22.05.2020 11:39 - bearbeitet 23.05.2020 10:54
Liebe Börsenfreunde,
wir haben festgestellt, dass gerade in den letzten Wochen viele neue Leser in unserer sympathischen kleinen Community dazugekommen sind. Ist ja auch klar, es sind spannende Zeiten, und nach einem veritablen Crash fragen sich und mich viele, ob man denn nicht allmählich mal in Aktien einsteigen kann. Kurze Antwort:
Klar, kann man. Wenn man langfristig denkt. Eines vorab: Herbe Rückschläge wie im Februar, März 2020 müsst Ihr aushalten. Wer nicht ruhig schläft, weil er mit seinen Aktien auch mal 40 Prozent unter Wasser liegt, sollte keine Aktien kaufen. Aber für alle anderen gilt, was bereits in der Überschrift steht: Alles besser als das Geld auf dem Konto verfaulen zu lassen. Denn:
Das Wichtigste zuerst: keine Angst vor Aktien!
Es gibt Statistiken, die zeigen, dass man nach dem zweiten Weltkrieg nie länger als 13 Jahre warten musste, um mit breit gestreuten Aktien ins Plus zu kommen. Mehr dazu steht hier (bitte klicken).
Meistens geht es sogar wesentlich schneller. Die wichtigste Nachricht vorab ist also: Niemand sollte Angst vor Aktien haben. Wenn man lange genug wartet -- bisher maximal 13 Jahre -- landet man immer im Gewinn. Wer jetzt beispielsweise in drei Jahren viel Geld für ein neues Haus braucht, für den besteht natürlich das Risiko, dass er gerade dann, wenn er seine Aktien verkauft, in einer Tiefphase landet. Für einen eher kurzen Horizont von nur zwei oder drei Jahren sind Aktien vielleicht nicht optimal. Aber als Altersvorsorge, wenn Ihr noch zwanzig oder dreißig Jahre Zeit habt, gibt es nichts besseres. Bleibt die Frage:
Was soll ich kaufen, und wie gehe ich mit meinen Aktien um? Es gibt unzählige Strategien für die Aktienauswahl. Die gute Nachricht: Das spielt langfristig keine allzu große Rolle. Natürlich ist es besser, 15 bis 20 Prozent pro Jahr mit gut ausgewählten Aktien und einer zeitaufwendigen Strategie zu verdienen als mit den durchschnittlich 8 Prozent pro Jahr, die seit dem zweiten Weltkrieg ohne große Mühen drin waren. Aber alles noch besser als minus 2 Prozent, wenn das Geld auf dem Konto oder auf dem Sparbuch von der Inflation zerfressen wird. Und das Gute:
Lernen vom Profi
Ihr seid nicht allein! Denn Ihr bekommt hier in der Community von comdirect Hilfestellung von vielen anderen Anlegern. Ich selbst habe gut 30 Jahre Erfahrung am Aktienmarkt, bin bisher sehr erfolgreich damit, und gebe Euch gerne von Zeit zu Zeit Tipps und Empfehlungen weiter. Wenn Ihr hier klickt, findet Ihr eine aktuelle Aufstellung aller meiner Artikel. Mit den Aktien, die ich hier seit einigen Jahren empfehle, seid Ihr schon sehr gut gefahren. Ein paar einfach Regeln sollte man aber einhalten. Zur wichtigsten Regel überhaupt kommen wir weiter unten. Zuvor:
Wichtig ist auch, ein bisschen zu streuen. Investiert nicht Euer ganzes Geld in eine einzige oder nur in wenige Aktien. Ich selbst habe eine hohe dreistellige Zahl unterschiedlicher Wertpapiere in meinen diversen Depots, aber das müsst Ihr nicht zuhause nachmachen. Echt nicht! Normalerweise sagt man, dass ein Privatanleger doch zwanzig oder vielleicht dreißig unterschiedliche Aktien besitzen sollte, um das Risiko etwas zu verteilen. Und da Euch für jeden Kauf und Verkauf die Bank in die Tasche greift und Gebühren abzwackt, gibt es die Regel, dass man normalerweise mindestens 1000 Euro pro Wertpapier in die Hand nehmen sollte. Wenn Ihr dann zum Beispiel 10 Euro Gebühren bezahlt, ist das 1 Prozent, und das holt Ihr mit der Aktie schnell wieder auf. Daraus folgt, dass man normalerweise ab einem Vermögen von 20.000 oder besser 30.000 Euro zu einzelnen Aktien greifen darf. Wer weniger investieren möchte, ist mit einem Aktienfonds und da mit einem sogenannten "ETF" besser aufgehoben. Ein Fonds ist ein Paket, in dem Ihr ganz viele Aktien auf einmal kauft. Aber hier soll es jetzt um Einzelaktien gehen. Damit kommen wir zur Strategie. Und zu einem heftigen Streit, der da gerade passiert. Jetzt bisschen Popcorn bereithalten! Denn:
Die Instrumente der "Fundis": KGV, Dividende, Gewinnsteigerung & Co
Viele Wege führen nach Rom, oder genauer gesagt: zum Börsenwohlstand. Manche Anleger schlagen bei Aktien gerne zu, wenn sie abgestürzt sind (also die Aktien, nicht die Anleger). Sie analysieren das Unternehmen sehr sorgfältig, berechnen einen fairen Wert für den Aktienkurs und kommen zum Schluss, dass die Aktie momentan viel zu billig ist. Diese Art der Analyse nennt man "Fundamentalanalyse", dabei werden sehr aufwendig die Bilanzkennzahlen, Gewinnentwicklung, das Geschäft der Aktie analysiert. Sie bewerten die Aktie, indem sie beispielsweise den Aktienkurs durch den Gewinn teilen. Der Quotient wird "KGV" (Kurs-Gewinn-Verhältnis) genannt und gibt an, wie viele Jahre Gewinn man braucht, um den Kauf der Aktie zu finanzieren. Je kleiner, desto besser. Der Haken dabei ist, dass man das "G" in dieser Formel, also den Gewinn, den das Unternehmen machen wird, nicht kennt. Oder sie berechnen die Dividendenrendite, also die Dividende geteilt durch den Aktienkurs. Als "Dividende" bezeichnet man die Gewinnausschüttung an die Aktionäre, zum Beispiel einmal pro Jahr.
Die "Fundis" hoffen dann, eine Aktie gefunden zu haben, die tatsächlich zu billig ist und im Kurs steigen wird, so dass man Geld verdient. Das funktioniert manchmal sogar. Es klappt dann, wenn auch andere Anleger die Aktie für sich entdecken und kaufen. Denn der Kurs einer Aktie richtet sich nach Angebot und Nachfrage und kann nur dann steigen, wenn genügend Nachfrage besteht, wenn also genügend Anleger die Aktie kaufen. Dividendenstrategien funktionieren leider nicht immer, weil die Dividende nicht garantiert ist. Ein wichtiger Unterschied zu einer Anleihe, wo ich als Anleger ein Recht auf die Zinsen habe! Viele Aktionäre wissen nicht oder wollen nicht wahrhaben, dass die Dividende auch mal gekürzt oder sogar ganz gestrichen werden kann. Viele Dividendenfans erleben das im Moment bei den Aktien der Ölbranche. Also:
So arbeiten "Techis": Chartanalyse, Trends, Disziplin
Eine andere Strategie ist, einfach Aktien zu kaufen, die schon seit längerem im Kurs steigen und immer teurer werden. Man analysiert also den Verlauf des Aktienkurses (den "Chart") in den letzten Jahren. Das wird "technische Analyse" oder "Chartanalyse" genannt. Die "Techis" argumentieren, dass man auf diese Weise sehr schnell und unkompliziert viele, viele Aktien untersuchen kann. So finden sich leicht Aktien, die in das eigene Beuteschema passen. Solche Trendaktien findet Ihr in der comdirect-Community immer wieder in meinen sogenannten "Sternelisten". Denn man kann die Qualität des Aktienkurses nach unterschiedlichen Kriterien mit Sternen bewerten, so wie ein Hotel oder Restaurant. Meine Computer machen das freundlicherweise für mich; sie finden Aktien, die seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten schön stark im Kurs steigen, dabei nur selten Kursrückschläge hatten, die dann auch eher gering ausgefallen sind. Für den Amateur klingt das unlogisch: Warum soll ich etwas kaufen, weil es teurer geworden ist? Das Argument:
Wenn die Aktie schon seit, sagen wir mal, über zehn Jahren schön steigt und nur selten mal kurz nach unten abdreht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch in Zukunft so weitergeht. Denn offenbar macht das Unternehmen einiges richtig, hat ein gutes Management, gute Mitarbeiter, ein gutes Geschäftsmodell. Völlig egal, denn was wirklich zählt ist, dass offenbar seit vielen Jahren oder Jahrzehnten eine stetige Nachfrage nach der Aktie besteht. Und tatsächlich zeigen viele Studien, dass die Aktienauswahl auf diese Weise erfolgreich ist. Es hat viel mit einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu tun: Ich kaufe, weil alle anderen auch kaufen, und die kaufen auch nur, weil die anderen kaufen: Gemeinsam schwimmen wir mit dem Strom.
