31.12.2019 17:01 - bearbeitet 06.01.2022 18:23
Liebe Börsenfreunde!
@Karatevater und @Chrissel und vor längerer Zeit @haxo, aber auch einige andere bitten um Erläuterungen, wie man Discount-Zertifikate richtig auswählt, um beispielsweise vergünstigt in Aktien einzusteigen. Da die Erklärungen von allgemeinem Interesse sind, hier ein neuer Thread dazu.
Lasst mich vorausschicken, dass ich seit dem Jahr 1999 Discount-Zertifikate handle und schon knapp 1600 unterschiedliche davon gekauft habe. Alleine am heutigen Tag wurden mal wieder 25 solche Zertifikate in meinem Depot fällig. Ich weiß also genau, wovon ich spreche, habe sehr gute Erfahrungen mit Discount-Zertifikaten gemacht, und das Handling ist wesentlich einfacher als bei Bonus-Papieren. Wer sich für Bonuszertifikate interessiert, klickt bitte hier. Dort habe ich ausführliche Tips dazu gegeben.
Discount-Zertifikate sind wahre Alleskönner. Man kann sie einsetzen, um kostengünstig in Aktien einzusteigen. Wählt man eine niedrige Obergrenze (sogenannte Deep-Discount-Zertifikate), so eignen sich die Papiere als Festgeld-Ersatz. Man bekommt dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine vernünftige Rendite. Mehr dazu lest Ihr weiter unten.
Was ist ein Discount-Zertifikat? Für alle, die es noch nicht kennen, hier eine ganz kurze Erklärung der Funktionsweise. Ein Discount-Zertifikat ist ein eigenes Wertpapier mit einer WKN und einigen "Ausstattungsmerkmalen". Jedes Discount-Zertifikat hat folgende Merkmale, durch die es sich von anderen Zertifikaten unterscheidet:
- Basiswert (Underlying, z.B. eine Aktie oder der DAX)
- Obergrenze (Cap): Ihr profitiert von Gewinnen im Basiswert bis zu dieser Grenze
- Laufzeit (Datum der Fälligkeit)
- Emittent (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat)
- Ausübungsart (nur Barausgleich, oder ggf. auch physische Lieferung des Basiswertes)
- Bezugsverhältnis ("BZV", meistens 1:1 für Aktien und 100:1 für DAX)
Wenn Ihr kauft, gilt folgende Regel: Das Discount-Zertifikat wird am Fälligkeitstag zu einem Wert eingelöst, der dem Wert des Basiswertes an diesem Tag entspricht, jedoch maximal die Obergrenze. Dafür, dass Ihr die Obergrenze in Kauf nehmt, erhaltet Ihr das Discount-Zertifikat etwas billiger als der Basiswert. Diesen Unterschied nennt man "Discount", daher der Name.
Eine anderer, seltener Name lautet "BLOC-Zertifikat", das steht für "Buy Low Or Cash".
Zwei aktuelle Beispiele:
1. DAX-Discount-Zertifikat
WKN: PZ3V10
Underlying: DAX (WKN 846900)
Laufzeit: 21.05.2020
Obergrenze: 12000 Punkte im DAX
Bezugsverhältnis: 100:1
Emittent: BNP Paribas
Ausübung: nur Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 118,76
Dieses Zertifikat wird am 21.05.2020 eingelöst. Ihr bekommt an diesem Tag den Stand des DAX geteilt durch 100 (= Bezugsverhältnis), maximal jedoch 120 Euro. Falls also der DAX am 21.05.2020 bei 11.000 Punkte steht, wird das Zertifikat zu 110 Euro eingelöst, und Ihr macht einen Verlust von 8,76 Euro. Steht der DAX jedoch bei 12.000 oder höher, gibt es die maximale Auszahlung von 120 Euro, was einer Rendite von 2,65% p.a. entspricht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch, und die Rendite ist viel besser als bei Festgeld. Anmerkung Januar 2022: Das Zertifikat wurde im Mai 2020 wegen Corona "nur" zu 104,09 Euro eingelöst. Der DAX stand damals bei 10409 Punkten.
