am 04.12.2021 15:58
Einige Zeilen aus aktuellem Anlass
Die Berichtssaison ist gelaufen, die Geldpolitik bleibt bei hohen Inflationsraten vorhersehbar, so dass die Aktienmärkte im Moment ausschließlich von der berechtigten Angst vor der neuen Variante umgetrieben werden: Auf Delta folgt nicht etwa Epsilon -- das Virus macht im Alphabet gleich den Sprung zu Omikron! Die zunehmenden Sorgen wirken sich belastend auf die Stimmungsindikatoren der Wirtschaft aus, und vor allem bei den Verbrauchern hat sich die Stimmung deutlicher verschlechtert.
Gestern ist der DAX (15 170 Punkte) bei dem Versuch gescheitert, seine 200-Tage-Linie (15 416 Punkte) zurückzuerobern. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass es zumindest in den nächsten Tagen weiter nach unten gehen wird.
Noch ungeklärte Fragen darüber, ob die vorhandenen Impfstoffe wirken, wie ansteckend Omikron ist und welche Krankheitsverläufe mit der neuen Virusvariante einhergehen, lassen die Anspannung an der Börse steigen. Die jüngste Korrektur ist bislang absolut gesund und nicht besorgniserregend. Doch die Stimmung an der Börse ist innerhalb weniger Tage von Euphorie in Angst umgeschlagen, abzulesen auch an Volatilitätsindizes wie dem VDAX (WKN A0DMX9). Wohl dem, der sein Depot mit Put-Optionen abgesichert hat.
Weiterhin tut sich die Politik mit harten Eingriffen schwer. Unterdessen veranstaltet man Fußballspiele mit 50 000 schreienden Fans, die Innenstädte sind voll, hier bei uns werden die eigentlich verbotenen Christkindlmärkte als Außengastronomie getarnt, und die Leute reisen weiterhin unbekümmert durch Deutschland und um die halbe Welt, so dass das Virus fröhliche Urständ feiern und neue Mutationen bilden kann. Man kann nur auf die Einsicht des Virus hoffen, dass es für die eigene Ausbreitung wohl vernünftiger ist, wenn der Wirt nicht zu schwer beschädigt oder gar getötet wird.
Ohne einen harten Lockdown wird es nicht gehen, solange die Impfquote nicht wesentlich höher ist. Doch je länger die Politik damit wartet, desto schlimmer wird diese Maßnahme für die Börsen, wenn sie dann doch kommt. Darin liegt aktuell das größte Risiko für die Kurse. Um es klar zu sagen:
Mit einem neuen Absturz um 40 Prozent, so wie in 2020, rechne ich in den nächsten Wochen nicht. Die Anleger haben die anschließende Erholung noch in Erinnerung und werden bei anhaltender Schwäche rechtzeitig wieder einsteigen und einen sehr starken Einbruch hoffentlich verhindern. Aber ein Rückgang im DAX auf 14 000 Punkte wäre völlig im Rahmen, auch wenn es weh täte.
Es gibt allerdings andere Risiken, die momentan noch niemand auf dem Zettel hat. Aus europäischer Perspektive dürfte 2022 die Präsidentschaftswahl in Frankreich und ein denkbarer Sieg Marine Le Pens im Fokus stehen. Ein solches Ergebnis würde den politischen Zusammenhalt in der EU erneut substanziell schwächen und zudem wichtige Projekte der EU existenziell gefährden. Der erste Wahlgang findet am 10. April 2022 statt. Am 24. April ist ein zweiter Wahlgang vorgesehen. Je nach Stand der Umfragen könnte der Markt das Risiko einpreisen, dass mit einem Sieg der Rechtsextremen die EU, so wie wir sie kennen, auseinanderbricht. Im Vergleich dazu würden wir über die Folgen des Brexits oder über das Glühbirnenverbot nur lachen, und der DAX dürfte sich halbieren.
Immerhin: Sollte sich dieses Szenario (hoffentlich nicht!) bewahrheiten, würde auch der Euro weiter abstürzen und in Richtung Parität (1 Euro = 1 USD) laufen. Das wäre gut für die amerikanischen Aktien in Eurem in Euro geführten Depot.
