20.08.2023 12:34 - bearbeitet 21.08.2023 17:50
Liebe Börsenfreunde,
da müssen wir jetzt durch! Im Hochsommer herrscht traditionell schlechte Stimmung an der Börse. Also, im Grunde genommen gibt es im Sommer überhaupt keine Stimmung, weder gute noch schlechte, weil die meisten Anleger schlicht im Urlaub sind* und sich nicht um ihre Aktien kümmern. Dann gurken die Kurse im August und im September so vor sich hin. Diese beiden sind in den meisten Jahren die schlechtesten Börsenmonate, und auch diesmal sieht es so aus, als ob die Regel gilt. Die Aktienmärkte stecken in der Korrektur, die ich Euch seit April angekündigt habe. Angesichts der eher durchwachsenen Inflationsdaten aus den USA sind die Anleger einfach etwas vorsichtiger geworden.
Auch wenn in der Presse manchmal schlechte Laune verbreitet wird:** Die meisten Unternehmen stehen gut da, die Zahlen der letzten Berichtssaison waren im großen Ganzen robust. Fast alle haben beim Gewinn positiv überrascht, etwas mehr als die Hälfte erfreulicherweise auch beim Umsatz.*** Bis auf die bekannten Tech-Titel sind viele Aktien inzwischen auch moderat bewertet. Andererseits geht der Entzug der Liquidität an den Märkten weiter: Neben der bekannten Geldmengenkontraktion durch das Quantitative Tightening in Amerika kommt aus einer anderen Ecke Gegenwind: Die Amerikaner planen bis Ende des Jahres die Emission von Staatsanleihen bis zu 1 Bio. Dollar. Da geht ordentlich Geld verloren, das sonst in Aktien investiert worden wäre oder das sogar aus Aktien abgezogen wird. Am Geldmarkt (kurz laufende Anleihen) sind bereits wieder Renditen um 5 Prozent drin, und sogar Deep-Discount-Zertifikate wie PD7296 (Rendite: 5,2% p.a.) oder PD729U (Rendite: 4,8% p.a.; beide sind im August bei comdirect gebührenfrei handelbar) eignen sich wunderbar als Geldparkplatz über den Sommer!****
Anleihen werden attraktiver
Die Realrendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen erreicht knapp 2 Prozent, der höchste Stand seit 2009. Das treibt die Investoren jetzt in den Dollar. Die Zinsstrukturkurve ist also invers, lang laufende Anleihen bringen weniger Rendite als Anleihen mit kurzer Restlaufzeit; das ist typisch für rezessive Wirtschaftsphasen. Auch Warren Buffett kauft im Moment nur Kurzläufer am Geldmarkt: Er befürchtet steigende Zinsen am langen Ende, die hohe Kursverluste für lang laufende Anleihen bringen würden. Hedgefondsmanager wie Bill Ackman gehen noch weiter und shorten den Future für 30-jährige Anleihen. Meine Leserinnen und Leser können dafür Zertifikate wie beispielsweise das schon öfters empfohlene SF575U nutzen, das auf fallende Kurse bei den US-Staatsanleihen***** setzt und ein klarer Kauf ist (Stopkurs für das Zertifikat: 31 Euro). Das entsprechende Produkt für deutsche Staatanleihen (der FGBL****** mit der WKN 965264) kennt Ihr ebenfalls schon: Die WKN SF5USV bewegt sich allerdings seit November seitwärts, weil der Bund-Future nur ganz sanft von 140 auf 130 Prozent gefallen ist und der Gewinn von den Finanzierungskosten des Zertifikates aufgefressen wurde (Stopkurs 61 Euro). Kein zwingender Kauf also.
Spannend an der aktuellen Korrektur ist die Entwicklung der Nasdaq. Bei den Tech-Aktien sind die Kurse zwei Wochen in Folge gefallen, das gab es zuletzt im Februar. Möglicherweise läuft die Euphorie rund um das Thema KI aus: Microsoft, Super Micro Computer, Splunk, Broadcom, Palantir schwächeln deutlich. Nur Nvidia und Adobe steigen einstweilen noch weiter. Wie lange noch? Wer hier investiert ist, hat definitiv alles richtig gemacht und zieht jetzt bitte seine Stopkurse nach.
Blutbad bei Nebenwerten
Noch sind die Korrekturansätze bei den ganz großen Blue Chips zaghaft. Doch viele Nebenwerte erleben ein wahres Blutbad. Schaut Euch mal Krones, Sixt, Deutz oder die Baywa an! Im Gegensatz zu den großen global agierenden Konzernen ist der Mittelstand auf Gedeih und Verderb den Standortbedingungen im Heimatland ausgesetzt. Oft sind die Absatzmärkte auch weniger international. Investoren meiden diese illiquiden Sektoren. Der MDAX bewegt sich auf dem Niveau von Ende 2019 und bis zum Top fehlen noch 31 Prozent. Dem SDAX fehlt sogar ein Drittel. Das geht seit Jahren so, und Besserung ist nicht absehbar. Wer sich im Bereich der Nebenwerte bewegt, hat somit aktuell nur zwei Optionen: Kauf in speziellen Sondersituationen (potenzielle Übernahme, operative Beschleunigung etc.), oder Kauf nach starken Kurseinbrüchen, die fundamental völlig überzogen sind. Beides sind meiner Meinung nach keine Strategien, die aktuell nachhaltig Erfolg versprechen. Es ist eher ein Glückspiel. Indes:
Hier zeigt sich wieder etwas, was mir schon seit längerem große Sorgen bereitet: Die Rally seit September 2022 wurde zuletzt nur noch von sehr wenigen, großen Titeln getragen. Im Grund genommen haben wir den Anstieg des S&P 500 nur den üblichen Verdächtigen zu verdanken: Apple, Alphabet, Adobe, Amazon, Meta, Microsoft und Nvidia haben den Index getrieben. Alle anderen Aktien haben sich im Durchschnitt nicht bewegt. Das erkennt man, wenn man sich die Kurse ansieht, man erkennt es aber auch ganz deutlich an den Indikatoren für die schwache Marktbreite: Die Advance-Decline-Linie fällt -- unter Schwankungen -- bereits seit dem Jahreswechsel 2021/22, und die Anzahl der Aktien weltweit, die noch über ihrer 200-Tage-Linie notieren, ist am Freitag auf 41 Prozent gefallen -- so tief wie seit Januar nicht mehr. Passend dazu ist auch das Weltmomentum abgestürzt auf 97 Prozent, ebenfalls so tief wie Anfang Januar. All das sind klare Signale, dass die Aktienmärkte innerlich nicht mehr "gesund" sind. Diese Signale gibt es seit Monaten; meine Vorhersage einer Korrektur war jetzt wirklich nicht besonders schwierig.
