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Buyback-ETFs -- wenn Unternehmen sich selbst kaufen

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe Leser,

wir haben in der Community hier bereits über Aktienrückkäufe diskutiert.

 

Aktienrückkauf bedeutet, daß ein Unternehmen seine eigenen Aktien am Markt (oft einfach an der Börse) kauft und einzieht.


Diese Rückkäufe können -- auch aus steuerlicher Sicht -- eine sinnvolle Alternative zu Dividendenausschüttungen sein. Der Gewinn wird auf weniger Anteilscheine verteilt, das Angebot der eigenen Aktien im Markt verknappt. Im Gegensatz zur Dividende fließt keine Liquidität aus dem Unternehmen ab, das Geld kann weiter für Investitionen verwendet werden. Und der Anleger erfährt einen Wertzuwachs seiner Anteile, den er im Gegensatz zu Dividenden zunächst nicht versteuern muß. Gerade bei ausländischen Unternehmen kennen wir alle die Quellensteuerproblematik, die entfällt bei Rückkäufen.

 

Man beachte auch meine Hinweise zu Dividenden hier -- da steht auch, wie Ihr Euch jede gewünschte Dividendenrendite selbst zurechtschneidern könnt, wenn Ihr das denn wollt. Eine Bastelanleitung "Dividendenrendite nach Wunsch" findet Ihr hier.

Mit den Aktienrückkäufen verwandt sind Stockdividenden. Hier haben die Investoren normalerweise ein Wahlrecht zwischen Bardividende oder Wiederanlage in Aktien. Einen großen Beitrag dazu findet man hier, wenn man sich die Zeit nimmt, alles zu lesen.

Auch Warren Buffett, der eine oder andere kennt ihn, ist ein Fan von Aktienrückkäufen. Zitat aus seinem Geschäftsbericht: "Many of our investees have been repurchasing shares, some quite aggressively. We very much like this behavior because we believe the repurchased shares have in most cases been underpriced. Undervaluation, after all, is why we own these positions. When a company grows and outstanding shares shrink, good things happen for shareholders."

In Deutschland sind Aktienrückkäufe erst seit 1998 als Ausschüttungsinstrument erlaubt. 2015 wurden in Deutschland laut "Effecten-Spiegel" 15% des ausgeschütteten Kapitals in Form von Aktienrückkäufen gezahlt. Ganz anders in Amerika: der US-Aktienmarkt wird seit Jahren durch signifikante Aktienrückkäufe befeuert. Das erklärt auch, warum er in der Vergangenheit trotz stagnierender Unternehmensgewinne weiter nach oben gelaufen ist. In 2014 und 2015 haben US-Unternehmen eigenene Papiere im Wert von rund 1 Billion US-Dollar zurückgekauft. Allein Apple hat 2016 für über 34 Mrd. Dollar eigene Anteile aufgekauft. In den Vereinigten Staaten haben Rückkäufe die Dividenden inzwischen als wichtigste Form von Ausschüttungen längst überholt.

Der Kapitalmarkt assoziiert mit Aktienrückkäufen häufig eine positive Unternehmensentwicklung bei gleichzeitiger Unterbewertung des jeweiligen Papiers. Das kann den Aktienkurs beflügeln. Für Anleger sind Rückkäufe also attraktiv.

Wer nicht nur an einzelnen Unternehmen mit Rückkaufprogrammen partizipieren möchte, kann inzwischen auch in einige wenige ETFs investieren.

Der seit Dezember 2014 auf Xetra gehandelte PowerShares-ETF (WKN: A114UD) bildet Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren ab. Der Index besteht aus Aktien von Unternehmen aus aller Welt, unter anderem auch aus den USA (ca. 60%), die während der letzten zwölf Monate die Anzahl ihrer umlaufenden Aktien netto um 5 % oder mehr gesenkt haben. Japanische Aktien sind zu etwa 15% vertreten.

Der Amundi-ETF bietet Zugang zu den 100 Aktien mit den höchsten Aktienrückkaufquoten aus dem S&P 500-Index. Die Tranche mit der WKN A14MC4 schüttet nicht aus. Das europäische Pendant, aber mit Ausschüttung, ist der Amundi-ETF mit der WKN A14V4W und bildet die Wertentwicklung der Aktien aus dem MSCI Europe ab, die in den letzten zwölf Monaten die höchste Aktienrückkaufquote (Buyback Ratio) aufgewiesen haben. Die beiden Amundi-ETF investieren im Gegensatz zum PowerShares-ETF über Swaps.

Die in den USA weit verbreiteten Aktienrückkäufe sollten auch in Europa an Bedeutung gewinnen, da sie Anlegern attraktive Alternativen zu einer Dividendenausschüttung bieten.

Viele Grüße aus München

nmh

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
6 ANTWORTEN

TutsichGut
Mentor ★★★
2.302 Beiträge

Danke @nmh für die Vorstellung der ETF's.

 

Das liest sich ziemlich trocken und nüchtern und entfacht kaum Neugier oder Begeisterung nach dem Aufrufen der ETF's und Anschauen der Performance.

 

Wenn die Adoption unter Dach und Fach ist, könnten wir mal überlegen, welche Firmen du für mich kaufen möchtest Herz

 

LG
TutsichGut

 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

dg2210
Legende
6.202 Beiträge

Hier noch zwei Probleme von Buybacks:

 

  1. Die Aktienrückkäufe sind ein beliebtes Mittel, um Managementfehler zu verstecken. Durch die Reduzierung der Aktienanzahl steigt automatisch der Gewinn pro Aktie (bei gleichem oder leicht sinkenden absolutem Gewinn), was oft zu einer automatischen Gehaltssteigerung des Vorstandes führt.
  2. Die Erfahrung zeigt, dass die Unternehmen oft Aktienrückkäufe in Euphorie-Phasen der Börse vornehmen, wenn die eigenen Aktien sehr teuer sind. Als die Aktien 2008/2009 billig waren, hat fast niemand Aktien zurückgekauft.

