Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Anleihe für die Ewigkeit - 4 Prozent, endfällig am 1. Januar 2361

Pramax
Mentor ★★★
3.471 Beiträge

Liebe Wertpapierinteressenten und Eisenbahnverrückte!

 

Nachdem es heuer keinen Community-Adventskalender gibt, dachte ich mir, dass ich meiner

werten Lesergemeinde mal eine historische Anlage-Idee aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts

präsentiere, und zwar die

 

4 % Anleihe der West Shore Railroad Company, begeben am 1. Januar 1959 und endfällig

am 1. Januar 2361, zum Nennwert von 1000 US-Dollar

 

Im Jahr 1870 wurde die New York, West Shore & Chicago Railroad Company gegründet, die in Jersey City (gegenüber von Manhattan) beginnend, am Westufer des Hudson River nach Norden bis Albany und dann westlich nach Buffalo und Chicago führen sollte. 1885 wurde sie zur West Shore Railroad reorganisiert und kam in den Besitz des bekannten New Yorker Großbankiers John Pierpont Morgan, dessen Privatjacht auf den herrlichen Vignetten der Anleihen in Stahlstichqualität auf dem Hudson River abgebildet ist.

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die West Shore Railroad von der New York Central & Hudson River Railroad für 475 Jahre gepachtet. Als Pacht wurden 4 % für eine 50-Millionen-US-Dollar-Anleihe vereinbart, die bis zum 1. Januar 2361 laufen sollte.


Die beteiligten Eisenbahngesellschaften sind längst Geschichte. Was aus der Anleihe wurde, ob die Anleihegläubiger bedient wurden, abgefunden wurden oder auf wertlosen Papieren sitzen geblieben sind, konnte ich leider nicht herausfinden.

 

Erhalten geblieben sind zahlreiche entwertete 1000-Dollar-Stücke der Anleihe, die heute von Liebhabern als historische Wertpapiere gesammelt werden können.

 

Die Wertpapierdrucke entstanden bei der American Bank Note Company. Im Sammlermarkt sind Bonds mit diesem Druckbild von den 1880-er bis Anfang der 1960-er Jahre bekannt.

 

Bei Ebay könnt Ihr unter "Münzen/Historische Wertpapiere" gedruckte Exemplare diese Anleihe zu Preisen im Bereich von 5 bis 40 Euro erwerben. Nota bene: die Exemplare haben nur noch Sammler-/Liebhaberwert und sind in der Regel lochentwertet und auf der Rückseite ungültig gestempelt. Die schöne Vignette auf der Anleihe mit einer Flußszene auf dem Hudson River befindet sich im unteren Bereich des Drucks, was sehr ungewöhnlich ist. Wer ein Exemplar des Anleihendrucks kaufen möchte, sollte darauf achten, dass die Vignette möglichst nicht durchlöchert ist.

 

So, und hier noch ein Abbildung des schönen Stücks aus meiner Sammlung:

 

West_Shore_RR_20.jpg

 

Allen einen schönen ersten Adventssonntag!

 

Und daran denken: Augen auf, beim Anleihenkauf!

 

Euer Pramax

__________________

Wenn schon Unsinn, dann muss es ein Kaiserschmarrn sein.
26 ANTWORTEN

digitus
Legende
8.350 Beiträge

Wunderbar @Pramax!

 

Das ist ein großartiger Artikel, der nur allein deswegen original-Pramax™ ist, weil er eine Eisenbahngesellschafts-Erwähnung enthält 🚈.

 

Liebe Kunden (w/m/d), weisen Sie Fälschungen unbedingt zurück! 😜

 

Danke. Danke. Danke!

 

Grüße,

Andreas

paej
Mentor ★★
1.817 Beiträge

@Pramax 

Vielen Dank für deinen Beitrag!

 

Das Sammelgebiet der historischen Wertpapiere (Nonvaleurs) ist ähnlich interessant wie das Investment in die heutigen Unternehmen.

 

Wenn du eine Anleihe vorstellst, die eine Gesamtlaufzeit von 402 Jahren hat und eine „Rest-Laufzeit“ von 338 Jahren, fange ich mal am anderen Ende an.

 

Optisch völlig andere Gestaltung, aber ein genau 400Jahre altes historisches Dokument und seinerzeit, als ich es gekauft hatte, das älteste im Privatbesitz befindliche / verfügbare Wertpapier der ersten Aktiengesellschaft der Neuzeit.

 

6,5% Anleihe 2.500 flämische Pfund 22.4.1623.

