04.04.2022 22:20 - bearbeitet 05.04.2022 01:02
Es geht in diesem Text nicht um die Gründe oder die Rechtmäßigkeit einer Kontokündigung.
Zu dem Thema hat @nmh einen ausgezeichneten Beitrag verfasst, der die öffentlich verfügbaren Informationen bündelt.:
Geheimnisvolle Kündigung: Warum wirft die Bank mich raus?
Alle Kommentare zum Thema Kündigung sollten an jenem Beitrag verfasst werden.
Hier geht es nur darum, wie man einer Kontokündigung ganz pragmatisch den Schrecken nehmen kann.
Selbständige und (Klein)Unternehmer kennen das 3-Konten-Pfändungsschutz-Modell und können hier aufhören zu ĺesen; im Folgenden beschreibe ich eine vereinfachte Variante für die private Nutzung.
Private (Giro)Konten sind dadurch gekennzeichnet, daß einer geringen Zahl an Geldeingängen (typisch: Gehalt/Rente) eine höhere Zahl an Geldausgängen (typisch: Miete, Strom, Telefon, Versicherungen, Mitgliedsbeiträge) gegenübersteht. Das Problem bei einer Kündigung/Kontensperrung besteht darin, all diese Daueraufträge/Lastschriftmandate so schnell zu der neuen Bank umzuziehen, daß keine Zahlungslücke entsteht und dabei liquide zu bleiben. Die gesetzlich geregelte Kontowechselhilfe nach ZKG funktioniert leider auch nicht immer perfekt und dauert bis zu drei Wochen - für viele Zahlungen zu lange.
Aus dem nmh-Beitrag kennen wir Möglichkeiten, eine Kündigung zu provozieren, z.B. Kontoüberziehung, Umzug in die USA oder einen anderen Schurkenstaat, Ignorieren von Bankpost, lustige Überweisungen oder vertragswidrige Nutzung des Kontos. Offensichtlich lässt sich das Kündigungsrisiko dadurch reduzieren, daß man solche Aktionen unterlässt. Das ist trivial.
Schwieriger zu vermeiden sind Kündigungen, die durch die verkorkste Geldwäscheregulierung bedingt sind. Die Parameter, welche bestimmen, ob eine Buchung verdächtig oder unverdächtig ist, sind nicht öffentlich bekannt und zusätzlich auch noch dynamisch. Solange die Ukraine-Krise anhält (meine Vermutung: mindestens bis zu den Mid-Terms) werden sicher noch einige Institute oder Konten auf der schwarzen Liste landen. Eine Buchung, die letztes Jahr noch vollkommen legitim war, kann nun verdächtig sein.
Hier mein Vorschlag basiert der auf der Trennung unverdächtiger und potentiell problematischer Zahlungen:
Man eröffne bei zwei Banken je ein Konto (nachfolgend A-Konto und E-Konto)
Alle Geldeingänge landen auf dem E-Konto, von dort aus werden auch alle manuellen Überweisungen getätigt.
Nach jedem Geldeingang wird das aktuell nicht benötigte Geld auf das A-Konto überwiesen.
Vom A-Konto gehen alle normalen Lastschriften/Daueraufträge ab; wer will, kann das A-Konto als Sparkonto/Depotkonto nutzen. "Normal" ist dabei sehr eng zu definieren, z.B. Stromversorger, Telefonanbieter, Kreditkartenfirma oder Finanzamt. Ein "ganz normaler Spenden-Dauerauftrag" an einen Al-Qaida-Unterstützungsverein zählt sicher nicht dazu.
Dadurch, daß vom A-Konto nur unverdächtige Zahlungen abgehen, liegt das Kündigungsrisiko zwischen Null und praktisch Null.(klargestellt nach Hinweis von @Thorsten_ )
Das E-Konto unterliegt dem normalen Kündigungsrisiko. Sei es, weil ein Zahler einen "lustigen" Überweisungszweck angegeben hat, sei es weil ein ganz seriöser ausländischer Finanzdienstleister doch nicht so seriös ist oder weil die Bank merkt, daß man das Konto gewerblich für den ebay-Handel nutzt.
