22.05.2020 11:39 - bearbeitet 23.05.2020 10:54
Liebe Börsenfreunde,
wir haben festgestellt, dass gerade in den letzten Wochen viele neue Leser in unserer sympathischen kleinen Community dazugekommen sind. Ist ja auch klar, es sind spannende Zeiten, und nach einem veritablen Crash fragen sich und mich viele, ob man denn nicht allmählich mal in Aktien einsteigen kann. Kurze Antwort:
Klar, kann man. Wenn man langfristig denkt. Eines vorab: Herbe Rückschläge wie im Februar, März 2020 müsst Ihr aushalten. Wer nicht ruhig schläft, weil er mit seinen Aktien auch mal 40 Prozent unter Wasser liegt, sollte keine Aktien kaufen. Aber für alle anderen gilt, was bereits in der Überschrift steht: Alles besser als das Geld auf dem Konto verfaulen zu lassen. Denn:
Das Wichtigste zuerst: keine Angst vor Aktien!
Es gibt Statistiken, die zeigen, dass man nach dem zweiten Weltkrieg nie länger als 13 Jahre warten musste, um mit breit gestreuten Aktien ins Plus zu kommen. Mehr dazu steht hier (bitte klicken).
Meistens geht es sogar wesentlich schneller. Die wichtigste Nachricht vorab ist also: Niemand sollte Angst vor Aktien haben. Wenn man lange genug wartet -- bisher maximal 13 Jahre -- landet man immer im Gewinn. Wer jetzt beispielsweise in drei Jahren viel Geld für ein neues Haus braucht, für den besteht natürlich das Risiko, dass er gerade dann, wenn er seine Aktien verkauft, in einer Tiefphase landet. Für einen eher kurzen Horizont von nur zwei oder drei Jahren sind Aktien vielleicht nicht optimal. Aber als Altersvorsorge, wenn Ihr noch zwanzig oder dreißig Jahre Zeit habt, gibt es nichts besseres. Bleibt die Frage:
Was soll ich kaufen, und wie gehe ich mit meinen Aktien um? Es gibt unzählige Strategien für die Aktienauswahl. Die gute Nachricht: Das spielt langfristig keine allzu große Rolle. Natürlich ist es besser, 15 bis 20 Prozent pro Jahr mit gut ausgewählten Aktien und einer zeitaufwendigen Strategie zu verdienen als mit den durchschnittlich 8 Prozent pro Jahr, die seit dem zweiten Weltkrieg ohne große Mühen drin waren. Aber alles noch besser als minus 2 Prozent, wenn das Geld auf dem Konto oder auf dem Sparbuch von der Inflation zerfressen wird. Und das Gute:
Lernen vom Profi
Ihr seid nicht allein! Denn Ihr bekommt hier in der Community von comdirect Hilfestellung von vielen anderen Anlegern. Ich selbst habe gut 30 Jahre Erfahrung am Aktienmarkt, bin bisher sehr erfolgreich damit, und gebe Euch gerne von Zeit zu Zeit Tipps und Empfehlungen weiter. Wenn Ihr hier klickt, findet Ihr eine aktuelle Aufstellung aller meiner Artikel. Mit den Aktien, die ich hier seit einigen Jahren empfehle, seid Ihr schon sehr gut gefahren. Ein paar einfach Regeln sollte man aber einhalten. Zur wichtigsten Regel überhaupt kommen wir weiter unten. Zuvor:
Wichtig ist auch, ein bisschen zu streuen. Investiert nicht Euer ganzes Geld in eine einzige oder nur in wenige Aktien. Ich selbst habe eine hohe dreistellige Zahl unterschiedlicher Wertpapiere in meinen diversen Depots, aber das müsst Ihr nicht zuhause nachmachen. Echt nicht! Normalerweise sagt man, dass ein Privatanleger doch zwanzig oder vielleicht dreißig unterschiedliche Aktien besitzen sollte, um das Risiko etwas zu verteilen. Und da Euch für jeden Kauf und Verkauf die Bank in die Tasche greift und Gebühren abzwackt, gibt es die Regel, dass man normalerweise mindestens 1000 Euro pro Wertpapier in die Hand nehmen sollte. Wenn Ihr dann zum Beispiel 10 Euro Gebühren bezahlt, ist das 1 Prozent, und das holt Ihr mit der Aktie schnell wieder auf. Daraus folgt, dass man normalerweise ab einem Vermögen von 20.000 oder besser 30.000 Euro zu einzelnen Aktien greifen darf. Wer weniger investieren möchte, ist mit einem Aktienfonds und da mit einem sogenannten "ETF" besser aufgehoben. Ein Fonds ist ein Paket, in dem Ihr ganz viele Aktien auf einmal kauft. Aber hier soll es jetzt um Einzelaktien gehen. Damit kommen wir zur Strategie. Und zu einem heftigen Streit, der da gerade passiert. Jetzt bisschen Popcorn bereithalten! Denn:
Die Instrumente der "Fundis": KGV, Dividende, Gewinnsteigerung & Co
Viele Wege führen nach Rom, oder genauer gesagt: zum Börsenwohlstand. Manche Anleger schlagen bei Aktien gerne zu, wenn sie abgestürzt sind (also die Aktien, nicht die Anleger). Sie analysieren das Unternehmen sehr sorgfältig, berechnen einen fairen Wert für den Aktienkurs und kommen zum Schluss, dass die Aktie momentan viel zu billig ist. Diese Art der Analyse nennt man "Fundamentalanalyse", dabei werden sehr aufwendig die Bilanzkennzahlen, Gewinnentwicklung, das Geschäft der Aktie analysiert. Sie bewerten die Aktie, indem sie beispielsweise den Aktienkurs durch den Gewinn teilen. Der Quotient wird "KGV" (Kurs-Gewinn-Verhältnis) genannt und gibt an, wie viele Jahre Gewinn man braucht, um den Kauf der Aktie zu finanzieren. Je kleiner, desto besser. Der Haken dabei ist, dass man das "G" in dieser Formel, also den Gewinn, den das Unternehmen machen wird, nicht kennt. Oder sie berechnen die Dividendenrendite, also die Dividende geteilt durch den Aktienkurs. Als "Dividende" bezeichnet man die Gewinnausschüttung an die Aktionäre, zum Beispiel einmal pro Jahr.
Die "Fundis" hoffen dann, eine Aktie gefunden zu haben, die tatsächlich zu billig ist und im Kurs steigen wird, so dass man Geld verdient. Das funktioniert manchmal sogar. Es klappt dann, wenn auch andere Anleger die Aktie für sich entdecken und kaufen. Denn der Kurs einer Aktie richtet sich nach Angebot und Nachfrage und kann nur dann steigen, wenn genügend Nachfrage besteht, wenn also genügend Anleger die Aktie kaufen. Dividendenstrategien funktionieren leider nicht immer, weil die Dividende nicht garantiert ist. Ein wichtiger Unterschied zu einer Anleihe, wo ich als Anleger ein Recht auf die Zinsen habe! Viele Aktionäre wissen nicht oder wollen nicht wahrhaben, dass die Dividende auch mal gekürzt oder sogar ganz gestrichen werden kann. Viele Dividendenfans erleben das im Moment bei den Aktien der Ölbranche. Also:
So arbeiten "Techis": Chartanalyse, Trends, Disziplin
Eine andere Strategie ist, einfach Aktien zu kaufen, die schon seit längerem im Kurs steigen und immer teurer werden. Man analysiert also den Verlauf des Aktienkurses (den "Chart") in den letzten Jahren. Das wird "technische Analyse" oder "Chartanalyse" genannt. Die "Techis" argumentieren, dass man auf diese Weise sehr schnell und unkompliziert viele, viele Aktien untersuchen kann. So finden sich leicht Aktien, die in das eigene Beuteschema passen. Solche Trendaktien findet Ihr in der comdirect-Community immer wieder in meinen sogenannten "Sternelisten". Denn man kann die Qualität des Aktienkurses nach unterschiedlichen Kriterien mit Sternen bewerten, so wie ein Hotel oder Restaurant. Meine Computer machen das freundlicherweise für mich; sie finden Aktien, die seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten schön stark im Kurs steigen, dabei nur selten Kursrückschläge hatten, die dann auch eher gering ausgefallen sind. Für den Amateur klingt das unlogisch: Warum soll ich etwas kaufen, weil es teurer geworden ist? Das Argument:
Wenn die Aktie schon seit, sagen wir mal, über zehn Jahren schön steigt und nur selten mal kurz nach unten abdreht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch in Zukunft so weitergeht. Denn offenbar macht das Unternehmen einiges richtig, hat ein gutes Management, gute Mitarbeiter, ein gutes Geschäftsmodell. Völlig egal, denn was wirklich zählt ist, dass offenbar seit vielen Jahren oder Jahrzehnten eine stetige Nachfrage nach der Aktie besteht. Und tatsächlich zeigen viele Studien, dass die Aktienauswahl auf diese Weise erfolgreich ist. Es hat viel mit einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu tun: Ich kaufe, weil alle anderen auch kaufen, und die kaufen auch nur, weil die anderen kaufen: Gemeinsam schwimmen wir mit dem Strom.
