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Money Management: Die geheime Gewinnformel

nmh
Legende
9.962 Beiträge

Liebe geneigte Anleger (m/w),

ja, klaaar, wieder so eine reißerische Headline, und Ihr habt sie angeklickt. Und doch muss ich sagen, dass es diesmal wirklich um eine Strategie geht, mit der Ihr jedenfalls langfristig an der Börse erfolgreich sein werdet. Tatsächlich also eine Art von "Gewinnformel". Erfunden habe ich diese Strategie nicht; es ist ein ganz alter Hut und bei professionellen Anlegern üblich. Nur die meisten Privatanleger, die arbeiten irgendwie eher nach Bauchgefühl, statt bei ihren Anlagen eine klare Strategie zu verfolgen. Ich schließe mich da selbst gar nicht immer aus. "Geheim" im Sinne der Headline ist das, worüber ich hier schreiben will, also höchstens beim Hobby-Anleger zuhause.

Damit folge ich auch Eurem Wunsch, den Ihr hier geäußert habt. Also aufgemerkt:

 

Um was es hier gehen soll, ist das wichtige Thema "Money Management". Ich habe es schon sehr häufig in unserer Community erwähnt, aber noch nie so ausführlich beschrieben gesehen. Ob wohl Eure Aufmerksamkeitsspanne lang genug ist? Wir werden es leider nie erfahren ...

 

Das Schöne ist: Es ist wieder eine Strategie, die zu ganz unterschiedlichen Anlagestilen passt! Egal, ob Ihr gerne irgendwelchen komischen Sterne-Listen von mir folgt, oder ob Ihr lieber einen Wert tagelang analysiert und dann kauft. Mit den folgenden Tricks steigert Ihr Euren Erfolg an der Börse. Die Hinweise gelten für Aktien, aber auch wenn Ihr in Rohstoffe (Gold, Zucker, Orangensaft, Schweinehälften, was auch immer) oder in Indizes (süd-taiwanesischer Xing-Taong-Index) investiert.


Money Management hängt sehr stark mit dem Spruch zusammen, den ich ebenfalls häufig predige. Und das ist wirklich das Erfolgsrezept für langfristigen Börsenerfolg: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Verluste begrenzt man, indem man Stopkurse setzt und konsequent einhält.

Typische Fehler von Privatanlegern

Die meisten Privaten machen es genau umgekehrt. "Ui, super, da gibt es eine Aktie, die ist in den letzten Tagen und Wochen abgestürzt. Die ist jetzt schön billig, die sammle ich jetzt mit Limit ein." Und dann schauen sie zu, wie die Aktie auch nach dem Kauf noch jahrelang weiter fällt. Unser Privatanleger war in diesem Fall einfach gescheiter als der Markt, und hat einen Tiefflieger aufgesammelt. Nennen wir es Fehler Nr. 1. Sollte man niemals tun. Warum, habe ich hier schon ausführlich erklärt; bitte nachlesen.

Auch beliebt beim Privatanleger ist Fehler Nummer 2: die vorzeitige Gewinnmitnahme, wie wir Mediziner dazu sagen. Und das geht so: "Die Aktie, die ich vor einiger Zeit gekauft habe, ist jetzt wirklich stark gestiegen. Inzwischen ist die zu teuer. Von Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden, also verkaufe ich die jetzt, obwohl sie ja eigentlich in einem gesunden Aufwärtstrend liegt. Aber die ist inzwischen überbewertet." Und wieder ist unser Privater klüger als "der Markt", der die Aktie weiter steigen lässt.

Ganz besonders schlimm und langfristig absolut tödlich ist der dritte Fehler der Hobby-Anleger: "Die Aktie habe ich vor einiger Zeit gekauft, aber sie fällt und fällt und fällt. So billig gebe ich sie aber nicht mehr her, die ist total unterbewertet. Alle anderen außer mir sind total doof und sehen die Unterbewertung nicht, also halte ich die Aktie und lasse den Verlust immer größer werden." Unser Privater handelt hier nach dem Motto: "Ein Geisterfahrer? Tausend!" Ist ja auch schwierig, sich selbst den Fehler einzugestehen, die Aktie gekauft zu haben. Das hat viel mit Psychologie zu tun. Die große Masse der Profis verkauft, warum auch immer, und dadurch sinkt der Kurs immer weiter, aber er hält tapfer durch. So ein Wert kann jahrelang fallen.

