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Vola short: die Gelddruckmaschine für Profis

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe Börsenfreunde,

 

heute möchte ich mal einige Gedanken mit Euch teilen, die sich eher an professionelle, erfahrene Anleger richten, die Risiko begrenzen können. Ein unsachgemäßer Umgang ist sehr gefährlich und kostet viel Geld. Diese Ideen sind also extrem riskant und daher keinesfalls für Einsteiger geeignet. Ich verwende aus diesem Grund die Fachbegriffe ohne weitere Erläuterung unter der Annahme, dass der Leser sie versteht. Bitte simuliert meine Idee einige Zeit mit einem Musterdepot, um den Umgang damit zu erlernen und ein Gefühl dafür zu bekommen. Aber möglicherweise ist derzeit oder in den nächsten Wochen ein guter Einstiegszeitpunkt. Denn:

 

Wenn man den Trick richtig anwendet, ist er sehr lukrativ. Ich habe jedenfalls in den letzten Jahren sehr viel Geld damit gewonnen, und möchte Euch einfach einen Denkanstoß geben.

 

Und zwar geht es um die Anlageklasse der (impliziten) Volatilität. Bei uns kennen sicherlich einige von Euch den VDAX-Index (WKN A0DMX9, früher WKN 846740). Er basiert auf Optionspreisen an der Eurex, gibt die Schwankungsbreite an der Börse an und gilt als "Angstbarometer". Je höher, desto stärker schwanken die Märkte. Typischerweise steigen diese Indizes stark an, wenn die Aktienkurse fallen - so wie jetzt. Ähnliche Indizes sind der VSTOXX (Grundlage: europäische Aktien) und der VIX (Grundlage: amerikanische Aktien; hat nichts mit dem Film von Oliver Kalkofe zu tun).

 

Die Idee ist, dass Volatilitätsfutures bekanntlich grundsätzlich in Contango notieren: Die längeren Laufzeiten sind in aller Regel teurer als die kürzeren. Und diese fast "garantierten" Rollverluste können Profi-Anleger nutzen, indem sie im VIX short gehen, also langfristig Volatilität verkaufen.

 

Man kann das ganz plastisch am VIX zeigen. Es gibt seit 2009 eine ETN auf diesen Index (genauer: auf VIX-Futures), die in München und in New York wie eine Aktie gehandelt werden kann (Kosten: 0,89 Prozent pro Jahr). Die WKN lautet A2GARC (ISIN US06746L4225). Das Instrument (Emittent: Barclays) investiert in eine Kombination des nächstfälligen sowie des darauffolgenden VIX-Futures, wobei deren Anteile stets von der jeweiligen Restlaufzeit abhängen. Die Zusammensetzung dieses so genannten "VXX" ändert sich also täglich, indem ein kleiner Teil des Folgemonats verkauft und dafür Kontrakte des übernächsten Monats gekauft werden. Derzeit ist immerhin rund eine Milliarde US-Dollar in die ETN investiert. Und alle diese Investoren verlieren langsam, aber sicher ihr Geld. Davon könnt IHR indirekt profitieren!

 

Schaut Euch mal im comdirect-Informer ein langfristiges Chart (Börse NYSE Arca, also NICHT München, Zeitraum: zehn Jahre) des Instruments "VXX" mit der WKN A2GARC an: Man erkennt klar, dass es langfristig asymptotisch gegen Null geht. Die Contango-Verluste aufgrund des Drifts der Terminkurve kumulieren sich fortlaufend. Es gab mehrere Reverse-Splits, normalerweise dann, wenn das Instrument unter 15 USD notierte. Dadurch erkennt man vor 2010 astronomisch hohe, aber nie wirklich gehandelte Kurse von über 100.000 USD.

 

So sieht das Ganze seit 2009 logarithmisch aus:

 

vola_short.png

 

Geil, oder? Der Haken nach oben ganz zum Schluss ist der aktuelle Börsencrash.

