30.10.2017 19:02 - bearbeitet 30.10.2017 19:49
Liebe geneigte Anleger (m/w),
ja, klaaar, wieder so eine reißerische Headline, und Ihr habt sie angeklickt. Und doch muss ich sagen, dass es diesmal wirklich um eine Strategie geht, mit der Ihr jedenfalls langfristig an der Börse erfolgreich sein werdet. Tatsächlich also eine Art von "Gewinnformel". Erfunden habe ich diese Strategie nicht; es ist ein ganz alter Hut und bei professionellen Anlegern üblich. Nur die meisten Privatanleger, die arbeiten irgendwie eher nach Bauchgefühl, statt bei ihren Anlagen eine klare Strategie zu verfolgen. Ich schließe mich da selbst gar nicht immer aus. "Geheim" im Sinne der Headline ist das, worüber ich hier schreiben will, also höchstens beim Hobby-Anleger zuhause.
Damit folge ich auch Eurem Wunsch, den Ihr hier geäußert habt. Also aufgemerkt:
Um was es hier gehen soll, ist das wichtige Thema "Money Management". Ich habe es schon sehr häufig in unserer Community erwähnt, aber noch nie so ausführlich beschrieben gesehen. Ob wohl Eure Aufmerksamkeitsspanne lang genug ist? Wir werden es leider nie erfahren ...
Das Schöne ist: Es ist wieder eine Strategie, die zu ganz unterschiedlichen Anlagestilen passt! Egal, ob Ihr gerne irgendwelchen komischen Sterne-Listen von mir folgt, oder ob Ihr lieber einen Wert tagelang analysiert und dann kauft. Mit den folgenden Tricks steigert Ihr Euren Erfolg an der Börse. Die Hinweise gelten für Aktien, aber auch wenn Ihr in Rohstoffe (Gold, Zucker, Orangensaft, Schweinehälften, was auch immer) oder in Indizes (süd-taiwanesischer Xing-Taong-Index) investiert.
Money Management hängt sehr stark mit dem Spruch zusammen, den ich ebenfalls häufig predige. Und das ist wirklich das Erfolgsrezept für langfristigen Börsenerfolg: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Verluste begrenzt man, indem man Stopkurse setzt und konsequent einhält.
Typische Fehler von Privatanlegern
Die meisten Privaten machen es genau umgekehrt. "Ui, super, da gibt es eine Aktie, die ist in den letzten Tagen und Wochen abgestürzt. Die ist jetzt schön billig, die sammle ich jetzt mit Limit ein." Und dann schauen sie zu, wie die Aktie auch nach dem Kauf noch jahrelang weiter fällt. Unser Privatanleger war in diesem Fall einfach gescheiter als der Markt, und hat einen Tiefflieger aufgesammelt. Nennen wir es Fehler Nr. 1. Sollte man niemals tun. Warum, habe ich hier schon ausführlich erklärt; bitte nachlesen.
Auch beliebt beim Privatanleger ist Fehler Nummer 2: die vorzeitige Gewinnmitnahme, wie wir Mediziner dazu sagen. Und das geht so: "Die Aktie, die ich vor einiger Zeit gekauft habe, ist jetzt wirklich stark gestiegen. Inzwischen ist die zu teuer. Von Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden, also verkaufe ich die jetzt, obwohl sie ja eigentlich in einem gesunden Aufwärtstrend liegt. Aber die ist inzwischen überbewertet." Und wieder ist unser Privater klüger als "der Markt", der die Aktie weiter steigen lässt.
Ganz besonders schlimm und langfristig absolut tödlich ist der dritte Fehler der Hobby-Anleger: "Die Aktie habe ich vor einiger Zeit gekauft, aber sie fällt und fällt und fällt. So billig gebe ich sie aber nicht mehr her, die ist total unterbewertet. Alle anderen außer mir sind total doof und sehen die Unterbewertung nicht, also halte ich die Aktie und lasse den Verlust immer größer werden." Unser Privater handelt hier nach dem Motto: "Ein Geisterfahrer? Tausend!" Ist ja auch schwierig, sich selbst den Fehler einzugestehen, die Aktie gekauft zu haben. Das hat viel mit Psychologie zu tun. Die große Masse der Profis verkauft, warum auch immer, und dadurch sinkt der Kurs immer weiter, aber er hält tapfer durch. So ein Wert kann jahrelang fallen.