2. Aktien-Discount-Zertifikat
WKN: CL152U
Underlying: Deutsche Pfandbriefbank ("PBB", WKN 801900), Kurs: 14,57 EUR
Laufzeit: 26.06.2020
Obergrenze: 15 Euro
Bezugsverhältnis: 1:1
Emittent: Commerzbank
Ausübung: physische Lieferung oder Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 13,70
Anmerkung Januar 2022: Wegen Corona hat auch das nicht richtig geklappt. Das Zertifikat wurde im Juni 2020 in PBB-Aktien umgetauscht, die im Corona-Crash auf damals ca. 7 Euro gefallen waren. Heute steht die PBB-Aktie bei knapp 11 Euro. Kein Beinbruch!
Das ist ein Zertifikat, das ich vor wenigen Tagen gekauft habe. Dieses Zertifikat wird am 26.06.2020 eingelöst. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Falls die PBB-Aktie an diesem Tag höher als 15 Euro steht, gibt es "nur" die Barauszahlung von 15 Euro. Ihr habt dann einen Gewinn von 1,30 EUR gemacht, das entspricht einer Rendite von 19,2% p.a. Stark! Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es so kommt, ist hoch, denn die PBB-Aktie notiert bereits bei 14,57 Euro. Anmerkung Januar 2022: Nein, leider kam im Februar 2020 Corona. Siehe oben.
Falls die Aktie nicht so weit steigt und bei Fälligkeit noch unter 15 Euro notiert, wird das Zertifikat gebührenfrei im Verhältnis 1:1 in die Aktie umgetauscht. Dann bin ich billiger in die Aktie eingestiegen, weil das Zertifikat aktuell fast 1 Euro weniger kostet als die PBB-Aktie. Anmerkung Januar 2022: Und genau das ist passiert.
Mir geht es in diesem Fall eher um die Maximalrendite als um die Aktienlieferung, denn ich besitze bereits PBB-Aktien. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Zertifikat mit eher etwas niedrigem Cap entschieden. Und das führt gleich zum nächsten Punkt:
Wie wähle ich mein Discountzertifikat aus?
Die Auswahl von Discountzertifikaten ist eigentlich ganz einfach. Ich habe auch hier schon einiges dazu geschrieben (bitte nachlesen). Bitte beachtet die neun Punkte der Checkliste im verlinkten Beitrag genau!
Zunächst: Die beiden Zertifikate CA42MG und CA42MH, die @Karatevater genannt hat, scheinen beide "ausverkauft" zu sein. Jedenfalls gibt es heute (Silvester) keine Briefkurse. Daher fällt es mir schwer, ihre Attraktivität zu beurteilen.
Ich gehe davon aus, dass @Karatevater in die BASF-Aktie einsteigen will, ohne die normale Provision zu bezahlen. Leider eignen sich die beiden genannten Zertifikate dazu nicht, weil ihr Cap zu niedrig ist. CA42MG hat einen Cap bei 67 Euro und CA42MH hat einen Cap bei 69 Euro. Die BASF-Aktie kostet aber jetzt bereits 67 Euro (Stand 30.12.2019). Bei den beiden Zertifikaten ist also die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass man bei Laufzeitende keine BASF-Aktien bekommt, sondern "nur" eine Barabfindung von 67 oder 69 Euro.
@Karatevater fühlt sich "erschlagen" von der Vielzahl der Zertifikate. Ich habe in meiner Datenbank viele Millionen Zertifikate, aktuell sind knapp 190.000 Discount-Zertifikate aktiv handelbar. Aber das sollte Euch nicht beunruhigen. Wer Discounter nutzen will, um günstig (= reduzierte Provision oder gebührenfrei, und evtl. mit einem kleinen Kurs-Discount) in eine Aktie einzusteigen, der geht einfach so vor wie in meinem oben verlinkten Beitrag empfohlen. Dort steht auch, wie man die Filter anwendet. Bitte nachlesen!
Wichtig: Um zu prüfen, ob physisch geliefert oder nur in Bar abgegolten wird, verlasst Ihr Euch bitte nicht auf die Angaben auf Fremdwebsites wie z.B. ariva.de, sondern Ihr prüft dies bitte ausschließlich auf der Website der Emittenten, denn nur dort ist es juristisch verbindlich und korrekt. Meiner Erfahrung nach sind die Angaben auf Fremdwebsites nicht immer richtig.
