18.07.2020 14:26 - bearbeitet 18.07.2020 14:38
Liebe Börsenfreunde,
noch immer sieht es an der Börse eigentlich ganz gut aus. Der DAX hat Anfang Juni dynamisch seine 200-Tage-Linie nach oben durchbrochen, dort dann vier Wochen lang pausiert, und gerade in den letzten Tagen sieht es so aus, als ob der Weg jetzt in Richtung Rekordhoch bei 13789 Punkten führt. Erklärt wird das mit den Unmengen an Geld, das die Notenbanken in den Markt pumpen.
Eigentlich. Denn wenn man etwas genauer hinsieht, bemerkt man, dass die sogenannte Marktbreite noch zu wünschen übrig lässt. Mit Stand von gestern notieren weltweit ziemlich genau 50 Prozent aller Aktien oberhalb der 200-Tage-Linie. Ein besonderes Zeichen der Stärke ist eine steigende 200-Tage-Linie, damit können weltweit 46 Prozent aller Aktien glänzen. Auch die Advance-Decline-Linie (ADL) hat den Anstieg des DAX der letzten Tage nicht mehr mitgemacht. Ein Alarmzeichen! Weiterhin gibt es sehr viele Aktien, die den Aufschwung seit März eben nicht oder nur zaghaft mitgemacht haben und relativ schwach sind. Solche Titel müsst Ihr auch weiterhin streng über Eure Stopkurse aussieben.
Es kommt also immer auf die richtige Aktienauswahl an. Die üblichen Verdächtigen wie Adobe, Alphabet, Amazon, Apple, Microsoft, Netflix, Tesla schwächeln in den letzten Tagen etwas. Blendet man die US-Hightechs aus, sind die Indizes in den letzten Wochen per saldo nicht mehr weitergekommen. Beginnt jetzt die Bastion der US-Hightechs zu wanken und kommt die überfällige Korrektur, wäre das der Startschuss für eine generelle Verschnaufpause an den Aktienmärkten. Dann kann der DAX schnell wieder auf 10500 Punkte fallen. Das wäre dann aber für langfristige Anleger ein klares Kaufsignal.
Besonders schwierig sieht auch die Währungssituation aus. Ich hatte bereits vor einigen Wochen vor einem steigenden EUR/USD-Devisenkurs gewarnt, und so ist es gekommen. Ein gegenüber dem Dollar starker Euro ist schlecht für Eure US-Aktien, weil deren Eurokurs fällt, selbst wenn sich auf Dollarbasis nichts tut. Und dieser ganz neue Trend könnte noch weiterlaufen. Gerade für die US-Wahl benötigt Trump einen schwachen Dollar, um die amerikanischen Exporte zu stärken. Charttechnisch kann man beim Euro (WKN 965275) klar eine Trendwende seit 2018 erkennen. Wenn sich jetzt das Jahr 2017 wiederholt - ein Anstieg von 1,04 auf 1,24 Dollar - sieht es finster für US-Aktien in europäischen Depots aus. Ganz konkret: Von einem Kurswert von 1000 Euro bleiben allein durch diesen Anstieg des Euro nur noch 839 Euro übrig!
Wer sich gegen einen schwachen Dollar und entsprechende Währungsverluste bei seinen US-Aktien absichern will, greift auch weiterhin zum Papier PS1LLL, das ich schon öfters vorgestellt habe.
Überhaupt die US-Wahl. Das Krisenmanagement von Trump entpuppt sich immer mehr als Desaster. Das realisieren mittlerweile auch die klassischen Wechselwähler, die die Wahl entscheiden. Sie haben längst damit begonnen, sich von Trump abzuwenden. Bringt Biden seinen Vorsprung in den wichtigen Swing States und derzeit sogar in Florida bis November ins Ziel, wäre Trump abgewählt. Das würde die Wall Street und damit die Börsen weltweit belasten.
Jetzt aber zum Thema. Ich habe auf Euren Wunsch Aktien herausgesucht, die sowohl längerfristig als auch in der Coronakrise überzeugen konnten. Die Titel mussten diesmal folgende strenge Filterung überstehen:
Gerade mal 40 Wertpapiere aus aller Welt haben diesen strengen Prozess überlebt: 39 Aktien und ein Zertifikat. Das Zertifikat LS9HRZ ist das sogenannte "Silicon Valley"-Wikifolio der Zeitschrift Börse online, und es ist keine Überraschung, dass es gemeinsam mit vielen Tech-Aktien hier auftaucht:
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 24.07.2020 16:04
@Mon2520 schrieb:Hallo ae,
du schreibst ". Es hat sich selten gelohnt Juni, Juli, August in den Markt einzusteigen. " Ihr würdet jetzt also nicht kaufen?