Manchmal wird der Abwärtstrend erst nach einigen Jahren enden, und die Aktie beginnt tatsächlich, wieder zu steigen. Unser Privatanleger - zeitweise dick im Verlust - freut sich, die Verluste werden kleiner. Und er sagt sich: "Hey, da komme ich sogar mit einem blauen Auge raus". Das geht dann nach dem Motto "es gibt für den Aktionär nichts schöneres als wenn er seinen Einstandskurs wiedersieht". Sobald die Aktie endlich nach Jahren in die Gewinnzone dreht, wird verkauft. Plusminus Null, gut gemacht. Ich würde eher sagen: Fehler Nummer 2 gemacht.
Also:
Fehler Nr. 1 = Tiefflieger auffangen
Fehler Nr. 2 = Gewinne zu früh mitnehmen
Fehler Nr. 3 = Verluste nicht eingrenzen
Erkennt sich jemand wieder?
Fast alle Privatanleger machen zu Beginn diese Fehler. Besonders auch ich. Ich bin seit über 20 Jahren sehr intensiv an der Aktienbörse tätig, und was haaaaabe ich anfangs Geld verloren, weil ich mein Risiko nicht begrenzt habe. Es hat mich einige Jahre an harter, teurer Erfahrung gekostet, bis ich irgendwann verstanden habe, wie es eigentlich geht. Seitdem bin ich überaus erfolgreich. Mögen meine wichtigtuerischen Belehrungen Euch dabei helfen, das Lehrgeld zu sparen, das man als Neueinsteiger bezahlt.
Neulich hat @haxo geschrieben (siehe hier😞 Ich verkaufe nur Aktien, die ich heute nicht mehr kaufen würde. Auch das stimmt und deckt sich mit meiner Strategie: Aktien, die in den Verlust laufen (also abwärts), würde (sollte) man nicht mehr kaufen. Siehe unten.
Profis setzen noch vor dem Kauf einen Stopkurs
Jetzt schauen wir mal, wie der Profi an die Sache rangeht. Und da beginne ich gleich mit etwas, das vielleicht seltsam klingt. Wenn der Profi eine Aktie kauft, dann überlegt er noch vor dem Kauf, wo er wieder rausgeht. Und zwar nicht wenn die Aktie steigt, sondern wenn sich nach dem Kauf herausstellt, dass der Kauf ein Fehler war und die Aktie fällt.
Sicher überrascht das jetzt einige. Aber erfolgreich an der Börse ist langfristig nicht, wer besonders sorgfältig bei der Auswahl von Aktien vorgeht. Das solltet Ihr natürlich trotzdem tun, siehe unten. Doch im Grunde genommen geht es nur darum, Verluste klein zu halten.
Warum ist das so? Erstmal eine Binsenweißheit: Über die Jahrzehnte ist Euer gesamter Börsengewinn (z.B. in Millionen Euro) die Summe aller einzelnen Gewinne abzüglich aller einzelnen Verluste. Logo.
Manche sagen, dass deswegen die Trefferquote möglichst hoch sein muss, also dass ich öfters Gewinne als Verluste machen muss. Aber das stimmt nicht. Die Trefferquote ist ziemlich wurscht. Wichtig ist nur, dass unter dem Strich die Summe möglichst hoch ist. Das erreiche ich sogar, wenn ich dummerweise nur selten Gewinne mache und die meisten Investments im Verlust enden.
Der Trick ist, dass dieser seltene Gewinn gemessen in Euro sehr hoch ist, während ich die einzelnen Verluste gering halte. Denn wenn Ihr viermal Verluste über je 1.000 Euro macht und achtmal Gewinne über je 120 Euro, habt Ihr trotz hervorragender Erfolgsquote (2:1) dennoch einen Gesamtverlust von 3.040 Euro. Wenn ich aber nur fünfmal einen hohen Gewinn von je 1.500 Euro habe und zwanzigmal einen kleinen Verlust von je 120 Euro, dann ist zwar meine Trefferquote miserabel, nämlich nur 1:4, aber trotzdem gehe ich mit einem Gesamtgewinn von 5.100 Euro aus der Nummer raus!
Also Verluste begrenzen.
