19.06.2021 21:05 - bearbeitet 19.06.2021 21:12
Gestern Abend habe ich den Finanzwesir Newsletter über seine neue positive Position zu aktiven (Krisen Alpha) Fonds und Trendfolgerfonds erhalten.
Erst habe ich gedacht der 1.April ist doch lange vorbei, bis ich gelesen dass er eine Vermögensverwaltung zusammen mit Partnern gegründet hat: https://www.democratic-alpha.com die genau das Thema abdeckt.
Diese „Vermögensverwaltung“ steht doch im krassen Gegensatz zu seinen bisherigen Positionen: einfach, transparent, selbst entscheidend, kostengünstig. Aber was tut man nicht Alles für den schnöden Mammon.
Die verlangen 1,05% + 70 Euro Gebühren pro Jahr für die Verwaltung, dazu kommen dann wohl noch die Fondskosten. Dazu muss man 10.000 Euro mitbringen um mitmachen zu dürfen.
Meine persönliche Reaktion: Ich habe mich von seinen Newsletter abgemeldet.
am 25.06.2021 14:16
Es ist nicht nur legitim, sondern auch sein gutes Recht sich neue Geschäftsfelder zu eröffnen und neuen Aufgeben zu widmen.
Das G‘schmäckle kommt daher, dass er seinen Ruf als Prediger der Einfachheit nutzt um für ein Finanzprodukt zu werben, welches noch nicht einmal seine Handschrift trägt und im Gegensatz dazu steht was er jahrelang wie von einer Kanzel herab rauf und runter predigte.
Meines Wissens, nach kurzer und nicht vollständiger Recherche, zeichnet er nur für die Internetpräsenz und PR der von ihm beworbenen Fonds.
gruss ae
am 25.06.2021 20:26
Irgendwann ist halt alles zu ETFs gesagt. Finanzfluss kann auch nicht jedes Jahr 30 Videos über Kommer oder die 70/30 Portfolioaufteilung machen.
Eine sehr weise Börsenlegende sagte einst zu mir:
"Setz dich an des Tisches Mitte, nimm zwei Bücher, schreib das Dritte" - sinngemäßes Zitat, glaube ich, könnte auch genau so gewesen sein. Wir werden es wohl nie erfahren.
Ist halt mit ETFs dasselbe. Dass er also von irgendwas leben will und die Kohle für Rente mit 40 nicht reicht ist das eine und dass er sich deswegen anderen Aufgaben widmet nicht verwerflich, auch nicht der Urlaub auf Malle. Ich kann aber verstehen wenn es sauer aufstößt wenn er seine Kunstfigur missbraucht um das zu bewerben.
Stellt euch mal vor unser lieber nmh würde plötzlich Ahnung von ETFs und Sparplänen haben 😛
am 25.06.2021 20:40
@Zilch schrieb:Stellt euch mal vor unser lieber nmh würde plötzlich Ahnung von ETFs und Sparplänen haben 😛
Und wenn dann auch noch Fussball dazu kommt muss ich leider doch noch mal an allem zweifeln... 😁
25.06.2021 22:46 - bearbeitet 25.07.2022 09:30
25.06.2021 22:46 - bearbeitet 25.07.2022 09:30
Ich finde die ganze Sache hoch-spannend. Wir sehen hier ganz klar eine Art sektenähnliches Verhalten: Die Gläubigen projizieren etwas auf ihr Idol, und wenn sich herausstellt, daß dieses sich auch weiterentwickelt, dann reagieren die Gläubigen mit Wut auf diese Dissonanz.
Die jüngeren unter uns haben das schon einmal erlebt: bei der (ersten) Auflösung von Take That. Die Gruppe hat sich verändert und die treuen Fans reagieren mit Wut und Unverständnis.
https://www.youtube.com/watch?v=MXxFAiwhUQw
am 26.06.2021 05:21
am 26.06.2021 09:50
@dg2210 schrieb:Ich finde die ganze Sache hoch-spannend. Wir sehen hier ganz klar eine Art sektenähnliches Verhalten: Die Gläubigen projizieren etwas auf ihr Idol, und wenn sich herausstellt, daß dieses sich auch weiterentwickelt, dann reagieren die Gläubigen mit Wut auf diese Dissonanz.