Manchmal wird der Abwärtstrend erst nach einigen Jahren enden, und die Aktie beginnt tatsächlich, wieder zu steigen. Unser Privatanleger - zeitweise dick im Verlust - freut sich, die Verluste werden kleiner. Und er sagt sich: "Hey, da komme ich sogar mit einem blauen Auge raus". Das geht dann nach dem Motto "es gibt für den Aktionär nichts schöneres als wenn er seinen Einstandskurs wiedersieht". Sobald die Aktie endlich nach Jahren in die Gewinnzone dreht, wird verkauft. Plusminus Null, gut gemacht. Ich würde eher sagen: Fehler Nummer 2 gemacht.

 

Also:

Fehler Nr. 1 = Tiefflieger auffangen

Fehler Nr. 2 = Gewinne zu früh mitnehmen

Fehler Nr. 3 = Verluste nicht eingrenzen


Erkennt sich jemand wieder?

Fast alle Privatanleger machen zu Beginn diese Fehler. Besonders auch ich. Ich bin seit über 20 Jahren sehr intensiv an der Aktienbörse tätig, und was haaaaabe ich anfangs Geld verloren, weil ich mein Risiko nicht begrenzt habe. Es hat mich einige Jahre an harter, teurer Erfahrung gekostet, bis ich irgendwann verstanden habe, wie es eigentlich geht. Seitdem bin ich überaus erfolgreich. Mögen meine wichtigtuerischen Belehrungen Euch dabei helfen, das Lehrgeld zu sparen, das man als Neueinsteiger bezahlt.

Neulich hat @haxo  geschrieben (siehe hier😞 Ich verkaufe nur Aktien, die ich heute nicht mehr kaufen würde. Auch das stimmt und deckt sich mit meiner Strategie: Aktien, die in den Verlust laufen (also abwärts), würde (sollte) man nicht mehr kaufen. Siehe unten.

Profis setzen noch vor dem Kauf einen Stopkurs

Jetzt schauen wir mal, wie der Profi an die Sache rangeht. Und da beginne ich gleich mit etwas, das vielleicht seltsam klingt. Wenn der Profi eine Aktie kauft, dann überlegt er noch vor dem Kauf, wo er wieder rausgeht. Und zwar nicht wenn die Aktie steigt, sondern wenn sich nach dem Kauf herausstellt, dass der Kauf ein Fehler war und die Aktie fällt.

Sicher überrascht das jetzt einige. Aber erfolgreich an der Börse ist langfristig nicht, wer besonders sorgfältig bei der Auswahl von Aktien vorgeht. Das solltet Ihr natürlich trotzdem tun, siehe unten. Doch im Grunde genommen geht es nur darum, Verluste klein zu halten.

Warum ist das so? Erstmal eine Binsenweißheit: Über die Jahrzehnte ist Euer gesamter Börsengewinn (z.B. in Millionen Euro) die Summe aller einzelnen Gewinne abzüglich aller einzelnen Verluste. Logo.

Manche sagen, dass deswegen die Trefferquote möglichst hoch sein muss, also dass ich öfters Gewinne als Verluste machen muss. Aber das stimmt nicht. Die Trefferquote ist ziemlich wurscht. Wichtig ist nur, dass unter dem Strich die Summe möglichst hoch ist. Das erreiche ich sogar, wenn ich dummerweise nur selten Gewinne mache und die meisten Investments im Verlust enden.

Der Trick ist, dass dieser seltene Gewinn gemessen in Euro sehr hoch ist, während ich die einzelnen Verluste gering halte. Denn wenn Ihr viermal Verluste über je 1.000 Euro macht und achtmal Gewinne über je 120 Euro, habt Ihr trotz hervorragender Erfolgsquote (2:1) dennoch einen Gesamtverlust von 3.040 Euro. Wenn ich aber nur fünfmal einen hohen Gewinn von je 1.500 Euro habe und zwanzigmal einen kleinen Verlust von je 120 Euro, dann ist zwar meine Trefferquote miserabel, nämlich nur 1:4, aber trotzdem gehe ich mit einem Gesamtgewinn von 5.100 Euro aus der Nummer raus!

Also Verluste begrenzen.

Ihr müßt wissen, dass "die Börse" Euch vieles vorgibt, worauf Ihr keinen Einfluss habt. Ob eine Aktie nach dem Kauf steigt oder fällt, habt Ihr nicht in der Hand. Wieviel Ihr damit verdient, könnt Ihr nicht beeinflussen. Das einzige, was Ihr selbst bestimmen könnt, ist der maximale Verlust, den Ihr mit einer Aktie in Kauf nehmen wollt. Und diesen einzigen Regler, den Ihr einstellen könnt, solltet Ihr nicht aus der Hand geben.

