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Fonds der "Crashpropheten" - was bringen sie?

Joerg78
Mentor ★★★
2.747 Beiträge

Die sogenannten "Crash-Propheten" haben seit Jahren Hochkonjunktur - sie beschreiben die Probleme der Wirtschaft und Finanzwelt (teilweise sicher auch zutreffend) und sehen den Crash daher als unausweichlich - entweder lapidar mit "Der Crash kommt" oder etwas apokalyptischer mit "Der größte Crash aller Zeiten". Das Ganze wird in entsprechenden Büchern niedergeschrieben; und damit der verunsicherte Anleger nicht im Regen stehen bleibt, haben einige dieser Autoren praktischerweise gleich den passenden Fonds aufgelegt.

 

In diesem Beitrag möchte ich mal 3 der Fonds vorstellen: Den Wertefonds  von Friedrich & Weik, den Dirk Müller Premium Aktien Fonds  sowie den Max Otte Vermögensbildungsfonds.

Ich werde auch jedesmal die Performance mit einem Standardindex (MSCI World) vergleichen; manche Fonds investieren zwar komplett anders als der MSCI World, dieser Index ist aber das, was in den meisten Fällen Privatinvestoren empfohlen wird.

 

Der Wertefonds von Friedrich & Weik wurde aufgelegt, um eine Lösung für den unausweichlichen Crash im Jahr 2023 zu haben; Ursache für den Crash soll das faktische Ende des bisherigen Wirtschaftssystems sein, nur mit Sachwerten (Aktien, Ackerfläche, Whiskey, Gold, Wald, etc.) soll man den Crash einigermaßen überstehen. Bislang gab es laut Autoren noch keinen entsprechenden Fonds ("Sachwertefonds"), der die Ideen der Autoren (die seit Kurzem getrennte Wege gehen) umsetzt.

 

Was ist im Fonds drin? Laut Factsheet (PDF) bestehen die Positionen aus

- 27% Cash (26% in Euro)

- 26% Gold (Barren)

- 22% Minen-Aktien (knapp über 30 Unternehmen)

- 10% sonstige Aktien (ganze 15 Unternehmen)

- 15% "Real Assets" (eine Anleihe, je 1 Silber- und Platin-ETF und 1 Bitcoin-Zertifikat).

 

Wald, Ackerland, etc. sind nicht zu sehen; es wird auch auf eine Anleihe und ein Zertifikat gesetzt, obwohl sie nicht "in die Vergänglichkeit von Papierwerten"  investieren wollen. 

Für die Verwaltung des Fonds werden übrigens 1,6% Verwaltungsgebühr zzgl. eine Performancefee  (Benchmark: Inflationsrate zzgl. 3%-Punkte) verlangt. Ein stattlicher Wert für rund 50 Wertpapiere, wobei 2 Goldbarren und Cash 53% des Fonds ausmachen. Übrigens sah die Asset-Allokation - insbesondere der Gold- und Cash-Anteil - auch vor Corona ähnlich aus.

 

Vergleich mit dem MSCI World (blau)seit Auflage 2017:

wertefonds.JPG

Nun gut, das war mal nix. Wie sah es denn in Crashphasen aus? Immerhin will der Fonds Vermögen nicht vermehren (die Zeiten sollen lt. Autoren vorbei sein), sondern erhalten. Hier mal der Crash von Ende 2018. Zeitraum Mitte 2018 - Mitte 2019:

wertefonds_2018.JPG

Der Wertefonds hat sein Versprechen eingelöst: Der Crash ging an ihm vorbei, der Aufschwung allerdings auch.

 

Corona (seit 1.1.2020):


wertefonds_Corona.JPG

Der Fonds ist ebenfalls stark nach unten gefallen (wenn auch nicht so stark wie der Index, was wohl u.a. an 1/4 Cash-Anteil liegt), stieg danach wieder an und liegt jetzt noch leicht vor dem MSCI World. 

 

Mein Fazit: Rückgänge macht der Fonds nicht so stark wie der Index mit (was wohl auch an 25% Cash + 25% Gold liegt), Aufschwünge aber ebenfalls nicht so stark.

Und ob man mit diesem Fonds im "größten Crash aller Zeiten" auf der sicheren Seite ist, darf bezweifelt werden. Und was hier besonders "Sachwerte" sein soll - viel mehr als Standard ist davon nicht zu sehen.

