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Aktienrückkauf (Eine sinnvolle Geschäftsidee?)

Shane 1
Mentor ★★
1.919 Beiträge

Aktienrückkauf  (Eine sinnvolle Geschäftsidee?)

 

Durch Rückkauf eigener Anteile versuchen Unternehmen im Allgemeinen, ihren Aktienkurs zu stützen. Der Rückkauf muss vorher aber von der Hauptversammlung genehmigt werden. Diese Möglichkeit wird durch die Aktienrechtsnovelle legitimiert: Seit Mai 1998 dürfen Unternehmen deshalb ihre eigenen Aktien an der Börse zurückkaufen.

 

Zuerst aber ein unbefriedigendes Ergebnis für die Leser, denn objektiv betrachtet kann man keine eindeutige  Ansicht dazu vertreten.

Es gibt verschiedene Argumente für beide Seiten und jede hat ihre Berechtigung.   Eine tolle Sache sagen so die Befürworter und freuen sich auf steigende Kurse. Wisst Ihr nichts Besseres mit unserem Kapital anzufangen, fragen dagegen die Kritiker. Doch sehen wir uns die Argumente zuerst einmal an.

 

Aktienrückkäufe sollten nachhaltig strategisch begründbar sein.
Schon seit 1974 erlaubt die EU allen Unternehmen in seinen Mitgliedsländern, bis zu 10% ihrer eigenen Aktien zurückzukaufen. 24 Jahre später (seit 1998) war man dann auch in Deutschland startklar. Der Vorteil für den Aktionär: Das Angebot (Streubesitz) der nach Rückkauf noch frei handelbaren Aktien ist natürlich geringer, während die Nachfrage zunimmt. Wieso eigentlich? -  der Unternehmensgewinn, der durch den Aktienrückkauf ja  nicht beeinflusst wird, verteilt sich jetzt auf weniger öffentlich gehandelte Aktien. Diese Aktien sind also preiswerter geworden.

 

Ein Kursanstieg erscheint und ist deshalb gerechtfertigt. Die britische Investmentbank  J.P. Morgan fand heraus, dass die Aktien eines Unternehmens innerhalb der ersten sechs Monate nach Ankündigung des Rückkaufs durchschnittlich um 9,7% besser notieren als der zugrunde liegende Aktienindex. So gesehen, ist der Aktienrückkauf wie eine ausgeschüttete Dividende – aber eine steuerfreie!

 

Dieser Punkt verdient Beachtung, schließlich wird zuerst der Gewinn einer Kapitalgesellschaft  eigenständig besteuert und anschließend dann der Aktionär mit der Abgeltungssteuer auf seine Dividendenauszahlung zur Kasse gebeten.

Dass der deutsche Fiskus noch nicht auf die Idee gekommen ist, uns gierige Börsianer für solche Aktienrückkäufe deshalb zur Ader zu lassen, verwundert mich sowieso, und ich würde das in ferner Zeit nicht kategorisch ausschließen wollen.  

Tatsache bleibt natürlich auch, dass gerade im Technologie- und Gesundheitssektor überdurchschnittlich viele Gewinnmilliarden im Ausland geparkt werden. Absolut betrachtet sind es vor allem Mega-Schwergewichte wie Microsoft (108 Milliarden Gewinndollar im Ausland), General Electric (104 Milliarden), Apple (92 Milliarden), Pfizer (80 Milliarden) oder IBM (68 Milliarden), die dem US-Fiskus hohe Summen vorenthalten, schließlich werden in Amerika 35% Steuern auf die erzielten Unternehmensgewinne fällig.                                                                                              Der nun seit einem Jahr im Weißen Haus amtierende Donald Trump kann nicht viele Erfolge vorweisen, aber ihn als Spinner zu bezeichnen ist mal wieder unsere typische Überheblichkeit. Er ist kein Politiker, aber ein erfolgreicher Geschäftsmann. Wenn er seine Vorschläge umsetzen kann und die Körperschafssteuer  auf seine 20 Prozent durchsetzen kann (irgendwann muss er ja auch mal einen Erfolg vorzeigen), werden die Milliarden an zusätzlichen Gewinnen den Aktionären zu Gute kommen.                                                                                                               

