am 13.09.2024 11:25
Noch in diesem Jahr soll ein Gesetz verabschiedet werden, welches das Altersvorsorgedepot einführt. Ab dem 01.01.2026 soll es dann möglich sein ein solches zu eröffnen.
Zwar ist noch nichts beschlossen, aber es sickern immer mehr Einzelheiten zu den Plänen durch.
Wie soll das Ganze aussehen:
Ganz stark angelehnt an das Konzept der Riester Rente:
- Steuerlich abziehbare Sparbeiträge
- Zulagen vom Staat
Allerdings mit zwei wesentlichen Unterschieden:
- Keine Beitragsgarantie
- Keine lebenslange Rente
Die Umsetzung erfolgt in einem getrennten Vorsorgedepot. Investieren soll man in eine Positivliste an Anlageklassen können. Bisher wird oft von ETF, Fonds und Aktien gesprochen. Von Anleihen finde ich bisher noch nichts gesichertes. Derivateanbieter wünschen sich natürlich, dass Anlagezertifikate (Idexzertifikate, Aktienanleihen, Discountzertifikate u. ä.) erlaubt werden. Nicht auf dieser Liste werden offensichtlich gehebelte Produkte und Kryptoassets sein.
Ein weiterer Clou ist, dass Umschichtungen im AVD ohne ein Steuerabzug möglich sein sollen. Das bedeutet, dass es einen nicht zu vernachlässigenden Zinseszinseffekt gibt. Eine Verlustverrechnung wird es aber damit auch nicht geben.
Interessant ist aber, dass man auch Wertpapiere von einem regulären Depot übertragen können soll. Dadurch könnte man Positionen mit einem hohen Buchgewinn einfach in das AVD übertragen, um bei Verkauf den Steuerabzug zu vermeiden. Inwiefern man diese Einlagen von der Einkommensteuer abziehen können soll, ist noch nicht durchgesickert. Aus meiner Sicht passend wäre, wenn man den Einstandswert dieser Papiere als steuerlich abzugsfähig anrechnen würde. Das ist deswegen relevant, weil ein Steuerabzug dann in der "Rentenphase" kommt. Ebenfalls soll es möglich sein gegen Gebühr einen Riestervertrag einzubringen.
Es gibt noch nichts festes, was der geförderte Sparbetrag sein wird. Im Raum stehen 2.100 (wie beim Riester), und Beträge zwischen 3.000 und 6.000 EUR pro Jahr. Eine Beschränkung von nicht geförderten Beiträgen soll es nicht geben.
Wie auch beim Riester sind die Auszahlungen wohl komplett zu versteuern. Eine Auszahlung soll ab dem 65 Lebensjahr möglich sein. Diese soll als Rate bis zum 85. Lebensjahr, einer Einmalauszahlung möglich sein. Relevant wäre zu wissen, was mit Beiträgen verfahren wird, die über die steuerliche Abzugsfähigkeit sind, oder Wertpapierüberträge.
Wer vorher an das Geld möchte, muss den Steuervorteil und die Zulagen zurückzahlen. Wie beim Riester soll aber eine wohnwirtschaftliche Verwendung (Kauf, Restschuldablöse) eines eigengenutzten Eigenheims wieder möglich sein.
Quellen: Altersvorsorgedepot: Steuerfrei in ETFs investieren? | justETF, Altersvorsorgedepot: Steuervorteile, Aktien, ETFs und mehr (extraetf.com), Das Altersvorsorgedepot – was Sie jetzt tun sollten! (finanzen.net), Neues Altersvorsorgedepot: Start ab 2026 geplant | Rente (t-online.de), Details von Lindner: So soll die neue private Rente funktionieren - WELT (Paywall),
am 01.10.2024 17:56
@Kio schrieb:
Abgesehen davon darf man schon die Frage stellen, warum eine Altersvorsorgemaßnahme, die zum Ziel hat Altersarmut zu verhindern, Steuervorteile und Förderungen für Besserverdienende bereithält, die ja gerade nicht von Altersarmut bedroht sind...
Es ist richtig, daß diejenigen mit 42% Spitzensteuersatz über die Absetzbarkeit am meisten profitieren.
Das ist aber bei Riester genau so. Und auch sonst in Steuerwesen: wer viel einzahlt, bekommt wenn er seine Einnahmen begründet mindern kann, auch genau so viel zurück. Es handelt sich also nicht um einen speziellen Geburtsfehler oder um ein spezielles Steuergeschenk der FDP an ihr angebliches "Klientel". Daher empfinde ich die explizite (in meinen Augen negativ konnotierte) Herausstellung eher als Meinungsmache als objektiven Hinweis.
Im Spiegel gab es heute auch einen Artikel, der war in meinen Augen deutlich neutraler.
Ausserdem greift dieser Steuersatz bereits bei ca. 67k EUR; das ist sicher kein Hungerlohn, aber wer das heute in einem Ballungszentrum wie München verdient und privat sonst nichts für die Rente tut, wird mit 67 sein blaues Wunder erleben. Ich würde schon behaupten wollen, daß so jemand auch von Altersarmut bedroht sein wird, würde er keine Vorsorge betreiben.
