am 11.03.2023 14:33
Hallo zusammen,
ich bin seit einer Weile großer Freund dieses Forums und sogar wegen dem Forum und den hilfreichen, aktiven Mitgliedern mit Girokonto und für einen Depotteil hierher umgezogen...
Aktuell steht ein kleiner Wandel bei mir an - ich werde demnächst (richtig) ins Berufsleben einsteigen und kann daher meine Sparraten hochschrauben...
Ich habe mal den ETF-Leitfaden ausgefüllt, auch wenn es nicht direkt um ETFs geht. Ich denke einige der Punkte könnten relevant sein.
Mit dem Thema Aktien+ETFs bin ich soweit vertraut, allerdings macht mich das ganze "Drumherum" etwas unschlüssig.
Drumherum:
- Riester?
- Rürup?
- Private Rentenversicherung?
- BAV (für IGM)?
--> hier erhoffe ich mir Meinungen, was sich lohnen könnte und inwieweit sich da ein tiefere Recherche lohnt...gibt hier ja einige Cracks, die sich mit diversen Thematiken sehr gut auskennen!
Ich frage mich insbesondere ob sich derartiges lohnt, wenn ich ggf. früher aus dem Berufsleben ausscheide. So wie ich das verstehe gibt es ja den Großteil mit dem Erreichen des Rentenalters und ich brauche ja dann nicht noch mehr zu davor, oder? Zumindest hat sich das für mich seltsam angehört...
(gängige Youtubechannels habe ich durch und hoffe auf Zweitmeinungen 😅)
Zusätzlich hätte ich noch gerne "nicht-klassische"-Aktien-Investments zur Diversifikation, also eine Art (Hedge-)Fond (keinen der Verschrienen) oder ähnliches, wo in an nicht börsengelistete Assets partizipieren kann. Ich hatte mir schon überlegt das mit Einzelaktien (Deutsche Beteiligung, Danaher, ...) abzubilden, allerdings bin ich da noch unschlüssig. Einen Fond, der hier ( zB in Wind, Wasser - wie Rentenfonds) investiert wäre spannend denke ich!
--> Hier bin ich ebenfalls offen für Meinungen, Fondsnamen zur Recherche etc.
(die finden sich seltsamerweise schwieriger als geplant...muss man sich sowas in der lokalen Bank aufschwatzen lassen?🤔)
Ich bin dankbar für jeden Input!
11.03.2023 16:11 - bearbeitet 11.03.2023 16:36
Hallo @HaPa ,
Respekt, dass du in deinen jungen Jahren schon 2000€ pro Monat zur Seite legen kannst - damit hast du mehr als gute Voraussetzungen für deinen Plan, früher die Arbeitszeit zu reduzieren und/oder in den Ruhestand zu gehen.
Zu deinen Punkten (vorab: Ich gebe hier meine persönliche Meinung wieder!): Die von dir angesprochenen Produkte (Riester, Rürup, betriebliche Altersvorsorge und priv. Rentenversicherung) haben alle das Problem der mangelnden Flexibilität: Du zahlst das Geld ein und kommst normalerweise bis zum Renteneintrittsalter nicht ans Geld ran (ggf. steuerschädliche Kündigung mal ausgenommen); zudem muss zumindest die Riesterrente die eingezahlten Beiträge inkl. Zulagen garantieren - d.h. die Anlage wird seitens der Versicherungsgesellschaft oder des Fondsunternehmens eher vorsichtig sein. Zwar behaupten einige Anbieter, sie würden "intelligent" und "flexibel" das eingezahlte Geld zwischen Aktien und Anleihen hin- und herschieben, aber ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen: Die Umschichtzeitpunkte sind vom optimalen Zeitpunkt oft weit weit entfernt. Und auch die private Rentenversicherung garantiert normalerweise die eingezahlten Beträge - hier gilt das Gleiche.
Eine Betriebsrente kann sinnvoll sein, insbesondere wenn sie im Rahmen einer Bruttoentgeltumwandlung stattfindet, du ein hohes Gehalt hast und der Arbeitgeber einige Prozent dazuschießt - denn dann sparst du dir nicht nur die Steuern (wie bei Riester), sondern auch Sozialversicherungsbeiträge; dafür musst du in der Auszahlungsphase Steuern + Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Hier also bitte ganz genau nachrechnen.
Auch wichtig ist das Thema Vererbbarkeit: Man hofft natürlich, das Rentenalter zu erreichen und vom angesparten Kapital möglichst lange zu leben - aber leider ist dies nicht garantiert - und je nach Vertragsmodell ist eine Vererbbarkeit nicht enthalten (kann aber oft - natürlich gegen entsprechende Gebühren - zusätzlich versichert werden).
Ich selbst habe vor einigen Jahren in den sauren Apfel gebissen und einen Riester-Vertrag gekündigt. Meine Altersvorsorge besteht somit aus der gesetzlichen Rente, einer Betriebsrente (die ersten 10 Jahre des Berufslebens habe ich eingezahlt, was ging - danach habe ich die Beiträge gestoppt) und meinem ETF-Portfolio.