 

Auch Warren warnt insbesondere vor letzterem, in seinem 2011er letter schreibt er (Hervorhebung von mir):

 

Last September, we announced that Berkshire would repurchase its shares at a price of up to 110% of book value. We were in the market for only a few days – buying $67 million of stock – before the price advanced beyond our limit. Nonetheless, the general importance of share repurchases suggests I should focus for a bit on the subject.


Charlie and I favor repurchases when two conditions are met: first, a company has ample funds to take care of the operational and liquidity needs of its business; second, its stock is selling at a material discount to the company’s intrinsic business value, conservatively calculated.


We have witnessed many bouts of repurchasing that failed our second test. Sometimes, of course, infractions – even serious ones – are innocent; many CEOs never stop believing their stock is cheap. In other instances, a less benign conclusion seems warranted. It doesn’t suffice to say that repurchases are being made to
offset the dilution from stock issuances or simply because a company has excess cash. Continuing shareholders are hurt unless shares are purchased below intrinsic value. The first law of capital allocation – whether the money is slated for acquisitions or share repurchases – is that what is smart at one price is dumb at another. (One CEO who always stresses the price/value factor in repurchase decisions is Jamie Dimon at J.P. Morgan; I recommend that you read his annual letter.)

 

 

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge
Hallo zusammen,

ich halte von Factor-ETFs nicht viel. Einen ausführlichen Thread dazu gibt's hier: https://www.wertpapier-forum.de/topic/50425-factor-investing-mit-etfs/

Ich muss zugeben, ich habe nicht alles verstanden. Meine Meinung zum ETF-Portfolio: Bitte einfach halten und international streuen.

Bei Aktien bin ich jedoch Freund von Aktienrückkäufen und Stockdividenden. Mit Bardividenden habe ich das Problem, dass ich diese schlecht neu anlegen kann. Die Kleckerbeträge füge ich einfach meinem ETF-Sparplan hinzu.

Grüße aus Arenal
Sonni

TutsichGut
Mentor ★★★
2.302 Beiträge

Vielen Dank @ehemaliger Nutzer besonders für den Link ins andere Lager.

 

Oft verdrängt wird einem schnell wieder klargemacht, das keiner den Stein der Weisen gefunden und gefressen hat.

Die Grenzen zwischen den einzelen Anlegertypen wird immer diffuser.

Was ist ein Depotier, ein Trader, ein Zocker?

Wir werden es nie erfahren....

 

Schönen Sonntag

TutsichGut

 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

dg2210
Legende
6.202 Beiträge

Daniel Stelter hat auf seiner Seite einen interessanten Beitrag dazu; es geht um die Dienstmädchen-Hausse und die Rolle der Unternehmen:

Auszug:

 

Eine andere Käufergruppe hat in den letzten Jahrzehnten die Dienstmädchen als Käufer am Top abgelöst: die Unternehmen. Nicht nur kaufen sie besonders gern eigene Aktien zurück, wenn sie am teuersten sind, nein, sie kaufen auch am liebsten Wettbewerber auf, wenn deren Aktien schon lange gestiegen sind. In der Tat zeigt ein Blick auf die Deal-Aktivität und die Entwicklung der Börsen eine deutliche Korrelation. Kurz vor den Tops ereignen sich die meisten Transaktionen. So war es 1999, so war es 2007 und so wird es auch 2017 sein.

 

Die Gründe dafür sind vielfältig: Wenn die Börsen hoch notieren, sind die Unternehmensgewinne gut, die Wachstumsaussichten prächtig und das Zutrauen in die Zukunft beträchtlich. Da ist es als Manager viel einfacher, Aufsichtsrat und Aktionäre von einer Übernahme zu überzeugen, als zu Zeiten der Krise. Wie die Privatanleger sind Unternehmen zwangsläufig prozyklisch. Sie sind die Dienstmädchen unserer Zeit.

 

Schon lange sind Unternehmen die Hauptkäufergruppe von Aktien in den USA. Mit dem Rückkauf der eigenen Aktien – vor allem auf Kredit – wollen sie den Gewinn pro Aktie und damit den Aktienkurs steigern. Studien weisen nach, dass dieses Vorgehen keinen nachhaltigen Effekt hat und vereinzelte Fälle wie IBM zeigen, wie man auf diese Weise einstmalige Industrie-Ikonen abwirtschaftet. Doch erst eine Welle an Firmenübernahmen könnte das Ende der heutigen Aufwärtsentwicklung einläuten.

 

 

Volltext:

https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/jetzt-kommen-die-wahren-dienstmaedchen/

Noxx
Legende
7.051 Beiträge

...interessanter Thread, aber ist es nicht so - um an den Anfang des Threads zurückzukehren - dass die Annahme, es flöße nur dann keine Liquitidät aus dem Unternehmen, wenn das Unternehmen die eignen Aktien behält, wobei dann der Gewinn pro Aktie nicht steigt

...in der Regel werden sie aber doch eingezogen, sonst ergäbe sich ja nicht ein höherer Gewinn pro den verbliebenen Aktien

...wenn man aber eigene Aktien auf dem Markt kauft, sie anschließend einzieht (also vernichtet) kostet das doch Liquidität für den Kauf von Extern