am 04.12.2021 15:58
Einige Zeilen aus aktuellem Anlass
Die Berichtssaison ist gelaufen, die Geldpolitik bleibt bei hohen Inflationsraten vorhersehbar, so dass die Aktienmärkte im Moment ausschließlich von der berechtigten Angst vor der neuen Variante umgetrieben werden: Auf Delta folgt nicht etwa Epsilon -- das Virus macht im Alphabet gleich den Sprung zu Omikron! Die zunehmenden Sorgen wirken sich belastend auf die Stimmungsindikatoren der Wirtschaft aus, und vor allem bei den Verbrauchern hat sich die Stimmung deutlicher verschlechtert.
Gestern ist der DAX (15 170 Punkte) bei dem Versuch gescheitert, seine 200-Tage-Linie (15 416 Punkte) zurückzuerobern. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass es zumindest in den nächsten Tagen weiter nach unten gehen wird.
Noch ungeklärte Fragen darüber, ob die vorhandenen Impfstoffe wirken, wie ansteckend Omikron ist und welche Krankheitsverläufe mit der neuen Virusvariante einhergehen, lassen die Anspannung an der Börse steigen. Die jüngste Korrektur ist bislang absolut gesund und nicht besorgniserregend. Doch die Stimmung an der Börse ist innerhalb weniger Tage von Euphorie in Angst umgeschlagen, abzulesen auch an Volatilitätsindizes wie dem VDAX (WKN A0DMX9). Wohl dem, der sein Depot mit Put-Optionen abgesichert hat.
Weiterhin tut sich die Politik mit harten Eingriffen schwer. Unterdessen veranstaltet man Fußballspiele mit 50 000 schreienden Fans, die Innenstädte sind voll, hier bei uns werden die eigentlich verbotenen Christkindlmärkte als Außengastronomie getarnt, und die Leute reisen weiterhin unbekümmert durch Deutschland und um die halbe Welt, so dass das Virus fröhliche Urständ feiern und neue Mutationen bilden kann. Man kann nur auf die Einsicht des Virus hoffen, dass es für die eigene Ausbreitung wohl vernünftiger ist, wenn der Wirt nicht zu schwer beschädigt oder gar getötet wird.
Ohne einen harten Lockdown wird es nicht gehen, solange die Impfquote nicht wesentlich höher ist. Doch je länger die Politik damit wartet, desto schlimmer wird diese Maßnahme für die Börsen, wenn sie dann doch kommt. Darin liegt aktuell das größte Risiko für die Kurse. Um es klar zu sagen:
Mit einem neuen Absturz um 40 Prozent, so wie in 2020, rechne ich in den nächsten Wochen nicht. Die Anleger haben die anschließende Erholung noch in Erinnerung und werden bei anhaltender Schwäche rechtzeitig wieder einsteigen und einen sehr starken Einbruch hoffentlich verhindern. Aber ein Rückgang im DAX auf 14 000 Punkte wäre völlig im Rahmen, auch wenn es weh täte.
Es gibt allerdings andere Risiken, die momentan noch niemand auf dem Zettel hat. Aus europäischer Perspektive dürfte 2022 die Präsidentschaftswahl in Frankreich und ein denkbarer Sieg Marine Le Pens im Fokus stehen. Ein solches Ergebnis würde den politischen Zusammenhalt in der EU erneut substanziell schwächen und zudem wichtige Projekte der EU existenziell gefährden. Der erste Wahlgang findet am 10. April 2022 statt. Am 24. April ist ein zweiter Wahlgang vorgesehen. Je nach Stand der Umfragen könnte der Markt das Risiko einpreisen, dass mit einem Sieg der Rechtsextremen die EU, so wie wir sie kennen, auseinanderbricht. Im Vergleich dazu würden wir über die Folgen des Brexits oder über das Glühbirnenverbot nur lachen, und der DAX dürfte sich halbieren.
Immerhin: Sollte sich dieses Szenario (hoffentlich nicht!) bewahrheiten, würde auch der Euro weiter abstürzen und in Richtung Parität (1 Euro = 1 USD) laufen. Das wäre gut für die amerikanischen Aktien in Eurem in Euro geführten Depot.
