am 20.06.2019 08:15
Hallo Leute,
anfang des Jahres hab ich mir eine kleine Position (10 Stk) von MCD aufgebaut.
Zur letzten Quartalsdividende hab ich eine Frage zum eingesetzten Steuerfreibetrag.
Umgerechnet wurden mir vor Steuern 10,31 € zugestanden.
Nach Abzug der Steuer von den USA bleiben mir noch 8,76 € nach Steuermitteilung.
Da ich meinen Freibetrag noch nicht ausgeschöpft habe konnte ich jetzt die 8,76 € Steuerfrei bekommen.
Wieso wurde mir jedoch von meinem Freibetrag 10,31 € abgezogen, sollte dieser Wert dann nicht auch bei 8,76 € liegen?
beste Grüße
Bert
24.09.2023 10:00 - bearbeitet 24.09.2023 10:02
24.09.2023 10:00 - bearbeitet 24.09.2023 10:02
Ich habe mir jetzt eine meiner letzten Abrechnungen rausgekramt und nachgerechnet. Daraus geht klar hervor, dass Du (GetBetter) zu 100% Recht hast. In dieser Abrechnungen waren in meinem Quellensteuertopf 109,29 Euro welche tatsächlich mit 437,16 Euro am Veräußerungsgewinn abgezogen wurden.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir das über alle die Jahre so nicht aufgefallen war. Beträge im Quellensteuertopf hatte ich schon häufiger. Daher konnte ich mir das auch nicht vorstellen und meine Aussage erfolgte im Nachhinein gesehen aufgrund von Unwissen und aus dem hohlen Bauch heraus -(.
Auf jeden Fall vielen Dank für die steuerliche Klarstellung, wie man sieht lernt man nie aus.
am 24.09.2023 12:44
Danke Curtis , das war der Nagel den Du da grad getroffen hast
Zitat:
Das ganze ist z.b. ein Problem bei niederländischen ausschüttenden ETF da in den Niederlanden auch die Ausschüttungen von ETF mit 15% besteuert werden, die sind dann halt weg man nicht über den Freibetrag kommt.
Die neueren ETF von van Eck haben deswegen fast alle eine ISIN in Irland.
Hauptgrund meines Postes war der A2JAHJ , Van Eck Morningstar developed dividend leader , der ist in NL aufgelegt und mein einziger ETF mit quellensteuer. Und deswegen auch der Gedanken ein Portfolio nur mit "ohne Quellensteuer" zu machen, bzw erst dann wenn über dem Freibetrag.
Dann wird der am Montag das Portfolio verlassen , und durch eine Irlandvariante ersetzt
Danach sind nur noch Main Street Capital und reality income im portfolio die quellensteuer produzieren da ich die monatliche auszahlung recht gut finde um den monatlichen sparbetrag abzusichern . Verhält sich die quellenstuer dieser beiden aktien auch so wie beim Etf , solang freibetrag nicht ausgeschöpft = Verlust ?
Danke an alle die sogar am Wochenende in der Nacht anderen helfen das alles zu verstehen 🙂 (und die paar Posts hier haben mehr geholfen als 4 tage youtube schauen zum thema quellensteuer)
24.09.2023 13:29 - bearbeitet 24.09.2023 13:32
24.09.2023 13:29 - bearbeitet 24.09.2023 13:32
Wenn Dein Freibetrag aufgebraucht ist und Du 200 € Dividende erhältst, dann wird der QSt-Topf zur Verrechnung herangezogen. Dabei gilt aber ein Faktor 4, d.h. für 1 € Gewinn reduziert sich der Topf um 0,25 €.
Anders ausgedrückt: Die 150 € im Topf wirken wie ein Freibetrag von 600 €.
Da ich noch recht unerfahren bin, wusste ich das noch nicht - es erscheint mir aber logisch.
Nun zur eigentlichen Frage, die sich für mich daraus ergibt:
Ist es dadurch möglich (wenn auch in der Praxis vielleicht etwas kompliziert), bei ausgeschöpftem Freibetrag Steuern zu sparen?
Beispiel:
Der Freibetrag ist aufgebraucht.
