31.12.2019 17:01 - bearbeitet 06.01.2022 18:23
Liebe Börsenfreunde!
@Karatevater und @Chrissel und vor längerer Zeit @haxo, aber auch einige andere bitten um Erläuterungen, wie man Discount-Zertifikate richtig auswählt, um beispielsweise vergünstigt in Aktien einzusteigen. Da die Erklärungen von allgemeinem Interesse sind, hier ein neuer Thread dazu.
Lasst mich vorausschicken, dass ich seit dem Jahr 1999 Discount-Zertifikate handle und schon knapp 1600 unterschiedliche davon gekauft habe. Alleine am heutigen Tag wurden mal wieder 25 solche Zertifikate in meinem Depot fällig. Ich weiß also genau, wovon ich spreche, habe sehr gute Erfahrungen mit Discount-Zertifikaten gemacht, und das Handling ist wesentlich einfacher als bei Bonus-Papieren. Wer sich für Bonuszertifikate interessiert, klickt bitte hier. Dort habe ich ausführliche Tips dazu gegeben.
Discount-Zertifikate sind wahre Alleskönner. Man kann sie einsetzen, um kostengünstig in Aktien einzusteigen. Wählt man eine niedrige Obergrenze (sogenannte Deep-Discount-Zertifikate), so eignen sich die Papiere als Festgeld-Ersatz. Man bekommt dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine vernünftige Rendite. Mehr dazu lest Ihr weiter unten.
Was ist ein Discount-Zertifikat? Für alle, die es noch nicht kennen, hier eine ganz kurze Erklärung der Funktionsweise. Ein Discount-Zertifikat ist ein eigenes Wertpapier mit einer WKN und einigen "Ausstattungsmerkmalen". Jedes Discount-Zertifikat hat folgende Merkmale, durch die es sich von anderen Zertifikaten unterscheidet:
- Basiswert (Underlying, z.B. eine Aktie oder der DAX)
- Obergrenze (Cap): Ihr profitiert von Gewinnen im Basiswert bis zu dieser Grenze
- Laufzeit (Datum der Fälligkeit)
- Emittent (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat)
- Ausübungsart (nur Barausgleich, oder ggf. auch physische Lieferung des Basiswertes)
- Bezugsverhältnis ("BZV", meistens 1:1 für Aktien und 100:1 für DAX)
Wenn Ihr kauft, gilt folgende Regel: Das Discount-Zertifikat wird am Fälligkeitstag zu einem Wert eingelöst, der dem Wert des Basiswertes an diesem Tag entspricht, jedoch maximal die Obergrenze. Dafür, dass Ihr die Obergrenze in Kauf nehmt, erhaltet Ihr das Discount-Zertifikat etwas billiger als der Basiswert. Diesen Unterschied nennt man "Discount", daher der Name.
Eine anderer, seltener Name lautet "BLOC-Zertifikat", das steht für "Buy Low Or Cash".
Zwei aktuelle Beispiele:
1. DAX-Discount-Zertifikat
WKN: PZ3V10
Underlying: DAX (WKN 846900)
Laufzeit: 21.05.2020
Obergrenze: 12000 Punkte im DAX
Bezugsverhältnis: 100:1
Emittent: BNP Paribas
Ausübung: nur Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 118,76
Dieses Zertifikat wird am 21.05.2020 eingelöst. Ihr bekommt an diesem Tag den Stand des DAX geteilt durch 100 (= Bezugsverhältnis), maximal jedoch 120 Euro. Falls also der DAX am 21.05.2020 bei 11.000 Punkte steht, wird das Zertifikat zu 110 Euro eingelöst, und Ihr macht einen Verlust von 8,76 Euro. Steht der DAX jedoch bei 12.000 oder höher, gibt es die maximale Auszahlung von 120 Euro, was einer Rendite von 2,65% p.a. entspricht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch, und die Rendite ist viel besser als bei Festgeld. Anmerkung Januar 2022: Das Zertifikat wurde im Mai 2020 wegen Corona "nur" zu 104,09 Euro eingelöst. Der DAX stand damals bei 10409 Punkten.
