17.10.2020 17:18 - bearbeitet 17.10.2020 17:23
Liebe Börsenfreunde (m/w),
von der anderen Seite des Atlantik droht kurzfristig Gefahr für die Börsen: Die Erholung steht auf wackeligen Beinen. Die scheinbar robuste Tendenz der Märkte könnte -- vor dem aktuellen Problemhintergrund -- durchaus trügerisch sein. Denn: Der Wahltag am 3. November in den USA kann auch deutlich negative Ergebnisse hervorbringen, die bislang so nicht erwartet werden. Viele Investoren rechnen mit Blick auf die US-Wahlen zwar mit hoher Volatilität; dennoch ist die Mehrzahl der Marktteilnehmer eher offensiv investiert. Das Risiko negativer Überraschungen -- und entsprechender Marktentwicklungen -- ist also gestiegen. Aktuell macht mir nicht nur die Corona-Entwicklung Sorgen, sondern vor allem die Präsidentschaftswahl in den USA am 3. November. Und die Gefahr, die dabei droht, hat bisher kaum ein Kommentator in dieser Form auf dem Zettel. Denn:
Man liest öfters, dass die Börsen vor den Wahlen wie gelähmt sind und erstmal das Ergebnis abwarten. Viele Kommentatoren schreiben, vor dem 3. November passiert nicht viel, und wenn die Börsen dann danach den neuen Präsidenten kennen, werde es schon wieder weiter nach oben gehen. Andere schreiben, dass die Börsen auf eine Wiederwahl von Donald Trump setzen, weil republikanische Präsidenten besser für die Börsen sind und weil ein Präsident Joe Biden Firmen wie Amazon und Apple auflösen oder zwangsverstaatlichen oder zwangsimpfen oder was auch immer würde. Dummes Geschwätz. Gelegentlich liest man auch, dass sich die Börsen eher über Biden als Präsident freuen würden, weil sich dann das Verhältnis zu China wieder verbessert. Der Grundtenor ist jedoch immer: Wartet mal bis zum 4. November, dann geht es an den Märkten weiter. Doch das greift zu kurz:
Der Börse ist eigentlich relativ egal, ob der nächste Präsident Biden oder Trump heißt. Die Aktienmärkte können sich mit Biden, äh, mit beiden arrangieren. Die große Gefahr, die ich sehe, ist ein unklarer Wahlausgang. Was wäre, wenn es ein knappes Ergebnis zu Gunsten von Biden gibt, das Trump aber nicht anerkennt? Weil ja die Briefwähler allesamt Betrüger sind? Was wenn sich Trump am Wahlabend selbst als Sieger ausruft, bevor die Briefwahlstimmen ausgezählt sind? Wir erinnern uns an das Jahr 2000: Mit einem der knappsten Ergebnisse in der Geschichte der USA wurde George W. Bush zum Präsidenten gewählt. Die Stimmauszählung im Bundesstaat Florida, einem der besonders umkämpften Swing-States, dauerte damals mehr als einen Monat. Am Ende lag Bush dort mit 537 Stimmen vor seinem demokratischen Konkurrenten Al Gore. Auch nach richterlich angeordneten Nachzählungen in einigen Wahlkreisen und der höchstrichterlichen Überprüfung durch den Supreme Court blieb der Wahlausgang umstritten. Ab November 2020 werden sich aller Voraussicht nach ebenfalls wieder Richter mit dem Wahlergebnis beschäftigen. Und das kann dauern. Am Ende hat Trump durch die Besetzung der offenen Richterstelle am Obersten Bundesgericht mit Amy Barrett dafür gesorgt, dass es jedenfalls keine klare Mehrheit für Joe Biden gibt. Jedenfalls:
Meine Befürchtung ist ein langes Herumeiern ohne klares Wahlergebnis. Das kann dieses Mal sogar noch länger dauern als vor 20 Jahren. Äußerungen von Trump liefern ja bereits jetzt starke Indizien, dass ein reibungsloser Machtwechsel nach dieser Wahl kaum zu erwarten sein wird. Sowohl das anhaltende Corona-Problem in den USA als auch das Thema "Briefwahl" liefern Trump Argumente, um selbst klare Ergebnisse zu ignorieren oder offen zu bestreiten. Damit verbunden ist die klare Drohung, die US-Präsidentschaftswahl massiv anzufechten. Solch ein Szenario -- mit einer Verfassungskrise der USA und unabsehbaren politischen Konsequenzen -- würde wochen- oder gar monatelange Unklarheit bedeuten, und das könnte den Börsen das Genick brechen. Übrigens:
Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist innerlich bereits schwer gespalten. Angeheizt durch die Corona-Pandemie und die teilweise von Gewalt begleiteten Anti-Rassismus-Proteste sind die Waffenverkäufe in den USA vor der Präsidentschaftswahl am 3. November deutlich angestiegen. Noch 2019 beantragten pro Monat durchschnittlich 2,3 Millionen Bürger die für den Waffenkauf notwendige Zuverlässigkeitsprüfung. Allein im Juni diesen Jahres waren es 3,9 Millionen Anträge -- so viele wie nie zuvor. Und wenn man jetzt mal richtig schwarzmalen möchte und an Unruhen, gar an bewaffnete Bürgerkriege denkt, kann man sich leicht überlegen, was für fatale Folgen das für die Wirtschaft und somit für die Börse hätte. Also:
Wir wollen nicht hoffen, dass es soweit kommt. Dennoch ist der Ansatz "nach der Wahl haben wir Klarheit!" meiner Meinung nach blauäugig und naiv. Man sollte sich zumindest für den Fall eines Börsenabsturzes nach der Wahl absichern. Dazu eignen sich Put-Optionsscheine noch besser als Bear-Zertifikate (MiniShort-Futures), weil bei einem Absturz die Volatilität ansteigt, wodurch sich der Wert von Put-Optionen noch stärker erhöht als nur durch den Kursrückgang. Auch die beliebten Discount-Put oder Discount-Put-Plus-Optionen eignen sich für eine Absicherung gegen einen vorübergehenden Absturz. Wir sollten also lieber solche als scharfe Waffen kaufen, aber zumindest über eine Absicherung der Depots nachdenken. Und natürlich:
Weiterhin solltet Ihr Eure Stopkurse beachten. In gefährlichen, volatilen Zeiten wie in den nächsten Wochen muss man nicht alle seine Trendaktien mit einem strengen Stop absichern, aber jedenfalls solche "angeschlagenen" Aktien, die auch jetzt schon nicht mehr richtig laufen und beispielsweise bereits deutlich unter der 200-Tage-Linie notieren. Ich gehe auch davon aus, dass für die Sterneaktien meine empfohlenen Stopkurse, in aller Regel unter der 200-Tage-Linie, nicht in Gefahr sind -- leider kann ich aber nicht hellsehen. Daher gilt:
Bis zur Wahl sind es noch 17 Tage. Noch genug Zeit, darüber nachzudenken und weitere Puts zur Absicherung zu kaufen. Denn ab dem 4. November könnte es für einige Wochen, vielleicht zwei oder drei Monate (hoffentlich nicht länger) sehr ungemütlich werden. Der DAX hat ja am Freitag nach dem katastrophalen Donnerstag nochmal einen Freudensprung nach oben auf 12900 gemacht -- gut so, dadurch sind Puts, Discount-Puts und Discount-Put-Plus-Optionen billiger geworden. Für meine (um 15 Grad) geneigten Leser nochmal eine kurze Zusammenfassung der Produktmerkmale:
Wichtig: Bei allen dreien entsteht ein Totalverlust, wenn der Basiswert (z.B. der DAX) am Laufzeitende oberhalb des Basispreises steht. Aber dann sind ja Eure Aktien sehr stark gestiegen, also ist einfach die Versicherungsprämie futsch.
