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Depotstart in der Corona-Krise

TomRed
Autor ★★
13 Beiträge

Hallo liebe Community,

 

ich lese seit wenigen Tagen interessiert in dieser angenehmen Community mit und wende mich nun mit einer Frage an euch, in der Hoffnung,einen Schubs in die richtige Richtung zu bekommen.

 

Vorneweg:

Ich werde dieses Jahr 50, bin tendenziell eher wenig risikofreudig und habe keine Immobilien.

 

Insgesamt verfüge ich über 110K liquide Mittel, von denen 40K auf einen Tagesgeldkonto liegen und großteils auch dort liegen bleiben sollten.

70K möchte ich gerne anlegen. Genauer gesagt sind es jetzt "nur" noch 50K,  weil ich letzte Woche meinen 1sten ETF ins Depot gelegt habe:

20K zu 100% in den  Vanguard FTSE All-World (A1JX52). Hatte mich für diesen ETF entschieden, nachdem der in den von mir gelesenen Beiträgen recht häufig empfohlen wurde. Ehrlicherweise war das dann letztlich ein Spontankauf, zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht mal den Unterschied zwischen MCSI un FTSE... über´s Osterwochende hab ich mir das nun immerhin "er-lesen" und kann anscheinend resümieren, damit (hoffentlich) keinen Fehler gemacht zu haben, mal abgesehen vom variablen Kauf-Zeitpunkt, zu dem mir vermutlich kaum jemand einen wirklichen Tip hätte geben können.

 

Meine Newbie Frage lautet somit:

Was mache ich mit den nun noch zu investierenden 50K?  Wie erwähnt möchte ich insgesamt eher sicherheitsorientiert anlegen. Demzufolge müsste nun zu dem 100% Aktien ETF doch jetzt irgendwas "sicheres" ins Depot gestellt werden, nur was? Anleihen? (Wenn ja welche?).  Ich könnte mich ggf. auch damit anfreunden, einen  (Groß-)teil erstmal für 2 (?) Jahre als Festgeld zu parken, um zu sehen wie sich die Weltwirtschaft nach dieser ganzen Pandemie-Geschichte wieder erholen wird.

 

Über das oben beschriebene "Einmal-Invest" hinausgehend würde ich würde ich auch gerne 500,- EUR  monatlich ansparen, da ich das in den letzten 2 Jahrzehnten zu meiner Schande schlichtweg verpennt habe -> daher stammen defakto die -für meine Verhältnisse- relativ großen liquiden Bestände.

Im Moment habe ich das Gefühl, dass es tatsächlich so "banal & einfach" sein könnte, auch einen regelmäßigen Sparbetrag in den A1JX52 zu stecken, solange ich auch etwas (sehr) sicheres in der Hinterhand habe, richtig?

 

Nach dem Osterwochenende geht es für die Profis unter euch ja wieder los ... ich hoffe dennoch, das jemand etwas Zeit findet, um meinen aktuellen Planlos-Nebel etwas zu lichten.

 

Viele Grüße und schöne Woche wünscht,

der Tom

 

68 ANTWORTEN

GetBetter
Legende
8.095 Beiträge

Hallo @TomRed  und auch von mir ein herzliches Willkommen.

 

Zunächst mal kann auch ich Dir bestätigen, mit dem A1JX52 nichts falsch gemacht zu haben.

 

Was bezeichnest Dich selber als "tendenziell eher wenig risikofreudig" und "sicherheitsorientiert".

Andererseits gibst Du zu, die letzten 2 Jahrzehnte verpennt zu haben. Das bedeutet ja im Grunde nichts anderes als zu bereuen, nicht investiert zu haben, also ein Risiko eingegangen zu sein.

 

Aktuell tue ich mich etwas schwer Dich zwischen diesen beiden Punkten einzusortieren. Im Normalfall würde ich sagen, 40 k€ auf dem Tagesgeldkonto sind Sicherheit genug, die anderen 20+50 sind zum Investieren da.

Gerade bei einem Einstieg in einer Phase wie wir sie momentan erleben, sollte das mit einem 15-jährigen Anlagehorizont eine relativ sichere Sache sein (keine 100% Garantie).

 

Um Deine Risikobereitschaft mal etwas besser greifen zu können:

  • Wirst Du, nach heutiger EInschätzung, mit Deiner Rente auskommen bzw. mit was für einer Lücke rechnest Du etwa?
  • Stell Dir vor Du hast einen Betrag x investiert und die Kurse gehen zeitweilig nach unten. Wie groß darf die rote Zahl werden ohne dass Du Schweissperlen auf der Stirn bekommst?
    5.000? 10.000? 25.000? ...?