2. Aktien-Discount-Zertifikat
WKN: CL152U
Underlying: Deutsche Pfandbriefbank ("PBB", WKN 801900), Kurs: 14,57 EUR
Laufzeit: 26.06.2020
Obergrenze: 15 Euro
Bezugsverhältnis: 1:1
Emittent: Commerzbank
Ausübung: physische Lieferung oder Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 13,70
Anmerkung Januar 2022: Wegen Corona hat auch das nicht richtig geklappt. Das Zertifikat wurde im Juni 2020 in PBB-Aktien umgetauscht, die im Corona-Crash auf damals ca. 7 Euro gefallen waren. Heute steht die PBB-Aktie bei knapp 11 Euro. Kein Beinbruch!
Das ist ein Zertifikat, das ich vor wenigen Tagen gekauft habe. Dieses Zertifikat wird am 26.06.2020 eingelöst. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Falls die PBB-Aktie an diesem Tag höher als 15 Euro steht, gibt es "nur" die Barauszahlung von 15 Euro. Ihr habt dann einen Gewinn von 1,30 EUR gemacht, das entspricht einer Rendite von 19,2% p.a. Stark! Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es so kommt, ist hoch, denn die PBB-Aktie notiert bereits bei 14,57 Euro. Anmerkung Januar 2022: Nein, leider kam im Februar 2020 Corona. Siehe oben.
Falls die Aktie nicht so weit steigt und bei Fälligkeit noch unter 15 Euro notiert, wird das Zertifikat gebührenfrei im Verhältnis 1:1 in die Aktie umgetauscht. Dann bin ich billiger in die Aktie eingestiegen, weil das Zertifikat aktuell fast 1 Euro weniger kostet als die PBB-Aktie. Anmerkung Januar 2022: Und genau das ist passiert.
Mir geht es in diesem Fall eher um die Maximalrendite als um die Aktienlieferung, denn ich besitze bereits PBB-Aktien. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Zertifikat mit eher etwas niedrigem Cap entschieden. Und das führt gleich zum nächsten Punkt:
Wie wähle ich mein Discountzertifikat aus?
Die Auswahl von Discountzertifikaten ist eigentlich ganz einfach. Ich habe auch hier schon einiges dazu geschrieben (bitte nachlesen). Bitte beachtet die neun Punkte der Checkliste im verlinkten Beitrag genau!
Zunächst: Die beiden Zertifikate CA42MG und CA42MH, die @Karatevater genannt hat, scheinen beide "ausverkauft" zu sein. Jedenfalls gibt es heute (Silvester) keine Briefkurse. Daher fällt es mir schwer, ihre Attraktivität zu beurteilen.
Ich gehe davon aus, dass @Karatevater in die BASF-Aktie einsteigen will, ohne die normale Provision zu bezahlen. Leider eignen sich die beiden genannten Zertifikate dazu nicht, weil ihr Cap zu niedrig ist. CA42MG hat einen Cap bei 67 Euro und CA42MH hat einen Cap bei 69 Euro. Die BASF-Aktie kostet aber jetzt bereits 67 Euro (Stand 30.12.2019). Bei den beiden Zertifikaten ist also die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass man bei Laufzeitende keine BASF-Aktien bekommt, sondern "nur" eine Barabfindung von 67 oder 69 Euro.
@Karatevater fühlt sich "erschlagen" von der Vielzahl der Zertifikate. Ich habe in meiner Datenbank viele Millionen Zertifikate, aktuell sind knapp 190.000 Discount-Zertifikate aktiv handelbar. Aber das sollte Euch nicht beunruhigen. Wer Discounter nutzen will, um günstig (= reduzierte Provision oder gebührenfrei, und evtl. mit einem kleinen Kurs-Discount) in eine Aktie einzusteigen, der geht einfach so vor wie in meinem oben verlinkten Beitrag empfohlen. Dort steht auch, wie man die Filter anwendet. Bitte nachlesen!
Wichtig: Um zu prüfen, ob physisch geliefert oder nur in Bar abgegolten wird, verlasst Ihr Euch bitte nicht auf die Angaben auf Fremdwebsites wie z.B. ariva.de, sondern Ihr prüft dies bitte ausschließlich auf der Website der Emittenten, denn nur dort ist es juristisch verbindlich und korrekt. Meiner Erfahrung nach sind die Angaben auf Fremdwebsites nicht immer richtig.