Und es gibt weitere geopolitische Risiken. Die Situation in der Ukraine (Russland), die Taiwan-Frage, oder auch Cyberangriffe in großem Stil, bei denen die Lahmlegung von kritischer Infrastruktur eines ganzen Landes oder einer Region gelingt. Die Folge könnten analog zur Finanzkrise im Jahr 2008/2009 massive Störungen im Welthandel oder im weltweiten Finanzsystem sein.
Aus diesen Gründen ist eine Absicherung, so wie ich sie hier empfohlen und im Detail erläutert habe, auch weiterhin wichtig. Nur Hellseher dürfen ohne Stoppkurse anlegen -- oder wenn Ihr eine Gelddruckmaschine habt. Ich gehe weiterhin davon aus, dass die meisten Stoppkurse, die ich für langfristige Trendaktien empfohlen habe, halten werden.
Beispielsweise ist gestern die Adobe-Aktie um fast zehn Prozent eingebrochen. Blickt man jedoch auf einen logarithmischen Chart, der die letzten zehn Jahre zeigt, fällt der Absturz nicht weiter auf. Der Stoppkurs lag bisher bei 490 Euro. Sicherheitshalber würde ich der Aktie etwas mehr Luft zum Atmen geben und den Stoppkurs ausnahmsweise leicht absenken auf 465 Euro, also unter die 200-Tage-Linie und unter den Tiefpunkt Anfang Oktober. Das Absenken von Stoppkursen ist eigentlich eine Todsünde, aber in diesem Fall durch die erhöhte Volatilität bei der Aktie gerechtfertigt.
Es bleibt holprig. Ich wünsche Euch trotzdem auch weiterhin viel Erfolg, und was noch wichtiger ist: viel Spaß an der Börse.
Einen schönen zweiten Advent
und beste Grüße aus einem schneematschigen München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
23.01.2022 12:38 - bearbeitet 23.01.2022 12:42
Hallo in die Runde!
da ich nun seit geraumer Zeit stiller Mitleser bin, habe ich mich nun, nach einigem Zögern, zu meinem ersten Beitrag durchgerungen.
Zunächst möchte ich mich herzlich bei @nmh für das vermittelte Wissen und die fortlaufende Unterstützung bedanken.
Die Quantität und Qualität der Daten & Informationen ist tatsächlich unschlagbar. Von den Grundlagen des Handelns, über Moneymanagement, bis hin zu Zertifikaten und den konkreten Kaufempfehlungen wird man kompetent abgeholt. Vielen Dank!
Nach reichlich Anregung durch die Sternelisten sind am Ende weit über 50 Aktien und Zertifikate in meinem Depot gelandet, natürlich alle mit Stoppkursen.
Nachdem ich also im September eingestiegen bin, schaute es zunächst bis Ende November durchaus gut aus.
In der Spitze kamen um die 9k Buchgewinn zustande.
Inzwischen ist mein Depot aktuell leider auch tief rot. Etwas über 8,5k an realisierten Verlusten (davon ca. 6k Sterne-Aktien) und ein Minus von 8k (davon weniger als 2k Sterne) stehen derzeit im Depot zu Buche.
Nun, was war passiert? Wie ist dieses gewaltige Minus entstanden?
Im Vorfeld habe ich mir den maximalen Verlust je Position ausgerechnet und aufsummiert, so dass ich das maximale Risiko abschätzen konnte. Im schlimmsten Fall wären knapp 20k Verlust realisiert, wenn alle Stoppkurse reißen.
Aufgrund der Menge an gekauften Wertpapieren, bin ich allerdings nicht davon ausgegangen, dass alle gleichzeitig nachgeben werden, sofern keine außerordentliches (unerwartetes) Ereignis eintritt.
Der Verlust durch (Sterne-)Aktien hält sich aber durchaus noch im Rahmen und war von Anfang an einkalkuliert!
Die Frage die ich mir nun Stelle, sollte man als Anfänger eine andere Stoppkurs-Strategie fahren? Lipkow hat diese Woche in einem Video gesagt, "Positionen, die einmal in der Gewinnzone liegen, per SL so absichern, dass sie nicht wieder in den Verlust rutschen."