Auf diesem Weg (Aktienrückkäufe) zahlen so Unternehmen die eingesparten Steuermilliarden in großem Maße an ihre Aktionäre zurück. So hat der von der Marktkapitalisierung einmal größte Konzern der Welt „ Exxon Mobil“ (Esso) seit 2011  Aktien im Wert von 76 Milliarden, Oracle für 44 Milliarden oder Wal-Mart für 26 Milliarden  Dollar zurückgekauft und dadurch die Nachfrage nach ihren Papieren erhöht und so den Kurs der eigenen Aktie gestärkt.

Aber dem Unternehmen eröffnen sich ob dieser Möglichkeit auch interessante Gestaltungsmöglichkeiten: Aufkäufern, die große Aktienpakete eines Unternehmens an der Börse aufkaufen, um diesen dann vielleicht zu übernehmen, wird ihr Plan schwieriger gemacht.                                                                                                         Oder aus anderer Sicht betrachtet: die zurückgekauften Aktien kann ein Unternehmen natürlich benützen, um damit die Übernahme eines anderen Unternehmens zu finanzieren. So mündet eine Übernahme nicht in höheren Schulden. Oder diese Aktien werden Mitarbeitern als Belegschaftsaktien angedient, um diese langfristig an das Unternehmen zu binden.           

In den USA ist der Aktienrückkauf schon immer fester Bestandteil des Börsengeschehens. Ungefähr 150 Milliarden Dollar Aktienwert verschwindet alljährlich so vom Aktienmarkt.

Anders als in Deutschland darf das Unternehmen dort  aber beliebig viele Aktien zurücknehmen. 

Die wichtigste Motivation in den USA: Die Steigerung des Shareholder Values, also die Steigerung des Aktienwerts für den Aktionär. Häufig wird diese Motivation von Aktionären geäußert.

 

Der Aktienrückkauf ist daher eine sehr sinnvolle Einrichtung für Unternehmen, für Börsianer ist aber Voraussetzung, dass die Aktien per Kapitalherabsetzung vernichtet werden. Nur in diesem Fall profitiert auch der Aktionär direkt davon. Auf jeden Fall sollten sie nicht so leicht wieder in den Markt gegeben werden können.   

 

Viel offensichtlicher und schwerwiegender ist die Gefahr des Missbrauchs: Denn zunehmend wird die Arbeit der deutschen Vorstände wie in den USA mit der Zuteilung von Aktienoptionen honoriert. Denkbar ist deshalb, dass die lieben Vorstände zum Zeitpunkt der Einlösbarkeit ihrer Aktienoptionen, die je nach Aktienkurs eventuell nicht im Geld sind, per Aktienrückkauf diesen unseligen Umstand kurzfristig aufheben.                                                                                                 Ach was, da passen wir schon auf, sagt offiziell etwas formaler der Gesetzestext.     Etwas skeptisch darf man solche Aussagen schon betrachten, zumal bisher lediglich Ankündigungen von Rückkaufaktionen (BASF,  SAP, Schering, SGL-Carbon, Allianz) ohne erkennbaren Einfluss auf den Aktienkurs blieben.

 

Es ist schwer, sich objektiv für eine Seite zu entscheiden. Persönlich ziehe ich Dividendenzahlungen vor, schließlich füllen sie meinen Geldbeutel direkt und sofort mit klingender Münze und ich habe dadurch die Möglichkeit, mit diesem Geld eventuelle Kursdifferenzen durch Nachkauf anderer Werte nach eigenem Ermessen auszugleichen oder einfach für angenehme Dinge zu verwenden.