Und es gibt weitere geopolitische Risiken. Die Situation in der Ukraine (Russland), die Taiwan-Frage, oder auch Cyberangriffe in großem Stil, bei denen die Lahmlegung von kritischer Infrastruktur eines ganzen Landes oder einer Region gelingt. Die Folge könnten analog zur Finanzkrise im Jahr 2008/2009 massive Störungen im Welthandel oder im weltweiten Finanzsystem sein.
Aus diesen Gründen ist eine Absicherung, so wie ich sie hier empfohlen und im Detail erläutert habe, auch weiterhin wichtig. Nur Hellseher dürfen ohne Stoppkurse anlegen -- oder wenn Ihr eine Gelddruckmaschine habt. Ich gehe weiterhin davon aus, dass die meisten Stoppkurse, die ich für langfristige Trendaktien empfohlen habe, halten werden.
Beispielsweise ist gestern die Adobe-Aktie um fast zehn Prozent eingebrochen. Blickt man jedoch auf einen logarithmischen Chart, der die letzten zehn Jahre zeigt, fällt der Absturz nicht weiter auf. Der Stoppkurs lag bisher bei 490 Euro. Sicherheitshalber würde ich der Aktie etwas mehr Luft zum Atmen geben und den Stoppkurs ausnahmsweise leicht absenken auf 465 Euro, also unter die 200-Tage-Linie und unter den Tiefpunkt Anfang Oktober. Das Absenken von Stoppkursen ist eigentlich eine Todsünde, aber in diesem Fall durch die erhöhte Volatilität bei der Aktie gerechtfertigt.
Es bleibt holprig. Ich wünsche Euch trotzdem auch weiterhin viel Erfolg, und was noch wichtiger ist: viel Spaß an der Börse.
Einen schönen zweiten Advent
und beste Grüße aus einem schneematschigen München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 22.01.2022 11:19
Ich muss gestehen, ich bin mittlerweile auch wirklich entmutigt. Ich verfolge seit 1.04.2020 die Trendfolge und habe annualisiert 20% gemacht. Das klingt so lange gut, bis man es mit den weltweiten Börsenindices vergleicht.
Ich investiere jedes Wochenende 2 - 4 h in Recherche und Verwaltung meines Depots, praktiziere Money Management, führe Tagebuch über durchgeführte Fehler, versuche meinen Länder- und Branchenmix ein wenig an die aktuelle Marktlage anzupassen (durch Nach- oder Zukäufe, keine Verkäufe) und trotzdem sind meine Gewinne im Arsch. Das frustiert 😕
Trotzdem habe ich mittlerweile 1/3 meiner Aktien als SL verkauft und die Gewinne der letzteb 6-9 Monate verloren. Niemand kann da etwas für (höchstens ich selbst), am wenigsten @nmh, aber ich frage mich mittlerweile, ob ich mit ETFs nicht doch besser fahre.
Allerdings habe ich mir nach dem Corona-Crash geschworen, nie wieder kopflos alles zu verkaufen (damals habe ich die Gewinne von vier Jahren verloren) und der neuen Strategie (auschließlich Einzelaktien, Trendfolge) mindestens 3 Jahre zu folgen, bis ich ein Fazit ziehe. Mehr als ein Jahr habe ich noch vor mir, aber ich weiß nicht, ob ich das durchhalte.
Meine Strategie für die kommenden Wochen ist es, (Cashquote 25%) ca. 5% pro Woche zu investieren und 10% für den Turnaround von Super-Aktien wie Sartorius, MSCI Inc oder Adobe zurückzuhalten, da die Unternehmen bzw. ihr Geschäft ja nicht grundsätzlich "kaputt" ist.
Sollte der Russe allerdings einen Krieg anzetteln oder China in Taiwan einfallen, ist das der Todesstoß für die vorgespannten Märkte.
22.01.2022 11:48 - bearbeitet 22.01.2022 11:49
22.01.2022 11:48 - bearbeitet 22.01.2022 11:49
Hallo @BarneyOnFire,
danke für Deinen interessanten Beitrag. Die Kernfrage, die auch selten in den Prospekten geklärt wird, ist Folgende: Hat das Fonds-Management wirklich den Mut Cash aufzubauen?