Wie geht es weiter?
Der Abwärtsdruck dürfte sich bis in den Herbst hinein verstärken. Eine solide Cashquote von vielleicht 30 Prozent hat oberste Priorität; nur so seid Ihr handlungsfähig auf der Kaufseite, wenn sich neue Aufwärtstrends herausbilden. Ende September/Anfang Oktober darf man dann wieder voll investiert sein. Ich habe Euch in den letzten Monaten diverse Produkte an die Hand gegeben, mit denen Ihr von fallenden oder zumindest nicht stark steigenden Kursen profitieren könnt. Mit allen meinen Empfehlungen liegen meine Leserinnen und Leser dick im Plus. Sogar die beiden Produkte mit der 16500-Schwelle (WKN PD2K3C und PE5YF5), die Ende Juli intraday gerissen wurde*******, werden voraussichtlich zum Höchstkurs eingelöst werden, weil der DAX unter dem Floor von 16000 Punkten liegt. So geht professionelles Portfoliomanagement; man kann auch Geld verdienen, wenn die Kurse fallen oder rumgurken. Das Fachbegriff lautet "Seitwärtsrendite". Kürzlich habe ich weitere Empfehlungen dazu gegeben. Auch die bekannten, aber extrem riskanten Inline-Optionen auf den DAX können in dieser Situation für Anleger interessant sein, die genau wissen, was sie tun.
So eine Korrektur hat natürlich immer auch positive Seiten. Für langfristige Anleger ergeben sich Chancen, gute Aktien zu tieferen Kursen einzusammeln. Wichtig dabei ist, dass Ihr keine Tiefflieger aufsammelt (klicki-di-klick), sondern fundamental gesunde Aktien in einem schönen Aufwärtstrend. Denn Aktien mit sehr niedrigen Kursen sind nur deswegen so billig, weil niemand Interesse am Kauf hat. Aktienkurse bilden sich ja immer nur nach Angebot und Nachfrage und niemals wegen einer vermeintlichen Über- oder Unterbewertung. Wenn aber außer Euch niemand Interesse daran hat, die Aktie zu kaufen, warum sollte sie dann nach Eurem Kauf steigen? Natürlich mag es im Einzelfall einen Katalysator für steigende Kurse geben, aber wenn Ihr die einzigen seid, die ihn sehen, dann sind die Chancen auf Kursgewinne schlecht. Solche Titel sind in der Regel totes Kapital, das in anderen Aktien viel besser aufgehoben ist. Aus diesem sehr einfachen Grund funktionieren Trendfolgestrategien so gut, und sie sind nicht mit großem Rechercheaufwand verbunden. Technisch orientierte Anleger achten darauf, Aktien zu kaufen, die oberhalb ihrer 200-Tage-Linie notieren.
Krisenfeste Aktien für Euer Depot
Ich habe für Euch heute Aktien herausgesucht, die in fast allen Krisen und auch jetzt im Kurs steigen. Die Idee dabei ist folgende: Eure Performance entscheidet sich vor allem in Krisenzeiten. Schönwetterbörse kann jeder, doch intelligente Anleger begrenzen ihre Verluste, wenn es mal nicht in die richtige Richtung geht! Am besten ist es natürlich, wenn man Aktien hat, die auch in schlechten Börsenphasen weiter steigen oder zumindest nicht stark fallen. Daher habe ich meine umfassende Datenbank nach Aktien durchsucht, die auch in Krisenphasen eine gute Figur gemacht haben. Konkret habe ich die folgenden sieben Zeiträume als "Krisen" definiert -- für Euch gleichzeitig ein Rückblick auf über 20 bewegte Jahre an der Börse:
Basis meiner Auswertung waren rund 20.000 Titel aus aller Welt, in einer gigantischen Datenbank mit 120 Millionen Einzelkursen. Zunächst habe ich alle Instrumente gestrichen, die keine ausreichend lange Kurshistorie haben. Übrig geblieben sind 5900 Titel mit Kursen von mindestens 2007 bis 2023, für die ich die Entwicklung während der genannten sieben Krisen untersucht habe. Bedingung war, dass die Aktien nur in maximal einer der sieben Krisen, die sie miterlebt haben, eine negative Performance hatten. Dieser Filter beschränkt die Liste auf nur noch etwa 100 Aktien. Dummerweise sind aber noch Titel dabei, die nur in den Krisen eine gute Performance hatten, sonst aber im wesentlichen im Kurs gefallen sind. Aus diesem Grund war das nächste Kriterium, dass die Kursperformance pro Jahr insgesamt mindestens 5 Prozent p.a. beträgt (zuzüglich Dividende) -- denn sonst kann man sein Geld gleich in Geldmarktfonds parken, siehe oben! Noch etwa 40 Titel erfüllen auch diese Bedingung. Als letzter Schritt wollen wir ja nur Aktien im Aufwärtstrend kaufen, also habe ich solche Aktien herausgesucht, die über ihrer 200-Tage-Linie liegen (also RSL = relative Stärke nach Levy = aktueller Kurs geteilt durch Wert der 200-Tage-Linie = über 100 Prozent). Jetzt gibt es nur noch 16 Treffer. Die findet Ihr in der folgenden Tabelle, und zwar sortiert nach der durchschnittlichen Performance in den sieben Problemphasen. Diese 16 Aktien sind nicht unbedingt meine langfristigen Favoriten, aber zumindest ein guter Kauf und ideal für die aktuelle Lage.
