am 12.12.2019 09:33
Guten Tag,
ich habe ein Depot aus überwiegend ETFs und ein paar Aktien, eigentlich zur langfristigen Anlage geplant. Insgesamt ist das Depot rund 10% im Plus.
Angesichts eines anstehenden Autokaufs stelle ich mir gerade folgende Frage:
Depot unangetastet lassen und einen Kredit aufnehmen - oder mir selbst Kredit geben durch Verkauf aus dem Depot und das Festlegen einer monatlichen Sparrate zum Wiederauffüllen?
Danke für Meinungen dazu und vorweihnachtliche Grüße!
am 12.12.2019 14:39
@GetBetter schrieb:
@huhuhu schrieb:Da bin ich schon der Meinung man sollte solch eine Entscheidung nicht unbedingt einer wissenschaftlichen Überprüfung unterziehen
welches hier ja schon sehr oft getan wird.
Einverstanden.
Die dazu passende Antwort gibt's, bei leicht modifizierter Fragestellung, im Forum von
www.ick-kauf-mich-dat-ding.de.
Also gahe ich mal einen Schritt zurück und beantworte die Eingangsfrage mal aus anderer Perspektive:
Gesetzt den Fall, die Entscheidung ist gefallen und "dat DIng" soll her, dann würde ich tendenziell eher den Kredit nehmen (sinnvolle Konditionen vorausgesetzt). Der Grund liegt dann weniger in wirtschaftlicher Logik (die ist ohnehin grenzwertig, s.o.), sondern auf psychologischer Ebene.
Wenn einmal die Schwelle überschritten ist die Altersvorsorge ohne Not (!) anzutasten, dann fällt es zukünftig leichter das wieder zu tun. Das Ergebnis wird dann erkennbar wenn's zeitlich nicht mehr reparabel ist. Daher Finger weg von der Altersvorsorge!
Ferner;
"Die Gedanken sind frei"
am 12.12.2019 15:15
Im Kern ist das doch eine Cashflow-Frage.
Vorrausgesetzt, ich habe ein "vernünftiges" Kreditangebot vorliegen, dann spricht nichts gegen den Kredit, falls
a) ich meine Einnahmen (E) während der Kreditlaufzeit abschätzen kann
b) ich meine Ausgaben (A) während der Kreditlaufzeit abschätzen kann und
c) die Differenz E-A (mein "freier cashflow") deutlich über der Kreditrate liegt.
12.12.2019 15:56 - bearbeitet 12.12.2019 16:07
12.12.2019 15:56 - bearbeitet 12.12.2019 16:07
@GetBetter schrieb:
@flowyo schrieb:Beide Regeln verstehe ich ehrlich gesagt nicht so richtig. Wenn ich den benötigten Betrag aus meinem Depot entnehme, sind die 10% nicht Vergangenheit, sondern ein gegenwärtiger handfester Gewinn, den ich nicht gemacht hätte, wenn ich das Geld so lange auf dem Tagesgeldkonto aufgehoben hätte.
Das ist natürlich richtig, sollte aber bei der Entscheidung keine Rolle spielen.
Dafür wäre nämlich nicht entscheidend was das Depot bisher gemacht hat sondern was er voraussichtlich in der Zukunft machen wird.
Wenn Du davon ausgehst, dass es in den kommenden Jahren (hier die Laufzeit des Vertrages einsetzen) mehr erwirtschaftet als Dich der Kredit kostet, dann behalte das Depot, andernfalls verkaufe es.
Alle Anlageentscheidungen beruhen doch letztlich auf Erfahrungen aus der Vergangenheit. Wenn die Entwicklung zukünftig so läuft wie in den vergangen 30 Jahren, werde ich mit meinem Depot Gewinn machen.
Da ich aber keine Ahnung habe, was die Zukunft bringen wird, ist meine Ausgangsfrage letztlich wohl nicht zu beantworten.
Vielleicht gibt es in 1 oder 2 Jahren eine Wirtschaftskrise und ich kann mein Depot bilig wieder füllen. Dann hätte sich die Entnahme gelohnt, sofern die Kurse dann wieder ansteigen. Oder aber alles steigt weiter, dann wäre ich mit einem billigen Kredit gut gefahren.
Was bis zu meinem Rentenalter aus dem Depot wird, weiß erst recht niemand.
Einen Ankereffekt sehe ich da nicht im Hintergrund dieser Überlegungen.
@GetBetter schrieb:Gesetzt den Fall, die Entscheidung ist gefallen und "dat DIng" soll her, dann würde ich tendenziell eher den Kredit nehmen (sinnvolle Konditionen vorausgesetzt). Der Grund liegt dann weniger in wirtschaftlicher Logik (die ist ohnehin grenzwertig, s.o.), sondern auf psychologischer Ebene.
Wenn einmal die Schwelle überschritten ist die Altersvorsorge ohne Not (!) anzutasten, dann fällt es zukünftig leichter das wieder zu tun. Das Ergebnis wird dann erkennbar wenn's zeitlich nicht mehr reparabel ist. Daher Finger weg von der Altersvorsorge!
Genau das haben wir vorhin auch durchgesprochen und es erscheint mir mit das Beste, was dazu gesagt werden kann. Sich selbst das Versprechen zu geben, das Depot mit einer Sparrate wieder zu füllen, setzt eine weitaus höhere Disziplin voraus, als einen Kredit zu bedienen.
