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Was ist der "Wert" einer Aktie? Multimilliardär Mark Cuban klärt auf!

Marin
Mentor ★
1.483 Beiträge

Liebe Community,

 

manche von euch werden sicherlich Mark Cuban kennen: 62 Jahre alt, $4,2 Milliarden reich (alles selfmade), Eigentümer des Basketball-Teams Dallas Mavericks (= ehemaliger Boss von unserem Dirk) und einer der ersten Tech-Milliardäre der Welt, nachdem er 1999 seine Firma Broadcast.com für $5,9 Milliarden an Yahoo verkauft hatte.

 

Der Mann ist recht jung geblieben und hat sich letztens einer Fragerunde auf Reddit gestellt, da er Sympathien für die User von Wallstreetbets hegt und sie gegen falsche Außendarstellungen in den Medien verteidigt. Nachdem er also erst zwei Stunden lang die Fragen der Reddit-Nutzer beantwortet hat, hat er direkt danach bei CNBC angerufen und die Moderatoren zurechtgestutzt, da sie einige seiner Aussagen aus dem Kontext gerissen hatten. Was für ein Typ!

 

In diesem 30-minütigen Telefoninterview hat er einige interessante Thesen über Aktieninvests aufgestellt, die ich gerne mich euch diskutieren möchte.

 

Mark Cuban sagt, dass es drei Möglichkeiten gibt, mit Aktien Geld zu verdienen: Durch Teilhabe am Unternehmen, durch Dividenden und durch Kurssteigerungen. Dementsprechend lassen sich Aktien grob in drei Typen einteilen:

 

Aktien, um sich aktiv am Unternehmen zu beteiligen:
Günstige Bewertungen von Aktien und Kennzahlen wie z.B. das KGV sind aus seiner Sicht ein Relikt der Vergangenheit. Und zwar aus einer Zeit, als Aktien noch als aktive Beteiligung an einem Unternehmen verstanden wurden. Für diesen Ansatz war es natürlich essenziell wichtig, dass ein Unternehmen möglichst günstig bewertet ist, damit man im Gegenzug einen möglichst großen Anteil am Unternehmen als aktiver Investor erwerben kann. So macht es ja z.B. ein Warren Buffett.

 

Cuban behauptet, dass dieser Ansatz aus folgenden Gründen heute kaum noch beachtenswert ist.

1.) Aktien werden heutzutage überwiegend nicht mehr als aktive Unternehmensbeteiligung, sondern als „digitales Asset“ zum Handel verstanden.
2.) Die Marktkapitalisierung der meisten Firmen ist mittlerweile viel zu hoch, als dass man sich im signifikanten Maße beteiligen könnte.
3.) Durch die schnelle Medienwelt ist es kaum noch möglich, den Wert eines Unternehmens so lange niedrig zu halten, bis der gewünschte Beteiligungsrahmen erreicht ist.
4.) Für private Investoren spielt dieses Prinzip sowieso keine Rolle. Cuban behauptet, Fundamentalzahlen wie das KGV dienen nur als Verkaufsargumente für Analysten, um Privatanleger zu locken. Für Privatinvestoren ist der „Wert“ und die Beteiligungsgröße am Unternehmen egal, da sich dadurch keine Relation zur Rendite ergibt.


Aktien, die Dividende zahlen:
Erklärt sich von selbst. Man bekommt für seine Aktie direkt einen finanziellen Gegenwert. Auch wenn es für Mr. Cuban als Multimilliardär sicherlich relevanter ist, als für uns…


Aktien, die keine Dividende zahlen:
Hier sagt Cuban ganz klar: Einzig und alleine der Kurs ist entscheidend! Kennzahlen und Fundamentaldaten – sprich, der „wirkliche Wert“ eines Unternehmens – sind nicht wichtig! Es geht einzig und allein darum, etwas für mehr Geld zu verkaufen, als man es eingekauft hat. Und zwar am besten möglichst schnell. Das klassische Prinzip von Angebot und Nachfrage. Cuban vergleicht es beispielsweise mit Sport-Sammelkarten oder Gemälden, die auch keinen wirklichen materiellen Wert besitzen, aber trotzdem für Millionen gehandelt werden, weil es jemanden gibt, der bereit ist, einen bestimmten Kaufpreis zu zahlen. Er verweist auch darauf, dass es mal eine Zeit gab, in der Salz gegen Gold getauscht wurde.

