am 08.05.2021 01:19
@Ghosty : der SL Kurs ist immer niedriger als der aktuelle Kurs (Hier ist eine Beschreibung der verschiedenen Order Typen) und richtet sich bei langfristig angelegtem Investment konservativ nach dem langjährigen ( 3+ Jahre) Verlauf und Schwankungen des Kurses und bei Gewinnsicherung oder spekulativ nach dem kurzfristigem Chartverlauf.
Laut Deinem Bsp. kaufst Du die Aktie bei 2€ dann hast Du zur Absicherung einen SL bei 1,50€ der nach und nach mit der Kurssteigerung der Aktie nachgezogen wird, manuell oder Trailing Stopp, also wenn die Aktie auf 10€ gestiegen ist dann wanderte der SL auf möglicherweise 6€ mit. -> Money-Management-Die-geheime-Gewinnformel
Zu Grundsatz 1 : Diversifikation nur wenn sinnvoll, also nicht unbedingt alles USA und Technologiesektor , solide Aktien kaufen und fertig! Warum soll ich in ein schlecht laufendes (Bergbau)Unternehmen aus Südafrika investieren? Bloß weil ich im Depot weder Bergbau noch Südafrika habe?
Zu Grundsatz 2 : die 1000€ sind eine Richtlinie aber kein Gesetz - siehe Moneymanagement weiter oben.
Zu 3 und 5 : Kann man machen, je nachdem wie man persönlich die Aktien einstuft, hat aber dann mit Value nicht mehr viel gemein.
Zu 4 : Ja.
Zu 6 und 7 : siehe oben den Link im ersten Satz
gruss ae
08.05.2021 08:24 - bearbeitet 08.05.2021 13:57
Ich glaube ich kann dein Problem im Kern nachvollziehen: Es gibt so viele tolle Aktien und so viele tolle, erfolgsversprechende Strategien, dass man am liebsten alle davon haben würde. Da das natürlich nicht geht, versucht man sich aus allen etwas herauszupicken und fühlt sich am Ende des Tages total verloren, da eine klare Orientierung fehlt.
In dem Fall hilft nur: Tief durchatmen – und dann noch einmal darüber nachdenken, welche Kritierien einen wirklich am wichtigsten sind und auf welche man am ehesten verzichten könnte. Tatsächlich steht bei vielen Privatanlegern das Ruhig-Schlafen-Kriterium ganz oben: Sprich, wenn das Bauchgefühl bei einer Aktie oder einer Strategie nicht stimmt, verzichte ich darauf.
Das ist jedoch ein Prozess, den man nicht "auf Papier" lernen kann, sondern für sich selbst herausfinden muss. Learning by doing. Beispiele: Kaufe eine paar Dividendenaktien und teste aus, ob dich die Auszahlungen glücklicher machen als eventuelle Kursgewinne. Kaufe ein paar Hypeaktien und teste aus, ob du mit Erdrutschverlusten am Ende des Hypes umgehen kannst. Kaufe ein paar Valuewerte und teste aus, ob dir die träge aber stetige Kursentwicklung ein besseres Gefühl gibt als Momentumwerte. Es hilft auch, eine maximale Anzahl an Aktien zu definieren, die man im Depot haben will (am besten irgendwas zwischen 10 und 20). Und wenn das Depot dann "voll" ist, ist es eben voll und der Kopf wird vorerst mal ausgeschaltet. So wie bei einer eingerichteten Wohnung, in der man auch nicht jede Woche die Möbel austauscht 😉
Vielleicht hilft dir das ja.
am 08.05.2021 12:23
Hallo @Marin ,
toller Beitrag! So fühlen sich wohl die meisten "Einsteiger" und ich finde es super wie hier meist zum Ruhe bewahren, sich sammeln geraten wird und man jenseits von "richtig oder falsch" dazu ermutigt wird seine "Wohlfühlstrategie" zu finden.
Das ist m.M.n. die absolute Grundvoraussetzung nicht irgendwann den Mut zu verlieren und ich kenne es nur zu gut, dass man doch immer mal wieder überlegt, ob man nicht doch etwas anders machen sollte oder könnte.
Letztlich hilft nur mutig (nicht übereifrig!) ins kalte Wasser zu springen und es auszuprobieren.
Da helfen auch kein Musterdepot oder zig theoretische Überlegungen. Man muss es fühlen.
am 08.05.2021 13:41
@Marin Sehr gut beschrieben! Da man verschiedene Depots haben kann beim gleichen Broker und natürlich auch mehrere Broker ausprobieren kann ist es nicht so schwer, einige Strategien auszuprobieren und dann die Schwerpunkte am Ende so zu setzen, wie es einem am besten passt. Noch nie war dies einfacher und billiger, das heißt natürlich, dass man sich leicht verzetteln kann (aber nicht unbedingt, dass man dadurch Lehrgeld verliert, Stichwort Absicherung, Stopkurse usw.). Die Hype-Aktien-Sache macht man ja hoffentlich nur einmal bzw. nur nebenbei als nette Spielerei/Spekulation. Bei mir war es eine Reise von ETFs zu Value/Dividenden per Sparplan zu Dividendenwachstumsaktien zu Big Tech zu Cathie Wood/Zukunftsfantasien zu Sternenaktien bzw. Champions/Hidden Champions. Jetzt habe ich von allen etwas im Depot bzw. Depots und vergrößere langsam die Positionen, der Schwerpunkt ist jedoch inzwischen eindeutig: langfristige Qualitäts-/Sterneaktien! Bin mit dem Depot und Performance zufrieden auch wenn es immer besser sein könnte (Anzahl der Aktien wird reduziert, einige schlechtere Performer werden per engen Stopkurs aussortiert und mit noch besseren Aktien ersetzt).