Du selbst hast ja auch schon das Meiste in einem FTSE All World angelegt, das ist ein wunderbarer Grundstein für das Depot. Diesen würde ich auch weiter besparen; je nach Depotgröße kannst du entweder Branchen-Fonds (bevorzugt ETFs, aber das ist Ansichtssache) oder Einzeltitel mit dazunehmen. Branchen-ETFs kannst du wunderbar z.B. über justetf.de selektieren, bei Einzeltiteln ist der Rechercheaufwand etwas größer - aber hier können beispielsweise die Sternelisten von @nmh Anregung für ein Investment bieten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Bei den von dir angesprochenen Produkten bitte ganz ganz gut hinschauen und wirklich in Ruhe durchrechnen, ob sich das für dich lohnt. Ansonsten würde ich weiterhin das Depot füttern 🙂
Viele Grüße,
Jörg
11.03.2023 16:39 - bearbeitet 11.03.2023 16:48
@HaPa schrieb:
Drumherum:
- Riester?
- Rürup?
- Private Rentenversicherung?
- BAV (für IGM)?
(...)
Ich frage mich insbesondere ob sich derartiges lohnt, wenn ich ggf. früher aus dem Berufsleben ausscheide. So wie ich das verstehe gibt es ja den Großteil mit dem Erreichen des Rentenalters und ich brauche ja dann nicht noch mehr zu davor, oder?
Das Problem liegt darin, daß du dich mit solchen Produkten langfristig bindest und eine Wette darauf eingehst, daß sich die steuerlichen oder andere Rahmenbedingungen in den nächsten 30 Jahren nicht ändern. Ich erinnere daran, daß vor einigen Jahren "die Politik" die Regelungen zu den Bewertungsreserven der Lebensversicherung zu Lasten der Versicherten geändert hat. Solche politischen Eingriffe können auch bei Riester/Rürup oder anderen Versicherungen passieren. Grundsätzlich rate ich dazu, möglichst viel des "Vorsorge-Vermögens" selbständig zu verwalten.
Zusätzlich hätte ich noch gerne "nicht-klassische"-Aktien-Investments zur Diversifikation, also eine Art (Hedge-)Fond (keinen der Verschrienen) oder ähnliches, wo in an nicht börsengelistete Assets partizipieren kann. Ich hatte mir schon überlegt das mit Einzelaktien (Deutsche Beteiligung, Danaher, ...) abzubilden, allerdings bin ich da noch unschlüssig. Einen Fond, der hier ( zB in Wind, Wasser - wie Rentenfonds) investiert wäre spannend denke ich!
--> Hier bin ich ebenfalls offen für Meinungen, Fondsnamen zur Recherche etc.
Ich bin mir relativ sicher, daß die Weltwirtschaft (abgebildet durch den MSCI World o.ä.) in 30 Jahren noch existieren wird. Werden die heutigen Hype-Anlageformen so lange durchhalten? Ich möchte nicht darauf wetten.
am 11.03.2023 16:46
Hallo @Joerg78 ,
danke für deine Meinung.
Ich bin tatsächlich auch positiv überrascht, auf der anderen Seite muss man als Berufseinsteiger mit 27 auch etwas nachholen...
Genau bei dem Rechnen tut man sich ziemlich schwer, weil es alles ziemlich undurchsichtig oder schlimmer ungewiss ist.
Beispiel Riester:
Ich habe gehört, dass es sich v.a. zwecks Steuerersparnis und Kinderzuschlag lohnt...und da haben wir direkt den Salat:
Wie viele Kinder werden es (manche sagen 2 braucht man fast mindestens)? Wie entwickeln sich die Steuern? Wie das Gehalt?
Und ja - wie alt wird man denn? Das war schon bei der PKV vs. GKV ein ärgerliches Abwägen...
und zum Vergleich:
Kann ich bei den ETFs die 7% p.a. (historisch) annehmen? 2% Inflation, d.h. effektiv 5%?
Aus diesem Grund habe ich etwas das Bedürfnis mehrgleisig zu fahren. Bei der IGM ist - so wie ich das verstanden habe - der betriebliche Zuschuss ohnehin zweckbestimmt vorgegeben - dort kann ich glaub mit wenigen Euro netto weniger die maximale Förderung abgreifen.
Wenn man am Ende 30€/Monat ungeschickt anlegt oder gar verschenkt - so what? Natürlich blutet mein Schwabenherz, ab er wenn das alles ist...
Bei der klassischen "normalen Rentenversicherung" habe ich jetzt sehr oft gehört, dass die sich momentan absolut nicht rechnet, da die Gebühren fast jegliche Rendite auffressen. Kann das jemand bestätigen?
