am 01.02.2020 20:31
Liebe Börsenfreunde,
China hustet, und die Börse kriegt eine Grippe. Was wir aktuell am Aktienmarkt sehen ist bisher nur eine längst überfällige harmlose Korrektur. Die Anleger haben nach einem Anlass gesucht, um den starken Anstieg in 2019 zu konsolidieren, und mit dem Korona-Virus einen willkommenen Grund für Gewinnmitnahmen gefunden. Man erinnert sich an das SARS-Virus (schweres akutes respiratorisches Syndrom), das im Jahr 2003 die Börsen einige Monate lang beschäftigt hat. Also keine Panik. Ich gehe davon aus, dass die Schwächephase noch bis März andauert und beispielsweise den DAX auch noch in Regionen zwischen 12.400 und 12.600 Punkte führen kann -- dort verläuft derzeit seine 200-Tage-Linie (12.523 Punkte). Dann müsste es ausgestanden sein. Denn:
Die Stärke eines Marktes zeigt sich unter anderen darin, wieviele Titel noch über ihrer 200-Tage-Linie notieren. Aktuell trifft das auf knapp 66 Prozent aller Aktien weltweit zu -- noch Mitte Januar waren es über 75 Prozent. Zum Vergleich: zum Jahreswechsel 2018/2019 lag der Wert bei 10 Prozent. Doch die brennende Frage ist:
Wie geht man mit der Situation jetzt um? Wie immer solltet Ihr Ruhe bewahren. Ihr habt Eure Einzelaktien mit individuellen Stopkursen abgesichert, so kann nichts anbrennen. Eure ETF und ähnlich breite Investments (Fonds, Indexzertifikate) fahren wie immer ohne Stopkurs, und alle ETF-Sparpläne laufen einfach weiter. Konkret:
Die allermeisten der Sterneaktien korrigieren, wenn überhaupt, nur leicht, und Ihr wartet einfach ab. Das erkennt Ihr übrigens auch daran, dass die beiden Rosenheim-Wikifolios von @A_J_L (z.B. WKN LS9PGR) ebenfalls keine große Schwäche zeigen -- die werden ja im Prinzip nach meiner Strategie geführt. Was Ihr jetzt allerdings nicht im Depot braucht, sind Aktien, die noch stärker fallen als der Rest. Das nennt man "relative Schwäche", und das müsst Ihr Euch nicht antun. Verluste in Einzelaktien auszusitzen ist gefährlich. Und doch neigen viele Anfänger dazu: "Die steigt schon wieder, so tief gebe ich die nicht her. Alle anderen außer mir sind total doof, weil die verkaufen und so den Kurs drücken. Ich habe als einziger recht.". Diese Anleger sind nicht in der Lage, sich eigene Fehler einzugestehen. Denn:
Stopkurse schützen Euch vor eigenen Fehlern. Nur wer keine Fehler macht, braucht keine Stops. Sie dienen auch dazu, Liquidität zu schaffen, damit Ihr handlungsfähig seid, wenn der Markt wieder nach oben dreht. Wer jetzt bereits zuviel Geld hat und gerne etwas investieren möchte, findet beispielsweise bei den DAX-Discount-Plus-Scheinen, die ich vor einiger Zeit schon einmal vorgestellt habe (siehe hier) attraktive Gelegenheiten, beispielweise bei den WKN PP901V, PX137Z oder PX137X. Solche Zertifikate profitieren immer dann, wenn die Börse nicht stark steigt oder sogar weiter fällt. Achtung: Die Papiere eignen sich nicht für Einsteiger, da bei einer plötzlichen starken Erholung der Börse ein Totalverlust droht. Bitte die Beschreibung aus dem verlinkten Artikel nochmal sorgfältig nachlesen. Alternativ oder ergänzend:
Es gibt auch in der aktuellen eher schwächeren Phase durchaus noch viele Aktien, die stur weiter nach oben laufen. Ich habe mal meine Datenbank nach Papieren durchsucht, die von der aktuellen Korrektur nicht so sehr betroffen sind. Der Profi sagt zu Aktien, die besser laufen als der breite Rest, sie haben "relative Stärke" -- und genau das ist es, was Ihr im Depot haben wollt. Diese Erkenntnis ergibt sich einzig und allein aus dem Kursverlauf der letzten Jahre. Es hat keinen Sinn, irgendwelche Geschäftszahlen zu analysieren und dann zu hoffen und zu beten, dass irgendwann in den nächsten Jahren auch andere auf die vermeintliche Unterbewertung aufmerksam werden. Denn nur wenn auch andere Anleger eine Aktie kaufen kann der Kurs steigen. Das ist einfachste Mathematik, die jedoch nicht allen Amateur-Anlegern ganz klar ist. Doch endlich zu den Empfehlungen:
Die heutige Liste enthält Titel, die folgende strenge Kriterien erfüllen mussten:
Nach der Filterung bleiben nur 33 Aktien weltweit übrig, die man kaufen und beispielsweise mit einem Stopkurs leicht unterhalb der 200-Tage-Linie (oder besser einem individuellen Stopkurs nach Chartbild) absichern kann, geordnet nach der durchschnittlichen Performance pro Jahr:
Da sollte jetzt doch für jeden Geschmack etwas dabei sein. Wer noch Zweifel hat, lässt sich mal einen logarithmischen Chart über die letzten zehn Jahre anzeigen! Mit Papieren, die seit vielen Jahren oder Jahrzehnten stetig steigen und nur selten Rückschläge haben könnt Ihr nichts falsch machen. Dabei ist weder von Bedeutung, aus welchem Land, welcher Branche oder welchem Aktienindex die Papiere kommen, noch ob Ihr die Firma zufälligerweise bereits namentlich kennt oder nicht. Natürlich sind Microsoft**, Apple**, Alphabet, Tesla -- oder was auch sonst in der "Börse online" oder in "Der Aktionär" steht -- ganz gute Aktien. Aber es gibt eben in der großen weiten Welt so viele Papiere, die noch deutlich attraktiver sind. Die Namen kennt hier niemand (außer den treuen Community-Lesern), aber man kann richtig viel Geld damit verdienen. Dabei sind das keine kleinen Garagenfirmen. Die allermeisten Aktien aus meinen Listen haben eine Marktkapitalisierung von vielen Milliarden. Interessant:
Die Hotel-Aktien PPHE (Park Plaza) steigen weiter, obwohl die meisten anderen Aktien aus dem Bereich Tourismus unter dem Virus leiden. Ein Zeichen für die besondere Stärke der Aktie! Auch sonst enthält die obige Liste viele alte Bekannte aus meinen Sternelisten -- ein Beweis, dass diese Strategie langfristig sehr gewinnträchtig ist. Übrigens Fun Fact in diesem Zusammenhang:
Einer meiner wichtigsten Kunden im wahren Leben ist die Firma Avery Dennison. Deren Aktie (WKN 850354, Performance 16% p.a.) habe ich auch schon oft hier vorgestellt, ebenfalls ein klarer Kauf (Stopkurs ca. 102 Euro). Die sind deswegen ein guter Kunde von mir, weil sie sehr innovativ sind. Und wenn ich Euch verrate, was die herstellen, glaubt Ihr es nicht: Die machen unter anderem Aufkleber aus Papier, und denen gehört beispielsweise die recht bekannte Marke "Zweckform" in Deutschland. Also Formulare. Aber da sind heutzutage oft elektronische Datenträger eingebaut, beispielsweise RFID-Funkchips ähnlich wie in Eurer NFC-Kreditkarte. Sehr innovativ!
Jedenfalls war mir neulich im Büro ausnahmsweise mal langweilig (ganz selten!). Ich hatte gerade mit einer Sache von Avery Dennison zu tun, und habe mal auf Google Street View nachgeschaut, wo die eigentlich sitzen und wie es da so aussieht. Die Adresse laut meiner Akte ist Norton Parkway, Mentor, Ohio.
Ich bin also mit Google Street View bisschen um das Gebäude rumgefahren, und was sehen meine entzündeten Augen da auf dem Parkplatz? Da steht ein Lieferwagen von Cintas, ebenfalls eine sehr attraktive Sterneaktie (WKN 880205, Performance knapp 18% p.a., Stop bitte bei etwa 220 Euro). Die machen neben Uniformen auch Gebäude- und Hausmeisterservice, offenbar unter anderem bei Avery Dennison! Wer es nachschauen will, hier ist der Link zu Google Street View.
