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Discount-Zertifikate: Alleskönner für schlaue Anleger

nmh
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9.960 Beiträge

Liebe Börsenfreunde!

 

@Karatevater  und @Chrissel und vor längerer Zeit @haxo, aber auch einige andere bitten um Erläuterungen, wie man Discount-Zertifikate richtig auswählt, um beispielsweise vergünstigt in Aktien einzusteigen. Da die Erklärungen von allgemeinem Interesse sind, hier ein neuer Thread dazu.

 

Lasst mich vorausschicken, dass ich seit dem Jahr 1999 Discount-Zertifikate handle und schon knapp 1600 unterschiedliche davon gekauft habe. Alleine am heutigen Tag wurden mal wieder 25 solche Zertifikate in meinem Depot fällig. Ich weiß also genau, wovon ich spreche, habe sehr gute Erfahrungen mit Discount-Zertifikaten gemacht, und das Handling ist wesentlich einfacher als bei Bonus-Papieren. Wer sich für Bonuszertifikate interessiert, klickt bitte hier. Dort habe ich ausführliche Tips dazu gegeben.

 

Discount-Zertifikate sind wahre Alleskönner. Man kann sie einsetzen, um kostengünstig in Aktien einzusteigen. Wählt man eine niedrige Obergrenze (sogenannte Deep-Discount-Zertifikate), so eignen sich die Papiere als Festgeld-Ersatz. Man bekommt dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine vernünftige Rendite. Mehr dazu lest Ihr weiter unten.

 

Was ist ein Discount-Zertifikat? Für alle, die es noch nicht kennen, hier eine ganz kurze Erklärung der Funktionsweise. Ein Discount-Zertifikat ist ein eigenes Wertpapier mit einer WKN und einigen "Ausstattungsmerkmalen". Jedes Discount-Zertifikat hat folgende Merkmale, durch die es sich von anderen Zertifikaten unterscheidet:

- Basiswert (Underlying, z.B. eine Aktie oder der DAX)

- Obergrenze (Cap): Ihr profitiert von Gewinnen im Basiswert bis zu dieser Grenze

- Laufzeit (Datum der Fälligkeit)

- Emittent (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat)

- Ausübungsart (nur Barausgleich, oder ggf. auch physische Lieferung des Basiswertes)

- Bezugsverhältnis ("BZV", meistens 1:1 für Aktien und 100:1 für DAX)

 

Wenn Ihr kauft, gilt folgende Regel: Das Discount-Zertifikat wird am Fälligkeitstag zu einem Wert eingelöst, der dem Wert des Basiswertes an diesem Tag entspricht, jedoch maximal die Obergrenze. Dafür, dass Ihr die Obergrenze in Kauf nehmt, erhaltet Ihr das Discount-Zertifikat etwas billiger als der Basiswert. Diesen Unterschied nennt man "Discount", daher der Name.

 

Eine anderer, seltener Name lautet "BLOC-Zertifikat", das steht für "Buy Low Or Cash".

 

Zwei aktuelle Beispiele:

 

1.  DAX-Discount-Zertifikat

WKN: PZ3V10

Underlying: DAX (WKN 846900)

Laufzeit: 21.05.2020

Obergrenze: 12000 Punkte im DAX

Bezugsverhältnis: 100:1

Emittent: BNP Paribas

Ausübung: nur Barausgleich

aktueller Preis des Zertifikates: EUR 118,76

 

Dieses Zertifikat wird am 21.05.2020 eingelöst. Ihr bekommt an diesem Tag den Stand des DAX geteilt durch 100 (= Bezugsverhältnis), maximal jedoch 120 Euro. Falls also der DAX am 21.05.2020 bei 11.000 Punkte steht, wird das Zertifikat zu 110 Euro eingelöst, und Ihr macht einen Verlust von 8,76 Euro. Steht der DAX jedoch bei 12.000 oder höher, gibt es die maximale Auszahlung von 120 Euro, was einer Rendite von 2,65% p.a. entspricht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch, und die Rendite ist viel besser als bei FestgeldAnmerkung Januar 2022: Das Zertifikat wurde im Mai 2020 wegen Corona "nur" zu 104,09 Euro eingelöst. Der DAX stand damals bei 10409 Punkten.    