Ihr müßt wissen, dass "die Börse" Euch vieles vorgibt, worauf Ihr keinen Einfluss habt. Ob eine Aktie nach dem Kauf steigt oder fällt, habt Ihr nicht in der Hand. Wieviel Ihr damit verdient, könnt Ihr nicht beeinflussen. Das einzige, was Ihr selbst bestimmen könnt, ist der maximale Verlust, den Ihr mit einer Aktie in Kauf nehmen wollt. Und diesen einzigen Regler, den Ihr einstellen könnt, solltet Ihr nicht aus der Hand geben.
Profis gehen beim Kauf einer Aktie nach drei Schritten vor:
1. Angenommen, die Aktie fällt nach dem Kauf: bis zu welcher Marke akzeptiere ich das, bevor ich verkaufe? Diese Marke wird "Stopkurs" genannt.
2. Welchen Verlust in Euro akzeptiere ich mit der Aktie höchstens?
3. Die Stückzahl für den Kauf ergibt sich dann nach der Formel:
STK = (maximaler Verlust in Euro) geteilt durch (aktueller Kurs minus Stopkurs)
Diese drei Schritte sind der Kern des "Money Managements".
Beispiel: Die Aktie steht momentan bei 38 Euro. Die Marke von 34 bietet sich als Stopkurs an. Ich will auf keinen Fall mehr als 200 Euro verlieren. Also kaufe ich 50 Stück, das kostet 1.900 Euro plus Spesen.
Erst dann wird die Kauforder erteilt.
Das ist für den Hobby-Anleger völlig ungewohnt: Wieviel man investiert (z.B. 1.900 Euro) ergibt sich erst nach der Wahl des Stopkurses! Die meisten Privaten investieren einfach immer z.B. 5.000 Euro in eine Aktie.* Und das ist falsch! Bei Aktien, die stark schwanken, sollte man weniger kaufen als bei eher ruhigen Aktien. Denn bei ruhigen Aktien darf der Stopkurs näher am Kaufkurs liegen, wodurch sich eine größere Stückzahl und ein größeres Investitionsvolumen ergibt.
Über die richtige Auswahl der Stopkurse kann man ebenfalls ganze Bücher schreiben. Die richtig Platzierung des Stopkurses hängt auch von Eurem Anlagehorizont ab. Ich schaue mir normalerweise das Chartbild der letzten zwei Jahre an, und wenn ich einen Aufwärtstrend erkenne, dann setze ich den Stopkurs unter das letzte markante Tief. Besonders schön ist, wenn eine Aktie in den letzten Monaten zwischen zwei Marken seitwärts gelaufen und dann kürzlich aus diesem Seitwärtstrend nach oben ausgebrochen ist. Dann darf der Stopkurs in der Bandbreite oder leicht darunter liegen. Denn wenn sich der Ausreißer nach oben als Fehlsignal entpuppt ("Bullenfalle") und der Kurs wieder in das Schwankungsintervall zurückfällt oder sogar darunter, dann habe ich einen Fehler gemacht und muß raus aus der Aktie.
Trotzdem: Optimieren der Trefferquote hilft
Wir haben also gesehen, dass das Geheimrezept ist, möglichst kleine einzelne Verluste zu machen und die Gewinne möglichst groß werden zu lassen. Die Trefferquote ist dafür gar nicht so wichtig. Trotzdem hilft es natürlich, wenn man auch die Trefferquote optimiert.
Das könnt Ihr durch unterschiedliche Strategien beim Einstieg in eine Aktie tun. Der eine analysiert wochenlang fundamentale Kennzahlen und kauft dann eine Aktie, die er für unterbewertet hält. Andere schauen gerne auf Trends und kaufen am liebsten am Allzeithoch, wenn ein gesunder Aufwärtstrend vorliegt. Wieder andere folgen einfach irgend welchen Empfehlungen in der Fachpresse oder hier in der Community, zum Beispiel in meinen unseriösen Sterne-Listen. All das sind zulässige Methoden, um die Trefferquote zu erhöhen. Aber all das bringt nichts, wenn Ihr nach dem Kauf Verluste aussitzt und Gewinne zu früh mitnehmt. Siehe oben, Thema Trefferquote.