Profis gehen beim Kauf einer Aktie nach drei Schritten vor:
1. Angenommen, die Aktie fällt nach dem Kauf: bis zu welcher Marke akzeptiere ich das, bevor ich verkaufe? Diese Marke wird "Stopkurs" genannt.
2. Welchen Verlust in Euro akzeptiere ich mit der Aktie höchstens?
3. Die Stückzahl für den Kauf ergibt sich dann nach der Formel:

        STK =  (maximaler Verlust in Euro) geteilt durch (aktueller Kurs minus Stopkurs)

 

Diese drei Schritte sind der Kern des "Money Managements".


Beispiel: Die Aktie steht momentan bei 38 Euro. Die Marke von 34 bietet sich als Stopkurs an. Ich will auf keinen Fall mehr als 200 Euro verlieren. Also kaufe ich 50 Stück, das kostet 1.900 Euro plus Spesen.

Erst dann wird die Kauforder erteilt.

Das ist für den Hobby-Anleger völlig ungewohnt: Wieviel man investiert (z.B. 1.900 Euro) ergibt sich erst nach der Wahl des Stopkurses! Die meisten Privaten investieren einfach immer z.B. 5.000 Euro in eine Aktie.* Und das ist falsch! Bei Aktien, die stark schwanken, sollte man weniger kaufen als bei eher ruhigen Aktien. Denn bei ruhigen Aktien darf der Stopkurs näher am Kaufkurs liegen, wodurch sich eine größere Stückzahl und ein größeres Investitionsvolumen ergibt.

Über die richtige Auswahl der Stopkurse kann man ebenfalls ganze Bücher schreiben. Die richtig Platzierung des Stopkurses hängt auch von Eurem Anlagehorizont ab. Ich schaue mir normalerweise das Chartbild der letzten zwei Jahre an, und wenn ich einen Aufwärtstrend erkenne, dann setze ich den Stopkurs unter das letzte markante Tief. Besonders schön ist, wenn eine Aktie in den letzten Monaten zwischen zwei Marken seitwärts gelaufen und dann kürzlich aus diesem Seitwärtstrend nach oben ausgebrochen ist. Dann darf der Stopkurs in der Bandbreite oder leicht darunter liegen. Denn wenn sich der Ausreißer nach oben als Fehlsignal entpuppt ("Bullenfalle") und der Kurs wieder in das Schwankungsintervall zurückfällt oder sogar darunter, dann habe ich einen Fehler gemacht und muß raus aus der Aktie.

Trotzdem: Optimieren der Trefferquote hilft

Wir haben also gesehen, dass das Geheimrezept ist, möglichst kleine einzelne Verluste zu machen und die Gewinne möglichst groß werden zu lassen. Die Trefferquote ist dafür gar nicht so wichtig. Trotzdem hilft es natürlich, wenn man auch die Trefferquote optimiert.

Das könnt Ihr durch unterschiedliche Strategien beim Einstieg in eine Aktie tun. Der eine analysiert wochenlang fundamentale Kennzahlen und kauft dann eine Aktie, die er für unterbewertet hält. Andere schauen gerne auf Trends und kaufen am liebsten am Allzeithoch, wenn ein gesunder Aufwärtstrend vorliegt. Wieder andere folgen einfach irgend welchen Empfehlungen in der Fachpresse oder hier in der Community, zum Beispiel in meinen unseriösen Sterne-Listen. All das sind zulässige Methoden, um die Trefferquote zu erhöhen. Aber all das bringt nichts, wenn Ihr nach dem Kauf Verluste aussitzt und Gewinne zu früh mitnehmt. Siehe oben, Thema Trefferquote.

Das Setzen eines Stopkurses begrenzt also Verluste. Die sollen ja klein gehalten werden. Natürlich kommt es aber auch vor, dass eine Aktie nach dem Kauf weiter steigt. In diesen Fällen zieht Ihr den Stopkurs regelmäßig nach. Irgendwann kommt der schöne Moment, wo der Stopkurs über Euren Kaufpreis steigt. Dann könnt Ihr mit dieser Position theoretisch keinen Verlust mehr machen.

Damit habe ich Euch das Prinzip Money Management erklärt. Es bedeutet einfach, dafür zu sorgen, dass der Verlust in einer einzelnen Aktie nicht lebensbedrohlich wird; für jede Aktie wird ein Höchstverlust vorgegeben. Durch strikte Stopkurse verhindert man dann, dass der Verlust größer wird als das erlaubt Limit pro WKN.

Also: Gewinne laufen lassen (und Stopkurse nachziehen), Verluste begrenzen (durch strikte Stopkurse).

Stopkurse wirklich immer notwendig?

Ich will nicht verschweigen, dass es in meiner Strategie zwei Situationen gibt, wo ich auch mal auf Stopkurse verzichte.