 

2. Aktien-Discount-Zertifikat

WKN: CL152U

Underlying: Deutsche Pfandbriefbank ("PBB", WKN 801900), Kurs: 14,57 EUR

Laufzeit: 26.06.2020

Obergrenze: 15 Euro

Bezugsverhältnis: 1:1

Emittent: Commerzbank

Ausübung: physische Lieferung oder Barausgleich

aktueller Preis des Zertifikates: EUR 13,70

Anmerkung Januar 2022: Wegen Corona hat auch das nicht richtig geklappt. Das Zertifikat wurde im Juni 2020 in PBB-Aktien umgetauscht, die im Corona-Crash auf damals ca. 7 Euro gefallen waren. Heute steht die PBB-Aktie bei knapp 11 Euro. Kein Beinbruch!

 

Das ist ein Zertifikat, das ich vor wenigen Tagen gekauft habe. Dieses Zertifikat wird am 26.06.2020 eingelöst. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Falls die PBB-Aktie an diesem Tag höher als 15 Euro steht, gibt es "nur" die Barauszahlung von 15 Euro. Ihr habt dann einen Gewinn von 1,30 EUR gemacht, das entspricht einer Rendite von 19,2% p.a. Stark! Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es so kommt, ist hoch, denn die PBB-Aktie notiert bereits bei 14,57 Euro. Anmerkung Januar 2022: Nein, leider kam im Februar 2020 Corona. Siehe oben.

 

Falls die Aktie nicht so weit steigt und bei Fälligkeit noch unter 15 Euro notiert, wird das Zertifikat gebührenfrei im Verhältnis 1:1 in die Aktie umgetauscht. Dann bin ich billiger in die Aktie eingestiegen, weil das Zertifikat aktuell fast 1 Euro weniger kostet als die PBB-Aktie. Anmerkung Januar 2022: Und genau das ist passiert.

 

Mir geht es in diesem Fall eher um die Maximalrendite als um die Aktienlieferung, denn ich besitze bereits PBB-Aktien. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Zertifikat mit eher etwas niedrigem Cap entschieden. Und das führt gleich zum nächsten Punkt:

 

Wie wähle ich mein Discountzertifikat aus?

 

Die Auswahl von Discountzertifikaten ist eigentlich ganz einfach. Ich habe auch hier schon einiges dazu geschrieben (bitte nachlesen). Bitte beachtet die neun Punkte der Checkliste im verlinkten Beitrag genau!

 

Zunächst: Die beiden Zertifikate CA42MG und CA42MH, die  @Karatevater genannt hat, scheinen beide "ausverkauft" zu sein. Jedenfalls gibt es heute (Silvester) keine Briefkurse. Daher fällt es mir schwer, ihre Attraktivität zu beurteilen.

 

Ich gehe davon aus, dass @Karatevater  in die BASF-Aktie einsteigen will, ohne die normale Provision zu bezahlen. Leider eignen sich die beiden genannten Zertifikate dazu nicht, weil ihr Cap zu niedrig ist. CA42MG hat einen Cap bei 67 Euro und CA42MH hat einen Cap bei 69 Euro. Die BASF-Aktie kostet aber jetzt bereits 67 Euro (Stand 30.12.2019). Bei den beiden Zertifikaten ist also die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass man bei Laufzeitende keine BASF-Aktien bekommt, sondern "nur" eine Barabfindung von 67 oder 69 Euro.

