am 22.03.2021 20:23
Hallo liebe Leute,
ich habe eine grundlegende Frage zu den KO-Zertifikaten. Ich bin absoluter Anfänger und würde gerne wissen, ob ich den groben Rahmen zu KO-Zertifikaten korrekt verstanden habe. Um nicht allzu ausufernd zu werden, habe ich hier mal eine Schrittfolge aufgebaut, wie ich vorgehen würde beim Kauf von KO-Zertifikaten:
1. Ich schätze den weiteren Verlauf eines Kurses eines Basiswertes ein.
2. Ich leite eine Prognose ab, ob ich kaufen oder "verkaufen" will - also: long oder short bzw. call oder put bzw. bull oder bear
3. Hier folgt nun die Wahl des passenden Zertifikats
4. Kauf des Zertifikats
Sollte man hier vielleicht eine Automatisierung nutzen? Stop Loss etc.? Wenn ja, welche?
5. Überwachung der Entwicklung
6. Auflösung der Option bei positiver / negativer Entwicklung
Ich würde mich über eure Erfahrungen, Impulse freuen. Habe bisher noch keine Zertifikate gekauft, abgesehen vom Musterdepot. Habe allerdings "gekauft", ohne die Mechanismen zu verstehen. Daher möchte ich das gerne vertiefen.
Liebe Grüße
29.03.2021 14:10 - bearbeitet 29.03.2021 14:34
29.03.2021 14:10 - bearbeitet 29.03.2021 14:34
@ehemaliger Nutzer
- Der gesetzte Stop-Loss (wenn man Money-Management anwendet) bestimmt möglichen Gewinn und Verlust. Richtig?
- Der Hebel bestimmt (eigentlich) nur, wie viel Kapital man für einen gewünschten Erfolg einsetzen muss. Richtig?
"Gewinn" im Sinne von wieviel mehr Du erzielst relativ zur Aktie, ja. Und ja, der Hebel bestimmt (u.a.) das, aber da kannst Du Henne und Ei spielen, es wäre genauso korrekt zu sagen, der Hebel bestimme den KO, oder den möglichen Gewinn: Die Größen hängen ja alle voneinander ab.
Ich wollte aber nochmal etwas zum Risiko schreiben. Da kommt es absolut darauf an, wie Du Turbos benutzt. Der Risiko-Begriff ist IMO nämlich nicht eindeutig. Willst Du 2.000,- in eine Aktie investieren, und investierst stattdessen 2.000,- in den Hebel-8 Turbo (macht hoffentlich keiner, der nicht genau weiß, was er da macht, i.e. nicht jemand, der diesen Thread braucht ...) ist Dein Risiko absurd, ja.
Gehst Du andererseits so vor, wie im Excel-Sheet, ist in einem gewissen Sinne das Risiko nicht größer, als wenn Du die Aktie selber kaufst. Denn was tust Du? Du definierst eine absolut-Summe, die Du bereit bist, zu verlieren -- genau wie bei der Aktie.
Und der einzige Unterschied ist, dass Dir der Hebel die Investition verkleinert. Bist Du bereit, 3.500,- zu verlieren wenn die Aktie an einem bestimmten Punkt steht, wo Du dann aussteigen möchtest, kannst Du den Hebel rauf und runter drehen, das einzige, was sich ändert, ist das eingesetzte Kapital, wie Du ja auch schon bemerkt hast. 3.500,- Verlust sind halt 3.500,- Verlust, egal wo.
Und deswegen ist so gesehen das Risiko (= der maximale Verlust) immer genau gleich. Jedenfalls wenn Du Dich nicht selbst beschummelst, und das gesparte Geld dann wieder in weitere Hebelpositionen steckst.
Was am Anfang immer etwas gewöhnungsbedürftig ist, sind die großen Sprünge. Geht dann am Tag mal +/-20% hin und her. Aber das ist halt der Hebel. Und von daher brauchst Du auch keine schlaflosen Nächte haben ("sehr riskant") -- wenn Du mit den 3.5k klarkommst, passt das.
Vielleicht als Abschluss noch die Antwort auf die Frage, warum kauft man dann nicht ausschließlich gehebelt? Um das zu klären, einfach ein Jahr zurück schauen: Wer vor Corona komplett gehebelt unterwegs war, stand am Ende mit nichts da, wer Aktien hatte, mit Geld oder mit Aktien höher als vorher.
Es hilft sehr, bei gehebelten Investitionen VIX (USA) und VDax-New im Auge zu behalten: Aktuell kann man ganz bequem cruisen, die Märkte sind ruhig; geht der Index deutlich über 30, sollte man seine Hebel-Positionen komplett überdenken.
am 30.03.2021 17:42
Jetzt habe ich Blut geleckt! 😉
Morgan Stanley & Co. Intl PLC TurboL O.End Gamesa 26,346 Hebel-Bull-Zertifikat
+40,83 % in 8 Stunden...
