Bei uns im Schwabenländle gibt es schon lange den insbesondere unter Rentnern beliebten Volkssport, Aktien von möglichst vielen unterschiedlichen Unternehmen zu besitzen. Schon eine einzelne Aktie genügt als Eintrittskarte zur Hauptversammlung. Und so wird dann als eine Art der Freizeitgestaltung von Hauptversammlung zu Hauptversammlung gezogen.
Ich kann mich noch gut an die Szenen erinnern, die sich bei den Hauptversammlungen meines ehemaligen Arbeitgebers abgespielt haben. Die Teilnehmer waren größtenteils im Rentenalter. Einige haben sich schon während der Veranstaltung durch die leeren Sitzreihen von Platz zu Platz gearbeitet, um die ausgelegten Stifte, Blöcke, Gummibärchen und sonstiges Werbematerial einzupacken und taschenweise abzutransportieren. Noch während der laufenden Veranstaltung sind die Leute dann aus dem Saal gestürmt, um sich über das Büffet herzumachen. Es wurden Tupperschüsseln mitgebracht, um sich auch gleich noch das Mittagessen für den nächsten Tag mit nach Hause zu nehmen. Ohnehin wurde so ziemlich alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. So wurden am Ende auch ganz selbst verständlich noch die Tischdekoration und die Blumen eingepackt. Alles aus dem Selbstverständnis heraus, dass das einem als Aktionär und Miteigentümer der Firma ja schließlich zusteht.
Das dürfte unter anderem auch einer der Gründe gewesen sein, die Mercedes-Benz bzw. DaimlerChrysler schon vor Jahrzehnten dazu bewogen haben, die Hauptversammlung ins ferne Berlin zu verlegen.