 

 

Dirk Müller - bekannt als "Mr. Dax" (weil er in der Tagesschau gern mal auf dem Frankfurter Parkett zu sehen war) - ist Buchautor (u.a. auch von Crash-Büchern).

Sein Premium Aktien Fonds ist ein reiner Aktien-Fonds mit viel Absicherung . Die Taktik soll so aussehen: Über Absicherungen sollen Verluste minimiert werden, Aufschwünge durch sukzessive Auflösung der Absicherungen aber größtenteils mitgenommen werden.

Die Asset-Allokation ist laut Factsheet recht gewöhnlich: 93% Aktien, 7% Cash (eine gewisse Cashquote ist v.a. bei aktiven Fonds normal).

Hauptinvestitionsland ist die USA (74,5%), die restlichen Länder liegen größtenteils in Europa (u.a. werden über 2% auf den Färöer Inseln investiert - dahinter steckt übrigens Bakkafrost , ein Fischverarbeiter - denke da nur ich automatisch an "Frosta"?).

Die größten Positionen findet man übrigens auch in den Top-Holdings des MSCI World wieder: Apple, Microsoft, Alphabet oder Nvidia.

 

Wie sieht es denn im Vergleich zum Index aus? Ab 2016:

mueller_gesamt.JPG

Nunja. Stellt man sich den Chart als Achterbahn vor, wird einem beim Fonds - im Gegensatz zum Index - wenigstens nicht übel; das kann einem dafür beim Blick auf die Performance werden, seit 1.1.2016 bis jetzt eine leichte Minusperformance. Dafür 1,6% Verwaltungsgebühr zu verlangen - das ist schon frech.

 

Wie sieht es in Crash-Phasen aus? Auch hier wieder Mitte 2018 bis Mitte 2019 und danach ab 1.1.2020:

mueller_2018.JPG


mueller_corona.JPG

Man sieht: Die oben erwähnte Absicherungsstrategie funktioniert.

Man sieht aber auch: Die oben erwähnte Rücknahme der Absicherungen funktioniert nicht. Vielleicht gibt es auch deshalb seit Mitte September kein Wochenupdate mehr in deren Forum .

 

Fazit: Der Fonds kann eines seiner Versprechen - Rendite zu erzielen - nicht erfüllen. Dafür kann der Investor in Zeiten von Crash-Phasen beruhigt schlafen; das könnte er aber mit einem normalen Festgeldkonto auch - und das trotz Niedrigzinsphase profitabler als mit Müllers Fonds. Was hier "Premium" sein soll, erschließt sich mir nicht.

 

 

Auch der ehemalige Hochschulprofessor Max Otte hat einen Fonds aufgelegt, nämlich den Vermögensbildungsfonds. Auch Otte hat ein Crash-Buch geschrieben, mittlerweile äußert er sich auch öfters politisch.

Der Fonds soll nach dem "Reinheitsgebot der Kapitalanlage" investieren - ob das was bringt oder ob man eher das Reinheitsgebot von 1516  bevorzugen sollte, werden wir noch sehen Smiley (zwinkernd)

Der Fonds selbst hat laut Factsheet (PDF) als größte Position: Cash, nämlich 27%. Vor Corona waren es übrigens 22% (siehe Halbjahresbericht). Der Rest sind Aktien, hauptsächlich in USA und Deutschland. Investiert wird quer durch die meisten Branchen, der v.a. in zyklischen Konsumgütern, in die Finanzindustrie (wird sich schon mit dem Reinheitsgebot vereinbaren lassen...) und Technologie. Laut letztem Jahresbericht investierte der Fonds in ca. 40 Unternehmen.

 

Schauen wir uns mal den Chart seit Mitte 2013 an:

vermoegen_gesamt.JPG

Nunja. Wir hatten schon schlechtere Fonds in diesem Beitrag, besonders ist die Performance aber dennoch nicht. Da sich vor 2016 sehr schnell eine große Lücke zwischen Fonds und Index aufmachte, hier der Chart ab 1.1.2016:

vermoegen_2016.JPG

Klar - auch hier liegt der Index vorne, aber sieht zumindest es bis 2019 nicht ganz schlecht aus.