 

Aktien sind nach dieser Sichtweise einfach nur ein Tauschinstrument. Ein „digitales Asset“, das gegen Gebote hin- und hergeschoben wird und deren Wert sich einzig und alleine nach dem Interesse der Marktteilnehmer richtet. Dadurch entsteht aus seiner Sicht auch der Konflikt zwischen der neuen Generation von Investoren, die nach eben jenen Prinzip handeln, und den Alteingesessenen, die nach den ersten beiden Prinzipien investieren.

 

---

 

Ich finde die Aussagen sehr interessant, da sie auf viele Grundsatzdiskussionen einzahlt, die wir hier ständig im Forum führen: Value vs. Dividenden vs. Momentum. Ein abschließendes Urteil ist sicherlich kaum möglich, da es unter die Kategorie "Ansichtssache" fällt. Aber man sollte auf jeden Fall einmal über die Aussagen nachdenken und vielleicht ist es ja ein hilfreicher Input für das eigene Investitionsverhalten. Was meint ihr?

 

Viele Grüße

Marin

41 ANTWORTEN

Marin
Mentor ★
1.483 Beiträge

@InTheLongRun  schrieb:

(2) Als Value/Dividenden-Investor freue ich mich, dass anscheinend 90% aller Trades aus anderen Gründen getätigt werden – dann gibt es mehr Möglichkeiten für mich, regelmäßig gute Schnäppchen zu finden.

 


Naja, wenn sich 90% aller Marktteilnehmer nicht für die Aktie interessieren, bringt der beste Value-Wert leider auch nichts Smiley (überglücklich) Da wären wir wieder beim Thema Angebot und Nachfrage.

 

Dazu weiß ich nicht, ob man heutzutage überhaupt noch "Schnäppchen" finden kann. Unternehmensdaten sind selbst für absolute Laien innerhalb von fünf Minuten komplett kostenlos und perfekt aufbereitet zu finden. Ist relativ unwahrscheinlich, dort etwas zu sichten, was zuvor noch keinem anderen Menschen oder Computer aufgefallen ist.

 

Wofür sich früher Warren Buffet und mehrere Mitarbeiter monatelang durch "geheime" Papierberge gewühlt haben, kann man heute einfach in ein Bloomberg-Terminal eingeben und sich dann in die Hängematte legen. Das ganze am besten noch direkt an das Handelssystem seiner Bank anschließen, fertig.

Versuchender
Experte ★
228 Beiträge

@InTheLongRun  schrieb:

(1) Das kurzfristige Handeln kann man als ein Nullsummenspiel sehen, und man kann sich fragen, ob ein Privatanleger (in Konkurrenz mit den institutionellen Investoren) hiermit einen vernünftigen Erfolg erzielen kann. Dagegen kann man Value/Dividenden-Investing anhand der Fundamentals eher als Kapitalallokation sehen, die mehr echten Mehrwert für die Wirtschaft schafft (und hoffentlich auch für mich).


Rein formal: Ja. Siehe Gamestop, auch wenn das dazu führt, dass Big Money einfach die Spielregeln mitten im Spiel ändert.

 

Am Ende des Tages sehe ich die Frage weniger bei "David gegen Goliath" sondern "David gegen Hans, Paula, Lisa und Detlef". Pump & Dump Schemes gibt es (auch) auf Privatinvestorenebene und selbst ohne derartige Maßnahmen lässt sich an der ein oder andere Stelle der Markt sicherlich lesen (lernen).

 

Heißt: Wenn ich zwei Tage früher in eine Aktie gehe als alle anderen und "rechtzeitig aussteige" (oder auch nur SL/TSL-Fallschirme installiere), kann das zu "gut genugen" Ergebnissen führen.

 

Ich schaue gerade, dass ich eine gute Mischung aus "Unternehmen taugt grundsätzlich."/"Ich bin von der Idee überzeugt." und "Hypetrain" hinkriege, bestenfalls in ein und derselben Aktie. (Nanorepro, my love.)