Die besten Discount-Zertifikate gibt es von der Commerzbank und von BNP. Beide sind bei comdirect für die vergünstigte Provision von 3,90 Euro handelbar. Die Websites haben folgende Adressen:
https://www.zertifikate.commerzbank.de/
https://www.derivate.bnpparibas.com/startseite
Anmerkung Januar 2022: Commerzbank bietet keine Zertifikate mehr an. Das Geschäft hat am 30.03.2020 die Societe Generale übernommen. An der Qualität hat sich aber nichts geändert. Ich empfehle die SocGen ausdrücklich. Das ist die Website:
https://www.sg-zertifikate.de/
Anmerkung Januar 2022: Auch die Zertifikate der Citigroup oder von Morgan Stanley sind empfehlenswert, aber hier muss man genau darauf achten, ob es nur Barauszahlung oder auch physische Ausübung gibt.
Nun also konkret zur BASF-Aktie. Wir gehen folgendermaßen vor:
Bitte nutzt die Discount-Zertfikate-Suche im comdirect-Informer. Dort bitte als Zertifikate-Typ "Discount" wählen, und als Basiswert die WKN BASF11. Bitte aktiviert außerdem das Kästchen "3,90 Euro Aktion", damit Ihr in den Genuss einer vergünstigten Provision kommt. Bedeutsam sind dann vor allem zwei Parameter: Einmal die Obergrenze (Cap Basiswert) und dann die Laufzeit.
Als Laufzeit stelle ich immer ein "6 Monate bis endlos". Warum? Erfahrungssache. In diesem Bereich (6 bis 12 Monate) ist der Discount am attraktivsten. Man kann das auch mathematisch begründen, aber das führt hier zu weit.
Als Cap (Obergrenze) wählt Ihr einen Kurs, der etwas höher liegt als Euer Kursziel für den gewählten Zeitraum. Hier müsst Ihr also realistisch abschätzen, wo der BASF-Kurs in einem halben Jahr steht. Ich persönlich halte es für realistisch, dass BASF im Juni 2020 bei etwas weniger als 80 Euro steht. Also wähle ich eine Obergrenze (Cap) von Null bis 80 Euro.
Als Ergebnis werden mir jetzt noch etwas mehr als 200 Zertifikate angezeigt. Die lasse ich mir auflisten. Bitte nicht nach der Seitwärtsrendite sortieren (die ist nicht wichtig), sondern nach der Maximalrendite p.a.
Eines der obersten Papiere in der Liste hat die WKN CL1NV6 und die höchste Maximalrendite, nämlich über 30% p.a. Das würde ich zum Kauf empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht "nur" mit der Maximalrendite von 30% in Bar abgefunden wird, sondern tatsächlich BASF-Aktien erhält, ist sehr hoch. Und in diesem Fall hat man nicht nur die normale Provision für den Kauf reduziert (3,90 Euro statt 10 Euro, und an manchen Tagen sind Discount-Zertifikate sogar gebührenfrei erhältlich), sondern man erhält sogar noch einen feinen Discount von 4,9 Prozent.
Noch kurz zum Thema Deep-Discount-Zertifikate und Festgeld-Ersatz: Dazu eignen sich beispielsweise folgende Discount-Zertifikate auf den DAX:
WKN PP9KTL (Cap 11.000, Laufzeit 24.12.2020), Rendite: 1,9% p.a.
WKN PZ3V10 (Cap 12.000, Laufzeit 21.05.2020), Rendite: 2,7% p.a.
WKN CU3RXB (Cap 12.000, Laufzeit 24.07.2020), Rendite: 3,0% p.a.
WKN CJ7MU5 (Cap 13.000, Laufzeit 26.06.2020), Rendite 6,4% p.a.
Anmerkung Januar 2022: Auch das war wider Erwarten ein Teufelsritt. Wegen Corona stand der DAX im Mai 2020 bei gut 10500 Punkten und im Juli 2020 bei etwa 13000 Punkten.
Ihr sehr also: je höher die Obergrenze, desto höher auch die maximal mögliche Rendite, desto höher aber auch das Risiko. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 11.000 bleibt ist viel höher als die Wahrscheinlichkeit, dass er über 13.000 klettert. Anmerkung Januar 2022: Denkste! Siehe Corona im Februar 2020.