Man erhält 100€ Dividende, es gehen 15€ als Quellensteuer ab - somit bleiben 85€. Die Quellensteuer kann man sich mit einem Faktor 4 anrechnen lassen, folglich müssen noch 85-4*15=25€ versteuert werden.
Somit zahlt man insgesamt 15+25*0,25=21,25€ Steuern - das entspricht also einem Steuersatz von 21,25%.
Stimmt das so, oder fällt die KeSt auf die vollen 100€ und nicht auf die 85€ nach Abzug der Quellensteuer an?
am 24.09.2023 13:38
@Seppel, bedenke ich frage hheir selbst 😄 aber nach meinem Verständnis der Erklärungen hier nun sieht die Rechnung anders aus
Freibetrag = 0 (da aufgebraucht) , bis der Aufgebraucht ist hast du bisher (bei nur quellensteuerpflichtigen investment ) 150 (15%) Bezahlt
Dividende = 100 , bei 26% also 26 euro Steuer. Diese zieht man nun von den 150 ab und in deinem quellensteurtop verbleiben 150-26 = 124
Und erst wenn dieser leer ist, bekommt der deutsche fiskus irgendwas von dir
Die 15% anrechenbare Quellensteuer sind also sozusagen wie eine VORUSBEZAHLTE kapsteuer , wenn du über den freibetrag kommst (schliesslich werden dir die anrechenbaren quellensteuern ja auch von diesem abgezogen)
Hoffe das war nun richtig , und ich habs ned falsch verstanden
am 24.09.2023 15:41
@Seppel schrieb:Stimmt das so, oder fällt die KeSt auf die vollen 100€ und nicht auf die 85€ nach Abzug der Quellensteuer an?
Letzteres ist richtig: Die KapESt fällt auf den Brutto-Auszahlungsbetrag an, also den Gesamtbetrag vor Abzug der QSt.
@Seppel schrieb:Beispiel:
Der Freibetrag ist aufgebraucht.
Man erhält 100€ Dividende, es gehen 15€ als Quellensteuer ab - somit bleiben 85€. Die Quellensteuer kann man sich mit einem Faktor 4 anrechnen lassen, folglich müssen noch 85-4*15=25€ versteuert werden.
Somit zahlt man insgesamt 15+25*0,25=21,25€ Steuern - das entspricht also einem Steuersatz von 21,25%.
Richtig ist folgende Rechnung (unter der Annahme, dass nicht nur der Freibetrag aufgebraucht ist sondern der QSt-Topf vor dieser Dividendenzahlung auch leer ist und ich jetzt auf die Schnelle richtig gerechnet habe):
Man erhält 100 € Dividende, davon werden 15 € QSt abgezogen und dem QSt-Topf gutgeschrieben. Dieser hat nun also einen Stand von 15 €.
In Deutschland zu versteuern sind die gesamten 100 € (siehe oben). Da der Freibetrag aufgebraucht war, der QSt-Topf aber die frisch gutgeschriebenen 15 € enthält, können diese 15 € sofort mit Faktor 4 verrechnet werden.
Auf diese Art werden von den 100 € Dividende sofort 60 € (15 € x 4) abgedeckt. Es bleiben 40 €, auf die die KapESt anfällt.
Somit beträgt die KapESt also 40 € x 25% = 10 €. Zusätzlich wird der SolZ fällig (5,5% auf die KapESt, also 0,55 €), so dass der deutsche Staat 10,55 € kassiert. Darüber hinaus bist Du ja auch die 15 € QSt los, die sich der Drittstaat sofort einbehalten hat.
Insgesamt wurden Dir also 15,00 € + 10,55 € = 25,55 € = 25,55% abgezogen.
@Seppel schrieb:Nun zur eigentlichen Frage, die sich für mich daraus ergibt:
Ist es dadurch möglich (wenn auch in der Praxis vielleicht etwas kompliziert), bei ausgeschöpftem Freibetrag Steuern zu sparen?
Ansichtssache. Über alles betrachtet ist es natürlich so, dass Du zunächst (solange der Freibetrag noch nicht aussgeschöpft ist) den Freibetrag um Beträge reduziert bekommst, die Du selber nie zu Gesicht bekommst da sie bereits in der Ferne als QSt abgezogen wurden. Dieser Umstand war ja der Hintergrund der initialen Frage in diesem Thread. Das kann man als Nachteil interpretieren oder auch nicht.