Wie gewohnt versorge ich Euch gleich mit den passenden Stopkursen. Denn ich kann mich irren (tatsächlich passiert das sogar sehr häufig), und dann sichern die Stopkurse Euch ab, falls meine Empfehlungen Mist sind.
Siehe da: ganz an der Spitze taucht ein Name auf, den vielleicht noch nicht jeder von Euch kennt. Capcom aus Japan ist ein Videospiel-Hersteller. Neben Flippern und Arcade-Automaten stammt beispielsweise Resident Evil von Capcom. Die Abkürzung steht übrigens für Capsule Computers.
Antworten auf Eure Fragen
Ich möchte abschließend noch paar Leserfragen beantworten, die von allgemeinem Interesse sind. Einige von Euch haben mich um eine Einschätzung von K+S, BAT, Verizon und Telefonica Deutschland gebeten und gefragt, wie man Stopkurse vorgibt. Die vier Aktien haben die Leser wegen der hohen Dividendenrendite gekauft, die bei Telefonica Deutschland ja scheinbar sogar steuerfrei gezahlt wird; sollte man hier nachkaufen und "verbilligen"? Hier ist meine klare Antwort dazu:
British American Tobacco (WKN 916018): Wirklich schade. Bis 2016 ein Wert wie aus dem Bilderbuch, seitdem geht es nur noch abwärts. Unterhalb von ungefähr 26 Euro brennt der Baum. Die Leute rauchen immer weniger. Gibt es einen Katalysator, warum die Aktie bald wieder steigen sollte? Bin ich der einzige, der diesen Katalysator kennt (denn sonst würden Profis die Aktie kaufen und der Kurs würde steigen)? Man bedenke auch: Bei einer Dividendenkürzung würde der Titel abstürzen. Da sollte man jetzt die Notbremse ziehen und verkaufen. Ihr könnt der Aktie eine letzte Chance geben und bei etwa 28 Euro einen Stop Loss installieren: Wenn die Aktie unter 28 Euro fällt, wird sie vollautomatisch verkauft.
Ähnliches gilt für Verizon (WKN 868402). Seit über einem Jahr geht es abwärts. Einzige Hoffnung ist die Dividende. Das Problem ist, dass solche Aktien als Anleihe-Ersatz gekauft werden, solange die Zinsen niedrig waren. In Zeiten steigender Zinsen kaufen die Leute lieber wieder echte Anleihen, und dann leiden Aktien mit hoher Dividende (Telekommunikation, Versorger). Bitte verkaufen oder -- als letzte Chance -- einen Stop Loss bei ca. 27 Euro vormerken. Ich will nicht verschweigen, dass ich im Juli in Verizon eingestiegen bin, das würde ich Euch aber nicht empfehlen. Es ist eher eine Kamikaze-Aktion von mir.
Telefonica Deutschland (WKN A1J5RX): Bloß die Finger weg! Verluste zu reduzieren, indem man nachkauft und "verbilligt", ist einer der größten Fehler, den man an der Börse machen kann. Ihr werft gutes Geld schlechtem Geld hinterher. Die Aktie fällt seit zehn Jahren (!!!) -- mit extrem großen Schwankungen, bei denen nur kurzfristige Trader Geld verdient haben. Warum sollte sie jetzt auf einmal langfristig steigen? Wenn Ihr einen Grund für Kurssteigerungen kennt, seid Ihr offenbar die einzigen, denn die Profis kaufen die Aktie im Moment (und schon seit zehn Jahren) nicht -- sonst würde der Kurs steigen. Die Aktie ist bitte ein sofortiger Verkauf ohne Stopkurs. Übrigens ist die Dividende bei Telefonica Deutschland nicht steuerfrei. Das ist eine optische Täuschung. Die Auszahlung reduziert die steuerlichen Anschaffungskosten, so dass man die Dividende beim Verkauf der Aktie nachversteuert.
K+S (WKN KSAG88) ist seit 2008 (!!!!) ebenfalls ein Trauerspiel. Im Zuge des Ukraine-Kriegs ging es in 2022 mal nach oben, aber das war nur eine Zwischenerholung im Abwärtstrend. Die Aktie sieht nicht gut aus. Bitte Stopkurs bei ungefähr 14,20 Euro (unter dem Tief im Mai/Juni 2023). Wer mehr als ca. 200 K+S-Aktien hat, darf für die Hälfte einen trailing-Stop-Loss bei 16,50 Euro (unter dem Tief im August 2023) installieren mit trailing-Abstand 10 Prozent. Auf diese Weise wird der Stopkurs automatisch nachgezogen, wenn die Aktie über den Hochpunkt im August 2023 steigt.