Naja, das finde ich ein wenig hochgegriffen. Ich habe den Finanzwesir nicht verfolgt, aber wenn ich es richtig verstehe, hat er sich selbst zum "ETF-Mann" hochstilisiert. Jetzt verkauft oder bewirbt er Finanzprodukte, von denen er vorher abgeraten hat.
Das Einzige, was etwaige Jünger da vielleicht übersehen, ist der Grundsatz "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Und da ist die Frage, inwieweit ein davon abweichender"selbstloser Idealismus" vom Finanzwesir vorher selbst propagiert wurde.
Heißt: Es braucht keine Sektenstruktur und Idealisierung, um Dissonanz zu erleben. Und die Dissonanz wäre wohl begründet, wenn jemand eine 180°-Wendung zu einem Bild hinlegt, das er vorher stilisiert hat. Die Frage ist ja auch, wie viel Dissonanz der Finanzwesir erlebt, da er - so wie ich es verstehe - mit einem wesentlichen Teil (ETF) seiner "Identität" bricht.
am 26.06.2021 12:12
@Versuchender schrieb:Naja, das finde ich ein wenig hochgegriffen. Ich habe den Finanzwesir nicht verfolgt, aber wenn ich es richtig verstehe, hat er sich selbst zum "ETF-Mann" hochstilisiert.
@Versuchender : Hat er sich wirklich selbst zum "ETF-Mann" hochstilisiert oder haben das seine Jünger gemacht?
Jetzt verkauft oder bewirbt er Finanzprodukte, von denen er vorher abgeraten hat.
Das mache ich (im Familienkreis) auch. Die Finanzmärkte und die angebotenen Produkte ändern sich. Vor 10 Jahren habe ich ganz andere Anlagen empfohlen, als ich es heute tue.
Darum amüsiere ich mich auch über 20-Jährige, die hier in der Community nach einer Anlagestrategie für die nächsten 50 Jahre suchen; und ich ärgere mich über Leute, die immer noch an den Resultaten der Trinity-Studie kleben (die "4%-Regel"), welche eine Anleihenrendite von > 5% p.a. annimmt.
am 26.06.2021 13:22
@dg2210 schrieb:@Versuchender : Hat er sich wirklich selbst zum "ETF-Mann" hochstilisiert oder haben das seine Jünger gemacht?
Also wenn der sich nicht selbst zum "Standard-Welt-alles-andere-ist-Mist-unnötig-eigentlichsogartotaldämlich"-Mann hochstilisiert hat, wer dann??
Dass das dann vielleicht noch irgendwelche "Jünger" mit befeuern kommt dann vielleicht auch noch mit dazu.
Im übrigen, wenn seine ganzen Jünger in ihm den unantastbaren Übervater der Geldanlage sehen würden, warum regen sich dann jetzt so viele über seinen neuesten "Move" auf, anstatt ihm weiter blind hinterherzurennen?
Dass du im Familienkreis irgendwelche Produkte empfiehlst ist doch etwas völlig anderes und nicht vergleichbar mit dem billigen Move, dass der Kollege sich jetzt entgegen seiner jahrelangen Parolen als Merketing-Figur irgendwelcher Alphadingsbums-Fonds einspannen bezahlen lässt.
am 26.06.2021 13:46
@dg2210 schrieb:
@Versuchender : Hat er sich wirklich selbst zum "ETF-Mann" hochstilisiert oder haben das seine Jünger gemacht?