The Trend Is Your Friend
Die technische Vorgehensweise gibt es in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Daytrader nutzen sehr kurze Trends: Die Aktie ist in den letzten fünf Minuten gestiegen, also steige ich jetzt ein und hoffe in einer Viertelstunde mit Gewinn aussteigen zu können. Damit komme ich persönlich nicht so gut zurecht. Aber die technische Analyse von sehr langen Zeiträumen funktioniert bestens: Aktien, die seit 10, 20 oder sogar 30 Jahren (!) wie am Schnürchen gezogen steigen, werden auch in den nächsten Jahren steigen. Solche Aktien gibt es -- siehe meine Sternelisten. Bei aller Freude:
Natürlich ist auch diese Strategie nicht ohne Risiko. Denn dieser Weg fördert oft Aktien zu Tage, die nach Meinung der "Fundis", also bei fundamentaler Analayse der Zahlen, viel zu teuer sind. Klar:
Der ewige Streit
Der Streit zwischen den Fundis und den Techis ist so alt wie die Börse selbst. Fundamentalisten kaufen gerne billig, und technisch orientierte Aktionäre kaufen auch mal am bisherigen Rekordhoch. Beide hoffen, dass die Aktie danach steigt. Jede Partei ist davon überzeugt, dass ihre Strategie die beste ist. Das ist auch gut so, denn wenn es keinen Fundi gibt, der eine "teure" Aktie an den Techi weiterverkauft, dann funktioniert die Börse nicht. Ich selbst nutze beide Strategien mehrmals täglich und tendiere nach 30 Jahren Erfahrung zur technischen Analyse. Einerseits macht sie viel weniger Arbeit. Und außerdem: Was bringt es mir, eine "billige" Aktie zu kaufen, wenn ich der einzige bin, der sie für billig hält? Eine Aktie kann noch so billig sein, sie kann und sie wird nicht im Kurs steigen, wenn sie außer mir keiner kauft. Das sind Tiefflieger (siehe hier). Da habe ich lieber eine sauteure Aktie im Depot, die aber weiter im Kurs steigt, weil einfach immer mehr Anleger einsteigen. Sie folgen schlicht dem Trend. Man sagt auf Englisch: "the trend is your friend". Manche ergänzen: "until its end".
Ach ja, diese Börsenweisheiten. Wenn Ihr mal Zeit habt, klickt bitte hier. Da findet Ihr eine launige Zusammenstellung der Kalendersprüche und Bauernregeln für die Börse.
Die Goldene Regel: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen
Diese Ansammlung enthält auch den wichtigsten Spruch überhaupt. Wenn Ihr nur diese eine Regel beherzigt, dann, verspreche ich Euch, werdet Ihr an der Börse erfolgreich sein. Die goldene Regel lautet: "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen". Denn:
Der Kauf ist ja nur der erste Schritt an der Börse. Auch der Verkauf von Aktien muss dazugehören. Und auch wenn es viele überrascht: Der richtige Verkauf ist für den Erfolg viel wichtiger als der Kauf. Doch es gehört schon mal psychologische Überwindung dazu, eine Aktie zu verkaufen, die nicht richtig läuft. Man muss sich da ja einen eigenen Misserfolg eingestehen, und die allermeisten Anleger sind dazu nicht in der Lage. Erfolgreich an der Börse ist aber nur, wer begreift, dass er selbst Fehler macht! Viele Amateure warten, bis die Aktie wieder in den Gewinn dreht, und verkaufen dann. Zwei schwere Fehler! Denn Profis wissen: Aktien, die fallen, muss man verkaufen, und Aktien, die steigen, darf man nicht verkaufen! Ganz konkretes Beispiel:
Bloß kein totes Pferd!
