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Das leidige Thema Riester (Anbieter-Wechsel, Verständnisfragen)

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge

Verehrte Forums-Experten,

 

bitte lasst die Mistgabeln im Schuppen und das Teer und die Federn unbenutzt: Ich habe einen Riester-Vertrag den ich seit vielen Jahren mit Höchstsatz bespare (ca. 165 Euro im Monat) und der mittlerweile ein Kapital von um die 20.000 Euro angehäuft hat. Das ganze ist ein fondsgebundener Riester-Vertrag der "neue Leben Versicherung" der mir damals mit Mitte 20 in der Hamburger Sparkasse aufgeschwatzt wurde. Was soll ich sagen - so war es halt. Man hatte keine Ahnung, kein Interesse - aber trotzdem das Gefühl irgendwas für das Gewissen machen zu müssen. Mit diesem Muster haben sich viele Bank"berater" sicherlich tolle Urlaubsreisen finanziert. Sei es drum, so ist es jetzt halt. 

 

Für mich ist folgendes gesetzt: ich möchte (eigentlich) die Riester aufgrund der saftigen Steuervorteile und Zulagen auch behalten (siehe Punkt 2 weiter unten). Das sind bei mir im Jahr immerhin gute 1000 Euro zusammen. Ich möchte aber den Anbieter/Fonds wechseln. Habe mich dieses Wochenende mal damit beschäftigt und es traten einige Fragen auf.

 

1. Der Fonds mit dem mein aktueller Vertrag arbeitet ist dieser hier (WKN: A0B526). Ein heisser Kandidat für einen Wechsel ist die DWS mit diesem Fonds (WKN: DWS0RV). Sehe ich das wirklich richtig, dass die Performance des Haspa-Fonds in den letzten fünf Jahren 6,7% beträgt und die des DWS Fonds 42,4? Da liegen ja Welten dazwischen. Wenn man dann noch bedenkt dass die laufenden Kosten des Haspa-Fonds auch noch höher liegen dann wird mir ganz schlecht. Und ja - mir ist bewusst dass der Haspa-Fonds auch mit (sicheren) Anleihen arbeitet, weniger Aktien-Anteil hat, sicherheitsorientierter ist und dadurch nicht so eine Performance erzielen kann. 

 

2. Ist meine naive Überlegung eigentlich wirklich so eindeutig? Ich bekomme die Zulage von 175 Euro und habe eine Steuerersparnis von ca. 800 Euro zusätzlich. Diese 1000 Euro "Zusatz-Rendite" muss man woanders erstmal erwirtschaften. Oder übersehe ich da irgendeinen Faktor komplett?

 

3. welche neuen Erkenntnisse gibt es zum Angebot von Fairriester - also dem Investment des Kapitals in ETF's? Ich finde die Aufschlüsselung der Kosten und der Anlage-Strategie bei dem Anbieter erfrischend transparent und nachvollziehbar. Mal ab von allen nachvollziehbaren theoretischen Nachteilen des Riester-Konzeptes an sich - mal ganz doof gefragt: Hat Fairriester irgendwelchen Dreck am Stecken oder Wort-Akrobatik in ihren Verträgen die einem am Ende teuer zu stehen bekommen?

 

Ich danke vorab für jegliche Gedanken zu den Fragen und hoffe dass das hier nicht in Rekordzeit zu einer Grundlagen-Diskussion zum Thema "Riester" an sich verkommt. Nachdem ich mich jetzt mal mit den vielen Kritikpunkten etwas intensiver beschäftigt habe, kann ich die allgemeine Kritik sehr gut nachvollziehen. Das Hauptproblem sind aber meiner Meinung nach die unverschämten Abschlusskosten, die horrenden laufenden Gebühren und dann auch noch die schlechte Performance der Fonds-Manager. Aber lassen wir das! Smiley (fröhlich)

 

Einen schönen Sonntagabend und einen tollen Start in die neue Woche!