TomRed
Autor ★★
13 Beiträge

@GetBetter  schrieb:

Hallo @TomRed  und auch von mir ein herzliches Willkommen.

 

Zunächst mal kann auch ich Dir bestätigen, mit dem A1JX52 nichts falsch gemacht zu haben.

 

<TomRed> Ja, freut mich natürlich zu lesen.

 

Was bezeichnest Dich selber als "tendenziell eher wenig risikofreudig" und "sicherheitsorientiert".

Andererseits gibst Du zu, die letzten 2 Jahrzehnte verpennt zu haben. Das bedeutet ja im Grunde nichts anderes als zu bereuen, nicht investiert zu haben, also ein Risiko eingegangen zu sein.

 

<TomRed>Jep, da ist schon was dran, wobei sich die "Reue" eher Grenzen hält. Jährlich 2-3 % Rendite wäre rückblickend natürlich schön gewesen.

 

Aktuell tue ich mich etwas schwer Dich zwischen diesen beiden Punkten einzusortieren. Im Normalfall würde ich sagen, 40 k€ auf dem Tagesgeldkonto sind Sicherheit genug, die anderen 20+50 sind zum Investieren da.

Gerade bei einem Einstieg in einer Phase wie wir sie momentan erleben, sollte das mit einem 15-jährigen Anlagehorizont eine relativ sichere Sache sein (keine 100% Garantie).

 

Um Deine Risikobereitschaft mal etwas besser greifen zu können:

  • Wirst Du, nach heutiger EInschätzung, mit Deiner Rente auskommen bzw. mit was für einer Lücke rechnest Du etwa?

Um den aktuellen Lebenstandard zu halten, könnte evtl. eine Lücke von bis zu EUR 600 entstehen. Dabei gibt es jedoch unbekannte Variablen, da ich u.a. nicht abschätzen kann, ob ich in 15 Jahren auch noch (wie jetzt) meine Mietkosten nur zur Hälfte mit jemanden teilen darf  ... mit anderen Worten: es könnte im worstcase  auch eine erheblich größere Lücke entstehen.

 

  • Stell Dir vor Du hast einen Betrag x investiert und die Kurse gehen zeitweilig nach unten. Wie groß darf die rote Zahl werden ohne dass Du Schweissperlen auf der Stirn bekommst?
    5.000? 10.000? 25.000? ...?

<TomRed> Ausgehend von einen Investitionsvolumen von insgesamt 70.000 (von denen ich ja bereits 20.000 im den ETF gesteckt habe) hätte ich vermutlich spätestens bei 40.000 unmittelbaren Bedarf an einem saugfähigen Handtuch. 

 


An alle Beitragsschreiber : vielen Dank zunächst mal für die wirklich hilfreichen Tips ( @digitus : Shares Euro Aggregate Bond ist notiert).

 

Momenten habe ich das Gefühl, das ich noch etwa 1-2 Monate mit dem Invest der nächsten 50K warten sollte, um mich einerseits etwas fundierter mit der Materie vertraut zu machen und andererseits den weiteren Verlauf der Pandemie und den damit zusammen hängenden Wirtschaftsprognosen abzuwarten. Natürlich ist das verbunden mit dem "Risiko" (ich hab´s verstanden Lachender Smiley) auf ordentliche Rendite zu verzichten, andererseits aber auch mit der "Chance", den nächsten Rutsch -falls er denn kommt- unbeschadet(er) vorüber ziehen zu lassen.

 

Eines wird ganz sicher nicht passieren, das haben mir einige Kommentare hier dankenswerter Weise aufgezeigt, das ich die nächsten 20 Jahre auch wieder verpenne.

Denn: der Anfang ist ja jetzt gemacht - ich bin aus der Invest-Lethargie erwacht und habe mich eeeeeendlich an das Thema rangewagt: Jetzt heisst für mich erstmal nicht gierig/übermütig zu weden, sondern besonnen am Ziel "Altersvorsorge mit  Vermögenvermehrung" weiterstricken. Also weg von "ob" und hin zum "wann/wie".

 

Schönen Abend!