Die besten Discount-Zertifikate gibt es von der Commerzbank und von BNP. Beide sind bei comdirect für die vergünstigte Provision von 3,90 Euro handelbar. Die Websites haben folgende Adressen:
https://www.zertifikate.commerzbank.de/
https://www.derivate.bnpparibas.com/startseite
Anmerkung Januar 2022: Commerzbank bietet keine Zertifikate mehr an. Das Geschäft hat am 30.03.2020 die Societe Generale übernommen. An der Qualität hat sich aber nichts geändert. Ich empfehle die SocGen ausdrücklich. Das ist die Website:
https://www.sg-zertifikate.de/
Anmerkung Januar 2022: Auch die Zertifikate der Citigroup oder von Morgan Stanley sind empfehlenswert, aber hier muss man genau darauf achten, ob es nur Barauszahlung oder auch physische Ausübung gibt.
Nun also konkret zur BASF-Aktie. Wir gehen folgendermaßen vor:
Bitte nutzt die Discount-Zertfikate-Suche im comdirect-Informer. Dort bitte als Zertifikate-Typ "Discount" wählen, und als Basiswert die WKN BASF11. Bitte aktiviert außerdem das Kästchen "3,90 Euro Aktion", damit Ihr in den Genuss einer vergünstigten Provision kommt. Bedeutsam sind dann vor allem zwei Parameter: Einmal die Obergrenze (Cap Basiswert) und dann die Laufzeit.
Als Laufzeit stelle ich immer ein "6 Monate bis endlos". Warum? Erfahrungssache. In diesem Bereich (6 bis 12 Monate) ist der Discount am attraktivsten. Man kann das auch mathematisch begründen, aber das führt hier zu weit.
Als Cap (Obergrenze) wählt Ihr einen Kurs, der etwas höher liegt als Euer Kursziel für den gewählten Zeitraum. Hier müsst Ihr also realistisch abschätzen, wo der BASF-Kurs in einem halben Jahr steht. Ich persönlich halte es für realistisch, dass BASF im Juni 2020 bei etwas weniger als 80 Euro steht. Also wähle ich eine Obergrenze (Cap) von Null bis 80 Euro.
Als Ergebnis werden mir jetzt noch etwas mehr als 200 Zertifikate angezeigt. Die lasse ich mir auflisten. Bitte nicht nach der Seitwärtsrendite sortieren (die ist nicht wichtig), sondern nach der Maximalrendite p.a.
Eines der obersten Papiere in der Liste hat die WKN CL1NV6 und die höchste Maximalrendite, nämlich über 30% p.a. Das würde ich zum Kauf empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht "nur" mit der Maximalrendite von 30% in Bar abgefunden wird, sondern tatsächlich BASF-Aktien erhält, ist sehr hoch. Und in diesem Fall hat man nicht nur die normale Provision für den Kauf reduziert (3,90 Euro statt 10 Euro, und an manchen Tagen sind Discount-Zertifikate sogar gebührenfrei erhältlich), sondern man erhält sogar noch einen feinen Discount von 4,9 Prozent.
Noch kurz zum Thema Deep-Discount-Zertifikate und Festgeld-Ersatz: Dazu eignen sich beispielsweise folgende Discount-Zertifikate auf den DAX:
WKN PP9KTL (Cap 11.000, Laufzeit 24.12.2020), Rendite: 1,9% p.a.
WKN PZ3V10 (Cap 12.000, Laufzeit 21.05.2020), Rendite: 2,7% p.a.
WKN CU3RXB (Cap 12.000, Laufzeit 24.07.2020), Rendite: 3,0% p.a.
WKN CJ7MU5 (Cap 13.000, Laufzeit 26.06.2020), Rendite 6,4% p.a.
Anmerkung Januar 2022: Auch das war wider Erwarten ein Teufelsritt. Wegen Corona stand der DAX im Mai 2020 bei gut 10500 Punkten und im Juli 2020 bei etwa 13000 Punkten.
Ihr sehr also: je höher die Obergrenze, desto höher auch die maximal mögliche Rendite, desto höher aber auch das Risiko. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 11.000 bleibt ist viel höher als die Wahrscheinlichkeit, dass er über 13.000 klettert. Anmerkung Januar 2022: Denkste! Siehe Corona im Februar 2020.
Und bei der Gelegenheit kann man noch mit einigen Gerüchten aufräumen.