 

Justin

9 ANTWORTEN

baha
Mentor ★★★
2.834 Beiträge

Hallo @Justin Smith

 

ich lasse mal bewusst die Riester-Grundsatzdiskussion weg. Ich habe auch einen Riestervertrag 😉

 

Die beiden Fonds, die du da vergleichst, sind vollkommen unterschiedlich. Das heißt, "fair" kann so ein Vergleich eigentlich nicht sein. Der Haspa-Fonds legt kaum in Aktien an sondern großteils in festverzinsliche Anlagen.

 

Aber wenn du der Meinung bist, dass dieser Fonds nicht zu deiner Anlagestrategie passt, ist ein Wechsel ratsam. Wenn du mit mehr Risiko leben kannst, dann hast du eben auch meist mehr Rendite (wenn der Fonds ordentlich wirtschaftet).

 

Du könntest zuerst mal prüfen, ob es bei deinem Anbieter nicht die Möglichkeit zur Umschichtung des Kapitals in andere Fonds gibt. Das ist bei einigen Anbietern möglich (bei meinem geht das sogar online im Portal...). Bei diversen Riesterprodukten (auch Nicht-Fairriester) kann man sogar ETFs nehmen.

 

Wenn das nicht geht, ist natürlich ein Anbieterwechsel immer möglich.

 

Zu deiner Überlegung Nr. 2: da fehlt eine entscheidende Komponente. Du hast vergessen, dass du später mal die Riesterrente versteuern musst.

 

baha

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge
@baha  schrieb:

 

Zu deiner Überlegung Nr. 2: da fehlt eine entscheidende Komponente. Du hast vergessen, dass du später mal die Riesterrente versteuern musst.

 

baha

 


Fair Point! Allerdings werde ich die Gewinne durch Aktien / ETF's irgendwann doch auch mit 25% versteuern müssen. Aber ich verstehe schon - halt nur die Gewinne und nicht mein gesamtes angespartes Kapital (falls ich denn 98 Jahre alt werde Smiley (zwinkernd) )

chi
Mentor ★
1.134 Beiträge

Ich habe auch einen Riestervertrag, oder momentan übergangsweise zwei: Ich habe gerade einen Fairriester eröffnet, und bis zur Jahresmitte besteht (wegen der Kündigungs-/Übertragungsfristen) noch meine bisherige Toprente Dynamik bei der DWS fort.

 

Wie daraus unschwer zu schließen ist, war ich mit dem DWS-Vertrag nicht glücklich. Einerseits sind die laufenden Kosten ziemlich hoch (wenn auch niedriger als bei vielen Versicherungen); die einmaligen Kosten (Ausgabeaufschläge) regulär auch, aber da hatte ich lange einen 50%- und mittlerweile einen 100%-Rabatt, damit ging das. Zum anderen ist die Wertentwicklung miserabel: Es wird zur Risikosenkung ständig prozyklisch zwischen Aktien- und Rentenfonds umgeschichtet. Ich habe verschiedentlich darüber gespottet, daß das Umschichtungsverhalten als Anti-Indikator taugt (wenn die DWS aus Aktien rausgeht, ist der Boden erreicht, und die Kurse werden bald steigen).

 

Tatsächlich haben sie es mit den Umschichtungen geschafft, den Kurseinbruch im Dezember abzuschwächen und das Jahr 2018 mit 0,87 Euro im Plus abzuschließen (vor einem Teil der Kosten, es gehen noch 15,40 Euro Jahresgebühr ab). Leider sah das Ergebnis in den meisten guten Börsenjahren aber nicht viel anders aus. Von der vermeintlichen Anlage in Aktien bleibt unter dem Strich kaum etwas übrig. Nachdem ich mir das Trauerspiel lange genug angesehen habe, war es jetzt doch genug.

 