Und bei der Gelegenheit kann man noch mit einigen Gerüchten aufräumen.
1. Bei Zertifikaten spekuliert Ihr nicht gegen den Emittenten!
Der Emittent gewinnt nicht, wenn Ihr verliert, und er verliert nicht, wenn Ihr gewinnt. Stattdessen sichert sich der Emittent an der Terminbörse Eurex ab, sobald Ihr Zertifikate kauft. Dort bildet er eine Gegenposition ab, die genau dem Zertifikat entspricht. Wenn Ihr beispielsweise ein Discount-Zertifikat kauf, dann sichert sich der Emittent ab, indem er die Aktie kauft und gleichzeitig an der Eurex einen Call auf die Aktie verkauft. Denn hinter einem Discount-Zertifikat steckt nichts anderes als ein gedeckter Short Call, so nennt man das. Die Prämie, die man für den Call erhält, entspricht dem Discount. Und falls das Papier so stark steigt, dass der Basispreis des Calls überschritten wird, müsst Ihr die Aktie abgeben. Auf diese Weise wird die Obergrenze realisiert.
Der Emittent verdient ausschließlich am Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis der Zertifikate) und daran, dass er die Einzelkomponenten des Zertifikates am Großmarkt (Eurex) etwas billiger bekommt als es dem Preis des Zertifikates entspricht.
Der Emittent hat sogar ein Interesse daran, daß Ihr mit Zertifikaten Gewinne macht. Denn nur zufriedene Anleger kaufen auch in Zukunft Zertifikate.
2. Ihr könnt Zertifikate jederzeit verkaufen.
Man kann zwar manche Zertifikate nicht mehr kaufen (siehe oben, sie sind "ausverkauft"), aber man kann sie immer an den Emittenten zurückverkaufen. Die Emittenten (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat) stellen während der Laufzeit der Zertifikate stets faire Geld- und Brief-Kurse -- und zwar im außerbörslichen Handel ("Livetrading") und auch an der Börse Stuttgart oder Frankfurt. Einerseits sind sie dazu verpflichtet (Emissionsprospekt). Andererseits würde es sich schnell rumsprechen, wenn ein Emittent keine fairen (!) Verkaufspreise ("Geldkurse") mehr stellt, und er könnte sein Zertifikategeschäft zusperren. Während der Laufzeit kann man also alle Zertifikate jederzeit verkaufen. Am Ende der Laufzeit werden Zertifikate vollautomatisch (bei comdirect gebührenfrei) eingelöst.
Mit anderen Worten: Der Handel an der Börse wird nicht dauerhaft "eingestellt". Es kommt zwar gelegentlich (selten) vor, dass man höchstens einige Stunden/Tage lang bestimmte Zertifikate nicht handeln kann; dafür gibt es unterschiedliche Gründe (die mit der jeweiligen Aktie zu tun haben). Aber eben nicht dauerhaft.
Aus juristischer Sicht habt Ihr übrigens als Inhaber eines Zertifikates einen Anspruch gegen den Emittenten, dass er Euch das Zertifikat zu einem fairen Preis abkauft -- ggf. mit einer Kündigungsfrist. Genaueres regelt der jeweilige Emissionsprospekt, der rechtlich verbindlich ist.
Risiko: Wenn der Emittent pleite geht (Lehman Brothers anno 2008), ist das im Zertifikat investierte Geld weg. Entscheidet selbst, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine große (!) Bank pleite geht, und was in so einem Fall an der Börse los wäre. Dann wäre Euer Zertifikat das geringste Problem. Trotzdem sollte man wegen dieses Risikos nicht sein ganzes Geld in Zertifikate investieren.
Und der Vollständigkeit halber: Wer Discount-Zertifikate kauft, verzichtet auf die Dividende, die die jeweilige Aktie während der Laufzeit der Zertifikate bezahlt. Diese Dividende ist jedoch bereits im Preis des Discounters eingerechnet, sie dient also dazu, das Zertifikat noch billiger zu machen. Mit anderen Worten: statt Dividende bekommt Ihr einen höheren Discount.
Die gelieferten Aktien sind aber "normale" Aktien mit vollem Dividendenanspruch. Ihr verzichtet also nur während der Laufzeit des Zertifikates, nicht danach.