Oder behilft man sich insbesondere in den Handreichungen für die Verkaufsstelle mit Folgendem: Der Cost Average Effekt würde bei den aktuellen Neueinzahlungen dafür sorgen, daß der Sparer im aktuellen Monat mehr neue Stücke bekommt. 😜
Daß dabei der Gesamtbestand sinkt, bleibt außen vor.
Wenn Du (anders als ich) ganz strikt und diszipliniert mit den Stop Loss-Orders vorgeht und diese vielleicht mit Gültigkeit Jahresende eingibst, dann bist Du praktisch immer auf der sicheren Seite.
Wenn Du also umsetzt, was der Top-Juristen und die erste Foren-Legende @nmh ausführlich beschreibt, dann wirst Du viel mehr Erfolg als der Publkumsfonds haben.
Zumal Du auch die vergleichsweise exorbitant Verwaltungsgebühren sparst. Diese aber am besten vom Firokonto abbuchen, nicht daß der Kunde auf die Idee kommt, seine Rendite um diesen Betrag zu mindern. Ein weiterer Trick in einem intransparenten System.
Meine beiden Broker trennen das Verrechnungskonto oder Anlagekonto vom Girokonto - was super transparent ist. 👍
Ich würde Dich ermutigen dran zu bleiben, langfristig ist dies der richtige Weg, den Du beschreitest. Hätte ja auch umgekehrt laufen können, wenn Du an dem Tag der Gesundheitspanik die ersten Werte gekauft hättest. Also das II. Quartal 2021 super gewesen wäre.
Die Zusatzrendite ist, daß Du den Wert des Geldes kennen lernst. Und damit selbstbewusster Marktteilnehmer wirst.
Liebe Grüße
Gluecksdrache
22.01.2022 11:50 - bearbeitet 22.01.2022 12:14
22.01.2022 11:50 - bearbeitet 22.01.2022 12:14
@BarneyOnFire warum möchtest Du denn jetzt unbedingt 5 % pro Woche investieren?
Ich würde an deiner Stelle momentan erst einmal die 25 % Cash halten. Warte doch erst einmal etwas ab, wie der Markt sich verhält. Aus meine Sicht, ist eine Cash- Quote von größer 25 % auch nicht verkehrt.
Gruss
Nachtrag: Ich bin übrigens auch mit meinem Depot schon über 3000 € im roten Bereich. Das sei mal ganz am Rande erwähnt. Hatte letztes Jahr aber auch schon mal über 25T @ Euro miese, aber auch über 38T plus.
Ich vermute, dass sich bis Ende nächster Woche abzeichen wird, wo die weitere Reise hin geht. Viel wird von den Zahlen der "großen" wie Microsft (Dienstag) & Apple (Donnerstag) abhängen. Fed Zinserhöhung sollte erst einmal eingepreist sein, wenn es jetzt nicht doch 0,5 % werden, aber das wird aus meiner Sicht nicht passieren, weil dann rauscht der Markt nämlich richtig runter. Und das kann sich die Fed auch nicht erlauben. Also warte einach ab @BarneyOnFire und behalte die 25 % Cash
Ich vermute mal Du stehts nichts gerade vor der Pension, also wer drängt dich. 😉
am 22.01.2022 12:03
Von unbedingt war keine Rede. Die 5 Prozent sind eher als Obergrenze zu sehen. Es gibt ja noch kaufbare Werte.
22.01.2022 12:14 - bearbeitet 22.01.2022 12:15
22.01.2022 12:14 - bearbeitet 22.01.2022 12:15
Servus!
Die aktuelle Situation an der Börse ist sehr lästig, und das vor allem für Anfänger, die meine Empfehlungen gekauft haben und mit vielen davon jetzt im Minus sind. Das tut mir sehr leid. Dank Eurer Stoppkurse und Money-Management habt Ihr Euren Verlust in Grenzen gehalten, und das ist an der Börse überlebenswichtig. Die aktuelle Lage zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Stoppkurse sind.