 

 

 

0001 Kopie.jpeg

 

Vereinigte Ostindische Comp. (V.O.C), Middelburg

 

6,5% Anleihe 2.500 flämische Pfund 22.4.1623.

 

Die Vereinigte Ostindische Compagnie ist die erste Aktiengesellschaft der Neuzeit. Nach der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien entbrannte Ende des 16. Jh. der Wettstreit der Großmächte um Kolonialbesitz und um die Seeherrschaft. Da die Regierungen nicht über die nötigen Finanzmittel verfügten, kam es zur Gründung der großen Handelsgesellschaften insbesondere in England, den Niederlanden und Spanien. Unerreichtes Vorbild für weitere Gründungen wurde die Vereinigte Ostindische Compagnie, gegründet auf Anregung des Prinzen Moritz zu Nassau und Oranien. Mit Freibrief vom 20.3.1602 übertrugen die Generalstaaten der Niederlande der V.O.C. u.a. alle Souveränitätsrechte in den Kolonien. Wichtigster Beschluss aber war, die V.O.C. dem Publikum zu öffnen und Privatinvestoren als Teilhaber aufzunehmen. Diese Teilhaber hat- ten laut Freibrief Miteigentum an der Gesellschaft, die Haftung war auf den Nennwert des Anteils beschränkt und der Anteil war fungibel, konnte also täglich an der Börse gehandelt werden: Alles Elemente, die für das Wesen einer Aktiengesellschaft kennzeichnend sind. Die Begriffe "Actie" und "Actionist" wurden 1610 in einem Aufruf zur Beteiligung an der Compagnie erstmals gebraucht. Damit ist die V.O.C. die erste Aktiengesellschaft der Neuzeit und schlechthin die Erfinderin der Aktie, wie wir sie heute noch kennen. Die erste Flotte von 12 schwerbewaffneten Schiffen lief am 16.12.1603 Richtung Afrika aus: Ihr Auftrag war, Handel zu treiben sowie portugiesische Stützpunkte in Mozambik und Goa anzugreifen. Im Jahr 1619 wurde auf Jakarta als Zentrum für den Ostindien-Handel die Stadt Batavia neu angelegt. Pfeffer und feine Gewürze waren die hauptsächlichen Handelsgüter (daher kommt der Name "Pfeffersäcke" für Überseekaufleute), aber auch das Monopol für die Ausfuhr von Elefanten aus Ceylon brachte gute Gewinne. Insgesamt baute die V.O.C. zwischen 1602 und 1795 rund 1.450 Schiffe für ihre Handels- und Militäraktionen. Die Dividenden erreichten in Spitzenjahren 75 % und lösten an den niederländischen Börsen damals riesige Spekulationswellen aus.

Erst 1799, nach fast 200-jährigem Bestehen, ging die V.O.C. im Kampf gegen die übermächtig gewordene englische "East-India Company und nach einem Krieg gegen England unter.

digitus
Legende
8.350 Beiträge

Klasse @paej, das ist ja auch über die Maßen interessant 👍

 

Vielleicht kann @Pramax den Thread in einen show&tell-Thread für Wertpapier-Sammlerinnen und -sammler umwandeln 🤗

Pramax
Mentor ★★★
3.471 Beiträge

Ich kann nur vor dem Sammeln von historischen Eisenbahnaktien und -anleihen warnen!

 

Das ganze ist ein Fass ohne Boden!

 

Schon allein was an historischen Wertpapieren zu der oben erwähnten New York Central Railroad

auf dem Sammlermarkt ist, ist der pure Wahnsinn.

 

Siehe auch: Wikipedia New York Central_Railroad 

 

Da stößt man dann auch zwangsläufig auf den berüchtigten Eisenbahn-Tycoon Cornelius "Commodore" Vanderbilt,

zu dessem Imperium die NY-Central gehörte. Sein Bildnis prangt auf sehr vielen der Stock-Certificates dieser Gesellschaft.

 

Cornelius Vanderbilt, Quelle: www.sammleraktien-online.deCornelius Vanderbilt, Quelle: www.sammleraktien-online.de

 

Gruß, Commodore Pramax

 

P.S.:  Cornelius Vanderbilt hat mal in einem Brief an einen Widersacher seiner Geschäfte in Nicaragua folgenden Spruch vom Stapel gelassen:

 

„Meine Herren! Sie haben es gewagt, mich zu betrügen. Ich werde Sie nicht verklagen, denn die Justiz ist zu langsam. Ich werde Sie ruinieren.
Hochachtungsvoll, Cornelius Vanderbilt“

__________________

Wenn schon Unsinn, dann muss es ein Kaiserschmarrn sein.

