am 16.06.2020 15:53
Welche Alternativen haben wir dazu investiert zu bleiben?
Die anderen Assetklassen sind auch teurer und mit höheren Risiken behaftet als wie wir es vor ein paar Jahren kannten.
Bleiben ja fast nur noch Aktien (auch wenn sie stärker korrigieren würden), weil man mit Aktien im Zentrum aller Volkswirtschaften investiert ist. Alle (relevanten) Volkswirtschaften drehen sich medial und politisch rund um die Wirtschaftskraft, also ihrer Leistungsfähigkeit. Das BIP und auch die Aktienindizes drücken dieses lediglich in Geld aus. Ist die Zahl hoch kann zum einen die Leistungsfähigkeit hoch sein oder aber auch der Wert des Geldes zu niedrig. Man weiß es nicht. Ich glaube auch das Gold nicht wertvoller ist als vor einem Jahr; ich glaube das Geld hat an Wert verloren. Gleiches gilt für die Aktienkurse. Wir diskutieren also über inflationsgeschützte Assets.
Ich habe neulich an einer Telko mit PatrickChristian Lindner teilgenommen und er hat dort recht anschaulich erklärt wie die Staaten die Neuverschuldung aus den Corona-Konjunkturpaketen finanzieren wollen.
Zurück zur Eingangsfrage: Wo soll man investieren? Da wo Potenzial ist und wo sich der Support der breiten Masse tummelt. Also in der Wirtschaftsleistung. Das können breite ETF/ Fonds sein oder Aktien. Hauptsache Produktivkapital. Wer sich Momentum-Talent zuschreibt soll den richtigen Zeitpunkt finden. Ich wünsche viel Glück dabei. Da ich mir das aber nicht zutraue bleibe ich einfach investiert und kaufe bei den BlueChips nach, wenn ich denke das es gerade günstig ist.
Kurzfristig gibt es vielleicht woanders mehr zu holen. Mittel- bis langfristig kann es aber nur eine Wahl geben.
am 16.06.2020 18:09
Hallo,
ich denke das viele der Wirtschaftsweisheiten, die in den Schulen und in den Universitäten gelehrt werden und unsere Erfahrungen bis zur Währungswende DM zum Euro, stimmen einfach nicht mehr. Damals hatte eine völlige unabhängige Bundesbank den Leitzinns ein klein wenig verändert und schon war ein Gleichgewicht zwischen Geldmenge und Inflation wieder in der Waage und der DAX ist in die entsprechende Richtung gegangen. Das war schon fast berechenbar.
Die Börsenmathematik war genauso "richtig" wie das Ohmsche Gesetz. Der DAX war ein Spiegelbild der Wirtschaft. Er wurde hauptsächlich von der Wirtschaft beeinflusst und weniger von der Politik. Heute spiegelt der DAX die politische Situation wieder, unberechenbar und zufällig.
Heute ist Leitzinns für immer negativ. Es gibt Geld ohne Ende. Wahrscheinlich mehr als zu Zeiten der Hyperinflation in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhundert. Was damals geholfen hat in den z.B. In USA und D war Arbeitsplätze, Autobahnen, Stauseen wurden gebaut. Aber das ist inzwischen alles vorhanden.
am 18.06.2020 01:24
Mich interessiert, ob es sinn macht, alles zu verkaufen und den nächsten crash abzuwarten... denn wenn das geld entwertet wird, und es nicht mehr als aktie vorliegt, könnte es ja eingezogen werden oder an wert verlieren? Wäre dann ja bargeld.... also lieber abwarten? Ich hasse es...
Noch ne frage.... wen kann man gezielt fragen, wie oder wann man aktien verkaufen sollte... steuerberater? Gibt es fachleute die sich dein depot ansehen und ratschlag geben können?
