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Bald gibt es einen zweiten DAX – SAP sei Dank

Marin
Mentor ★
1.483 Beiträge

Guten Tag liebe Community,

 

einige von euch werden vielleicht die Kappungsgrenze im DAX kennen, nach der ein einzelnes Unternehmen nicht mehr als 15% der Indexgewichtung ausmachen darf. SAP SE O.N. (716460)  ist nun an diesem Punkt angelangt, was zu folgendem Konstrukt führen wird:

 

"Die Deutsche Börse wird im ersten Quartal 2025 einen zweiten DAX zu veröffentlichen, der parallel zum aktuellen Börsenindex laufen soll. Im Vorfeld wurde darüber von Capital berichtet. Dies gab die Index-Tochter der Deutschen Börse, ISS Stoxx, auf Nachfrage des Magazins bekannt. Der neue Index wird eine Version des DAX 40 ohne Kappungsgrenze sein. Mit diesem Schritt reagiert die Deutsche Börse auf die Übergewichtung der SAP-Aktie, die aufgrund ihrer hohen Marktkapitalisierung die selbst auferlegte Kappungsgrenze des DAX von 15 Prozent übersteigt. Diese Grenze soll verhindern, dass einzelne Aktien ein zu großes Gewicht im Index erhalten."

(Quelle)

 

Meine Meinung: Klingt nach einem klassischen Fall von "Problem erstmal aufgeschoben, aber nicht wirklich gelöst". Das macht den DAX komplizierter und damit tendenziell unattraktiver; sowohl für Kleinanleger als auch für Großinvestoren und auch für die Unternehmen selbst. Linde hat ja schon vor einiger Zeit die Flucht aus dem Index angetreten und bei SAP wird man im Sinne des Shareholder Values diesen Schritt vielleicht auch irgendwann gehen wollen, damit die amerikanischen Konkurrenten in Sachen Marktkapitalisierung nicht vollends enteilen. Da hilft auch dieser "Ersatz-DAX" nichts. Die Verantwortlichen sollten aufpassen, dass der Index nicht zur Resterampe wird. Im Sinne einer besseren, deutschen Börsenkultur hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht. Was meint ihr?

 

Auf 15% begrenzte Grüße

Marin

10 ANTWORTEN

CurtisNewton
Legende
4.884 Beiträge

Sehe ich ähnlich. Die Unternehmen wollen gerne keinen Cap, die Fondsmanager hätten gerne weiter einen Cap da sie selbst in UCITS Land weiter mit 10% Cap in aktiven Fonds arbeiten müssen. Ist halt der Versuch es allen recht zu machen 

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"I am a dwarf and I'm digging a hole. Diggy diggy hole, diggy diggy hole. I am a dwarf and I′m digging a hole. Diggy diggy hole, digging a hole" - Wind Rose

Thorsten_
Legende
4.672 Beiträge

Meine unbedeutende Meinung: Wen interessiert der DAX (global gesehen)?

microsparer
Experte ★★
489 Beiträge

wenn jetzt mein Nachbar versehentlich einen ETF auf den DAX als Index hätte, sollte ich ihm dann nicht besser sagen, dass er den zügig veräußern sollte, da demnächst das Zugpferd seiner Kutsche bald einem anderen Herren dient?

dg2210
Legende
7.785 Beiträge

Der DAX ist ein schlechter Index zum investieren, aber ein guter Index für Derivate-Emittenten. Daran wird sich auch durch die angedachte Umstellung nichts ändern.

 

Meine Prognose: Deep-Discount-Zertifikate auf den 'neuen DAX mit extra SAP' werden identische Renditen wie entsprechende Produkte auf den Standard-DAX liefern.