 

@Karatevater  fühlt sich "erschlagen" von der Vielzahl der Zertifikate. Ich habe in meiner Datenbank viele Millionen Zertifikate, aktuell sind knapp 190.000 Discount-Zertifikate aktiv handelbar. Aber das sollte Euch nicht beunruhigen. Wer Discounter nutzen will, um günstig (= reduzierte Provision oder gebührenfrei, und evtl. mit einem kleinen Kurs-Discount) in eine Aktie einzusteigen, der geht einfach so vor wie in meinem oben verlinkten Beitrag empfohlen. Dort steht auch, wie man die Filter anwendet. Bitte nachlesen!

 

Wichtig: Um zu prüfen, ob physisch geliefert oder nur in Bar abgegolten wird, verlasst Ihr Euch bitte nicht auf die Angaben auf Fremdwebsites wie z.B. ariva.de, sondern Ihr prüft dies bitte ausschließlich auf der Website der Emittenten, denn nur dort ist es juristisch verbindlich und korrekt. Meiner Erfahrung nach sind die Angaben auf Fremdwebsites nicht immer richtig.

 

Die besten Discount-Zertifikate gibt es von der Commerzbank und von BNP. Beide sind bei comdirect für die vergünstigte Provision von 3,90 Euro handelbar. Die Websites haben folgende Adressen:

 

https://www.zertifikate.commerzbank.de/

https://www.derivate.bnpparibas.com/startseite

 

Anmerkung Januar 2022: Commerzbank bietet keine Zertifikate mehr an. Das Geschäft hat am 30.03.2020 die Societe Generale übernommen. An der Qualität hat sich aber nichts geändert. Ich empfehle die SocGen ausdrücklich. Das ist die Website:

https://www.sg-zertifikate.de/

 

Anmerkung Januar 2022: Auch die Zertifikate der Citigroup oder von Morgan Stanley sind empfehlenswert, aber hier muss man genau darauf achten, ob es nur Barauszahlung oder auch physische Ausübung gibt.

 

Nun also konkret zur BASF-Aktie. Wir gehen folgendermaßen vor:

 

Bitte nutzt die Discount-Zertfikate-Suche im comdirect-Informer. Dort bitte als Zertifikate-Typ "Discount" wählen, und als Basiswert die WKN BASF11. Bitte aktiviert außerdem das Kästchen "3,90 Euro Aktion", damit Ihr in den Genuss einer vergünstigten Provision kommt. Bedeutsam sind dann vor allem zwei Parameter: Einmal die Obergrenze (Cap Basiswert) und dann die Laufzeit.

 

Als Laufzeit stelle ich immer ein "6 Monate bis endlos". Warum? Erfahrungssache. In diesem Bereich (6 bis 12 Monate) ist der Discount am attraktivsten. Man kann das auch mathematisch begründen, aber das führt hier zu weit.

 

Als Cap (Obergrenze) wählt Ihr einen Kurs, der etwas höher liegt als Euer Kursziel für den gewählten Zeitraum. Hier müsst Ihr also realistisch abschätzen, wo der BASF-Kurs in einem halben Jahr steht. Ich persönlich halte es für realistisch, dass BASF im Juni 2020 bei etwas weniger als 80 Euro steht. Also wähle ich eine Obergrenze (Cap) von Null bis 80 Euro.

 

Als Ergebnis werden mir jetzt noch etwas mehr als 200 Zertifikate angezeigt. Die lasse ich mir auflisten. Bitte nicht nach der Seitwärtsrendite sortieren (die ist nicht wichtig), sondern nach der Maximalrendite p.a.

 

Eines der obersten Papiere in der Liste hat die WKN CL1NV6 und die höchste Maximalrendite, nämlich über 30% p.a. Das würde ich zum Kauf empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht "nur" mit der Maximalrendite von 30% in Bar abgefunden wird, sondern tatsächlich BASF-Aktien erhält, ist sehr hoch. Und in diesem Fall hat man nicht nur die normale Provision für den Kauf reduziert (3,90 Euro statt 10 Euro, und an manchen Tagen sind Discount-Zertifikate sogar gebührenfrei erhältlich), sondern man erhält sogar noch einen feinen Discount von 4,9 Prozent.