The Trend Is Your Friend
Die technische Vorgehensweise gibt es in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Daytrader nutzen sehr kurze Trends: Die Aktie ist in den letzten fünf Minuten gestiegen, also steige ich jetzt ein und hoffe in einer Viertelstunde mit Gewinn aussteigen zu können. Damit komme ich persönlich nicht so gut zurecht. Aber die technische Analyse von sehr langen Zeiträumen funktioniert bestens: Aktien, die seit 10, 20 oder sogar 30 Jahren (!) wie am Schnürchen gezogen steigen, werden auch in den nächsten Jahren steigen. Solche Aktien gibt es -- siehe meine Sternelisten. Bei aller Freude:
Natürlich ist auch diese Strategie nicht ohne Risiko. Denn dieser Weg fördert oft Aktien zu Tage, die nach Meinung der "Fundis", also bei fundamentaler Analayse der Zahlen, viel zu teuer sind. Klar:
Der ewige Streit
Der Streit zwischen den Fundis und den Techis ist so alt wie die Börse selbst. Fundamentalisten kaufen gerne billig, und technisch orientierte Aktionäre kaufen auch mal am bisherigen Rekordhoch. Beide hoffen, dass die Aktie danach steigt. Jede Partei ist davon überzeugt, dass ihre Strategie die beste ist. Das ist auch gut so, denn wenn es keinen Fundi gibt, der eine "teure" Aktie an den Techi weiterverkauft, dann funktioniert die Börse nicht. Ich selbst nutze beide Strategien mehrmals täglich und tendiere nach 30 Jahren Erfahrung zur technischen Analyse. Einerseits macht sie viel weniger Arbeit. Und außerdem: Was bringt es mir, eine "billige" Aktie zu kaufen, wenn ich der einzige bin, der sie für billig hält? Eine Aktie kann noch so billig sein, sie kann und sie wird nicht im Kurs steigen, wenn sie außer mir keiner kauft. Das sind Tiefflieger (siehe hier). Da habe ich lieber eine sauteure Aktie im Depot, die aber weiter im Kurs steigt, weil einfach immer mehr Anleger einsteigen. Sie folgen schlicht dem Trend. Man sagt auf Englisch: "the trend is your friend". Manche ergänzen: "until its end".
Ach ja, diese Börsenweisheiten. Wenn Ihr mal Zeit habt, klickt bitte hier. Da findet Ihr eine launige Zusammenstellung der Kalendersprüche und Bauernregeln für die Börse.
Die Goldene Regel: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen
Diese Ansammlung enthält auch den wichtigsten Spruch überhaupt. Wenn Ihr nur diese eine Regel beherzigt, dann, verspreche ich Euch, werdet Ihr an der Börse erfolgreich sein. Die goldene Regel lautet: "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen". Denn:
Der Kauf ist ja nur der erste Schritt an der Börse. Auch der Verkauf von Aktien muss dazugehören. Und auch wenn es viele überrascht: Der richtige Verkauf ist für den Erfolg viel wichtiger als der Kauf. Doch es gehört schon mal psychologische Überwindung dazu, eine Aktie zu verkaufen, die nicht richtig läuft. Man muss sich da ja einen eigenen Misserfolg eingestehen, und die allermeisten Anleger sind dazu nicht in der Lage. Erfolgreich an der Börse ist aber nur, wer begreift, dass er selbst Fehler macht! Viele Amateure warten, bis die Aktie wieder in den Gewinn dreht, und verkaufen dann. Zwei schwere Fehler! Denn Profis wissen: Aktien, die fallen, muss man verkaufen, und Aktien, die steigen, darf man nicht verkaufen! Ganz konkretes Beispiel:
Bloß kein totes Pferd!