Das eine sind meine "Kerninvestments". Die meisten von uns halten breit gestreute ETFs oder Indexzertifikate im Depot, und die wollen sie jahrzehntelang halten. Eine Untersuchung hat ergeben, dass man in den letzten 40 Jahren nach einem Kauf eines DAX-ETF höchstens 13 Jahre warten mußte, um damit in die Gewinnzone zu kommen (siehe hier). Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das gilt nur für breit gestreute Investments, nicht für Einzelaktien!

Aus diesem Grund wäre ich damit einverstanden, dass Ihr solch breite Positionen, also ETF oder Fonds oder Indexzertifikate nicht mit Stopkurs absichert.

Zum anderen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Stopkurse in Krisenzeiten an der Börse eher schädlich sind. Wenn die Börse allgemein nach unten geht, so wie von 2001 bis 2003 oder in der Finanzkrise nach 2007, dann sichere ich nur die Positionen per Stopkurs an der Börse ab, die relative Schwäche zeigen, die also noch stärker fallen als andere Positionen.

Meine Strategie sieht so aus, dass ich für jede einzelne Position (auch ETF oder Indexzertifikate) in meinem Computersystemen einen Stopkurs führe. Aber eine Stop-Order an der Börse platziere ich in der Regel nur für die Aktien, die relative Schwäche zeigen, also beispielsweise in einer guten Börsenphase trotzdem fallen. Relative Schwäche hasse ich. So sind bei mir - je nach Situation - manchmal nur ein Drittel oder die Hälfte meiner Positionen tatsächlich per Stopkurs an der Börse abgesichert. Das ist nicht konsequent, aber ich habe ganz gute Erfahrungen damit gemacht.

In heißen Phasen, also konkret in 2016 vor der Brexit-Abstimmung und vor der US-Präsidentenwahl sowie in 2017 vor den Wahlen in Frankreich, habe ich fast alle Stopkurse ausgesetzt, um zu vermeiden, dass durch einen Schock mein Depot leergefegt wird. Einen solchen Schock gab es ja nach den beiden Wahlen in 2016, und drei Tage später hatten die meisten Aktien sich erholt. Meine selbst entwickelte Technik erlaubt es, zentral alle Stop-Orders vorübergehend zu suspendieren.

Beide Ausnahmen sind aber höchst umstritten; einen klaren Rat kann ich Euch dazu nicht geben.

Außerdem ist es eine sehr schwierige Frage, ob man die Stopkurse wirklich an der Börse platziert und damit riskiert, von Schwankungen innerhalb eines Tages nach unten ausgestoppt zu werden. Alternativ könnt Ihr Eure Positionen täglich manuell überwachen und aktiv verkaufen, wenn z.B. ein Schlusskurs Euren "mentalen" Stopkurs unterschreitet. Nachteil: dann ist es vielleicht zu spät, wenn eine Aktie wirklich böse abstürzt. Dasselbe gilt, wenn Ihr Stop-Limit-Verkäufe wählt, also ein limitierter Verkauf, sobald ein Stopkurs unterschritten wurde. Also: verkaufe für mindestens 30,50 Euro, wenn die Aktie unter 31,00 Euro gefallen ist.

Gewinne dank oder trotz Streuung

Vor einiger Zeit wurde hier in der Community die Frage gestellt, wie ich trotz meiner sehr breiten Streuung eine Überrendite erziele. Die Antwort ist: durch striktes Risikomanagement. Wenn Aktien fallen, dann fliegen sie bei mir gnadenlos aus dem Portfolio. Das passiert beispielsweise bei einem Index nicht: Wenn ich einfach nur indexorientiert anlege, dann halte ich Rohrkrepierer jahrelang, bis der Indexanbieter sie irgendwann aus dem Index rausnimmt.

Meine Depots umfassen insgesamt mehrere hundert unterschiedliche Wertpapiere. Mit welcher Technik ich trotzdem überall die Stopkurse überwache und regelmäßig nachziehe, habe ich hier bereits erklärt. Dort steht auch, wie man den maximal akzeptablen Verlust einstellt. Bitte nachlesen.

Meine Hoffnung ist, daß die meisten von Euch, vor allem die Leser mit etwas Erfahrung, bereits so vorgehen, wie ich es beschrieben habe. Wer bisher ausschließlich auf sein Gefühl hört und kein Risikomanagement betreibt, läßt meine wirren Zeilen einfach mal in Ruhe auf sich wirken. Es würde mich freuen, wenn ich Euch mit meiner Beschreibung dieser uralten Profi-Technik dabei unterstützen kann, strikt auf das Risiko zu achten, und Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen. Damit auch Ihr langfristig an der Börse erfolgreich seid.

