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Dividendenstrategien mit ETFs

Joerg78
Mentor ★★★
3.174 Beiträge

Nicht nur im Rahmen der Diskussionen um "passives Einkommen" wird oft über Dividendenstrategien diskutiert; diese kann man entweder über Direktinvestments in einzelne Aktien realisieren oder über Investments in entsprechende Dividendenfonds/-ETFs.

Ich würde hier gerne mit euch über Vor- und Nachteile der entsprechenden Strategie - im Gegensatz zu einem klassischen World(+EM)-ETF-Ansatz.

Bevor ich aber einige Argumente (aus meiner subjektiven Sicht) anführe, würde ich gerne ein paar Dividenden-ETFs vorstellen; dabei beschränke ich mich größtenteils auf globale ETFs (eigentlich wollte ich immer den Index vorstellen, für die meisten Indizes gibt es aber eh nur einen ETF).

 

iShares STOXX Global Select Dividend 100: Dieser ETF (bzw. der zugrundeliegende Index) besteht aus ca. 100 Aktien, wobei 40 aus (Nord-)Amerika und je 30 aus Europa und der Asien-/Pazifik-Region stammen; Emerging Markets sind nicht enthalten. Daraus resultiert auch eine im Vergleich zum MSCI World unterdurchschnittliche Repräsentierung der USA. Auswahlkriterien für Unternehmen sind neben der Dividendenhöhe eine maximal 60%ige Ausschüttungsquote sowie ein positives Dividendenwachstum. Die Gewichtung erfolgt nach Dividendenrendite, wobei kein Titel mehr 10 % des Index ausmachen darf. (Quelle: Stoxx Index Guide (PDF).

 

SPDR S&P Global Dividend Aristocrats: Auch dieser zugrundeliegende Index besteht aus ca. 100 Titeln. Für kein Land aus dem Anlageuniversum (ebenfalls kein Emerging Markets) dürfen mehr als 20 Titel enthalten sein; dementsprechend "gering" ist hier auch der USA-Anteil. Mehr als 35 Titel dürfen pro Branche nicht enthalten sein. Die Payout-Ratio darf hier bis zu 100% betragen; die Dividendenhöhe darf in den vergangenen 10 Jahren nicht gesunken sein (=> gleichbleibend oder steigend). Die Gewichtung erfolgt nach  Dividendenhöhe, wobei kein Titel mehr als 3% des Index ausmachen darf. (Quelle: S&P Index Methodology).

 

SPDR S&P US Dividend Aristocrats: Der Index besteht derzeit aus rund 110 Titeln und investiert ausschließlich in den USA. Damit ein Titel in den Index aufgenommen wird, müssen diese in den letzten 20 Jahren in jedem Jahr die Dividende erhöht haben. Die Gewichtung im Index erfolgt nach Dividendenhöhe, wobei kein Titel mehr als 4% des Index ausmachen darf. (Quelle: S&P Index Methodology).

Die Aristokraten gibt es noch für weitere Regionen mit teils veränderten Voraussetzungen (kürzere Dividendenhistorie) für Euro-RaumUKAsien-Pazifik-Raum  und den Emerging-Markets. Mit diesen ist gegenüber der globalen Variante eine flexiblere regionale Verteilung möglich. 

 

Vanguard FTSE All World High Dividend: Der zugrundeliegende Index besteht derzeit aus über 1600 Aktien; das grundlegende Anlageuniversum entspricht dem des FTSE All World, hier sind die Emerging Markets (in einem geringen Anteil) also ebenfalls enthalten. Die Unternehmen werden nach ihrer (zu erwartenden) Dividendenrendite ausgewählt - weitere Kriterien (z.B. gleichbleibende/steigende Dividenden) gibt es nicht. Die Gewichtung erfolgt nach der Marktkapitalisierung der Unternehmen (Quelle: Index Methodology bei FTSERussell (PDF)).