 

Da also normalerweise der VXX langsam aber stetig an Wert verliert, ist die Idee, diesen Index zu shorten. Leider kann man die ETN nicht ohne weiteres shorten. Aber tatsächlich gibt es einige Derivate, die man dazu nutzen kann. Ein Beispiel ist das VIX-Faktor-1-short-Zertifikat CE282J. Achtung, extrem riskant, nicht für Anfänger geeignet.

 

Wie man erkennt, gewinnt das Papier CE282J in normalen Börsenphasen (Aktienkurse fallen nicht stark, also im Jahr 2017) langsam an Wert. Das sind die Contango-Verluste aus dem VXX.

 

Ich poste diesen Artikel bewusst gerade in diesen stürmischen Zeiten, um klar auf das Risiko hinzuweisen: Im Börsencrash (siehe auch Februar 2018) stürzen die Aktienkurse auf breiter Front ab, folglich springt der VIX-Index hoch und das Papier CE282J stürzt ebenfalls ab. Aus diesem Grund muss man bei Anwendung dieser Idee mit striktem Risikomanagement arbeiten. Also entweder nur kleine Beträge investieren und die Verluste aussitzen, oder mit Stop Loss arbeiten und (wichtig!) die Stopkurse in "guten" Börsenzeiten stetig nachziehen.

 

Außerdem dürft ihr die üblichen Risiken aller Faktor-Zertifikate nicht vergessen, die sich daraus ergeben, dass der Hebel täglich auf "-1" zurückgestellt wird und die ihr ja kennt.

 

Im langfristigen Chart zur WKN A2GARC erkennt man den langsamen Verfall, zwischendrin aber immer wieder steile Anstiege. Die treten immer dann auf, wenn die Börse crasht, zum Beispiel auch Mitte 2010. In diesen Phasen stürzen Papiere wie das CE282J dann gewaltig ab. Daher ist Vorsicht geboten. Dennoch eigenet sich die Strategie für ein Langfrist-Investment; wie gesagt, ich war bisher sehr erfolgreich damit.

 

Natürlich kann man umgekehrt auch Volatilität long gehen. Das ist eine Strategie, um von starken Vola-Anstiegen zu profitieren, wie sie bei Crashs am Aktienmarkt auftreten. Allerdings wird diese Art des Hedgings mit der Zeit sehr teuer, weil ausreichen starke Vola-Spitzen (zum Glück) eher selten auftreten und der VXX in der übrigen Zeit langsam, aber beharrlich an Wert verliert.

 

Ein ähnliches Papier, mit dem man den VSTOXX shorten kann, hat die WKN CE284V. Ich habe für meinen Artikel aber den VXX gewählt, weil der langfristige Chart seit 2009 wirklich beeindruckend aussieht.

 

Der VIX ist also ein faszinierender Index, dessen Terminkontrakt-Kurve VXX langfristig eindeutig nach unten weist (asymptotisch gegen Null). Trotz dieses offensichtlichen Verlaufs ist es in der Praxis schwierig und riskant, dauerhaft Handelsgewinne zu erzielen. Bei Short-Positionen schwebt ständig das Damoklesschwert eines schnellen, heftigen Vola-Anstiegs (wie zuletzt im Februar und im Oktober 2018) über den ansonsten recht regelmäßigen Zugewinnen. Ohne meine starke Computertechnik (jaaaa, frühe 1970er-Jahre, aber halt: stark!) wäre ich vermutlich weniger glücklich damit gewesen.

 

Wer weitere Informationen sucht, googelt bitte nach Begriffen wie "VXX" oder "Volatilität short".

 

Ich bin mir sicher, für die Profis unter Euch ist das mal ein interessanter Denkanstoß. Ich wünsche Euch viel Erfolg bei der Wette gegen die Volatilität!

 

Viele Grüße aus einem sehr volatilen (stürmischen) München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
28 ANTWORTEN

brokeras
Autor ★★★
44 Beiträge

Auf die Schnelle:

 

Es gibt aktuell bei der BNP-Paribas Mini-Shorts auf den jeweils aktuellen VSTOXX-Future:

 

https://www.derivate.bnpparibas.com/knockouts?UnderlyingID=3902989&SelectedAssetClass=&ProductTypes[... 