Also merke: noch vor dem Kauf einen Stopkurs einplanen, und dann die Anlagesumme auf den maximal erlaubten Verlust ausrichten. Mehr ist es nicht!

Viel Erfolg auf dem glatten Börsenparkett (bitte mal fünf Euro in die Phrasenkasse)

herzliche Grüße aus München

nmh

 

________________

*) Oder so wie mein Schwiegervater, der einfach immer 100 Stück kauft, egal, wie teuer die Aktie ist.

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
179 ANTWORTEN

somerset
Autor ★★
21 Beiträge

Eine konkrete Begründung muss gar nicht sein... Ich vertraue voll auf die Expertise und setze das so um 🙂

huhuhu
Legende
8.776 Beiträge

Wertpapiere, die steigen, dürfen nicht verkauft werden.

 

 

 


Ausnahmen bestätigen die Regel,

zb. Familie Quandt unterstützen & fördern

kann Mann sogar absetzten Smiley (zwinkernd)

 

Grüße

P.

Ihr Nickname
Experte ★★★
636 Beiträge

@yarp  schrieb:

Angenommen ich habe 2000€ zum investieren übrig. Mit dem Money Management würde ich dann so vorgehen: Ich lege fest, dass ich maximal 200€ pro Aktienposition verlieren will.


Ich bin jetzt wirklich nicht der Experte in dieser Theorie, aber ich glaube, in diesem Punkt ist bereits der Ansatz verfehlt: Du legst den Verlust pro Position absolut fest.

Wenn Du mit obiger Annahme 10 Positionen zu 200 Euro kaufst, akzeptierst Du also einen Totalverlust? Und bei einer Position nur 10%?

 

Aus meiner Sicht ergibt es nur so herum Sinn:

Ich interessiere mich für eine Aktie: Ich sehe mir an, wo sinnvolle Stopps sind und berechne dann die Stückzahl so, dass der Verlust zu Depotgröße und -anteil der Position für mich akzeptabel ist.

Beispiel: Kurs 50, sinnvoller Stopp bei 38, bei 10 Stück hätte ich 120 Verlust, das ist mir etwas viel, also kaufe ich nur 8. Der relative Verlust ist in der Position ja immer identisch, aber die Gewichtung zum Rest meines Depots ändert sich durch den Unterschied in der Positionsgröße. Werde ich ausgestoppt, muss der Rest meines Depots nur 94 Euro wiedergutmachen können, nicht 120.

 

Wenn die Aktie es mir nicht ermöglicht, eine sinnvolle Stückzahl zu finden, ist entweder meine Risikobereitschaft nicht hoch genug für das Papier, oder der aktuelle Kurs und sinnvolle Stopps sind zu weit auseinander (so dass bereits bei 1 Stück der mögliche Verlust zu hoch ist).

Beispiel: Kurs 1234, sinnvoller Stopp bei 234, bei 1 Stück hätte ich einen Verlust von 1000 – vergiss es.

 

Wenn ich feststelle, dass ich mein verfügbares Geld nicht bei einem annehmbaren Verlustrisiko in die Aktie investieren kann bzw. die Positionsgröße mir nicht gefällt, dann suche ich mir doch lieber eine andere Aktie - es ist mir ja egal, wie sich mein Geld vermehrt, solange es das mit ziemlicher Sicherheit (=geringem Risiko) tut.

 

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

@Ihr Nickname  schrieb:


Ich bin jetzt wirklich nicht der Experte in dieser Theorie, aber ich glaube, in diesem Punkt ist bereits der Ansatz verfehlt: Du legst den Verlust pro Position absolut fest.

Wenn Du mit obiger Annahme 10 Positionen zu 200 Euro kaufst, akzeptierst Du also einen Totalverlust? Und bei einer Position nur 10%?


Du lässt hier einen kleinen Punkt außer acht 😉 Wenn er 10 Positionen mit je 200€ und einem akzeptierten Verlust pro Aktie von 200€ anlegen würde, so wäre seine Berechnung ja auch so gewesen, dass sein Money Management einen Totalverlust akzeptiert. Er hätte von vornherein gesagt "Ich akzeptiere Totalverlust", weil der Stopkurs auf 0€ hätte gesetzt werden müssen. Denn die Stopkurssetzung ist eine individuelle Sache bei der Aktie, nicht eine Sache des Gesamtdepots. Du setzt nicht den Stopkurs in Bezug auf dein Depot.