Ich habe eine Aktie ausgesucht, von der ich überzeugt bin, dass sie steigen wird. Sie ist total billig, und die Firma schüttet hohe Dividenden aus. Jetzt stelle ich aber fest, dass es nicht so gut läuft. Alle anderen Aktien steigen, aber für meinen Titel interessiert sich irgendwie niemand. Das Papier steigt nicht, wahrscheinlich fällt sein Kurs sogar. Bisher hat die Firma noch nicht gemeldet, dass die Dividende leider ausfallen wird. Viele Hobbyanleger sagen jetzt: "Schuld sind die anderen, die nicht erkennen, wie toll die Aktie ist. Ich bin der einzige, der es sieht. Tausende von Geisterfahrern um mich herum! Ich werde diese Aktie bestimmt nicht verkaufen, schon gar nicht so billig. Nein nein, ich warte ab, die steigt schon wieder!" Und diese Amateure beobachten dann jahrelang, wie es mit der Aktie immer weiter runter geht. Totes Kapital! Profis hingehen sagen recht schnell: "OK, ich habe einen Fehler gemacht und versuche, ein totes Pferd zu reiten. Die meisten anderen Aktien steigen, nur meine nicht. Ich verabschiede mich, denn die ersten Verluste sind die geringsten. Von dem Geld kaufe ich lieber etwas anderes, besseres". Sie begrenzen ihre Verluste. Dabei ist es übrigens völlig egal, ob man das "andere, bessere" technisch oder fundamental auswählt, ob mal also "Fundi" oder "Techi" ist. Umgekehrt funktioniert das genauso:
Viele Hobbyanleger sitzen auf Aktiengewinnen, die Aktie steigt und steigt und steigt. "Ui, die ist ja inzwischen viel zu teuer geworden! Wieder bin ich der einzige, der das sieht, die anderen kaufen das Papier noch, aber mir reicht es, ich stoße die Aktie ab, sie ist zu hoch". Peng -- und nach dem Verkauf steigt so eine Aktie noch jahrelang weiter. Profis beherzigen die Grundregel: "Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen". Oder auf gut Deutsch: Aktien, die fallen, muss man verkaufen und Aktien, die steigen, muss man kaufen. So ein Trend kann viel länger dauern als Euer Geldbeutel es erlaubt. Übrigens:
Kaum zu glauben: Eure Trefferquote ist egal!
Die Grundregel, Gewinne einfach weiter laufen zu lassen und Verlustaktien zu verkaufen, hat auch den Vorteil, dass Eure Trefferquote an der Börse für den Erfolg egal ist. Für Anfänger kaum zu glauben, aber es ist so! Ein Beispiel: Ich kaufe zehn Aktien, jeweils für 1000 Euro. Neun davon funktionieren nicht so recht, ich verkaufe sie mit 5 Prozent (50 Euro) Verlust. Aber diese eine, die zehnte Aktie, die ist wirklich der Hammer. Sie steigt und steigt und steigt. Ich bin Profi, verkaufe also nicht, sondern warte einfach ab. Irgendwann hat die Aktie sich verdoppelt. Jetzt machen wir die Rechnung:
Neunmal habe ich 50 Euro verloren, macht 450 Euro Miese. Aber die zehnte Aktie, die sich verdoppelt hat, beschert mir 1000 Euro Gewinn. Insgesamt habe ich also 550 Euro oder 5,5 Prozent gewonnen. Und das bei einer schrecklich miserablen Trefferquote von gerade mal 10 Prozent! Dieses einfache Beispiel zeigt Euch, wie lebenswichtig die Grundregel "Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen" an der Börse ist. Und mit einer gescheiten Auswahlstrategie, ob technisch oder fundamental, können wir die Trefferquote noch verbessern. Die Regel spiegelt Demut vor der Börse wider, sorgt für Diziplin und sie beweist, dass der Anleger verstanden hat, dass niemand an der Börse immer recht hat, weil niemand von uns hellsehen kann. Nur Amateure glauben, dass sie es besser wissen als alle anderen Aktionäre. Indes:
Allergisch gegen Verluste? Stop Loss hilft!