am 08.05.2021 13:53
ach, nu... wenn man brav auf langfristigen Zuwachs wartet, tun einem die kurzfristigen Gewinne der anderen schmerzen, wenn man mit kurzfristigen Spekulationen auf die Nase gefallen ist, tun einem die "hab doch immer gewarnt" zusätzlich nerven.
Das Problem der Spieler: das muss doch, jetzt aber, das Glück kommt zu mir. Am Ende ist dann vieles, wenn nicht alles weg.
Ich sehe die Investitionen als "Zubrot". Satt werde ich durch solide Titel, das Eis, die Torte oder den Champagner als Belohnung für Idee und Mut.
Jammer ich? Als ich 2017 mit dem "ich probier mal" angefangen hatte, stand ich Index 100. März 2020 war der Index bei 800 gestanden und heute bin ich bei 350. Über die Hälfte Verzockt? Nöö... immer noch das Dreifache in 4 Jahren...
am 08.05.2021 14:40
@cestmoi schrieb:ach, nu... wenn man brav auf langfristigen Zuwachs wartet, tun einem die kurzfristigen Gewinne der anderen schmerzen, wenn man mit kurzfristigen Spekulationen auf die Nase gefallen ist, tun einem die "hab doch immer gewarnt" zusätzlich nerven.
🥴 So isses!
Man kann sich halt über einen Verlust von 100 € doppelt so schön ärgern als über zweimal Gewinn von 75 €… 😂
Diese psychologische Hürde, welche von Natur aus in uns steckt, gilt es zu überwinden um mit einem Investment an der Börse glücklich zu sein.
… Über die Hälfte Verzockt? Nöö... immer noch das Dreifache in 4 Jahren...
Das ist dabei ein guter Ansatz. Man kann ihn auswendig runter rattern oder Gebetsmühlenartig immer wiederholen, jedoch ohne die Erfahrung zu sammeln und richtig zu bewerten bleibt das Negativerlebnis doppelt so lange hängen als die positiven Erfahrungen.
Beispiel gefällig?
Okay… : RingCentral (A1W58K) hat trotz des aktuellen Absturzes immer noch eine Performance von 1270% !!!! in den letzten 5 Jahren. Seit meinem Einstieg zuckte sie nur nochmal kurz nach oben um sich dann gemächlich auf den Weg nach Süden zu machen, seitwärts zu schaukeln und schlussendlich sich wie ein nasser Sack fallen zu lassen.
Natürlich denke ich da: Mist! Ausgerechnet mir hat der Wert ein Schnippchen geschlagen!
Flinte ins Korn… ? Nööö… Ich freue mich über die sehr gute Entwicklung der Pool Inc. (A0JMVJ) und meines Ethereum-Zertifikates (A3GMKD). Vor allem letzteres hat bei weitem die Verluste bei Ringcentral ausgeglichen.
Noch sind alles nur Buchgewinne/-verluste, aber zumindest Ringcentral wird definitiv mein Depot verlassen müssen.
Fazit: lieber die schönen Dinge genießen, als sich über die hässlichen zu ärgern.
gruss ae
08.05.2021 22:50 - bearbeitet 08.05.2021 23:07
Also sollte mein nächster Schritt erstmal darin bestehen, meine Positionen mit einem Stopp-Loss abzusichern. Diesen, wenn ich es richtig verstanden habe, kann ich sowohl manuell eingeben als auch automatisiert "hinter" dem Kurs herziehen lassen, ja? Und es gibt auch eine Formel zur SL-Berechnung.
Habe mal probeweise auf die Funktion "Absichern" geschaut. Da gebe ich im Stopp-Loss-Feld lediglich den Kurs ein, zu welchem die Aktie verkauft werden soll, ja? Was heißt in diesem Zusammenhang "tagesgültig"? "Ultimo" + die Monate kann ich mir vorstellen, dass dann dieser SL-Kurs verfällt; kann man den auch "ewig" laufen lassen? Und wo kann man einstellen, dass der SL-Kurs sich mit entwickelt?
Bei meinen nächsten Käufen wäre dann wichtig, mit Limit zu kaufen und Stopp-Loss zu setzen. Hmmm ... dann wäre deutlich mehr Bewegung im Depot als bisher. Bisher mache ich es immer so, dass ich auf dem Tagesgeldkonto mind. 2000 € anspare und dann mit dem Geld Einzelaktien kaufe. Wenn jetzt durch diese Begrenzungen mehr Verkäufe erfolgen, heißt das ja auch, dass das Geld wieder woanders investiert werden kann, was die Bewegung dann ausmacht, oder?
