Türchen 15: Grüne Energy aus dem Urlaubsland - Terna Energy

[ehemaliger Nutzer]

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Das schwierigste am heutigen Rätsel war vermutlich, das richtige Urlaubsland rauszufinden. Ist ja auch Geschmacksache. Ich verbringe meinen Urlaub am liebsten in Griechenland: Dort ist es warm, man hat das Mittelmeer direkt vor der Nase, am Strand sind immer nette Leute zum Volleyball spielen und abends kann man den Tag gemütlich an der Bar ausklingen lassen. Die vielen Sonnenstunden locken nicht nur Touristen ins Land, sondern auch Investoren, die von der Solarenergie profitieren wollen.

Lassen wir die Katze aus dem Sack: Die heutige Aktie ist die Terna Energy (GRS496003005 / WKN: A0M62T). Mir ist das Unternehmen erstmals vor fünf Jahren begegnet, als ich zu Versorgern recherchiert habe. Es hat aufgrund der hohen Schulden und des Heimatlandes Griechenland nicht für einen Platz im Depot gereicht. Damals habe ich noch keine Watchlist geführt und so ist das Papier lange in Vergessenheit geraten. Erst kürzlich habe ich mich wieder an die griechische Terna erinnert, als @nmh in der community den italienischen Stromnetzbetreiber Terna S.p.A. (IT0003242622 / WKN: A0B5N8) vorgestellt hat. Beide Unternehmen sind jedoch nicht miteinander verwandt oder verschwägert.

Die Wurzeln von Terna Energy reichen bis ins Jahr 1949, das ursprüngliche Unternehmen hieß Technical Constructions Company (ETKA S.A.). Die Aktie ist seit 2007 an der Börse in Athen notiert. Man verdient sein Geld in vier Geschäftsbereichen: Im Jahr 2021 war die Stromerzeugung aus Wind- und Wasserkraft, Solar- und Biogasanlagen für insgesamt 55 Prozent der Umsätze verantwortlich. Die Kraftwerke stehen vor allem in Griechenland, aber auch in Polen oder Bulgarien. Der Handel mit Strom trägt 33 Prozent zum Absatz bei. Mit der Wartung von Kraftwerken verdient das Unternehmen 7 Prozent der Erlöse. Zudem verfügt man über lokale Konzessionen (z. B. Müllentsorgung), darauf entfallen 5 Prozent der Einnahmen.

Erneuerbare Energien werden immer wichtiger. Der Umsatz aus dem Jahr 2016 in Höhe von fast 226 Millionen Euro kletterte um 12,4 Prozent p. a. auf mehr als 405 Millionen Euro im Jahr 2021. Bevor wir zum Ergebnis unter dem Strich kommen, ein kleiner Wirtschaftskrimi: Terna hat im letzten Jahr drei Windparks in den USA betrieben. Am 11.02.2021 wütete ein sehr starkes Unwetter in Texas mit bis zu minus 22 Grad Celsius. Die Windräder mussten aufgrund von Eisregen abgeschaltet werden – auch andere Kraftwerke produzierten unter diesen Umständen nicht mehr unter voller Auslastung weiter oder mussten auch vom Netz gehen. Der Strombedarf lag 20 Prozent höher als erwartet und die Versorger haben kontrolliert zeitweise Strom abgestellt, um einen kompletten Blackout in Texas zu vermeiden. Der kurzfristige Strompreis explodierte in der Spitze von ungefähr 20 US-Dollar auf 9.000 US-Dollar je MWh, dem festgelegten Höchstpreis. Die Windparks von Terna haben den nicht produzierten Strom jedoch schon verkauft, die Käufer (Hedging-Partner) hatten nun Anspruch auf die Differenz zwischen dem vereinbarten Preis und dem Marktpreis. Dabei wäre Terna Energy für die Zeit vom 13.02.2021 bis zum 21.02.2021 ein Schaden in Höhe von 179,4 Millionen US-Dollar entstanden. Das Management hatte nun drei Optionen: Man konnte gegen die Rechnung der Hedging-Partner klagen und höhere Gewalt anführen, sich mit den Hedging-Anbietern einigen oder die Windkraftanlagen verkaufen. Das Unternehmen hat sich für den Verkauf entschieden, da der Verlust so auf 94 Millionen Euro begrenzt werden konnte.

Das Jahr 2021 endete deshalb mit einem Verlust in Höhe von fast 21 Millionen Euro. Um das Ergebnis aus dem Jahr 2016 mit dem Ergebnis aus dem Jahr 2021 vergleichen zu können, verwende ich den Gewinn je Aktie aus weitergeführten Geschäftsbereichen (also ohne die US-Windräder). Dieser stieg in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 26 Prozent von 0,196 Euro auf 0,621 Euro je Aktie.

Das Geschäft legt in diesem Jahr besonders stark zu. Der Umsatz der ersten drei Quartale kletterte um fast 82 Prozent auf nahezu 449 Millionen Euro. Der Nettogewinn beträgt 51,1 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 50,7 Millionen Euro entstanden ist.

