem, nur solche Discounter zu kaufen, bei denen man sich auch bei Erhalt der Aktie wohlfühlen würde, und nicht deswegen, weil jetzt das Zertifikat bei Consors oder Morgan Stanley keine Ordergebühr - oder nur 3,90 Euro kosten wird. Diese minimalen Gebühren fallen später nicht mehr ins Gewicht, du handelst nicht in dem Volumen wie nmh, sammle die ersten Erfahrungen vielleicht mit Deep-Discauntern, und achte zuerst immer auf die Qualität eines Papiers, welches du im Fokus hast, und nicht auf eine mögliche Jahresrendite, einen Break even, den schönen Discount oder die Capgrenze.
Denn nur wenn du beim Kauf auch auf die Qualität deines Konzern achtest, werden dir später schlimme Folgen erspart bleiben, denn vor einem Reinfall rettet dich auch kein Discountzertifikat.
Bei den Bonuszertifikate liegt der Kaufanreiz auf einer anderen Stufe. Diese wurden erstmals 2003 emittiert. Hauptargumente für den Kauf eines Bonuszertifikates gegenüber eines Direktinvestments sind dort eine höhere Rendite bei geringen Kurssteigerungen im Basiswert sowie der Puffer, der den Anlegern auch bei moderaten Kursrückschlägen noch Gewinne beschert. So zeichnen sich z.B. Deep-Bonus-Zertifikate durch einen besonders großen Puffer zwischen dem aktuellen Kurs des Underlying und der Barriere aus – häufig 20 Prozent und mehr.
Konzentriere dich doch einfach mal auf einen Zertifikatetyp, da gibt es noch genug zu lernen um Fehler zu vermeiden.
Viel Erfolg bei deinen ersten Schritten
Shane
am 02.01.2020 20:58