Ich möchte aber nochmal betonen, dass solche Phasen völlig normal und kein Grund zur Panik oder zum Aufgeben sind. Wir waren in den letzten Jahren (seit März 2020) verwöhnt, weil es keinen größeren Einbruch mehr gab. Der droht jetzt. Denn:
Wie geht es weiter? Ich habe an anderer Stelle einen kurzen Marktkommentar gepostet. Mich würde es nicht wundern, wenn der Gesamtmarkt nochmal fünf oder zehn Prozent korrigiert. Bei einzelnen Aktien kann es auch noch tiefer gehen. Neben den Zins- und Inflationssorgen schlagen politische Effekte (Ukraine, Frankreich-Wahl) negativ durch, und die Sache mit den Lieferketten macht Bauchschmerzen.
Gestern ist das Unvermeidliche passiert. Ich hatte eigentlich erst in zwei oder drei Wochen damit gerechnet: Die Anzahl aller Aktien weltweit, die noch über ihrer 200-Tage-Linie notieren, ist auf unter 50 Prozent gefallen (aktuell 46,82). Bereits seit Mittwoch liegt der Durchschnittswert des RSL aller Aktien unter 100 Prozent (aktuelle 97,91 Prozent). Dass diese beiden Parameter fast zeitgleich drehen, zeigt eindrucksvoll: Wir sind jetzt markttechnisch offiziell in einer Baisse; ich habe seit März 2021 immer wieder deutlich davor gewarnt.
Auf die teilweise etwas gehässigen Kommentare weiter oben gehe ich nicht weiter ein. Nur soviel: Klar, die Sternelisten sind nur ein Tipp, und die Entscheidung, zu kaufen, liegt bei Euch. Aber ich kann alle gut verstehen, die meine Empfehlungen insgeheim verfluchen, weil sie jetzt auf Verlusten sitzen. Wenn Ihr die Recherche selbst machen müsst, wozu braucht Ihr mich und meine Listen dann noch? Leider kann eben auch ich nicht hellsehen, und deswegen empfehle ich grundsätzlich, Stoppkurse einzuhalten.
Wer aber mehr als etwa 30, besser 40 Prozent Bargeld hat, darf jetzt auch mal die Stoppkurse etwas großzügiger handhaben. Denn wenn einfach nur alles fällt, sind Stoppkurse nicht mehr immer sinnvoll. Ich würde aktuell allen, die viel Bargeld generiert haben, empfehlen, Stoppkurse vor allem für Titel zu setzen, die hohe KGVs von mehr als etwa 25 haben. Denn diese Titel sind auch weiterhin absturzgefährdet, wenn die Zinserhöhungen kommen. Es ist halt schwierig.
Eure Verluste werdet Ihr mit Sicherheit wieder aufholen, wenn Ihr jetzt nicht die Flinte ins Korn werft und alles, was mit Sternen zu tun hat, pauschal verflucht. Meine Erfahrung der letzten 30 Jahre zeigt, dass Verluste völlig normal sind. An der Börse wird man nicht schnell reich, sondern langfristig, und nur mit Disziplin und Ausdauer. Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen.
Wann darf man wieder einsteigen? Einerseits gibt es Titel, die auch jetzt noch unbeeindruckt steigen. Einige davon habe ich vor einer Woche in der neuen Sterneliste veröffentlicht. Zweitens darf man natürlich auch die anderen Sterneaktien nachkaufen, solange sie sich noch über der 200-Tage-Linie halten. Allerdings mit Stoppkurs. Drittens sehen wir einfach eine Fortsetzung der Sektorrotation von überteuertem Tech in Value, über die ich schon seit vielen Monaten berichte. Diesem Trend darf man gerne folgen. Entsprechende Empfehlungen habe ich in den letzten Wochen mehrfach gepostet. Tipp: In Zeiten hoher Volatilität ist es intelligent, solche Aktien über Discount-Zertifikate einzusammeln. Auch dazu gab es seit Anfang Januar Empfehlungen. Und viertens ist es sicher auch sinnvoll, abzuwarten, bis der Gesamtmarkt einen Boden findet. Wie immer gilt: "Boden" bedeutet, dass es einige Wochen lang nicht mehr bergab geht, im Idealfall wieder über die 200-Tage-Linie.