Gibt es für Stopp-Loss genaue Richtwerte?
nmh schrieb in einem anderen Beitrag:
"1. Angenommen, die Aktie fällt nach dem Kauf: bis zu welcher Marke akzeptiere ich das, bevor ich verkaufe? Diese Marke wird "Stopkurs" genannt.
2. Welchen Verlust in Euro akzeptiere ich mit der Aktie höchstens?
3. Die Stückzahl für den Kauf ergibt sich dann nach der Formel:
STK = (maximaler Verlust in Euro) geteilt durch (aktueller Kurs minus Stopkurs)"
Gibt es da Orientierungspunkte zur Frage, bis zu welchem Kurswert man Verluste akzeptiert? Das scheint ja auch individuell zu sein. Bei einer Aktie tun z. B. 600 € nicht weh, bei einer anderen wären vielleicht schon Hopfen und Malz verloren.
Und wenn ich nmh richtig verstanden habe, sind Stopp-Loss-Aktionen nicht dazu da, "aus dem Spiel auszusteigen", sondern sie sind Teil des "Spiels". Ja, ich weiß, es ist natürlich kein Spiel - ein anderer Vergleich fiel mir nicht ein. Stopp-Loss heißt nicht: "Verloren und raus", sondern - keine Ahnung - "setze zwei Felder zurück und gehe dann auf ....", naja, so in etwa.
09.05.2021 04:57 - bearbeitet 09.05.2021 05:00
Hm. Ich habe das Gefühl, Dir ist nicht ganz klar, was Du möchtest, mit Deinen Anlagen. Das ist kein Problem, aber das zu klären, muss der allererste Schritt sein. Denn daraus folgen erst alle möglichen Strategien.
Z.B.: Du musst überhaupt keinen Stop haben. Es gibt auch Strategien ohne. Aber deren Sinn oder Unsinn hängt halt von Deinen Wünschen und Zielen ab, und wenn Du jetzt zunächst an den Strategien herumbastelst ohne Dir klar zu sein, warum Du das tust, zäumst Du das Pferd von hinten auf.
Und natürlich kann man auch mehrere Strategien haben. Man sollte die nur nicht vermischen, also bei einer Position immer wechseln, denn das kostet Geld und Rendite. Wenn Dir z.B. bei einer Buy-and-Hold Position unbehaglich wird und Du Dir wünscht, es hätte einen Stop gegeben, ist die richtige Schlussfolgerung daraus als allererstes dass dein persönliches Risiko nicht stimmt. Und wenn Du entsprechend dann verkaufst, erzeugt das genau das typische "Hoch einkaufen, tief verkaufen" Problem der vielen unprofitablen Kleinanleger.
Von daher, geh in Dich, überleg' Dir so Dinge wie Ziele der Anlage, Zeithorizonte, Aufwand in der Suche und Pflege der Aktien, welche Art von Aktien es sein sollen, welches Risiko Dich nachts gut schlafen lässt, und welche Strategie(n) diesen Kriterien entgegenkommen bzw. die beste Rendite bringen.
Und dann sortiere Dein Depot, und bleib bei Deiner Vorgehensweise. Das erzeugt dann nachhaltigen Erfolg.
am 09.05.2021 11:32
Hallo @Ghosty ,
ich habe hier meine Anlagestrategie ausführlich erklärt. Vielleicht hilft Dir das: Investmentguide fundamentales Investieren.
Grüße aus Dresden
Sonni
am 09.05.2021 11:41
Vielen Dank für deine Antwort.
Also zu meinen Zielen kann ich Folgendes sagen:
Ich möchte mit meinem ETF für die Rente vorsorgen. Der läuft als Sparplan also noch über 30 Jahre. Da kümmere ich mich wenig drum. Ist der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF - USD DIS. Hin und wieder ändere ich die Sparraten.
Bissel physisches Gold und Silber habe ich zur Sicherheit. Da will ich auch nicht ran.
Dann habe ich Einzelaktien. Hier möchte ich langfristig mit Buy & Hold aufbauen und gleichzeitig von temporären Schwankungen profitieren. Das Ziel wäre also in der ersten Linie ein steter, aber eher langsamer Vermögenszuwachs, und in der zweiten Linie ginge es um ein erhöhtes Risiko mit volatilen Aktien bzw. auch mit Aktien, denen ich ein „besonderes“ Wachstumspotential zuschreibe.
Da ich aktuell keine „physischen“ Ziele verfolge (z. B. neues Auto oder Eigenkapital für EFH), geht es mir darum, das Geld bestmöglich zu vermehren ohne konkreten Endzweck. Langfristig wäre aber durchaus die Idee von Immobilien reizvoll. Allerdings will ich erstmal eine solide liquide Basis schaffen.
Anders kann ich meine Ziele aktuell nicht definieren, also konkrete Zahlen habe ich dafür nicht.