 

Lyxor SG Global Quality Income: Zwischen 75 und 125 Titel werden im zugrundeliegenden Index gehalten;  das Anlageuniversum besteht aus Industrienationen (World). Eine interessante Einschränkung: Finanzwerte werden von vornherein ausgeschlossen (diese sind in Dividenden-ETFs normalerweise im Vergleich zum normalen World-Index überrepräsentiert). Dazu greifen diverse Qualitätskriterien, z.B. der Piotroski- oder der Merton-Scorewert; beide versuchen anhand von Unternehmenskennzahlen ein Unternehmen qualitativ zu beurteilen. Die Unternehmen sollen im Index gleichgewichtet sein (Quelle: Index-Rules bei Societe Generale).

 

iShares MSCI World Quality Dividend: Dieser Index - bestehend aus derzeit ca. 330 Titeln - legt ebenfalls global an (ohne Emerging Markets); die Top 5%-Unternehmen - gerankt nach Payout-Ratio - werden von vornherein ausgeschlossen, ebenso die von der Kursentwicklung her gesehen 5% schlechtesten Unternehmen. Die Dividenden dürfen in den letzten 5 Jahren nicht gesunken sein (wobei nach meinem Verständnis keine jährliche Betrachtung stattfindet). Die Gewichtung erfolgt nach Marktkapitalisierung (Quelle: Index Methodology auf der extrem unübersichtlichen MSCI-Seite).

 

So weit mal einige geläufige Dividenden-ETFs (bzw. Indizes).

 

Die Frage ist jetzt: Taugen solche ETFs für ausschüttungsorientierte Anleger, also solche, die möglichst hohe Ausschüttungen haben wollen, aber trotzdem einigermaßen breit diversifiziert sein wollen?

Ich versuche mal sowohl für die World/EM-Strategie, als auch für die Dividenden-Strategie ein paar Argumente für einen solchen ausschüttungsorientierten Anleger aufzuführen:

 

"Klassisches" World-EM-Investment

  • Deckt ein breiteres Anlageuniversum ab als jeder Dividenden-ETF
  • Es existieren auch ausschüttenden ETFs 
  • Bei höherem Kapitalbedarf kann auch eine Entnahmestrategie ("Entsparplan") eingesetzt werden
  • Es existiert nur eine grobe Vorauswahl der im Index enthaltenen Unternehmen (Marktkapitalisierung), somit keine "Strategie" (die mal besser oder mal schlechter funktioniert) enthalten
  • Es werden keine dividendenschwachen Branchen ausgeschlossen/massiv untergewichtet

 

Dividenden-ETF-Investment

  • Hat höhere Ausschüttungen als klassisches Investment
  • Kann langfristig besser performen (seit 2000 sind viele Strategien besser als der Markt, danach immer mal wieder schlechter => Performance-Vergleich )
  • Investment trotz Einschränkung auf beispielsweise 100 Unternehmen breit genug (die Top 100 vom MSCI World machen rund 40% des Index aus). Kann durch Kombination mehrerer ETFs/Indizes noch verbreitert werden.
  • Hat teilweise Qualitätskriterien enthalten, die für bessere Performance oder geringere Volatilität sorgen können

 

So, jetzt seid ihr dran: Haltet es ihr für sinnvoll, dass ein ausschüttungsorientierter Anleger, der in ETFs investieren will, die Dividenden-ETF-Strategie verfolgt oder würdet ihr sagen, dass das ein "No-Go" ist? Oder würdet ihr gar eine Mischung (z.B. 50% World+EM, 50% Dividenden-ETFs) empfehlen?

 

Bin gespannt Smiley (fröhlich)

 

Viele Grüße,

Jörg, der gerade gemerkt hat, dass man nicht länger als 1 Stunde an einem Beitrag rumbasteln sollte, weil hier sonst irgendein "Authentifizierungsticket" abläuft.