Man kann den Verkauf von Verliereraktien auch automatisieren, das nennt sich "Stop Loss". Ich gebe meiner Bank den Auftrag, die Aktie zu verkaufen, wenn sie unter eine bestimmte Schmerzgrenze fällt, unter den sogenannten "Stopkurs". Das hilft, die eigenen Emotionen ("ach was, die steigt schon irgendwann wieder") auszuschalten. Nicht alle, aber die meisten Profis arbeiten genau so. Aber Stopkurse sind umstritten, auch hier in der Community. Meine Meinung dazu kennen treue Leser: Stopkurse helfen, Verluste zu begrenzen und den eigenen Schweinehund zu überlisten. Natürlich fliegt man auch mal ungewollt aus einer Aktie raus, die kurz abtaucht und dann wieder steigt. Aber niemand verbietet mir, anschließend gleich wieder einzusteigen. Die Erfahrung zeigt, dass solche Unfälle langfristig weniger Rendite kosten als das sture, rechthaberische Festhalten an Aktien, die einfach nicht laufen. Deswegen:
Ich persönlich habe viele meiner Aktien mit Stopkursen abgesichert. In Krisenphasen, wenn alles nach unten geht, verzichte ich auch mal auf Stopkurse. Aber was einfach nicht akzeptabel ist: Alle Aktien um Euch herum steigen, und nur die Aktie, die Ihr gekauft habt, spielt nicht mit. Sowas nennt der Profi "relative Schwäche", und das müsst Ihr Euch nicht antun. Verkaufen und durch etwas besseres ersetzen! Und falls die Aktie steigt, zieht Ihr die Schmerzgrenze, also den Stopkurs, einfach immer weiter nach oben mit. Irgendwann kommt der Moment, wo der Stopkurs über Euren Kaufkurs steigt. Dann könnt Ihr theoretisch keinen Verlust mehr mit der Aktie machen. Mehr über Stopkurse findet Ihr hier (bitte klicken) und hier. In diesem Zusammenhang gibt es sogar ein Geheimrezept für den Erfolg an de Börse, das ich hier genau erklärt habe. Lange Rede, kurzer Sinn:
Wenn Ihr diese eine wichtige Grundregel strikt beachtet und Euch einfach mal traut, einige Aktien zu kaufen, dann werdet Ihr auf Sicht von zwanzig, dreißig Jahren viel Geld damit verdienen. Bitte nicht nur deutsche Aktien, sondern am besten weltweit gemischt. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem der amerikanische Aktienmarkt langfristig am besten läuft. Der Grund ist, dass in Amerika jeder in Aktien investiert, so dass immer eine kontinuierliche Nachfragen nach den Papieren vorhanden ist. Dadurch schwanken die Kurse weniger stark und streben langfristig nach oben. Lasst Euch bloß nicht einreden, dass amerikanische Aktien schon längst "zu teuer" sind. Das waren sie nämlich schon immer -- und sie steigen trotzdem immer weiter. Oder mit anderen Worten: Es ist viel besser, eine gute Aktie "teuer" zu kaufen als eine schlechte "billige". Also:
comdirect erlaubt mir nicht, irgendwelche Garantien auszusprechen, aber wenn kein Krieg ausbricht oder Atomkraftwerk explodiert, dann werde ich recht behalten. Das zeigt einfach die Erfahrung an der Börse in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten. Und vor allem:
Ihr werdet sehen, dass die Geldanlage mit Aktien nicht nur profitabel ist, sondern auch wirklich Spaß macht! Klar, in Phasen wie im März, wo man vielleicht 25 Prozent im Verlust liegt, tut es richtig weh, wenn man nicht glücklicherweise schon zuvor über den Stopkurs rausgeflogen ist. Wie gesagt: Das muss man aushalten. Ein weiterer blöder Börsenspruch besagt: Börse ist Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld.
Ich wünsche Euch also viel Erfolg und, was noch wichtiger ist, viel Spaß an der Börse!
Herzliche Grüße aus einem sonnig-warmen München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 23.05.2020 18:20
@nmh schrieb:
Die Vorzugsaktie von Sartorius ist nach dem langfristigen Aktientrend momentan die beste Aktie der Welt. Hier ist -- als kleiner Bonus für meine treuen Leser -- die aktuelle Rangliste der Top 10 der trendstärksten Aktien der Welt:
Rang WKN Name der Aktie Branche Land
------------------------------------------------
1 716563 Sartorius Vz Gesundh. DE
2 871981 Adobe Software US
3 A2AJKS Sartorius Stedim Gesundh. FR
4 A0JM27 Constell. Softw. Software CA
5 A0F602 Mastercard Finanzdi. US
6 A0B6VQ Domino Pizza Nahrung US
7 A0NC7B Visa Finanzdi. US
8 907928 Esken Software FR
9 917099 Tyler Technol. Software US
10 881793 Fiserv Finanzdi. US
------------------------------------------------
Esken auf Platz 8 ? Dort hätte ich eher den Södermarkus (ein Wort !) erwartet!
am 23.05.2020 18:33
@dg2210 Das sieht mir aber stark nach Fakenews aus. Der Södermarkus ist doch bereits kurz davor unsere "Mutti" vom Podest zu stoßen.