Also folgende Theorie: Nach dem Einstieg die Stoppkurse zunächst in die Gewinnzone ziehen. Sollte das Papier dann stark steigen und die 200 Tage Linie über dem initialen SL liegen, zu der bekannten "nmh-SL-Strategie" übergehen.
Als Beispiel möchte ich Esker nennen. In der Spitze 30% im Plus, aktuell 2,5% im Minus. Eine Absicherung bei z.B. 10-15% Gewinn hätte den Verlust aufgefangen, aber: nehme ich der Aktie damit die nötige Luft zum Atmen?
Ich hoffe man versteht was ich meine. Was haltet ihr davon?
Wenn ich mein Depot so betrachte, wäre das im Nachhinein sicherlich sinnvoll gewesen. Aktuell ist ein eindeutiger Abwärtstrend erkennbar (siehe Grafik im Anhang) und mir geht ein wenig der Stift, ob ein Boden gefunden werden kann und die Verluste tatsächlich wieder eingefahren werden können.
Der größere Teil der Buchverluste ist auf zwei Optionsscheindienste zurückzuführen, was aber angesichts der Hebelwirkung auch nicht verwundert. Die blaue Kurve bildet den Aktien-Anteil ab (größtenteils Sterne-Titel), die Grüne ETF & Fonds, die Rote und Rosa jeweils einen Optionsscheindienst, wovon sich bis dato einer als wahrlicher Griff ins Klo herausgestellt hat.
Ich möchte betonen, dass @nmh sicherlich keine Schuld an der Entwicklung meines Depots trifft, auch wenn einige Empfehlungen der Sterneliste Verluste generiert haben (z.B. Amazon, Atlassian, Chemometec, Eckert & Ziegler, Ideagen, Sea Ltd), liegen einige Positionen noch deutlich im grünen Bereich (Apple, Nvidia, TSMC, Unitedhealth).
Aufgrund der Verunsicherung am Markt, aber auch meiner ganz persönlichen, bin ich aktuell etwas vorsichtiger mit Nachkäufen. Daher bin ich für die neuerlichen Empfehlungen überaus dankbar!
In diesem Sinne, soviel zu mir und meinen bisherigen Erfahrungen an der Börse.
Liebe Grüße, Locke!
am 23.01.2022 13:06
@Locke89 schrieb:Als Beispiel möchte ich Esker nennen. In der Spitze 30% im Plus, aktuell 2,5% im Minus. Eine Absicherung bei z.B. 10-15% Gewinn hätte den Verlust aufgefangen, aber: nehme ich der Aktie damit die nötige Luft zum Atmen?
Ich hoffe man versteht was ich meine. Was haltet ihr davon?
Hallo @Locke89 und willkommen,
ja, damit würdest du der Aktie die Luft zum Atmen nehmen.
Natürlich sind die Stopkurse nicht in Stein gemeisselt und jeder kann sie natürlich nach eigenen Bedürfnissen setzen. Und klar kann man in Situationen in denen man lieber früh "raus" will auch strengere Stops nehmen.
Es besteht hierbei meiner Ansicht nach aber die Gefahr sich zu verzetteln.
Wann setzt man die Stops strenger? Bei jeder größeren Korrektur? Ab wann ist es eine große Korrektur, bei der man lieber verkaufen will? Schwierig.
Bei deinem Beispiel würdest du Esker jedenfalls definitiv die Luft zum atmen selbst in "normalen" Phasen nehmen, und man könnte ziemlich sicher sein, dass der Stop zwischendurch gerissen wird, wo es eigentlich nicht wirklich Sinn macht.
Du würdest der Aktie jedenfalls nicht die Chance geben u.U. wirklich längerfristig zu halten.
Grüße
KM
am 23.01.2022 13:09
@HaBe schrieb:Ich würde lieber ex-Agriculture investieren und bin auf den ETF090 "Lyxor Bloomberg Equal-weight Commodity ex-Agriculture" gestoßen. Liefert im Chart ein sehr ähnliches und sogar leicht besseres Bild. Da nmh ja bekanntlich weder ein ß noch Ahnung von ETFs hat: gibt es Meinungen zum ETF090, oder gibt es noch andere empfehlenswerte Rohstoff-ETFs ohne Schweinehälften und Sojabohnen?