Konservative Anleger sollten alle vier Aktien verkaufen oder zumindest mit einem Stopkurs absichern. Faustregel: von Aktien, die ein Neun-Monats-Tief erreichen, sollte man sich verabschieden. Geld, das in solchen Aktien steckt, ist totes Kapital. Nehmt die Kohle und kauft davon lieber Aktien, die im Kurs steigen. Denn schließlich wollt Ihr an der Börse ja Geld verdienen! Das führt natürlich zu der berechtigten Frage:
Wie setzt man Stopkurse?
Welche Schwankungen erlauben wir der Aktie? Ich habe ja schon öfters gesagt, dass ich mehrere Bücher darüber schreiben könnte. Stopkurse sind im Wesentlichen eine Frage der Erfahrung. Man erkennt die Unterstützungen, Trends und auch die typischen "Atembewegungen" einer Aktie in einem 2-Jahre-Diagramm ganz gut. Viele Anleger machen den Fehler und achten zu sehr auf kurzfristige Tagesschwankungen. Ihr seid aber keine Daytrader! Das predige ich immer und immer wieder, und doch lese ich regelmäßig in der Community Fragen wie "warum ist der Kurs heute um 5 Prozent abgestürzt", freilich nachdem er sich vorher innerhalb einiger Jahre verdreifacht hat.
Ein Profi schaut sich zum Beispiel einen logarithmischen Zwei-Jahres-Chart der Aktie an und sieht auf Anhieb, wo man sinnvolle Stopkurse setzen kann. Für Anfänger ist es etwas schwieriger. Wichtig ist aber: Stopkurse sind eine Heuristik und keine Wissenschaft! Es ist besser, einen etwas ungünstigen Stopkurs zu setzen als Aktien völlig ohne Absicherung zu halten. Kleine "Unfälle" passieren auch mir immer wieder. Ganz oft werde ich ungewollt ausgestoppt, aber dann verbietet mir ja niemand, wieder einzusteigen, wenn die Aktie nach oben dreht.
Aber ich investiere doch in Konzerne und Firmen und will nicht kurzfristig an der Börse spekulieren! So wie Warren Buffett! Brauche ich da trotzdem Stopkurse? Auch so eine Frage, die regelmäßig kommt. Die Aussage "ich investiere in Firmen" belegt ein großes Missverständnis: Was uns alle eint, ist dass wir an der Börse Geld verdienen wollen. Vermessen ist allerdings der Vergleich: Natürlich braucht Warren Buffett keine Stopkurse, denn wenn in einem Laden, den er übernommen hat, die Zahlen nicht passen, dann wird er irgendwann das Management austauschen, bis die Ergebnisse wieder stimmen. Im übrigen hat er durch die direkten Kontakte in die Unternehmen auch einen großen Informationsvorsprung gegenüber dem normalen Anleger. Ein Amateur mit ein paar tausend Euro hat nicht diese Möglichkeiten! Das Management spricht im Zweifel ja noch nicht mal mit mir. Wenn sich mein Investment nicht gut entwickelt und ich entschuldige das damit, dass ich ja "in Konzerne investiere", dann ist das nichts anderes als eine Entschuldigung für einen Fehler, den ich gemacht habe und mir aber nicht eingestehen will. Denn im Zweifel liege ich freilich richtig und alle anderen haben unrecht. Fehlende Demut vor dem Markt, der immer recht hat, ist aber eine der Grundschwierigkeiten vieler Hobbyanleger und führt dazu, dass sie langfristig schlechter abschneiden als die Profis. Die konsequente Begrenzung von Verlusten ist eine Grundvoraussetzung, damit man dauerhaft erfolgreich ist. Ob man das automatisiert mit Stopkursen macht oder ob man ein Investment, das gegen einen läuft, irgendwann aktiv verkauft, ist dabei Geschmacksache. Ein gutes Beispiel, warum Stopkurse besser sind als abzuwarten, habe ich allerdings gerade letzte Woche wieder schmerzhaft selbst erlebt:
Ich mache die gleichen Fehler wie alle anderen
Nur damit niemand denkt, dass ich mich immer selbst an meine eigenen Regeln halte: Die Aktie von Adyen (WKN A2JNF4) hatte dummerweise keinen aktiven Stop Loss an der Börse, nur einen "vorgemerkten" ICO-Stopkurs im Computer. Das Papier hatte seit September 2022 einen recht stabilen Verlauf; da hat mein Computer keine Notwendigkeit gesehen, die Aktie wirklich abzusichern. Und dann kam mit den grottenschlechten Zahlen am Donnerstag letzter Woche der Absturz um über 40 Prozent. Ein Clusterfuck! Bei 880 Euro habe ich das Papier dann am Freitag manuell verkauft. Wenn die Aktie jetzt wieder steigt, kennt Ihr den Grund. Übrigens auch den Grund für meinen heutigen Beitrag, denn zur Strafe musste der Großrechner die oben erwähnten 120 Millionen Einzelkurse durcharbeiten. Das soll ihm eine Lehre sein, meinem Computer. Tatsächlich ist es in der Theorie ganz einfach:
Verluste zu begrenzen und ansonsten Gewinne laufen zu lassen ist wirklich das (gar nicht so geheime) Geheimrezept für Erfolg an der Börse. Und zwar, das ist ganz wichtig zu verstehen, völlig unabhängig von Eurer Strategie (fundamental, Trend, Trading, Dividenden, Turnaround, News-Trading, Dartpfeile, Spielcasino, was auch immer). Die Strategie entscheidet vor allem über den Einstieg in Aktien. Die Verlustbegrenzung dagegen hat mit dem Ausstieg zu tun. Beides wird, auch in unserer Community, sehr oft verwechselt! Übrigens:
Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachsen nicht auf Bäumen. comdirect leidet genauso unter dem Fachkräftemangel wie fast alle anderen Unternehmen. Mitunter zeigt sich das, wenn man als Kunde am Telefon warten muss und sich verständlicherweise darüber ärgert. Aus diesem Grund geht heute ein ganz besonders herzlicher Gruß nach Leipzig und nach Halle. Dort sitzen Leute, die hervorragende professionelle Arbeit leisten und die Kundenbetreuung in Quickborn entlasten, damit die Wartezeiten am Telefon für uns Kunden wenigstens ein bisschen reduziert werden können. Wie ich höre, liest man auch dort meine Beiträge; das freut mich sehr.