1. Bei Zertifikaten spekuliert Ihr nicht gegen den Emittenten!
Der Emittent gewinnt nicht, wenn Ihr verliert, und er verliert nicht, wenn Ihr gewinnt. Stattdessen sichert sich der Emittent an der Terminbörse Eurex ab, sobald Ihr Zertifikate kauft. Dort bildet er eine Gegenposition ab, die genau dem Zertifikat entspricht. Wenn Ihr beispielsweise ein Discount-Zertifikat kauf, dann sichert sich der Emittent ab, indem er die Aktie kauft und gleichzeitig an der Eurex einen Call auf die Aktie verkauft. Denn hinter einem Discount-Zertifikat steckt nichts anderes als ein gedeckter Short Call, so nennt man das. Die Prämie, die man für den Call erhält, entspricht dem Discount. Und falls das Papier so stark steigt, dass der Basispreis des Calls überschritten wird, müsst Ihr die Aktie abgeben. Auf diese Weise wird die Obergrenze realisiert.
Der Emittent verdient ausschließlich am Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis der Zertifikate) und daran, dass er die Einzelkomponenten des Zertifikates am Großmarkt (Eurex) etwas billiger bekommt als es dem Preis des Zertifikates entspricht.
Der Emittent hat sogar ein Interesse daran, daß Ihr mit Zertifikaten Gewinne macht. Denn nur zufriedene Anleger kaufen auch in Zukunft Zertifikate.
2. Ihr könnt Zertifikate jederzeit verkaufen.
Man kann zwar manche Zertifikate nicht mehr kaufen (siehe oben, sie sind "ausverkauft"), aber man kann sie immer an den Emittenten zurückverkaufen. Die Emittenten (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat) stellen während der Laufzeit der Zertifikate stets faire Geld- und Brief-Kurse -- und zwar im außerbörslichen Handel ("Livetrading") und auch an der Börse Stuttgart oder Frankfurt. Einerseits sind sie dazu verpflichtet (Emissionsprospekt). Andererseits würde es sich schnell rumsprechen, wenn ein Emittent keine fairen (!) Verkaufspreise ("Geldkurse") mehr stellt, und er könnte sein Zertifikategeschäft zusperren. Während der Laufzeit kann man also alle Zertifikate jederzeit verkaufen. Am Ende der Laufzeit werden Zertifikate vollautomatisch (bei comdirect gebührenfrei) eingelöst.
Mit anderen Worten: Der Handel an der Börse wird nicht dauerhaft "eingestellt". Es kommt zwar gelegentlich (selten) vor, dass man höchstens einige Stunden/Tage lang bestimmte Zertifikate nicht handeln kann; dafür gibt es unterschiedliche Gründe (die mit der jeweiligen Aktie zu tun haben). Aber eben nicht dauerhaft.
Aus juristischer Sicht habt Ihr übrigens als Inhaber eines Zertifikates einen Anspruch gegen den Emittenten, dass er Euch das Zertifikat zu einem fairen Preis abkauft -- ggf. mit einer Kündigungsfrist. Genaueres regelt der jeweilige Emissionsprospekt, der rechtlich verbindlich ist.
Risiko: Wenn der Emittent pleite geht (Lehman Brothers anno 2008), ist das im Zertifikat investierte Geld weg. Entscheidet selbst, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine große (!) Bank pleite geht, und was in so einem Fall an der Börse los wäre. Dann wäre Euer Zertifikat das geringste Problem. Trotzdem sollte man wegen dieses Risikos nicht sein ganzes Geld in Zertifikate investieren.
Und der Vollständigkeit halber: Wer Discount-Zertifikate kauft, verzichtet auf die Dividende, die die jeweilige Aktie während der Laufzeit der Zertifikate bezahlt. Diese Dividende ist jedoch bereits im Preis des Discounters eingerechnet, sie dient also dazu, das Zertifikat noch billiger zu machen. Mit anderen Worten: statt Dividende bekommt Ihr einen höheren Discount.
Die gelieferten Aktien sind aber "normale" Aktien mit vollem Dividendenanspruch. Ihr verzichtet also nur während der Laufzeit des Zertifikates, nicht danach.
Hier noch paar kurze Nachträge, die mir gerade einfallen:
1. Bei Aktien aus Frankreich, Italien und USA gibt es meistens keine physische Ausübung, sondern nur Barausgleich. Grund sind steuerliche Besonderheiten (Italien, Frankreich) und die Währungsumrechnung (USA).
2. Wenn bei uns in Deutschland die Finanztransaktionssteuer kommt, wird es aus eben diesem Grund vermutlich auch keine physische Ausübung mehr geben. Schade.