@nmh Vielen dank für die ganzen Beiträge und die gewinnbringenden Listen.
Im Gegensatz zur Esken wird die Esker SA Aktie mein nächster Kauf werden. Bin beeindruckt wie du so kleine Unternehemen auf dem Schirm haben kannst (nach Informer derzeit 643,10 Mio Marktkapitalisierung). Bei meinem Aktienscreening fange ich meistens erst ab 2 Mrd. Marktkapitalisierung zu suchen. Da gehen mir solche Perlen verloren.
am 23.05.2020 19:09
@Roadracer23 : Ich kann der guten Antwort von @MMJ eigentlich nicht viel hinzufügen. Einfach peu-à-peu das Geld investieren. Je nachdem, wieviel Geld es ist, kaufst Du einmal pro Tag oder pro Woche oder pro Monat eine neue Sterneaktie hinzu, jeweils für 1000 oder 2000 Euro. Und dann mit Stopkurs ein paar Prozent unter der 200-Tage-Linie (oder auf Anfrage) halten und genießen.
@MMJ : Allianz in fallende Kurse hinein aufstocken? Ts, ts, ts ...
@dg2210 : Hoppala! Peinlich, peinlich ... klar, der Softwareladen aus Frankreich heißt natürlich Esker Société Anonyme. Die haben übrigens auch eine umfassende Website. Dass mir da versehentlich die SPD-Vorsitzende durchgerutscht ist, ist ebenfalls mal wieder ein Insider-Gag. Ich bitte, die Umtriebe zu entschuldigen. Übrigens: nach Södermarkus® bitte immer das ®-Symbol - steht ja auch so in unseren Schreibvereinbarungen! Genau so wie beim Scheuerandi®. Bei letzterem bitte immer mit Gag über die zu langen Haare.
@ehemaliger Nutzer : Meine Datenbank umfasst paar tausend Aktien weltweit. Unabhängig von der Marktkapitalisierung durchsucht mein Rechenzentrum halt ständig die Kurse, um interessante Titel für Euch in der Community zu finden. Kein Hexenwerk. Wie immer im Leben gilt: Die Daten sind das wertvollste!
@NordlichtSH : Auch an Dich ein herzliches Danke. Mastercard oder Visa? Stimmt, da kannst Du eine Münze werfen. Beide sind in den Top 10 mehrerer tausend Aktien international. Visa hat im letzten Jahr etwas weniger stark geschwankt. Oder einfach als Doppel kaufen?
@Flex: Ich kann gut verstehen, dass es Dir in den Fingern juckt. Einzelaktien machen mehr Spaß, aber auch wesentlich mehr Arbeit als ein ETF. Naja, unter 20.000 Euro kannst Du eben "nur" fünf oder zehn Aktien kaufen. Wenn da dann ein faules Ei dabei ist ... andererseits: warum nicht auch mal nur 500 Euro in Sterneaktien investieren? Einfach um es mal auszuprobieren?
Herzlichen Dank an alle für Euer Feedback und einen schönen Sonntag
viele Grüße aus einem regnerischen München
nmh
23.05.2020 19:37 - bearbeitet 23.05.2020 19:38
Ich lese nun auch schon seit nunmehr mehreren Monaten fleißig passiv hier mit. Vor Corona wollte ich einfach mit einem größeren Einzelinvestment in den bekannten all-in-one Vanguard ETF gehen, auch weil ich das Gefühl hatte für das aktive gegenüber dem passiven Investieren einfach keine Erfahrung zu haben. Nun juckt es mich dann doch in den FIngern, dank vieler Beiträge (insbesondere hervorzuheben @nmh , @Crazyalex , @GetBetter) nun doch in Einzelwerte zu investieren und "mitspielen" zu dürfen :).
Aktuell möchte ich dieses Jahr noch aussitzen (Corona und aus steuerlichen Gründen), würde dann aber wohl zum neuen Jahr mit 10 Sternenaktien a 1000-2000€ und parallel der gleichen Summe in den ETF anfangen. Letzteren als long-long Invest (mit dann deutlich niedrigerem Sparplan), ersteres, wie gesagt, zum mitmachen. Es gibt ja sicher kein richtig oder falsch, aber was haltet ihr von diesem Vorgehen? Lohnt es sich, die 10-20 Sternenlisten (je nach Publizierfreude von @nmh) auf eine watchlist zu packen und dann bei kleineren Rücksetzern sukzessive zu kaufen, oder widerspricht das dem Prinzip eines Sterns?
am 23.05.2020 20:14
@nmh schrieb:
@dg2210 : Hoppala! Peinlich, peinlich ... klar, der Softwareladen aus Frankreich heißt natürlich Esker Société Anonyme. Die haben übrigens auch eine umfassende Website. Dass mir da versehentlich die SPD-Vorsitzende durchgerutscht ist, ist ebenfalls mal wieder ein Insider-Gag.