Ob der Finanzwesir irgendwelche Jünger hat oder Anführer einer Sekte ist, ist mir nicht bekannt. Aber bisher hat er ausschließlich eine einfache Anlage in ETFs propagiert. Dazu hat er ein Buch geschrieben (das ich nicht gelesen habe), zahlreiche Artikel in seinem Blog oder als Gastautor veröffentlicht sowie Videos und Podcasts gemacht. Die Kernaussage war immer und immer wieder: Es reicht ein ein schlichtes, weltweit gestreutes ETF-Portfolio, mehr braucht kein Mensch.
Beim Einstieg in das Thema ETF hat mir sein Blog auch geholfen. Er hat aus meiner Sicht einige wirklich gute Beiträge veröffentlicht, die ich sehr gern gelesen und auch weiterempfohlen habe. Allerdings hat sich das Thema für mich auch recht schnell erschöpft, schließlich ist die Geldanlage in ETF keine Raketenwissenschaft und die Redundanzen in den einzelnen Beiträgen sind schon enorm und langweilen irgendwann.
Vor einigen Tagen habe ich wegen der laufenden Diskussion das erste Mal seit längerer Zeit wieder bei ihm vorbeigeschaut. Überrascht hat mich das schon. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass er aufgrund von neu gewonnenen Erkenntnissen seine Stratgie ändert. Im Gegenteil, ich finde es wichtig, dass man sich weiterbildet und offen ist für Neues. Natürlich kann neues Wissen jederzeit dazu führen, dass man seine Meinung ändert und eine bisherige Strategie nicht mehr als optimal ansieht. Es ist ja auch nicht so, dass der Wesir jetzt grds. von ETF abrät; er empfiehlt eine Ergänzung des ETF-Portfolios um Alpha-Fonds.
Das kann man aus meiner Sicht durchaus machen, wenn man erklärt, wie und warum man zu dieser neuen Einschätzung gekommen ist. Dazu hat er, soweit ich das gesehen habe, auch einiges veröffentlicht (gelesen habe ich das nicht im Detail; es war mir zu langatmig). Ich kann allerdings nachvollziehen, dass es zu Irritationen führt, wenn dieser Strategiewechsel mit seiner Beteiligung an einem Unternehmen zumsammenfällt, das zufällig genau die Produkte anbietet, die er plötzlich als Ergänzung des Depots empfiehlt. Das ist alles völlig legitim, aber ein bisschen seltsam wirkt das schon...
am 26.06.2021 14:00
Da ich mich noch nicht so lange mit Geldanlagen in Wertpapieren beschäftige, sehe ich die "Trendwende" beim Finanzwesir recht gelassen. Wäre ich selbst im großen Stil (nur) mit passiven ETFs investiert, könnte das anders sein. Wer läßt sich schon gerne an den eigenen Glaubenssätzen rütteln, insbesondere wenn diese auch noch das Fundament der persönlichen Geldanlage bilden.
Soweit ich den Finanzwesir in seinen Artikeln zum "Krisen-Alpha" verstehe, schlägt er eine Depotbeimischung von Futures vor, um im Krisenfall die Wertverluste der ETFs durch Gewinne bei den Futures zu kompensieren. Mich würde, abseits der Frage, ob der Finanzwesir mit diesem Schritt nun seine Seele verkauft hat, interessieren was von seinem Ansatz zu halten ist.
1. Frage - ist der Ansatz prinzipiell geeignet, um ein Depot in Krisenzeiten weniger anfällig zu machen, ohne dabei zu viel Performance zu verlieren?
2. Frage - welche Anforderungen werden an den aktiven Teil der Vermögensverwaltung gestellt und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Team von Democratic-Alpha diese Anforderungen umsetzen kann.
Bei 1. tendiere ich zur Zustimmung, der Ansatz erscheint mir plausibel.
Zu 2. erscheint bei mir ein großes Fragezeichen. Der Erfolg steht und fällt ja mit der Kompetenz, die Trends bei den aktiven Anlagegütern richtig zu erkennen und dann auch schnell genug darauf zu reagieren. Die Umsetzung der Strategie "Trendfolge mit Managed Futures" ist aus meiner Sicht enorm anspruchsvoll - was meint Ihr?