LG
ich habe lediglich die Vergangenheit erwähnt, da war es so dass sich nicht viel bewegt hat während dieser Zeit.
Die Kurse liefen seitwärts manchmal war es auch günstiger im Herbst wieder aktiv zu werden
Läuft allerdings nicht immer nach dem Schema ab. Und gilt auch nicht für alle Werte.
Das wäre Markttiming, und das funktioniert nur ganz selten durch Zufall.
Mit entsprechendem Stopp ist dann der beste Zeitpunkt einzusteigen wenn Geld dafür vorhanden ist.
Eigentlich wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass hektisches Einsteigen egal ob Sterneliste oder der heißeste Sch...rei von morgen nicht vonnöten ist um Erfolge zu erzielen.
meiner Meinung nach ist Zeit der wichtigste Faktor den man mitbringen muss, ein bisschen Information und Glück sowie den eigenen Verstand sollte man auch mitbringen. Wobei Rationalität und Börse .... naja...
gruss ae
24.07.2020 19:03 - bearbeitet 24.07.2020 19:04
24.07.2020 19:03 - bearbeitet 24.07.2020 19:04
@Cash_Chriese schrieb:@nmh - auch von mir ein riesen Dankeschön an dieser Stelle. Seit knapp 2 Jahren verfolge ich deine Sternenlisten und dadurch bekomme ich als Newbie wirklich einen guten Eindruck, welche Aktien sich für meinen (hoffentlich) langfristigen "Vermögensaufbau" anbieten.
Apropos: Stetige Kandidaten deiner Liste(n) waren ja auch VISA (WKN: A0NC7B) und AMD (863186) - in beiden bin ich investiert, aber insbesondere bei VISA denke ich, dass ich mit anderen Titeln (noch) besser fahren würde. Wie sagst du schön? "Wassertreten ist angesagt."
Sollte ich an beiden o.g. Titeln festhalten, oder auf andere Titel springen, um mein begrenztes Kapital optimal zu nutzen?
An dieser Stelle ein großes Dankeschön, dass du dich direkt um mein Anliegen gekümmert und AMD heute einfach 15% nach oben schellen lassen hast! 😉
Schön, wie schnell man hier geholfen wird...haha! 🙂
Schönes Wochenende!
am 24.07.2020 21:30
Hallo,
ich würde gerne mal einen Kauf durchspielen. Ein Dauerbrenner der Sternelisten ist ja Sartorius Vz (WKN: 716563). Da könnte ich doch am Montag mal zugreifen …
Schritt 1:
Da es ja wie gesagt ein echter Dauerbrenner ist, der für eine Langfristanlage taugt, würde ich einen Verlust bis 1.000 Euro akzeptieren.
Schritt 2:
Jetzt muss ich den Stopkurs bestimmen. Werfen wir also einen Blick auf die 200-Tage-Linie. Die liegt aktuell bei rund 233 Euro. Der Stopkurs sollte also darunter liegen. Aber wie weit?
Schauen wir weiter, beispielsweise auf den Chartverlauf der letzten drei Jahre. Da sehe ich einen markanten Einbruch von August 2018 bis Januar 2019. Dabei ging es um 35% nach unten. Dann gibt es noch einen zweiten Einbruch - die Corona-Krise. Im Februar und März dieses Jahres ging es rund 32% abwärts, nicht ganz so schlimm wie zurvor. Ziehen wir mal 35% vom derzeitigen Kurs (325 Euro) ab, dann landen wir bei 211 Euro. Da sind wir also schon ein gutes Stückchen unter der 200-Tage-Linie.
Zu guter Letzt checken wir noch markante Tiefs. Klar, da sehen wir die 174 Euro aus der Corona-Krise. Das halte ich aber für übertrieben als Stopkurs. Danach berappelte sich der Kurs wieder, rutschte ein ganz klein wenig noch einmal auf 214 Euro ab. Vor dem Coronatief war ein Zwischentief auf 207 Euro. Irgendwo in dieser Region würde ich also meinen Stopkurs setzen. Ich werde für meinen Kauf die tiefen 207 Euro (bzw. etwas darunter, weil wir ja keine glatten Werte wählen) festlegen.