Und auch wenn ich uneingeschränkt für das Prinzip der Solidargemeinschaft bin, finde ich doch, dass es keine Schande ist, wenn die, die die höchsten Beträge leisten auch mal etwas davon zurückbekommen.
Und es scheint eine Extrazulage für Menschen mit besonders niedrigem Einkommen geplant zu sein, die andere nicht bekommen.
Welches Gehetze gegen Reiche ist gemeint? Ich finde da nichts. Das Reiche besonders profitieren und besonders viel Steuern sparen ist die Aussage von Gewerkschaften, nicht von der Autorin, das kann man auch deutlich erkennen. Die Aussagen der Autorin sind, wie sich das gehört, so objektiv wie möglich. Wenn sie in ihren Artikel die Aussagen von Gewerkschaften und der Versicherungsbranche erwähnt und dieses deutlich als Meinung von Versicherungen und Gewerkschaften kennzeichnet, erfüllt sie nur ihre Aufgabe als Journalistin.
Gut, gut. Gehetze war ein großes Wort; mein Empfinden ist aber nach wie vor, daß das geplante Produkt eher negativ dargestellt wurde und ein Hauptargument dafür ist, das ja Gutverdiener ja auch profitieren.
Sie hätte ja auch mal die Argumente von Befürwortern darlegen können, stattdessen kamen die Versicherungskonzerne zu Wort, die jetzt Angst um ihre überteuerten Schrottprodukte haben.
Und die Gewerkschaften, bei denen die Autorin eine führende Rolle hat ("Seit Februar 2019 ist sie ehrenamtliche Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di").
Ich jedenfalls habe den Artikel nicht als objektiv empfunden.
Als jemand, der sich nicht besonders auskennt wäre ich jetzt verunsichert und würde vielleicht erstmal Abstand nehmen. Aber genau das ist das Schlimmste, was jemand der ohnehin Angst vor dem Finanzmarkt hat, machen kann.
am 01.10.2024 18:12
Also die "Reichen", werden wahrscheinlich auch in der Rente noch den Spitzensteuersatz haben, und der wird vielleicht sogar noch höher sein als heute. Wenn die jetzt mit 3600 EUR jährlich das Depot für 40 Jahre besparen, haben sie bei einer Auszahlung über 10 Jahre alleine auf die Auszahlungen aus diesem Depot schon den Spitzensteuersatz nach heutigen Standards. Andere Einkünfte wie staatliche Rente, Rürup, Mieteinnahmen sind da noch nicht mal eingerechnet.
Sie können zwar jetzt auch weniger Steuern zahlen, müssen dann aber später auch wieder mehr Steuern abführen... Ohne Rendite ist das für die ein Minusgeschäft. Bei meinen ersten überschlägigen Berechnungen braucht man nach Kosten eine durchschnittliche Rendite von mind. 4%, damit man am Ende nicht mehr Steuern gezahlt hat.
am 01.10.2024 18:15
Das waren nur allgemeine Gedanken dazu, dass die Förderung von Altersvorsorge Besserverdienender nichts mit der Vermeidung von Altersarmut zu tun hat, und dass das durchaus thematisiert werden darf.
Welcher Teildes Artikels, außer der Teil der deutlich als Meinung der Gewerkschaften deklariert ist, ist denn nicht objektiv?
Gruß kio
am 01.10.2024 20:41
Nochmal ein paar Informationen direkt aus dem Referentenentwurf:
– Beitragsproportionale Grundzulage von 20 Cent für jeden Euro Eigensparleistung (bis zu einem Höchstbetrag von 3 000 Euro, ab 2030 bis zu 3 500 Euro),
– Beitragsproportionale Kinderzulage pro Kind von 25 Cent für jeden Euro Eigensparleistung (höchstens 300 Euro pro Kind),
– Bonuszulage von 175 Euro für Geringverdiener,
– Berufseinsteigerbonus von 200 Euro pro Jahr für einen Zeitraum von drei Jahren,
– Förderung eines renditeorientierten und kostengünstigen Altersvorsorgedepots ohne Garantieanforderungen,
– Förderung von Garantieprodukten mit garantiertem Kapital zu Beginn der Auszahlungsphase mit zwei möglichen Garantiestufen in Höhe von 80 Prozent oder 100 Prozent,
– Standardisierung der Produkte durch Fokus auf Altersvorsorge (z. B. keine Absicherung mehr gegen verminderte Erwerbsfähigkeit, Dienstunfähigkeit bzw. der Hinterbliebenen),
– Ansparphase: Nach fünf Jahren ist ein Anbieterwechsel ohne Wechselkosten seitens des abgebenden Anbieters möglich,
– Stärkere Trennung der Anspar- und Auszahlungsphase durch Wechselmöglichkeit vor der Auszahlungsphase,
– Auszahlungsphase: Wahl zwischen lebenslanger Leibrente oder Auszahlungsplan bis zum 85. Lebensjahr ohne Restverrentungspflicht; Anhebung der Altersgrenze auf 65 Jahre,
– Übermittlungspflicht der Anbieter für wesentliche Produktinformationen an eine digitale Plattform,
– Verbesserungen für bereits abgeschlossene Riester-Verträge durch Anhebung des Sonderausgaben-Höchstbetrages auf 3 500 Euro bei grundsätzlichem Bestandsschutz; Verzicht auf Restverrentung bei einem Auszahlungsplan im Konsens der Vertragsparteien sowie eine förderunschädliche Übertragung auf ein neues Altersvorsorgeprodukt sind möglich,
– Abbau von Komplexität bei der Kapital-Entnahme für selbstgenutztes Wohneigentum (Eigenheimrenten-Förderung),
– Weitere Bürokratieabbaumaßnahmen (z. B. Entkopplung der Zuordnung der Kinderzulage bei Eltern verschiedenen Geschlechts vom Geschlecht der Elternteile).
