am 02.12.2020 19:58
Hallo Zusammen,
ich hab jetzt gut 2 jahren ein Depot. Ich hab damals zwei Wertpapiere einmalig gekauft:
MSCI EM A111X9 EUR 18.544€ ( + 22,18% seit Kauf )
MSCI World A1XEY2 EUR 42.049€ ( +20,14% seit kauf )
Anlagehorizont sind mind. weitere 20 Jahre als Altersvorsorge. Nebenbei hab ich noch ne' klassische private Rentenversicherung vor 2004 (Recht Alt) mit 150€/Monat, die sich nicht zu kündigen lohnt das hab ich schon durch das Thema.
Momentan haben sich wieder 10.000€ Tagesgeld angesammelt. Allerdings werde ich vorraussichtlich nächstes Jahr Hausbesitzer (von Eltern überschrieben) dann werden für Instandhaltung/Handwerker etc. doch wohl erhebliche Rückstellungsnotwendigkeiten auf mich zukommen.
Würdet ihr hier in das Depot noch Rohstoffe/Gold ( 10%?) beimischen oder ggf. überschüssiges Geld in Festgeld anlegen oder ggf. nochmal Einmalbeträge in die ETF's?
Bei Rohstoffen/Gold werde ich je mehr ich lese immer skeptischer, dass das in meinem Fall sinnvoll wäre.
04.12.2020 16:47 - bearbeitet 04.12.2020 16:54
Das Problem beim Bitcoin ist, und das sehen wir hier ganz deutlich, dass so viele Charakteristika der ->Geldtheorie fröhlich durcheinandergeworfen werden.
Jedes Argument für sich ist sicherlich schlüssig, nur die Kausalitäten sind es nicht.
Stückelbarkeit, Transparenz, Akzeptanz. alles schön und gut, damit konkurriert der Bitcoin mit dem Papier des Papiergeldes oder dem Blechstück auf dem "2€" geprägt ist, aber es ist kein Anhalt für seinen Wert, so als wenn man SEPA auf einmal bewerten würde. Absurde Vorstellung, oder?
Nerds Technische Spezialisten und Geld.... ungute Zusammenstellung. Wenn sich das Krypto-System durchsetzt oder als Parallelwährung, zu dem es ja eigentlich geschaffen wurde (zur Erinnerung: die Kupferstücke in euren Hosentaschen ersetzen) eingesetzt wird, würde mich mehr als der ganze technische Klumpatsch interessieren, ob dann das neue "Nulllevel" eben der jetzt hochgejazzte Wert wäre (gut für die Spekulation) oder ob es vor der flächendeckenden "Inbetriebnahme" einen kolossalen Absturz, ggf. auf Null gibt.
Also, so wie die Theaterzuschauer fortwährend auf Godot warten und die Juden auf ihren Messias, der als Gesalbter auf die Erde kommen soll, so ist auch die Aufgabe des Bitcoin-Spekulanten zu warten und zu hoffen dass der Einsatz nie stattfindet ![]()
Denn mit der Akzeptanz als weit gefächertes Zahlungsmittel wäre es mit der Wertsteigerung sofort vorbei.
Soviel zum philosophischen Ausklang der Woche....
🔯
hx.
am 04.12.2020 17:18
@haxo ich neige mein Haupt, sehr schön gesagt 🙂
04.12.2020 17:27 - bearbeitet 05.12.2020 08:07
04.12.2020 17:27 - bearbeitet 05.12.2020 08:07
@GetBetter schrieb:Kannst Du das mal bitte etwas genauer erklären, ich verstehe es nämlich nicht? Eventuell weil ich mir unter dem schönen Begriff "Store-of-Value" nichts vorstellen kann
Der Begriff "Geld" ist unscharf. Zweckmäßiger ist daher die Verwendung der folgenden 3 Begriffe:
Mehr steckt hinter dem Begriff "Store-of-Value" nicht.
Jetzt zur Hauptfrage: Gold war nicht etwa natürlich wertvoll, sondern Gold war natürlich relativ wertlos, hatte aber die besten Eigenschaften als potentieller Store-of-Value (rar, schwer zu fälschen, wird nicht schlecht, dezentral, global), und deshalb haben die Menschen angefangen Gold als Store-of-Value zu verwenden, indem sie Vermögen in Gold geparkt haben. Und in Folge davon hat Gold seinen (hohen) Wert bekommen, nicht anders rum.
Und jetzt taucht plötzlich Bitcoin auf, der bessere Eigenschaften als Store-of-Value hat. In der Folge werden sich langfristig immer weniger Menschen entscheiden, Vermögen in Gold zu parken, und immer mehr, Vermögen in Bitcoin zu parken, was den Kurs treibt.