Nobka
Mentor
782 Beiträge

Ich habe auch noch etwas schönes. JA es ist ein Fass ohne Boden.

Klever
Experte ★★★
668 Beiträge

@Nobka  schrieb:

Ich habe auch noch etwas schönes. JA es ist ein Fass ohne Boden.


Das Wertpapier ist von 1982, wurde aber offenbar bewusst so gestaltet, als wäre es älter. Von Anfang an für den Sammlermarkt produziert? 

 

Vielleicht ein gutes Geschäftsmodell: Skur­rile AG gründen, Geld einsammeln. Laden wieder dicht machen. Damit es deshalb keinen Ärger gibt, ein schönes Wertpapier herausgeben, das Sammlerwert hat. 

War das ungefähr so? 

 

Ernsthaft: Was hat die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft eigentlich gemacht? 

 

Grüße

Klever

 

PS Wirklich ein schönes Stück, was Du da hast.

paej
Mentor ★★
1.817 Beiträge

@Klever  schrieb:

 

Ernsthaft: Was hat die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft eigentlich gemacht? 

 

 

 

PS Wirklich ein schönes Stück, was Du da hast.


 

WIKI: 

Die Gesellschaft wurde 1897 unter Beteiligung des Forschungsreisenden Eugen Zintgraff mit einem Grundkapital von 2,5 Millionen Mark gegründet. Zu den Anteilseignern gehörte auch Gouverneur Jesko von Puttkamer, der die Pflanzungswirtschaft Westkameruns großzügig unterstützte. 1902 übernahm die WAPV die Pflanzung Günther in Soppo.

Die Gesellschaft verfügte damit 1904 über einen Landbesitz von rund 20.000 ha, auf denen überwiegend Kakao angebaut wurde.[1] Die Plantagen lagen meist in den Siedlungsgebieten der Kpe (Bakwiri), die auf Reservate zurückgedrängt und zur Plantagenarbeit herangezogen wurden. 1913 beschäftigte das Unternehmen 20 europäische und ca. 2000 afrikanische Mitarbeiter.

 

Unternehmen begeben im Laufe der Geschichte immer mal wieder neue Aktien.

Früher halt auf Papier; deshalb gibt es vielfach auch durchaus deutlich unterschiedliche Drucke zum selben Unternehmen

 

d224-gross.jpg

Aus Sammlersicht sind heute in aller Regel die Papiere aus der Gründungsphase am seltensten und teuersten.

 

Nobka
Mentor
782 Beiträge

Also kann man nicht sagen das es nur die Aufmachung ist. Da gibt es ja auch andere wie die Achterbahn.AG mit Werner und Co auf dem Wertpapier. Deutsche Aktien waren meist sehr schlicht gehalten. Um möglichst seriös zu wirken.

 

Die Geschichte der Pflanzungsgesellschaft ist eigentlich Interessant. Ich habe noch eine Anderes Motiv der Gesellschaft. Möchte ich aber jetzt nicht von der Wand nehmen. Zudem hatte sie auch eine kleine Schmalspurbahn (60cm Spurbreite) gebaut, um die Felder mit dem Hafen zu verbinden. Dunkle Seiten hatte das Unternehmen zu der Zeit auch, Wie die Vertreibung der Uhreinwohner, die auch zur Arbeit heran gezogen wurden.  Das Sammeln von Historischen Wertpapieren ist schon sehr spannend. Mir geht es da wenig um die Spekulation.

 

card00639_fr-1193782346.jpg

Quelle: Google Bilder

Klever
Experte ★★★
668 Beiträge

@paej  schrieb:

Unternehmen begeben im Laufe der Geschichte immer mal wieder neue Aktien.


Daran hatte ich gar nicht gedacht! Es handelt sich also um eine neue Aktie. So macht das Sinn (allerdings ... s.u.). - Ich hatte mich wirklich gefragt, was ein solches (Wert-) Papier im Jahre 1982 sollte. 

Obwohl, so ganz sind die Fragezeichen bei mir noch nicht verschwunden. Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Westafrikanische_Pflanzungsgesellschaft_Victoria entnehme ich, dass die WAPV AG mit dem 2. Weltkrieg (erneut) enteignet wurde. "Die Aktiengesellschaft blieb jedoch bestehen und machte in den Börsenmeldungen wiederholt Schlagzeilen." 

Was war die Geschäftstätigkeit der WAPV AG nach der Enteignung und warum wurden sogar noch neue Aktien begeben? - Alles sehr merkwürdig. 

 

Grüße

Klever