Der Fairriester ist für mein Empfinden (im Vergleich zu einem gewöhnlichen Depot) immer noch relativ teuer, aber im Vergleich zur Riester-Konkurrenz günstig (0,5% p.a. ab 10000 Euro Guthaben plus ca. 0,25% p.a. ETF-Kosten plus 27 Euro jährliche Grundgebühr; keine einmaligen Kosten bei der Anlage). Soweit ich bisher sagen kann, sind der Kundenservice wie auch der Onlinezugang gut. (Bei der DWS konnte man online nur den Stand einsehen; Aufträge, insbesondere Änderung des Zahlbetrags, gingen nur per Post oder Fax.) Statt Lastschrift geht auch Überweisung (ebenfalls anders als bei der DWS). Das Anlageportfolio sieht vernünftig aus, ist (bis auf die Restbestände an Dimensionals) klar nachvollziehbar und besteht bis 20 Jahre vor Rentenbeginn nur aus Aktien; erst danach wird die Quote langsam reduziert. Man kann aber auf Grund der gesetzlich vorgegebenen Beitragsgarantie selbst keinen Einfluß auf das Portfolio nehmen und muß letztlich darauf hoffen, daß der Anlageausschuß der Bank auch künftig vernünftige Entscheidungen trifft. Das ist der eine, aber leider unvermeidliche, große Haken.

Norior
Experte
99 Beiträge

@Justin Smith 

Mir geht es da ähnlich, wie dir.

Ich habe mir damals in der Ausbildung einen Riester Vertrag von der Union Investment "andrehen" lassen.

Damals war das eben was ganz Tolles und alle haben drüber geredet.

Jahre später hat mich die Riester Rente genervt und ich hätte sie so auch so nicht mehr abgeschlossen. Aber ich hatte sie nun eben mal.

 

Es standen also 3 Optionen zur Auswahl:

1) Auflösen (mit Verlusten)

2) Stillegen

3) Mit dem Höchstbetrag weiter besparen, um die maximale Förderung zu erhalten.

 

Ich habe mich schliesslich in Verbindung mit einem Wechsel zu fairriester für Option 3 entschieden. Ich zahle nun monatlich exakt 160,42 Euro in fairriester ein.

 

Die Zulage und die Steuerersparnis nimmt man natürlich gerne mit.

Ist es optimal? Nein. Aber das heißt nicht automatisch, dass es schlecht ist. Zumindest hab ich die Gebühren mit dem Wechsel zu fairriester gedrückt. Ich sehe es einfach als eine weitere Säule meiner Altersvorsorge an.

 

NordlichtSH
Mentor ★★
2.008 Beiträge

@Justin Smith  schrieb:

Verehrte Forums-Experten,

 

bitte lasst die Mistgabeln im Schuppen und das Teer und die Federn unbenutzt: Ich habe einen Riester-Vertrag den ich seit vielen Jahren mit Höchstsatz bespare (ca. 165 Euro im Monat) und der mittlerweile ein Kapital von um die 20.000 Euro angehäuft hat. Das ganze ist ein fondsgebundener Riester-Vertrag der "neue Leben Versicherung" der mir damals mit Mitte 20 in der Hamburger Sparkasse aufgeschwatzt wurde. Was soll ich sagen - so war es halt. Man hatte keine Ahnung, kein Interesse - aber trotzdem das Gefühl irgendwas für das Gewissen machen zu müssen. Mit diesem Muster haben sich viele Bank"berater" sicherlich tolle Urlaubsreisen finanziert. Sei es drum, so ist es jetzt halt. 

 


Verständnisfrage: Hast du einen Fondssparplan oder eine fondsgebundene Lebensversicherung? Letzteres würde auch noch mal auf die Rendite drücken.

Noxx
Legende
7.708 Beiträge

...das Thema Riesterrente wurde von allen Seiten - teils sehr kontrovers - diskutiert im Thread:

 

Riester Rente - was tun?

 

...wer Lust hat kann sich das mal durchlesen

...ich will hier - wie Baha - nicht die gleiche Grundsatzdebatte lostreten, aber Justin -als ursprünglicher Fragesteller - meine Frage: Warum wechseln?

...Performancedaten irgendwelcher Fonds sind immer Vergangenheitsbetrachtungen, wer mal gut war muss nicht zukünftig gut sein und wie Baha schon schreibt, Deine beiden Fonds sind nicht vergleichbar

...wenn Du in deinen vorgeschlagenen Fond wechselst und die Börse läuft schlecht kriegst Du auf dein Anlagevermögen Abzüge statt Zuwächse

...solange man "um die 160 Euronen" im Monat einzahlt, geht das alles noch halbwegs auf - wegen der Steuervorteile, vorausgesetzt man hat sie (hängt vom persönlichen Ausnutzen der Freibeträge ab)