Sobald tatsächlich Steuern anfallen (also nach Ausschöpfung des Freibetrages sowie ggf. kompletten Verbrauch des QSt-Topfes) sind hohe Quellensteuern aber ein geringer Vorteil da der SolZ nur auf den KapESt-Anteil anfällt. Bei steigenden anrechenbaren QSt-Sätzen wird der verbleibene KapESt-Anteil aber geringer und somit auch der fällige SolZ.
In der Praxis spielt die Sache aber allenfalls eine untergeordnete Rolle. Wie Du oben siehst reden wir bei diesem Beispiel von einem Steuersatz von 25,55%. Würde keine QSt anfallen, dann betrüge die gesamte fällige Steuer 26,375%.
Die Differenz ist also derart gering, dass sie bei der Entscheidung welche Wertpapiere man sich ins Depot holt nicht ausschlaggebend sein sollte.
am 24.09.2023 15:49
@EtFoderAktie schrieb:Freibetrag = 0 (da aufgebraucht) , bis der Aufgebraucht ist hast du bisher (bei nur quellensteuerpflichtigen investment ) 150 (15%) Bezahlt
Dividende = 100 , bei 26% also 26 euro Steuer. Diese zieht man nun von den 150 ab und in deinem quellensteurtop verbleiben 150-26 = 124
Fast. Du darfst nicht sofort die Steuer abziehen sondern musst zunächst ausrechnen auf welchen Betrag überhaupt eine deutsche Steuer anfällt.
Im Gegensatz zu meinem vorherigen Beitrag haben wir hier also das Szenario, dass zwar der Freibetrag aufgebraucht ist, sich aufgrund vorheriger Dividenden aber 150 € im QSt-Topf befinden. Damit haben wir die bereits in der vergangenen Nacht beschriebene Situation vorliegen:
Zu den bereits vorhandenen 150 € im QSt-Topf kommen frische 15 € aus der Dividendenzahlung von 100 € hinzu. Neuer Stand ist damit 165 €.
Zu versteuern sind 100 € (Gesamt-Brutto vor Abzug der QSt (s.o.)). Zu dessen Deckung werden 25 € aus dem QSt-Topf benötigt (Faktor 4).
Damit ist die Dividende in Deutschland komplett steuerfrei, die im Heimatland einbehaltenen 15 € sind aber weg.
Neuer Stand des QSt-Topfes ist dann 165 € - 25 € = 140 €.
am 24.09.2023 19:08
Himmel, echt lach wer denkt sich sowas aus 😄
Schlussendlich als Fazit , kann man also sagen (egal ob der Freibetrag aufgebraucht ist) , ich bezahl immer 26% , quellensteuer hin oder her , die Frage ist nur ... will ich sie an ausländische länder zahlen oder an den deutschen Fiskus
wieso , oder in welchem Falle muss man dann seine quellensteuern vom ausland anfordern/zurück holen ??????????????
betrifft das dann nur länder , wo es mehr als 15% sind wie zb die schweiz ?
am 24.09.2023 19:22
Und/oder mit denen es kein Doppelbesteuerungsabkommen gibt.
am 24.09.2023 21:49
@EtFoderAktie schrieb:
Schlussendlich als Fazit , kann man also sagen (egal ob der Freibetrag aufgebraucht ist) , ich bezahl immer 26% , quellensteuer hin oder her , die Frage ist nur ... will ich sie an ausländische länder zahlen oder an den deutschen Fiskus
Nein.
Wenn der Freibetrag noch nicht aufgebraucht ist zahlst du keine KESt und die Quellensteuer wird nicht angerechnet.
Diese 15% sind also erstmal weg.
24.09.2023 22:03 - bearbeitet 24.09.2023 22:04
Vielen Dank für die sehr hilfreichen Antworten.
@GetBetterDanke, du hast die Rechnung von mir berichtigt.
Es ist also möglich, so Geld zu sparen. Bei niedrigerer Quellensteuer (ungleich 0%) ist der Effekt sogar noch stärker. Ich stimme dennoch zu, dass dies kein Auswahlgrund für die Aktien sein sollte.