Hier noch paar kurze Nachträge, die mir gerade einfallen:
1. Bei Aktien aus Frankreich, Italien und USA gibt es meistens keine physische Ausübung, sondern nur Barausgleich. Grund sind steuerliche Besonderheiten (Italien, Frankreich) und die Währungsumrechnung (USA).
2. Wenn bei uns in Deutschland die Finanztransaktionssteuer kommt, wird es aus eben diesem Grund vermutlich auch keine physische Ausübung mehr geben. Schade.
3. Die Fälligkeit der Discount-Zertifikate ist meistens konzentriert am 31.03., 30.06., 30.09. oder 31.12. Das hängt mit den großen Verfalltagen an der Eurex zusammen, an der sich die Emittenten - wie beschrieben - absichern. Zertifikate mit anderem Verfall als (ungefähr) diese Tage sind sehr selten. Weiter aber kein Problem.
4. Bei Discount-Zertifikaten auf ausländische (vor allem USA) Aktien gibt es eine Variante "Quanto" (steht für "quantity adjusted option" = abgesichert gegen Währungsschwankungen). Dieser Zusatz bedeutet also, dass sich das Zertifikat am Kurs der Originalaktie in Originalwährung (USD) orientiert, also nicht in Euro umgerechnet wird. Mit anderen Worten, "Quanto" bedeutet, es gibt weder die Chance auf Währungsgewinne noch das Risiko von Währungsverlusten. Wer mit einem schwachen US-Dollar rechnet, sollte also Quanto-Zertifikate kaufen.
5. Aufpassen bei der Obergrenze auf US-Aktien: Manchmal sind die in USD angegeben, manchmal in EUR. Achtung: Ich habe auch schon beobachtet, dass Fremdwebsites den Cap ohne Währungsangabe zeigen, oder fälschlicherweise sogar einen USD-Cap mit der Währung "Euro". Also immer die Original-Websites der Emittenten prüfen!!!
Für alle Anleger in Discount-Zertifikaten gilt: Bitte während der Laufzeit regelmäßig (z.B. jedes Wochenende) die restliche Maximalrendite prüfen. Falls die (ja nach Basiswert) kleiner als z.B. 4% p.a. geworden ist, hat das Discount-Papier sein Maximum bereits frühzeitig (vor Laufzeitende) erreicht. Dann bitte sofort verkaufen und ggf. in ein neues Discount-Papier umschichten (das nennt man "Rollen"). Ich benutze zu diesem Zweck Spezialsoftware, da ich eine hohe Anzahl Discount-Zertifikate (derzeit genau 91 verschiedene) halte.
Ich hoffe, damit einige drängende Fragen zu Discount-Zertifikaten beantwortet zu haben. Als großer Fan dieser Papiere würde ich mich freuen, Euch dafür erwärmt zu haben. Probiert es einfach mal aus -- viele Papiere sind günstig zu kaufen (Provision nur 3,90 Euro). Bitte beachtet: die günstige Provision gilt nur, falls Ihr für im Livetrading mindestens 1000 Euro kauft.
Anmerkung Januar 2022: Es bleibt trotz Corona-Crash bei meiner Empfehlung: Discountzertifikat sind und bleiben ein wunderbares Werkzeug für intelligente Anlegerinnen und Anleger.
Viele Grüße und einen guten Jahreswechsel aus München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
08.04.2022 20:14 - bearbeitet 08.04.2022 20:16
08.04.2022 20:14 - bearbeitet 08.04.2022 20:16
@ehemaliger Nutzer schrieb:Das wäre ein Bull-Call Spread, aber kein covered call.
Mir ist schon klar, was ein Zero Strike Call ist- dieser besteht überwiegend aus dem inneren Wert des Underlyings.
Ja, technisch ist das richtig. Es ist eine Art Poor Man's Covered Call.
@ehemaliger Nutzer schrieb:
Das wäre ein covered call-
Sinn= Verkauf der Aktie oder Erhalt einer Prämie ohne Angedient zu werden
Bei Discount-Zertifikat wäre der Sinn der Kauf.