 

Noch kurz zum Thema Deep-Discount-Zertifikate und Festgeld-Ersatz: Dazu eignen sich beispielsweise folgende Discount-Zertifikate auf den DAX:

 

WKN PP9KTL (Cap 11.000, Laufzeit 24.12.2020), Rendite: 1,9% p.a.

WKN PZ3V10 (Cap 12.000, Laufzeit 21.05.2020), Rendite: 2,7% p.a.

WKN CU3RXB (Cap 12.000, Laufzeit 24.07.2020), Rendite: 3,0% p.a.

WKN CJ7MU5 (Cap 13.000, Laufzeit 26.06.2020), Rendite 6,4% p.a.

 

Anmerkung Januar 2022: Auch das war wider Erwarten ein Teufelsritt. Wegen Corona stand der DAX im Mai 2020 bei gut 10500 Punkten und im Juli 2020 bei etwa 13000 Punkten.

 

Ihr sehr also: je höher die Obergrenze, desto höher auch die maximal mögliche Rendite, desto höher aber auch das Risiko. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 11.000 bleibt ist viel höher als die Wahrscheinlichkeit, dass er über 13.000 klettert. Anmerkung Januar 2022: Denkste! Siehe Corona im Februar 2020.

 

Und bei der Gelegenheit kann man noch mit einigen Gerüchten aufräumen.

 

1. Bei Zertifikaten spekuliert Ihr nicht gegen den Emittenten!

 

Der Emittent gewinnt nicht, wenn Ihr verliert, und er verliert nicht, wenn Ihr gewinnt. Stattdessen sichert sich der Emittent an der Terminbörse Eurex ab, sobald Ihr Zertifikate kauft. Dort bildet er eine Gegenposition ab, die genau dem Zertifikat entspricht. Wenn Ihr beispielsweise ein Discount-Zertifikat kauf, dann sichert sich der Emittent ab, indem er die Aktie kauft und gleichzeitig an der Eurex einen Call auf die Aktie verkauft. Denn hinter einem Discount-Zertifikat steckt nichts anderes als ein gedeckter Short Call, so nennt man das. Die Prämie, die man für den Call erhält, entspricht dem Discount. Und falls das Papier so stark steigt, dass der Basispreis des Calls überschritten wird, müsst Ihr die Aktie abgeben. Auf diese Weise wird die Obergrenze realisiert.

 

Der Emittent verdient ausschließlich am Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis der Zertifikate) und daran, dass er die Einzelkomponenten des Zertifikates am Großmarkt (Eurex) etwas billiger bekommt als es dem Preis des Zertifikates entspricht.

 

Der Emittent hat sogar ein Interesse daran, daß Ihr mit Zertifikaten Gewinne macht. Denn nur zufriedene Anleger kaufen auch in Zukunft Zertifikate.

 

2. Ihr könnt Zertifikate jederzeit verkaufen.

 

Man kann zwar manche Zertifikate nicht mehr kaufen (siehe oben, sie sind "ausverkauft"), aber man kann sie immer an den Emittenten zurückverkaufen. Die Emittenten (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat) stellen während der Laufzeit der Zertifikate stets faire Geld- und Brief-Kurse -- und zwar im außerbörslichen Handel ("Livetrading") und auch an der Börse Stuttgart oder Frankfurt. Einerseits sind sie dazu verpflichtet (Emissionsprospekt). Andererseits würde es sich schnell rumsprechen, wenn ein Emittent keine fairen (!) Verkaufspreise ("Geldkurse") mehr stellt, und er könnte sein Zertifikategeschäft zusperren. Während der Laufzeit kann man also alle Zertifikate jederzeit verkaufen. Am Ende der Laufzeit werden Zertifikate vollautomatisch (bei comdirect gebührenfrei) eingelöst.