Bettina Orlopp : „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“ (Focus online 24.06.2025)

microsparer
Experte ★★
489 Beiträge

Vielleicht verstehe ich das falsch, aber es wird doch dann ab Q2 einen DAX und einen DAX40 (oder so ähnlich?) geben? Die ETF auf DAX müssen doch dann (mittelfristig) umschichten, um "den Index" weiterhin nachzubilden. DAX-ETF gibt es ja ein paar (ob man die nun kaufen sollen ist ja eine ganz andere Geschichte). Beispielweise ist der ISHS CORE DAX UC.ETF EOA(593393) ja nun nicht ganz klein, aber dürfte sich sehr wahrscheinlich ohne die Walldorfer doch ziemlich anders entwickeln. Oder übersehe ich etwas?

dg2210
Legende
7.785 Beiträge

@microsparer  schrieb:

Vielleicht verstehe ich das falsch, aber es wird doch dann ab Q2 einen DAX und einen DAX40 (oder so ähnlich?) geben? Die ETF auf DAX müssen doch dann (mittelfristig) umschichten, um "den Index" weiterhin nachzubilden. DAX-ETF gibt es ja ein paar (ob man die nun kaufen sollen ist ja eine ganz andere Geschichte). Beispielweise ist der ISHS CORE DAX UC.ETF EOA(593393) ja nun nicht ganz klein, aber dürfte sich sehr wahrscheinlich ohne die Walldorfer doch ziemlich anders entwickeln. Oder übersehe ich etwas?


DAX-ETFs sind etwas zum Investieren, und dazu ist der DAX nicht besonders gut geeignet. Derivate funktionieren weitgehend unabhängig davon, ob der derunterliegende Index gut oder schlecht zur direkten Anlage geeignet ist.

 

Der Fonds-Verkauf in Deutschland ist weitgehend 'beratungsgetrieben' ('Beratung' in Anführungszeichen) und die Fondsgesellschaften werden mit Sicherheit neue Produkte auflegen; welche das sein werden, steht in den Sternen.

Bettina Orlopp : „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“ (Focus online 24.06.2025)

CurtisNewton
Legende
4.884 Beiträge

Angeblich soll es sogar zwei neue Däxe geben, einen Uncapped und einen Cap 20. Da kann sich dann jeder raus suchen an was man glaubt 

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Marin
Mentor ★
1.483 Beiträge

@Thorsten_  schrieb:

Meine unbedeutende Meinung: Wen interessiert der DAX (global gesehen)?


Global gesehen niemanden. National gesehen höchstwahrscheinlich auch nur Derivate-Trader und vor allem die Presse für Schlagzeilen wie: "Aufgepasst: Diese Aktie schlägt den DAX!" – im Aktien-Entwicklungsland Deutschland kann man mit solchen Schlagzeilen gut und einfach Aufmerksamkeit erregen. Künftig haben die Redakteure für ihre Story sogar noch mehr Auswahl: Kursindex, Performanceindex, Capped Index, Uncapped Index, Cap 20 Index...viel bringt viel...

FakeAccount
Mentor
934 Beiträge

Leider wird mein Beitrag immer wieder vom System gelöscht. Offenbar die späte Rache von comdirect, weil ich hier nicht mehr poste. Ich versuche es jetzt nochmal:

 

Mein Nachbar nmh, der ja diesen unverschämt überteuerten und völlig nutzlosen Newsletter (inzwischen belästigt er uns zweimal pro Monat damit) herausgibt, hat in die Ausgabe vom 4.01.2025 folgenden Text hineingeschmiert. Zwar hat nmh mir strengstens verboten, in der Community aus seinem dümmlichen Newsletter zu zitieren, aber da er mir neulich beim Schneeräumen wieder die Einfahrt zugeschippt hat, tue ich es trotzdem. Es passt sehr gut zum Thema, und es bestätigt vor allem die Aussagen von @Marin und von @dg2210 . Zitat nmh:


[... bla ... schwall ... laber ... sülz ...] Auch wenn ich zumindest bis Oktober 2024 [Schreibfehler: soll 2025 heißen; da sieht man, wie billig und schlecht der Newsletter von nmh gemacht ist] nicht mit größeren Einbrüchen rechne: 2025 wird schwieriger als 2024 [tolle Binsenweisheit. Und dafür zahlen die Leser so viel Geld an nmh]. Wenn dann ab Herbst die Inflation zurückkommt, kann es richtig stürmisch werden [toll: "kann" heißt, dass auch nmh es nicht richtig weiß, was bringt das den Lesern????]. Mehr dazu gleich. Vorher eine Bemerkung, die viele überraschen wird:

Ich möchte nämlich doch nochmal zur Bayer-Aktie zurückkehren. Es gibt eine Statistik, die in der Presse für Retail-Anleger nie behandelt wird, die aber ein wichtiges, logisches Argument gegen passive Index-Investments liefert. Kurz gesagt: Eine große Gefahr liegt darin, dass fast alle bekannten Aktienindizies nach Marktkapitalisierung gewichtet sind. Diese Regelung sorgt dafür, dass Depotbremsen trotz jahrelanger Kurserosion einen sicheren Platz im Index haben und auf diese Weise auch die Indexperformance kaputt machen, solange sie nur groß genug sind. Im Detail:

Die Marktkapitalisierung der Bayer-Aktie beträgt derzeit immer noch knapp 19 Mrd Euro. Bayer liegt damit inzwischen im unteren Bereich der DAX-Aktien. Andere Katastrophentitel wie die Porsche AG kommen sogar noch auf riesige 27 Mrd Euro. Umgekehrt liegen die Aktien im oberen Drittel des MDAX nach Marktkapitalisierung derzeit durchschnittlich im Bereich von 7 bis 8 Mrd Euro. Ja und?

Warum passive DAX-Investments unsinnig und gefährlich sind

Wie man weiß, entscheidet über die Aufnahme in den DAX und in die anderen Indizes vor allem die Marktkapitalisierung (anderes Kriterium ist der Handelsumsatz). So muss beispielsweise ein Unternehmen den DAX erst dann verlassen, wenn es nach Marktkapitalisierung nicht mehr zu den 53 größten gehört, ein Aspirant aber mindestens Rang 47 erreicht (sogenannter "regular exit"). Auf Rang 53 steht aktuell die Lufthansa (im MDAX) mit einer Marktkapitalisierung von 7 Mrd Euro. Das bedeutet, die Bayer-Aktie kann erst dann aus dem DAX entnommen werden, wenn ihre Marktkapitalisierung (MCap) um weitere 63 Prozent auf 7 Mrd Euro fällt. Mit anderen Worten, der Kurs der Bayer-Aktie muss nochmal um 63 Prozent von derzeit gut 19 auf etwas über 7 Euro fallen, damit die Deutsche Börse auch überhaupt nur darüber nachdenkt, Bayer aus dem DAX rauszuwerfen. Bei der Porsche-Aktie ist es noch schlimmer: Um die Marktkapitalisierung von derzeit 27 auf 7 Mrd Euro zu reduzieren, müsste die Aktie nochmal 75 Prozent (!) fallen, der Kurs müsste sich von derzeit noch 58 auf knapp 15 Euro reduzieren. Erst dann besteht die Möglichkeit, Porsche aus dem DAX zu werfen und durch eine bessere Aktie zu ersetzen.

Die Regelung ist gut gemeint; sie soll häufige Wechsel im Index vermeiden. Würde ich einfach immer die 40 größten Titel im DAX halten, so gäbe es jedes Mal einen Wechsel, wenn die Aktien auf den Positionen 40 und 41 ihren Platz tauschen -- also sehr oft. Allerdings sorgt sie dafür, dass schlechte Titel einem Index massiv schaden können. Und Anlegende, die DAX-Indexzertifikate oder ETF im Depot haben, machen diesen Abstieg 1:1 mit, denn mit ihrem Investment folgen sie dem DAX! Mit anderen Worten: Eine Mitgliedschaft im DAX oder einem anderen Index ist alles mögliche, aber mit Sicherheit kein Qualitätskriterium.