Das Setzen eines Stopkurses begrenzt also Verluste. Die sollen ja klein gehalten werden. Natürlich kommt es aber auch vor, dass eine Aktie nach dem Kauf weiter steigt. In diesen Fällen zieht Ihr den Stopkurs regelmäßig nach. Irgendwann kommt der schöne Moment, wo der Stopkurs über Euren Kaufpreis steigt. Dann könnt Ihr mit dieser Position theoretisch keinen Verlust mehr machen.
Damit habe ich Euch das Prinzip Money Management erklärt. Es bedeutet einfach, dafür zu sorgen, dass der Verlust in einer einzelnen Aktie nicht lebensbedrohlich wird; für jede Aktie wird ein Höchstverlust vorgegeben. Durch strikte Stopkurse verhindert man dann, dass der Verlust größer wird als das erlaubt Limit pro WKN.
Also: Gewinne laufen lassen (und Stopkurse nachziehen), Verluste begrenzen (durch strikte Stopkurse).
Stopkurse wirklich immer notwendig?
Ich will nicht verschweigen, dass es in meiner Strategie zwei Situationen gibt, wo ich auch mal auf Stopkurse verzichte.
Das eine sind meine "Kerninvestments". Die meisten von uns halten breit gestreute ETFs oder Indexzertifikate im Depot, und die wollen sie jahrzehntelang halten. Eine Untersuchung hat ergeben, dass man in den letzten 40 Jahren nach einem Kauf eines DAX-ETF höchstens 13 Jahre warten mußte, um damit in die Gewinnzone zu kommen (siehe hier). Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das gilt nur für breit gestreute Investments, nicht für Einzelaktien!
Aus diesem Grund wäre ich damit einverstanden, dass Ihr solch breite Positionen, also ETF oder Fonds oder Indexzertifikate nicht mit Stopkurs absichert.
Zum anderen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Stopkurse in Krisenzeiten an der Börse eher schädlich sind. Wenn die Börse allgemein nach unten geht, so wie von 2001 bis 2003 oder in der Finanzkrise nach 2007, dann sichere ich nur die Positionen per Stopkurs an der Börse ab, die relative Schwäche zeigen, die also noch stärker fallen als andere Positionen.
Meine Strategie sieht so aus, dass ich für jede einzelne Position (auch ETF oder Indexzertifikate) in meinem Computersystemen einen Stopkurs führe. Aber eine Stop-Order an der Börse platziere ich in der Regel nur für die Aktien, die relative Schwäche zeigen, also beispielsweise in einer guten Börsenphase trotzdem fallen. Relative Schwäche hasse ich. So sind bei mir - je nach Situation - manchmal nur ein Drittel oder die Hälfte meiner Positionen tatsächlich per Stopkurs an der Börse abgesichert. Das ist nicht konsequent, aber ich habe ganz gute Erfahrungen damit gemacht.
In heißen Phasen, also konkret in 2016 vor der Brexit-Abstimmung und vor der US-Präsidentenwahl sowie in 2017 vor den Wahlen in Frankreich, habe ich fast alle Stopkurse ausgesetzt, um zu vermeiden, dass durch einen Schock mein Depot leergefegt wird. Einen solchen Schock gab es ja nach den beiden Wahlen in 2016, und drei Tage später hatten die meisten Aktien sich erholt. Meine selbst entwickelte Technik erlaubt es, zentral alle Stop-Orders vorübergehend zu suspendieren.
Beide Ausnahmen sind aber höchst umstritten; einen klaren Rat kann ich Euch dazu nicht geben.
Außerdem ist es eine sehr schwierige Frage, ob man die Stopkurse wirklich an der Börse platziert und damit riskiert, von Schwankungen innerhalb eines Tages nach unten ausgestoppt zu werden. Alternativ könnt Ihr Eure Positionen täglich manuell überwachen und aktiv verkaufen, wenn z.B. ein Schlusskurs Euren "mentalen" Stopkurs unterschreitet. Nachteil: dann ist es vielleicht zu spät, wenn eine Aktie wirklich böse abstürzt. Dasselbe gilt, wenn Ihr Stop-Limit-Verkäufe wählt, also ein limitierter Verkauf, sobald ein Stopkurs unterschritten wurde. Also: verkaufe für mindestens 30,50 Euro, wenn die Aktie unter 31,00 Euro gefallen ist.