Perfekt, nach solchen ETFs ex Lebensmittel wollte ich heute suchen. Kommt wie gerufen! 🙂
Grüße
KM
am 23.01.2022 13:17
@Zilch schrieb:Nein, um deine Meinung geht's nicht. Aber das verstehst du nicht.
Genauso wie du nichts von dem verstanden hast, von dem ich geschrieben habe. Du bist null auf die Sachen eingegangen, hast nur dein Mantra wiedergegeben. Nichts zu den geänderten Bedingungen seit Buffetts Beginn, nichts zu den großen Unterschieden zwischen Privaten und Institutionellen, nichts zu irgendwelchen Aktien die du selber gefunden hast anstatt nur die üblichen Dickschiffe zu nennen. Nichts zu den 40% Apple im Berkshire Depot, welche die jahrelange schlechte Performance anderer Aktien ausgleicht.
Du zählst dieselben Dickschiffe auf, und behauptest du seist wie Buffet wenn du kaufst. Du sprichst von dicken Verlusttöpfen die du hast und gleichzeitig stellst du dich mit Buffett gleich. Sorry, aber wenn der Kurs eines Marktführers fällt zu kaufen bedeutet nicht wie der Starinvestor zu handeln und auch nicht fundamentaler Anleger, der Berichte studiert um eine gerechtfertigte Bewertung zu finden, zu sein.
Sonni ist so einer. Der hat es drauf. Den würde ich eher zu Buffett zählen als dich.
Edit: du hast des Öfteren schon betont, dass du uns nichts genaueres über deine genialen Strategien erzählen willst und gibst das Gefühl wir seien deiner nicht würdig. Warum ratterst du dann noch immer wieder dieselben Sachen runter und diskutierst? Das würde mich echt mal interessieren.
Du kannst gerne von deinem Anteil Microsoft erzählen. Schnappatmung bekomme ich schon nicht. Ich würde dir dann gerne erzählen wie viele Prozent mein Vermögen die letzten zwei Jahre gewachsen ist weil ich tue was ich tue, aber ich möchte nicht, dass du vor Schreck einen Herzinfarkt bekommst. Diese ständige Angeberei mit Microsoft sagt auch viel.
Und übrigens: P&G hab ich auch. Oh Schreck.
ER versteht doch vieles nicht mehr ...jede KI lässt mal nach, im Laufe der Zeit.
Mann denkt ...Mann hätte, täte, würde usw.
...aber irgendwann wird Mann wach, und merkt ups...ist ja alles nicht so.
Ich würde Ihn mit so manch einer Ex "Dame" von einem Promi vergleichen,
...auch diese wären ohne Ihre Partner, auch nur kleine(süße) Mäuse 😉
Und so lange Du immer wieder auf diese selbst beweihreuchende,
durch Ghostwriter erstellen Schriftstücke antwortest, regst Du Dich nur auf,
...nutze diese Kraft besser für Deine Liebsten 😇
Schönen Sonntag noch
Grüße
P......
PS
und Du glaubst doch nicht, was ER alles meint so zu halten (im Depot)
...ich jedenfalls nicht 😁
am 23.01.2022 13:34
Für alle, die immer noch nach Investitionen suchen und sich nun nicht durch zig Seiten wühlen wollen eine kleine Erinnerung:
Hier hat @nmh einige Anreize geschaffen.
Es gibt immer Möglichkeiten, Verluste wieder einzuholen. Kursstürze und Verluste kommen immer schnell. Die Erholung, abgesehen von Corona, dauert immer länger.
@Locke89 herzlich Willkommen in der Community und vielen Dank für den Beitrag. Ich sehe es wie @KeepMoving - Stops anfangs hoch setzen würde dazu führen, dass du der Aktie die Luft zum atmen nimmst. Du wirst öfters ausgestoppt, manchmal nur durch einen Dip, und müsstest teurer zurück kaufen. Ordergebühren und eventuelle Steuern führen dann dazu, dass du weniger hast als vorher. Es gibt in der Statistik die Regression zum Mittelwert. Und du kannst davon ausgehen, dass Aktien immer mal wieder an ihre GD200 zurückkehren. Willst du nur deswegen ausgestoppt werden?
am 23.01.2022 14:51
Herzlichen Willkommen @Locke89 in der Community
Dein Beitrag gefällt mir, unaufgeregt und sachlich. Nicht selbstverständlich in der derzeitigen Börsenphase!