Gute nacht,
Isi
am 18.06.2020 06:25
@isi1969 schrieb:Mich interessiert, ob es sinn macht, alles zu verkaufen und den nächsten crash abzuwarten... denn wenn das geld entwertet wird, und es nicht mehr als aktie vorliegt, könnte es ja eingezogen werden oder an wert verlieren? Wäre dann ja bargeld.... also lieber abwarten? Ich hasse es...
Noch ne frage.... wen kann man gezielt fragen, wie oder wann man aktien verkaufen sollte... steuerberater? Gibt es fachleute die sich dein depot ansehen und ratschlag geben können?
Gute nacht,
Isi
Also von Geldentwertung sind wir wohl doch noch sehr weit entfernt, wenn du mich fragst... und wenn du dein ganzes Geld aus dem Markt ziehst und der Markt doch weiter steigt, rennst du ewig den kursen hinterher.
Kombiniert mit der Tatsache, dass dir niemand sagen kann (auch keine Fachleute), wann du verkaufen sollst, arbeitest du am besten mit Stoppkursen und bleibst damit risikominimiert investiert.
Wenn es dich ganz arg juckt, informierst du dich halt noch über Depotabsicherung, dazu findest du hier im Forum auch einiges.
Kurz gesagt: Wer immer auf den crash wartet, wartet womöglich ewig.
am 18.06.2020 08:27
Ich schmeiß gerne die 2 Cent ins Phrasenschwein:
Time in market Beats timing the market...
Am Markttiming haben sich schon viele versucht, es klappt leider nicht. Wenn überhaupt dann durch Glück und nur bedingt.
Wer mit einem Crash rechnet kann mit Stopkursen arbeiten, allerdings muss man dann auch den Mut aufbringen wieder zu kaufen. Psychologisch nicht ganz einfach wenn Weltuntergang, Zusammenbruch des Wirtschaftssystems usw. die Schlagzeilen beherrschen (nichts anderes ist ein Crash)
Gruss ae
am 18.06.2020 16:51
Wenn ich darf, Frage in die Expertenrunde: noch einer, der heute in den Senkflug mit wirecard gegangen ist? Sitzt man das jetzt aus? Kann die Aktie komplett vom markt verschwinden? Habe definitiv Zeit, aber kann das überhaupt noch mal was werden? Mein Kaufpreis war 105...... Danke für Rat an einen Anfänger....
am 18.06.2020 16:56
Schau mal, hier ist ein Thread nur über Wirecard:
/t5/Wertpapiere-Anlage/spektakul%C3%A4re-Neuigkeiten-zu-Wirecard/m-p/134471#M87230
am 18.06.2020 16:57
am 19.06.2020 11:33
Habe soeben Sandra Navidi (für mich eine der kompetentesten Analysten) auf ntv. gesehen. Sie geht davon aus, dass die Weltwirtschaft demnächst in eine Depression abdriftet. Ist für mich nachvollziehbar. Hierzu ein Kommentar, auch heute erhalten, von The Motley Fool:
Ein weiterer Börsencrash?
Beunruhigend ist, dass in der Umfrage von Bank of America unter den Fondsmanagern im letzten Monat (eine Umfrage unter mehr als 200 Vermögensverwaltern, mit der die Stimmung der Anleger beobachtet werden soll) fast 70 % der Befragten angaben, dass sie den jüngsten Anstieg der Aktienmärkte für eine “Bärenmarktrallye” halten. Mit anderen Worten, sie erwarten, dass der Aktienmarkt wieder fallen wird. Die meisten Fondsmanager sehen keine ‘V-förmige’ wirtschaftliche Erholung von der Covid-19-Krise.
“Die Märkte sind bis zur Perfektion bewertet”, sagt Danny Yong, Chief Investment Officer beim Hedgefonds Dymon Asia Capital. “Die Stabilität der Aktienmärkte spiegelt nicht die Arbeitsplatzverluste und die Insolvenzen wider, die weltweit vor uns liegen. Ich glaube, dass wir später in diesem Jahr neue Tiefstände an den globalen Aktienmärkten sehen werden”.