Ich habe den Eindruck, dass sich die Indizes festgefahren haben. Das spricht ebenfalls eher für eine Fortsetzung der Korrektur. In diesem Umfeld sind Discount-Put-Plus Optionen sinnvoll; eine entsprechende Empfehlung habe ich gestern gegeben.
Und wie immer: Alle Sparpläne auf breite (!) ETF laufen ohne Stoppkurse einfach normal weiter. Denn langfristig strebt die Börse nach oben.
@poeddl : Zu Deiner Frage von gestern: Klar, die obigen Indikatoren (ADL, Anteil der Aktien über der 200-Tage-Linie, RSL-Durchschnitt) liefern natürlich auch Profi-Datenanbieter wie Bloomberg oder Reuters. Die verlangen aber - im Gegensatz zu mir! - Geld dafür. Daten sind das moderne Gold.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende
viele Grüße aus einem sehr verschneiten München
nmh-Team
22.01.2022 12:22 - bearbeitet 22.01.2022 12:56
22.01.2022 12:22 - bearbeitet 22.01.2022 12:56
Hallo @ehemaliger Nutzer, hallo Community,
erst einmal ❤️Lichen Dank für Deine Nachfrage zu meinem persönlichen Anlageverhalten und der rein subjektiven Einschätzung verschiedener Branchen als ethisch oder der dunklen Seite der Verhaltensweisen zugehörig.
@ehemaliger Nutzer schrieb:
@Glücksdrache schrieb:
Darüberhinaus wird das Sentiment im Moment durch eine enorme Kaufkraft-Verlagerung zugunsten der Hersteller von einigen flüssigen Medizinprodukten belastet.
/snip/Da ich aber das Investment in diese Aktie für unethisch halte, befasse ich mich lieber mit dem Gesamtmarkt.
Kannst du mir das bitte erklären?
Hier im gleichen Thread nämlich, am 18.01.2022 19:18,
@Glücksdrache schrieb:Hallo @dandelion,
danke für die interessanten Hinweise!
@dandelion schrieb:Hi zusammen
ist hier auch Platz für Erfolgsmeldungen?
RDS (WKN A0D94M) heute Höchststand seit Corona-Einbruch im März 2020
Rheinmetall (WKN 70300) ebenso, (wie Rüstung insg. gut läuft, siehe auch 851915 Northrop Grumman)
Der Rohstoffe-ETF (WKN A2JDEJ) steht auch nicht schlecht da.
Lässt sich daraus etwas herleiten?
Erstmal lässt sich ableiten, daß Du gut recherchiert hast. Und ich mich mit Dir freue.
Liebe Grüße
Gluecksdrache
beglückwünschst du jemanden zu seinen Gewinnen aus der Rüstungs-Industrie.
Ich will keine Grundsatz-Diskussion anstoßen - das hatten wir schon mal.
Mich interessiert nur, wie jemand diesen Spagat hinkriegt.
Meine ganz persönlichen Erfahrungen sind (in Ergänzung zu der Wertschätzung für die freiheitlich-demokratische Grundordnung) die Folgenden:
1. Im militärischen Bereich habe ich die anständigsten, ehrlichsten Menschen kennengelernt, die zumindest mir im Berufsleben bisher begegnet sind.
2. Von diesen kannst Du lernen Deine mentalen und körperlichen Grenzen zu verschieben, beispielsweise auf der gefürchteten "Mittelwache" im Wechselschichtdienst.
3. Es gibt eine sehr klare und strukturierte Vorgehensweise aus Lagefeststellung, Lagebeurteilung und Führungsvorgang.
4. Die Gesellschaft erhält als Ergebnis von verschiedenen Entwicklungs- oder "Betriebsführungsverträgen" jede Menge bahnbrechende Technologie zum fairen Preis.
5. Die Besoldungsstruktur sieht so aus, daß die Gesellschaft jede Menge Schutz und Sicherheit zu einem bezahlten Tarif erhält, der mit der oftmals verschlafenen Stadtverwaltung nahezu identisch ist. Damit wird der Dienst für die Menschen attraktiv, die aus ihrer Berufszeit etwas machen wollen. Eine ähnliche Besoldungsgruppe gibt es in Teilen des öffentlichen Dienstes für einen Bruchteil der Anstrengung. Dieses Manko wurde erst kürzlich durch die Hochstufung einiger Planstellen vermindert.