Tom

 

 

GetBetter
Legende
8.095 Beiträge

@TomRed  schrieb:

Um den aktuellen Lebenstandard zu halten, könnte evtl. eine Lücke von bis zu EUR 600 entstehen. Dabei gibt es jedoch unbekannte Variablen, da ich u.a. nicht abschätzen kann, ob ich in 15 Jahren auch noch (wie jetzt) meine Mietkosten nur zur Hälfte mit jemanden teilen darf  ... mit anderen Worten: es könnte im worstcase  auch eine erheblich größere Lücke entstehen.

[...]

Ausgehend von einen Investitionsvolumen von insgesamt 70.000 (von denen ich ja bereits 20.000 im den ETF gesteckt habe) hätte ich vermutlich spätestens bei 40.000 unmittelbaren Bedarf an einem saugfähigen Handtuch. 


Ich nehme 2 Dinge mit:

  • Die Lücke ist durchaus beachtlich aber nicht dramatisch.
    Du bräuchtest also einen jährlichen Betrag von etwa 7.200 € nach Steuern. Basierend auf heutiger Gesetzgebung also knapp 10.000 € Brutto-Erträge. Bei 5% (konservativ) sind dafür etwa 200.000 im Depot nötig. Bei Deiner aktuellen Basis abolut machbar!
  • Von 70.000 auf 40.000 ist ein Absturz um über 40%. Ich garantiere Dir da werden die allermeisten unruhig, ich sehe also nicht wo Du sicherheitsbedachter als die große Masse wärst.

Für mich bedeutet das: Vergiss Anleihen und gehe mit mindestens 60 k€ in Aktien-Anlagen. Selbst wenn diese 60 k€ sich zeitweilig halbieren bist Du immer noch innerhalb Deiner Risikotoleranz.

Und falls es gut läuft kannst Du in ein paar Jahren ja anfangen etwas Risiko rauszunehmen und den Aktienanteil zu reduzieren. Für jetzt würde ich die Chance aber nutzen. Nochmal 50% geht es ziemlich sicher nicht runter.

TomRed
Autor ★★
13 Beiträge

@GetBetter  schrieb:

@TomRed  schrieb:

Um den aktuellen Lebenstandard zu halten, könnte evtl. eine Lücke von bis zu EUR 600 entstehen. Dabei gibt es jedoch unbekannte Variablen, da ich u.a. nicht abschätzen kann, ob ich in 15 Jahren auch noch (wie jetzt) meine Mietkosten nur zur Hälfte mit jemanden teilen darf  ... mit anderen Worten: es könnte im worstcase  auch eine erheblich größere Lücke entstehen.

  • Die Lücke ist durchaus beachtlich aber nicht dramatisch.
    Du bräuchtest also einen jährlichen Betrag von etwa 7.200 € nach Steuern. Basierend auf heutiger Gesetzgebung also knapp 10.000 € Brutto-Erträge. Bei 5% (konservativ) sind dafür etwa 200.000 im Depot nötig. Bei Deiner aktuellen Basis abolut machbar!

Sind vermutlich ein paar triviale Nachfragen, aber kannst mich bitte noch aufklären

  • wie von den 7.2K Bedarf auf 10K Brutto-Ertrag hochgerechnet wird?
  • warum beim Berechnen des Lücken-Ausgleiches scheinbar davon ausgegangen wird, das das bei Renteneintritt vorhandene Vermögen (hier 200K) zu keinem Zeitpunkt angeknabbert wird? Oder anderes ausgedrückt: Würde ich bei dieser Rechnung die 200K nicht in die Kiste mitnehmen?

Schönen Gruß,

Tom

Crazyalex
Legende
9.397 Beiträge

Bei dieser Rechnung würdest du tatsächlich die 200k€ hinterlassen. 

Die Rechnung von 7.2k€ auf die 10k€ p.a. Ist einfach: 10k€ brutto ergeben nach Abgeltungsteuer 7.2k€ netto - nach heutigem Stand.

 

Gruß Crazyalex


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!

GetBetter
Legende
8.095 Beiträge

@TomRed  schrieb:

Sind vermutlich ein paar triviale Nachfragen, aber kannst mich bitte noch aufklären

  • wie von den 7.2K Bedarf auf 10K Brutto-Ertrag hochgerechnet wird?
  • warum beim Berechnen des Lücken-Ausgleiches scheinbar davon ausgegangen wird, das das bei Renteneintritt vorhandene Vermögen (hier 200K) zu keinem Zeitpunkt angeknabbert wird? Oder anderes ausgedrückt: Würde ich bei dieser Rechnung die 200K nicht in die Kiste mitnehmen?