Und was sagt unser Großmeister der Stopkurse (bzw. sein Alter Ego @FakeAccount ) dazu? An anderer Stelle nennt er einen Wert von 200-210 Euro. Ich würde sagen, gut getroffen. Ich wäre einzig und allein gespannt, ob ich die wesentlichen Entscheidungsgrundlagen von @nmh berücksichtigt und richtig interpretiert habe.
Schritt 3:
Kaufen. Der Kurs steht bei rund 325 Euro, der Stopkurs liegt bei 207 Euro. Das macht eine Differenz von 118 Euro. Die Stückzahl der zu kaufenden Aktien ergibt sich aus der Rechnung 1.000 Euro / 118 Euro = 8,47. Am Montag kaufe ich also 8 Aktien und werde dafür voraussichtlich rund 2.600 Euro ausgeben.
Schritt 4:
Der Hub. Im entsprechenden Thread hat nmh ja einen Hub von 200 bis 1.000 Euro vorgeschlagen. Das klingt ein wenig knapp, wenn das auch meine Verlusttoleranz ist. Dann würde ich ja den Nachziehkurs bei (1.000 Euro / 😎 + 207 Euro = 332 Euro ansetzen und müsste möglicherweise den Stopkurs schon in ein paar Tagen nachziehen. Wenig sinnvoll, wenn ich so mühsam gerechnet habe. Die markanten Stellen ändern sich ja auch nicht so schnell. Also verdopple ich einfach mal gnadenlos. Ein Hub von 2.000 Euro erreiche ich mit 8 Aktien bei einem Stopkurs von 207 Euro und einem Nachziehkurs von 457 Euro.
Schritt 5:
Ich lasse die Aktie jahrelang liegen. Bei einem Absturz verkaufe ich, wenn die 457 Euro überschritten werden rechne ich mir einen neuen Stopkurs aus.
Alles drin, oder?
Dann habe ich aber doch noch eine Frage:
Ich habe mit der Aktienauswahl alles richtig gemacht. Anders als bei all unseren Forenkollegen (
) sackt die Aktie direkt nach meinem Kauf nicht ab. Nein, im Gegenteil, sie wird das neue Amazon, Lindt, ach was, das neue Berkshire Hathaway. Na gut, vielleicht nicht ganz, aber sie steigt und steigt und steigt. Über Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte. Und ich ziehe fleißig meinen Stopkurs nach.
Nehmen wir an, die Aktie steigt in diesem Zeitrahmen auf 1.000 Euro. Die Differenz zwischen Nachzieh- und Stopkurs beträgt 250 Euro. Wenn die Aktie jetzt aber mal im bisherigen Maßstab mit 35% "atmet", stehen die Chancen für das Ausstoppen ja recht hoch. Einfach, weil der Stopkurs ja doch recht eng geworden ist.
Wie würdet ihr damit umgehen?
Verkaufe ich ein paar Stück, damit der Abstand zwischen Nachzieh- und Stopkurs größer wird? Schade, wenn die Aktie doch tendentiell noch steigt, der Rahmen aber einfach inzwischen etwas eng wurde. Oder erhöhe ich z.B. nach 100% Kurssteigerung den Hub um beispielsweise 50%?
am 24.07.2020 22:18
@SLi :
Ich soll das Alter Ego von nmh sein? Was für eine Frechheit, mich mit diesem Wichtigtuer zu vergleichen. Trotzdem antworte ich gerne.
Kurze Antwort: Du hast alles richtig verstanden. Stopkurs für Sartorius derzeit im Bereich 208 bis 216 Euro. Sollte Sartorius in den Bereich um 350 Euro steigen, darf man den Stopkurs auf etwa 260 Euro nachziehen.
Und ja: angenommen, Sartorius steigt auf 1000 Euro, und Du besitzt 8 Stück, dann sicherst Du natürlich nicht alle 8 mit demselben Stopkurs ab. Sondern zum Beispiel 2 Stück. Nach der Hub-Technik hast Du einen engen Stopkurs für diese 2 Stück. Wenn es sie "erwischt" hat, besitzt Du noch 6 Stück, und die Hub-Technik erlaubt Dir dann einen etwas weiter entfernten Stopkurs. Und so weiter.