 

Hier die Charts für die Crashphasen Ende 2018 und Corona:

vermoegen_2018.JPG

vermoegen_corona.JPG

Den Crash Ende 2018 hat er fast genauso mitgemacht wie der Index, den Aufstieg aber nicht; 2020 sieht es anders aus: Hier sind die Charts (trotz Vorteile für den Index) zumindest einigermaßen vergleichbar.

 

Fazit: Der Fonds verfolgt auf den ersten Blick keine besondere Strategie (bzgl. "Reinheitsgebot" habe ich nur den Hinweis gefunden, dass keine Derivate eingesetzt werden sollen). Die Performance ist erwartungsgemäß schlechter als der Index, aber von den 3 vorgestellten Fonds noch am Besten. Die Frage die sich mir stellt: Warum soll ich in einen Fonds (mit einer TER von 1,94%) investieren, der zumindest auf den ersten Blick keine besondere Strategie einsetzt und schlechter performt als der Index?

 

 

 

Was ist das Ergebnis für mich?

Ich würde in keinen der Fonds investieren.

Mal gibt es keine sichtbare Strategie gegen einen prophezeiten Crash, mal handelt es sich um eine Art Mogelpackung und mal gibt es eine langfristige Negativperformance.

 

Profitieren dürften nur die Autoren / Initiatoren der Fonds.

114 ANTWORTEN

dg2210
Legende
6.256 Beiträge

Auch wenn ich mich im Kreis der MSCI-World-ETF-Jünger unbeliebt mache:

das F&W-Konzept ist gar nicht so schlecht, denn mit genügend Whiskey, Gold und Wald lässt sich jede wahrscheinlich jede zukünftige Krise relativ unbeschadet überstehen.

 

ae
Mentor ★★★
2.959 Beiträge

@dg2210 

 

Ich würde das Gold mit Ackerland ersetzen, dann sollte man jede Krise meistern können 😂

 

gruss ae

—————————
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden

huhuhu
Legende
7.338 Beiträge

@dg2210  schrieb:

Auch wenn ich mich im Kreis der MSCI-World-ETF-Jünger unbeliebt mache:

das F&W-Konzept ist gar nicht so schlecht, denn mit genügend Whiskey, Gold und Wald

@dg2210 

...und ein paar Hühnern

 

lässt sich jede wahrscheinlich jede zukünftige Krise relativ unbeschadet überstehen.

 


 

dg2210
Legende
6.256 Beiträge

@ae  schrieb:

@dg2210 

 

Ich würde das Gold mit Ackerland ersetzen, dann sollte man jede Krise meistern können 😂

 


Ackerland nützt in der Krise nicht viel - zumindest nicht ohne einen guten Zaun und Leute, die aufpassen und Leute, die mit dem Land umzugehen wissen. Ich liebe ja diese Auswanderer-Sendungen, bei denen Stadtmenschen plötzlich einen Freiheitsdrang verspüren, das letzte Geld zusammenkratzen um sich irgendwo im fernen Ausland ein Stück Land zu kaufen um als "freier Selbstversorger" glücklich zu leben. 

 

Der Tausch Gold-> Ackerland dürfte in jedem Fall einfacher sein als der Tausch Ackerland->Gold.

 

 

dg2210
Legende
6.256 Beiträge

@huhuhu  schrieb:

...und ein paar Hühnern

 

lässt sich jede wahrscheinlich jede zukünftige Krise relativ unbeschadet überstehen.

 


 


Richtig! Hühner sind das ideale Haus-Nutz-Tier. Zum Glücklichsein brauchen sie im Wesentlichen nur einen Fuchs-sicheren, trockenen und zugfreien Stall.

Joerg78
Mentor ★★★
2.747 Beiträge

@dg2210  schrieb:

Auch wenn ich mich im Kreis der MSCI-World-ETF-Jünger unbeliebt mache:

das F&W-Konzept ist gar nicht so schlecht, denn mit genügend Whiskey, Gold und Wald lässt sich jede wahrscheinlich jede zukünftige Krise relativ unbeschadet überstehen.