3. Die Fälligkeit der Discount-Zertifikate ist meistens konzentriert am 31.03., 30.06., 30.09. oder 31.12. Das hängt mit den großen Verfalltagen an der Eurex zusammen, an der sich die Emittenten - wie beschrieben - absichern. Zertifikate mit anderem Verfall als (ungefähr) diese Tage sind sehr selten. Weiter aber kein Problem.
4. Bei Discount-Zertifikaten auf ausländische (vor allem USA) Aktien gibt es eine Variante "Quanto" (steht für "quantity adjusted option" = abgesichert gegen Währungsschwankungen). Dieser Zusatz bedeutet also, dass sich das Zertifikat am Kurs der Originalaktie in Originalwährung (USD) orientiert, also nicht in Euro umgerechnet wird. Mit anderen Worten, "Quanto" bedeutet, es gibt weder die Chance auf Währungsgewinne noch das Risiko von Währungsverlusten. Wer mit einem schwachen US-Dollar rechnet, sollte also Quanto-Zertifikate kaufen.
5. Aufpassen bei der Obergrenze auf US-Aktien: Manchmal sind die in USD angegeben, manchmal in EUR. Achtung: Ich habe auch schon beobachtet, dass Fremdwebsites den Cap ohne Währungsangabe zeigen, oder fälschlicherweise sogar einen USD-Cap mit der Währung "Euro". Also immer die Original-Websites der Emittenten prüfen!!!
Für alle Anleger in Discount-Zertifikaten gilt: Bitte während der Laufzeit regelmäßig (z.B. jedes Wochenende) die restliche Maximalrendite prüfen. Falls die (ja nach Basiswert) kleiner als z.B. 4% p.a. geworden ist, hat das Discount-Papier sein Maximum bereits frühzeitig (vor Laufzeitende) erreicht. Dann bitte sofort verkaufen und ggf. in ein neues Discount-Papier umschichten (das nennt man "Rollen"). Ich benutze zu diesem Zweck Spezialsoftware, da ich eine hohe Anzahl Discount-Zertifikate (derzeit genau 91 verschiedene) halte.
Ich hoffe, damit einige drängende Fragen zu Discount-Zertifikaten beantwortet zu haben. Als großer Fan dieser Papiere würde ich mich freuen, Euch dafür erwärmt zu haben. Probiert es einfach mal aus -- viele Papiere sind günstig zu kaufen (Provision nur 3,90 Euro). Bitte beachtet: die günstige Provision gilt nur, falls Ihr für im Livetrading mindestens 1000 Euro kauft.
Anmerkung Januar 2022: Es bleibt trotz Corona-Crash bei meiner Empfehlung: Discountzertifikat sind und bleiben ein wunderbares Werkzeug für intelligente Anlegerinnen und Anleger.
Viele Grüße und einen guten Jahreswechsel aus München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 30.06.2020 13:55
Lieber @FakeAccount, ab morgen gibt es einen Monat lang Zertifikate von Societe Generale im Livetrading für 0€ Handelsgebühren ab 1.000€ Handelsvolumen. Da dachte ich mir, dass dieses Angebot eine gute Möglichkeit ist, wieder in Sartorius einzusteigen bzw. zumindest am Kurs zu partizipieren. Gerne würde ich Deine Meinung zu folgenden beiden Discount-Zertifikaten lesen:
WKN: SR8SDL
- Cap: 360,00
- Discount: 4,52%
- Max Rendite p.a. 41,85%
- Fälligkeit: 19.03.21
WKN: SR8KJ6
- Cap: 350,00
- Discount: 5,28%
- Max Rendite p.a. 38,22%
- Fälligkeit: 19.03.21
Generell gilt doch: Je risikoaverser ich bin, desto höher sollte der gewählte Discount sein. Damit einher geht aber auch ein geringerer Cap und somit sinkt die maximale Rendite p.a. (und umgekehrt). Richtig?
Beste Grüße
squirrel
am 30.06.2020 15:16
Es ist ja allgemein bekannt, dass @nmh zur Zeit seinen Beiträgezähler schonen möchte, weil er weder Lust noch Zeit hat, sich zum 8000er-Jubiläum was lustiges einfallen zu lassen. Aus diesem Grund übernehme ausnahmsweise ich die Antwort in Vertretung für nmh.
am 30.06.2020 15:26
@FakeAccount vielen Dank für die Antwort die mich in meiner Entscheidung stärkt und die Liste zum durchstöbern.