Übrigens ist das gar nicht so unrealistisch. Denn die Rosenheim-Technik, die ich als nmh-premium-Leser (ich habe mich da reingemogelt) kenne, ermittelt rein rechnerisch folgende Kursziele für Sartorius Vz:
- Kursziel 5 Jahre: 1.450 Euro
- Kursziel 10 Jahre: 6.050 Euro
- Kursziel 20 Jahre: 106.000 Euro
Diese Kursziele ergeben sich aus der bisherigen Performance von 46% p.a. in den letzten zehn Jahren (also durchaus nachhaltig), abzüglich einer Sicherheitsmarge. Dies entspricht einer Verdopplung alle 22 Monate.
Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deinen Sartorius-Aktien!
Der Nachbar von nmh
am 24.07.2020 23:40
@ Zilch
Auf welchen Zeitraum gesehen identifizierst du ein „fallendes Messer“ oder einen „steigenden Trend“, um dich für oder gegen einen Kauf zu entscheiden? Tage-oder wochenweise Rücksetzer gibt es ja immer mal wieder (so wie gerade im Moment).
25.07.2020 00:11 - bearbeitet 25.07.2020 00:16
25.07.2020 00:11 - bearbeitet 25.07.2020 00:16
Vielen Dank für deine Antwort, geschätzter @FakeAccount .
@FakeAccount schrieb:
"Sollte Sartorius in den Bereich um 350 Euro steigen, darf man den Stopkurs auf etwa 260 Euro nachziehen."
An dieser Stelle würde ich aber gerne noch einmal nachhaken:
Wie kommst du auf den Wert von 350 Euro als Schwellwert, um den Stopkurs nachzuziehen? Ich hatte oben ja einen Wert von 457 Euro errechnet und dachte, erst dann würde ich mal wieder auf den Stopkurs gucken.
(Tut mir leid, leider hat es am Handy die Formatierung des Zitats zerbröselt...)
am 25.07.2020 07:22
@Mon2520 schrieb:@ Zilch
Auf welchen Zeitraum gesehen identifizierst du ein „fallendes Messer“ oder einen „steigenden Trend“, um dich für oder gegen einen Kauf zu entscheiden? Tage-oder wochenweise Rücksetzer gibt es ja immer mal wieder (so wie gerade im Moment).
Gute Frage! Ich schau mir zwei Jahre an und das auf Wochenschlusskursbasis.
Das dann anhand Kerzenbalken und dann sehe ich ja wie der derzeitige Trend verläuft - derzeitig fallend? Nope. Dreht der Trend und nach Charttechnik zeigt sich eine Gegenbewegung so beobachtet man. Zeigt sich die Beobachtung als Dauerhaft: Ja.
Ich erkläre mal ganz simpel für Jedermann anhand von Microsoft wie ich das sehe:
Am Anfang ein leicht steigender trend, dann kamen aber zwei Wochen nacheinander rote Kerzen -> Abwärtstrend. Man beobachtet die Situation, Geduld braucht man schon. Man sieht ab und zu war auch eine grüne Kerze dabei, also postivie Entwicklung, aber nicht dauerhaft. Erst als zwei aufeinanderfolgende grüne Kerzen kamen zeigt sich ein steigender Trend. Wenn dann die letzte rote Kerze sozusagen "aufgeholt" ist und sich eine dicke grüne Kerze zeigt würde ich einsteigen. Natürlich kann es dann wieder drehen, nichts ist sicher, Im Beispiel Microsoft wäre das Januar 2019 gewesen nach den drei kleinen schwachen grünen Kerzen zeigt sich eine dicke grüne Kerze -> Ich hätte gekauft. Wie sich zeigt kam dann ein langer Aufwärtstrend bis zum Crash. In dem Zeitraum wäre ich nicht eingestiegen. Ich selber bin dann im Aufwärtstrend nach dem Crash eingestiegen als die Rally begang. Etwas früh vielleicht aber es kam eine grüne Wochenkerze die nicht schwach war, dann nur eine schwache Rote und eine wirklich starke grüne Kerze, das heißt eine wirklich sehr starke positive Kursentwicklung. Da bin ich dann rein. Derzeit würde ich nicht in Microsoft einsteigen weil derzeit ein fallendes Messer zu erwarten ist, wie man an den Wochenkerzen sieht. Aber man sieht auch dass die letzte mit starkem Docht vorhanden ist, der Höchstkurs der Woche fast so hoch war wie die Kurse der Woche zuvor, und insgesamt nur einen schwachen Körper ausbildet. Das zeigt dass der Abwärtstrend abebbt und schon bald könnte der Kurs wieder steigen und sich der Trend umkehren. Das heißt ich warte ab wie sich die nächste Kerze ausbildet und wenn grüne Kerzen kommen schaue mir an wie die sich ausbilden.
