Lieber @hvd du liegst mit der german Angst nicht ganz falsch. Aber auch der Ami hat Angst. Er hat Angst vor dem Kommunismus. Auch wenn der Kommunismus gar nicht vor der Tür steht - der Ami hat davor Angst. Da werden Sozialisten oder ganz normale Sozialpolitiker auch schonmal zum Kommunisten gemacht. Chinesen, Russen, Kubaner - alles Kommunisten. Wehe, wenn die Tochter so einen als Schwiegersohn vorstellt. Das ist schon pathologisch.
Ich finde das immer interessant.
Da wird anderen Menschen (hier "dem Ami" (früher sprach man immer von "dem Russen") eine einfache, oder sagen wir "vereinfachte" Weltsicht unterstellt.
Hier sind es die Amerikaner, die hinter allem und jedem angeblich den Kommunismus vermuten.
Es ist polemische "Kritik" (unsere Medien sprächen von "Populismus", bei Dir machten sie vielleicht eine Ausnahme, weil Du die "richtige" Seite angreifst, nämlich "den Ami"), letztlich aus nicht belegbaren (aber gleichzeitig schwer widerlegbaren) Behauptungen bestehend.
Die Amis sind ein 320-Millionen-Volk. Aber "der Ami", also 320 Millionen von der Sorte, hat natürlich Angst vor Kommunisten.
Vielleicht sollte man sich mal lieber mit der schon pathologischen Angst der Deutschen vor "dem Nazi" befassen.
Das ist krank. Nicht die Tatsache, daß man was gegen Nazis hat, sondern wie schnell Leute zu Nazis erklärt werden und was dann für ein panischer Aufriß gemacht wird und wie man insgesamt mit diesem Thema umgeht.
Patriotismus ist etwas was mir völlig zuwider ist. Ich habe Respekt vor staatlichen Symbolen (zB Flaggen) genauso wie ich auch Respekt vor religiösen Symbolen habe. Aber mit "Liebe" hat das nichts zu suchen. Man liebt keine Verfassung. Eine Verfassung ist etwas höchst rationales und sollte nicht nur unter hormonell chaotischen Bedingungen Zustimmung finden. Liebe und Patriotismus verlocken dazu in manchen Punkten das Hirn auszuschalten.
Viele menschliche Regungen führen dazu, in bestimmten Situationen "das Hirn" auszuschalten.
Kann man sogar an der Börse beobachten. Das macht Menschen zu Menschen. Die Gleichsetzung von Patriotismus (dt.: Vaterlandsliebe) und Verfassung halte ich für unsinnig.
Es ist eine typisch deutsche Betrachtungsweise, weil es tatsächlich Menschen geben soll, die ihren Patriotismus auf das Grundgesetz beziehen.
Auf eine Verfassung die so oder so ähnlich in allen westlichen Demokratien vorkommt. So ein Blödsinn. Also nicht die Verfassung als solche, sondern dieselbe als Bezugspunkt von nationaler, kultureller oder wie auch immer gearteter Zugehörigkeit.
Wenn Du nun den Patriotismus Deiner Mitmenschen (vielleicht auch nur bei Deinen Landsleuten, weiß ich nicht) als widerlich bezeichnest, ist das für mich ein klassisches Beispiel von Hirn ausschalten, weil es keine Rücksicht auf andere bzw. deren Befindlichkeiten nimmt.
So etwas sagt man einfach nicht. Es gehört sich nicht.
Was glücklicherweise nicht heißt, das Du es nicht sagen darfst.
Worauf bist Du konkret stolz, wenn Du stolz bist Deutscher zu sein? Auf die Nationalität kannst Du nicht stolz sein, weil Du selbst absolut gar nichts dazu beigetragen ist. Dann könnte ich auch stolz sein sehen und hören zu können. Ich glaube ja, dass man nur dann stolz auf solche externen Faktoren hat, wenn selbst nichts erreicht hat worauf man (zurecht) stolz sein kann: eine gute Ausbildung, ein guter Charakter, vernünftige und mündige Kinder etc. Noch schräger wird es wenn man stolz auf andere ist zB. auf die Erfolge des FC Bayern. Das ist parasitär. 🙂
Ich bleibe dabei: Herkunft ist kein Verdienst! Ich weiß nicht ob ich so viele Aktien/ meine gute Ausbildung hätte, wenn ich in Ghana geboren wäre. Das relativert es mit dem Herkunftsstolz für mich erheblich.
Man hat die großen Worte immer viel zu schnell zur Hand...
Du bestimmst jetzt hier, wer worauf stolz sein kann? Mit welchem Recht?
Stolz ist eines der urmenschlichsten Gefühle.
Es hat nicht zwingend etwas mit eigener Leistung zu tun. Es ist ein Gefühl.
Wie Wut, Liebe, Haß, Ekel oder Freude.
Es soll Leute geben, die auf die Leistung ihrer erwachsenen Kinder stolz sind, obwohl sie vielleicht zur konkreten Leistung gar nicht so konkret beigetragen haben (natürlich schon abstrakt, durch das "Aufziehen").
Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist eine typische Quelle für Stolz, eigentlich der Hauptgrund.
Manche sind stolze Münchner, weil ihnen bei dem Gedanken an ihre Stadt ihr Herz aufgeht.
Genauso sind viele eben stolz auf Ihre Nation, ihr Volk. Warum auch nicht? Ich finde das gut.
Schwierig wird es immer dann, wenn hinten ein "ismus" dran kommt. Das bedeutet nämlich dann meistens, daß andere kaputt gemacht werden sollen oder jedenfalls minderwertig sind.
Aber ein "stolzer Franzose" (übrigens der Normalfall in diesem wunderbaren Land, ich bin regelmäßig dort) hält einen Deutschen nicht für schlechter oder minderwertig, genausowenig wie dies ein "stolzer Deutscher" (den gibt es eher selten, der macht lieber auf "stolzen Europäer" (was kurioserweise als legitim gilt)) bei einem Franzosen täte.
Um es kurz zusammenzufassen: Was Du sagst, ist völliger Blödsinn. Stolz darf und kann jeder jederzeit empfinden auf was er will. Die Familie (und sei sie auch noch so mißraten), die Nation, die Stadt, den Verein, sich selbst, die richtig durchgeknallten können sogar auf die EU stolz sein.
Und um den Versuch zu unternehmen, es Dir zu erkären: Es ist das Gefühl nach Hause zu kommen.
Schon von Süden kommend hinter Basel. Vertraute Sprache, vertraute Umgangsformen, vertrauter Habitus. Klima, Landschaft usw. usf. Es ist einfach ein Gefühl.
Das mir allerdings in den vergangenen Jahren schwächer geworden ist.
Häufig schäme ich mich jetzt für mein Land (bzw. dessen Vortänzer).
Obwohl ich gar nichts dazu kann, ich habe die gerade Regierenden nicht mal gewählt.
Wie Du siehst: Auch Scham ist nicht zwingend an eigenes Tun gebunden.
Was auch immer.... Weniger Stolz kann man auf die Marktlage sein. 😉