Du kannst mir aber gerne die WKN eines Discount-Zertifikates nennen, in denen der Verkauf einer Aktie durch den Käufer des Zertifikates der Sinn ist. Vielleicht habe ich da ja etwas übersehen. Denn der müßte dann eine negative Rendite haben für das Recht, verkaufen zu dürfen.
Ob der Emittent dann an der Optionsbörse "handelt", wage ich noch zu bezweifeln. Da es meines bescheidenen Wissens keine Optionen zu 0,00 an der Börse gibt. Die LEPO fangen bei 0,01 an, haben praktisch keinen Umsatz und werden für viele Werte erst gar nicht angeboten. Beispiel Apple- April Verfall -kleinster Wert in der Optionskette: $50.
Was ist denn der Sinn eines Discount-Zertifikats? Der eine möchte günstiger eine Aktie bekommen, der andere möchte möchte (speziell bei den Deep-Discount-Zertifikaten) nur den Discount als Rendite vereinnahmen. Außerdem hat der Sinn doch nichts damit zu tun, wie das Ding intern konstruiert ist.
Ich glaube du siehst den Emittenten quasi als Gegenpartei zum Inhaber des Zertifikats an; das ist er aber nicht. Die Aktie steckt im Zertifikat, nicht die Option, Auslieferung der Aktie (vom Emittenten an den Inhaber des Zertifikats) hat hier nichts mehr mit dem Optionsgeschäft zu tun.
Ich mache mal ein konkretes Beispiel (Spread, Dividenden, Gebühren usw. vernachlässigt):
Aktie der Beispiel AG: 100 €
Call-Option für die Aktie der Beispiel AG, Strike 110 €, Laufzeit Ende Dezember: 5 € (Innerer Wert: 0 €, Zeitwert: 5 €)
Der Emittent bastelt daraus das Discount-Zertifikat und bietet es für 95 € an (Cap: 110 €, Discount: 5 €, Fälligkeit: Ende Dezember).
Wenn du dieses Zertifikat kaufst, dann kauft der Emittent eine Aktie und verkauft eine Call-Option.
Zwei Möglichkeiten, was bei Fälligkeit passieren kann:
Wenn ich irgendwo einen Denkfehler habe, dann zeig mir wo. Aber das ist exakt die Funktionsweise eines Discount-Zertifikats.
Und ja, prinzipiell lässt sich das Ding auch über einen Short Put konstruieren. Ob du einen Short Put verkaufst oder eine Aktie kaufst und darauf einen Short Call verkaufst, ist im Prinzip das fast gleiche.
Discount-Optionsscheine sind nochmal was ganz anderes, weil man hier keine Stillhalterposition einnimmt.
am 30.04.2022 23:54
Nochmal vielen Dank lieber @nmh , dass Du mein Interesse an Discountzertifikaten geweckt hast!
und natürlich auch lieber @Shane 1 , dass Du meine Fragen dazu geduldig und ausführlich beantwortet hast!
Dass sich ein Investment in Discountzertifikaten lohnen kann, zeigt auch folgendes:
Der Deutsche Derivate Verband hat eine Studie zu Discountzertifikaten 2021 erstellt, die Kernaussagen sind laut der Pressemitteilung (https://www.derivateverband.de/DE/MediaLibrary/Document/22%2004%2025%20PM%20Discount-Studie.pdf 😞
Die vollständige Studie gibt es übrigens hier:
am 01.05.2022 10:01
@hmg schrieb:
Der Deutsche Derivate Verband hat eine Studie zu Discountzertifikaten 2021 erstellt, die Kernaussagen sind laut der Pressemitteilung (https://www.derivateverband.de/DE/MediaLibrary/Document/22%2004%2025%20PM%20Discount-Studie.pdf 😞
- 83,12 Prozent der Discount-Zertifikate erzielten in 2021 eine positive Rendite
- 41,04 Prozent der Discount-Zertifikate mit höherer Rendite als ihr Basiswert
- 13,86 Prozent der Discount-Zertifikate erzielten im Untersuchungszeitraum eine positive Rendite, während sich der zugrundeliegende Basiswert negativ entwickelt hat
Leider hat es eine wesentliche Aussage aus der Studie nicht in die Pressemitteilung geschafft:
Mit anderen Worten:
Eine passive Anlage von 1000 EUR in ein durchschnittliches Discount-Zertifikat wächst in 10 Jahren auf ca 2000 EUR, eine ebenso passive Anlage in die entsprechenden Basiswerte auf ca 4400 EUR.
