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langfristiger Sparplan für Anfänger

etfn00b
Autor ★
9 Beiträge

Guten Abend Leute,

 

ich habe mich etwas mit dem Thema ETFs beschäftigt und habe Interesse in einen Sparplan zu investieren. Bitte habt Erbamen und verzeit meine Unwissenheit, es ist noch alles sehr neu für mich.

 

Ich möchte monatlich einen Invest von circa 100-150€ tätigen. Als Zeitraum würde ich aktuell von mindestens 20 Jahren, Tendenz aber eher 40 Jahre (als Altersvorsorge). Laut meiner Recherche wären dafür ja die thesaurierenden ETFs sinnvoller als die ausschüttenden, vorausgesetzt man ist unter dem Freibetrag.

 

-> Bei was liegt der Freibetrag und wie kann ich diesen ermitteln?

 

Mein Ziel ist es, möglichst wenig Zeit und Mühe in die ganze Sache reinzustecken . Häufig liest man von Empfehlungen einer Verteilung auf MSCI World und EM (Mit Fokus auf World)

 

Würde eine Aufteilung von z.B.

100€ auf MSCI World (Bspw. iShares Core MSCI World UCITS ETF)

und 25-50€ auf EM (Bspw. Xtrackers MSCI Emerging Markets Index Swap UCITS ETF1C)

Sinn machen?

 

Nun zu den generellen Fragen:

- Kann mir jemand für einen Laien nochmal den Unterschied der Replikationsmethoden erläutern (zw. Synthetisch (Unfunded Swap)  und Optimiertes Sampling)?

- Wie funktioniert es mit der steuerlichen Angabe? Ich habe gelesen, dass man hier fast nichts mehr machen muss (In der Ansparphase), man bekommt aber wohl jährlich in seine Postbox Unterlagen für die Steuerklärung.

 

Ich nehme an, wenn man also nach 30 Jahren alles verkauft, bekommt man den Betrag aufs Konto gutschrieben und muss dann eben alles auf der Steuererklärung ausweisen (mit Hilfe der zugeschickten Zusammenfassung). Soweit korrekt?

 

Fragen über Fragen, bitte zerfleischt mich nicht und erläutert mir warum etwas sinnvoll ist oder warum nicht.

 

Vielen Dank!

7 ANTWORTEN

paba
Mentor
890 Beiträge

Hallo @etfn00b,

 

zunächst herzlich willkommen hier in der Community. Ich versuche mal, deine Frage zu beantworten:

 

Freibetrag:

Der "Freibetrag" heißt eigentlich Sparerpauschbetrag. Er liegt bei jährlich 801€ für ledige (steuerlich allein veranlagte) und bei 1602€ für verheiratete (bzw. steuerlich gemeinsam veranlagte Lebenspartner). Bis zum Sparerpauschbetrag zahlst du überhaupt keine Steuern auf deine Kapitaleinnahmen. Du solltest aber bei deiner Bank einen Freistellungsauftrag einreichen, damit die Bank erst gar keine Steuern abführt (dann must du dir diese Steuern nicht mehr umständlich per Anlage KAP in deiner Steuererklärung zurückholen). Du kannst den Sparerpauschbetrag in voller Höhe an nur eine Bank vergeben oder ihn auf verschiedene Banken verteilen (aber bitte niemals mehr als in Summe den Sparerpauschbetrag freistellen lassen).   

 

Thesaurierende oder ausschüttende ETFs

Solange du deinen jährlichen Sparerpauschbetrag nicht vollständig verbraucht hast, ist es steuerlich günstiger in ausschüttende Fonds zu investieren, denn jeder Cent des Sparerpauschbetrags, der am Jahresende nicht verbraucht ist, verfällt unwiderruflich. Deine Ausschüttung kannst du ja auch selber wieder anlegen indem du nach der Ausschüttung die Sparrate einmalig erhöhst. Wenn du allerdings durch andere Kapitalanlagen deinen Sparerpauschbetrag bereits verbrauchst, ist es steuerlich geringfügig günstiger in thesaurierende ETFs zu investieren.