6. Staaten, die über keine Armne verfügen, werden Opfer von Aggression. Gibt auch in diesem Jahrhundert unglaublich viele Beispiele. Oder denke an die Schlacht von Cannstatt.
Vielleicht magst Du auch mal eine Original-Seite der Bundeswehr lesen, was man dort Interessantes machen kann (Die Verwendungsreihe 21 ist aber leider nicht mehr mit 2 Jahren Dienstzeit zu machen, was für heutige Schulabgänger eigentlich ideal wäre):
https://www.bundeswehr.de/de/verwendungsbereich-2-marinefuehrungsdienst-4184450
Aus allen diesen Gründen gehört der Bereich Verteidigung, Rüstung, Raumfahrt und ähnliches für mich zu einem der gesellschaftlich wertvollsten Investments oder Bereichen.
Da ich aber dieses Jahr den Vorsatz habe eher Friedenstaube (aka Blauhelm) in diesem Forum zu sein, schreibe ich über den Bereich der Gesundheits"versorgung" nur sehr wenig. Du kannst einfach fast alle Argumente um 180 Grad drehen und sehen wie die Wertschöpfungsketten oder Moral wirklich sind. Dies habe ich aber eher zufällig entdeckt, als mich jemand um einen Ratschlag zu einer unternehmerischen Beteiligung fragte. Das war ganz am Anfang von 2020. Dieser Eindruck eines kleinen Teils der Branchenteilnehmer ist so erschreckend und sorgt dafür, daß ich halt einen Bogen um diese Aktien mache.
Ich hoffe dies beantwortet Deine Frage zumindest halbwegs. Northrop Grumman oder Lockheed Martin "durfte" ich allerdings leider nicht im Depot haben wegen der Risikostreuung. Habe kurz vor der Einführung der Versteuerung auch langfristiger Aktiengewinne eine Airbus-Position erworben, die mich lange begleiten soll. Rheinmetall befindet sich dafür bei der Verwandtschaft im Depot.
Dies ist aber eine ganz persönliche, subjektive Einschätzung welche Branche dient und die Menschen selbstbewusst macht.
Liebe Grüße
Gluecksdrache
22.01.2022 13:06 - bearbeitet 22.01.2022 13:40
22.01.2022 13:06 - bearbeitet 22.01.2022 13:40
Hallo @nmh, hallo community
wer hier im Forum uneigennützig (keiner kassiert hier irgendeine Provision) Anlageempfehlungen, Ideen oder Einschätzungen gibt, kann irgendwie (NICHT!) verantwortlich erklärt werden oder sollte irgendeine Häme erhalten, weil sich Märkte korrigieren. Respekt und Anerkennung vor der Expertise der Autoren sollte Grundsatz sein. Die Antworten, eine sachliche und wertschätzende Kontrovese und entsprechend alternative Vorschläge.
Die Korrektur war mMn. nach diesem rasanten Aufstieg irgenwann zu erwarten, auch in der Spanne, Techwerte im Besonderen, auch aufgrund ihrer oft übermäßigen Bewertung. Mit diesem Risiko muss man umgehen, so wie du das auch völlig folgerichtig erklärt hast und die Korrektur für Nachkäufe und Neueinstieg nutzen. Wer auf Wachstumswerte und damit größere Rendite setzt, muss auch Rückschläge in Kauf nehmen. Wo viel gewonnen wird, wird auch entsprechend mal verloren.
Noch einmal ausdrücklich, vielen Dank für deinen fachlichen und intensiven Support. Wir werden sicherlich auch bald wieder andere Tage erleben.
Grüße
am 22.01.2022 13:31
@Klimaaprima schrieb:
wer hier im Forum uneigennützig (keiner kassiert hier irgendeine Provision) Anlageempfehlungen, Ideen oder Einschätzungen gibt, kann irgendwie verantwortlich erklärt werden oder sollte irgendeine Häme erhalten, weil sich Märkte korrigieren.
