am 02.09.2018 12:44
Als Kapitalanlage mit vierteljährlicher Ausschüttung in Höhe von 7,19% hört sich gut an? Wie stabil und seriös wird das beurteilt ?
Hintergrund meiner Frage ist die Überlegung, ob man eine Lebensversicherung die fällig wird, in eine Altersrente der Versicherungsgesellschaft gibt, oder das Geld nimmt und in einen derartigen Fonds investiert.
am 02.09.2018 13:01
Hallo @geowa1956,
klar, die hohe Ausschüttung klingt auf den ersten Blick verlockend. Wenn ich mir dei Gesamtperformance und die Zusammensetzung ansehe, stellt sich die Sache schon anders dar... Sehr banken- und Großbritannien-lastig. Dazu folgender Chart. In gelb sehen wir "Deinen" Fonds, in blau als Vergleich einen simplen ETF auf den MSCI World, beide dargestellt als Total Return.
02.09.2018 14:28 - bearbeitet 02.09.2018 14:53
@geowa1956 schrieb:Hintergrund meiner Frage ist die Überlegung, ob man eine Lebensversicherung die fällig wird, in eine Altersrente der Versicherungsgesellschaft gibt, oder das Geld nimmt und in einen derartigen Fonds investiert.
Zur Qualität dieses Fonds hat @t.w. ja schon einiges gesagt. Schroders ist in jedem Fall kein exotischer Fondsanbieter, was die Seriosität angeht, aber ob sein Fondsmanagement die Gebühren Wert ist, sollte man wie bei allen anderen gemanagten Fonds durchaus infrage stellen.
Eine Rentenversicherung, die du hier als Vergleich heranziehst, ist ja etwas ganz anderes. Sie hat ja vor allem den Vorteil, dass sie so lange zahlt, wie du lebst, was je nach persönlicher Situation Sinn machen kann oder eben auch nicht.
Vergleichbar mit einer Rente wäre am ehesten ein Entnahmeplan. Hier nimmst du den Anlagebetrag und kaufst davon die von dir gewünschten Wertpapiere. Anschließend wird regelmäßig ein Teil der Wertpapiere verkauft und ausbezahlt, während der Rest weiterhin Gewinne (aber auch Verluste!) erwirtschaften kann. Ein solches Produkt gibt es bei Comdirect nicht, aber z.B. bei Ebase, einer Comdirect-Tochter (siehe https://www.ebase.com/anlegen-sparen/entnahmeplan/). Vorteil eines solchen Produktes ist, dass es keine Versicherung gibt, die viel daran mitverdient.
baha
am 02.09.2018 14:39
Hallo @geowa1956,
vom Schroders European Dividend Maximiser gibt es 4 ausschüttende Versionen: LU0321374661, LU0321373267, LU0321371998 und LU0321373184, welche meinst du denn? Egal, ich habe mal die beste dieser Versionen genommen (LU0321373267) und sie mit 3 ebenfalls vierteljährlich ausschüttenden ETFs verglichen (wie du sicher weißt kosten ETFs keinen Ausgabeaufschlag und deren TER liegt im günstigsten Fall bei nur 0,07% statt bei bis zu 2,47% wie beim Schroders). Damit kannst du dann vielleicht selber beurteilen, ob dein Schroders gut ist; ich finde, er ist es nicht. Siehe die Grafik unten: Performance über 5 Jahre inkl. aller Ausschüttungen und auf EUR-Basis. Die angegebene Ausschüttungsrendite ist jeweils über die letzten 36 Monate gemittelt, um Schwankungen auszugleichen (je höher die Ausschüttung, umso schlechter der Fonds: ein Tendenz, die sich häufig bestätigt):
LU0321373267 : gelb interlegt - Schroders European Dividend Maximiser; ---
DE0002635307: blau - iShares STOXX Europe 600; Ausschüttungsrendite: 3,56% p.a.
IE00B0M62Q58: rot - iShares MSCI World (Dist); Ausschüttungsrendite: 1,47% p.a.
IE0031442068: grün - iShares S&P 500 UCITS ETF (Dist); Ausschüttungsrendite: 1,19% p.a.
Gruß paba
am 02.09.2018 19:01
@baha schrieb:bei Ebase, einer Comdirect-Tochter
Das ist nicht mehr ganz aktuell: Comdirect hat ebase verkauft
Die Firma und den Entnahmeplan gibt’s natürlich auch mit neuem Eigentümer noch. Ich bin nur nicht sicher, ob das jetzt unter die Werbung-verboten-Regel fällt. 🙂
am 02.09.2018 21:25
Man sollte sich auch immer bewusst sein, dass eine hohe und/oder häufige Ausschüttung absolut gar nichts über die Gesamtrendite einer Anlage aussagt. Es gibt unglaubliche Überfliegeraktien, die überhaupt keine Dividende ausschütten, auf der anderen Seite aber totale Geldvernichter mit einer riesigen Dividendenrendite.