 

Wenn der Link nicht funktioniert, im Suchfeld der BNP-Seite "VSTOXX" eingeben.

 

Bei der jetzigen Societe Generale gibt es noch zwei Faktor-Zertifikate (Shorts, Faktor 1):

 

VIX CBOE Vola-Short (WKN CU0AF6)

VSTOXX Vola-Short (WKN CU0AF4)

Zilch
Legende
7.897 Beiträge

Ich pushen mal hier. VDAX und VIX sind immer noch 40-50% über "ruhige Börse Niveau". Kann man diese Strategie immer noch verwenden?

 

Edit: @nmh Wie siehst du die Sache? Was denkst du über Zertifikate wie SB2CD8 ? 

Oder ist diese ganze Strategie inzwischen tot?

 

Grüße!

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Ich würde das gerne nochmal pushen und mich auf eine aktuelle Meinung von @nmh freuen!

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@ehemaliger Nutzer :

 

Ja, klar. Die Gelddruckmaschine läuft (jedenfalls bei mir) weiter. Auch Zertifikate wie von @ehemaliger Nutzer  oder @Zilch  könnten geeignet sein. Das Risiko ist wie bisher: Ein starker Absturz der Börsen mit Anstieg der Volatilität macht einen Großteil Eurer Rendite (Rendite aufgrund der Rollgewinne) mit einem Schlag zunichte. Strikte Risikokontrolle ist erforderlich. Aus diesem Grund nur für Profis - siehe die Headline zu diesem Thread. Viel Erfolg mit dieser kleinen Schweinerei!

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Rocky
Autor ★★
25 Beiträge

Ich hole das Thema auch mal wieder aus den Tiefen des Forums hervor.

Nach meinem Verständnis wird diese Investment Idee wieder interessant, sobald sich ein Ende der aktuellen negativen Entwicklung abzeichnet.

Das dürfte dann der "bestmöglliche" Einstigszeitpunkt in nächster Zeit sein.

Sehe ich das richtig?

 

Hat schon jemand Käufe geplant?

Oder auch in den letzten Tagen Verluste erlitten?

 

Viele Grüße!

Zilch
Legende
7.897 Beiträge

@Rocky SB1NVE steht auf meiner Liste. VIX ist bei 30, der KO bei über 95 - das hat Corona nicht geschafft, Finanzkrise auch nicht.

Puts gleichen Verluste aus falls die Vola noch mal sprunghaft steigt.

Ich warte aber auf die Ankündigung der FED morgen. Die kann einiges bewirken, in beide Richtungen. 

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maddin808
Experte ★★★
621 Beiträge

@Zilch mich würde dann interessieren, wie du dich entscheidest!

DrTool
Experte ★
161 Beiträge

Hallo,

ich nehme für diese Vola-Short Spekulation immer CUOAF6 und warte genauso ab, was die FED heute erzählt. 

bye

Zilch
Legende
7.897 Beiträge

@maddin808 schwierige Situation, weil die Fed angekündigt hat alles eher operativ zu entscheiden.

Im März soll über die erste entschieden werden. Er, Powell, geht von einer Anhebung aus.

Aber man habe noch keine Entscheidung über den Umfang der Zinsschritte getroffen, eine Erhöhung um 50 Basispunkte im März sei nicht ausgeschlossen.

Auch die Reduzierung der Bilanzsumme ist offen.

Die Geldpolitik soll sich dem wirtschaftlichen Umfeld anpassen und der Pfad ist ungewiss.

Und Ungewissheit mag die Börse nicht. Ich rechne mit erhöhten Volaschwankungen, weshalb ich glaube, dass bei einer ungewissen Geldpolitik und einer alle paar Monate neuen Entscheidung über Zinsen somit auch kein Jahr für Vola-Short sein wird.

 

Wäre interessant zu wissen was @nmh darüber denkt - teilst du meine Ansicht oder bin ich mal wieder auf dem Holzweg? 

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