@GetBetter schrieb:
Was immer dieses Etwas sein soll in dem das Geld geparkt wird, es muss ein Standard sein da andernfalls nichts verhindern könnte, dass nicht morgen ein anderes Ding den Platz aufgrund noch besserer Handhabbarkeit einnimmt (und sich der vermeintliche Wert der Bitcoins in Luft auflöst).
Jetzt bist du zum Kern des Problems vorgedrungen. Das größte Risiko des Bitcoins ist es, dass er von einer anderen Kryptowährung verdrängt werden könnte.
Hier gibt es jetzt 3 Lager:
am 04.12.2020 17:42
@haxo schrieb:Denn mit der Akzeptanz als weit gefächertes Zahlungsmittel wäre es mit der Wertsteigerung sofort vorbei.
Ist jetzt nicht ganz klar, wieso Bitcoin weniger attraktiv würde, wenn z.B. Amazon ihn akzeptieren würde?
04.12.2020 17:50 - bearbeitet 04.12.2020 17:55
04.12.2020 17:50 - bearbeitet 04.12.2020 17:55
@ehemaliger Nutzer schrieb:
@haxo schrieb:Denn mit der Akzeptanz als weit gefächertes Zahlungsmittel wäre es mit der Wertsteigerung sofort vorbei.
Ist jetzt nicht ganz klar, wieso Bitcoin weniger attraktiv würde, wenn z.B. Amazon ihn akzeptieren würde?
Das meinst du doch jetzt im Spaß, oder? ![]()
Wer würde denn eine Ware mit einem Geld bezahlen (klar ist der Bitcoin "Geld", nur eben keine "Währung", das klingt doch gleich weniger sexy, oder?) wenn der Wert von diesem immer höher steigen würde? Deflation lässt grüßen.
Bitcoin-Jünger vergessen immer gern, dass der Wert in den Gütern oder der Leistung liegt, welche man für das Geld bekommt und nicht umgekehrt.
04.12.2020 18:04 - bearbeitet 05.12.2020 07:55
04.12.2020 18:04 - bearbeitet 05.12.2020 07:55
@haxo schrieb:Des meinst du doch jetzt im Spaß, oder?
Wer würde denn eine Ware mit einem Geld bezahlen wenn der Wert von diesem immer höher steigen würde? Deflation lässt grüßen.
Das hab ich mitnichten im Spaß gemeint, @haxo . Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Menschen kein Geld ausgeben, nur weil sie zukünftig mehr dafür bekommen würden.
Bist du weiterhin der Meinung, dass Bitcoin im Wert fallen würde, wenn z.B. Amazon ihn akzeptieren würde? Wenn ja, warum?
am 04.12.2020 18:12
@ehemaliger Nutzer schrieb:Und jetzt taucht plötzlich Bitcoin auf, der bessere Eigenschaften als Store-of-Value hat. In der Folge werden sich langfristig immer weniger Menschen entscheiden, Vermögen in Gold zu parken, und immer mehr, Vermögen in Bitcoin zu parken, was den Kurs treibt.
Wenngleich ich Deinen theoretischen Betrachtungen in einigen Punkten folgen kann, an der Stelle steige ich aus.
Damit irgendwas (Bitcoin, Glasmurmeln oder meinetwegen auch die zweiköpfigen Ziegen) die Rolle von Gold übernehmen kann, muss es zunächst mal gegen eine mehr als zweitausendjährige Geschichte kämpfen. Das Ganze klappt ja nur dann, wenn die Menschen die völlige Gewissheit haben, dass das "Langzeitwertaufbewahrungsmittel" nach langer Zeit seinen Wert tatsächlich noch haben wird.
Beim Bitcoin besteht die Sicherheit derzeit keinesfalls. Für ein gerade mal zwölf Jahre altes "Medium" ist das vielleicht auch etwas viel verlangt.
Die rein emotionale Komponente die bei der Frage "Bitcoin oder Gold" im Raum steht kommt noch dazu.
am 05.12.2020 01:46
@GetBetter schrieb:Damit irgendwas (Bitcoin, Glasmurmeln oder meinetwegen auch die zweiköpfigen Ziegen) die Rolle von Gold übernehmen kann, muss es zunächst mal gegen eine mehr als zweitausendjährige Geschichte kämpfen. Das Ganze klappt ja nur dann, wenn die Menschen die völlige Gewissheit haben, dass das "Langzeitwertaufbewahrungsmittel" nach langer Zeit seinen Wert tatsächlich noch haben wird.
Die Frage ist gar nicht, ob oder wann Bitcoin Gold ersetzen wird. Meiner Ansicht nach wird das nie passieren, weil beide Anlagen in zwei völlig verschiedenen Welten existieren. Gold ist das Urbargeld der materiellen Welt, und es funktioniert auch nur dort. Man kann Gold weder digitalisieren, noch per Mail durch die Welt schicken, noch ein Backup von seinen Barren anlegen.
