am 03.06.2021 16:08
Hallo zusammen,
schon lange beschäftigt mich der Gedanke, KO-Zertifikate mit geringem (Stand heute ca. 2x) Hebel langfristig (mindestens 1 Jahr) zu halten. Ich habe versucht, am konkreten Beispiel Verluste durchzurechnen, welche mir infolge der täglichen Basispreisanpassung des Zertifikats entstehen können. Bitte entschuldigt den umfangreichen Text, ich möchte einfach endlich die Theorie dahinter begreifen 🙂
Angenommen, ich will KO-Zertifikate auf die Aktie Freeport-McMoRan (896476) mit einem ca. 2-fachen Hebel erwerben und bin bereit, insgesamt 400 € zu investieren. Dafür stehen mir (beispielhaft aus vielen herausgegriffen) zwei Zertifikate von unterschiedlichen Emittenten zur Verfügung, und ich möchte sie vergleichen und den für eine langfristige Investition passendsten finden. So gehe ich dabei vor:
Ausgehend vom aktuellen Basispreis, dem Basispreis am Emissionstag und dem Emissionsdatum (alles aus dem Datenblatt bekannt) berechnet sich der tägliche Anpassungssatz. Diesen Anpassungssatz verstehe ich als Verlust, welcher mir pro Zertifikat und pro Tag entstehen würde, wenn sich der Kurs des Basiswertes an diesem Tag nicht ändert. Multipliziert mit der Anzahl der gekauften Zertifikate erhalte ich den Verlust für den ganzen Einsatz (400 €) pro Tag. Dieser Verlust mal 365 Tage (grob) ergibt meinen theoretischen Gesamtverlust pro Jahr für die eingesetzten 400 €, wenn sich der Kurs des Basiswertes innerhalb des ganzen Jahres nicht ändert.
Zertifikat | TT4708 | UE4A0Z |
Emittent | HSBC | UBS |
Zertifikatspreis heute (Mittelwert) | 16 € | 1,6 € |
Hebel heute, ca. | 2,3 | 2,3 |
Anzahl gekauft. Zert. | 400/16 = 25 Stk. | 400/1,6 = 250 Stk. |
Basispreis Emissionstag | 23,1534 $ | 23,00000 $ |
Basispreis heute | 23,4840 $ | 23,442067 $ |
Emissionsdatum | 18.12.2020 | 27.11.2020 |
Tage vergangen (US-Werktage) | 112 | 127 |
Anpassungssatz pro Tag pro 1 Zert. (Durchschnitt) | 0,002951786 $ | 0,003480843 $ |
Anpassungssatz pro Tag pro Einsatz 400 € | 0,002951786 x 25 Stk. = 0,073794643 $ | 0,003480843 x 250 Stk. = 0,87021063 $ |
Anpassungssatz pro Jahr pro Einsatz 400 € (Gesamtverlust) | 0,073794643 x 365 Tage = 26,94 $ | 0,87021063 x 365 Tage = 317,63 $ (!!!) |
Ist es denn tatsächlich so, dass ich in diesem Fall mit dem UBS-Zertifikat viel mehr Geld verlieren würde als mit HSBC, falls der zugrundeliegende Aktienkurs stagniert? Oder liege ich mit meiner Rechnerei komplett daneben?
Danke für die Antwort!
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
03.06.2021 16:35 - bearbeitet 03.06.2021 16:38
Der offensichtliche Rechenfehler besteht darin, daß sich der Basispreis auf den Basiswert bezieht und nicht auf das "Bezugsverhältnis * Basiswert".
Dadurch hat der UBS-Schein fälschlicherweise um den Faktor 10 schlechtere Werte.
Abgesehen davon ist deine Strategie ziemlich unsinnig. Bei der aktuellen Finanzmarktsituation ist es geschickt, einen Kleinkredit zu Negativzinsen aufzunehmen und damit direkt (Verhältnis 1:1 zum eigenen Geld) die Aktie zu kaufen.
am 03.06.2021 17:18
Hallo @dg2210,
danke für deine Antwort! Stimmt, das Bezugsverhältnis habe ich noch vergessen. Dann wäre der Gesamtverlust pro Jahr für den HSBC-Schein im obigen Beispiel 26,94 $ x 0,1 = 2,694 $ und für den UBS 317,63 x 0,01 = 3,1763 $, oder kann man das so einfach nicht überschlagen?
Mich würde einfach sehr interessieren, wie groß tatsächlich die Summe ist, die man beim Halten eines Zertifikats verliert, sofern sich der Aktienkurs nicht ändert. Auf vielen Foren habe ich den Hinweis gesehen, dass man sich mit dem längeren Halten von KOs keinen Gefallen tut und dass der Wertverlust durch die Basispreisanpassung am Ende ziemlich groß ausfällt. Nur habe ich leider keine konkreten Zahlen oder Beispiele gesehen, wo dieser Verlust auch beziffert wurde.
am 03.06.2021 17:58
@HeiseD schrieb:Nur habe ich leider keine konkreten Zahlen oder Beispiele gesehen, wo dieser Verlust auch beziffert wurde.
Ich kenne keine Gratis-Quelle für diese Daten. Wenn es dich wirklich interessiert, musst du jeden Tag von der Webseite des Emittenten die aktuellen
Daten holen und notieren.
am 03.06.2021 18:35
@dg2210 schrieb:Wenn es dich wirklich interessiert, musst du jeden Tag von der Webseite des Emittenten die aktuellen
Daten holen und notieren.