Yong ist nicht der einzige Vermögensverwalter, der in naher Zukunft neue Tiefstände an den Aktienmärkten erwartet. Zum Beispiel schrieb der Hedgefonds Elliott Management kürzlich in einem Brief an die Investoren: “Unser Bauchgefühl sagt uns, dass ein 50-prozentiger oder noch tieferer Rückgang von der Februarspitze den globalen Aktienmärkten bevorstehen könnte”.
Die tiefste Rezession der modernen Geschichte?
Es ist nicht schwer zu verstehen, warum professionelle Vermögensverwalter einen weiteren Börsencrash erwarten. Der Coronavirus hat die Weltwirtschaft zerstört und die Wirtschaftsdaten sehen düster aus.
In den USA sind mehr als 40 Millionen Menschen arbeitslos und Analysten glauben, dass die Arbeitslosigkeit potenziell 20 % erreichen könnte.
Unterdessen hat die Bank of England kürzlich gewarnt, dass die britische Wirtschaft in diesem Jahr um 14 % schrumpfen könnte. Sie sagte auch, dass sich die Arbeitslosigkeit mehr als verdoppeln könnte, da das Coronavirus die tiefste Rezession der modernen Geschichte verursacht.
Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Aktienmärkte im Moment die kommenden wirtschaftlichen Probleme nicht widerspiegeln.
19.06.2020 12:50 - bearbeitet 19.06.2020 12:56
19.06.2020 12:50 - bearbeitet 19.06.2020 12:56
Meine persönliche Meinung:
Auch wenn ich Frau Navidi durchaus als seriöse und vielwissende Börsen-und USA Kennerin schätze, ist dies die gefühlt 100. Vorhersage eines vor der Tür stehenden zweiten Börsencrashs. Genau genommen wird dieser zweite Crash schon prophezeit, seit die Kurse nach dem Coronacrash rasend schnell wieder gestiegen sind (das war so Anfang/Mitte April). Was ist seitdem passiert? Die Börsenkurse kennen in den meisten Fällen scheinbar keine Grenzen nach oben.
Wenn ich diesen Artikel ein wenig seziere, dann steht da: "Beunruhigend ist, dass in der Umfrage von Bank of America unter den Fondsmanagern im letzten Monat (eine Umfrage unter mehr als 200 Vermögensverwaltern, mit der die Stimmung der Anleger beobachtet werden soll)...."
Man beachte den Zusatz "im letzten Monat." Auch hier die Frage: was ist denn seit dem letzten Monat passiert? Die Kurse sind gestiegen, gestiegen, gestiegen.... Aber schlechte Nachrichten verkaufen sich halt schon immer besser als gute.
Wer seine Aktien jetzt verkauft, ist meiner Meinung nach selber schuld. Ich persönlich denke nicht im Traum daran, da 2/3 meines Depots kontinuierlich ansteigt. Und 2-3 Sorgenkinder hat man wohl immer im Depot....
Vielleicht kommt dieser ominöse zweite Crash tatsächlich irgendwann. Wenn ich gebetsmühlenartig einen herbeirede und über Monate wiederhole, dann steigt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass ich irgendwann recht habe. Kommt dieser nächste Woche, nächstes Monat, nächstes Jahr oder in zehn Jahren? Keiner weiß es. Aber wenn ich etwas weiß: ich glaube keinem dieser selbsternannten Experten mehr. Denn alleine die letzten 2 Monaten zeigen, dass 99% dieser Horrorszenarien nicht eingetreten sind und der ständig herbeigeredete zweite Crash einfach nicht eingtreten ist. Aber klar, warten wir einfach nochmach geduldig ein paar Monate ab und hören uns die nächsten Prophezeiungen an.... In der Zwischenzeit findet ihr mich bei der Suche nach günstigen Einstiegskursen....