 

156 ANTWORTEN

Chris81
Experte
80 Beiträge

Hey @GetBetter und auch @t.w. 

Zunächst danke für eure Hinweise. Dafür schätze ich hier die Community. Dass man auch andere Blickwinkel neu oder nocheinmal vor Augen geführt bekommt. 

@GetBetter  du sagst dass es keine Garantien für die Entwicklung gäbe... Ein Aristokraten Etf zum Beispiel definiert sich doch aber dadurch, dass ausschließlich Werte enthalten sind, die ihre Dividende erhöhen ( also Aristokraten)... 

Werte, die das nicht können , werden aus diesem entfernt, sodass diese Definition stets erfüllt ist. 

Nach euren Einwänden werde ich mir aber überlegen, ob ich nicht einfach weiterhin einen ausschüttenden Welt Etf bespare oder doch bei den Einzelaktien bleibe.

Wobei meine Idee schon ist, dass ein Teil meines Portfolios über ausschüttende Werte verfügen soll, die bei Möglichkeit nicht angerührt werde, also nicht veräußert werden sollen. Da stellt sich für mich einfach die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, in andere Papiere/ etfs als einen Welt Etf zu investieren....

LG 

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

Um letzten Endes die Frage von @Chris81 zu beantworten: Nein, kenne ich nicht weil ich die Strategie insgesamt für nicht zielführend halte. Ich befinde mich in einer Vermögensaufbauphase. Ich kann dir das auch gerne mal ganz kurz erklären:


Ich investiere in Titel mit starker Gesamtperformance. Das vermehrt mein Vermögen mehr als mit Dividenden zu arbeiten. Das ist aber auch mit höherem Risiko verbunden.

Und wenn ich irgendwann Vermögen erhalten möchte wechsle ich in defensivere Titel, die weniger schwanken aber weniger Rendite erwirtschaften.

 

Nun der Knackpunkt, meiner Meinung nach und ich könnte damit auch völlig falsch liegen: Dividenden reduzieren nicht die Anteile, aber das Vermögen. Das muss aufgeholt werden. Die Dividenden müssen für Zinseszins wieder reinvestiert werden. Aber: Die Dividenden bauen nicht aufeinander auf. Das heißt, dass es nicht zwingend notwendig ist, den Titel 20 Jahre zu halten um vom Dividendenwachstum zu profitieren. 

Wenn ich jetzt Vermögen aufbaue und meinetwegen 500.000 Euro besitze, dann kann ich diese 500.000 Euro einfach in einen Dividendentitel stecken und ebenso hohe Dividenden kassieren. Kostet ein Anteil meinetwegen 1.000 Euro hole ich 500 Anteile. Bei einer Dividendenrendite von meinetwegen 5% bekäme ich 25.000 Euro Dividende. 

Wenn ich aber von Anfang an in Dividendentitel investiere und die Dividenden reinvestiere, das Gesamtvermögen dadurch aber langsamer wächst, bin ich am Ende bei meinetwegen 350.000 Euro Gesamtvermögen und hätte entsprechend nur 350 Anteile, was zu 17.500 Euro Dividenden führt. 

Ja durch Reinvestition bekommst du mehr Anteile, aber am Ende ist ja das Gesamtvermögen wichtig. Wenn ich später mehr Gesamtvermögen habe kann ich mehr Anteile kaufen als du angesammelt hast und profitiere von höheren Dividenden.

 

Und weil ich das so sehe befasse ich mich nicht mehr mit Dividendentiteln, da ich dieses eher für Rente sehe wenn ich Kapital erhalten und zusätzlichen Cashflow möchte. 

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

Chris81
Experte
80 Beiträge

@Zilch 

Hey zilch, 

Genau den Punkt habe ich mir Mal mit einem Dividendenwachstum Rechner durchgerechnet. Den kann man einfach googeln.