Gewinne dank oder trotz Streuung
Vor einiger Zeit wurde hier in der Community die Frage gestellt, wie ich trotz meiner sehr breiten Streuung eine Überrendite erziele. Die Antwort ist: durch striktes Risikomanagement. Wenn Aktien fallen, dann fliegen sie bei mir gnadenlos aus dem Portfolio. Das passiert beispielsweise bei einem Index nicht: Wenn ich einfach nur indexorientiert anlege, dann halte ich Rohrkrepierer jahrelang, bis der Indexanbieter sie irgendwann aus dem Index rausnimmt.
Meine Depots umfassen insgesamt mehrere hundert unterschiedliche Wertpapiere. Mit welcher Technik ich trotzdem überall die Stopkurse überwache und regelmäßig nachziehe, habe ich hier bereits erklärt. Dort steht auch, wie man den maximal akzeptablen Verlust einstellt. Bitte nachlesen.
Meine Hoffnung ist, daß die meisten von Euch, vor allem die Leser mit etwas Erfahrung, bereits so vorgehen, wie ich es beschrieben habe. Wer bisher ausschließlich auf sein Gefühl hört und kein Risikomanagement betreibt, läßt meine wirren Zeilen einfach mal in Ruhe auf sich wirken. Es würde mich freuen, wenn ich Euch mit meiner Beschreibung dieser uralten Profi-Technik dabei unterstützen kann, strikt auf das Risiko zu achten, und Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen. Damit auch Ihr langfristig an der Börse erfolgreich seid.
Also merke: noch vor dem Kauf einen Stopkurs einplanen, und dann die Anlagesumme auf den maximal erlaubten Verlust ausrichten. Mehr ist es nicht!
Viel Erfolg auf dem glatten Börsenparkett (bitte mal fünf Euro in die Phrasenkasse)
herzliche Grüße aus München
nmh
________________
*) Oder so wie mein Schwiegervater, der einfach immer 100 Stück kauft, egal, wie teuer die Aktie ist.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 12.01.2021 15:18
@yarp schrieb:Das einzige was zählt, ist dass das Depot nach z.B. 20 Jahren möglichst viel wert ist. Ob ich dann zwischendurch mit einer Aktie 200€ oder 400€ Verlust gemacht habe interessiert mich dann nicht.
@yarp: Du hast vollkommen Recht. Wenn du weisst, das die Buchverluste von 200 EUR oder 400 EUR nur temporär sind und die Aktie nach 20 Jahren auf einem neuen Höchstkurs steht ("möglichst viel wert ist"), dann brauchst du überhaupt kein Money-Management.
am 12.01.2021 15:57
@dg2210: Das weiß ich natürlich nicht. Das "möglichst viel Wert" bezog sich auf das gesampte Depot und nicht auf einzelne Aktien. Und mit den 200€ oder 400€ Verlust waren auch keine Buchverluste, sondern realisierte Verluste gemeint, weil der Stoppkurs erreicht wurde. Deshalb weiß ich nicht ganz, was du mir damit sagen willst.
Vielleicht kann ich an einem Beispiel noch etwas deutlicher machen was ich meine. Angenommen ich habe 2000€ zum investieren übrig. Mit dem Money Management würde ich dann so vorgehen: Ich lege fest, dass ich maximal 200€ pro Aktienposition verlieren will. Denn rechne ich anhand der Formel aus, dass ich somit maximal 1000€ in Aktie A investieren darf. Dann habe ich aber noch 1000€ übrig, deshalb suche ich mir noch Aktie B aus und darf darin ebenfalls 1000€ nach Money Management investieren. Somit habe ich also 2000€ investiert und einen maximalen Verlust von 400€, also genau so wie wenn ich gleich alles in Aktie A investiert hätte. Diese Strategie sorgt also dafür, dass ich zwar nicht mit einer Aktie 400€ Verlust mache, aber dafür möglicherweise mit 2 verschiedenen Aktien je 200€. Klar, Diversifikation ist immer gut, aber es geht mir um den Zukauf von Aktien zu einem schon bestehenden Depot. Denn ob man dann 21 oder 22 Aktien im Depot hat macht ja keinen großen Unterschied mehr.
Daher ist meine Frage, warum es mich interessieren sollte, mit welchen / wievielen Aktien ich die Verluste mache, wenn das Endergebnis das gleiche ist. Dann stecke ich doch lieber das ganze Geld in meine "erste Wahl" als gezwungen zu sein, auch noch Geld in eine andere Aktie zu investieren.
am 12.01.2021 16:22
@yarp schrieb:Das "möglichst viel Wert" bezog sich auf das gesampte Depot und nicht auf einzelne Aktien.