 


Da magst du grundsätzlich durchaus recht haben. Welche Assetklassen in der Krise, die die beiden erwarten, tatsächlich Sicherheit bieten, weiß man erst hinterher. Was ich kritisiere ist die Diskrepanz zwischen den Lösungsvorschlägen von F&W und ihrem als Lösung propagierten Fonds; dort ist das nämlich alles nicht drin. Das mag daran liegen, dass diese Klassen sich nicht so ohne weiteres in einen Mifid2-kompatiblen Fonds packen lassen, dann darf ich das aber nicht als Lösung verkaufen.

dg2210
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6.256 Beiträge

@Joerg78  schrieb:

@dg2210  schrieb:

Auch wenn ich mich im Kreis der MSCI-World-ETF-Jünger unbeliebt mache:

das F&W-Konzept ist gar nicht so schlecht, denn mit genügend Whiskey, Gold und Wald lässt sich jede wahrscheinlich jede zukünftige Krise relativ unbeschadet überstehen.

 


Da magst du grundsätzlich durchaus recht haben.


Ich hasse diese Formulierung! Sag' doch einfach, was du wirklich meinst!

 

Ich bleibe dabei: das F&W-Konzept ist grösstenteils richtig, die Umsetzung als Fonds ist kompletter Mist.

 

Früher, als meine Lieblingsbank ihre Kunden noch zu exklusiven Seminaren einlud, hatte ich die Ehre, zu einem exklusiven (ca 20 Teilnehmer) Seminar mit Jim Rogers eingeladen zu werden, welches in einem Tagungsraum eines exklusiven Flughafenhotels stattfand. Ich nehme an, daß die so gemacht wurde, weil die meisten Teilnehmer und der Referent nur für das Seminar einflogen. (Ich kam mit dem Auto, parkte in der Hotel-Tiefgarage und musste lernen, daß ich mir für die Parkgebühren auch ein billiges Flugticket hätte kaufen können)

 

Beim Betreten des Seminarraumes passierte dan das, was mir häufig widerfährt und das viele Leser der Community nicht kennen: ein leichtes Frösten beim Überschreiten der Türschwelle. Das kommt aber nicht durch ein Absinken der Lufttemperatur im Raum, sondern durch einen dramatischen Einbruch des gemittelten Vermögens der Seminarteilnehmer durch meine Anwesenheit ...

(das Problem hatte sich erledigt, nachdem der Referent eingetroffen war)

 

Eine wesentliche Erkenntnis möchte ich euch nicht vorenthalten (sinngemäßes Zitat). Wenn eine Krise kommt, und sei es nur ein Schneesturm, der die Zufahrt zu eurem Haus blockiert, was ist dann besser:

a) ein Kellerraum voller Lebensmittel

oder

b) ein Zettel, auf dem steht, daß in einem Tresor in der Schweiz soviel Geld liegt, wie dem Wert der Lebensmittel in deinem Keller entspricht, bzw entspräche, wenn du statt des Zettels wirklich Lebensmittel hättest.

 

 

 

huhuhu
Legende
7.338 Beiträge

@dg2210  schrieb:

 

 

 

 

 

 Wenn eine Krise kommt, und sei es nur ein Schneesturm, der die Zufahrt zu eurem Haus blockiert, was ist dann besser:

a) ein Kellerraum voller Lebensmittel

oder

b) ein Zettel, auf dem steht, daß in einem Tresor in der Schweiz soviel Geld liegt, wie dem Wert der Lebensmittel in deinem Keller entspricht, bzw entspräche, wenn du statt des Zettels wirklich Lebensmittel hättest.

oder

c) ein Lebensmittelraum der im Weinkeller integriert ist,

und in dessen begehbarem Tresor die Höhner gackern Smiley (fröhlich)

 

 


 

Joerg78
Mentor ★★★
2.747 Beiträge

@dg2210  schrieb:


Ich hasse diese Formulierung! Sag' doch einfach, was du wirklich meinst!

Kein Grund, mich so anzuranzen.

Ich meine das übrigens so, wie ich das geschrieben habe: Es ist möglich, dass du Recht hast, ich weiß es aber nicht - und ich gehe davon aus, dass F&W auch nur vermuten, dass sie damit den "größten Crash aller Zeiten" gut überstehen. Ob danach auf absehbare Zeit noch jemand Lust auf Whiskey hat, weiß keiner; die Flasche ist nämlich nur so viel wert wie Leute bereit sind, dafür zu bezahlen.

 

 

dg2210
Legende
6.256 Beiträge

@Joerg78  schrieb:

Kein Grund, mich so anzuranzen.

 


Das war nicht meine Absicht! Ich wollte dir Mut machen,  Klartext zu schreiben. ich kann es vertragen, wenn jemand sagt, daß ich falsch liege.