Die Autos von Cintas fahren tatsächlich überall in den USA rum, übrigens wie die von Sysco (WKN 859121, Stopkurs 66 Euro), ebenfalls eine Sterneaktie (Gastronomie). Die drei Aktien fehlen leider in der obigen Liste: Avery Dennison ist knapp an der RSL-Obergrenze von 115 gescheitert (hat 116), Sysco hat nur 4,5 Zeitraum-Sterne (das Papier hat nur eine Performance von 10 Prozent p.a.) und Cintas hat der leichte Rückgang aus der vergangenen Woche den Einzug in die Liste verwehrt. Eben eine sehr strenge Filterung! Ihr sehr also:
Auch wenn Ihr mal den Namen einer Firma nicht kennt, ist das mithin kein Grund, hier launische Kommentare* zu posten und rumzunölen. Wenn Ihr mögt, beschäftigt Euch einfach mit dem Laden, und Ihr werdet sehen, dass es in der Regel große Konzerne sind, die eben hier in Deutschland nur wenige Profis kennen. Kein Grund, nicht zu investieren. Einfach mal über den Tellerrand schauen!
Ich wünsche Euch bei der Suche nach spannenden Aktien viel Erfolg, und was noch viel wichtiger ist: viel Spaß!
Herzliche Grüße aus einem verregneten München
nmh
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*) Launige Kommentare immer gerne -- bitte den Unterschied nochmal goooogeln.
**) Übrigens hätten auch Microsoft und Apple fast den Einzug in diese Liste geschafft. Beide haben derzeit aber einen zu großen RSL-Wert von 122 bzw. 135, sind also überhitzt. Spätestens nach einer kleinen Korrektur darf man beide kaufen.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 03.02.2020 21:26
@Reinhard12: Schon, und das ist der Grund, warum Money Management genau andersherum funktioniert, nämlich Du startest mit dem Stop, schaust dann, wieviel Du maximal verlieren möchtest, und daraus folgt dann, mit dem Kaufkurs, die Positionsgröße ...
Es wird in Deinem Fall kein großer Beinbruch sein, weil nmh die Aktien in der Liste schon so vorausgewählt hatte, dass sie nicht zu hoch stehen, Du wirst mit Deinen 20% also gut hinkommen, aber für's nächste Mal ... 🙂
am 03.02.2020 21:26
Hallo @Reinhard12 !
Dann habe ich wohl einen Denkfehler. Wenn du sowieso bei minus 20% verkaufst, dann hast du doch deine SL schon.
Habe auch grad gelesen, dass du teilweise per Kredit finanzierst. Sehr mutig 😉
Für mich wär das nix, kann deine Situation aber gut nachvollziehen.
Viel Erfolg
am 03.02.2020 21:27
)) Danke!
03.02.2020 21:28 - bearbeitet 03.02.2020 21:40
03.02.2020 21:28 - bearbeitet 03.02.2020 21:40
@Reinhard12 schrieb:@Antonia Danke)
....mag schon sein das der Kaufkurs nicht relevant ist.
Aber für mich doch schon irgendwo......denn ich verkaufe auf jeden Fall wenn ich mit 20.....maximal 25% im Minus bin. Und manchmal schon deutlich eher, nämlich dann wenn der Markt steigt, meine Aktie aber nicht. Ich gehe ausschliesslich mit dem Markt. Ich habe die genannten Aktien pro Position für ca. 1500 Euro gekauft und der von mir kalkulierte maximale Verlust beträgt ca. 300 Euro, mehr will ich nicht verlieren.
Deshalb muss ich doch wissen wieviel ich bei Kauf bezahlt habe oder irre ich mich da schon mal wieder?)
Vielen Dank für die Rückmeldung und schönen Abend!)
Heyhey das stimmt, nur sattelst du das Pferd hier von hinten auf.
Eigentlich geht es so:
Du schaust dir den Kurs der Aktie an,
dann schaust du dir an, wo du einen Stop-Kurs setzen würdest, dieser liegt meißt knapp unter der 200-Tages-Linie (Bodenbildung beachten, Spitzen beachten, wieviel die Aktie atmet beachtet, Branche beachten, generell Vola etc.) also du hast schon recht es ist recht kompliziert. Aber man kann es auch einfach so machen wie Antonia.