 

Mit anderen Worten: Der Handel an der Börse wird nicht dauerhaft "eingestellt". Es kommt zwar gelegentlich (selten) vor, dass man höchstens einige Stunden/Tage lang bestimmte Zertifikate nicht handeln kann; dafür gibt es unterschiedliche Gründe (die mit der jeweiligen Aktie zu tun haben). Aber eben nicht dauerhaft.

 

Aus juristischer Sicht habt Ihr übrigens als Inhaber eines Zertifikates einen Anspruch gegen den Emittenten, dass er Euch das Zertifikat zu einem fairen Preis abkauft -- ggf. mit einer Kündigungsfrist. Genaueres regelt der jeweilige Emissionsprospekt, der rechtlich verbindlich ist.

 

Risiko: Wenn der Emittent pleite geht (Lehman Brothers anno 2008), ist das im Zertifikat investierte Geld weg. Entscheidet selbst, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine große (!) Bank pleite geht, und was in so einem Fall an der Börse los wäre. Dann wäre Euer Zertifikat das geringste Problem. Trotzdem sollte man wegen dieses Risikos nicht sein ganzes Geld in Zertifikate investieren.

 

Und der Vollständigkeit halber: Wer Discount-Zertifikate kauft, verzichtet auf die Dividende, die die jeweilige Aktie während der Laufzeit der Zertifikate bezahlt. Diese Dividende ist jedoch bereits im Preis des Discounters eingerechnet, sie dient also dazu, das Zertifikat noch billiger zu machen. Mit anderen Worten: statt Dividende bekommt Ihr einen höheren Discount.

 

Die gelieferten Aktien sind aber "normale" Aktien mit vollem Dividendenanspruch. Ihr verzichtet also nur während der Laufzeit des Zertifikates, nicht danach.

 

Hier noch paar kurze Nachträge, die mir gerade einfallen:

 

1.  Bei Aktien aus Frankreich, Italien und USA gibt es meistens keine physische Ausübung, sondern nur Barausgleich. Grund sind steuerliche Besonderheiten (Italien, Frankreich) und die Währungsumrechnung (USA).

2.  Wenn bei uns in Deutschland die Finanztransaktionssteuer kommt, wird es aus eben diesem Grund vermutlich auch keine physische Ausübung mehr geben. Schade.

3.  Die Fälligkeit der Discount-Zertifikate ist meistens konzentriert am 31.03., 30.06., 30.09. oder 31.12. Das hängt mit den großen Verfalltagen an der Eurex zusammen, an der sich die Emittenten - wie beschrieben - absichern. Zertifikate mit anderem Verfall als (ungefähr) diese Tage sind sehr selten. Weiter aber kein Problem.

4.  Bei Discount-Zertifikaten auf ausländische (vor allem USA) Aktien gibt es eine Variante "Quanto" (steht für "quantity adjusted option" = abgesichert gegen Währungsschwankungen). Dieser Zusatz bedeutet also, dass sich das Zertifikat am Kurs der Originalaktie in Originalwährung (USD) orientiert, also nicht in Euro umgerechnet wird. Mit anderen Worten, "Quanto" bedeutet, es gibt weder die Chance auf Währungsgewinne noch das Risiko von Währungsverlusten. Wer mit einem schwachen US-Dollar rechnet, sollte also Quanto-Zertifikate kaufen.

5.  Aufpassen bei der Obergrenze auf US-Aktien: Manchmal sind die in USD angegeben, manchmal in EUR. Achtung: Ich habe auch schon beobachtet, dass Fremdwebsites den Cap ohne Währungsangabe zeigen, oder fälschlicherweise sogar einen USD-Cap mit der Währung "Euro". Also immer die Original-Websites der Emittenten prüfen!!!