 

Du erinnerst dich? Anzahl der Aktien = Maximal akzeptierter Verlust / Differenz zwischen Kurs und Stopkurs; daraus ergibt sich dann Anzahl der Aktien * Kurs = Investitionsvolumen. Wenn der maximal akzeptierte Verlust 200€ ist und die Differenz zwischen Stopkurs und Kurs ist der Kurs selber, so investiert er so viel wie eben sein maximaler Verlust ist. Beispiel:

200€ Verlust akezptiert, Kurs bei 50€, Stopkurs 0€ -> 4 Aktien dürfen gekauft werden, diese 4 Aktien sind aber auch 200€ insgesamt Wert da der derzeitige Kurs ja 50€ ist. Mein akzeptierter Verlust ist 200€, anhand des akzeptierten Totalverlustes (Stopkurs = 0) ist somit auch mein Investitionsvolumen die akzeptierten 200€ Verlust. 

Sobald er den Stopkurs höher ansetzt, z.B. bei 35€, hast du auch ein anderes Ergebnis. Im Beispiel wäre es:

200€ / 15€ = 13 Aktien, Investitionsvolumen somit 13*50€ = 650€. Für 650€ wird gekauft, 200€ ist der maximale Verlust, das sind rund 30%.

Hat er den Stop enger gezogen, z.B. 40€, so ändert sich die Anzahl auf 20 Aktien und er investiert 1.000€ und sein Verlustrisiko ist eben nurnoch 20%. Auch wenn es aboslut gleich ist - alles ist abhängig vom Stopkurs.

 


@yarp  schrieb:

 

Vielleicht kann ich an einem Beispiel noch etwas deutlicher machen was ich meine. Angenommen ich habe 2000€ zum investieren übrig. Mit dem Money Management würde ich dann so vorgehen: Ich lege fest, dass ich maximal 200€ pro Aktienposition verlieren will. Denn rechne ich anhand der Formel aus, dass ich somit maximal 1000€ in Aktie A investieren darf. Dann habe ich aber noch 1000€ übrig, deshalb suche ich mir noch Aktie B aus und darf darin ebenfalls 1000€ nach Money Management investieren. Somit habe ich also 2000€ investiert und einen maximalen Verlust von 400€, also genau so wie wenn ich gleich alles in Aktie A investiert hätte. Diese Strategie sorgt also dafür, dass ich zwar nicht mit einer Aktie 400€ Verlust mache, aber dafür möglicherweise mit 2 verschiedenen Aktien je 200€.


Du könntest auch schlichtweg die Risikobereitschaft pro Position erhöhen, anstatt 200€ Verlust pro Position 400€ Verlust pro Position akzeptieren und dann könntest du 2.000€ in Aktie A buttern. 

Wie du bereits sagst ist ein Punkt Diversifikation.

Du sagst selber: es sorgt dafür, dass du nicht mit einer Aktie 400€ Verlust machst, aber MÖGLICHERWEISE mit zwei verschiedenen Aktien 200€. Aber es sorgt eben auch dafür, dass du MÖGLICHERWEISE mit einer Aktie nur 200€ Verlust machst und die andere läuft besser, anstatt 400€ zu verlieren. 

Du musst auch schon alle Seiten betrachten, nicht nur die eine 😉

 

Viele Positionen mit kleinen Verlustbegrenzungen bedeuten nunmal eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass es bei weniger Verlusten bleibt, als wenige Verluste mit hohen Grenzen. 

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

MMJ
Mentor
921 Beiträge

@Ihr Nickname  schrieb:

@yarp  schrieb:

Angenommen ich habe 2000€ zum investieren übrig. Mit dem Money Management würde ich dann so vorgehen: Ich lege fest, dass ich maximal 200€ pro Aktienposition verlieren will.


Ich bin jetzt wirklich nicht der Experte in dieser Theorie, aber ich glaube, in diesem Punkt ist bereits der Ansatz verfehlt: Du legst den Verlust pro Position absolut fest.

 


@Ihr Nickname 

@yarp hat schon Recht mit seinem Gedanken.

Sein Kapital sind 2.000€. Er legt sein maximal akzeptablen Verlust pro Position mit 10% (200€) seines Kapitals fest. Diese absolute Zahl legt er bei der Berechnung mit der Money Management Formel zugrunde.

Anzahl Aktien = 200€ / (aktueller Kurs - Stopkurs)

 


@Ihr Nickname  schrieb:

Wenn Du mit obiger Annahme 10 Positionen zu 200 Euro kaufst, akzeptierst Du also einen Totalverlust? Und bei einer Position nur 10%?

 


Wenn er mit dieser Annahme 10 Positionen zu 200€ kauft, dann legt er eben nicht den maximal akzeptablen Verlust von 10% seines Gesamtkapitals (200€) pro Position zugrunde, sondern 100%. 