Für die Auswahl von normalen Put-Optionen ("plain vanilla") gelten die Goldenen Regeln, die ich schon öfters erklärt habe: Man wähle einen hohen Basispreis, beispielsweise in der Nähe des Allzeithochs (z.B. 13700 Punkte) und eine lange Restlaufzeit mindestens drei Monate mehr als die geplante Haltedauer, also irgendwann im Frühling 2021. Die Trefferliste wird dann nach der impliziten Volatilität ("Vola") sortiert, und der Put-Schein mit der niedrigsten Vola kann gekauft werden. Ich habe mich beispielsweise für den PD00KU entschieden (DAX Plain-Vanilla-Put, Basis 13600, Laufzeit 27.05.2021, implizite Volatilität gut 20 Prozent).
Bei der Auswahl von Discount-Put-Plus geht es nur um Wahrscheinlichkeiten. Man sollte man sich einfach fragen: Halte ich es für möglich, dass der Basiswert (z.B. DAX) während der Laufzeit über die Barriere springt? Wenn ja, ist das Papier zu riskant.
Weitere Informationen von mir zu Discount-Put-Plus findet Ihr hier und hier.
Hier sind einige Vorschläge für Discount-Put-Plus-Scheine auf den DAX aus meiner großen Datenbank, mit denen man das US-Wahlrisiko "versichern" kann:
Basispreis/ Höchst- aktueller
WKN Barriere Floor wert Laufzeit Kurs max.Rendite
-----------------------------------------------------------------------------------
PX6QP4 14500 12500 20 EUR 20.Nov 2020 19,74 EUR 1,32% = 14,63% p.a.
PX137W 14200 10200 40 EUR 24.Dez 2020 34,38 EUR 16,41% = 141,37% p.a.
PX137X 14500 10500 40 EUR 24.Dez 2020 37,53 EUR 6,61% = 44,93% p.a.
PX137Z 15000 11000 40 EUR 24.Dez 2020 39,35 EUR 1,65% = 9,96% p.a.
PX6QRD 14000 13500 5 EUR 19.Feb 2021 3,69 EUR 35,50% = 142,96% p.a.
PX6QR9 14500 10500 40 EUR 19.Mrz 2021 30,69 EUR 31,23% = 90,53% p.a.
PX6QSQ 15000 13000 20 EUR 19.Mrz 2021 18,01 EUR 11,30% = 28,90% p.a.
Da ist doch mal für jeden Geschmack was dabei. Das erste Papier PX6QP4 ist schon fast ein Festgeldersatz. Dass der DAX bis Ende Dezember über 14500 hüpft, halte ich für ausgeschlossen. Da müsste schon ein Impfstoff unerwartet um die Ecke kommen. Ihr seht: Je länger die Laufzeit und je tiefer die Barriere, desto höher die maximale Rendite, weil das Risiko größer wird. Am riskantesten ist der PX6QRD. Hierbei handelt es sich fast schon um eine "binäre" Option, weil Basispreis und Floor eng nebeneinander liegen: Falls bis Ende Februar der DAX ein neues Rekordhoch (also 14000 Punkte oder mehr) geschafft hat, gibt es die volle Auszahlung von 5 Euro, wenn er dann unter 13500 liegt, und einen Totalverlust, falls er immer noch über 14000 steht. Gefährlich ist auch der PX137W, denn dass der DAX bis Ende Dezember mal 14200 Punkte erreicht -- das kann leicht passieren. Dann droht ein Totalverlust. Aber dann steigen ja auch Eure Aktien sehr deutlich. Und der Vollständigkeit halber:
Natürlich kann man diese Papiere jederzeit an der Börse* kaufen und verkaufen. Ihr müsst nicht bis zur Fälligkeit warten. Im Gegenteil: Wenn der DAX fällt oder zumindest nicht stark steigt, dann wird sich der Kurs der Optionsscheine der Obergrenze annähern. Wenn z.B. der PX137Z auf über 39,85 Euro geklettert ist (Obergrenze 40 EUR), dann empfiehlt sich ein Verkauf (Faustregel). Dadurch erhaltet Ihr Euer Geld früher wieder zurück (höhere p.a.-Rendite), und reduziert das Risiko. Wichtig: Wer bis zur Fälligkeit wartet, zahlt bei comdirect eine Gebühr von 10 Euro für die Einlösung.** Daher unbedingt vorher aktiv verkaufen.