 

Für alle Anleger in Discount-Zertifikaten gilt: Bitte während der Laufzeit regelmäßig (z.B. jedes Wochenende) die restliche Maximalrendite prüfen. Falls die (ja nach Basiswert) kleiner als z.B. 4% p.a. geworden ist, hat das Discount-Papier sein Maximum bereits frühzeitig (vor Laufzeitende) erreicht. Dann bitte sofort verkaufen und ggf. in ein neues Discount-Papier umschichten (das nennt man "Rollen"). Ich benutze zu diesem Zweck Spezialsoftware, da ich eine hohe Anzahl Discount-Zertifikate (derzeit genau 91 verschiedene) halte.

 

Ich hoffe, damit einige drängende Fragen zu Discount-Zertifikaten beantwortet zu haben. Als großer Fan dieser Papiere würde ich mich freuen, Euch dafür erwärmt zu haben. Probiert es einfach mal aus -- viele Papiere sind günstig zu kaufen (Provision nur 3,90 Euro). Bitte beachtet: die günstige Provision gilt nur, falls Ihr für im Livetrading mindestens 1000 Euro kauft.

 

Anmerkung Januar 2022: Es bleibt trotz Corona-Crash bei meiner Empfehlung: Discountzertifikat sind und bleiben ein wunderbares Werkzeug für intelligente Anlegerinnen und Anleger.

 

Viele Grüße und einen guten Jahreswechsel aus München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
494 ANTWORTEN

dg2210
Legende
6.255 Beiträge

@Irina Spalko  schrieb:

 

1. Mit einer ähnlichen Argumentation könnte man auch auf die Suche nach Optionsscheinen gehen, die ein Delta von 0,5 aufweisen, um herauszufinden, was die Markterwartung (bzw. der Median) an den Kurs z.B. zum Verfallstag im Sep ist. Bei DDH5QD ist das Delta etwa bei -0,5. Der Basispreis ist 110€. Das dürfte dann also die Erwartung sein, oder?

Ja, das kann man so abschätzen, mit der Betonung auf "schätzen".

 

2. Da die Discount-Zertifikate Konstrukte aus Optionen und nicht Optionsscheinen sind, ergibt sich das Delta ja aus Angebot und Nachfrage an der Eurex. Ist es nicht so, dass bei den Optionsscheinen das Delta sich aus einem theoretischen Modell ergibt (Black-Scholes) ergibt oder gehen bei der Preisermittlung auch aktuelle Parameter aus den Terminmärkten mit ein?

 


Die Kombination aus (Aktie oder Anleihe) + Option ist die einfachste Möglichkeit, ein Discount-Zertifikat zu beschreiben; die Emittenten haben ganz andere (für sie billigere) Möglichkeiten. Die Preise ergeben sich aus dem Zusammenspiel von Aktien- und Terminmärkten. Im Kern wird an den Terminmärkten die Wahrscheinlichkeit gehandelt, daß ein Basiswert zu einem Datum einen bestimmten Preis über-oder unterschreitet.  Falls diese Wahrscheinlichkeit an unterschiedlichen Märkten unterschiedlich bepreist würde, dann kommen sofort Leute, die risikolose Arbitragegeschäfte machen und somit den Preisunterschied aufheben. 

 

 

Irina Spalko
Autor ★★
24 Beiträge

Danke für die Antwort!

Finanzgoblin
Autor ★
3 Beiträge

Hallo Leute,

ich bin mir nicht ganz sicher ob ich hier richtig bin:

 

Frage zu Discountzertifikaten:

 

Gegeben den Fall, dass ich ein Discountzertifikat für 90€ gekauft habe und der CAP bei 100€ liegt. Am Stichtag notiert der Basiswert bei 80€ und es erfolgt eine physische Lieferung des Basiswerts.

 

Gegeben den Fall, dass ich diesen Verlust realisieren möchte: Handelt es sich um ein Aktiengeschäft oder um ein Derivatgeschäft? Gekauft wurde ja ein Zertifikat, verkauft eine Aktie.