Damit wünsche ich Euch allen einen schönen Sonntag und viel Spaß an der Börse
herzliche Grüße aus einem hochsommerlichen München
an alle, die hier noch lesen und nicht bereits eingeschlafen sind
nmh-Team
___________________________________
*) Einige berichten ja sogar hier in der Community gerne von ihrem Urlaub
**) Das liegt auch daran, dass Verlage unter steigenden Kosten, vor allem für Papier, leiden und sparen. Mit künstlicher Intelligenz generierte Billigtexte brauchen keinen sauberen Journalismus, so richtig mit Recherche und so. Das bekommen die Redakteure und Autoren zu spüren, und dann ist natürlich immer die Bundesregierung schuld. Außerdem lesen die Leute sowas gern.
***) Fundamentaldaten-Fans achten eher auf die Umsätze als auf die Gewinne. Denn durch Sparmaßnahmen bis zum Gehtnichtmehr kann man den Gewinn schönrechnen. Die Umsätze sind weniger leicht zu manipulieren.
****) Der DAX darf bei Fälligkeit nicht unter 10.000 bzw. 8.000 Punkten stehen; der einzige "Haken" bei dieser Konstruktion ist, dass man mit einer entsprechenden Anleihe von BNP mit dem gleichen Emittentenriskio vermutlich noch mehr Rendite erhalten würde
*****) zur Erinnerung: steigende Zinsen bedeuten fallende Anleihenkurse, und umgekehrt
******) die Bedeutung der Abkürzung ist umstritten: "future german bunds long", oder auch "federal government bond liability"
*******) Wenn Euch mal jemand fragt, was an der Börse ein Fehlsignal ist, könnt Ihr auf jenen 28. Juli 2023 verweisen!
Hinweis auf Interessenkonflikte: Selbstverständlich halte ich alle genannten Wertpapiere und noch zahlreiche weitere in meinen Depots. Von einigen viel, von anderen weniger. Eine Kursbeeinflussung durch den vorliegenden Text ist aufgrund der hohen Marktkapitalisierung nahezu ausgeschlossen. Ich halte es nur für fair, Titel vorzustellen, von denen ich auch selbst überzeugt bin, so dass ich mit den Lesern im selben Boot sitze.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 01.09.2023 14:58
Bei mir auch so da in der Gegend.
am 01.09.2023 15:41
Hallo!
Ich möchte von Herzen Dankeschön sagen für deinen großartigen Beitrag und die neuen Kaufempfehlungen. Deine Beiträge sind immer äußerst wertvoll für mich und ich schätze deine Expertise und Ratschläge wirklich sehr.
Es ist wirklich bewundernswert, wie du immer wieder hilfreiche Informationen und Empfehlungen teilst, die mir bei meinen Entscheidungen enorm weiterhelfen. Was mich wieder dazu bewegt meine Stopkurse zu überarbeiten.
es Weiteren würde mich deine Meinung sowie die Ansichten der Community zu PayPal und Volkswagen interessieren. Würde mich über eine Antwort dazu sehr freuen.
01.09.2023 17:48 - bearbeitet 01.09.2023 18:16
01.09.2023 17:48 - bearbeitet 01.09.2023 18:16
Mensch Leute, Ihr dürft hier doch nicht Eure geheimen Stopkurse öffentlich posten! Die großen, bösen Profi-Investoren warten doch nur darauf, dass sie den Kurs kurzzeitig nach unten drücken können, unter Euren Stopkurs, so dass Ihr rausfliegt und sie die Stücke billig von Euch einsammeln können. Der Fachbegriff dafür lautet "Stops vögeln", oder etwas feiner formuliert "Stopkurse löffeln". Ich bin mir sicher, auch mein Nachbar nmh macht das so wie die ganzen anderen Haifische. Hoffentlich sieht er Eure Stopkurse nicht!!!! Börse ist brutal!
Weiter oben hat @poeddl die Frage nach dem Stopkurs bei Cintas, WKN 880205, gestellt. nmh empfiehlt seit 9.07.2023 einen Stopkurs bei 385 Euro. Natürlich sollten die Leser den Stopkurs nicht genau dahin setzen, sondern nur in die Nähe (so wie @buffettino das gemacht hat) - schließlich dürfen nmh & Co nicht wissen, wo genau Ihr Eure Absicherung habt.
Der nmh-Stopkurs (385 Euro) liegt unter der Schiebezone zwischen August 2022 und April 2023. Ein höherer Stopkurs ist riskant, denn dann fällt man bei mittleren Korrekturen wie z.B. im April/Mai/Juni 2022 aus der tollen Trendaktie ungewollt raus. Der etwas tiefere Stopkurs passt auch gut zur 200-Tage-Linie bei 429 Euro.