Der Hebel hat sich geändert von 8,93 auf 6,29
Basiswert ist Siemens Gamesa Renew. En.
am 30.03.2021 17:57
@ehemaliger Nutzer schrieb:Jetzt habe ich Blut geleckt! 😉
Morgan Stanley & Co. Intl PLC TurboL O.End Gamesa 26,346 Hebel-Bull-Zertifikat
+40,83 % in 8 Stunden...
Der Hebel hat sich geändert von 8,93 auf 6,29
Basiswert ist Siemens Gamesa Renew. En.
... ja. Denk nicht in Hebeln und Turbos, denk in Basiswerten. Die 40% sind fiktiv, es geht um den Absolutbetrag, den Du ebenso gemacht hättest, wenn du eine entsprechende Positionsgröße im Basiswert gehabt hättest. Was auch gleich den Realitätscheck liefert, ob Du nämlich jemals so viel Geld in den Basiswert gesteckt hättest.
Jede andere Denkweise führt zu Riesenpositionen, Überhebelung, KOs, und viel, viel verlorenem Geld.
Davon abgesehen: Viel Spaß beim Geldverdienen 😉
am 30.03.2021 18:18
Jetzt hab ich gleich noch eine Frage, bitte!
Es wird anscheinend kein Brief-Kurs mehr gestellt und wenn ich das Zertifikat kaufen möchte, kommt eine Fehlermeldung. Anscheinend verkauft Morgan Stanley dieses Zertifikat nicht mehr (jedenfalls im Moment)?
am 30.03.2021 18:28
@ehemaliger Nutzer
Jo, das ist MorganStanley. Einige hatten hier andere Erfahrungen, aber meine sind genau so. Random den Handel aussetzen (Kauf, Verkauf, oder beides), natürlich immer genau dann, wenn es interessant wird, ab und an merkwürdige Orderausführungen, gerne in Verbindung mit Absurdkursen außerhalb der Börsenzeit, Kundenservice eher so mittel ...
Wenn's geht, würde ich immer andere Emittenten vorziehen. Die 3,90 fallen bei >1000 € Volumen (zur Ausnutzung des NoFee) sowieso nicht ins Gewicht, und darunter ist es eh alles gleich. Nimm den von SG direkt unter dem MS, die stellen normal auch gute Kurse Vor- und Nachbörslich.
am 30.03.2021 18:49
Bezüglich Morgan Stanley. Danke! (Werde ich berücksichtigen in Zukunft).
am 09.04.2021 05:44
@NR schrieb:Es hilft sehr, bei gehebelten Investitionen VIX (USA) und VDax-New im Auge zu behalten: Aktuell kann man ganz bequem cruisen, die Märkte sind ruhig; geht der Index deutlich über 30, sollte man seine Hebel-Positionen komplett überdenken.
Danke! Links speichere ich ab und werde sie regelmäßig kontrollieren.
09.04.2021 10:20 - bearbeitet 09.04.2021 10:23
09.04.2021 10:20 - bearbeitet 09.04.2021 10:23
Hallo liebe Leute,
ich habe nun nochmal mit dem Musterdepot experimentiert und wollte fragen, ob das Vorgehen so erstmal ok ist:
1. Basiswert ausgesucht aus meinem eigenen Depot: MTU Aero engines
2. Abschätzung des Trends: steigend
3. KO-Zertifikat ausgewählt unter folgenden Parametern:
1. Hebelgröße niedrig: 1,95
2. Abstand zum KO: ca. 50 %
3. Möglichst kleiner Spread
4. Laufzeit: endlos
Ziel ist es, relativ "sicher" mit niedrigem Hebel zu arbeiten und den Abstand zum KO so groß wie möglich zu halten, damit bei einer endlosen Entwicklung die Risiken minimiert werden.
Die Kalkulation mit den Gebühren habe ich erstmal außen vorgelassen. Bei den üblichen Preisen sind ja ca. 20 € einzuplanen, dann käme ggf. noch eine Steuer hinzu.
Sind die Überlegungen erstmal so nachvollziehbar und auch ok?
Den Verkauf der Zertifikate würde ich so planen: Je größer der Zugewinn, desto besser - ist ja logisch. Nur was ist wichtiger zu Beobachtung? Die Wertentwicklung der Zertifikate oder die vom Basiswert?
am 09.04.2021 11:07
Sind die Überlegungen erstmal so nachvollziehbar und auch ok?
ja
Den Verkauf der Zertifikate würde ich so planen: Je größer der Zugewinn, desto besser - ist ja logisch. Nur was ist wichtiger zu Beobachtung? Die Wertentwicklung der Zertifikate oder die vom Basiswert?
Die Ein- und Ausstiegsstrategie lege ich aufgrund des Basiswertes, an dem entsprechenden Handelsplatz fest. In Deinem Fall spielt das allerdings keine Rolle.
am 09.04.2021 12:01
Wieso spielt es keine Rolle?