Du kannst jetzt auch auf Tagesbasis schauen und die letzten zwei Wochen anhand Tageskerzen anschauen. Dann erkennst du dass die letzte Tageskerze grün war, aber mit großem Schwankungsradius bis runter auf $197,51 und du erkennst auch dass das Handelsvolumen am Donnerstag sehr sehr hoch war und der Kurs stark gefallen ist. Hier kannst du ansetzen - zeigt sich nächste Woche ein Trend nach oben, das heißt starke grüne Tageskerzen, könnte man überlegen wenn man will. Will man auf Nummer sicher gehen wartet man noch weiter ab. Zeigt sich gleich am Anfang der Woche rot schon auf Tagesbasis - vorsichtig sein.
am 25.07.2020 14:54
Vielen lieben Dank für deine ausführliche und geduldige Erläuterung. Eine Frage noch zu den Kerzen in deiner Grafik. Was haben die zarten Striche (Dochte) ober- und unterhalb der Kerzen zu bedeuten? Und bedeutet die Länge der eigentlichen Kerzen die Häufigkeit des Handels?
Leider sind meine Kerzen bei comdirect nur schwarz/weiß oder hilft mir hier auch das eingekringelte weiter?
Könntest du noch ein Foto der von dir erwähnten 14-Tagesbasis einstellen. Bei mir sieht es nicht so aus, dass ich deine Erklärung für die Tagesbasis komplett nachvollziehen kann. Herzlichen Dank!
Entschuldige bitte meine für einen Profi „dummen“ Fragen, aber ich bin noch Anfänger und versuche alles richtig zu verstehen.
Viele Grüße
am 25.07.2020 15:55
Hey @Mon2520
ich bin bei weitem kein Profi und das Gebiet ist sehr komplex.
Beginnen wir mit Grundlagen Kerzencharts und den ersten Fragen:
Das Dicke Ding der Kerze ist der Körper. Dieser zeigt den Abstand zwischen Eröffnungskurs und Schlusskurs (der Minute, Stunde, des Tages, der Woche, des Monats, je nach Einstellung) an. Das heißt je größer der Körper desto größer der Abstand. Unterschiedliche Farben symbolisieren dann ob der Eröffnungskurs über oder unter dem Schlusskurs liegt, sonst wüsste man dies ja nicht. Die comdirect ist echt schlecht.
Du müsst in deinem Bild mit dem Lineal von der Kerze zur Linie darunter ziehen um zu sehe ob die rot oder grün wäre. Du kannst aber auch die Ansicht im Menü ganz rechts wählen und hast schwarze (=rote) und weiße (=grüne) Kerzen und entsprechende Dochte an den Körpern.
Das Ende des unteren dünnen Strichs (Lunte oder unterer Schatten genannt) zeigt den Tiefstkurs des eingestellten Intervalls an, sprich wie tief der Kurs während der Minute/Stunde/des Tages/der Woche gefallen ist.
Das Ende des oberen dünnen Strichs (Docht oder oberer Schatten genannt) zeigt den Höchstkurs des eingestellten Intervalls an.
Insgesamt zeigt die Kerze den Schwankungsbereich des Intervalls, also in welchem Preisniveau die Aktie in dem Zeitintervall gehandelt wurde.
Anhand dieser Sachen kannst du die Stärke eines Trends sehen. Wie stark ausgeprägt ist der Körper? Wie groß ist der Abstand zwischen zwei Kerzen? Wie stark ausgeprägt sind die Schatten?
Da würde ich empfehlen zu Googlen 🙂 Ist nicht sehr schwer, aber muss man schon ein wenig zu lesen.
Hier das Bild von MSF der letzten 14 Tage (naja inkl. Freitag der 10. :D).
Du siehst die Woche begang am 13.07.2020 mit einer SEHR starken negativen roten Kerze, kurze Schatten das heißt die Schwankungen des Kurses waren nicht weit vom Eröffnungs- und Schlusskurs entfernt und der Kurs hat sogar beinahe auf Tagestiefstkurs geschlossen. An dem Tag ist der Kurs einfach nur gefallen.
Am zweiten Tag, 14.07.2020, siehst du einen sehr langen unteren Schatten (Lunte), aber eine grüne Kerze. Das zeigt, dass zwar der Schlusskurs über Eröffnungskurs war, aber durch den kurzen oberen Schatten (Docht) siehst du auch dass der Schlusskurs nahe am Tageshöchstkurs war. Dafür ist der Kurs aber auch auf einen absolut niedrigen Stand gefallen der noch unter dem des Tages zuvor liegt.