Wer allerdings mehr als ungefähr 8 Stück Cintas im Depot liegen hat (Glückwunsch!), der darf zumindest einen Teil (z.B. die Hälfte) auch schon etwas strenger bei 415 Euro absichern. Denn wenn die Aktie in die genannte Schiebezone zurückfällt, wäre das ein schlechtes Zeichen. Eine kleinere Korrektur wie zum Jahreswechsel 2022/2023 wäre dabei unschädlich.
@t0N: Vielen Dank für Dein tolles Feedback!
Paypal fällt seit Ende 2021. Abgesehen von kleineren technischen Erholungen geht es nur bergab. Wenn Du Informationen hast, die sonst niemand kennt, warum die Aktie jetzt plötzlich wieder nach oben drehen sollte, dann darfst Du das "Schnäppchen" nutzen. Der Gesamtmarkt und die Profis sehen hingegen offenbar keinen Katalysator für steigende Kurse. Mehr als eine Zwischenerholung bis 70 Euro ist nicht drin. Wer noch Paypal im Depot hat, der sichert sich jetzt bitte wirklich mit einem Stopkurs bei wenigstens 52 Euro ab. Verluste begrenzen!
Meine Antwort zu Volkswagen (Vorzugsaktien, WKN 766403) kennst Du vermutlich bereits: Dasselbe in grün. Warum sollte die Aktie jetzt auf einmal steigen? Die Profis kaufen das Papier schon seit zwei Jahren nicht mehr, denn sonst würde der Kurs nach oben gehen. Es gibt auch genügend fundamentale Gründe dafür, dass der VW-Konzern nicht zu den Favoriten gehört. Warum investierst Du Dein sauer verdientes Geld nicht in Titel, die steigen und Dir Kursgewinne bringen? Wie wäre es mit Cintas? Wer noch VW Vorzüge hält, sollte bitte den Stopkurs bei ungefähr 108 Euro vormerken. Verluste begrenzen!!!!!!!!!!!!!!!!
[Edit: Ich sehe gerade, VW Vz. hat die 108 Euro bereits heute erreicht. Also entweder direkt verkaufen, oder den Stopkurs ab Montag beachten.]
Wer hellsehen kann oder unbegrenzt Geld zum Kauf von guten Aktien hat, braucht keine Stopkurse. Für alle anderen sind sie die Lebensversicherung an der Börse.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende
hochachtungsvoll
der Nachbar von nmh
am 02.09.2023 13:45
Hallo @Marin danke für dein Feedback. Kannst du mir das kurz mit dem Zinseszinseffekt vlt erklären? Wie profitiere ich davon, da ich ja nur einmal investiere, hoffe dass die Aktie steigt und so ab plus 20% meines Investments in der Regel den Stopp Kurs setze, um mind mit +20% rauszugehen. Hälst du das für sinnvoll? Bzw wie kann ich hier vom Zinseszinseffekt profitieren.
Danke für den Tipp zum Trailing -Stopp -Loss, damit muss ich mich noch besser befassen, aber glaube nach der ersten Google Suche das ist genau mein Ding. Hab vielmals Dank!
am 02.09.2023 18:00
@SchwabeBER schrieb:Hallo @Marin danke für dein Feedback. Kannst du mir das kurz mit dem Zinseszinseffekt vlt erklären? Wie profitiere ich davon, da ich ja nur einmal investiere, hoffe dass die Aktie steigt und so ab plus 20% meines Investments in der Regel den Stopp Kurs setze, um mind mit +20% rauszugehen. Hälst du das für sinnvoll? Bzw wie kann ich hier vom Zinseszinseffekt profitieren.
Danke für den Tipp zum Trailing -Stopp -Loss, damit muss ich mich noch besser befassen, aber glaube nach der ersten Google Suche das ist genau mein Ding. Hab vielmals Dank!
Nein, ich halte dein "Rausgehen" bei 20% nicht für sinnvoll, da es effektiver ist, Gewinne laufen zu lassen. Beispiel:
- Du investierst 1.000€, die Aktie steigt um 20% und nun verkaufst du: 200€ Gewinn.
- Behälst du die Aktie dagegen und sie steigt um weitere 20%: 240€ Buchgewinn.
- ...und so weiter. Das ist der Zinseszinseffekt.
Wenn du diesen Fluss stets mit einem Verkauf ohne Grund abwürgst, läufst du Gefahr, immer einen Schritt rückwärts zu machen. Auch nicht zu vernachlässigen sind Gebühren und evtl. Steuern, die bei jedem Verkauf fällig werden.
Nun sagst du vielleicht: "Okay...aber nachdem die Aktie um 20% gestiegen ist, könnte sie ja wieder fallen und dann sitze ich mit weniger da." oder "Die neue Aktie die ich kaufe, könnte ja ebenfalls steigen. Vielleicht sogar viel mehr." Beides theoretisch richtig. Aber eben nur theoretisch. In der Praxis ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass deine gut laufende Aktie weiter steigt. Zudem sind durch oben erläuterten Zinseszinseffekt die Chancen auf eine höhere absolute Rendite viel größer. Dieses Prinzip wird im vielen Lebensbereichen angewandt. Im Sport sagt man "Never change a winning team", oder in der IT "Never change a runnig system". Und an der Börse eben "Hin und her macht die Taschen leer". Mit heutigen Tools wie Trailing-Stopp-Loss ist dieses Prinzip noch attraktiver und einfacher geworrden.