Entscheidend ist, wie diese Ausschüttungen finanziert werden und ob sie dem Unternehmen nicht langfristig Mittel entziehen, die für Investitionen viel sinnvoller eingesetzt werden könnten. Bei Fonds ist das natürlich schwieriger zu beurteilen, weil hier gleich ein ganzer Mix aus Unternehmen enthalten ist. Auf jeden Fall sollte zunächst immer der längerfristige Performance-Chart mit einem Vergleichsindex verglichen werden.
Viele Grüße
Weinlese
am 03.09.2018 10:29
Danke für die interessanten Beiträge zu meiner Frage. Meine Grundüberlegung möchte ich nochmal verdeutlichen, um erneut gute Hinweise zu erhalten.
Ich bekomme beim Erreichen meines Rentenalters eine Direktversicherung ausgezahlt, die auch zu meiner finanziellen Situation als Rentner beitragen soll. Ich kann jetzt der Versicherung das Geld überlassen und mir eine dauerhaften monatlichen Rentenbeitrag zahlen lassen. Allerdings muss ich dann noch 22 Jahre leben um zumindest den Betrag aus der Direktversicherung wieder zurück zu bekommen. Da habe ich aber noch keinerlei Zinserträge gerechnet sondern nur Gesamtbetrag durch monatliche Zahlung. Wäre es nicht sinnvoller das Geld anzulegen und regelmäßige Ertrage (vierteljählrich, halbjährlich) zu erhalten, ohne die Substanz aus der Hand zu geben. Dass die Erträge natürlich niedriger ausfallen als bei Aufzehren über die Lebensvericherung ist klar. Aber im Bedarfsfall könnte man darauf zugreifen? Eure Meinung dazu und eventuelle Lösungsvorschläge ?
03.09.2018 10:48 - bearbeitet 03.09.2018 15:36
03.09.2018 10:48 - bearbeitet 03.09.2018 15:36
Da gibt es hier zwei verschiedene Präferenzen: die einen sagen, Dividenden oder andere regelmäßige passive Einkünfte sind nicht nötig, Aktien, die stark steigen, sind besser. Und wenn man Geld braucht, verkauft man halt ein paar Aktien. Aber es gibt auch Dividendenfans hier im Forum.
Während deutsche Unternehmen nur einmal im Jahr Dividende ausschütten, die meisten zwischen April und Juni, schütten US-Unternehmen viermal im Jahr aus.
Ein konkretes Beispiel:
US7427181091 Procter & Gamble
US4781601046 Johnson & Johnson
US1912161007 Coca-Cola
Drei große und bekannte Unternehmen, die ihre Dividenden "versetzt" ausschütten. Wer diese drei Werte im Depot hat, bekommt so jeden Monat eine Dividende ausgezahlt.
03.09.2018 11:14 - bearbeitet 03.09.2018 11:17
03.09.2018 11:14 - bearbeitet 03.09.2018 11:17
@geowa1956 schrieb:Ich bekomme beim Erreichen meines Rentenalters eine Direktversicherung ausgezahlt, die auch zu meiner finanziellen Situation als Rentner beitragen soll. Ich kann jetzt der Versicherung das Geld überlassen und mir eine dauerhaften monatlichen Rentenbeitrag zahlen lassen. Allerdings muss ich dann noch 22 Jahre leben um zumindest den Betrag aus der Direktversicherung wieder zurück zu bekommen. Da habe ich aber noch keinerlei Zinserträge gerechnet sondern nur Gesamtbetrag durch monatliche Zahlung. Wäre es nicht sinnvoller das Geld anzulegen und regelmäßige Ertrage (vierteljählrich, halbjährlich) zu erhalten, ohne die Substanz aus der Hand zu geben. Dass die Erträge natürlich niedriger ausfallen als bei Aufzehren über die Lebensvericherung ist klar. Aber im Bedarfsfall könnte man darauf zugreifen? Eure Meinung dazu und eventuelle Lösungsvorschläge ?
Hallo @geowa1956,
meine Meinung hierzu ist klar: ich würde keine derartige Versicherung abschließen. Das ist aber keine Empfehlung für dich.
Die Entscheidung, wie hier vorzugehen ist, ist letztlich eine Frage deiner individuellen Situation. Hier mal ein paar Denkanstöße, die du für die Entscheidungsfindung berücksichtigen könntest:
Wenn du dich für eine Versicherung entscheidest: vergleiche auf jedem Fall mit anderen Anbietern!
03.09.2018 15:29 - bearbeitet 03.09.2018 15:30
03.09.2018 15:29 - bearbeitet 03.09.2018 15:30
Hallo @geowa1956,
erst einmal vielen Dank für Deine interessante Frage. Sie berührt eine der Kernfragen des Sparens für die Rentenphase.
Meiner Meinung nach ist die erste Grundentscheidung die Frage der Flexibilität: Möchtest Du eine absolut feste Monatsauszahlung haben, aus der Du auch nicht vorzeitig "raus" kannst.
Wenn Du beispielsweise etwas Schönes kaufen kannst oder eine Reise unternehmen möchtest, die vielleicht in zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr möglich ist.
Diese Überlegung könnte am Anfang der Auswahl stehen. Zusätzlich ist neben der Rendite auch die Kostenbasis zu beurteilen.
Das wären so meine ersten Ideen.
Liebe Grüße
Glücksdrache