Dementsprechend nur eine sehr schwache Gewinnkerze (so nennt man grüne/weiße bzw. positive).
die nächsten drei Kerzen vom 15./16./17. sind allesamt negativ (Verlustkerzen) mit langen Schatten und kleinen Körpern. Der Trend ist negativ, aber nicht sehr stark. Also beobachten.
Diese Woche begang am 20.07.2020 mit einer starken grünen Kerze, das absolute Gegenteil von der Woche zuvor. Das lässt hoffen und wäre für einen Daytrader wahrscheinlich ein guter Tag für Longpositionen geworden.
Der Tag darauf, 21.07.2020, zeigt aber schon wieder eine starke Verlustkerze. Hier kann man nun noch auf Folgen achten, zum Beispiel dass die Verlustkerze die vorige Gewinnkerze nicht unterschritten hat und somit kein starker Trendbruch signalisiert, aber die folgende Gewinnkerze vom 22.07.2020 zeigt ebenfalls dass diese nicht viel aufholen konnte.
Am 23.07.2020 wieder ein sogenannter Gap-Down, das bedeutet dass der Eröffnungskurs unter dem Schlusskurs des Vortages lag und dann auch noch eine Verlustkerze die stark ausgeprägt ist mit zwar langem Docht, was auf Widerstand deuten lässt, aber dennoch nicht viel brachte.
Der sehr kurze Körper der Gewinnkerze, die wieder mit einem Gap-Down eröffnete und somit auf einen Abwärtstrend hinweist, kann nichts herausholen. Du siehst den längeren Docht der gerade so die Lücke zum Schlusskurs des Vortages geschlossen hat? Das ist schlecht. Noch schlechter ist die tiefe Lunte der Kerze, das heißt der Kurs ist an dem Tag auch stark eingebrochen. Der Tag schloss zwar mit einem höheren Kurs als bei der Eröffnung, aber nur sehr gering darüber. Das war ja schon am 10.07.2020 so.
Insgesamt betrachtet zeigt das also einen Abwärtstrend bei dem man nun einfach beobachten muss. Er ist nicht stark ausgeprägt, es gibt viele Widerstände, aber derzeit einfach etwas, was ich als "fallendes Messer" bezeichnen würde.
Es würde mich nicht wundern wenn wir Montag mit einem weiteren Fall des Kurses rechnen müssten, siehe 13.07.2020. Der Markt fängt wieder an etwas volatiler zu werden, der VIX ist gestern wieder gestiegen und hatte eine Spitze von fast 29 Punkten während er noch Tags zuvor bei knapp über 24 lag. Auch der VDAX ist von knapp 23 zurück auf fast 28,5 gesprungen - in beruhigten Zeiten sind wir unter 20. Es kam also Bewegung in den Markt, da hilft nur Ruhe bewahren. Aktien weiter halten solange sie nicht ausgestoppt werden, und mit Neuinvestitionen vielleicht noch mal ein paar Tage warten.
Grüße! 🙂
am 25.07.2020 21:41
@Mon2520 schrieb:Vielen lieben Dank für deine ausführliche und geduldige Erläuterung. Eine Frage noch zu den Kerzen in deiner Grafik. Was haben die zarten Striche (Dochte) ober- und unterhalb der Kerzen zu bedeuten? Und bedeutet die Länge der eigentlichen Kerzen die Häufigkeit des Handels?
Leider sind meine Kerzen bei comdirect nur schwarz/weiß oder hilft mir hier auch das eingekringelte weiter?
Könntest du noch ein Foto der von dir erwähnten 14-Tagesbasis einstellen. Bei mir sieht es nicht so aus, dass ich deine Erklärung für die Tagesbasis komplett nachvollziehen kann. Herzlichen Dank!
Entschuldige bitte meine für einen Profi „dummen“ Fragen, aber ich bin noch Anfänger und versuche alles richtig zu verstehen.
Viele Grüße
Eine Einführung in das Thema Chartanalyse findest Du unter https://www.hsbc-zertifikate.de/pdfs/produktbeschreibungen/TradingstrategienMitHebelprodukten.pdf
Generell lohnt sich ein Blick in die FAQ zum Thema Online-Informationsquellen (an dieser Stelle nochmal vielen Dank an @digitus für die Zusammenstellung!)