Die Rechnung um von 7,2 k€ auf 10 k€ zu kommen ist, basierend auf dem aktull geltenden Abgeltungssteuersatz von 26,375% und unter Mißachtung des Freibetrages, einfach: 7.200 € / (1-0,26375) = 9.779 €

 

Zur zweiten Frage ist die Antwort etwas komplizierter, in der Tendenz hast Du aber Recht.

Im Gegensatz zur gesetzlichen Rente oder beispielsweise privaten Rentenversicherungen beinhaltet das simple Depot eine Gemeinheit:

Du kriegst nicht lebenslang Geld sondern nur solange bis nix mehr da ist.

Perfekt aus eigener Sicht und ohne Rücksicht auf Erben gibst Du Deinen letzten Euro im Moment Deines letzten Atemzuges aus. Man weiß aber am Anfang dummerweise nicht, ob man mit 70 stirbt oder mit 100. Also gilt "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste" und man entnimmt idealerweise möglichst wenig aus der Substanz.

 

Es gibt Untersuchungen, wieviel Du entnehmen darfst ohne Risiko zu laufen, in Armut zu sterben. Die Faustformel heißt: Mit 6% klappt's fast immer, mit 4% können wir sogar das "fast" weglassen (basierend auf historischen Daten und ohne absolute Garantie für die Zukunft).

In meiner Rechnung hatte ich 5% angenommen. Da ist das "fast" schon ziemlich mickrig und Du hast gute Chancen als relativ reicher Mann zu sterben.

 

Es kann aber auch passieren, dass Du mit 200 k€ in Rente gehst, für das erste Jahr 5% entnimmst und drei Wochen später kommt ein Virus ums Eck und Dein Depot sackt um 35% ab. Dann sind binnen 12 Monaten eben nur noch 120 k€ da – und da sind die 5% die im 13. Monat entnommen werden sollen noch gar nicht berücksichtigt.

 

Ziemlich ausführlich aber auch trocken ist das beispielweise hier nachzulesen.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Du hast von 110K also 60K in Aktien-ETFs investiert, richtig? Macht eine Aktienquote von 54%, die ich ok finde. Den Rest würde ich mit 10% in Gold und 36% in High-Yield Anleihen ETFs investieren, wobei ich bei letzterem mindestens 50% USD vorsehen würde, da dem Euro unruhige Zeiten bevorstehen.

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

@ehemaliger Nutzer  schrieb:

Du hast von 110K also 60K in Aktien-ETFs investiert, richtig? Macht eine Aktienquote von 54%, die ich ok finde. Den Rest würde ich mit 10% in Gold und 36% in High-Yield Anleihen ETFs investieren, wobei ich bei letzterem mindestens 50% USD vorsehen würde, da dem Euro unruhige Zeiten bevorstehen.


Wenn du eigentlich möchtest dass nach der Aktienquote von 54% der Rest relativ risikoarm angelegt wird so sind die High-Yield Anleihen exakt NICHT was er möchte. High Yield sind zwar Renditestärker, aber auch wesentlich risikoreicher (Ausfallrisiko Emittenten). Andere Begriffe für High-Yield Anleihen sind oftmals Schrottanleihen, Junk-Bonds, Ramschanleihen - das möchte man eigentlich nicht im Depot haben wenn man einen risikoärmeren Teil braucht, egal ob in USD oder EUR. 

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Was ist denn risikoarm? Tagesgeld bei einer Bank? Smiley (überglücklich)

 

100% Aktien werden wohl auch nicht Deine Empfehlung sein. Eine breite Streuung mit High Yield ETF´s macht durchaus Sinn, zumal die Ausschüttungsrenditen derzeit interessant sind. Und lass 30% ausfallen, dann heißt das im Gesamtvermögen 10% temporärer Kursverlust, der nach meiner Erfahrung wieder aufgeholt wird.

DieMacht
Experte ★★
470 Beiträge

@ehemaliger Nutzer  schrieb:

Was ist denn risikoarm? Tagesgeld bei einer Bank? Smiley (überglücklich)


Ja, ganz genau. Bis 100.000 EUR weißt Du genau, was Du bekommst, nämlich 100.000 EUR, wenn Du sie brauchst. Da gibt es quasi kein Risiko.

 

Viele Grüße

Stefan