Du kannst dein bisheriges Prinzip natürlich weiterführen. Das ist aus meiner Sicht jedoch eher kurzfristiges Trading als langfristige Geldanlage. Und ich bin mir nicht sicher, ob das dein Ziel ist.
Viele Grüße
Marin
am 03.09.2023 00:52
Ich lese hier immer wieder von einem Konzern namens Cintas, welcher in Deutschland nun nicht gerade in aller Munde ist, und deshalb eigentlich nie meine Aufmerksamkeit erregte. Das war ein Fehler, denn der Blick auf den Konzernpräsentation eröffnet erstaunliche Aspekte.
Hierzulande dürfte wahrscheinlich kaum jemand das Unternehmen kennen, in den USA schlüpfen jedoch Tag für Tag rund fünf Millionen Menschen in Arbeitskleidung und Uniformen von Cintas. Die Firma aus Cincinnati verkauft nicht nur Berufskleidung, sondern vermietet sie auch im großen Stil an die Kundschaft, regelmäßige Reinigung inklusive. Von der kleinen Autowerkstatt über Restaurants, Kantinen und Krankenhäuser bis hin zu großen Hotelketten oder Fluglinien nehmen immer mehr Firmen diese Dienstleistung in Anspruch.
Kleider machen Leute spricht der Volksmund, Konzerne wie H&M (Hasi & Mausi), Esprit und etliche weitere fristen allerdings ein karges Dasein im Einzelhandel.
Die Cintas Corporation mit Firmensitz in Cincinnati im Bundesstaat Ohio verdient ihre Brötchen jedoch nicht mit Modebekleidung, sondern ist auf die Herstellung und den Verkauf von Berufsbekleidung und Uniformen spezialisiert. Inzwischen betreibt das Unternehmen mehr als 470 Betriebe in den USA und Kanada.
In den letzten 30 Jahren wurden Umsatz und Gewinn kontinuierlich gesteigert und es gab nur vereinzelte Gewinnrückgänge in dieser Zeit. Auch die langfristige Aktienkursentwicklung kann sich sehen lassen.
Für die Aktie wird natürlich ein stolzer Preis aufgerufen, aber der Kursverlauf der letzten 14 Jahre (seit der Finanzkrise in 2009) ist wirklich eine Augenweide, welchen man sich wirklich stundenlang ansehen könnte und der Traum jedes Chartisten sein dürfte.
Schade, dass moralische Grenzen es verbieten, ansonsten könntest du dein fest installiertes Fernrohr einmal auf das Schlafzimmer deines Nachbarn fixieren, ich könnte mir vorstellen, so ein Traumchart hängt in DIN A1 Format über dessen Bett.
Grüßle -Shane
03.09.2023 09:49 - bearbeitet 03.09.2023 09:52
03.09.2023 09:49 - bearbeitet 03.09.2023 09:52
@Shane 1 schrieb:
Hierzulande dürfte wahrscheinlich kaum jemand das Unternehmen kennen, in den USA schlüpfen jedoch Tag für Tag rund fünf Millionen Menschen in Arbeitskleidung und Uniformen von Cintas.
An den Aktienmärkten wird die Zukunft gehandelt, nicht die Vergangenheit!
Konkret: In den USA schlüpfen NOCH rund fünf Millionen Menschen in Arbeitskleidung
Noch konkreter: Die KI-Revolution beginnt gerade erst und wird einen Großteil der Cintas-Kunden betreffen. Weder ChatGPT noch Bard braucht eine Uniform.
Mehr Home-Office bedeutet z.B. weniger Bedarf an Büroflächen, d.h. weniger Hausmeister, Sicherheitsleute (Hauptkunden von Cintas) etc.
Zusätzlich sehen wir eine rapide De-Uniformisierung. Von den Dienstleistern, mit denen ich regelmäßig Kontakt habe, sind nur noch UPS-Fahrer korrekt gekleidet. Die anderen tragen "zivil" mit einem Firmen-T-Shirt ("Servicepartner von XY").
In meiner Ex-Stamm-Apotheke trug das Personal früher ordentliche Kittel, heute Zivilkleidung mit einem Namensschild. Inzwischen bestelle ich vermehrt bei einer Online-Apotheke, dort trägt das Personal wahrscheinlich keine Uniform.
Ich sehe keinen Anzeichen für eine Trendumkehr in diesem Bereich und würde eher in NVIDIA (o.ä.) als in Cintas investieren.
am 03.09.2023 12:07
hättest du jetzt geantwortet, die Aktie ist stark überbewertet und wird zu hoch gehandelt, hättest du einen Daumen von mir bekommen. Hättest du auf einen Konzern in einer ähnlichen Branche (wie etwa VF Corc.) zum Vergleich verwiesen, hättest du einen Daumen bekommen.
Aber einen Einzelhändler in Bekleidung mit einem Halbleiterproduzent im IT-Bereich zu vergleichen ? , naja!
Ich bin (noch nicht) kein Aktionär von Cintas, die Mode ist schnelllebig, und der Markt wimmelt von Konkurrenz. Aber deine Vorbehalte gegenüber Bekleidung allgemein mit Blick auf ferne ausgereifte KI erscheinen mir etwas profan, und ich werde dir (weil mich der Konzernerfolg tatsächlich beeindruckt) einige Gegenargumente nennen. Dass KI in Zukunft in vielen Lebensbereichen unser Leben verändern und mitbestimmen wird, steht wohl außer Frage.
Cintas hat eine große Marktkapitalisierung ( 47,4 Mrd. Euro) und ist keine kleine Garagenfirma. Nach der Finanzkrise seit 2009 kennt der Kurs nur eine Richtung.