Sollte das E-Konto gekündigt oder gesperrt werden, sind die Folgen aber minimal: Der Großteil des eingehenden Geldes ist auf dem A-Konto und dort verfügbar. Der gesperrte Restbetrag ist ärgerlich, aber verkraftbar, denn die wichtigen Zahlungen laufen unverändert über das A-Konto.
Bleiben nur zwei Dinge zu tun:
- Neues E-Konto eröffnen und Dauerauftrag zum A-Konto einrichten
- Arbeitgeber benachrichtigen
Dies dauert bei einer Online-Bank nicht länger als das Lesen dieses Beitrags!
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 05.04.2022 22:49
@__dpk schrieb:Und Konten aus verschiedenen Bereichen: Direktbanken, Genossenschaftsbanken, Sparkassen, …
Warum? Ich sehe keine (für mich) wesentlichen Unterschiede zwischen Genossenschaftsbanken und Sparkassen.
05.04.2022 22:51 - bearbeitet 05.04.2022 22:54
05.04.2022 22:51 - bearbeitet 05.04.2022 22:54
Ich habe hier auf Seite 13, 1. Beitrag meinen Fall beschrieben: https://community.comdirect.de/t5/Konto-Depot-Karte/Geheimnisvolle-K%C3%BCndigung-Warum-wirft-die-Ba...
Ohne, dass du den Fall lesen musst, nur als Referenz falls Interesse besteht, habe ich aber eine Frage zu dem A-E Konzept. Ich habe mir erst nach der Gesamtkündigung überhaupt Gedanken gemacht, wieso ich überhaupt "verdächtig" agierte und beschäftige mich damit ein bisschen um mich zu wappnen.
Meine Konsequenz ist es jetzt ein Eingangskonto zu haben bei meiner Filial-Hauptbank, auf dass das Gelhalt kommt und alle Daueraufträge und Rechnungen abgewickelt werden - also Miete, Versicherunugen, Versorger, Telekom. Von hier überweise ich dann monatlich einen Teil der Einkünfte auf ein oder zwei weitere Konten bei anderen Banken, über welche ich Onlinehandel, Krypto, Paypal ein und Auszahlungen etc. abwickle. Ebenso habe ich auf meinem Zweitkonto meine Hauptkreditkarte und auf meinem Hauptkonto meine Backupkreditkarte vorgesehen. So habe ich immer ein potentiell unkompromittiertes Hauptkonto und die Backupkarte, falls mir meine Alltagskarte mit dem Zweitkonto plötzlich gesperrt wird.
In meiner Vorstellung ist dies sicherer, da ich ein Hauptkonto habe, was "safe" ist, wo ich den Kundenbetreuer habe, wenn ich mal eine größere Eigenüberweisung habe oder auch eine Auszahlung von z.B. einer Kryptobörse, da mir meine Hausbank versichert hat, dass dies überhaupt kein Problem sei. Offenbar haben die Banken durchaus einen großen Spielraum je nach Kunden zu definieren, was verdächtig ist.
Ich bin neugierig auf eure Meinungen.
am 05.04.2022 23:00
@ehemaliger Nutzer schrieb:@
Ohne, dass du den Fall lesen musst, nur als Referenz falls Interesse besteht, habe ich aber eine Frage zu dem A-E Konzept.
Wenn du eine Frage hast, dann stelle sie einfach!
In meiner Vorstellung ist dies sicherer, da ich ein Hauptkonto habe, was "safe" ist, wo ich den Kundenbetreuer habe, wenn ich mal eine größere Eigenüberweisung habe oder auch eine Auszahlung von z.B. einer Kryptobörse, da mir meine Hausbank versichert hat, dass dies überhaupt kein Problem sei. Offenbar haben die Banken durchaus einen großen Spielraum je nach Kunden zu definieren, was verdächtig ist.