 


@Ihr Nickname  schrieb:

Aus meiner Sicht ergibt es nur so herum Sinn:

Ich interessiere mich für eine Aktie: Ich sehe mir an, wo sinnvolle Stopps sind und berechne dann die Stückzahl so, dass der Verlust zu Depotgröße und -anteil der Position für mich akzeptabel ist.

Beispiel: Kurs 50, sinnvoller Stopp bei 38, bei 10 Stück hätte ich 120 Verlust, das ist mir etwas viel, also kaufe ich nur 8. Der relative Verlust ist in der Position ja immer identisch, aber die Gewichtung zum Rest meines Depots ändert sich durch den Unterschied in der Positionsgröße. Werde ich ausgestoppt, muss der Rest meines Depots nur 94 Euro wiedergutmachen können, nicht 120.

 


Da kann für Dich eine richtige Methode sein. Hat allerdings nichts mit der Berechnung nach der Money Management Formel zu tun. Hier näherst Du Dich über Annährung an Deinen Wunschwert an. 

Zilch
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8.174 Beiträge

@MMJ  schrieb:

 


@Ihr Nickname  schrieb:

Aus meiner Sicht ergibt es nur so herum Sinn:

Ich interessiere mich für eine Aktie: Ich sehe mir an, wo sinnvolle Stopps sind und berechne dann die Stückzahl so, dass der Verlust zu Depotgröße und -anteil der Position für mich akzeptabel ist.

Beispiel: Kurs 50, sinnvoller Stopp bei 38, bei 10 Stück hätte ich 120 Verlust, das ist mir etwas viel, also kaufe ich nur 8. Der relative Verlust ist in der Position ja immer identisch, aber die Gewichtung zum Rest meines Depots ändert sich durch den Unterschied in der Positionsgröße. Werde ich ausgestoppt, muss der Rest meines Depots nur 94 Euro wiedergutmachen können, nicht 120.

 


Da kann für Dich eine richtige Methode sein. Hat allerdings nichts mit der Berechnung nach der Money Management Formel zu tun. Hier näherst Du Dich über Annährung an Deinen Wunschwert an. 


Naja, schon. Er sagt sich selber er darf nur 96€ Verlust haben (ich nehme an, er hat sich einfach um 2€ verrechnet) weil ihm 120€ zu viel wäre. Also darf er nur 8 Aktien kaufen.

96€/12€ = 8 -> 8 aktien darf er kaufen. Die Grundlage ist dennoch Money Management, nur eben mit kleinem Umweg 😉

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Ihr Nickname
Experte ★★★
636 Beiträge

@MMJ  schrieb:

Sein Kapital sind 2.000€. Er legt sein maximal akzeptablen Verlust pro Position mit 10% (200€) seines Kapitals fest. Diese absolute Zahl legt er bei der Berechnung mit der Money Management Formel zugrunde.

Anzahl Aktien = 200€ / (aktueller Kurs - Stopkurs)

Genau der Punkt ergibt aber doch keinen Sinn - ist jetzt der maximale Verlust 10% vom gesamten Kapital oder 10% pro Position?

Wenn er seinen maximalen Verlust vom Kapital auf €200 festlegt, kann er eben nicht 2 Positionen mit in Summe €400 kaufen, sondern bei zwei Positionen darf jede nur €100 Verlust haben – was, wenig überraschend, die Anzahl seiner Stücke wieder entsprechend reduziert.

Das hat vor allem mit der Formel nichts zu tun, die verwende ich ja selber auch (mit kleinen Rechenfehlern, danke @Zilch), sondern mit dem grundsätzlichen Ansatz, wie man das zu investierende Kapital auf Positionen "verteilt".

 

Nochmal: Wenn Kurs und Stoppkurs so weit auseinanderliegen, dass ich meine beispielhaften 2000 Euro nicht voll investieren kann, dann müsste ich entweder mehr Risiko akzeptieren oder mir eine andere Aktie suchen. Das ist doch logisch, weil jedes einzelne Stück, was ich in einer Position habe, als Faktor/Hebel auf den Kurs wirkt. Mehr Stücke = größerer Hebel = höheres Verlustrisiko.

 

 

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

@Ihr Nickname jetzt verstehe ich worauf du hinaus willst!

 

1. Möglichkeit: Er hat 2.000€ zur Verfügung und will von den 2.000€ maximal 200€ verlieren (ob das nun 10% sind oder wie oder was ist unerheblich).

 

2. Möglichkeit: Er hat 2.000€ und will davon mindestens eine Position kaufen, und JEDE Position darf maximal 200€ Verlust haben.