 

Auch empfinde ich Dividende als Polster oder Ausgleich für mögliche Kursrückgänge, sozusagen federe ich diese damit etwas ab. Natürlich sind dies nur Vorteile, wenn ich Aktien von Unternehmen halte, welche auch Dividenden ausschütten und dieses auch nach einem Rückkauf weiterhin praktizieren. Und da ich als Kleinaktionär auch keinen Hauptversammlungen beiwohne, ist es mir egal, dass durch die Verringerung der Aktienanzahl auch die Stimmanteile reduziert werden (Vorzugsaktien oder Genussscheine sind mir persönlich sowieso wichtiger wie Stimmrechte auf der Hauptversammlung), und ich glaube auch, dass ein Großteil der Börsianer ebenso denkt.

 

Warren Buffett ist nachweislich ein Freund von Coca-Cola, aber kein Freund von Dividenden. Er ist der Meinung, er kann mit dem erwirtschafteten Geld seines Konzerns (Berkshire Hathaway) besser umgehen, wie seine Aktionäre. Deswegen bezahlt er auch keine Dividenden und investiert die Gewinne. Und sein Erfolg gibt ihm Recht, seine Anhänger tolerieren diese Ansicht ohne Wehklagen. Dass er mit seiner Holding aber mehr als 6.700 Dollar Dividende kassiert, (nein liebe Leser natürlich nicht in einer Woche oder in einem Monat, diese 6.700 Dollar Dividende erzielt er jede Minute), wollen wir jetzt aber nicht extra erwähnen. Obwohl, Neid ist die aufrechteste Form der Anerkennung.

Ob er bisher auch  in so großem Stil wie oben erwähnt bereits Aktien zurückgekauft hat, entzieht sich meiner Kenntnis aber seine Anhänger pilgern dennoch jährlich zum Orakel von Omaha um ihn zu huldigen.

 

Ein Aktienrückkauf ist ein komplexes Thema und ich habe hier meine persönliche Ansicht offen gelegt. Diese muss nicht richtig oder Vollständig sein, wahrscheinlich muß man wie in der Politik eben auch verschiedene Meinungen tolerieren um einen gemeinsamen Nenner zu finden.

 

Wenn jemand anderer Ansicht ist, Fragen oder weitere Anregungen hat, freue ich mich über Ideen und Beiträge für einen kurzweiligen Gedankenaustausch über dieses Thema.

Viel Freude beim Lesen - Shane  

 

 

42 ANTWORTEN

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Shane 1:

 

Schöner Text, danke. Ich möchte noch anmerken, dass ich über Aktienrückkäufe ebenfalls bereits zwei längere Texte hier und hier veröffentlicht habe. Es gibt sogar spezielle ETF, die sich auf Aktien mit Rückkaufprogrammen beziehen und interessant für Anleger sind, die den positiven Argumenten aus dem Beitrag von shane folgen möchten.

 

Mit den Aktienrückkäufen verwandt sind Stockdividenden. Hier haben die Investoren normalerweise ein Wahlrecht zwischen Bardividende oder Wiederanlage in Aktien. Einen großen Beitrag dazu findet man hier.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

TutsichGut
Mentor ★★★
2.302 Beiträge

Vielen Dank @Shane 1 für diesen informativen Artikel.

 

Aber hast du alle Möglichkeiten bedacht?

Kann eine AG mit Aktienrückkaufen ein Squeeze out beschleunigen?

Was hätte eine AG davon, sich selbst aus einem Index zu kaufen?

 

Mir ist letzlich egal, wer meine Aktien kauft, wenn ich sie verkaufen möchte Smiley (Zunge)

 

Edit: Wieso ist der tindergewaltige ohne Ohren wieder schneller als ich?

Liegt es wirklich an den "ohne "Ohren???

Edit2: Nee, kann nicht sein. Ich seh gerade, ich habe auch keine Ohren. 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

nmh
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9.960 Beiträge

@TutsichGut:  Du hast doch in HH gemerkt, dass das bei mir alles Schiebung ist. @Shane 1  hatte seinen Beitrag freilich vorab mit mir abgesprochen, auf dass ich meinen unheimlich wichtigen Senf dazugeben kann, noch bevor die anderen Leser auch nur den ... äh ... ich wollte jetzt irgendwas mit "einer Chance" sagen, habe mich aber im Nebensatz verloren. Schlussred, hilf!