 

Replikationsmethoden bei ETFs    

Es gibt grundsätzlich zwei Replikationsmethode, die physische Replikation und die synthetische Replikation (auch Swap-basiert genannt). Bei der physischen Replikation gibt es die vollständige Replikation und das sogenannte optimized Sampling. Bei der vollständigen Replikation werden alle im Index enthaltenen Wertpapiere in genau der gleichen Gewichtung wie im Index auch im ETF gehalten. Beim optimized Sampling wird nur der weit überwiegende Teil der Wertpapiere auch in physischer Form im ETF gehalten, z.B. 90 bis 95%. Der Rest wird durch Überwichtung andere Wertpapiere oder durch Derivate so nachgebildet, dass der ETF bis auf einen kleinen Tracking-Fehler die gleiche Wertentwicklung hat wie der Index. Bei der synthetischen Replikation schließlich haben die im Portfolie des ETF gehaltenen Wertpapiere (meist Aktien) möglicherweise gar nichts mit dem Index zu tun (undefined Swap). Der Unterschied zwischen dem Index und dem Trägerportfolie des ETF wird durch ein Swap-Geschäft (Tausch) mit einem Finanzdienstleister ausgeglichen. Der Swap-Anteil ist dabei laut UCITS-Regeln auf maximal 10% des ETF-Vermögens beschränkt. Meist sind es aber nur 5% oder weniger und dieser Anteil wird dabei täglich nachgeregelt.

 

Steuern

Seit dem 01.01.2018 hast du bei Fonds mit der Steuer normalerweise überhaupt nichts mehr zu tun. Das regelt alles die Bank für dich. Voraussetzung ist, dass du einen Freistellungsauftrag bei deiner Bank gestellt hast. Auch wenn du den Fonds verkaufst, hast mit der Steuer normalerweise nichts zu tun. Überhaupt gibt es nur seltene Ausnahmefälle in denen du deiner Steuererklärung eine Anlage KAP befügen solltest oder sogar musst. Diese seltenen Ausnahmefälle beziehen sich z.B. auf ausländische Aktien um die Quellesteuer zurückzuholen oder aber auf eine Besserprüfung, wenn den persönlicher Steuersatz unter 25% liegt und die Bank für dich Kapitalertragssteuer abgeführt hat.

 

Beim Verkauf nach 30 Jahren

Wie oben schon gesagt: Die Bank führt für dich die Steuer ab. Du hast damit nach heutiger Gesetzgebung nichts zu tun. Du solltest aber gegebenenfalls an die Besserprüfung denken, falls dein Steuersatz z.B. in der Rente unter 25% liegen sollte.

 

Gruß paba

etfn00b
Autor ★
9 Beiträge

hallo @paba,

 

 

 

 

 

paba
Mentor
890 Beiträge

Hallo @etfn00b,

 

wenn der Freistellungsauftrag, den du bei deiner Bank eingereicht hast, überschritten wird, führt die Bank automatisch für alle Kapitaleinnahme, die darüber hinaus gehen, Kapitalertragssteuer in Höhe von 25% + 5,5% Soli + eventuell 8% oder 9% Kirchensteuer ab (sogenannte Abgeltungssteuer, das heißt: damit ist alles abgegolten, du hast also nichts mehr damit zu tun). Deinen Kirchensteuerstatus holt sich die Bank selben über deine Steueridentifikationsnummer vom Bundeszentralamt für Steuern (du muss deiner Bank nur deine Steueridentifikationsnummer nennen).

 

Wenn du durch deine ausschüttenden Fonds einmal Kapitaleinnahmen haben solltest, die höher liegen als der Sparerpauschbetrag, führt die Bank für den darüber hinausgehenden Anteil automatisch die Steuern ab (26,375% falls du nicht kirchensteuerpflichtig bist). Darüber bekommst du von der Bank für jede Ausschüttung eine ausführliche Abrechnung. Und zusätzlich gibt es einmal im Jahr eine Jahressteuerbescheinigung, die alle wesentlichen Steuerinformationen als Summen enthält. Bei Bedarf kannst du die Jahressteuerbescheinigung direkt in die Anlage KAP deiner Steuererklärung übertragen (aber wie gesagt in aller Regel ist das nicht nötig).