 

In welchen Verlusttopf fließt das?

 

Gehe ich richtig in der Annahme, dass ein Verkauf eines Discountzertifikats während der Laufzeit (natürlich zu den derivativen Geschäften zählt), während, nach Lieferung des Basiswerts, der gesamte Kauf & Realisation des Verlusts als Aktiengeschäft zählt?

 

Dies wäre ja für die neue steuerliche Behandlung ab 2021 von gar nicht so geringer Bedeutung

 

 

ChiRho
Experte ★
164 Beiträge

@hmg  schrieb:

@digitus  schrieb:

@hmg  schrieb:

Entweder 20% Rendite in nur 4 Monaten, oder Wirecard-Aktien für gut 33 Euro (schwer vorstellbar...), beides nicht verkehrt.


Das klingt ja tatsächlich fast zu schön um wahr zu sein.

 

Wo genau ist der Haken?

Wo das Risiko? Abgesehen davon dass HSBC Trinkaus & Burkhardt in den nächsten Monaten pleite gehen?


Bei den Wirecard-Zertifikaten ist derzeit viel Unsicherheit eingepreist. Ein kleines Restrisiko eines Totalabsturzes besteht...

Hier ist er nun, "der Haken".

Es gibt eben nichts geschenkt an der Börse...

Towo
Experte ★★
315 Beiträge

@nmh  schrieb:

Merke: Jedes Discount-Zertifikat ist weniger riskant als die zugrundeliegende Aktie - rein mathematisch!

 

Ich überlege gerade ob das richtig ist.

 

Beispiel: Ich habe zwei Aktien, Aktie A und Aktie B. Beide stehen bei 100 Euro. Ich investiere für ein Jahr.

Nach einem Jahr hat Aktie A 40% Plus gemacht und Aktie B 40% minus. Ich habe also immer noch 200 Euro, also weder Verlust noch Gewinn gemacht.

 

Kaufe ich statt dessen zwei Discountzertifikate mit jeweils 5% Discount und einem Cap von 110 Euro mit Laufzeit für ein Jahr dann rentiert Discountzertifikat A mit 110 Euro plus 5 Euro Discount, also zusammen 115 Euro.

Discountzertifikat B steht bei 60 Euro plus 5 Euro Discount, also zusammen 65 Euro.

 

115 Euro plus 65 Euro sind 180 Euro. Ich habe also 10% Verlust gemacht obwohl ich mit einem Direktinvestment plus minus null herausgekommen wäre.

 

 

FakeAccount
Mentor
770 Beiträge

@Towo :

 

Da @nmh  sich unter einem Berg von Taschenrechnern begraben hat, um Deine Frage nachzurechnen, und außerdem noch unter dem Einfluss eines Glases Rotweines steht, antworte ausnahmsweise ich stellvertretend für ihn.

 

Danke für die kritische Nachfrage!

 

Du vermischt Rendite und Risiko. Risiko bezieht sich auf den möglichen Verlust im Verlustfall. Außerdem darfst Du die beiden Geschäfte nicht saldieren.

 

Die Grundidee: In allen Szenarien, in denen man mit der Aktie oder dem Zertifikat Verlust macht, wird dieser Verlust im Zertifikat geringer ausfallen als bei der Aktie. Leute, die Angst vor Verlusten haben, sollten also statt der Aktie zum Zertifikat greifen.

 

Aktie A: Gewinn 40 Euro

Discounter A: Gewinn 15 Euro => Du hast Gewinn (also kein Risiko!), aber durch den Cap begrenzt. Hier war einfach der Cap zu niedrig. Nebenbemerkung: Wer mit 40% Kursgewinn in einem Jahr rechnet, wählt keinen Cap von 10%.