Da kochen wie man unschwer erkennen kann schon mal die Gemüter hoch, obwohl wir bisher lediglich eine Korrektur der überhitzten Kurse, vor allem im Tech Sektor inkl. biotechn., sehen.
Über die Gründe wurde ja schon viel hier geschrieben, das lasse ich jetzt mal.
Die heftigen Kursrückgänge in so kurzer Zeit und in der Breite sorgen auf breiter Front bei den (Klein)Anlegern für Verunsicherung, damit bist Du keine Ausnahme.
Bitte um Korrektur falls ich daneben liege, Deinem Nicknamen zufolge dürftest Du die Dotcom Blase nicht und die Finanzkrise kaum börsentechnisch wahrgenommen haben.
Da macht es sehr wohl einen Riesenunterschied ob man rückwirkend die Charts mit den Dellen und Spitzen nach unten betrachtet oder ob man mit echtem Geld zu der Zeit investiert war.
Und selbst wenn man damals investiert war, so kann man trotzdem nicht die weitere Entwicklung derzeit voraussehen und ist dementsprechend auch vor Fehleinschätzungen nicht gefeit.
Da ein komplettes Aussitzen keine wirklich gute Lösung ist (meine Lehre aus der Dotcomblase!) sollte man das Instrument der StoppLoss‘ nicht völlig außer acht lassen.
Ein voreiliger Wiedereinstieg ist imho derzeit nicht ratsam, da weitere Kursrückgänge nicht auszuschließen sind - nmh hat irgendwo schon angedeutet dass wir eine Baisse, auch Bärenmarkt, haben.
Sollte sich das bestätigen, werden wir noch einige Monate gute Gelegenheiten dazu haben.
Persönlich halte ich es so, dass meine Etf’s weiter stur bespart werden mit der Option die Sparrate zu erhöhen bei weiteren Abschlägen, gilt auch und vor allem für den Nasdaq 100.
Meine Einzelwerte sind nur teilweise mit Stopps (im Sinn 😉) versehen, diese werden aber auch konsequent eingehalten.
Eine handvoll Werte hab ich ohne Stopps und werden wohl auch im Depot bleiben, es sei denn die Financial Times mit Mr. Dan McCrum in persona berichtet darüber 😉
Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen hier wenn er meine Meinung und geplante Vorgehensweise liest.
gruss ae
23.01.2022 15:01 - bearbeitet 23.01.2022 15:10
23.01.2022 15:01 - bearbeitet 23.01.2022 15:10
Um nochmal auf den Stopp und den GD200 zu kommen, ich habe natürlich auch einige Aktien mit hohen "Anfangsverlusten" verloren.
Gekauft, Stopploss in der Nähe des GD200 gesetzt, und dann geschaut wie es 30% runter ging bis der Stopp erreicht wurde.
Das Problem war ja aber eigentlich nicht der Stopp, sondern das ich zu einem Zeitpunkt gekauft habe wo der Abstand des aktuellen Kurs zum Stopp maximal war, und damit auch der theoretisch mögliche Verlust.
Theoretisch da es ja keine Garantie gibt das der Trade auch exakt zum Stopp abgewickelt wird.
Ich habe mir daher angewöhnt immer einen Blick auf den RSL zu werfen. Für den RSL findet man verschiedene sehr ähnliche Definitionen im Netz, letztendlich ist er aber ein Maß dafür wir hoch der aktuelle Kurs über oder unter einem langfristigen Mittelwert notiert.
Eine der Definitionen ist zum Beispiel genau aktueller Kurs / GD200. Eine Aktie mit einem RSL von 110 notiert 10% über den GD200, eine mit einem RSL von 150 halt 50%.
Wenn man sich die Listen von @nmh oder auch die Einzelauswertungen von @Crazyalex für den Adventskalender anschaut findet man da auch immer einen RSL und meistens auch den Hinweis das der optimale Wert im Bereich 105-120 liegt und man Aktien die einen deutlich höheren Wert haben etwas kritischer beäugen sollte.