Beste Grüße
am 30.06.2020 17:52
Also, dieser @FakeAccount und dieser @nmh betreiben mit ihren Discount-Zertifikaten ein Handwerk, das quasi aus den Urzeiten der comdirect bank stammt, und zwar das sogenannte Discount Brokerage. Damit wurde die comdirect berühmt, und so stand es auch in dem Begrüßungsschreiben an einen gewissen Herrn Pramax aus dem Jahre 1996 (siehe unten).
Ja, unsere comdirect, die Direktbank der Commerzbank (die sie nun wieder heim
ins Nestchen holt), der "Feinkost Albrecht" unter den Discount Brokern!
Gruß, Pramax
Discount Brokerage im Jahre 1996
am 14.07.2020 20:34
@Finanzgoblin schrieb:Gegeben den Fall, dass ich ein Discountzertifikat für 90€ gekauft habe und der CAP bei 100€ liegt. Am Stichtag notiert der Basiswert bei 80€ und es erfolgt eine physische Lieferung des Basiswerts.
Gegeben den Fall, dass ich diesen Verlust realisieren möchte: Handelt es sich um ein Aktiengeschäft oder um ein Derivatgeschäft? Gekauft wurde ja ein Zertifikat, verkauft eine Aktie.
In welchen Verlusttopf fließt das?
Gehe ich richtig in der Annahme, dass ein Verkauf eines Discountzertifikats während der Laufzeit (natürlich zu den derivativen Geschäften zählt), während, nach Lieferung des Basiswerts, der gesamte Kauf & Realisation des Verlusts als Aktiengeschäft zählt?
Ich würde vermuten, dass die Aktie mit Kaufkurs des Derivats (in Deinem Bsp. 90 EUR) ins Depot eingebucht und ab diesem Zeitpunkt steuerlich als Aktiengeschäft behandelt wird.
Hat jemand Erfahrung dazu?
am 15.07.2020 23:50
Mich würde mal eure Einschätzung interessieren, inwiefern das Emittentenrisiko bei solchen Zertifikaten eingepreist ist. Das Zertifikat ist ein bisschen billiger als der Basiswert weil man im Gegenzug dafür nur bis zum Cap an den Kurssteigerungen beteiligt wird. Aber wird man auch für das Risiko entlohnt, dass man das Geld dem Emittenten leiht? Die Wahrscheinlichkeit, dass BNB Paribas pleite geht ist warhscheinlich geringer als bei z.B. Vontobel. Aber spiegelt sich das auch in den Renditen der Zertifikate wieder? Bezieht ihr solche Überlegungen in die Auswahl der Zertifikate mit ein?
Und noch eine andere Frage: Bedeutet ein kleiner Spread immer automatisch geringe Kosten, oder gibt es noch andere versteckte Kosten? Also liegt der "faire" Wert des Zertifikats immer zwischen dem Brief- und Geldkurs? Die Spreads sind teilweise so klein (oft nur 0,01%), dass ich mir fast nicht vorstellen kann, dass das die einzige Einnahmequelle für die Emittenten ist.
am 16.07.2020 11:17
Hi @yarp
also m.M.n. ist das Emittentenrisiko das geringste Risiko bei den Zertifikaten.
Bis auf Lehmann Brothers sind mir auch keine Ausfälle bekannt.
Wenn ich Zertifikate kaufen möchte und die werden gleichartig von diversen Emittenten angeboten dann nehme ich den Emittenten von dem ich derzeit kaum oder wenige Zertifikate habe.
Ich schaue also schon das das Risiko verteilt wird. Insgesamt gesehen habe ich da wenig Bedenken dass ein Emittent rückzahlungsunfähig wird, egal ob Vontobel, Citi oder wie sie alle heißen.
Mir ist auch nicht aufgefallen, dass ein Zertifikat des einen Emittenten mehr Rendite verspricht nur weil er vllt. weniger groß, bekannt o. geringeres Handelsvolumen hat.
Über den Spread bzw. den Gewinn des Emittenten mach ich mir keine Gedanken.
Ich nehme das Zertifikat welches mir am Besten passt.
Mir sind auch keine "Extra"-Kosten bekannt nur weil der Spread sich evtl. im Promille-Bereich bewegt.