Wie sowas aussieht, erkennt man den Papieren wie PX6QPJ (fällig 21.10.2020). Hier hätte man spätestens am 25.09.2020 zu 39,92 Euro verkaufen müssen, denn das Papier kann nicht über 40 Euro steigen.
Sollten aber wider Erwarten die Börsen deutlich steigen, werden die Put-Optionen entsprechend stark fallen. Aus steuerlichen Gründen solltet Ihr es nicht auf einen Totalverlust ankommen lassen, sondern vorher schon aktiv verkaufen, wenn Ihr für die gesamte Position (nicht pro Stück) noch 20, 30 oder 40 Euro bekommt, so dass nach Abzug der Gebühren für den Verkauf noch etwas übrig bleibt.
Das schöne an Discount-Strukturen ist, dass sie, wenn sich die Börse nicht bewegt, an Wert gewinnen. Das gilt für Discount-Zertifikate, aber auch Discount-Put und vor allem für Discount-Put-Plus. Grund ist, dass sich der Discount bis zum Laufzeitende auf Null reduziert. Wer abwartet, gewinnt also. Bei normalen Optionen (plain vanilla Call und Put) ist es umgekehrt: Wenn sich die Börse über das Wochenende mal nicht bewegt, verlieren die Optionen an Wert (Zeitwertverlust).
Pssst: Freetrade-Aktion mit BNP bei comdirect ab 02.11.2020 bis 30.11.2020.
Der Verlauf der US-Wahlen schafft mit Blick auf die kommenden Wochen also ein unsicheres Umfeld mit potentiell hoher Volatilität. Für einen blinden Verkauf aller Aktien besteht kein Anlass. Es schadet aber sicher nicht, etwas defensiver zu investieren und vor allem Absicherungsinstrumente gegen einen Kurssturz einzubauen. Etwaige Kursverluste werden durch die Put-Optionen abgemildert. Und das beste: Die Discount-Put-Plus-Scheine profitieren ja auch ohne Absturz sehr deutlich, wenn nur der Markt nicht stark steigt. Das sollte zu schaffen sein.
Herzliche Grüße aus einem herbstlichen München
und ein schönes Wochenende
an alle, die das hier lesen
nmh
_________________
*) Oder noch besser außerbörslich (Livetrading)!
**) Gilt bei comdirect für alle Optionsscheine, aber nicht für Discount-, Bonus- oder sonstige Zertifikate; diese werden kostenlos eingelöst.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 08.01.2021 10:38
@Gonzo71 schrieb:Was glaubt ihr - packen wir die 14.200 vor nächster Woche Freitag?
Meine Meinung ist jetzt nicht irgendwie fundiert oder so, aber ich habe den Eindruck, dass wir erst wieder irgendeine Art größerer Bremse sehen müssen, damit die Kurse erst einmal wieder verschnaufen.
Ich male mir aus, dass das im Q1 noch der Fall sein könnte, aber keine Ahnung ob es nächste Woche schon passiert.
Ich habe ein RBoC-Zertifikat zum 19.3. mit 15400er Barriere als Festgeldersatz, um das mache ich mir keine Sorgen. Aber unterhalb von 15000 würde ich wohl definitiv zittern.
Für Spekulation, also mit engeren Grenzen oder über lange Laufzeiten, würde ich diese Scheine nicht kaufen/halten.
am 21.01.2021 22:04
Ich habe in letzter Zeit Gefallen an den Discount Put Plus Scheinen gefunden, vielen Dank für den Tipp und die näheren Erläuterungen!
2 Fragen habe ich dazu noch:
- Gibt es solche Konstrukte eigentlich nur von BNP Paribas oder kann ich die auch bei anderen Emittenten bekommen? Wenn ja, wie werden sie dort genannt?