Und wenn mal keiner da steht kann man sich den auch im Kopf ausrechnen.
Das überliest man gerne und auch ich habe es lange Zeit überlesen bis es halt mal direkt nach dem Kauf gerumpelt hat (nicht jetzt, sondern schon letzten Herbst).
Bei einem niedrigeren RSL ist der Abstand zum Stopp und damit auch der mögliche Verlust kleiner, und man kauft die Aktie nicht direkt nachdem sie einem kurzfristigen run hingelegt hat.
Ob das langfristig (mehrere Jahre) einen Einfluss auf die Performance hat kann ich nicht beurteilen, aber gerade wenn man anfängt sein Depot aufzubauen sorgt ein Blick auf dem RSL dafür dass man nicht gleich mit der ersten Aktie 30-40% unter dem Kaufpreis endet, was vielleicht ein psychologischer Vorteil sein kann.
am 23.01.2022 15:31
Diesbezüglich ist mir ist in den letzten Wochen auch nochmal bewusst geworden, dass ich emotional an manchen Papieren zu sehr hänge und diese so lange wie möglich im Depot halten will und daher einen Stop Loss ausschließlich auf die vollständige Position setze statt auch mal mit einem Drittel oder der Hälfte früher auszusteigen, besonders bei größeren Positionen.
23.01.2022 15:40 - bearbeitet 23.01.2022 15:42
23.01.2022 15:40 - bearbeitet 23.01.2022 15:42
Zum Thema RSL hat Jörg Scherer von der HSBC vergangenes Jahr ein interessantes Interview gegeben: hier
Wer also ein wenig mehr erfahren will von dem, was @CurtisNewton angesprochen hat: anschauen!
Wichtig: Eigentlich ist die Definition nach Levy, dass man den Wochenschlusskurs durch das arithmetische Mittel der Wochenschlusskurse der vergangenen 27 Wochen durchnimmt. Das ist die überall aufgezeigte Definition. Eine Definition, in der das RSL der Abstand zur GD200 entspricht finde ich nirgends wenn man nach RSL sucht. Apple hätte demnach derzeit ein RSL von 1,05, so ungefähr.
Jedoch kann man den Betrachtungszeitraum variieren. Der RSL wird erst dann der Abstand zur GD200, wenn der Betrachtungszeitraum um 13 Wochen erweitert wird: nämlich 40 Wochen oder eben 200 Handelstage. Apple hat dann ein RSL von 1,10. Der Abstand zur GD200 ist auch 10%. So passt es wieder.
Das sollte man dazu sagen. Das hat mich anfangs auch verwirrt, weil ich die Definition "RSL = Abstand zur GD200" nur hier in der Community gelesen habe, aber überall im Netz eben die Definition mit 27 Wochen finde.
Dies nur als kleine Randbemerkung, damit keiner so verwirrt sucht und sich fragt woher man das hat - so wie ich 😉
Edit: Aber eigentlich ist der RSL "egal". Du definierst den Stop und legst deinen maximalen Verlust fest. Wenn du sagst du willst 300 Euro maximal verlieren, so kannst du bei geringerem RSL einfach MEHR Aktien kaufen. Bei höherem RSL kaufst du weniger Aktien. Der Verlust absolut bleibt in beiden Fällen gleich. So beschreibt es das Money Management nach @nmh
am 23.01.2022 15:41
Na, da werde ich mit meinem Nachbarn, dem FakeAccount, aber wohl mal ein ernstes Wörtchen reden müssen. Ich freue mich sehr, dass @Glücksdrache mich gegen den FakeAccount verteidigt hat. Schön, wenn man Freunde hat.
Für die Geräusche bitte ich meinen Nachbarn um Nachsicht. Mein Rechenzentrum sucht rund um die Uhr nach attraktiven Aktien für meine Leserinnen und Leser, und die Kühlung macht halt etwas Lärm. Alles andere dann wie immer über den Gerichtsweg.
Mein Motto im Leben: Selbstgespräche sind der erste Schritt. Der zweite ist, wenn man eine Antwort bekommt.
@Locke89 : Herzlich willkommen in dieser Community und vielen Dank für Dein Lob. Es freut mich sehr, dass Dir meine Beiträge gefallen.