 

Ich würde keinesfalls in thesaurierende ETFs umschichten, nur weil der Sparerpauschbetrag mehr als ausgeschöpft ist. Thesaurierende und ausschüttende ETFs haben ja die gleiche Gesamtperformance, wenn sie den gleichen Index abbilden. Beim ausschüttenden ETF ist es nur so, dass du jedes Jahr deinen Steuerfreibetrag besser ausnutzt als mit einem thesaurierenden ETF. Die Steuer zahlst du ja so oder so; daran kommst du nicht vorbei. Beim thesaurierenden ETF zahlst du beim Verkauf aber einen wesentlich höheren Anteil dieser Gesamtsteuer (da hast du aber nur einmal den Steuerfreibetrag). Beim ausschüttenden ETF hast du ja unter Ausnutzung deines Steuerfreibetrags jedes Jahr zumindest die Erträge schon versteuert, daher zahlst du beim Verkauf dafür weniger Steuern.

 

Wenn du mit deinen ausschüttenden ETFs ein oder zweimal im Jahr deine Sparrate um die den Betrag der Ausschüttungen erhöhst, hast du dir ja sozusagen selber einen "Thesaurierer" gebaut, aber eben unter viel besserer Ausnutzung des Sparerpauschbetrags. Bei einer Sparrate von 100 bis 150€ im Monat wirst du übrigens auch mit ausschüttenden ETFs sehr lange brauchen bis der Sparerpauschbetrag wirklich ausgeschöpft ist.   

 

Zum Anlage-Mix:       

Man sollte grundsätzlich weltweit anlegen. Ich würde ca. 80% in den entwickelten Märkten und ca. 20% in Emerging Markets anlegen. Du solltest dabei bei einer Index-Familie bleiben (also entweder MSCI oder FTSE). Meine derzeitige Empfehlung wäre:

 

80% Vanguard FTSE Developed World (IE00BKX55T58)

20% Vanguard FTSE Emerging Markets (IE00B3VVMM84)

 

Den Vanguard FTSE Emerging Markets gibt’s derzeit als Top-Preis-ETF sogar kostenlos.

 

Graß paba

etfn00b
Autor ★
9 Beiträge

Hallo @paba,

 

einfach nur ein riesiges Dankeschön für deine Anworten. Ich bin begeistert von der Hilfsbereitschaft und Aufklärungsarbeit die du hier leistest.

 

Ich werde das soweit mit meinem Depot so soweit alles fertig ist in den Angriff nehmen. Vllt. werde ich auch 200€ pro Monat anlegen.

 

Vielen Dank nochmal und schönes Wochenende!

etfn00b
Autor ★
9 Beiträge

Hallo nochmal @paba

 

Ich hätte doch noch mal eine Frage bzgl. des selbstgebauten thesaurierenden ETF. Meinst du einmalig die Sparrate um den Betrag erhöhen oder quasi den Ertrag des Jahres durch 12 nehmen und die Sparrate dann dauerhaft erhöhen?

 

Sinnvoller wäre dann ja wahrscheinlich die Einmal-Erhöhung.

 

Vorab schon mal Danke!

GetBetter
Legende
7.300 Beiträge

Hallo @etfn00b,

 

ich bin zwar nicht @paba, wage mich aber zur Beantwortung Deiner Frage trotzdem aus der Deckung.

Der ausgeschüttete Betrag wird in einem Schuss reinvestiert. Gerade in der Anfangsphase werden die Ausschüttungen ohnehin nicht riesig sein, zumal die von @paba empfohlenen ETFs quartalsweise ausschütten. 2-stellige Beträge auf 12 Monate zu verteilen ist dann doch etwas viel des Guten.

 

Sammel die Gutschriften eines Jahres oder eines Halbjahres und erhöhe die jeweils nächste Sparrate um den aufgelaufenen Betrag. Fertig.

etfn00b
Autor ★
9 Beiträge

Alles klar. Vielen Dank!