Wenn du weißt wo der Stopkurs, für dich, liegt dann
musst du deinen maximalen verlust berechnen, bei mir ist es Pauschal 1-5% meines Gesamtdepots (je nach Aktie, niemals aber mehr als 5%, eher 2-3%)
Und dann kommt folgende Rechnung zum Zuge:
Dein Risiko / (Einstiegskurs - Stopkurs) = Aktienmenge
Bsp. American Water Works: 123,40€
Depotsgröße: 20.000€ (2% Verlustgrenze = 400€)
Stop-Loss bei: 102,25€
400€ / (123,40 - 102,25€) = 18,91 Stück = 19 Stück zu kaufen (2.344,60€)
lg Chris
//Edit
Ich würde jetzt nach dieser Rechnung meinen maximalen Verlust sogar noch etwas reduzieren (1-1,5%), einfach weil ich mein Depot gerne größer Diversifiziere.
Und merke auch, je mehr Luft du der Aktie zum atmen gibst, also je weiter der Stop-Loss entfernt ist, desto weniger Aktien werden gekauft. Bei American Water Works liegt die 200-tages-Linie sehr nah dran, deswegen ist die Stückzahl so hoch.
am 03.02.2020 21:30
Danke! Wie immer sehr perfekt von Dir!)
am 03.02.2020 21:36
Whups ich sehe gerad warum die Stückzahl so hoch ist. Habe einen schlimmen Fehler gemacht und die Heimatbörse NYSE genommen. Das liegt daran das ich mir endlich angewöhnt habe, mir die Aktien immer in der Währung anzuschauen in der sie ihr IPO gemacht hat. Die Heimatbörse halt.
der richtige Stopkurs wäre bei € 101 - 103€ (zumindest mein richtiger Stopkurs, da wird nix vom Computer berechnet!) ^^ ich editiere mal eben die Rechnung oben
am 03.02.2020 21:56
Ich freue mich über Dein Feedback und Dein Vertrauen und liefere deswegen gerne die Stopkurse. Wichtig: Profis wählen erst den Stopkurs und berechnen dann, wieviel sie kaufen. Genau so wie @Chrissel es erklärt hat. Wichtig auch: Dein Einstandspreis ist für den Stopkurs irrelevant, denn der Stopkurs leitet sich ausschließlich aus dem Chartbild ab. Here you go:
A0MW4C PPHE Park-Plaza: Stop etwa 20 Euro
A0NJ38 American Water Works: Stop etwa 114 Euro (konservativer Stopkurs: 102 Euro)
922134 CoStar Group: Stop etwa 475 Euro
880114 Exponent Inc. : Stop etwa 53 Euro
A0ESP5 Chipotle Mexican: Stop etwa 635 Euro
A0YA2M Verisk Analytics: Stop etwa 127 Euro
888745 Sun Communities: Stop etwa 123 Euro
A14U5Z Monster Beverage: Stop etwa 47 Euro
A0DNDJ Equity Lifestyle: Stop etwa 56 Euro
867409 Cooper Companies: Stop etwa 260 Euro
Viel Erfolg mit den Aktien - eine schöne Mischung! Und Du willst konsequent Verluste begrenzen - sehr gut, genau so ist man an der Börse erfolgreich. Weiter so!
nmh
am 03.02.2020 22:05
Danke @nmh,
ich überlege gerade Pinterest bei mir rauszuschmeißen und den Verlust dort zu realisieren. Da kommt deine Liste gerade recht um ein passendes Investment zu finden.
am 04.02.2020 07:07
recht herzlichen Dank, die Stoppkurse werden nach Vorschlag des Meisters genauso gesetzt ......
am 04.02.2020 08:51
Habe nunmehr die Stopkurse eingearbeitet, danke nochmals!)
Ich möchte noch eine (profane) Frage, bemerkung loswerden.....ja, der Alte kapiert's wahrscheinlich nie!))
Setze ich die genannten Stopkurse ins Verhältnis zu meinen Kaufkursen dann ergeben sich doch schon Differenzen von Minus 15%....17%...19%.....22%.....vom Kaufkurs. Aber das war doch eigentlich irgendwie der Ursprung meiner Frage, ich kann doch eine Aktie kaufen für z.B. 1500 Euro, will höchstens 300 Euro verlieren und setze einfach einen Stopkurs bzw TSL bei Einkaufskurs minus 20%. Da liege ich doch garnicht sooo falsch. Mit 200-Tage Linie und Chartbild kann ich nichts anfangen, verstehe das nicht.
Bitte nochmals um Entschuldigung für meine blöde Frage/Bemerkung. Ich wünsche allen einen schönen Tag und vielen Dank für Eure Hilfe!
Rentner Reinhard