Aber würde das nicht darauf hinauslaufen, was ich in der Tabelle mache? Ich kenne den Basispreis am Emissionstag, den aktuellen Basispreis und wie viele Tage seit der Emission vergangen sind. Die Basispreisdifferenz geteilt durch die Anzahl der Tage zeigt mir, wie stark der Emittent seinen Basispreis täglich im Durchschnitt erhöht. Für den HSBC-Schein im Beispiel oben beträgt die tägliche Erhöhung somit
[(23,4840 - 23,1534)/112] x 0,1 = 0,0002951786 $
Wenn ich richtig verstehe, ist das eben der Wertverlust dieses Zertifikats pro Tag. Hat man diesen Wert berechnet, können auch die Haltekosten für die komplette Investition abgeschätzt werden. Oder darf die durchschnittliche Basispreiserhöhung nicht in die Zukunft extrapoliert werden?
03.06.2021 19:00 - bearbeitet 03.06.2021 19:12
03.06.2021 19:00 - bearbeitet 03.06.2021 19:12
@HeiseD schrieb:
Oder darf die durchschnittliche Basispreiserhöhung nicht in die Zukunft extrapoliert werden?
Wahrscheinlich nicht. Aber um das zu beurteilen, bräuchte man eine Liste der historischen Basispreise...
Ein einfacheres Vorgehen:
Du suchst dir ein Zertifikat, das vor einem oder zwei Jahren mit einem bekannten Anfangshebel emittiert wurde, idealerweise auf einen Basiswert der keine Dividenden ausschüttet oder einen Performance-Index.
Angenommen, du nimmst einen DAX-Turbo, der in Juni 2019 mit einem Hebel von 2 emittiert wurde.
Dann nimmst du den damaligen und den heutigen Kurs den Zertifikats und des Basiswertes und berechnet die absolute Wertentwicklung die eine Investition von 1000 EUR in das Zertifikat bzw 2000 EUR in den Basiswert gebracht hätte.
03.06.2021 19:27 - bearbeitet 03.06.2021 19:28
@HeiseD , mir scheint, du machst den fünfundzwanzigsten Schritt vor dem ersten
Der Fehler mit dem Bezug ist ja nun , wie soll man sagen, nicht gerade ein Profi-Lapsus.
Warum willst du dann gleich den Gipfel der Hebel-Scheine erklimmen?
Mit deiner Aktie hast du doch ein schönes Pendant zum Kupferpreis gefunden, (auf meine Watchlist gesetzt, danke!), also warum muss es dann auch noch ein endlos KO sein? KOs auf Kupfer gibt es ->einige, aber auch alle endlos. Nach meiner Erfahrung (Gold, DAX) ist der Schwund bei Endlos-Scheinen nicht sooo gewaltig, ich nehme trotzdem lieber welche mit Ablaufdatum.
Ich würde auf Sicht lieber die Aktie selbst kaufen und langfristige KO-Sachen eher für Underlyings lassen, in die man nicht direkt investieren kann (DAX, S&P, Gold oder invers)
Nur meine Ansicht.
hx.
am 03.06.2021 21:00
wenn man sich langfristige KO Zertifikate anguckt, verlieren sie alle an Wert
wenn der Hebel lange stagniert, verlierst du wegen der pfadabhängigkeit
(sehr interessant mathematisch gesehen)
ich teste gerade ko zertifikate von amazon, google und apple auf long mit geringen hebeln...
am ende steigen sie tatsächlich, aber du bist oft vorher so im minus, dass die ko schwelle dir einen strich durch die rechnung macht
am meisten stört mich aber: bei ko zertifikaten die funktionieren erreiche ich gerade mal 20 prozent... dann saufen sie immer ab... das lohnt sich also erst ab 1000 euro investments... aber 1000 euro weiss ich wahrlich besser und sicherer zu investieren...
bin am austausch aber weiter interessiert.
03.06.2021 21:52 - bearbeitet 03.06.2021 21:57
03.06.2021 21:52 - bearbeitet 03.06.2021 21:57
@UlrichBerlin schrieb:wenn man sich langfristige KO Zertifikate anguckt, verlieren sie alle an Wert
wenn der Hebel lange stagniert, verlierst du wegen der pfadabhängigkeit
(sehr interessant mathematisch gesehen)
[...]
Leute, bevor ihr hier den Oberlehrer macht: Erstmal durchlesen und nachdenken.
Pfadabhängigkeit gibt es nur bei ->Faktorzertifikaten.
Ja, mathematisch interessant, weil es das berühmte Deppenphänomen "Oh 5% runter , ah 5% wieder rauf - alles ist gut" abbildet.
Wer das nicht kapiert fällt auch auf Pfadabhängigkeit rein, die es bei KO-Scheinen nicht gibt.
hx.
am 03.06.2021 23:22
@haxo schrieb:Mit deiner Aktie hast du doch ein schönes Pendant zum Kupferpreis gefunden, (auf meine Watchlist gesetzt, danke!), also warum muss es dann auch noch ein endlos KO sein?
Freut mich, dass du die Aktie auch interessant findest 🙂
Zu meiner Motivation mit KOs: Mir gefällt einfach die Idee, dadurch die Portfolioentwicklung etwas anzukurbeln, insbesondere in den Wachstumsphasen. Da ich jedoch nicht so gerne kurzfristiges Trading betreibe, bevorzuge ich dabei KO-Zertifikate mit kleineren Hebeln und auf ruhige und nicht so gehypte Aktien (Beispiel SWAN-Liste), bei denen ich vergleichsweise "sicher" sein kann, dass sie langfristig wachsen werden. Und mit so einem KO-Schein hoffe ich, ihnen noch einen zusätzlichen Schwung zu verleihen. Bisher hat es sich fast immer gelohnt, da ein Schein naturgemäß schneller wächst als sein Basiswert. Dennoch habe ich mir schon öfter die Frage gestellt, wie viel von diesem Wachstum verloren geht durch die Basispreisänderung und ob man das im Voraus beziffern kann.