Ich habe eine Aktie ausgesucht, von der ich überzeugt bin, dass sie steigen wird. Sie ist total billig, und die Firma schüttet hohe Dividenden aus. Jetzt stelle ich aber fest, dass es nicht so gut läuft. Alle anderen Aktien steigen, aber für meinen Titel interessiert sich irgendwie niemand. Das Papier steigt nicht, wahrscheinlich fällt sein Kurs sogar. Bisher hat die Firma noch nicht gemeldet, dass die Dividende leider ausfallen wird. Viele Hobbyanleger sagen jetzt: "Schuld sind die anderen, die nicht erkennen, wie toll die Aktie ist. Ich bin der einzige, der es sieht. Tausende von Geisterfahrern um mich herum! Ich werde diese Aktie bestimmt nicht verkaufen, schon gar nicht so billig. Nein nein, ich warte ab, die steigt schon wieder!" Und diese Amateure beobachten dann jahrelang, wie es mit der Aktie immer weiter runter geht. Totes Kapital! Profis hingehen sagen recht schnell: "OK, ich habe einen Fehler gemacht und versuche, ein totes Pferd zu reiten. Die meisten anderen Aktien steigen, nur meine nicht. Ich verabschiede mich, denn die ersten Verluste sind die geringsten. Von dem Geld kaufe ich lieber etwas anderes, besseres". Sie begrenzen ihre Verluste. Dabei ist es übrigens völlig egal, ob man das "andere, bessere" technisch oder fundamental auswählt, ob mal also "Fundi" oder "Techi" ist. Umgekehrt funktioniert das genauso:
Viele Hobbyanleger sitzen auf Aktiengewinnen, die Aktie steigt und steigt und steigt. "Ui, die ist ja inzwischen viel zu teuer geworden! Wieder bin ich der einzige, der das sieht, die anderen kaufen das Papier noch, aber mir reicht es, ich stoße die Aktie ab, sie ist zu hoch". Peng -- und nach dem Verkauf steigt so eine Aktie noch jahrelang weiter. Profis beherzigen die Grundregel: "Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen". Oder auf gut Deutsch: Aktien, die fallen, muss man verkaufen und Aktien, die steigen, muss man kaufen. So ein Trend kann viel länger dauern als Euer Geldbeutel es erlaubt. Übrigens:
Kaum zu glauben: Eure Trefferquote ist egal!
Die Grundregel, Gewinne einfach weiter laufen zu lassen und Verlustaktien zu verkaufen, hat auch den Vorteil, dass Eure Trefferquote an der Börse für den Erfolg egal ist. Für Anfänger kaum zu glauben, aber es ist so! Ein Beispiel: Ich kaufe zehn Aktien, jeweils für 1000 Euro. Neun davon funktionieren nicht so recht, ich verkaufe sie mit 5 Prozent (50 Euro) Verlust. Aber diese eine, die zehnte Aktie, die ist wirklich der Hammer. Sie steigt und steigt und steigt. Ich bin Profi, verkaufe also nicht, sondern warte einfach ab. Irgendwann hat die Aktie sich verdoppelt. Jetzt machen wir die Rechnung:
Neunmal habe ich 50 Euro verloren, macht 450 Euro Miese. Aber die zehnte Aktie, die sich verdoppelt hat, beschert mir 1000 Euro Gewinn. Insgesamt habe ich also 550 Euro oder 5,5 Prozent gewonnen. Und das bei einer schrecklich miserablen Trefferquote von gerade mal 10 Prozent! Dieses einfache Beispiel zeigt Euch, wie lebenswichtig die Grundregel "Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen" an der Börse ist. Und mit einer gescheiten Auswahlstrategie, ob technisch oder fundamental, können wir die Trefferquote noch verbessern. Die Regel spiegelt Demut vor der Börse wider, sorgt für Diziplin und sie beweist, dass der Anleger verstanden hat, dass niemand an der Börse immer recht hat, weil niemand von uns hellsehen kann. Nur Amateure glauben, dass sie es besser wissen als alle anderen Aktionäre. Indes:
Allergisch gegen Verluste? Stop Loss hilft!