 

Je nachdem, welche Sichtweise man hat verändert sich auch das Management, weil bei der 1. Möglichkeit weniger Aktien gekauft werden dürfen als bei der 2. Möglichkeit (1. Möglichkeit: Je mehr Positionen, desto weniger der mögliche Verlust pro Position).

 

Simpel gesagt: Möglichkeit 1 ist extrem einschränkend. Um beim Beispiel zu bleiben:
Wenn du die erste Position aufbaust legst du fest, wie hoch der maximale Verlust bei speziell dieser Aktie sein darf. Meinetwegen die erwähnten 200€.

Der Kurs ist bei 50€, Stopkurs meinetwegen 38€ (um beim Beispiel zu bleiben), das bedeutet du darfst 200/12=16 -> 16 Aktien zu 50€ kaufen und investierst 800€.

 

Nun hast du Geld übrig, also suchst du eine weitere Aktie.

Auch für diese legst du deinen maximalen Verlust fest. Dieses Mal zum Beispiel nur 100€.

Kurs ist bei 100€, Stopkurs 80€, bedeutet du darfst 100/20=5 Aktien kaufen.

Und somit hast du 500€ in diese Aktie investiert.

 

Bleiben noch 700€ übrig. Du könntest nun entweder dein Risikomanagement ändern und sagen in Aktie 2 wird auch 200€ Verlust akzeptiert, dann darfst du 1000€ investieren und hast 200€ Cashreserve, oder du suchst eine dritte Aktie mit ähnlichem Risikoprofil wie die zuvor ODER du behältst die 700€ als Cashreserve.

 

Und so weiter und so fort.

Immer auf die Aktie schauen die du kaufst und daran den Verlust festlegen den du mit speziell dieser Aktie machen darfst.

 

Wenn du 2.000€ hast und sagst du magst nur 200€ davon verlieren dann musst du diese 200€ eben auf jede Position die du kaufst umwälzen, was bedeutet entweder du akzeptierst pro Position nur geringere Verluste oder hast eben 1.200€ Cashreserve weil du nur in eine Position investieren darfst.

 

Bedenke aber: Geringere Verlustbegrenzung haben engere Stopkurse als Hintergrund, engere Stopkurse bedeutet womögliches ausstoppen obwohl nichts mit der Aktie ist und das wiederum bedeutet häufigeres Handeln und somit höhere Gebühren.

 

Das ganze ist also nicht einfach, weil alles vom Stopkurs abhängt. Und wie sagt @nmh immer? "Stopkurse haben viel mit Erfahrung zu tun" (sinngemäßes Zitat, in etwa, naja, irgendwie). Das heißt nicht, dass es für unerfahrene unmöglich ist (schließlich kann man vor einem Kauf ja einen Stopkurs erfragen), sondern dass man sich schon sehr viele Gedanken machen muss.

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MMJ
Mentor
921 Beiträge


@Ihr Nickname 

In seinem Fall deckt sich das. Er sagt, dass sein Kapital 2.000€ beträgt und er 200€ als maximalen Verlust pro Position kalkulieren möchte.

 

Rechnen wir mal anhand des folgenden Beispiels:

Aktueller Kurs: 100€

Stopkurs: 75€

Daraus ergibt sich 200 / (100-75) = 8

Er kann sich also 8 Aktien für insgesamt 800€ kaufen.

 

Damit bleiben ihm 1.200€ für weitere Investitionen.

 

Jetzt möchte er eine weitere Aktie kaufen.

 

Aktueller Kurs: 300€

Stopkurs: 210€

Daraus ergibt sich 200 / (300-210) = 2

Er kann sich also 2 Aktien für insgesamt 600€ kaufen.

 

Damit bleiben ihm 600€ für weitere Investitionen.

 

Jetzt möchte er eine dritte Aktie kaufen.

 

Aktueller Kurs: 12,50€

Stopkurs: 7,44€

Daraus ergibt sich 200 / (12,50-7,44) = 39

Er kann sich also 39 Aktien für insgesamt 487,50€ kaufen.

 

Damit bleiben ihm 112,50€ für weitere Investitionen.

 

Insgesamt hat er in seinem Depot 3 verschiedene Aktien. Jede Aktie hat er entsprehend abgesichert, sodass er pro Position maximal 200€ Verlust macht.

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

@MMJ genau! Und sein GESAMTverlust von den investierten 2.000€ ist dann, wenn alle Stops ausgelöst werden, ca. 600€. Und hier lag die Abgrenzung bei @Ihr Nickname , weil es teilweise so aussah, als hätte man anstelle dieser 600€ nur 200€ haben wollen 🙂

 

Wenn jetzt noch der Profil unsere Erklärung absegnet bin ich beruhigt 😉 🙂

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