Das ist schön, wenn es so funktioniert. Die BAFIN dreht seit Jahren an der Regulierungsschraube und ich kann nicht abschätzen, wie das endet. Gleichzeitig fusionieren die kleinen Banken (meine Geno-Hausbank hat drei Fusionen hinter sich) und vereinheitlichen dabei die EDV. Sprich: wahrscheinlich kommt überall dieselbe Geldwäscheverdachtssoftware zum Einsatz. Ob die Kundenberater dort in Zukunft noch Spielräume haben, kann ich nicht vorhersagen. Der andere Punkt ist: die Banken haben relativ viel Freiheit, "gewerbliche Nutzung" zu definieren. Kleine Banken haben eher wenig Probleme damit, die comdirect will das nicht.
am 05.04.2022 23:05
@dg2210Du hast ein Konzept vorgeschlagen, bei welchem es genau andersherum eingerichtet ist. Du schlägst ein Ausgabenkonto vor, worüber fixe Ausgaben laufen und ein Einnahmekonto, worüber Gehalt und der Rest laufen und eine Querüberweisung zur Deckung der Ausgaben stattfindet. Was ist der Grund die Einnahmen nicht auf dem Alltagsausgabenkonto zu haben für alle fixen Ausgaben? Immerhin werben Onlinebanken mit "kostenloses Zweitkonto" - also implizieren sie ja, dass Eigenüberweisungen logischer Weise nicht unerwünscht sind und nur "echte" Einnahmen erwünscht sind.
am 05.04.2022 23:55
@ehemaliger Nutzer schrieb: @was ist der Grund die Einnahmen nicht auf dem Alltagsausgabenkonto zu haben für alle fixen Ausgaben?
Der Grund liegt darin, dass auch Geldeingänge eine Kündigung auslösen können, z.B wenn der Absender humorvoll sein will, oder das Muster der Einzahlungen 'komisch' ist und auf gewerbliche Nutzung hindeutet.
Darum rate ich, Ein- und Ausgänge strikt zu trennen
05.04.2022 23:59 - bearbeitet 06.04.2022 00:00
05.04.2022 23:59 - bearbeitet 06.04.2022 00:00
@dg2210Ich sitze hier vor meinem PC und muss situationsbedingt lachen. Ich habe wohl ungewollt und unwissend diverse Checkboxen aktiviert: Paypaleinnahmen nach Entrümpelungsverkauf (Verdacht gewerblicher Nutzung), Bargeld nach Goldmünzenverkauf, Kryptobörsentransaktion, Transfer von ausländischem Konto. 😂
Naja.
Die wichtigste Frage ist: Meinst du die Bank hat Anzeige erstattet? Nicht, dass ich was illegales gemacht habe, aber ich würde schon gerne wissen, ob ich da mit was rechnen muss...
am 06.04.2022 00:58
@ehemaliger Nutzer schrieb:
Die wichtigste Frage ist: Meinst du die Bank hat Anzeige erstattet? Nicht, dass ich was illegales gemacht habe, aber ich würde schon gerne wissen, ob ich da mit was rechnen muss...
Nein. Hätte die Bank Anzeige erstattet, wäre wahrscheinlich das Konto fristlos gekündigt und das Guthaben eingefroren worden.
am 06.04.2022 01:02
am 06.04.2022 01:02
@dg2210 Danke für die Einschätzung. Deine Beiträge waren zig Mal hilfreicher als die Hotline. Jetzt bin ich etwas beruhigter diesbezüglich.
Onvista hat mir übrigens auch grad gekündigt. Dort habe ich das Depot seit mehreren Monaten nicht benutzt (ist immer ein Zweitdepot gewesen mit seltenen Transaktionen), Geld liegt auch keins drauf.
Da es eine comdirect Tochter ist, denke ich, dass das im Zusammenhgang steht.
am 06.04.2022 13:40
Ich habe meinen Frieden mit der Sparkasse gefunden. Das sind mir die knapp 5 Euro im Monat wert.
am 06.04.2022 19:01
am 06.04.2022 19:01
Scheint grad eine Art Rundumschlag der comdirect zu sein.
Bei Twitter findet man auch einige aktuelle Meldungen.