Man kann den Verkauf von Verliereraktien auch automatisieren, das nennt sich "Stop Loss". Ich gebe meiner Bank den Auftrag, die Aktie zu verkaufen, wenn sie unter eine bestimmte Schmerzgrenze fällt, unter den sogenannten "Stopkurs". Das hilft, die eigenen Emotionen ("ach was, die steigt schon irgendwann wieder") auszuschalten. Nicht alle, aber die meisten Profis arbeiten genau so. Aber Stopkurse sind umstritten, auch hier in der Community. Meine Meinung dazu kennen treue Leser: Stopkurse helfen, Verluste zu begrenzen und den eigenen Schweinehund zu überlisten. Natürlich fliegt man auch mal ungewollt aus einer Aktie raus, die kurz abtaucht und dann wieder steigt. Aber niemand verbietet mir, anschließend gleich wieder einzusteigen. Die Erfahrung zeigt, dass solche Unfälle langfristig weniger Rendite kosten als das sture, rechthaberische Festhalten an Aktien, die einfach nicht laufen. Deswegen:
Ich persönlich habe viele meiner Aktien mit Stopkursen abgesichert. In Krisenphasen, wenn alles nach unten geht, verzichte ich auch mal auf Stopkurse. Aber was einfach nicht akzeptabel ist: Alle Aktien um Euch herum steigen, und nur die Aktie, die Ihr gekauft habt, spielt nicht mit. Sowas nennt der Profi "relative Schwäche", und das müsst Ihr Euch nicht antun. Verkaufen und durch etwas besseres ersetzen! Und falls die Aktie steigt, zieht Ihr die Schmerzgrenze, also den Stopkurs, einfach immer weiter nach oben mit. Irgendwann kommt der Moment, wo der Stopkurs über Euren Kaufkurs steigt. Dann könnt Ihr theoretisch keinen Verlust mehr mit der Aktie machen. Mehr über Stopkurse findet Ihr hier (bitte klicken) und hier. In diesem Zusammenhang gibt es sogar ein Geheimrezept für den Erfolg an de Börse, das ich hier genau erklärt habe. Lange Rede, kurzer Sinn:
Wenn Ihr diese eine wichtige Grundregel strikt beachtet und Euch einfach mal traut, einige Aktien zu kaufen, dann werdet Ihr auf Sicht von zwanzig, dreißig Jahren viel Geld damit verdienen. Bitte nicht nur deutsche Aktien, sondern am besten weltweit gemischt. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem der amerikanische Aktienmarkt langfristig am besten läuft. Der Grund ist, dass in Amerika jeder in Aktien investiert, so dass immer eine kontinuierliche Nachfragen nach den Papieren vorhanden ist. Dadurch schwanken die Kurse weniger stark und streben langfristig nach oben. Lasst Euch bloß nicht einreden, dass amerikanische Aktien schon längst "zu teuer" sind. Das waren sie nämlich schon immer -- und sie steigen trotzdem immer weiter. Oder mit anderen Worten: Es ist viel besser, eine gute Aktie "teuer" zu kaufen als eine schlechte "billige". Also:
comdirect erlaubt mir nicht, irgendwelche Garantien auszusprechen, aber wenn kein Krieg ausbricht oder Atomkraftwerk explodiert, dann werde ich recht behalten. Das zeigt einfach die Erfahrung an der Börse in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten. Und vor allem:
Ihr werdet sehen, dass die Geldanlage mit Aktien nicht nur profitabel ist, sondern auch wirklich Spaß macht! Klar, in Phasen wie im März, wo man vielleicht 25 Prozent im Verlust liegt, tut es richtig weh, wenn man nicht glücklicherweise schon zuvor über den Stopkurs rausgeflogen ist. Wie gesagt: Das muss man aushalten. Ein weiterer blöder Börsenspruch besagt: Börse ist Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld.
Ich wünsche Euch also viel Erfolg und, was noch wichtiger ist, viel Spaß an der Börse!
Herzliche Grüße aus einem sonnig-warmen München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 26.05.2020 11:48
@nmh schrieb:
@Chrissel : Danke auch an Dich. Ja, man kann fundamentale Analyse und technische Analyse kombiniren. Problem: Es gibt kaum Aktien, die sowohl fundamental (niedriges KGV, hohe Dividende) als auch langfristig technisch attraktiv sind.
Ja vllt etwas falsch von mir ausgedrückt.
KGV und Divi interessiert mich kaum, mir gehts eher um Verbindlichkeiten, ob das unternehmen seine Umsätze steigert und Gewinne erwirtschaftet etc. (Beispiel American Tower.)
Und auch was die Ausrichtung im Unternehmen angeht. Solche Sachen interessieren mich dann.
am 26.05.2020 11:56
@nmh schrieb:Übrigens gibt es demnächst im nmh-Fanshop Original-nmh-Tassen (noch ein Insider-Gag; die Tassen sind nicht verkäuflich und jetzt außerdem mit Vanilla-Coke verschmutzt)
Gibts doch schon längst auf dem freien Markt: klickidiklick
am 26.05.2020 16:21
@Chrissel schrieb:Achso und ich finde auch, dass man schon mit weniger Kapital in Aktien investieren kann. Man sollte dann immer auf die Gewichtung Aktien-Anteil zu ETF Anteil schauen.