In 30 Jahren liegen wir bei ca 8000 EUR für den passiven Discounter und bei 80000 für den passiven Basiswert. Das ist ein Faktor von 10.
am 01.05.2022 10:53
Ja, genau das ist mir mit K+S passiert.
Discounter mit Laufzeit bis Jahresende gekauft, blöd aber auch wenn die Aktie schon nach 8 Wochen deutlich höher steht als der CAP.
Den Begriff passive Anlage finde ich aber etwas unpassend bei Zertifikaten die einen irgendwie gearteten Termin haben, zur Deadline gibt es ja Cash oder den Basiswert. Also man kann einen Discounter nicht 30 Jahre liegen lassen.
Durch den CAP sind halt solche Zertifikate wenig geeignet wenn die Kurse allgemein stark steigen, für 2022 kann die Rechnung schon wieder ganz anders aussehen. Letztendlich sind es Wetten auf seitwärts oder nur schwach steigende Kurse.
am 01.05.2022 12:53
Dein Beitrag steht aber nicht in Zusammenhang mit dem Hintergrundgedanken und dem Wirkungsprinzip eines Zertifikates, denn es geht ja nicht um die absolute Wertsteigerung einer Anlage in einem bestimmten Zeitraum im Vergleich mit anderen Anlageformen.
So wie von @CurtisNewton beschrieben (letztendlich sind es Wetten auf seitwärts oder nur schwach steigende Kurse).
Somit ist eigentlich alles schon einleuchtend besprochen.
Bei deiner Betrachtung gehst du ja davon aus, dass die Basiswerte permanent steigen werden , dann kannst du diese Discounter auch mit Optionsscheinen oder Hebelpapiere in den Vergleich setzen, denn dann schneiden die Aktien noch besser ab. Oder du vergleichst Discounter mit dem Sparbuch oder Anleihen, dann schneiden natürlich Discounter besser ab.
Wer letztes Jahr je nach Einstiegszeitpunkt auf Trend- oder ich formuliere mal vorsichtiger Hypeaktien gesetzt hat, musste viel Lehrgeld bezahlen (Nel Asa, Game, Biontech, Plug Power, Sea.LTD, Teamviewer, Zoom, Peloton, Netflix, Robinhood, Nikola Motor oder auch Nibe, nur um einen kleinen Teil davon anzureißen).
Auf mehr Sicherheit bedachte Investoren gehen auf Discounter und wählen die risikoärmere Variante im Aktiendickicht, denn sie setzen nicht auf die Ursache eines Aktienrückganges, sondern auf die Folgen für den Konzern (durch den Ukrainekrieg wird mehr Dünger benötigt -K+S oder John Deere steigt, oder aktuell Militärausrüstung = Rheinmetall steigt). Hier kauft man keinen Discounter, sondern das Basispapier.
Netflix wurde als Marktführer übertrieben brutal abgestraft, weil die Abozahlen von 221 Millionen Nutzern weltweit um 0,1% gefallen sind und deshalb tausende gehirnentkernte Börsianer die Aktie aus ihren Depots warfen. Hier sind die oben erwähnten Folgeauswirkungen zu beachten und wem ein Direkteinstieg zu unsicher ist, hat somit eine Möglichkeit über den Discount (je nach Volatilität) nochmals 5-8% günstiger mit einem Zertifikat einzusteigen.
Es geht also gar nicht um die höchsten Kursgewinne bei Discountern, sondern um die Anwendung dieses Schweizer Taschenmessers wie Discountzertifikate auch treffend genannt werden.
Eigentlich ging ich davon aus, dass dir diese grundlegenden Dinge bekannt sind.
Grüßle - Shane
am 01.05.2022 14:31
@CurtisNewton: Das Papier des Derivateverbandes geht davon aus, daß man alle (liquiden) Discounter (d.h. den gesamten Markt) kauft und liegenlässt. Dieser Stil wird i.A. als "passiv" bezeichnet.