Die Aktie zahlt eine stark schwankende Dividende – im letzten Jahr wurden jeweils 0,17 Euro im Juli und im Dezember ausgezahlt. Dieses Jahr bekamen Aktionäre im Juli 0,34 Euro je Aktie. Terna hat bisher noch nicht veröffentlicht, ob eine zusätzliche Weihnachtsdividende gezahlt wird. Das Papier ist also definitiv nichts für Dividendenliebhaber, die sich auf regelmäßige Zahlungen verlassen wollen.

Für das Verlustjahr 2021 ist eine KGV-Berechnung nicht sinnvoll. Legt man den Gewinn je Aktie aus fortgeführten Geschäftsbereichen aus dem letzten Jahr zugrunde, ergibt sich ein KGV von 32. Allerdings ist das nur ein Näherungswert und nicht sehr aussagekräftig, da wir den Gewinn je Aktie für 2022 noch nicht kennen.

Der Wert ist eher für Trendanleger geeignet, man sieht in den letzten fünf Jahren einen klaren Aufwärtstrend mit einer Verschnaufpause in 2021, eine Outperformance gegenüber dem MSCI World und das Papier ist sogar im Krisenjahr 2022 gut gelaufen.

Fazit: Das Geschäftsmodell liegt voll im Trend – zum größten Teil wird im sonnenreichen Süden Strom mit erneuerbaren Energien erzeugt. Die Zahlen belegen die positive Entwicklung. Das Unwetter in Texas war ein einmaliges Ereignis und es beeinflusst das Geschäft nicht nachhaltig. Gegen ein Investment spricht der Standort Griechenland – die Staatsschuldenkrise ist mir ein Dorn im Auge. Ich möchte das ganze jedoch nicht überbewerten, da es ja um ein Unternehmen in Griechenland und nicht um Staatsanleihen geht. Zudem fehlt mir die Bewertungsgrundlage, da das Unternehmen im letzten Jahr keinen Gewinn erzielt hat.

Die Aktie bleibt auf meiner Watchlist und steht als Ersatzkandidat für Iberdrola oder NextEra Energy für mein wikifolio sonnenbrille 360 Grad, sollte ich die Versorger wegen nachhaltiger operativer Schwäche irgendwann verkaufen.

Wie immer keine Anlageberatung, sondern nur eine Anregung für Euch.

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[Zilch]

Schöne Vorstellung Sonni 🙂 auch wenn mir Italien lieber ist 😉

Dennoch auch mal interessant zu sehen, dass es abseits der üblichen verdächtigen interessante Aktien gibt. Ich hätte ehrlicherweise nie gedacht, dass es "vernünftige" Unternehmen in Griechenland gibt. Also mit "vernünftig" meine ich Aktien mit längerem Aufwärtstrend 🙂 

[KWie2]

Hallo @ehemaliger Nutzer,

so,so. Ein extra Urlaub in Washington nur um die Spur zur Rätsellösung zu verwischen.

Das ist ein wirklich ungeheurer Einsatz im Dienste der Rätselspannung.
Danke für die Vorstellung dieses interessanten Unternehmens, dass bloß 1 Jahr früher im Kalender hätte sein dürfen. Man hätte damit in diesem Jahr durchaus besser ausgesehen, als mit der Marktperformance (mit der mein Depot dies Jahr tapfer Kopf an Kopf kämpft). Auch sonst passt es mit einem klaren Bekenntnis gut in mein Beuteschema.

Zwar habe ich manchmal insgesamt nur 3 Werte im aktiven Teil, aber sonst kann ich durchaus auch schnell einmal eine „politische“ Branche durch Splitting auf mehrere Einzelwerten verbreitern und ein wenig gegen Einzelschicksale absichern. Dass das erforderlich sein kann, hat der Sturm in Texas hier exakt passend nahelegt. Dann gibt es nicht die eine Aktie aus der Branche, sondern ein Branchenbündel - ähnlich eines selbst erstellten Sektor-ETFs. Viele hier würden das sicher mit Branchen-ETFs machen. Türlich könnte man das, aber ich habe mich im aktiven Teil in Einzelwerte verliebt. Ausgesuchte Fonds und ETFs findet man bei mir meist nur im passiven Teil.

Ich muss mal rechnen, denn ich habe gerade 2 mutmaßliche Turnarounds in der Watchlist und dafür etwas Cash. Die Terna Energy könnte  recht kurzfristig bei mir Einzug halten, aber bei einem der Turnarounds - dem spektakuläreren - könnte es fast um Stunden statt um Tage gehen und da muss die geplante Cashsumme vollgetankt und mit laufendem Motor im Verrechnungskonto auf den Start warten.

 Gruß: KWie2

P.S.:

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@KWie2  schrieb:

Damit können wir jetzt schon wissen, dass wir Türchen 15 richtig haben! Sensationell!

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Hab‘ ich es nicht gesagt?