Hallo @rl2664, hallo Community,
erst einmal danke für deinen interessanten Beitrag, der sowohl vom Inhalt als auch dem Ton her sehr stark gewürzt ist.
@rl2664 schrieb:Ok, der Thraed ist 5 Jahre alt. Mein Beispiel ist von Oktober 2024.
Ich glaube nicht das es langfristig zielführend ist die Kunden so einzuschränken. Man überweist ja nicht an eine Terrororganisation, sondern an Dienstleister wie [...] Pocket Bitcoin. Alles legal. Das eine Bank dann sagt, ne, darfst du nicht, finde ich schon krass.
[...]
Die Menschen glauben ja Ihre Guthaben gehören Ihnen, daher empfindet man dieses Verhalten als verweigern der freien Entscheidung über das eigene Geld. Hat sich einer der Entscheider mal gefragt ob man damit mehr Leute hält oder vergrault?
Mein erster Gedanke war und ist, dass eine große Bank wie die Commerzbank/comdirect nicht ohne Grund Einschränkungen im Überweisungsverkehr einführt. Das Beispiel "Pocket Bitcoin" ist sehr plakativ, kannst du doch bereits mit einem einzigen Klick auf die Webseite des Anbieters feststellen, dass dieser von sich aus sagt, dass er für Kunden in Deutschland gar nicht tätig werden darf:
Zielgruppe: Die Informationen (und damit auch Angebote deren Webseite) scheinen zumindest auf den ersten Blick nur für [juristische und natürliche] Personen zu gelten, die einen (Wohn-) Sitz in der Schweiz haben. Diese Einschränkung ist also ähnlich zu sehen wie bestimmte US-Wertpapiere, die an Privatkunden in Deutschland gar nicht verkauft werden dürfen [dann gibt es oftmals die Fehlermeldung, daß die Produktunterlagen/Verkaufsprospekte oder Risikoklasse fehlen würden]. Es ist also für die absendende Bank ohne weitere Recherche zu erkennen, dass die Überweisung nicht dem geltenden Recht entsprechen würde.
Dann wird es wohl eine Standardentscheidung/Standardvorgehensweise im Haus geben, die sich am Risiko orientiert, welches entsteht. Du möchtest als Kunde an einen in Deutschland nicht zugelassenen Dienstleister überweisen und dort etwas erwerben, was weder einer Einlagensicherung unterliegt noch einen sonstigen Substanzwert haben könnte. (Denn wer weiß, ob dieses Unternehmen überhaupt an das zentrale Kassenbuch/Ledger angeschlossen ist?)- Ich bin mir sicher, dass eine Überweisung in die Schweiz an eine Goldscheideanstalt durchgehen würde.
Aber wahrscheinlich hilft uns hier die Webseite der Compliance-Abteilung der Commerzbank weiter, um die Standardvorgehensweisen zu verstehen. Die Bank sieht dies sogar als Alleinstellungsmerkmal bzw. hervorzuhebenden Punkt:
In der Gesamtbetrachtung hat also die proaktive Compliance-Risikosteuerung die Alarmglocken schrillen lassen. Du kannst also von dieser Großbank durchaus erwarten deine berechtigten Interessen zu schützen. Dass die Volksbank vor Ort nicht über dieses ausgegefeilte Risikomanagement verfügt, sollte verständlich sein. Ebenso werden die Tarifgzppen TG 8 und Außertariflich dort seltener anzutreffen sein, der Mitarbeiter dort ist wohl eher Generalist. Mangels negativer Erfahrung geht das dann wohl so lange durch bis es irgendwann eine offizielle Warnung von Bundesbank oder AMLA vor diesen Produkten geben wird.
Was natürlich nicht heißt, dass das Empfängerunternehmen vorzuverurteilen wäre, allerdings hat die Commerzbank nicht den Risikoappetit dafür.
Lass uns mal für einen kurzen Moment in die Haut des Risikomanagers/Bewerters/Geldwäschebeauftragten der Commerzbank schlüpfen. Dieser wird Dun & Bradstreet oder ähnliche Auskunfteien abrufen, wo mir als Communaut nur Northdata zur Verfügung steht.
Zitat von der Webseite, ist wohl der Handelsregistereintrag:
"Die Gesellschaft bezweckt das Erbringen von Dienstleistungen im Bereich von virtuellen Währungen sowie der Informationstechnologie. Die Leistungen umfassen die Bereitstellung von Möglichkeiten zum Kauf und Verkauf von virtuellen Währungen, die Entwicklung und den Betrieb von Computersystemen, den Handel mit Hard- und Software und die mit diesen Leistungen im Zusammenhang stehende Beratung …"
Und damit sollte der Risikoappetit auch von dir als Kunde vollkommen gestillt sein. Du möchtest an ein Unternehmen ohne Banklizenz überweisen, dass lediglich die Plattform erstellt für ein Produkt, was seinerseits wiederum sehr wenig Anlagevermögen/Grundstücke/Fabriken/Haftungsmasse zu haben scheint.
Natürlich kannst du jetzt tiefer graben, wenn du magst. Bei einer AG kannst du wohl im Schweizer Handelsregister ggf. gegen Entgelt Bilanzen anfordern etc. Der mit einigen Fakten unterfütterte Anscheinsbeweis, dass es sich um eine Zieladresse mit hohem Risiko handelt, scheint sich zu verdichten.
Nach der ersten Verärgerung eine Überweisung abgelehnt bekommen zu haben, @rl2664, könntest du im Endeffekt froh sein.
Die Bank schätzt wohl das Prozesskosten- und Reputationsrisiko höher ein als das Risiko einige Kunden zu verärgern. In diesem Teilbereich des Geldausgebens für Kunstwährungen scheint Commerzbank/comdirect meiner Meinung nach sehr verantwortungsvoll zu handeln.
Da mein Risikoappetit in diesem Bereich gegen Null geht nochmal der Standard-Hinweis: Ich schreibe hier niemals zu Beratungszwecken, sondern nur zu Bildungszwecken oder zur Unterhaltung. Und das Thema Kunstwährung würde sich sogar super für ein Wirtshaus eignen.
Liebe Grüße
Gluecksdrache