Auf der andere Seite ist Bitcoin das Urbargeld der digitalen Welt. Auch hier ist dieses Geld allein auf das digitale Medium beschränkt und hat dort auch tatsächlich alle Eigenschaften, die man an ein digitales Gold stellen würde, beispielsweise die Backup-Möglichkeit der Wallet oder eben Transaktionen außerhalb des regulären Banken- und Finanzsystems. Bitcoin wäre ohne ein funktionierendes Netzwerk und eine gesicherte Stromversorgung aber wertlos, weil noch nicht einmal Transaktionen durchgeführt werden könnten.
Wenn man sich jetzt noch anschaut, welchen Werdegang Gold in der Geschichte hatte, so ist die Entwicklung von Bitcoin dem nicht ganz unähnlich. Gold war zunächst tatsächlich umlaufendes Zahlungsmittel, hat später aber den Weg des Wertaufbewahrungsmittels genommen, einfach weil es mit der Zeit bessere Alternativen für Zahlungsmittel gab. Bitcoin wurde zunächst ebenfalls als Zahlungmittel konzipiert, scheint jetzt allerdings auch den Store-of-Value-Weg zu gehen.
Die Wahl des passenden Wertaufbewahrungsmittels hängt nun vom Zweck der Absicherung ab. Bin ich ein global vernetztes Unternehmen oder eine Organisation, die auf tägliche globale Finanztransaktionen angewiesen ist, werde ich mich eher für Bitcoin entscheiden, um im Fall eines Zusammenbruchs des Bankensystems weiter aktiv sein zu können. Rechne ich mit einem weltweiten Krieg, der möglicherweise grundlegende Infrastukturen komplett lahmlegt, wird meine Wahl eher auf Gold fallen. Oder ich stelle mir eine persönliche Mischung aus beiden Alternativen zusammen.
Welche Währung sich langfristig im digitalen Bereich als Wertspeicher durchsetzen wird, ist unklar. Derzeit sieht alles danach aus, was würde Bitcoin diese Rolle einnehmen. Sicher ist meiner Ansicht nach jedenfalls, dass es mindestens eine Kryptowährung geben wird, die diese Aufgabe erfüllen wird. Die digitale Welt wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen, weshalb sich auch verschiedene Konzepte der materiellen Welt entweder komplett in die digitale Welt verlagern werden oder dort zumindest einen "digitalen Zwilling" bekommen werden. Im Finanzbereich sehen wir diese Entwicklung schon ganz massiv.
Die Unsicherheit bezüglich der Zukunft von Bitcoin ist natürlich mitverantwortlich für die enormen Preisschwankungen einerseits und die hohen Renditen andererseits. Sollte Bitcoin in 50 Jahren alle Konkurrenten hinter sich gelassen haben und mindestens eine größere Finanzkrise erfolgreich überstanden haben, wird sich der Preis höchstwahrscheinlich auch deutlich stabiler verhalten als heute. Nur völlige Gewissheit gibt es diesbezüglich eben nicht, weil noch nicht einmal feststeht, ob Bitcoin in 50 Jahren überhaupt noch in nennenswertem Umfang existiert. Theoretisch könnte auch Gold dann schon wertlos sein, weil wir alle nur noch digitale Entitäten in einer riesigen vernetzten Matrix-Welt sind und keiner mehr einen Sinn darin sieht, dieses olle Metall beim Erkunden neuer kosmischer Welten in den Raumschiffen mitzuschleppen. ![]()
Viele Grüße
Weinlese
05.12.2020 08:30 - bearbeitet 05.12.2020 08:51
05.12.2020 08:30 - bearbeitet 05.12.2020 08:51
@Weinlese schrieb:
Bitcoin wäre ohne ein funktionierendes Netzwerk und eine gesicherte Stromversorgung aber wertlos, weil noch nicht einmal Transaktionen durchgeführt werden könnten.
Ein globaler Strom- und Internetausfall würde nur Transaktionen temporär unmöglich machen, nicht aber die Besitzverhältnisse löschen. Sobald Strom und Internet wieder da sind, geht alles weiter wie bisher. Für die Nutzung des Bitcoins als Store-of-Value sieht die Bitcoin-Community daher hier kein Problem.
Übrigens: Bitcoin hat bereits sein eigenes Satellitennetzwerk und kann theoretisch auch ohne Internet genutzt werden.
Abbildung: Netzabdeckung des Bitcoin-Satellitennetzwerkes.
08.12.2020 06:32 - bearbeitet 08.12.2020 09:01
08.12.2020 06:32 - bearbeitet 08.12.2020 09:01
"Millennials are twice as likely to buy Bitcoin than gold as safe-haven investment." (Quelle.)
Wie das wohl in der Zukunft sein wird, wenn Kinder mit dem Handy in der Hand aufwachsen, und lange bevor sie ihr erstes Bankkonto haben eine Bitcoin-Wallet am Handy hatten?