...wie die meisten hier wissen, halte ich gar nichts von Riester, warum, wieso weshalb steht in dem anderen Thread

...die einzige Konstellation, die mir sinnvoll erscheint ist, wenn bei einem verheirateten Paar mit Kindern einer der beiden alle Kinderzulagen nimmt aber nur den Minimalbetrag einzahlt (ca 165 €), der andere nichts macht

...als lediger Jungmann, würde ich den Vertrag weiterlaufen lassen - wenn ich die Steuervorteile, abhängig von der individuellen Steuersituation wirklich habe, aber auf keinen Fall den Beitrag erhöhen

JohnieWalker
Experte
113 Beiträge

Hallo @Justin Smith,

 

ich stand im vergangenen Jahr vor einem ganz ähnlich Problem wie du, bei mir ist aber erst etwa die Hälfte an Vermögen drin. Ich habe meinen Riester-Vertrag (damals 2006 als Bank-Azubi mit Mitarbeiterkonditionen eröffnet) letztes Jahr einfach einmal eingehend von einem Berater beim örtlichen Verbraucherschutz checken lassen. Unter Strich kam raus dass die Konditionen per se gar nicht so schlecht waren, ich aber dennoch jedes Jahr horrende Gebühren im Vergleich zum Ertrag und den Zulagen zahle (die Zulagen sind in meinen Augen quasi ein durchlaufender Posten vom Staat zur Finanzbranche, nichts anderes). Zudem verändern die Gesellschaften jedes Jahr auch den Rentenfaktor zu Ungunsten des Sparers, was bedeutet, dass man immer älter werden muss, um überhaupt unter Strich noch mehr zu bekommen, als einzuzahlen - das war ja deine Anspielung mit den 98 Jahren. Ich wäre Stand letztes Jahr übrigens mit 84 endlich aus der Verlustzone...

 

Mit dem Thema fairriester hatte ich mich damals auch beschäftigt und das ist grundsätzlich eine gute und transparente Sache, jedoch ist auch deren Konstrukt an den staatlichen Garantierahmen gebunden, was bedeutet (und wie bereits angemerkt wurde) dass fairr bereits 20 Jahre vor geplantem Renteneintritt damit beginnen muss, den Aktien-Anteil zu reduzieren und immer mehr in Anleihen umzuschichten. Wenn ihr mich fragt, ist das quasi konträr zu jeglichem Finanzwissen auf diesem Planeten, aber wie auch immer, der Staat weiß es besser und muss die dummen Bürger schützen...

 

Ich bin dann jedenfalls vergangenes Jahr nach eingehender zusätzlicher Beratung durch einen Honorarberater zu dem Schluss gekommen, dass Thema für mich erstmal stillzulegen.

 

@Noxx hat es an der Stelle schon auf den Punkt gebracht: ich starte in meinem Fall das Vehikel erst wieder, wenn mindestens 2 Kinder die Füße unter den Tisch stellen und ich zudem wahrscheinlich auch noch verheiratet bin. Alles andere lohnt sich einfach nicht. 

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge

@NordlichtSH  schrieb:

Verständnisfrage: Hast du einen Fondssparplan oder eine fondsgebundene Lebensversicherung? Letzteres würde auch noch mal auf die Rendite drücken.


Sorry für die späte Antwort! Ja, es handelt sich um eine fondsgebundene Rentenversicherung. Fondssparpläne waren 2007 noch nicht so en Vogue - außerdem für die Bankberater nicht so lukrativ.

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge

So, ich habe mittlerweile Post von der neuen Leben erhalten und war doch recht überrascht über die gut 10 (!) Seiten mit grob 50-60 Fonds & ETF's die ich statt meiner lahmen Fonds-Kröte wählen kann. Insofern werde ich mich einfach für diesen ETF (XTRACKERS MSCI WORLD SWAP UCITS ETF) entscheiden und mich in Zukunft über weniger laufende Kosten (sicher) und bessere Kursentwicklung (hoffentlich) freuen. Dazu werde ich regelmässig die Performance kontrollieren und ggf. den Fonds / ETF wechseln. 

 

Danke nochmal an alle die sicher hier beteiligt haben!