Wenn ich kontinuierlich 5000 Euro pro Jahr in einen dividentitel mit 2,5 Prozent Rendite und 7 Prozent Dividendenwachstum investiere und die divedende jedes Mal reinvesteire. Dann habe ich nach 20 Jahren 100000 Euro investiert und erhalte etwa 8000 Euro Dividende/ Jahr. Wenn ich die 100000 Euro aber direkt nach 20 Jahren investiere, dann sind es bloß 2500 Euro. 

Deshalb mein Fokus auf das Dividendenwachstum. 

Ich hoffe, ich habe mich nicht vertan oder übersehe etwas. Ich habe das auch Mal selbst Manuel durchgerechnet und bin auf ähnliche zahlen gekommen. 

Aufgrund dessen reizt mich langfristig gesehen diese Strategie sehr. 

t.w.
Legende
5.124 Beiträge

Hallo @Chris81,

 

da musst Du Dich vertan haben, wenn ich Deine Überlegung richtig verstehe. 

 

Ein Unternehmen zahlt immer x Euro je Anteil aus, egal, ob der Anteilseigner die Aktie seit zwei oder seit 20 Jahren hält. 

 

Somit müssen auch aus 100.000 Euro investiertem Kapital die gleichen Erträge herauskommen, egal, ob Du die 100.000 schon lange in diesem Fonds angespart oder Du die Anteile erst kürzlich gekauft hast. 

Crazyalex
Legende
9.443 Beiträge

Wenn ich es richtig begreife: Du hast was übersehen! 

Interessant ist in dem Fall nicht was in 20 Jahren ist (in der Konstellation wie du es schreibst) sondern was genau auf dem Weg dahin passiert...

 

Gruß Crazyalex


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!

Chris81
Experte
80 Beiträge

@t.w. 

Deine Dividende wächst aber jährlich (bei den Aristokraten) . Deshalb stimmt das so nicht.

Chris81
Experte
80 Beiträge

@Crazyalex 

Was habe ich denn übersehen ? Deine Dividende wird jährlich erhöht und die reinvestierst diese. Deine Anteile die du zuerst gekauft hast, haben nach 20 Jahren einen höhere prozentuale Ausschüttungsquote, oder vertue ich mich da ?? 

t.w.
Legende
5.124 Beiträge

Korrekt, die Ausschüttungen wachsen. 

 

Unternehmen A schüttet dieses Jahr 100 Euro pro Anteil aus und nächstes Jahr 105 Euro. 

 

Die 105 Euro erhalte ich aber nächstes Jahr unabhängig davon, ob ich die Anteile schon seit Jahren halte oder erst nächstes Jahr kurz vor der Ausschüttung kaufe. 

 

Es bleibt dabei: Für Dein 100.000 Euro Beispiel ist es völlig egal, wie lange Du diese Anteile bereits hältst/ansparst. Alle Anleger im Fonds werden exakt dieselbe Ausschüttung erhalten, wenn alle 100.000 Euro halten. 

Crazyalex
Legende
9.443 Beiträge

Es ist so wie es der @t.w. schreibt.

Und wenn ich den anderen Weg gehe habe ich in 20 Jahren nicht 100000€ die ausschütten sondern 120000€ die ausschütten 😉

 

Gruß Crazyalex

 

Zahlen nicht recherchiert sondern plakativ gewürfelt......


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!

Chris81
Experte
80 Beiträge

@Crazyalex 

@t.w. 

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Hier die Rechnung. Mit reinvestieren der Dividenden . 

OK klar , man hat dann mehr investiert als 100000, da man auch die divedende reinvesiert. 

Wenn du jetzt jedes Jahr 5000 Euro investiert bei 2,5 Prozent Dividendenrendite und 7 Prozent Dividendenwachstum dann kannst du hier sehen was du im Laufe der Zeit nach einem, zwei , drei etc. Jahren erhälst. Wenn du diese Jahre addierst, kommst du auf über 8000 Euro Dividende pro Jahr nach 20 Jahren