Ich denke tatsächlich auch, dass mein privater ETF-Teil mich tragen wird/muss, da
1) gesetzliche Rente ungewiss
2) gesetzliche Rente enorme Abschläge bei Frührente, d.h. kritisch bei meinem Plan
3) Flexibilität - man kommt theoretisch halbwegs an das Geld ran im Vergleich zu Rieser o.ä., wo das Geld "komplett weg" ist
Spannendes Thema - hier weiß man erst hinterher, was denn gut gewesen wäre...ähnlich wie bei Aktien, nur kann ich bei Aktien besser damit leben 😁
am 11.03.2023 17:14
Zusätzlich hätte ich noch gerne "nicht-klassische"-Aktien-Investments zur Diversifikation, also eine Art (Hedge-)Fond (keinen der Verschrienen) oder ähnliches, wo in an nicht börsengelistete Assets partizipieren kann. Ich hatte mir schon überlegt das mit Einzelaktien (Deutsche Beteiligung, Danaher, ...) abzubilden, allerdings bin ich da noch unschlüssig. Einen Fond, der hier ( zB in Wind, Wasser - wie Rentenfonds) investiert wäre spannend denke ich!
--> Hier bin ich ebenfalls offen für Meinungen, Fondsnamen zur Recherche etc.
Ich bin mir relativ sicher, daß die Weltwirtschaft (abgebildet durch den MSCI World o.ä.) in 30 Jahren noch existieren wird. Werden die heutigen Hype-Anlageformen so lange durchhalten? Ich möchte nicht darauf wetten.
Bei der Weltwirtschaft sind wir uns einig. Ich meinte auch nicht unbedingt, dass es grün sein muss, sondern dachte eher an diese Infrastruktur-Fonds. Ein reiner Immobilien-Fond wäre mir jetzt zu blöd. Ich hätte nur eben gerne 10% Investment nicht direkt sondern mindestens indirekt (oder gar nicht) über die Börse investiert.
Gibt´s denn eigentlich noch ähnliche umfangreiche (und empfehlenswerte) Mischkonzerne wie Danaher und Beteiligungs AG?
am 11.03.2023 17:19
Falls Du einem börsennotierten Unternehmen arbeitest solltest Du auch das Thema Mitarbeiter Aktien noch mal abklopfen.
Die werden oft, im Tausch gegen eine Haltefrist, mit Rabatt angeboten.
Bei mir z.B. bis 5% des Bruttogehaltes mit 25% Rabatt bei 3 Jahren Haltefirst
Für den Rabatt gibt es einen eigenen Freibetrag.
Irgendwann muss man dann halt mal schauen das es nicht zuviel Aktien des eigenen Arbeitgebers werden (doppeltes Klumpenrisiko: Gehalt und Aktien vom gleichen Unternehmen), aber dann ist zumindest schon mal ein Teil des Sparrate verplant.
am 11.03.2023 17:31
sehr guter Hinweis, allerdings nicht börsengehandelt. Aber ja - das lohnt sich oftmals!
am 11.03.2023 23:50
Nachtrag: Ein Interview mit einem Renten-Lobbyisten und Rürup-Miterfinders: https://www.youtube.com/watch?v=Jk4W67ps-kk
am 12.03.2023 09:54
Guten Morgen @dg2210,
puh - das macht einem ja fast Angst.
Ich muss ehrlich zugegeben, dass ich seine logische Perspektive so nie in Betracht gezogen habe. Tatsächlich werden die Beiträge währenddessen das Problem werden und nicht unsere eigene Rente - so wird die Diskussion weder privat noch in den Medien geführt, aber nachvollziehbar.
Für einen eigenen Staatsfond vermisst er 12,5 Billionen meine ich - das ist eine ordentliche Summe 😅
Macht fast Lust auf Auswandern...
Teilweise wird es Boomer geben, die das ähnlich sehen, aber wer wird sich schon einen Leistungsverzicht selbst aufhalsen?
Gerade von den Anti-Klimwandel-Gesinnten erwarte ich da relativ wenig. Auch Rassismus könnte ich mir da leider als Konsequenz vorstellen...
Es wird auf jeden Fall eine spannende Zeit!
12.03.2023 10:50 - bearbeitet 12.03.2023 10:51
Macht fast Lust auf Auswandern...
Die EU wurde ja auch explizit mit dem Ziel gegründet, die Mobilität von Arbeitskräften zu erhöhen. Die ganzen Projektionen (e sgibt ja noch keine Statistiken) für deine Generation gehen sowieso davon aus, daß nur eine Minderheit deiner Alterskohorte ein bislang normales Arbeitsleben (ein Arbeitgeber bis zur Rente, ein Arbeitsort bis zur Rente) haben wird.
Ansonsten sagt Raffelhüschen wenig Unerwartetes. Trotzdem ist gut, wenn das immer wieder wiederholt wird: Der Planungshorizont für einen Arbeitnehmer sind ca 60 Jahre, der Planungshorizont für Politiker, die das Vorsorgevermögen verwalten, beträgt 4-6 Jahre (danach haben diese ihre Schäfchen im trockenen). Das kann nicht gutgehen.