Übrigens ist das Depot nicht zwingend als Altersvorsorge gedacht. Angedacht war nur, dass eine daraus werden könnte, da ja ETFs eine Form der langfristigen Anlage sind und wir die Möglichkeit haben, das Geld lange liegen zu lassen.
12.12.2019 16:03 - bearbeitet 12.12.2019 16:04
12.12.2019 16:03 - bearbeitet 12.12.2019 16:04
@dg2210 schrieb:Im Kern ist das doch eine Cashflow-Frage.
Vorrausgesetzt, ich habe ein "vernünftiges" Kreditangebot vorliegen, dann spricht nichts gegen den Kredit, falls
a) ich meine Einnahmen (E) während der Kreditlaufzeit abschätzen kann
b) ich meine Ausgaben (A) während der Kreditlaufzeit abschätzen kann und
c) die Differenz E-A (mein "freier cashflow") deutlich über der Kreditrate liegt.
Nein, mit Verlaub, das ist überhaupt nicht die Frage, um die es hier geht. Das ist eine banale Voraussetzung, ohne die meine Fragestellung gar nicht erst entstanden wäre.
am 12.12.2019 16:36
@flowyo schrieb:Vielleicht gibt es in 1 oder 2 Jahren eine Wirtschaftskrise und ich kann mein Depot bilig wieder füllen. Dann hätte sich die Entnahme gelohnt, sofern die Kurse dann wieder ansteigen. Oder aber alles steigt weiter, dann wäre ich mit einem billigen Kredit gut gefahren.
Was bis zu meinem Rentenalter aus dem Depot wird, weiß erst recht niemand.
Das sind genau die Punkte die Du in Deine Entscheidung einfliessen lassen musst: Was wird (vermutlich) passieren? Zukunftsgerichtet!
Und in der Varaiante ist der Ankereffekt natürlich nicht enthalten.
Anfänglich hast Du aber anhand der Entwicklung der Vergangenheit argumentiert ("Insgesamt ist das Depot rund 10% im Plus"). Das ist eine andere Sache.
12.12.2019 18:53 - bearbeitet 12.12.2019 18:58
12.12.2019 18:53 - bearbeitet 12.12.2019 18:58
@GetBetter schrieb:
Anfänglich hast Du aber anhand der Entwicklung der Vergangenheit argumentiert ("Insgesamt ist das Depot rund 10% im Plus"). Das ist eine andere Sache.
Genau - eine Tatsache nämlich. Ich habe Wertpapiere für den Betrag X gekauft, deren Wert ist um 10% gestiegen und wenn ich sie nun verkaufe, bekomme ich X+10% (eigentlich eine schöne Rendite für einen Anlagezeitraum von rund einem Jahr).
Auch da sehe ich keinen Ankereffekt. Oder eben nur dann, wenn der Zweck des Depots streng auf "Altersvorsorge" bzw. "langfristig" festgelegt wäre und ich nun nur der kürzlichen positiven Entwicklung wegen mit einem Verkauf liebäugeln würde. War der Anlagezweck relativ offen, kann man den Verkauf auch Gewinnmitnahme nennen. 😉
am 12.12.2019 23:29
Natürlich kannst Du verkaufen um 10% Gewinn mitzunehmen. Es geht aber um die Kombination mit Deiner anderen Aussage:
@flowyo schrieb:wenn z.B. jetzt der Stand -10% wäre, würde ich über eine Entnahme gar nicht nachdenken.
Daraus habe ich abgeleitet, dass Du die Entscheidung offensichtlich nicht auf Basis einer in die Zukunft gerichteten Bewertung der Chancen und Risiken des Wertpapiers triffst, sondern einzig anhand des aktuell erreichten Ergebnisses.
Und das nennt sich dann nunmal Ankereffekt.
Wir können die Diskussion aber abkürzen, die ist nämlich hier schon in gleicher Weise geführt worden.
am 13.12.2019 11:40
Sehr schöne Diskussion hier. Die Beiträge von @dg2210 , @GetBetter und besonders von @t.w. haben mir sehr gut gefallen. Freut mich, dass nicht alle mit SUVs rumfahren müssen. Mein Auto ist 15 Jahre alt und genügt völlig. Das fahre ich, bis die Räder abfallen.
Bei der Gelegenheit: die neuen "Inhaber" von @huhuhu sind offenbar genau so sympathisch wie schon ihr Vater. Schön, dass Ihr dabei seid.
Vorweihnachtliche Grüße an alle
aus einem eiskalten München
nmh
am 13.12.2019 12:13
@nmh schrieb:Sehr schöne Diskussion hier. Die Beiträge von @dg2210 , @GetBetter und besonders von @t.w. haben mir sehr gut gefallen.
...kein Wunder, schliesslich werden die genannten Accounts vom @nmh - Team redaktionell "betreut"...
am 13.12.2019 12:30
Hallo nmh,
Danke für die Blumen, eine sehr schöne Aussage.
Neue "Inhaber" ist gut, wenn Du wüsstest.
Dafür, dass ich in der Regel überhaupt kein Freund von Foren bin,
möchte ich schon erwähnen, dass dieses hier nicht verkehrt ist.
Einzige Kritik ist dieses System der Privaten Nachrichten,
was da so manche von sich geben, nun ja, man kann ja Löschen.
Der Kleine ist da besser aufgestellt, nur in anderen Lebensbereichen,
Du verstehst ![]()
Viele Grüße
und schönes Wochenende
50 % der hu`s