Über den ETF kann ich meine Diversifizierung garantieren und dann in 5-10 Einzelaktien investieren, denen ich eine stärkere performance zutraue.
Wenn der/die ETFs weiterhin ein Depotvolumen von ca. 70% einnehmen, stört es mich nicht, wenn eine der 5-10 Aktien eine falsche Entscheidung war, da sie ja "nur" 3-6% meines Gesamtdepots ausmacht. 🙂Ich fahre ja auch einen ETF-Sparlan und Einzelinvest in Aktien, und fühle mich sehr gut dabei. Wenn die ETF Gewichtung iwann zu hoch wird, weil ich nicht genug erspare um in Aktien zu investieren stoppe ich den Sparplan und kaufe nach 1-2 Monaten eine meiner Aktien meiner Kaufliste.
Und weil die Frage hier auch oft vorkommt, habe die Tage bestimmt mal Zeit einen kleinen Chartanalyse Crashkurs zu geben wie man relativ gut ohne großer Analyse Böden und Widerstände erkennt und sie mit der 200-Tages-Linie verbindet.
Hallo @Chrissel
toller und vor allem auch für den Standard Privatanleger mutmachender Beitrag.
So ähnlich hatte ich mir die Tage auch eine grobe Strategie überlegt und es ist sehr bestärkend, dass Du jetzt zufällig diesen Post "raushaust". ![]()
Wenn man es jetzt sehr streng sehen würde, könnte man sich demnach (bei nach grober Faustregel wenigstens 1000€ pro Einzelwert) mal eine Aktie ins Depot legen wenn der/die ETFs immerhin schonmal so um die 20k angewachsen sind.
Keine Sorge, ich weiss schon, dass das nicht in Stein gemeißelt ist.
Aber auf lange Sicht klingen die von Dir genannten Größenordnungen nach einer angenehmen Risikoverteilung.
Darf ich fragen, wie weit Du am Anfang erstmal Deine ETFs aufgebaut hast bevor Du die ersten (wenigen?) Einzelwerte gekauft hast? Nur so aus Interesse und für eine grobe Größenordung, wenn Du es verraten magst. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. ![]()
btw: über den Chartanalyse Crashkurs würde ich mich hier auch sehr freuen.
Grüße
KM
am 26.05.2020 19:05
@KeepMoving schrieb:
@Chrissel schrieb:Achso und ich finde auch, dass man schon mit weniger Kapital in Aktien investieren kann. Man sollte dann immer auf die Gewichtung Aktien-Anteil zu ETF Anteil schauen.
Über den ETF kann ich meine Diversifizierung garantieren und dann in 5-10 Einzelaktien investieren, denen ich eine stärkere performance zutraue.
Wenn der/die ETFs weiterhin ein Depotvolumen von ca. 70% einnehmen, stört es mich nicht, wenn eine der 5-10 Aktien eine falsche Entscheidung war, da sie ja "nur" 3-6% meines Gesamtdepots ausmacht. 🙂Ich fahre ja auch einen ETF-Sparlan und Einzelinvest in Aktien, und fühle mich sehr gut dabei. Wenn die ETF Gewichtung iwann zu hoch wird, weil ich nicht genug erspare um in Aktien zu investieren stoppe ich den Sparplan und kaufe nach 1-2 Monaten eine meiner Aktien meiner Kaufliste.
Und weil die Frage hier auch oft vorkommt, habe die Tage bestimmt mal Zeit einen kleinen Chartanalyse Crashkurs zu geben wie man relativ gut ohne großer Analyse Böden und Widerstände erkennt und sie mit der 200-Tages-Linie verbindet.
Hallo @Chrissel
toller und vor allem auch für den Standard Privatanleger mutmachender Beitrag.
So ähnlich hatte ich mir die Tage auch eine grobe Strategie überlegt und es ist sehr bestärkend, dass Du jetzt zufällig diesen Post "raushaust".
Wenn man es jetzt sehr streng sehen würde, könnte man sich demnach (bei nach grober Faustregel wenigstens 1000€ pro Einzelwert) mal eine Aktie ins Depot legen wenn der/die ETFs immerhin schonmal so um die 20k angewachsen sind.
Keine Sorge, ich weiss schon, dass das nicht in Stein gemeißelt ist.
Aber auf lange Sicht klingen die von Dir genannten Größenordnungen nach einer angenehmen Risikoverteilung.