Ich spreche leider kein französisch..."Société Anonyme" bedeutet wohl "anonyme Sozialisten" - denen vertraue ich mein Geld nicht an!
Dann gebe ich es lieber der Saskia, die damit einkaufen geht.
am 23.05.2020 20:17
@Flex: Ich kann gut verstehen, dass es Dir in den Fingern juckt. Einzelaktien machen mehr Spaß, aber auch wesentlich mehr Arbeit als ein ETF. Naja, unter 20.000 Euro kannst Du eben "nur" fünf oder zehn Aktien kaufen. Wenn da dann ein faules Ei dabei ist ... andererseits: warum nicht auch mal nur 500 Euro in Sterneaktien investieren? Einfach um es mal auszuprobieren?
Herzlichen Dank an alle für Euer Feedback und einen schönen Sonntag
viele Grüße aus einem regnerischen München
nmh
Hallo @nmh
vielen Dank für diese tolle Anleitung und Motivation für Anfänger!
Meinst du im zitierten Abschnitt mit "zum ausprobieren mal nur 500€" investieren, dass man dann eben zum "ausprobieren" nur mal bspw. 2 oder 3 Sterneaktien nimmt? Oder würdest du trotzdem raten direkt stärker zu diversifizieren mit den empfohlenen 10-20 Einzelwerten, nur dann eben für jeweils einen geringen Betrag von bspw. 500€?
Vor allem für den Fall, dass das Basisinvestment, wenn auch noch recht am Anfang, ein breiter ETF ist.
Es juckt tatsächlich immer wieder mal in den Fingern und als Anfänger fragt man sich dann, ob man neben dem typischen breiten ETF "zum reinkommen" mal mit nur wenigen Einzelaktien nebenher Erfahrungen (und bestenfalls auch etwas Rendite
) sammeln soll.
Ich hatte z.B. anfangs vor meinen ETF-Sparplan stur laufen zu lassen und was so geht zusätzlich beiseite zu legen. Und dieses Geld dann auch in den ETF zu stecken.
U.a. auch durch deine hervorragenden und gut verständlichen Tipps überlege ich immer wieder mal, ob dieses zusätzlich gesparte Geld vielleicht doch in Einzelwerte gesteckt werden könnte.
Anfänglich käme dann die Diversifizierung im Depot durch den ETF und die anfänglich wenigen Einzelaktien als Sahnehäubchen, die mit der Zeit aufgestockt und weitere dazugekauft werden könnten.
Ich denke den meisten Ottonormal-Anfängern bliebe sonst der Einstieg auf eine ganze Weile hin verwehrt.
Oder macht das so doch eher keinen Sinn?
Vielen Dank für deine Einschätzung.
Grüße vom Rhein
KM
am 23.05.2020 20:21
@apexx schrieb:Aktuell möchte ich dieses Jahr noch aussitzen (Corona und aus steuerlichen Gründen), würde dann aber wohl zum neuen Jahr mit 10 Sternenaktien a 1000-2000€ und parallel der gleichen Summe in den ETF anfangen. Letzteren als long-long Invest (mit dann deutlich niedrigerem Sparplan), ersteres, wie gesagt, zum mitmachen. Es gibt ja sicher kein richtig oder falsch, aber was haltet ihr von diesem Vorgehen?
Das klingt doch gut ![]()
@apexx schrieb:Lohnt es sich, die 10-20 Sternenlisten (je nach Publizierfreude von @nmh) auf eine watchlist zu packen und dann bei kleineren Rücksetzern sukzessive zu kaufen, oder widerspricht das dem Prinzip eines Sterns?
Marekttiming funktioniert sowieso nicht.... Ich hab es mir abgewöhnt mir über den Einstiegspreis einen Kopf zu machen. Anfangs hab ich das noch - inzwischen spare ich mir den Stress.