Da machst du einen teuren Denkfehler. Das Ziel "möglichst viel Wert im gesamten Depot nach 20 Jahren" lässt sich (beweisbar) nur dann erreichen, wenn jede(!) einzelne Aktie im Depot nach 20 Jahren möglichst viel Wert ist.
Du schriebst in deiner Ausgangsfrage "Ob ich dann zwischendurch mit einer Aktie 200€ oder 400€ Verlust gemacht habe interessiert mich dann nicht."
"Zwischendurch" bedeutet doch, daß die Kursverluste innerhalb der Depotlaufzeit (20 Jahrfe) wieder aufgeholt werden, d.h. du weisst, dass die Verluste nur temporär sind. Wie soll man deinen Satz sonst interpretieren?
Vollkommen unabhängig davon ist die Frage nach der Anzahl der Depotpositionen. Viele Positionen bedeutet immer eine schlechte Rendite im Vergleich zu einem Depot mit weniger Positionen.
12.01.2021 16:29 - bearbeitet 12.01.2021 16:30
Hallo @yarp ,
im Grunde hast du Recht. Du musst dich aber an einem Punkt irgendwann entscheiden. Und beim Money Management ist das folgender: wieviel Geld bist du bereit, von deinem Geld, was du zur Verfügung hast, theoretisch zu verlieren.
In deinem Beispiel legst du das auf 400 EUR fest. Wenn du nun in 1 Unternehmen investierst, und dafür aber 2 gleiche Aktien kaufst, kannst du 400 EUR verlieren, wenn dein SL erreicht wird. Wenn in 2 Unternehmen investierst und dadurch 2 verschiedene Aktien (Stichwort Diversifikation) kaufst, kannst du auch 400 EUR verlieren, wenn beide unter deinen SL fallen.
am 12.01.2021 23:48
@dg2210 schrieb:
@yarp schrieb:Das "möglichst viel Wert" bezog sich auf das gesampte Depot und nicht auf einzelne Aktien.
Da machst du einen teuren Denkfehler. Das Ziel "möglichst viel Wert im gesamten Depot nach 20 Jahren" lässt sich (beweisbar) nur dann erreichen, wenn jede(!) einzelne Aktie im Depot nach 20 Jahren möglichst viel Wert ist.
Da machst du leider auch einen Denkfehler. Denn das lässt sich eigentlich nur dann erreichen, wenn man zwischendurch noch im Lotto gewinnt und dann den gesamten Gewinn in das Depot steckt
@dg2210 schrieb:Du schriebst in deiner Ausgangsfrage "Ob ich dann zwischendurch mit einer Aktie 200€ oder 400€ Verlust gemacht habe interessiert mich dann nicht."
"Zwischendurch" bedeutet doch, daß die Kursverluste innerhalb der Depotlaufzeit (20 Jahrfe) wieder aufgeholt werden, d.h. du weisst, dass die Verluste nur temporär sind. Wie soll man deinen Satz sonst interpretieren?
"Zwischendurch" heißt einfach nur irgendwann zwischen jetzt und in 20 Jahren. Wie hoch dann die Kurse in 20 Jahren stehen weiß keiner und hat damit auch nichts zu tun. Manche Aktien werden gut laufen, andere laufen schlecht und werden mit Verlust verkauft. Nach meinem Verständis führt das Money Management dazu, dass der Verlust pro Aktie begrenzt wird, aber nicht der gesamte Verlust über alle Depotpositionen hinweg. Das ist meine Frage. Also warum sollte es besser sein zweimal 200€ Verlust zu haben als einmal 400€.
@SPT schrieb:In deinem Beispiel legst du das auf 400 EUR fest. Wenn du nun in 1 Unternehmen investierst, und dafür aber 2 gleiche Aktien kaufst, kannst du 400 EUR verlieren, wenn dein SL erreicht wird. Wenn in 2 Unternehmen investierst und dadurch 2 verschiedene Aktien (Stichwort Diversifikation) kaufst, kannst du auch 400 EUR verlieren, wenn beide unter deinen SL fallen.