Darf ich fragen, wie weit Du am Anfang erstmal Deine ETFs aufgebaut hast bevor Du die ersten (wenigen?) Einzelwerte gekauft hast? Nur so aus Interesse und für eine grobe Größenordung, wenn Du es verraten magst. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm.
btw: über den Chartanalyse Crashkurs würde ich mich hier auch sehr freuen.
Grüße
KM
Klaro kannst du fragen.
Ich habe direkt ein Einzelinvest gemacht in 2 ETFS World und EM das waren 10.000€
Und habe dann 5 Einzelaktien gekauft (nicht auf einen Schlag, sondern etwas verteilt, bin damals auch pünktlich kurzv vor erneuter eskalation im Handelsstreit eingestiegen xD). ich hatte damals als Neukunde noch die 3,90€ aktion im Livetrading. Heißt meine Aktien waren zwischen 500-1000€ invests. (siehe dazu auch: Money-management)
und wie das als Anfänger ist, hat man davon dann auch ein paar verkauft und andere aufgestockt. Habe hier damals nen thread z.B. zu evotec gemacht (findeste bestimmt in der Suche) und wurde dort ausgestoppt per SL. Wirecard ist bei mir auch weit vorm Corona-Crash, oder jetzt durch die Blinanz-Krise, rausgeflogen.
Sparplan ist Momentan auf 400€. Rest den ich erwirtschafte geht in Aktien, so dass mittlerweile weit mehr Aktien im Depot sind und diese auch meinen ETF bestand übersteigen, halte aber auch mehr als 10 Aktien mittlerweile. 🙂
PS: Vllt. ist ja ggf. auch ein Aktiensparplan etwas für dich, bin eig. kein fan davon (wegen der Gebühren), aaaaber ich rechne mit mindestens einem holprigen Börsen-Jahr und wenn man nicht direkt größere Summen und 1000€ ist für mich immer noch eine große Summe, zur Verfügung hat, dann kann man das darüber lösen. Bei mir laufen z.B. gerad Booking und Hannoversche als Sparplan ins Depot. Damit umgehst du 1. deine psyche ala "ahhh steige ich jetzt ein und wieviel?" und hast keinen stress wenns nochma etwas absackt. 🙂
Wie nmh im Startpost geschrieben hat, wenn man eine Entscheidung getroffen hat, helfen einem die Computer gut, dass man nicht auf halben Wege anfängt zu zweifeln, verkaufszeitpunkte verschiebt, SLs nicht zieht etc. pp.
lg Chris
am 26.05.2020 20:24
Wow, danke für diese detaillierte Ausführung! ![]()
Bin auch noch Neukunde, also noch ganz gute Voraussetzung um ein bisschen auszuprobieren.
Werde die nächsten Tage nochmal in mich gehen. Geplant war nochmal einige ETF Anteile nachzukaufen.
Vielleicht wirds aber, zumindest teilweise, auch was anderes.
Freu mich auf den Chartanalyse Crashkurs, werde hier die Augen danach offen halten. ![]()
So long
KM
am 26.05.2020 21:47
ich kann Dir zur Ermutigung diesen diesen Artikel von @nmh empfehlen !
Ansonsten nur Mut und bloß keine hochspekulativen Werte zum Anfang.
Weiß nicht wieweit Dein Anlagehorizont zeitlich geht, jedoch ist Zeit ein entscheidender Faktor an der Börse, genauso wichtig als Ausdauer und Beharrlichkeit.
Nach kurzfristigen schnellen Erfolg zu gieren ist nicht zielführend, verleitet eher zu Fehlern die auch mal teuer sein können.
@Chrissel hat das hier schon sehr schön beschrieben, möchte dennoch meine Erfahrung dazu beitragen
ich hatte Einzelaktien schon bevor es die Möglichkeit gab in ETFs zu investieren mit eher weniger Erfolg
In ETFs investiere ich seit ca 5 Jahren, die machen die Hälfte meines Portfolio's aus. Trotzdem investiere ich auch in Einzelwerte und hab auch schon unter den oft erwähnten 1000€ Transaktionen getätigt.
Auch sparpläne auf Einzelwerte hatte ich am Laufen u. a. Berkshire, Johnson&Johnson, Apple oder Aareal Bank....