@Shane 1: Ich habe keine Betrachtungsweise und geht von nichts aus. Ich habe die lediglich die Prozentzahlen des Dokuments in leichter begreifbare Euro-Beträge umgerechnet. Die Bewertung der Zahlen bleibt jedem selbst überlassen.
am 01.05.2022 20:46
Der Betrachtungszeitraum "1 Jahr" ist allerdings auch nicht sehr aussagekräftig. Wie hätte es wohl 2018 oder 2020 ausgesehen, als sich der Markt nicht so stark nach oben bewegt hat?
am 02.05.2022 00:06
@Tastenhauer schrieb:Der Betrachtungszeitraum "1 Jahr" ist allerdings auch nicht sehr aussagekräftig. Wie hätte es wohl 2018 oder 2020 ausgesehen, (...)
Das wissen wir leider nicht. Aufgrund der Methodik des Derivate-Verbandes kann nur diese die Frage beantworten.
am 24.09.2022 21:51
@hmg schrieb:@nmh wieder einmal vielen Dank für Deine interessante Einkaufsliste!
Angeregt durch Deinen Beitrag „was man jetzt noch kaufen kann“ überlege ich, zur Risikoreduktion mit Discountzertifikaten einen vorsichtigen (Wieder-)Einstieg zu versuchen.
Leider gibt es aber ja wenige Discountzertifikate mit Lieferung bei US-Aktien. Was hältst Du von HG0GX5 auf Apple, Laufzeit 23.09.2022, Cap 175 USD?
Apple musste seit Anfang des Jahres deutlich Federn lassen, daher wurde mein Zertifikat in Aktien eingelöst. Somit habe ich jetzt Apple-Aktien im Depot, aber mit netten Discount erworben. Ist mir auch nicht unlieb, werde ich voraussichtlich langfristig halten.
Eine Besonderheit gibt es aber bei der Einlösung der Zertifikate von HSBC auf US-Aktien, die für Investoren bedenkenswert ist (bestimmt auch für Dich, @Shane 1 😞 Die Aktien haben als Lagerstätte „USA“ angegeben, d.h. der Verkauf wird als Auslandsorder etwas teurer (alternativ: Lagerstättenwechsel, scheint mir aber noch deutlich teurer zu sein).
Wer das nicht möchte, sollte also die Zertifikate nicht bis zur Fälligkeit halten, falls Lieferung nicht sicher auszuschließen ist!
am 25.09.2022 00:49
Bei meinem Zertifikat (HG0GX5-gekauft bei Zero-Broker) warte ich noch auf die Einlösung am kommenden Montag. Daher ist mir die Lagerstätte noch nicht bekannt.
Allerdings ist mir dein erwähntes Problem auch schon untergekommen, bei Aktien aus Neufundland und Aktien einer Kanadischen Bank, welche zwar über Stuttgart und Frankfurt gekauft wurden und letztendlich durch Verschulden der kaufenden Bank (Badische Beamtenbank) in Toronto gelagert wurden.
Lange war mir das nicht bewusst und bemerkte dies erst nach einem erfolgten Depotübertrag und späterem Teilverkauf stellte ich fest, dass die Verkaufsorder nicht angenommen wurde. Tatsächlich kostet ein Lagerplatzwechsel einiges an Geld, so dass ich die Position in Toronto verkaufte (47,70 €uro Gebühr) und anschließend mit deutscher Lagerung wieder ins Depot holte.
Das ist mir in gut 40 Jahren Börsentätigkeit allerdings nur 3 Mal passiert (einmal noch mit Stockdividenden aus den Niederlanden).
Aber du hast hier recht, bei möglichen Bedenken einfach zwei oder drei Tage vorher verkaufen und man erspart sich ein mögliches Ärgernis. Aber da ich ebenso wie du die zugeteilte Basisaktie (Apple) sowieso nicht verkaufen will, habe ich das gar nicht in Erwägung gezogen.
Ebenso bei dem Netflixzertifikat (ich erinnere mich noch an die Diskussionen in diesemThread), welche in drei Monaten genauso günstig ins Depot wandern wird und ich ebenso als Aktie begrüßen und halten werde.
Einige interessante Angebote bestehen derzeit auch bei Air Liquide (als Flat Fee bei Comdirect handelbar über die Pariser Bank), falls es in deinen Anlagehorizont passt.
Grüße-Shane