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

TutsichGut
Mentor ★★★
2.302 Beiträge

Ja, @nmh

Senf, eine ganze Tube von dem guten Stößchensenf gebe ich dir gleich zu lutschen Smiley (zwinkernd)

 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

nmh
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9.960 Beiträge

Hühü, ich glaube nicht, dass die in Düssssssssssssseldorf ("wo ist denn hier die nächste Vernissage") wissen, was Senf ist, geschweige denn, wie man ihn herstellt.

 

Dann startet das Senfrückkaufprogramm (Käuferschutzprogramm). So schließt sich der Kreis. Da fällt mir ein, daß ich noch Weißwürste kaufen muß.

 

Zurück zum Thema. Hier sind die Lottozahlen. Entschuldigung, das war die falsche Taste.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Shane 1
Mentor ★★
1.919 Beiträge

@nmh

Oha, das wußte ich wirklich nicht (23.03. + 09.08.)und habe diese eben erst wegen deines Hinweises durchgelesen. Diese sind sachlich und inhaltlich jedoch voll in Ordnung.

Habe gestern deinen Beitrag zum Money-Management kurz überflogen und werde ihn mir bestimmt nochmals in Ruhe durchlesen. Ebenfalls sehr informativ, was mir aber gut gefällt, deine Beiträge (welche mir zu lesen gar nicht gut tun) werden ausführlich und verständlich abgehandelt. Hätte mir also diesen Beitrag fast ersparen können und stattdessen etwas über Hochfrequenzhandel oder Goodwill schreiben können.

Egal, mit der freien Zeit gehe ich jetzt eben Bitcoins schürfen !! (Meine Rechner laufen deshalb schon seit Wochen auf Hochtouren)

Grüßle - Shane

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Shane 1:

 

"Diese sind sachlich und inhaltlich jedoch voll in Ordnung."

Da bin ich aber froh, danke!

"deine Beiträge (welche mir zu lesen gar nicht gut tun)"

warum tut Dir das nicht gut? Das höre ich aber nicht gerne...

 

"Hätte mir also diesen Beitrag fast ersparen können"

unterschiedliche Meinungen beleuchten - dazu ist diese Community da

"Egal, mit der freien Zeit gehe ich jetzt eben Bitcoins schürfen !!"

keine Chance, ich habe keine übrig gelassen

 

Wenn Du Feedback zu meinem gestrigen Beitrag hast oder zu einem anderen Beitrag - gerne!

 

Schönen Abend

nmh

 

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

baha
Mentor ★★★
2.680 Beiträge

OT: Herzlichen Glückwunsch zum 3333. Beitrag @nmh 🙂 

Shane 1
Mentor ★★
1.919 Beiträge

@TutsichGut

Kann eine AG mit Aktienrückkaufen ein Squeeze out beschleunigen?

Was hätte eine AG davon, sich selbst aus einem Index zu kaufen?

 

Hallo TSG,

da hast du meinen Gedanken wohl falsch interpretiert. In den Staaten sind die meisten Aktien Namensaktien (Registered Shares). Eigentlich ist da kein Unterschied zu unseren üblichen Inhaberaktien, mit der Ausnahme, ein Konzern weiß genau, wer seine Aktien hält.

Wenn nun ein feindlicher Übernahmeversuch übernommen wird, sieht er auf Grund seiner Namensaktien, wer hier massiv die Papiere einsammelt.

 

Durch den Rückkauf seiner eigenen Aktien, kann nun der Konzern verhindern, dass dieser Gegner nicht die Mehrheit erlangt und den Versuch ersticken. Er kauft seine  Aktien zu seinem eigenen Schutz zurück. Wenn diese irgendwann wieder in den Markt geworfen werden (z.B. als Zahlungsmittel) hat der Aktionär natürlich keinen Vorteil. 

 

Die Dividende hätte ich dann zwar versteuern müssen (15% in den USA), aber ich hätte das Geld bereits in der Tasche und so wäre mir ebenfalls egal, wer meine Aktien kauft.

 

ich glaube, jetzt habe ich mich verständlicher ausgedrückt (aber danke für deinen Einwand).

Grüßle - Shane