Gruß Crazyalex
am 23.05.2020 20:27
@apexx : Danke für Dein Feedback. Ja, so kannst Du das machen. Erst nächstes Jahr? Schade! Außerdem wäre ich auch vorsichtig mit "auf einen Rücksetzer warten". Natürlich, wenn Du es schaffst, kleine Korrekturen von 5 oder 10 Prozent anzupassen, ist das ideal. Leider läuft die Aktie oft aber davon. Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich würde einige Aktien um jeden Preis, auch zum Rekordhoch, kaufen (mit etwas Glück kommt einige Tage später ein weiteres, noch höheres Rekordhoch), und einige andere Aktien halt nur bei einem kleinen (!) Rücksetzer, wenn es denn sein muss. Ist umstritten! Der obige Beitrag von @Crazyalex bringt es genau auf den Punkt: Käufe und Verkäufe zu timen funktioniert meistens eh nicht. Einfach kaufen und liegen lassen, und nicht mit allzu spitzem Bleistift limitieren.
@KeepMoving : Danke auch an Dich. Wenn Du schon einen "breiten" ETF als Basis hast, warum dann nicht langsam, Schritt für Schritt, einige Sterneaktien kaufen? Je mehr unterschiedliche, desto besser, aber auch wenn Du "nur" zwei oder drei Aktien zu je 500 Euro besitzt (10 Euro Bankgebühren sind auch nur 2 Prozent, das holt die Aktie auf) und Stopkurse beachtest (also verkaufen, wenn die Aktie fällt), kann nicht viel anbrennen.
Viel Erfolg Euch allen!
nmh
am 23.05.2020 20:46
@nmh schrieb:Ich würde einige Aktien um jeden Preis, auch zum Rekordhoch, kaufen (mit etwas Glück kommt einige Tage später ein weiteres, noch höheres Rekordhoch), und einige andere Aktien halt nur bei einem kleinen (!) Rücksetzer, wenn es denn sein muss. Ist umstritten! Der obige Beitrag von @Crazyalex bringt es genau auf den Punkt: Käufe und Verkäufe zu timen funktioniert meistens eh nicht. Einfach kaufen und liegen lassen, und nicht mit allzu spitzem Bleistift limitieren.
Ich sehe das sehr ähnlich: Den richtigen Zeitpunkt zu erwischen ist mit viel Glück verbunden. Die richtige Aktie zu erwischen ist mit Arbeit verbunden - aber nur wenig mitt Glück. Da lohnt es sich eher Zeit zu investieren -> ich verwende inzw. auch deutlich mehr Zeit auf die Asuwahl...
@nmh schrieb:Je mehr unterschiedliche, desto besser, aber auch wenn Du "nur" zwei oder drei Aktien zu je 500 Euro besitzt (10 Euro Bankgebühren sind auch nur 2 Prozent, das holt die Aktie auf) und Stopkurse beachtest (also verkaufen, wenn die Aktie fällt), kann nicht viel anbrennen.
Wobei der Verkauf nochmal mit 10€ zu Buche schlägt.
Ich versuche immer nicht unter 2000€ zu gehen. Bei 1000€ ist mein absolutes Limit.
Gruß Crazyalex
am 23.05.2020 23:23
@Flex schrieb:
Was mich nur immer etwas betrübt, ist die Einsicht, dass es sich unter 20.000 € freiem und erstmal sicher für 20 Jahre nicht mehr benötigtem Anlagevermögen nicht wirklich anbietet, mit Einzelaktien anzufangen...
Guten Abend Flex,
20.000.- ist eine feine Summe.
Schau, ich/wir sind vor vielen Jahren in Papiere mit ähnlichen oder höheren Summen eingestiegen...SAP noch zu DM Zeiten,
Google & Fb. nahe Ihrer Notierung.
Ich weiß, ich habe dies schon mehrfach erwähnt,
aber nicht aus gründen der Angeberei oder ähnlichem,
nein ich möchte nur darlegen das man mit solch einer Summe,
sehr wohl gutes Geld verdienen "kann" !
Ich/wir haben die Papiere zum Teil noch heute, nach sehr vielen Jahren,
und Du siehst was daraus geworden ist, OK sehr viel Glück gehört dazu,
im Gegensatz was hier andere meinen.
Meine bescheidene Ansicht...rein in Aktien ![]()
zb. 4 x 5.000.- oder 2 x 10.000.-
10 x 2.000.- OK wäre vielleicht auch ein einstieg/Anfang
Oder aber auch nur die Hälfte in Aktien.
Und jetzt viel Glück und Erfolg,
wie immer Du Dich entscheidest.
Grüße
P.hu