 

Aktie B: Verlust 40 Euro (= 40% von 100 Euro Einsatz)

Discounter B: Verlust 35 Euro (= 37% von 95 Euro Einsatz)

Hier siehst Du deutlich, dass Du sowohl absolut als auch relativ mit dem Discounter weniger verlierst.

 

Im übrigen ist auch an der Börse ein Verlust von 40% wesentlich wahrscheinlicher als ein Gewinn von 40%.

 

FA

 

Towo
Experte ★★
315 Beiträge

@FakeAccount 

 

Danke für die schnelle Antwort. Das Beispiel mit den 40% war nur ein Beispiel, ich würde bei erwarteten 40% kein Discounter kaufen (es können aber auch unerwartete 40% eintreffen, z.B. bei Übernahmen).

 

Ich finde schon, dass man die beiden Trades zusammenlegen muss. Wer kauft denn nur einen Wert?

 

Wer statt in 30 Einzelwerte in 30 Discounter investiert kann mehr Verlust machen als der Einzelwertinvestor. Er muss halt die entgangenen Gewinne (über Cap) durch die Discounts ausgleichen. Wie wahrscheinlich ist es, dass er das schafft?

 

Kennst du Statistiken über Discounter-Daueranlagen? Das wäre mal interessant. Was würde passieren wenn man einen DAX-Discounter über Jahre rollt?

 

VG Towo

 

 

Towo
Experte ★★
315 Beiträge

@FakeAccount  schrieb:

 

Im übrigen ist auch an der Börse ein Verlust von 40% wesentlich wahrscheinlicher als ein Gewinn von 40%.

 

FA

 


Das würde ich auch nicht denken. Prozentrechnung ist doch eigenlich nur Multiplikation und Division (und nicht wie manche denken Addition und Subtraktion).

+40% ist das gleiche wie mal 1,4. Schwanken nun die Kurse um ihren Mittelwet so brauch man den Kehrwert von 1,4 um wieder auf normal zu kommen. Das wäre 1/1,4 = 0,714 = -28,6%

Es sollte also (in etwa) gleich wahrscheinlich sein 40% Plus zu machen wie 28,6% Minus.

 

VG Towo (hier ist es ganz schön warm und ich trinke kaltes Bier Smiley (überglücklich))

NW Finance
Autor ★
8 Beiträge

Ich bitte um Entschuldigung dass ich mich hier anhänge ich habe aber eine Frage zu Discount Zertifikaten im Allgemeinen. Ich habe mir vor 3 Monaten Discounter auf Covestro gekauft , die jetzt am 19.6.2020 ausgelaufen sind der Cap war bei 58 wurde nicht erreicht. Ich müsste doch jetzt die Aktien von Covestro erhalten aber seit Freitag habe ich de facto nicht mehr existente Discount Zertifikate in meinem Depot. Meine Frage ist jetzt wie lange kann sowas dauern bis man die Aktien erhält ? Oder muss ich da noch was machen zum Beispiel auf den Verkaufsknopf drücken ?

Das war das erste mal dass ich Discount Zertifikate gekauft hatte mit dem Gedanken in Covestro reinzukommen.

Liebe Grüße

NW Finance

FakeAccount

@NW Finance :

 

Da @nmh  bekanntlich seinen Beiträgezähler schonen möchte, antworte ausnahmsweise ich für ihn in Vertretung.

 

Keine Sorge. Zwischen dem "Bewertungstag" (19.6.2020) und dem Fälligkeitstag liegen einige Tage, in der Regel eine Kalenderwoche. Falls das Zertifikat von der Commerzbank (jetzt Societe Generale) war, ist der Fälligkeitstag am 26.6.2020. Am Freitag hast Du die Umtauschanzeige (Einbuchung der Aktien) in Deiner Postbox. Das geht automatisch, Du musst (und kannst) nicht selbst tätig werden.

 

Der genaue Fälligkeitstag steht auch auf der Website der Emittenten (siehe Beiträge von nmh).

 

Viele Grüsse aus einem sonnigen Müchen!