Natürlich wäre es manchmal sowohl wegen der Kosten als auch wegen des niedrigerem Einkaufspreises ein Direktinvestment günstiger geworden, jedoch wäre mir so manch ein gutes Investment der Psyche wegen verloren gegangen.
in diesem Sinne : viele Wege führen nach Rom!
gruss ae
am 27.05.2020 16:04
@ae schrieb:Natürlich wäre es manchmal sowohl wegen der Kosten als auch wegen des niedrigerem Einkaufspreises ein Direktinvestment günstiger geworden, jedoch wäre mir so manch ein gutes Investment der Psyche wegen verloren gegangen.
Hi @ae
das ist ein guter Punkt. Neben allen Berechnungen und Abwägungen dann auch mit seinen Plänen sagen zu können "Vom Feeling her hab ich ein gutes Gefühl" ![]()
am 27.05.2020 19:12
Als "normaler" Privatanleger möchte ich mich an dieser Stelle auch bei nmh und einigen anderen hier bedanken und kurz meine Strategie darlegen, weil ich der Meinung bin, dass man auch ohne Ersparnisse von 10-30k loslegen kann und das selber auch erfolgreich getan habe. Ich habe vor einem Jahr angefangen, mit einer Sparrate von 1000-1800 Euro im Monat in Aktien zu investieren. Ich habe mit ETFs und einigen Premium-Aktien wie MSFT angefangen. Dann wurden die ETFs immer weniger und die Einzelaktiensparpläne immer mehr (inzwischen sind es 20 bei der Comdirect und der Consoersbank wegen der größeren Auswahl). Zusätzlich habe ich in der Krise gut nachgekauft, z.B. bei MSFT, Cisco, Unilever und Linde (nie mehr als 3,50 Gebühren pro Nachkauf gezahlt) und den Durchschnittskurs deutlich gedrückt. Inzwischen bin ich ordentlich im Plus und kann einige Spaplanraten mit Dividenden finanzieren. Ich habe die Hälfte der Spapläne mit "Growth-Aktien" (Amazon, Apple, Alphabet, Visa, Mastercard) und die andere Hälfte mit "Dividenden-Titel" (Texas Instruments, Unilever, Münchner Rück, Johnson& Johnson, Pepsi) gefüllt und immer auf "Dividend-Growth" geachtet, nicht auf die aktuelle Dividendenrendite. Habe zusätzlich erst bei onvista und dann in der Krise bei Trade Republic einige Einzelkäufe wie Nemetschek, Carl Zeiss Meditech gemacht, auch da sieht alles gut aus. Aber das Trading ist auf Dauer nichts für mich, es reicht, die Sparplanrate ab und zu je nach Kurs anzupassen oder Einzelkäufe bei den bereits gefundenden "Premium"-Aktien durchzuführen, wenn der Kurs gerade günstig ist zusätzlich zur Monat für Monat abgebuchten Standardrate. Ich brauch keine Stopkurse, weil ich diese Aktien 10-15 Jahre mindestens zu halten gedenke. Sollte es große Probleme geben, würde ich natürlich auch verkaufen, dies ist aber bei diesen Aktien eher unwahrscheinlich. Jedenfalls bin ich inzwischen bei >30k angekommen und hätte nie gedacht, dass das Ganze auch richtig Spaß machen kann (hätte viel früher anfangen sollen!).
Also: einfach anfangen mit den klassischen All-World ETFs (habe ich natürlich auch noch) und eine Reihe von Top-Aktien. Dann kann einem nicht viel passieren. Trading kann man nebenbei auch machen, aber für die meisten "Normalos" ist es wohl eher nicht zu empfehlen, für mich ist das Stetige investieren jedenfalls die bessere Wahl.
27.05.2020 19:15 - bearbeitet 27.05.2020 19:15
27.05.2020 19:15 - bearbeitet 27.05.2020 19:15
@Sparplanfan schrieb:
Also: einfach anfangen mit den klassischen All-World ETFs (habe ich natürlich auch noch) und eine Reihe von Top-Aktien. Dann kann einem nicht viel passieren. Trading kann man nebenbei auch machen, aber für die meisten "Normalos" ist es wohl eher nicht zu empfehlen, für mich ist das Stetige investieren jedenfalls die bessere Wahl.
Schöner Input Sparplan, viele Wege führen eben nach Rom. 🙂
Wobei ich mal frech behaupte, dass die wenigstens 1000-1800€ im Monat bei seite legen können (ich nicht), da macht es dann eben Sinn eine gewisse Summe erstmal zusammen zu haben.
am 27.05.2020 19:21
Danke, ja, ich habe das Glück diese Sparrate aufbringen zu können, aber die Zeit drängt, bin inzwischen schon über 40 und hätte gerne ein gutes Polster für die Altersvorsorge!