Ich glaube du meinst, dass diese NICHT verantwortlich gemacht werden sollten 😉
@Drew ich habe deinen Beitrag nun endlich gelesen. Ich werde jetzt aber erst mal Mittag machen müssen, sonst erschlägt mich meine Frau und deren Schläge sind schlimmer als deine Rüge, dass ich nicht antworte 😉
Ich bereite aber gerne für alle einen Beitrag vor, den ich heute Abend dann posten werde. Denn so wie ihr euch jetzt fühlt erging es mir 2020 - nur etwas schlimmer. Ich habe damals SEHR viel verloren, aber auch sehr viel gewonnen: Erfahrung und Verbissenheit, alles wieder auszugleichen. Dazu dann später mehr.
am 22.01.2022 13:36
Lieber @nmh ,
VIELEN DANK für deine aktive Arbeit hier im Comdirect Wertpapierforum. Deine Sternelisten sind eine gute Inspiration und regen stets zum Denken an. Noch viel interessanter finde ich persönlich aber deine Ausführungen und Einschätzungen zum aktuellen Marktgeschehen. Lass dich bitte nicht entmutigen und mach weiter so! Für sehr viele User hier bist du eine SEHR GROßE HILFE. Börsenerfahrung ist durch nichts zu ersetzten, außer durch noch mehr Börsenerfahrung!
Liebe Forenmitglieder,
Börse ist keine Einbahnstraße! Viele Anfänger haben die Börse (leider) nur als Einbahnstraße kennengelernt und genau das macht sich grade bemerkbar. Allen, die noch relativ am Anfang sind mit investieren, möchte ich sagen, dass fallende/niedrige Kurse stets auch eine Chance sind. Langfristig geht der Markt immer nach oben. Nicht zuletzt spricht man beim MSCI World oft von 10 Jahren (besser 15 Jahren) Mindesthaltedauer. Wer also einen langen Atem besitzt, wird auf Dauer gesehen, auch schöne Renditen einfahren. Hierzu ist es aber zwingend erforderlich, dass man immer nur jenes Geld investiert, auf das man problemlos verzichten kann. Vorher Notgroschen aufbauen (ca. 3 Monatsgehälter idealerweise auf einem Extrakonto) und vorher Schulden tilgen!
PS: Börse ist Schmerzensgeld! Zuerst kommen die Schmerzen, dann das Geld!
Beste Grüße
Euer Polini Master
am 22.01.2022 13:40
Das ist doch klar, dass der @nmh für diese Korrektur höchstpersönlich und selbst die Verantwortung übernehmen muss!
Da liegt nämlich eine Kaskade zu Grunde die wie folgt aussieht:
Einer der sogenannten "nmh-Jünger" hatte einen etwas zu hohen Stoppkurs bei einem wichtigen Papier (dessen Namen ich hier nicht nennen darf) gesetzt. Dieser wurde unterschritten und das Papier verkauft. Das Ganze hat dann entsprechende Kreise gezogen bis es - wie bei einer nuklearen Kettenreaktion - den ganzen Markt mitgerissen hat weil eben durch die getrifferten Verkäufe auch bei nmh die ersten Stoppkurse gerissen wurde. Da dann der Markt mit seinen Papieren überschwemmt wurde war das Unheil nicht mehr aufzuhalten....🙄
Aber jetzt mal ernsthaft: JEDER hier inversitert eigenverantwortlich.
Beim Adventskalender hatten wir in der gemeinsamen Planung uns noch Gedanken gemacht ob man darauf hinweisen sollte. Ich hatte daher unter meine Beiträge folgenden Satz geschrieben: "Ich wünsche allen viel Erfolg beim eigenverantwortlichen (!) Investieren!"
Und das gilt natürlich nicht nur bei "meinen Papieren sondern bei ALLEN Investitionen. Ihr seid alle volljährig, geschäftsfähig und habt einen Haufen rechtlichen Krimskrams dafür bei eurem Broker abgesegnet.
Jetzt sollte auch jeder genügend Ars*h in der Hose haben für all seine Entscheidungen auch sich selbst gegenüber moralisch gerade zu stehen.
Gruß Crazyalex