Gruß Morgenmond
am 17.07.2020 17:25
Ich halte den starken Aufschwung seit dem Corona-Crash für etwas zu schnell und rechne nochmal mit einem zweiten Kurseinbruch. Dann sind doch Discount-Zertifikate eine gute Sache, oder? Ich hab mir z.B. dieses Zertifikat auf Mastercard rausgesucht: TR8K6J und mir dazu folgende Überlegungen gemacht:
Mastercard steht aktuell bei 260€, dieses Zertifikat kostet 210€ und hat ein Cap bei umgerechnet ca. 220€. Das heißt also wenn es nochmal zu einem Crash kommt dann bekomme ich Mastercard Aktien, aber etwa 20% günstiger als wenn ich die jetzt direkt kaufen würde. Wenn es doch nicht wieder bergab geht, dann bekomme ich Ende des Jahres 220€ und habe damit ca. 9% p.a. Gewinn gemacht. Nichts weltbewegendes aber doch ganz ordentlich. Das ist doch eigentlich perfekt, wenn ich zwar Interesse an Mastercard-Aktien habe, aber die Preise aktuell für ziemlich hoch halte, oder?
Sind meine Überlegungen soweit richtig? Würdet ihr unter meinen Annahmen solche Zertifikate kaufen oder gibt es da bessere Möglichkeiten?
Und an dieser Stelle möchte ich mich auch mal ganz herzlich bei @nmh bedanken für die vielen unterhaltsamen aber vorallem lehrreichen Beiträge. Ich habe schon ein paar Erfolge mit den Sternenaktien gehabt und ohne dich wäre ich nie auf die Idee gekommen mich überhaupt mit Zertifikaten auseinanderzusetzen. Ich finde das sind super spannende Produkte. Wenn du noch eine kurze Antwort auf meine vorherige Frage hättest (zwei Kommentare über diesem) wäre das super
am 17.07.2020 18:01
M.E. bekommst du den Gegenwert von 250 USD zum Jahresende und nicht 220 Euro. Momentan 218,70 Euro und zum Jahresende eventuell auch weniger als 210 Euro oder auch deutlich mehr.
am 17.07.2020 19:32
@yarp :
Vielen Dank für Dein Lob - es freut mich sehr, dass die Beiträge von meinem arroganten Nachbarn nmh trotz seiner dümmlichen Arroganz für Dich hilfreich sind.
Thema Emittentenrisiko: Sollte man im Hinterkopf behalten, aber nicht überbewerten. Theoretisch wirkt sich das Emittentenrisiko (messbar und quantifizierbar mit Hilfe der CDS für den Emittenten, bitte googeln) auf den Preis der Zertifikate aus, aber dieser Einfluss ist sehr klein und zu vernachlässigen. Bitte lass Dir da nicht unnötig Angst machen. Wenn die Commerzbank oder BNP paribas oder Vontobel oder Societe Generale tatsächlich pleite gehen, dann haben wir an der Börse und in der realen Wirtschaft ganz andere Sorgen als "nur" die Zertifikate. Dann gibt es einen Knall, der ist so laut, dass man ihn weltweit hören kann.
Thema versteckte Kosten, wenn der Spread sehr gering ist: Darüber hat nmh schon sehr, sehr oft in der Community geschrieben, sicher auch in diesem Thread. Einfach in Google eingeben:
nmh emittent verdient spread gebrauchtwagen
oder auch
nmh drittel spread
Kurze Antwort: der Emittent verdient sowohl am Spread als auch am intrinsischen Wert des Zertifikates.
Thema Mastercard: Wenn Du mit einem erneuten Absturz an der Börse rechnest (kein dummer Gedanke), dann darfst Du nicht jetzt Discount-Zertifikate kaufen. Denn wenn der Kurs des Basiswertes (Mastercard-Aktie) nach unten geht, dann wird auch das Discount-Zertifikat billiger. Abgesehen davon halte ich Deine Idee, mit einem Deep-Discounter (Cap 220 EUR ist weit unter dem Aktienkurs) darauf zu setzen, dass es zumindest nicht stark nach oben geht, für sehr sympathisch. Nur eben bekommst Du auch dieses Zertifikat noch billiger, falls Mastercard abstürzen sollte (was ich nicht hoffe und nicht vermute).
Hilft Dir das?
Herzliche Grüße aus München
der Nachbar von nmh