- Gibt es solche Scheine eigentlich nur auf Indizes oder bietet jemand ähnliches auch auf Aktien an?
am 21.01.2021 22:31
Ich nutze meistens die DPP-Zertifikate von BNP, weil ich mit denen gute Erfahrungen gemacht habe. Gut möglich, dass es auch von anderen Emittenten welche gibt. Ich nutze solche Papiere fast nur auf den DAX. Denn ob eine bestimmte Aktie in den nächsten Monaten über einer bestimmten Barriere notiert kann ich nicht so gut sagen wie bei einem Index. Bei DPP-Zertifikaten geht es ja um Wahrscheinlichkeiten eines Barrierebruchs.
Apropos Barriere: In einem anderen Thread hast Du nach Bonuszertifikaten gefragt. Ich habe in den letzten Wochen Papiere auf Allianz gekauft (WKN SD167P) und auf Repsol (WKN SB31EL) sowie Total (WKN PF4FBB). Bevor Du über diese drei Zertifikate nachdenkst, solltest Du aber erst die Aktien aus meinen Sternelisten kaufen, vor allem die hier. Die sind viel besser.
nmh
am 22.01.2021 01:29
@Ungeheuer wrote:- Gibt es solche Konstrukte eigentlich nur von BNP Paribas oder kann ich die auch bei anderen Emittenten bekommen? Wenn ja, wie werden sie dort genannt?
Ich habe mich mit "Reverse Bonus Capped"-Zertifikaten auf den Dax angefreundet, das verwende ich als Festgeldersatz. Sollte theoretisch auch ohne "Reverse" (=Put) gehen, aber ich finde den Aspekt "wenn der Rest fällt, habe ich die maximale Rendite früher drin" (und damit mehr p.a.) sehr beruhigend in einer ansonsten emotionalen Börsenphase.
Wenn es dann wirklich mal gefallen ist (habe erst nach der Korrektur im Herbst begonnen), kaufe ich danach vielleicht die Gegenrichtung 🙂
Ich nutze kurze Laufzeiten (z.B. drei Monate), in welchen ich hoffentlich den Kurs des DAX gut einschätzen kann. Rendite liegt dann z.B. im Bereich um 4%, aktuell habe ich einen Schein mit ein bisschen mehr Pfeffer, der beim meinem Kaufpreis 6,6% in ❤️ Monaten hat (VP4079).
Ich verwende Zertifikate von Vontobel, weil mir die als großer und bekannter Emittent ein geringes Risiko darstellen, weil ich die Produkte bei meinem Wahl-Broker kostenlos handeln kann und weil ich das Produkt anhand deren Beschreibung sehr gut verstanden habe.
am 22.01.2021 08:29
Vielen Dank euch beiden für die Antworten!
Mein Interesse an diesen Scheinen liegt in der Tat auch an der Eignung als Festgeldersatz. In Aktien (u.a. auch aus der Sterneliste, danke dafür @nmh ) werden parallel natürlich auch investiert. Hier geht es mir allerdings vorranging erstmal um Kapitalerhalt und wähle daher wie @Ihr Nickname gerne auch besonders sichere Barrieren.
Danke für den Hinweis auf die Reverse Bonus Capped von Vontobel, werde ich mir definiv auch noch näher anschauen. Kannst du noch näheres zu der Funktionsweise schildern? Funktionieren die genauso wie die DPP von BNP? Wie kann ich am besten nach ihnen suchen?
am 22.01.2021 09:41
Reverse Bonus Zertifikate (RBZ, mit oder ohne Cap) sind entfernt verwandt mit Discount Put Plus (DPP). Aber DPP haben sowohl eine viel höhere Rendite als auch ein viel höheres Risiko als RBZ. Erklärungen zur Funktionsweise von RBZ findest Du mit einer einfachen Google-Suche. Kurz gesagt sind es Bonuszertifikate, bei denen die Barriere über dem aktuellen Aktienkurs liegt. Auch hier setzt man also darauf, dass die Aktie nicht (stark) steigt. Aber ein Totalverlust droht - anders als bei DPP - erst, wenn die Aktie den sogenannten Reverse-Kurs erreicht, und nicht bereits bei einem Bruch der Barriere. Wie gesagt, in Google findest Du mehr dazu.