Darüber hinaus finde ich auch die Bestätigung, dass sie eine Steuererstattung nur für Beträge über die Zulage hinaus vorsieht. ("Günstigerprüfung")
Ebenfalls ist es jetzt klar, dass die Kinderzulage auf den Vertrag eines Elternteils geht. Also kein separates Depot für das Kind.
Bisher noch nicht gefunden, ob Wertpapierübertage auf dieses Depot Zulagen und/oder Sonderausgaben angerechnet werden können.
am 01.10.2024 20:53
@Kio schrieb:Welcher Teildes Artikels, außer der Teil der deutlich als Meinung der Gewerkschaften deklariert ist, ist denn nicht objektiv?
Ich finde der Artikel als Ganzes, weil er lediglich negative Meinungen zu Wort kommen lässt und sie nicht in einen Kontext setzt (z.B. kann mir keiner erzählen, das die Kritik der Versicherungsindustrie an der 85 Jahre Regel für die Verrentung auf deren Sorge um den gesellschaftlichen Wohlstand im Alter zurückzuführen ist).
Jeder Teil des Artikels für sich betrachtet mag ja valide sein, aber in Summe gibt er eine klare Richtung vor. Das ist nicht was ich mir unter ausgewogenem und informativem Journalismus vorstelle.
am 01.10.2024 21:03
@Krügerrand schrieb:
Darüber hinaus finde ich auch die Bestätigung, dass sie eine Steuererstattung nur für Beträge über die Zulage hinaus vorsieht. ("Günstigerprüfung")
Kannst Du das mal anhand eines Zahlenbeispiels erläutern?
Bedeutet das, daß jemand der 3000 EUR investiert und eine 30%tige Steuerrückerstattung zu erwarten hat, nicht 600 EUR + 900 EUR = 1500 EUR bekommt, sondern lediglich 600 EUR + (900 EUR - 600 EUR) = 900 EUR?
am 01.10.2024 21:14
@Krügerrand schrieb:
Darüber hinaus finde ich auch die Bestätigung, dass sie eine Steuererstattung nur für Beträge über die Zulage hinaus vorsieht. ("Günstigerprüfung")
Was doch auch ok ist. Warum sollte ich für eine Zulage die vermutlich steuerfrei ist eine Steuererstattung bekommen?
Oder muss die Zulage extra versteuert werden?
01.10.2024 21:32 - bearbeitet 02.10.2024 11:50
01.10.2024 21:32 - bearbeitet 02.10.2024 11:50
@alba96 schrieb:
@Krügerrand schrieb:
Hast du dafür eine Quelle? Ich gehe nämlich bei den Infos, die ich momentan gefunden habe, davon aus, dass man nur den Steuervorteil über der Förderung erstattet bekommt. -Wie das beim Riester auch ist.Wurde so in diesem Video beschrieben. Aber Quelle hin oder her, im Moment ist ja ohnehin alles nur Spekulation.
@CurtisNewton in diesem Video werden einige falsche widerlegte Aussagen getroffen
am 02.10.2024 11:40
Es ist immerwieder erstaunlich, dass ja scheinbar nur "Reiche" an der Börse reich werden, aber scheinbar Normalverdiener - wenn sie genau die gleiche Strategie fahren - angeblich immer Minus machen und alles verlieren. Ich meine, wir haben alle die gleichen ISIN und Produktinfos. Der Markt unterscheidet nicht zwischen Berufsständen oder Einkommen, wenn man eine Order platziert oder in einen ETF spart. Liegt es vielleicht eher daran, dass es einen Unterschied macht, ob ich 1.000 € im Monat spare oder eben nur 50 € ? Man könnte meinen, Rechnen gehört auch nicht gerade zu den Stärken der Leute.
am 02.10.2024 11:53
tja, Du must nur vd im Namen tragen, und schon klappt das, mit dem reich werden 😉
Davon abgesehen, wenn ich hier so lese, glaube ich sowieso nicht, dass sich hier "Normalverdiener" tummeln 😊
...alles Millebären 😁
Grüße
ein junger fleißiger Bauarbeiter
...der noch versucht, irgendwie und irgendwann reich zu werden 😉
< Du hast ja mitbekommen, dass Warren auch hier schreibt ☝️ >
Daniel