Lipkow von comdirect mag ich ehrlich gesagt nicht besonders, auch wenn er persönlich ganz nett ist. Er gibt keine konkreten Ratschläge (darf er auch gar nicht); bei ihm lerne ich nicht wesentlich mehr als in "Börse vor acht". Er sagt halt, was die Aktien in den letzten Tagen so gemacht haben. Zu seinem Tipp, Positionen so abzusichern, dass sie "nicht wieder in den Verlust rutschen können" ist zu sagen, dass das m.M.n. ein sehr dummer Vorschlag ist. Dazu folgendes:
Ich hatte weiter oben eine Hausaufgabe im Zusammenhang mit meinem Großvater aufgegeben. @ehemaliger Nutzer und andere haben sich daran versucht. Hier die Auflösung:
Der erste Anfängerfehler ist, dass man Gewinne laufen lassen muss. Dass eine Aktie stark gestiegen ist, ist kein Grund für einen Verkauf. Aktien können wesentlich länger steigen als man denkt. Erst wenn es nach unten dreht, darf man zumindest einen Teil verkaufen.
Der zweite Anfängerfehler ist der Fokus auf Gewinne und Verluste einzelner Titel. Ich habe schon tausend Mal erklärt, dass Verluste an der Börse dazugehören und dass auch die Trefferquote völlig egal ist, weil einzelne sehr große Gewinne viele Verluste ausgleichen können. Nur Anfänger wollen um jeden Preis mit JEDER Aktie im Gewinn landen. Das ist aber ein psychologischer Irrglaube; man spricht von "mentalen Konten" im Kopf. Wichtig ist, dass die Summe aller Gewinne die Summe aller Verluste überwiegt, und das gelingt durch sorgfältige Aktienauswahl (fundamental, technisch, Chartanalyse, Trendfolge, Turnaround, Newstrading, Zeitschriften lesen, Insider-Informationen und ....) und durch Money-Management (Stoppkurse). Übrigens schließen sich Stoppkurse und fundamentale Analyse aus diesem Grund nicht gegenseitig aus - das ist ein sehr häufiges Missverständnis. Auch fundamental orientierte Anleger müssen ihre Verluste begrenzen!
Lipkow macht den Anfängerfehler Nummer 2. Daher ist auch der Rat von Lipkow einfach nur - Entschuldigung! - dumm: Stoppkurse müssen nach charttechnischen Kriterien eingerichtet werden und nicht danach, ob man mit einer Aktie Gewinne oder Verluste macht. Denn Stoppkurse sind eine selbst erfüllende Prophezeiung und funktionieren nur, wenn und weil die anderen Marktteilnehmer ähnliche Werte vormerken.
Übrigens, zum Thema Rüstung: Ihr habt weiter oben hoffentlich gesehen, dass ich Ringmetall (die ehemalige HPI-Holding, WKN A3E5E5, Stoppkurs 3,30 EUR) empfehle und nicht Rheinmetall (WKN 703000, Stoppkurs 75,00 EUR)?!
Und zum Thema Berkshire Hathaway (WKN A0YJQ2, Stoppkurs hoch auf 222 EUR) möchte ich anmerken: Natürlich ist das ein gutes, schönes Investment, vor allem wenn man schon lange dabei ist. Ich konnte mit Warren Buffett 2001 ein paar Sätze wechseln, auf seiner Hauptversammlung, und mit seinem Sohn Peter habe ich mich in Gorat's Steakhouse länger unterhalten (siehe meine Berichte darüber in der Community, Stichwort: kilometerlanges Mischpult). Beeindruckende Persönlichkeiten.
Ich würde die Aktie aber aktuell nicht zum Kauf empfehlen. Denn bei mindestens einem der beiden alten Männer* dürfte in den nächsten Jahren eine biologische Veränderung eintreten, leider, das ist einfach der Lauf der Dinge. Und so eine Nachricht kann die Aktie über Nacht 30 oder 40 Prozent in den Keller schicken, auch wenn so ein Rückgang sicher nicht rational wäre. Aber der Markt hat immer recht, was leider nicht jeder versteht.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen schönen Sonntag
viele Grüße aus einem schneematschigen München
nmh
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*) Ich meine hier nicht unseren Alten aus der Community!