nmh
am 22.01.2021 11:52
@Ungeheuer wrote:Kannst du noch näheres zu der Funktionsweise schildern? Funktionieren die genauso wie die DPP von BNP? Wie kann ich am besten nach ihnen suchen?
nmh hat ja bereits zur Funktionsweise geantwortet. Ich hatte DPP bisher eigentlich so verstanden, dass sie kein Totalverlust sind, wenn der Kurs nach einem Barrierebruch wieder fällt, aber ich will dem Experten auch nicht reinreden.
Die exakten Bedingungen für jedes Produkt bitte immer im Informationsblatt nachlesen!
Anyways, ich habe mich immer auf den Seiten der Emittenten informiert. Die Begriffe schienen mir überall leicht anders gewählt und zum Teil hatte ich auf den verschiedenen Seiten (z.B. zertifikate.finanztreff.de) aufgrund der spezifischen Filter (Optionsschein != Zertifikat) nicht "alle möglichen" Varianten. Ich hatte per meinem Broker vier Emittenten in der engeren Auswahl und habe die einfach abgeklappert, um die jeweils bei diesem zum DPP vergleichbaren Produkte zu finden.
Am Beispiel (explizit nur als Beispiel!) von Vontobel findest Du die RBCZ hier:
Oben gibts noch Filter zum Einstellen, die halbwegs gut funktionieren (manche bedingen sich untereinander, es kommt also auf die Reihenfolge der Filterauswahl an *seufz*) und dann kannst Du halt sortieren.
Ich bin dann einfach mit einer gewählten Barriere und einer Fälligkeit durch die Liste sortiert nach Rendite gegangen und habe mir dann noch die genauen Details von einer Handvoll ähnlicher Zertifikate angesehen, weil die Tabelle ja nicht alle Werte in den Spalten hat.
Hilft Dir das weiter?
22.01.2021 15:44 - bearbeitet 22.01.2021 15:51
22.01.2021 15:44 - bearbeitet 22.01.2021 15:51
Habe mich jetzt auch mal ein wenig tiefer eingelesen. Die Reverse Bonus Zertifikate scheinen tatsächlich ähnlich wie die DPP zu funktionieren.
Gravierendster Unterschied scheint aber zu sein, dass der Bonusanspruch bei Erreichen der Barriere zwar entfällt, aber Zertifikat bei weiter steigenden Kursen dann aber erst bei Erreichen des höherliegenden Reservelevel komplett wertlos wird. Der DPP erleidet ja bereits einen Totalverlust, wenn am Laufzeitende die Barriere erreicht ist.
Trotzdem konnte ich jetzt bei ersten Vergleichen keine großartigen Renditeunterschiede zwischen den RBZ von Vontobel und den DPP von BNP feststellen (verglichen jeweils mit Laufzeiten bis 09/21 und Barrieren im Bereich 16.000), so dass ich die RBZ von Vontobel jetzt mal stärker in den Fokus nehmen werde.
Bei welchen Anbietern außer Vontobel bist du denn noch fündig geworden?
am 22.01.2021 17:10
am 22.01.2021 17:50
Ich ergänze nach meinen Recherchen noch etwas: CITI und Societe Generale.
JP Morgan habe ich noch durchforstet, dort aber nichts passenderes gefunden.
Inwiefern unsere gefunden RBZ bei HSBC, Vontobel, CITI und SG jetzt aber performancetechnisch unter den BNP DPP liegen, kann ich nicht wirklich sagen...ich konnte wie gesagt, keine relevanten Unterschiede feststellen. Vielleicht hat @nmh ja aber demnächst nochmal ein paar Minuten, um hier etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen!? Oder wir haben hier tatsächlich eine ganz interessante Anlagemöglichkeit gefunden...