Richtig, es erhöht sich aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt eine Aktie unter den SL fällt. Der Erwartungswert müsste in beiden Fällen der gleiche sein. Mir ist ja klar, dass Diversifikation gut ist. Aber man muss doch das gesamte Depot betrachten und nicht nur den Neukauf einzeln. Wenn ich schon 20 Positionen im Depot habe ist die zusätzliche Diversifikation verschwindend gering, wenn ich neben der 21. noch eine 22. Position kaufe.
am 13.01.2021 08:50
@yarp schrieb:
Wenn ich schon 20 Positionen im Depot habe ist die zusätzliche Diversifikation verschwindend gering, wenn ich neben der 21. noch eine 22. Position kaufe.
Wieder der Punkt, an dem man sich entscheiden muss 😉 Wenn man überzeugter von Aktie A ist, als von B, sollte man auch A kaufen. Ein Richtig und ein Falsch gibt es hier m.E. nach nicht.
am 14.01.2021 13:38
Liebe Community,
in einem reinen Zock (Werte wie Wasserstoff, Cannabis, Impstoff aka Säue die durchs Dorf getrieben werden) bin ich mit 150% im Plus. Früher oder später wird diese Überbewertung korrigieren (mir ist klar, dass das Casino statt gesundem Wachstum ist). Wie geht man in so einem Fall am Besten vor? Es greifen wohl andere Mechanismen als bei "seriösen" Anlagen. Soviele Stücke gleich verkaufen, bis der Einsatz drin ist und beim Rest einen hohen SL setzen? Auf den gesamten Bestand einen etwas niedrigeren SL setzen und so den Einsatz sichern? Irgendeine andere Strategie? Mir ist klar, dass niemand weiß, wie sich solche Kurse entwickeln. Aber vielleicht hat jemand grundsätzliche Erfahrungswerte, was hier Sinn macht.
Vielen Dank schon mal 🙂
am 14.01.2021 14:12
Glückwunsch! Du bist also bei den Bauern, die durchs Dorf rennen hinter der Sau her ganz vorne dabei. Gut gemacht. Verrätst Du mir die WKN? Dann sage ich Dir gerne, wie es weitergeht. Noch besser helfen kann ich, wenn Du mir auch die (ungefähre) Stückzahl mitteilst, denn davon hängt ab, ob Du nur einen SL setzt oder mehrere.
nmh
14.01.2021 14:53 - bearbeitet 14.01.2021 14:54
Es handelt sich um Ehang (WKN A2PWWB) - ein chinesicher Hersteller von Fracht-/Passagierdrohnen. Auch mit Trailing-Abstand arbeiten wie in der (vielleicht vergleichbaren) Einschätzung zu Nel ASA? Ich halte sonst keine solchen Papiere und die 100 Stück wollte ich einige Jahre halten, da ich vom Konzept angetan war. Nur hat der jüngste Hype das zu einem Zock verwandelt und damit habe ich keine Erfahrung. Ich kann mir vorstellen, dass das Unternehmen sehr lange braucht um in diese hohe Bewertung hineinzuwachsen (wenn überhaupt).
Danke für die überaus schnelle (und sogar konkrete) Unterstützung!!
14.01.2021 15:03 - bearbeitet 14.01.2021 15:03
14.01.2021 15:03 - bearbeitet 14.01.2021 15:03
Wertpapiere, die steigen, dürfen nicht verkauft werden. Wenn Du 100 Stück hälst (gut gemacht), sind drei gestaffelte trailing Stop Loss sinnvoll, da wir uns hier im Bereich des Glückspiels bewegen. Umsatz je 700 bis 800 Dollar, das ist nach Abzug der Gebühren OK.
Exit-Strategie WKN A2PWWB
Stop Loss für 25 Stück bei 32 Dollar, trailing-Abstand 15 Prozent
Stop Loss für 30 Stück bei 24 Dollar, trailing-Abstand 40 Prozent
Stop Loss für restliche 45 Stück bei 16 Dollar, trailing-Abstand 60 Prozent
Ich bitte um Nachsicht, dass ich aus Zeitgründen keine nähere Begründung geben kann. Falls trailing Stop Loss an der Nasdaq nicht möglich ist, bitte den Stopkurs von Hand nachziehen, sobald die Aktie ein neues Hoch markiert.
Viel Erfolg!
nmh