Man erkennt an diesem sehr einfachen Zahlenspiel überdeutlich, wie unsinnig also Investments in Indizes sind, die nach Marktkapitalisierung gewichtet werden. Dazu gehören alle bekannten europäischen Indizes, aber auch der S&P 500 oder die Nasdaq-Indizes und auch der MSCI World. Nur der Dow Jones ist anders, nämlich noch viel schlechter: Er folgt der rein subjektiven Auswahl einiger Journalisten (siehe Newsletter vom 22.12.2024) und ist -- man glaubt es nicht -- nach den Kursen gewichtet: Eine Aktie wie Goldman Sachs ist im Dow Jones mit einem optisch hohen Kurs von momentan 575 USD über 14 mal höher gewichtet als die Titel von Verizon, die derzeit ungefähr 40 USD kosten. Dieser riesige Unfug ist nur mit der historischen Entwicklung zu erklären: Früher gab es keine Rechenanlagen, damals (1896) hat man einfach die Kurse der 12 Dow-Aktien addiert und durch 12 geteilt, um den Indexstand zu berechnen. Doch zurück zur Gewichtung nach MCap:

Wenn Katastrophentitel wie Porsche oder auch Volkswagen oder Daimler im DAX derart hoch gewichtet sind, und wenn -- wie eben erläutert -- eine Entnahme solcher Aktien aus dem Index erst nach weiteren katastrophalen Kursrückgängen möglich wird, dann leuchtet unmittelbar ein, dass sich der DAX nicht für ernsthafte, langfristige Investments eignet. Titel wie SAP oder sogar die Dt. Telekom mit einer exzellenten US-Strategie beweisen, dass es auch anders geht. Nur reicht dies nicht, um den DAX massiv anzuschieben. Wir kennen alle das traurige Bild des Kurs-DAX (WKN 846744) der letzten zehn Jahre -- ein einziges Desaster: Der Kurs-DAX ist seit 2014 um gerade mal 3,14 Prozent pro Jahr (!!) gestiegen. Der DAX lebt von seinen Dividenden, die nur im bekannteren Performance-DAX (WKN 846900) abgebildet sind (Performance inklusive Dividenden der letzten zehn Jahre: bescheidene 6,03 Prozent pro Jahr). Der DAX bleibt bis auf Weiteres ein relativer Under-Performer.

Für Indizes wie den MSCI World gilt das nur bedingt, da hier ein Übergewicht in derzeit sehr starken Tech-Titeln (Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, man kennt sie) besteht. Solange diese Titel laufen, wird auch der MSCI World stark sein. Wenn die Outperformance allerdings eines Tages nachlässt, beispielsweise weil kleinere Firmen den großen Konzernen ernsthaft das Geschäft abgraben, wird auch der MSCI World unter dem oben beschriebenen Effekt leiden. Und dass das passieren kann, zeigt das Schicksal von erfolgreichen Großkonzernen wie (alphabetisch) AOL, Baywa, Blockbuster, Compaq, Enron, General Motors, IBM, Kodak, Nokia, Pan Am, Polaroid, Varta, Worldcom, Xerox, oder Yahoo.

Ich hatte im Newsletter vom 4.12.2024 eingehend erklärt, warum ein Investment in ETF auf den MSCI World (am besten auf die Momentum-Variante!) das Beste ist, was man an der Börse machen kann, wenn man keine Zeit für Einzelaktien hat. Bei dieser Meinung bleibe ich auch. Aber man sollte die beschriebene Gefahr eines Indexinvestments im Hinterkopf behalten. Dabei würde die Anfang Dezember beschriebene Momentum-Variante ihren besonderen Vorteil sogar noch verstärkt ausspielen: Eine Aktie, die einige Monate lang schwächelt, würde aus dem Investment herausfallen, da ihr Momentum im Vergleich zu den anderen Aktien nachlässt.

Fazit: Kluge Investoren nehmen Abstand von strategischen Investitionen in DAX-ETFs oder DAX-Index-Zertifikate. Doch jetzt wie versprochen zurück in die Zukunft: [... bla bla bla ...]

 

Zitat Ende. Ab hier geht es gewohnt wichtigtuerisch mit seinem Newsletter weiter.

 

Wer den sündhaft teuren nmh-Newsletter trotzdem abonnieren will, gibt bitte in Google ein: "Woher bekomme ich jetzt noch Sternelisten? -- Die große nmh-FAQ". Den Link auf meinen alten Beitrag (hier in der Community!!) darf ich hier nicht posten, weil das System von comdirect den Beitrag sonst als "Spam" ablehnt. 

 

Hochachtungsvoll

der Nachbar von nmh