Cintas kümmert sich nicht nur um Arbeitskleidung (ob dabei schon der riesige Bedarf an Militäruniformen gedeckt wird, weiß ich jetzt nicht), sondern zum Beispiel auch um Erste-Hilfe-Sets, Schmutzfangmatten, Handtücher, Hygienelösungen oder Feuerlöscher und nimmt den Firmen sogar Sicherheitsschulungen ab.
Cintas erwirtschaftete 2022 das beste Ergebnis – der Umsatz lag 2022 erstmals bei über 7,8 Milliarden.
Cintas steigert die Dividende seit 40 Jahren in Folge. Die Rendite fällt mit knapp einem Prozent gering aus, doch die Ausschüttung ist seit dem Börsengang regelmäßig gesteigert worden. Seit dem Börsengang (IPO 1983) wurde die Dividende jedes Jahr erhöht.
Cintas wirtschaftet mit seinen 44.500 Mitarbeitern auch zukünftig erfolgreich, das meinen jedenfalls auch die Analysten. Während 2022 noch 10,66 E pro Aktie verdient wurde, sollen es 2023 11,89 E werden, und 2025 sogar 14,85 E. So dunkle Wolken wie du sie beschreibst, scheinen also noch nicht aufzuziehen.
Aber nun zum eigentlichen Trumpf:
Wenn Mitglieder hier schon die Trendfolgestrategie gewählt haben, und höheren Gewinn in kürzerer Lebenszeit riskieren,
Cintas ist unbestreitbar stark überbewertet und keine günstige Aktie, so dass eine Enttäuschung bei den Quartalszahlen zu größeren Verwerfungen führen könnte.
Eine Absicherung in Form der allseits beliebten Stopp-Loss-Order, so wie von @nmh empfohlen (lassen wir jetzt die Fakespäßchen beiseite, hier haben sicher viele Leser ihr mühsam zur Seite gelegtes Erspartes investiert) sollte demnach einer notwendigen und vernünftige Lösung entsprechen und vor allzu großen Überraschungen absichern.
Ein sinnvoll gesetzter Stopp wird von nmh mit 385 Euro angegeben. Mathematisch eigentlich zwar nicht optimal, aber wie wegen der Schiebezone erwähnt verständlich. (ein ständiges rein und raus aus den Kartoffeln kostet ja auch immer Geld und Performance).
Profi-Investoren warten mit ihren tiefen Taschen oft auf Gelegenheiten, die Kurse kurzfristig nach unten drücken zu können (der 4x jährliche Hexensabbat ist besonders beliebt), um Anteile billiger einsammeln zu können. Neu ist mir in diesem Zusammenhang der Fachbegriff: "Stopps löffeln". Man lernt eben nie aus!
Und zum Schluß:
Kein Anleger beschränkt sich natürlich nur auf einen Konzern im Depot. Ein Thema immer nur um einen Konzern wäre langweilig und man könnte das Bord sofort einstellen. Es spricht ja nichts gegen Nvidia im Halbleiterbereich, Church & Dwight im Konsum, und eben Cintas für den Einzelhandelsbereich.
Nur eben sollten wir beim Austausch von Argumenten innerhalb der gleichen Branche bleiben, um da konträre Ansichten austauschen zu können.
Grüßle - Shane
03.09.2023 13:31 - bearbeitet 03.09.2023 13:43
03.09.2023 13:31 - bearbeitet 03.09.2023 13:43
@Shane 1 schrieb:Cintas kümmert sich nicht nur um Arbeitskleidung (ob dabei schon der riesige Bedarf an Militäruniformen gedeckt wird, weiß ich jetzt nicht), sondern zum Beispiel auch um Erste-Hilfe-Sets, Schmutzfangmatten, Handtücher, Hygienelösungen oder Feuerlöscher und nimmt den Firmen sogar Sicherheitsschulungen ab.
der bereich, den du hier ansprichst, ist minimal:
(In thousands) 2023 / 2022 / 2021
Uniform Rental and Facility Services $ 6,897,130 / $ 6,226,980 / $ 5,689,632
First Aid and Safety Services 951,496 / 832,458 / 784,291
All Other 967,143 / 795,021 / 642,417
Profi-Investoren warten mit ihren tiefen Taschen oft auf Gelegenheiten, die Kurse kurzfristig nach unten drücken zu können (der 4x jährliche Hexensabbat ist besonders beliebt), um Anteile billiger einsammeln zu können. Neu ist mir in diesem Zusammenhang der Fachbegriff: "Stopps löffeln". Man lernt eben nie aus!
wer zugriff auf inhalte von "handelsblatt" hat kann sich hier: Mythos Hexensabbat informieren, was wirklich dran ist.
"Fachbegriff: "Stopps löffeln"" - das ist boulevard-niveau. (edit: eigentlich noch tiefer)
Grüßle 😏
Drilling
//0ff-topic//
@SMT_Service
bitte, wenn möglich, den editor verbessern. (sinnlose leerzeilen am ende von beiträgen).
beispiel: hier
am 04.09.2023 11:00
Das Thema dieses Stranges lautet ja "krisensichere Aktien", weil sich @nmh ja bekanntlich nicht mit ETFs auskennt. Ich habe meine EDV-Systeme nach krisensicheren ETFs suchen lassen, die sich bei der comdirect günstig kaufen lassen und bin auf ein Produkt gestoßen, das in letztes Zeit komplett ohne Tagesverluste war und einen der schönsten Charts zeigte, die ich jemals gesehen habe: